Autor Thema: Kohlehydrate versus Blutzucker  (Gelesen 18004 mal)

Offline Gyuri

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Re: Kohlehydrate versus Blutzucker
« Antwort #50 am: März 14, 2021, 13:58 »
(…)
Da das Libre nicht als Therapiemeßgerät zugelassen ist, (…)
Das habe ich schon öfter mal gehört/gelesen.

Was da rechtlich so läuft, weiß ich nicht, ist mir aber auch fast egal. :coolman:
Ich frage mich nur, was das für mich bedeuten soll.
Messe ich nicht zu Therapiezwecken, wenn ich "nur" meine FSL2-Sensoren verschrieben bekomme?
Die Messgeräte und auch die Software bekam ich ja nie verschrieben, sondern nur von Abbott überreicht.
Meine Diabetologin ist meine dritte Diabetesanlaufstelle in Folge und arbeitet wie schon die zuvor NUR mit FSL-Daten (und "einwenig" mit Labordaten) um meinen Medikamentenplan zwecks Therapie zu verschreiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das nicht dürfte.  :gruebeln:
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Archimedes

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Re: Kohlehydrate versus Blutzucker
« Antwort #51 am: März 14, 2021, 15:00 »
Das das Libre nicht als Therapiemeßgerät zugelassen sein soll finde ich merkwürdig. Das wäre genau die Steilvorlage, die die Kassen brauchen, um die Kostenübernahme abzulehnen.

Ich würde mich niemals auf ein Gerät verlassen. Sobald mir etwas seltsam vorkommt, wird ein 2. Wert auf einem anderen Weg ermittelt.

Ich habe zu Anfang hier mal geschrieben, dass ich Probleme mit kognitiven Einschränkungen habe als Folge einer Hirn-OP.

Ich bin erst einmal heilfroh, dass ich offensichtlich auf mein altes Wissen zugreifen kann und das vor allem auch nutzen kann. Auch wenn das manchmal nicht den Anschein macht. Das liegt dann aber eher an meiner Problematik, mich nicht konstruktiv und präzise ausdrücken zu können.

Meine Ziele habe ich mir gesetzt. Das ist eine ICT mit einem möglichst großen Annäherung an die Normbereiche und ich denke, dass ist definitiv nicht unrealistisch in meiner Situation.

Die Involvierung eines neuen Diabetologen ist ein wichtiger Schritt. Ich denke nicht, dass ich meine Ziele mit meiner Hausärztin erreichen kann, schon alleine weil die Kassen vermutlich auf die Involvierung des Fachmanns pochen. Ich hasse es mittlerweile unendlich mir einen neuen Arzt suchen zu müssen, weil die gar nicht die Zeit haben, sich mit meiner Kummunikationsproblematik auseinander zu setzen. Da wird man ganz schnell in eine falsche Kiste gesteckt und zügigst abgefertigt.

Das nächste Ziel ist eine gute Dokumentation der Situation mit entsprechender Software. Auch das ist wieder eine riesige Hürde aufgrund meiner Brainerrors. Aber egal, ich schaffe das.

Ich werde darum kämpfen den FSL genehmigt zu bekommen. Wenn alle Stricke reißen muß ich das selbst finanzieren, sehe ich aber nicht wirklich ein, wozu bin ich in einer Krankenkasse.

Ich muß euch nochmals für eure konstruktiven Beiträge danken. Es ist sehr hilfreich für mich. Und machmal ist es auch einfach toll, wenn man mal total unkonstruktiv Dampf ablassen kann.

Offline Gyuri

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Re: Kohlehydrate versus Blutzucker
« Antwort #52 am: März 14, 2021, 16:15 »
(…)
Meine Ziele habe ich mir gesetzt. Das ist eine ICT mit einem möglichst großen Annäherung an die Normbereiche und ich denke, dass ist definitiv nicht unrealistisch in meiner Situation.
(…)
Da sind wir uns sicherlich alle(?) einig. :ja:
Uneinig sind wir uns z.T. hier aber, ob diese Ziele mit der FSL-Technik erreicht werden kann.
Argumente dagegen werden in Abweichungen beim Vergleich von ermittelten Glukosewerten gesehen.
Hier will ich nicht mehr diskutieren und nur anführen, dass es mir auf die Vergleichbarkeit relativer Messungen im einzig verwendeten Messmittel ankommt und weniger auf absolute Werte, die sowieso aufgrund verschiedener Messverfahren nicht direkt vergleichbar sind.

