Autor Thema: Folgeschäden  (Gelesen 5205 mal)

Offline Jack

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 1
Folgeschäden
« am: Mai 02, 2008, 23:38 »
Hey,

mich würd mal interessieren ob der Arzt Folgeschäden definitiv immer rechtzeitig erkennt.

also zb. die Augen oder Nieren is ja klar das man er da was sehen kann wenn da was is aber was is zb. mit den Blutgefäßen??

also wie kann ein Arzt sehn ob da noch alles in Ordnung is oder nicht??

kann der da überhaupt was machen??  ???




Offline Llarian

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 2353
  • Country: 00
  • Diabetestyp: DM 1
  • Therapie: Insulin-Pumpe
Re: Folgeschäden
« Antwort #1 am: Mai 03, 2008, 00:00 »
Etwas machen kann nur der Patient selbst, indem er seine Werte stabilisiert. Blutgefäße sehen kann man z.B. am Auge. Das ist die einzige Stelle, wo man nichtinvasiv direkt Blutgefäße beobachten kann. Und gerade am Auge sieht man eben an den kleinen Gefäßen sehr gut, ob sich Veränderungen entwickelt haben. Die Kontrolle beim Augenarzt dient also nicht nur der Kontrolle der Augen, sondern auch der der Gefäße.
"Etwas machen" ist allerdings schwierig, man kann bei den zartesten Anfangsstüfchen noch einen Rückgang erzielen, trotzdem wird jemand, der weiß, wonach er suchen muß, diese Veränderungen immer feststellen können, lediglich bei Werten, die Aufschluß über die Funktion geben, merkt man dann keine Einschränkung. Beispielsweise sieht man an der Niere bereits nach recht kurzer Zeit histologische Verändeurngen - also Veränderungen im mikroskopischen Bild. Die Laborwerte, nach denen ein Arzt die Nierenfunktion beurteilt, sind dann aber noch nicht einmal leicht verändert. Ergeben sich dann erste Laborbefunde wie Mikroalbumin im Urin, kann man sagen, daß eine Nierenschädigung vorliegt, aber dieses Stadium kann durch Stoffwechselstabilisierung stabil gehalten oder sogar wieder rückgängig gemacht werden. Geschieht dies nicht, schreitet es halt weiter fort.
Bedenken sollte man dabei: Der Körper vergißt nicht. Ein schlechter HbA1c-Wert ist nach einer Weile wieder ausgebügelt, weil das verzuckerte Hämoglobin-Molekül irgendwann abgebaut und ausgetauscht wird. Die verzuckerte Nervenfaser oder das verzuckerte Blutgefäß hat man bis an sein Lebensende.

Grüße
Anja

Offline Joerg Moeller

  • Administrator
  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 16957
  • Country: de
  • Ohana heißt "Familie"...
    • Diabetesinfo
  • Diabetestyp: DM 1
  • Therapie: Insulin-Pumpe
Re: Folgeschäden
« Antwort #2 am: Mai 05, 2008, 11:12 »
mich würd mal interessieren ob der Arzt Folgeschäden definitiv immer rechtzeitig erkennt.

Wenn er richtig danach sucht, dann schon :ja:

Zitat
also zb. die Augen oder Nieren is ja klar das man er da was sehen kann wenn da was is aber was is zb. mit den Blutgefäßen??

Bei allen Organen, also auch den Augen, Nieren oder Nerven sind die Folgeschäden ja auf Störungen in der Durchblutung zurückzuführen. Um zu überprüfen, wie gut die noch ist gibt es verschiedene Möglichkeiten:

1. Palpation: so nennt man das, wenn man den Puls misst. Den kann man nicht nur am Handgelenk messen, sondern auch an anderen Stellen wie z.B. am Hals, in der Leistengegend, in der Kniekehle, am Fußknöchel und am Fußrücken. Da kann man schon mal feststellen, ob der Puls kräftig oder nur schwach zu spüren ist. Schwach wird er immer dann, wenn auf dem Weg dahin etwas dem Blut den Weg versperrt.
Ein Sonderform dieser Palpation wäre z.B. die Überprüfung der Rekapillarisierung: Damit ist gemeint, daß man mit Druck auf die Haut das Blut aus den kleinsten Blutgefäßen, den Kapillaren, presst und dann sieht, ob die sich schnell oder langsam wieder füllen. Nach dem Drücken ist die Stelle weiß (weil blutleer) und wird dann wieder rötlich (weil blutgefüllt)

2. Sonographie: ist das klasische Ultraschallverfahren. Für die Darstellung der Gefäßfunktion nimmt man dazu das sogenannte Dopplerverfahren (Doppler-Sonographie). Dabei wird ein Ton ausgesendet, der von den vorbeifließenden Blutkörperchen zurückgeworfen wird. Je nachdem wie schnell die Blutkörperchen vorbeifließen ändert sich der Ton. Das kennt man ja von Straßen, auf denen Autos vorbeifahren. Fährt das Auto langsam klingt es anders, als wenn es an einem vorbeirast. Man kann das als Töne (so wird es meistens gemacht) oder auch als Bild darstellen und so sehr genau messen, wie dick die Wände des Blutgefäßes sind.

