Autor Thema: 1c zu niedrig soll höher sein.  (Gelesen 20065 mal)

Offline Hobbit

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Re: 1c zu niedrig soll höher sein.
« Antwort #50 am: September 13, 2017, 09:19 »
@Gyuri
Ich glaube, dass sich allein schon mit zunehmendem Einsatz von CGMS/FGMS in der Diabetesgesellschaft einiges ändern wird. Und dass die regulären BZ-Messgeräte langsam aber sicher von kontinuierlichen Messsystemen abgelöst werden halte ich für sicher. Gleichzeitig wird das nachkommende Fachpersonal auf den Umgang mit den Auswertungsmöglichkeiten dieser Systeme geschult sein. Ein (hoffentlich) ganz normaler Werdegang also. :)
Und ja, natürlich wird das noch ewig dauern. Darauf eine Isar-Maß (Weißbier, Saft, Blue Curaçao, Cognac)!  :prost:
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Offline Gyuri

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Re: 1c zu niedrig soll höher sein.
« Antwort #51 am: September 13, 2017, 10:39 »
(…) Gleichzeitig wird das nachkommende Fachpersonal auf den Umgang mit den Auswertungsmöglichkeiten dieser Systeme geschult sein. (…)
Da sehe ich die größten Probleme bzw. Hindernisse.  :gruebeln:
Von meinem Diabetologen habe ich schon gehört, dass viele seiner Kollegen zu allem ein gestörtes Verhältnis haben, was sie irgendwann mal anders auswendig gelernt hatten.
Aber sobald dieser Schritt gegangen ist, wird der nächste Schritt, die Anwender zu überzeugen, ein leichter sein.

 :ironie:
Einem Menschen mit Doktortitel oder jemand der von einem Doktor beauftragt wurde wird dann viel eher geglaubt,
als einem dödeligen Gyuri, der nur einwenig was von Messtechnik angibt zu verstehen.

Direkt zum Thema passend:
Was aber bleiben wird ist die Meinung, dass die uns bereitgestellten Messmittel einer absoluten Genauigkeit unterliegen müssten und vorallem wird von der vermeindlichen Wichtigkeit der HbA1c-Messung ausgegangen und als Maß aller Dinge betrachtet obwohl es dann mit dieser neuen Messtechnik viel bessere/zuverlässigere, für den Anwender dirkt nutzbare Werte geben könnte.
Gruß vom Gyuri
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Archimedes

Offline Joerg Moeller

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Re: 1c zu niedrig soll höher sein.
« Antwort #52 am: September 13, 2017, 12:41 »
ich dachte bisher immer die Nierenschwelle ist eine wichtige Kennzahl für Diabetiker.

Nicht unbedingt. Ich hatte das ins Gespräch gebracht für ältere Diabetiker, bei denen aufgrund des Alters kaum noch mit Spätschäden zu rechnen ist. Die entwickeln sich ja nicht von heute auf morgen und ab einem gewissen Alter ist es wahrscheinlicher dass man stirbt, bevor solche Schäden entstehen.

Bei denen ist es dann Tullux, auf eine knackige Einstellung zu bestehen. Da ist <Nierenschwelle ausreichend, denn alle naselang zum WC zu müssen ist auch nicht das Wahre.

Zitat
Jörg, Du als Leitfigur Versuch doch bitte doch bitte nach der spaßigen Betrachtung etwas ernster zu antworten, siehe Nachsätze

Das habe ich, wenn du mal sinnentnehmend den Nachsatz liest.

Viele Grüße,
Jörg
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guest3322

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Re: 1c zu niedrig soll höher sein.
« Antwort #53 am: September 14, 2017, 12:34 »
Zitat
Nicht unbedingt. Ich hatte das ins Gespräch gebracht für ältere Diabetiker, bei denen aufgrund des Alters kaum noch mit Spätschäden zu rechnen ist. Die entwickeln sich ja nicht von heute auf morgen und ab einem gewissen Alter ist es wahrscheinlicher dass man stirbt, bevor solche Schäden entstehen.

Das erinnert mich sehr an die Aussage meiner Ärztin, als ich sie nach dem x-ten Mal Röngten gefragt habe, ob dies doch nicht etwas zuviel der Strahlen sei. Na wissen Sie in ihrem Alter hat das keinen Einfluss mehr, sie werden vorher an etwas anderem sterben.

Ich finde die Diskussion über das Alter und die gesundheitlichen Vorsorgen recht interessant. Nur frage ich mich, ob die Aussagen nicht etwas oberflächlich sind.
Sind jetzt z.B. in meinem Alter (75) höhere 1c Werte gar nicht so schlimm, dass sie sich bis zu meinem Lebensende noch auswirken werden. ??
Wird eine solche Aussage gemacht, ohne meine 1c Geschichte zu kennen, zu berücksichtigen, halte ich das etwas fahrlässig.
Wenn man ja zum vorneherein wüsste, wann man sterben würde, könnten ja viele Medikamente, Behandlungen und Operationen eingespart werden.