Und eine große Kleinigkeit wäre mir auch wichtig. Wie du würde ich auch "Normbereiche" anstreben und nicht wie über Jahre gemacht auf EINEN Normwert ohne Anerkennung gewisser Toleranzen.
In der LibreView-Auswertung wird extra auf diese Toleranzbereiche eingegangen und Abweichungen in fünf Bereiche verschiedener Ausmaße klassifiziert.
Das mag sich locker leicht, aber undurchführbar anhören, besonders von jenen, die aufgrund einer Einzelmessung "punktgenaue" Korrekturen in der Insulinzugabe durchführen. Dieses ständige Korrigieren wurde allgemein als die wichtigste ICT-Strategie betrachtet.
So etwas funktioniert natürlich nur mit absoluten Einzelmessungen.
Folgt man aber einem Tages-Verlauf im Zusammenhang mit Essen, Spritzen und Sport, wird man erst mal sehen wo man was in Zukunft besser machen kann. Wer sich dazu durchringen kann, nicht ständig an allen Schrauben gleichzeitig zu drehen, bekommt mit dem Tagesmuster einen durchschnittlichen Verlauf über einen einstellbaren Zeitraum. Wo anders schrieb ich schon, wie erfolgreich ich meine Profile GEZIELT verbessern konnte … ohne mir mit Punktlandungen auf Zielwerte das Leben schwer zu machen.

Ganz früher machte ich das tatsächlich mit Tagesprofilen aus 8 bis 9 Einzelmessungen zu bestimmten Ereignissen. Um Teststreifen (und zerstochene Finger :zwinker: ) zu sparen, führte ich je nach "Güte" der Einzelkuven nur zwei drei Messreihen je Woche durch. Das war zwar Fehler behaftet entsprach aber schon dem FSL-Prinzip … nur halt mit weniger Werten. FSL wertet 96 Werte täglich aus und zeichnet NEBENZU noch einzelne Scannes auf.

 :rotwerd: Oooops - Jetzt ist es doch wieder viel zu viel Text geworden.
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Archimedes

Offline Kladie

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Re: Kohlehydrate versus Blutzucker
« Antwort #53 am: März 14, 2021, 21:12 »
Noch einmal zur Klarstellung ein Auszug aus dem Benutzerhandbuch des Libre Meßgerätes:

Zitat:
Zitat
Anwendungsbereich
Das Lesegerät des FreeStyle Libre 2 Flash Glukose Messsystems („Lesegerät“) ist bei Verwendung mit einem Sensor des FreeStyle Libre 2 Flash Glukose Messsystems („Sensor“) zur Messung der Glukosekonzentration in der interstitiellen Flüssigkeit bei an Diabetes mellitus erkrankten Personen ab 4 Jahren einschließlich Schwangeren angezeigt. Lesegerät und Sensor sollen die Blutzuckerbestimmung bei der Selbstbehandlung von Diabetes, einschließlich der Dosierung von Insulin, ersetzen.

WARNUNG:
Ignorieren Sie keine Symptome, die möglicherweise Folge eines niedrigen oder hohen Blutzuckers sind. Wenn Ihre Symptome nicht mit dem gemessenen Sensor-Glukosewert übereinstimmen oder Sie den Verdacht haben, dass Ihr Messwert ungenau ist, überprüfen Sie die Messung, indem Sie mit einem Blutzucker-Messgerät einen Blutzuckertest an der Fingerbeere durchführen. Wenn Sie Symptome haben, die nicht mit Ihren Glukose-Messwerten übereinstimmen, wenden Sie sich bitte an Ihr medizinisches Fachpersonal.
Es ist also nur für eine Glukosebestimmung gedacht. Sollte eine Glukosekonzentration (nicht  BZ) festgestellt werden, der nicht erklärbar ist, so sollte eine Blutzuckermessung mit Teststreifen durchgeführt werden.