3. Angiographie: dabei wird ein Kontrastmittel gespritzt und damit können die Blutgefäße und deren Verlauf im Röntgenbild dargestellt werden. Engstellen kann man so ebenso gut erkennen wie Umgehungskreisläufe (sogenannte Kollateralen), die vom Körper gebildet werden um Engestellen zu umgehen; quasi eine Umleitungsstrecke für das Blut.
Insbesondere am Herzen kann man so sehr schnell feststellen wo Engstellen sitzen, die zu Herzbeschwerden führen und dann überlegen, ob man die einfach ausschälen kann, oder ob man eine künstliche Umgehung, einen Bypass legt.

4. Fluoreszenzangiographie: die wird bei Untersuchungen am Auge eingesetzt. Das Kontrastmittel ist dabei fluoreszierend, das heißt bei ultraviolettem Licht ("Schwarzlicht") ist es als glühende Reflexion sichtbar. Im Auge kann man so sehr gut erkennen, ob sich da schon Veränderungen im Gefäßbild (z.B. durch Wucherungen neuer Gefäße ->Proliferation) ergeben haben.

Wie Anja schon sagte kann der Diabetiker selbst da am meisten machen, indem er auf einen gut eingestellten BZ achtet. Medikamentös kann man es nur ein bißchen beeinflußen, und das eigentlich auch fast nur im Rahmen der Vorbeugung. Z.B. bieten bestimmte Medikamente wie Benfotiamin (eine Vitamin B-Vorstufe) eine Vorbeugung gegen entzündliche Prozesse, die die Blutgefäßwände verändern können oder niedrigdosiertes Aspirin (50-100 mg einmal täglich) verbessert die Fließeigenschaften des Blutes (die Blutplättchen können sich dann nicht mehr so einfach zusammenklumpen).

Operativ kann man manche Schäden, die schon eingetreten sind ein bißchen verbessern, indem man z.B. die Beläge (die "Plaque") ein bißchen ausschält, sogenannte "Stents" einlegt (das sind kleine Röhrchen, die die Engstellen ein bißchen weiten und offenhalten sollen) oder einen Bypass anlegt (indem man z.B. aus dem Bein ein Stück nicht so wichtiges Blutgefäß entnimmt und damit eine Engstelle überbrückt)

Gerade bei den Blutgefäßen gilt also der Spruch: Vorbeugen ist leichter als heilen!
Meine Seite über Diabetes: http://www.diabetesinfo.de/
Meine Facebook-Seite: https://www.facebook.com/Diabetesinfo.de/

Offline Llarian

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 2353
  • Country: 00
  • Diabetestyp: DM 1
  • Therapie: Insulin-Pumpe
Re: Folgeschäden
« Antwort #3 am: Mai 05, 2008, 11:25 »
1. Palpation:
2. Sonographie:
3. Angiographie:
Schlägt aber erst an, wenn derjenige schon sehr lange Zeit daneben gelegen hat. Bevor es da Veränderungen gibt, die bei einer derartigen Untersuchung auch auffallen, muß schon einiges passiert sein.

Zitat
4. Fluoreszenzangiographie: die wird bei Untersuchungen am Auge eingesetzt. Das Kontrastmittel ist dabei fluoreszierend, das heißt bei ultraviolettem Licht ("Schwarzlicht") ist es als glühende Reflexion sichtbar. Im Auge kann man so sehr gut erkennen, ob sich da schon Veränderungen im Gefäßbild (z.B. durch Wucherungen neuer Gefäße ->Proliferation) ergeben haben.
Was man da sieht, sieht ein sorgfältig arbeitender Augenarzt auch ohne Fluoreszenzangiographie. Sie bietet allerdings den Vorteil, das, wenn während der Untersuchung Aufnahmen gemacht werden, eine sehr gute Dokumentation des Verlaufs angelegt werden kann.

Grüße
Anja