Offline Gyuri

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Re: 1c zu niedrig soll höher sein.
« Antwort #54 am: September 14, 2017, 13:08 »
(…)
Sind jetzt z.B. in meinem Alter (75) höhere 1c Werte gar nicht so schlimm, dass sie sich bis zu meinem Lebensende noch auswirken werden. ??
Auch wenn einem so etwas IN ALLEN GESUNDHEITSFRAGEN ständig vorgerechnet wird, es bleibt nur eine statistissche Spekulation und das mögliche Eintreffen der Warscheinlichkeit wird einem dazu fast nie vorgerechnet.  :zwinker:
Beispiel: Es sterben mehr Menschen an herunterfallenden Kokosnüssen als an Hai-Angriffen.
Das man sich "normal" nicht vor beiden Gefahren fürchten muss, wird einem nicht gesagt.
Beispiel: In einem Flugzeug umzukommen ist unwarscheinlicher als auf einer Autobahn.
Nur - was ist, wenn ich nie auf Autobahnen bin? Ist mir dies ein Trost, wenn ich in einem abstürzenden Flugzeug sitze?
Wird eine solche Aussage gemacht, ohne meine 1c Geschichte zu kennen, zu berücksichtigen, halte ich das etwas fahrlässig.
Wenn man ja zum vorneherein wüsste, wann man sterben würde, könnten ja viele Medikamente, Behandlungen und Operationen eingespart werden.
Mein Vater machte sich nach dem tödlich endenden Schlaganfall meiner Mutter Vorwürfe, dass er ihr ständig das Rauchen verbieten wollte.
Aber hätte es vielleicht doch etwas genutzt, wenn sie die letzten Jahren Nichtraucherin geworden wäre?
Ich bereue es nicht, dass ich meiner Frau das Rauchen "abgewöhnt" habe. Ein drittel aller Schlaganfallpatienten sterben innerhalb eines Jahres.
Der letzte Schlaganfall meiner Frau war vor 14 Monaten. Jeder mögliche Moment der Lebensverlängerung ist es mir wert genutzt zu werden. Man kann dabei nichts verlieren.
Gruß vom Gyuri
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Archimedes

Hinerk

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Re: 1c zu niedrig soll höher sein.
« Antwort #55 am: September 14, 2017, 13:55 »
Moin Jörg,
Deine Ausführung:
Bei denen ist es dann Tullux, auf eine knackige Einstellung zu bestehen. Da ist <Nierenschwelle ausreichend, denn alle naselang zum WC zu müssen ist auch nicht das Wahre.


Für ältere Dia-Patienten ist es, wie Du bemerkst Tullux (nicht sinnvoll) sie knackig einzustellen,
gleichzeitig aber soll der BZ pp unter < der NS bleiben.

Das war eigentlich meine Frage.
Oder gilt < NS nur vor dem essen.

MlG

Hinerk


Offline Joerg Moeller

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Re: 1c zu niedrig soll höher sein.
« Antwort #56 am: September 14, 2017, 14:25 »
Oder gilt < NS nur vor dem essen.

Nein, das gilt aus meiner Sicht generell. Es geht dabei ja nicht um den BZ-Wert. sondern um vorzubeugen, dass man ständig zum Klo rennen muss. Ständiger Harndrang kann ziemlich nervig sein, das widerspricht einem Therapieziel "Verbesserung der Lebensqualität".

Und nochmal: ohne die Anamnese einzubeziehen kann man keine Terapieziele formulieren. Punkt! Für einen 70-jährigen, bei dem der Hausarzt gerade das erste Mal "Zucker" festgestellt hat gelten natürlich andere Ziele als für einen 70-jährigen, der schon eine PNP hat.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Kladie

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Re: 1c zu niedrig soll höher sein.
« Antwort #57 am: September 17, 2017, 17:46 »
Hallo Renato,

Zitat
orginal Renato:
Ich finde die Diskussion über das Alter und die gesundheitlichen Vorsorgen recht interessant. Nur frage ich mich, ob die Aussagen nicht etwas oberflächlich sind.
Sind jetzt z.B. in meinem Alter (75) höhere 1c Werte gar nicht so schlimm, dass sie sich bis zu meinem Lebensende noch auswirken werden. ??
Wird eine solche Aussage gemacht, ohne meine 1c Geschichte zu kennen, zu berücksichtigen, halte ich das etwas fahrlässig.
Wenn hier über den Zusammenhang von Alter und HbA1c Zielen diskutiert werden soll, muss neben dem Langzeitwert auch der Zeitpunkt des Lebensendes definiert werden. Für Jüngere gilt unzweifelhaft eine längere Lebenserwartung!  - oder etwa nicht?  (da man Unfälle und viele Krankheiten nur schwer vorhersehen kann)
Da sich diabetische Folgeschäden langsam entwickeln und individuell unterschiedlich ausgeprägt sind, wird das Risiko von Problemen durch diese Folgeschäden mit zunehmendem Alter kleiner. Treten Folgeschäden auf, werden sich die Ärzte auch wieder um einen tieferen HbA1c bemühen wenn es der Patient aus Eigeninteresse nicht selbst tut.