Insofern habe ich mich wohl nicht genau genug ausgedrückt


Für die zugehörige Software heisst es:
Zitat:
Zitat
Verwendungszweck:
Die FreeStyle Libre Blutzuckerdatenmanagement-Software ist für die Verwendung durch Patienten und medizinisches Fachpersonal vorgesehen und soll dabei helfen, Informationen wie Sensor-Glukosewerte, Blutzucker-Testergebnisse, Blutketon-Testergebnisse und andere Daten, die vom FreeStyle Libre bzw. FreeStyle Libre 2 Flash Glukose Messsystem hochgeladen wurden, zu überprüfen, zu analysieren und auszuwerten, zur Unterstützung eines wirkungsvollen Diabetestherapieprogramms.
Die FreeStyle Libre Blutzuckerdatenmanagement-Software ist nicht für die Diagnose von oder Testung auf Diabetes mellitus vorgesehen. Anwendern sollte bewusst sein, dass die FreeStyle Libre Blutzuckerdatenmanagement-Software lediglich ein Hilfsmittel zur Informationsverwaltung darstellt und daher die Unterstützung durch medizinisches Fachpersonal nicht ersetzt. Patienten sollten bei Fragen zur Diabetestherapie stets das medizinische Fachpersonal zu Rate ziehen.

Es unterstützt also nur ein Diabetestherapieprogramm. Hilfreich ist es trotzdem.

guest4390

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Re: Kohlehydrate versus Blutzucker
« Antwort #54 am: März 14, 2021, 22:37 »
Meine Texte werden auch immer lang.
Ich sehe das alles nicht so extrem wissenschaftlich. Ich freue mich, wenn ich ein HBA1 von 6,5 erreiche und noch mehr freue ich mich, wenn ich die 6,0 erreiche ohne größeres Hyporisiko. Ich bin kein 20 jähriger Typ 1 Patient der ganz andere Prämissen haben sollte.

Ich bin mir aktuell sicher, dass ich das nicht mit 4 Teststreifen am Tag erreiche, zumal es bei mir durchaus eine Phase am Tag gibt, wo ich auch ganz schön abrauschen kann mit dem BZ-Wert nach unten, ohne erkennbaren Grund. In dieser Zeit muß ich am Ball bleiben, zumal das auch die Zeit ist, wo ich gerne unterwegs bin, auch mit dem Auto. So eine Situation hatte ich diese Woche einmal.

Hinzu kommt, dass ich abends schauen muß, mit einem BZ unter 100 ins Bett zu gehen. Dieser Wert bleibt über Nacht stabil. Wenn ich das schaffe, sind die Peaks nach Cortison und nach dem Frühstück nicht so extrem und bauen sich auch zügig wieder in einen akzeptablen Rahmen ab.

Sobald ich mehr als 120 habe wird es richtig schwierig. Ergo messe ich vor dem zubett gehen und wenn ich drüber liegen sollte, gibts ein kleines insulinhaltiges Betthupferl. Mit dieser Methode bin ich in den letzten 4 Wochen gut klar gekommen und mußte auch schon seit einigen Tagen nicht mehr korrigieren weil es abends ohne Nachhilfe schon super gepasst hat.



Offline Gyuri

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Re: Kohlehydrate versus Blutzucker
« Antwort #55 am: März 14, 2021, 23:22 »
(…) Mit dieser Methode bin ich in den letzten 4 Wochen gut klar gekommen und mußte auch schon seit einigen Tagen nicht mehr korrigieren weil es abends ohne Nachhilfe schon super gepasst hat.
Und genau darauf kommt es auch bei mir an. Ziel ist es, ohne Korrekturen das zu erreichen, was man braucht. Dies klappt umso leichter, wenn man "gleichmäßig" lebt.
Wenn ich außertourlich etwas essen mag, spritze ich zwar auch anders, nenne das aber nicht Korrektur.
Beispiel:
Meine Frau wollte noch einen Nachtisch. Bei 254mg/dL ist das … schwierig :rotwerd: Besonders mit ihrem Schemenplan.
Weil die letzten beiden Fruchtjoghurt morgen ablaufen aß ich auch einen und spritzte für die 20 Gramm KH (mit Faktor 3) meine 6 IE. Das ist aber keine Korrektur, weil ich weiß, dass bei mir der Faktor 3 den ganzen Tag klappt. Nur zum Frühstück rechne ich mit Faktor 4 und bleibe (meist) in den von mir gesteckten bzw. den von LibreView bestimmten Grenzen.

