Nüchtern >350 kann ich mir bei mir kaum vorstellen. Dem müsste dann schon eine "Sünde" vorangegangen sein und man könnte dann nicht mehr von nüchtern sprechen.
In diesem Fall war Wert zwischen 22 Uhr und 2 Uhr nachts von 200 auf etwa 350 angestiegen und hatte sich dann bis zum Morgen auf diesem Niveau stabilisiert so angestiegen und hatte sich danach auf diesem Niveau stabilisiert, obwohl ich noch versucht hatte, es gegen 22 Uhr mit 5IE zu korrigieren. Die letzte Mahlzeit habe ich nicht genau protokolliert. Sie dürfte aber gegen 20 Uhr gewesen sein. Solche Anstiege spät nach einer Mahlzeit beobachte ich seit einigen Wochen.
Grundsätzlich spritze ich auch nie für einen Nüchternwert etwas nach sondern immer nur für das, was ich zu essen/trinken geplant habe.
Dass sich meine Abweichungen nach oben und unten immer von selbst nachregulieren, kann ich mit meinen Verläufen belegen. So habe ich sogar schon erlebt, dass ich auch nicht immer zwingend mit KEs korrigieren muss um wieder in geregelte Bahnen zu kommen.
Wissen kann man so etwas aber nur, wenn man es auch ausprobiert.
Hier unterscheiden sich eben die Strategien zwischen Typ 2 und Typ 1 deutlich.
Einem klassischen Typ 1er würde ich aber nicht zu einem Versuch raten. 
Ich habe ja in diesem Fall den hohen Ausgangswert nicht gezielt herbeigeführt, um den "Versuch" machen zu können, sondern einfach den unerwartet hohen Wert als Gelegenheit genutzt, um neue Erkenntnisse zu sammeln.
Aber es zählt durchaus zu den Standardprozeduren, so etwas auch gezielt herbeizuführen, um die Korrekturregeln zu überprüfen.
Dann geht einem solchen Experiment immer ein Test der Basalrate voraus. Erst wenn bei dem Test herauskommt, dass die Basalrate zur gleichen Uhrzeit den BZ annähernd konstant hält, hebt man gezielt den BZ mit Traubenzucker oder Cola an, wartet etwa 90 bis 120 Minuten ab, bis sich die BZ-Werte wieder stabilisieren, und korrigiert danach mit Insulin.
Auf diese Weise bekommt man (bei Typ 1!) heraus
a) ob die Basalrate richtig ist
b) um wie viel eine BE (12g KH) oder eine KHE (10g KH) den BZ hebt
c) um wie viel eine IE den BZ senkt.
Auch Jörg empfiehlt auf seinen Infoseiten ein ähnliches Prozedere, allerdings mit nur 10 oder 12g KH und nur einer IE.
Bei so kleinen Mengen sind die Auswirkungen auf den BZ so klein, dass man sie mit Teststreifen kaum nachweisen kann.
In meinem Fall würde eine BE den BZ um ca. 35 steigern und eine IE den BZ um 21 senken.
Wenn ich mit einem Messfehler des BZ-Gerätes von 5% kalkuliere (was bereits genauer ist, als die gesetzlichen Vorgaben, aber von guten Geräten durchaus realistisch erreicht wird), käme ich bei einem Verlauf von einem Startwert von 100 über 135 nach 90-120 Minuten und 114 zum Schluss.
Wegen des Messfehlers würden daraus:
100±5 zu Beginn
135±7 nach 90-120 Minuten
114±6 zum Schluss.
Bei Differenzbildung addieren sich die absoluten Fehler und man käme auf die Regeln
Eine BE hebt den BZ um 35±12
Eine IE senkt den BZ um 21±13
Die Messfehler sind dabei noch als einfache Standardabweichungen angegeben, d.h. in den angegebenen Bereichen liegt der Wert nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 68,3%. Für einen 95%-Bereich müssten diese Abweichungen noch mit 1,92 mulitipliziert werden und man erhielte die Regeln
Eine BE hebt den BZ mit 95%iger Wahrscheinlichkeit um irgendwas zwischen 12 und 58
Eine IE macht irgendwas mit dem BZ, das zwischen einer Steigerung um 4 und einer Senkung um 45 mg/dL liegt.
Und bei dieser Fehlerrechnung ist noch nicht mal berücksichtigt, dass auch bei zuvor optimaler Basalrate der BZ ohne das Experiment nicht absolut konstant geblieben wäre.
Der Erkenntnisgewinn aus einem solchen Experiment ist also offenbar verschwindend gering. Das ändert sich erst, wenn man mit höherer Dosis arbeitet.
Wir haben so etwas in Bad Oeynhausen mit 3BE (36g KH) gemacht und mit Laborgenauigkeit bei den BZ-Werten.
Im Hausgebrauch hätte ich keine Bedenken, so etwas mit einem halben Liter Cola (52g KH) zu machen, Teupe schlägt sogar 0,6 bis 0,9 Liter vor.
Die oben dokumentierte Erfahrung zeigt aber eindeutig, dass man Geduld braucht und den BZ-Verlauf länger als 2-3 Stunden nach der Injektion verfolgen muss.
Jörg würde jetzt wahrscheinlich sagen, dass das einfach daran liegt, dass 10 IE länger wirken als 1 IE, aber das ist bei Insulinanalog nicht wirklich belegt und eher zweifelhaft.
Insgesamt rechtfertigt aber der Erkenntnisgewinn von einem solchen Experiment (bei ausreichender Dosis!) aus meiner Sicht die Überschreitung der Zielwerte für ein paar Stunden.