Solche Abwägungsfragen sehe ich beispielsweise auch beim Auto. Je älter es ist, umso toleranter wird man mit kleinen Fehlern bis man kritisch fragt ob sich eine Reparatur noch lohnt.


Zitat
orginal Renato:
Wenn man ja zum vorneherein wüsste, wann man sterben würde, könnten ja viele Medikamente, Behandlungen und Operationen eingespart werden.
Wie ich hörte, ist das in Großbritannien schon Realität. Dort sollen teure Operationen ab einem gewissen Alter nicht mehr durchgeführt (oder finanziert) werden.
Auch bei uns ist das kostenbewusste Denken in der Gesundheitsbranche nicht selten obwohl noch nicht so ausgeprägt wie im vereinigten Königreich. Damit muss sich jeder der älter wird auseinandersetzen ob er will oder nicht.

Offline Floh

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Re: 1c zu niedrig soll höher sein.
« Antwort #58 am: September 17, 2017, 20:10 »
Das erinnert mich sehr an die Aussage meiner Ärztin, als ich sie nach dem x-ten Mal Röngten gefragt habe, ob dies doch nicht etwas zuviel der Strahlen sei. Na wissen Sie in ihrem Alter hat das keinen Einfluss mehr, sie werden vorher an etwas anderem sterben.

Ich finde die Diskussion über das Alter und die gesundheitlichen Vorsorgen recht interessant. Nur frage ich mich, ob die Aussagen nicht etwas oberflächlich sind.
Sind jetzt z.B. in meinem Alter (75) höhere 1c Werte gar nicht so schlimm, dass sie sich bis zu meinem Lebensende noch auswirken werden. ??
Wird eine solche Aussage gemacht, ohne meine 1c Geschichte zu kennen, zu berücksichtigen, halte ich das etwas fahrlässig.
Wenn man ja zum vorneherein wüsste, wann man sterben würde, könnten ja viele Medikamente, Behandlungen und Operationen eingespart werden.

Ich will mich da kurz einmischen, damit es nicht so furchtbar klingt. Es gibt durchaus medizinisch völlig korrekte Gründe manche Risiken als "das ist kein Risiko mehr" ein zu stufen. Ein Beispiel, das ich aus der täglichen Praxis kenne, ist die Exposition gegenüber Asbestfasern. Diese führen nach einer Inkubationszeit überdurchschnittlich häufig zu Lungenkrebs. Deswegen ist es wichtig, keine Fasern ein zu atmen und den Bergbau von Asbest ein zu stellen.

Die Inkubationszeit beträgt aber im mittel 30 Jahre mit einer engen Standardabweichung (3 Sigma waren 5 bis 6 Jahre, glaube ich). Das bedeutet eben auch wirklich, das (praktisch) keiner der heute zum ersten Mal eine Nase voll Asbeststaub in die Lunge bekommt in den nächsten 25 Jahren etwas merkt. Nichts. Gar keine Reaktion (3sigma sagt: ~99,7 Prozent aller Betroffenen liegen in diesem Bereich).

Nun kenne ich den Zusammenhang zwischen Hba1c und Spätschäden nicht. Und bin zu faul mich ein zu lesen. Wenn aber dort eine Inkubationszeit ebenso vorhanden ist, dann ist es richtig diese zu beachten.

guest3322

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Re: 1c zu niedrig soll höher sein.
« Antwort #59 am: September 17, 2017, 22:08 »
Zitat
orginal Renato:
Wenn man ja zum vorneherein wüsste, wann man sterben würde, könnten ja viele Medikamente, Behandlungen und Operationen eingespart werden.
Wie ich hörte, ist das in Großbritannien schon Realität. Dort sollen teure Operationen ab einem gewissen Alter nicht mehr durchgeführt (oder finanziert) werden.
Zitat
original Kladie:
Auch bei uns ist das kostenbewusste Denken in der Gesundheitsbranche nicht selten obwohl noch nicht so ausgeprägt wie im vereinigten Königreich. Damit muss sich jeder der älter wird auseinandersetzen ob er will oder nicht
.

Das beginnt auch bei uns: hatte letzthin eine Untersuchung meiner Schulter (in Zürich), anwesend war auch ein Arzt aus Deutschland, der sagte dann salopp, bei uns wird das ab 78 nicht mehr operiert. Meine Antwort war dann, da muss ich mich ja beeilen.  ;)