Wenn der geschätzte Langzeitwert (6,7%) wirklich passt, wäre ich sogar noch mehr als nur zufrieden.
Ansonsten bin ich auch zufrieden, wenn meine Diabetologin zufrieden ist. Morgen bekomme ich meine Laborwerte, schau ma mal.
« Letzte Änderung: März 15, 2021, 11:26 von Gyuri »
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Re: Kohlehydrate versus Blutzucker
« Antwort #56 am: März 15, 2021, 11:50 »
Erklärungsversuch, die "schlimmen" Ausbrüche im AGP nach oben aber auch etwas nach unten zu relativieren.


Hier wurden nur Daten der letzten 14 Tage ausgewertet. An jedem Tag stehen dazu 96 Werte im 15 Minutentakt zur Verfügung. Das hat zur Folge, dass zu jedem Takt hier nur 14 Messwerte zur Verfügung standen um z.B. den Bereich von 75-95% (hellgrau) darzustellen. Es genügt also schon ein einziger "ungünstiger" Verlauf um den Anschein zu erwecken, ich wäre zwischen 21 und 00 Uhr "ständig" bei 250mg/dl.
Bei so wenigen Tagen ist die Kurve des Medians das Wichtigste und schon der Bereich mit 25-75% Fehler behaftet. Über die 14x3 Stunden hat man 168 Werte, bei 90 Tagen wären es immerhin 1080.

Mehr Aussage hat eine Betrachtung also über 90 Tage. Allerdings kann man aus solchen Diagrammen dann keinen Trend über die 90 Tage erfahren. Das ist besonders tragisch, wenn man zwischendurch (vielleicht 14 Tage)  sich erfolgreich um bessere Werte bemüht hat.
Meine Diabetologin schaut in aller Regel immer die letzten 14 Tage an und nur bei Unstimmigkeiten (und viel Zeit  :rotwerd: ) auch andere Zeiträume.
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Archimedes

Offline Joerg Moeller

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Re: Kohlehydrate versus Blutzucker
« Antwort #57 am: März 15, 2021, 12:47 »
Ich freue mich, wenn ich ein HBA1 von 6,5 erreiche und noch mehr freue ich mich, wenn ich die 6,0 erreiche ohne größeres Hyporisiko.

Ein Tipp: https://gesuender-unter-7.de/gesuender-unter-7/wichtige-werte.html

Die Website hieß früher mal "Gesünder unter 7", aber das haben sie jetzt auf bis zu 7,5 angehoben. Und wenn man sich mal auf der rechten Spalte anschaut, was da an Diabetiker-Organisationen so alles im Boot ist, kann das Ziel von denen ja nicht so verkehrt sein.

Viele Grüße
Jörg
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Re: Kohlehydrate versus Blutzucker
« Antwort #58 am: März 15, 2021, 18:03 »
Joerg ich bin da extrem skeptisch. Ich denke hier spielt der Kostenfaktor eine Rolle.

Offline Gyuri

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Re: Kohlehydrate versus Blutzucker
« Antwort #59 am: März 15, 2021, 20:07 »
Diese Diskussion hatte ich mit meinem alten Diabetologen auch. Er gab zu, dass die Kosten bei der Wahl eine Rolle spielt. Aber man müsse dann doch auch die möglichen Komplikationen mit einrechnen. Ein … 70jähriger wird bei einem Wert von >7% weniger Probleme bekommen als ein Kind mit Typ1.

Inzwischen gehe ich auch schon auf die 70 zu und kann dann doch eine gar nicht so schlechte Bilanz ziehen, obwohl mein Langzeitwert sich über die Jahre oft sehr sprunghaft veränderte. Ich meine, da spielen die verschiedenen Labore mit ihren "Ungenauigkeiten" schon auch eine Rolle. Jetzt bin ich laut Labor bei 7,4%, was ich aber nicht so recht glauben kann will. Wenn nichts dazwischen kommt, mache ich einfach so weiter.
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