Das Weihnachtslicht Die Großmutter tat es - und die Mutter auch,seit langer Zeit schon war es so Brauch;
zu Weihnachten stellt man ins Fenster ein Licht.Doch seine Bedeutung wußten sie nicht.
So ging die Tochter, ging herum - um den Sinn des Licht´s zu erkunden.
Sie fragte Männer, Kinder, Frauen, doch keine Antwort konnt´ sie erbauen.
Zuletzt fragte sie einen alten Mann, es war der Nachbar von nebenan. Er wußte um die Bedeutung vom Lichte und erzählte ihr diese einfache Geschichte:
Wo Licht ist sind Menschen, dort ist es warm und jedermann, sei er nun reich oder arm wird Herberg finden für diese Nacht und Speise und Trank - und ein anderer wacht."
"Vielleicht" spricht er weiter: "Hätt es Maria gesehen, wäre die Geburt nicht in einem Stalle
gescheh´n; und sie hätte in dieser heiligen Nacht ihr Kind in der Herberg zur Welt
gebracht."
Zufrieden eilte die Tochter nach Haus.
Sie kochte mit Mutter einen herrlichen Schmaus.
Der Ofen wärmte, es knackte ein Scheit;
ihre Herberg war für einen Fremden bereit
Sie stellt sich vor, einen armen Mann, der käme, mit Lumpen angetan -
so einer zu dem man barmherzig ist,
oder gar einer wie Jesus Christ!
Das Licht brennt herunter, die Zeit vergeht,
Das Essen noch immer am Ofen steht;
der Sessel am Tisch ist noch immer leer,
sie glaubte nun kommt wohl keiner mehr
Da dringt ein Pochen an ihr Ohr!
Sie eilt zur Tür - es steht davor kein Bettler in Lumpen angetan sondern der Nachbar von nebenan.
Die Mutter bittet den Mann herein.
Er sollte der Gast des Abends sein;
für diese Nacht bei ihnen verweilen um miteinander alles zu teilen.
Die Tochter war nicht zufrieden gestellt.
Sie hätt einen anderen Gast sich erwählt.
Mit ihm von drüben fand sie sich nicht d´rein;
es sollte ein Andrer, ein Würdiger sein.
Vielleicht, fand sie plötzlich, hätt er die Geschicht
erfunden nur, von dem seligen Licht.
Aufdecken wollt sie seine Lügen, dann würde Mutter sie nicht mehr rügen.
Der alte Mann kam still herein
und streckte die Hände zum Feuerschein.
Die Finger waren blaurot gefroren so wie die Wangen und seine Ohren.
Die Tochter wollte ihn erstmal beschämen fragte hohnvoll, ob sie seinen Mantel könnt´
nehmen?
Doch trug er keinen, denn er hat in der Nacht zuvor seinen Mantel einem and´ren vermacht.
Warum fragt sie weiter, sei er so allein?
Er könnt´ wie and´re verheiratet sein,
zu Hause Frau und Kinder haben und bräuchte sich nicht bei Fremden Laben?!
Sie ahnte nicht von des Schicksals Weise,
denn es schlug zu warf ihn aus dem Geleise.
Der Krieg, der mit niemand Erbarmen kennt
hat ihn von seiner Familie getrennt.
Er konnt´ die Frau und die Kinder nie finden,
Doch half er ander´n den Schmerz überwinden .
Im Waisenhaus waren viele Kinder alleine,
ohne Vater und Mutter - so wie irgendwo seine.
Dort verbrachte er täglich viele freie Stunden
und die Zeit heilte allmählich die Wunden.
So manchen Lohn hat er hingegeben um zu verschönern dieser Kinder Leben.
Die schwieligen Hände strichen über das Leinen.
Er aß mit Bedacht von den Speisen, den feinen,
denn von den vergangenen Tagen das Brot
das gab er den Vögeln - auch sie litten Not.
Da saß er nun, er - den sie wollte beschämen,
der immer ans Geben denkt, nicht an das Nehmen.
Dabei war er arm und dennoch auch reich.
Ja war er nicht irgendwie Christus gleich?
Doris Pikal








