Autor Thema: Mehrtägige sportliche Belastung  (Gelesen 9131 mal)

Offline breschdlingsgsaelz

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Mehrtägige sportliche Belastung
« am: Februar 29, 2008, 17:43 »
Hallo!

Ich bin relativ neu hier im Forum und Diabetiker bin ich auch noch nicht so lange. Seit etwas über einem halben Jahr Typ1er. Sport mache ich schon seit vielen Jahre relativ viel (in den letzten Jahren hauptsächlich Triathlon). Anfangs wars ein bisschen schwierig mit dem Sport, aber mittlerweile habe ich das einigermassen im Griff.

Jetzt würde ich gerne mal hören wie das andere Leute so machen, die mehrere Tage hintereinander Ausdauersport betreiben. Hintergrund ist, das ich jetzt zwei Wochen ins Trainingslager fahren will (hauptsächlich Rad und ein wenig Laufen, ganz wenig schwimmen) und im Sommer eine Alpenüberquerung mit dem MTB machen will.

Bisher lasse ich bei längeren Rad-Ausfahrten das Basisinsulin (Levemir) morgends und abends weg und nehme zum Frühstück eine Einheit Bolus-Insulin (Novorapid), statt wie sonst drei. Nach dem Sport dann leicht reduzierter Bolus fürs Essen. Das klappt recht gut für einen Tag. Wie sich das allerdings bei mehreren aufeinanderfolgenden Tagen verhält, weiss ich nicht. Basis-Insulin für mehrere Tage weglassen ist vermutlich nicht schlau. Allerdings habe ich schon bei 2 Einheiten Basis-Insulin morgends einen Verbrauch von 2-4 BE pro Stunde je nach Intensität, sonst ca. 1BE - da muss ich ja einen Leiterwagen voller Essen hinter mir herziehen.

Mich würde mal interessieren wie Ihr das macht.

Offline Joa

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Re: Mehrtägige sportliche Belastung
« Antwort #1 am: Februar 29, 2008, 21:48 »
Ich bin relativ neu hier im Forum und Diabetiker bin ich auch noch nicht so lange. Seit etwas über einem halben Jahr Typ1er.

Da Du aller Wahrscheinlichkeit nach noch eine recht gute eigene Insulinproduktion am mitlaufen hast, hängt das insbesondere von deren Ausmaß ab.
@ Mr. Klausing: Bitte übernehmen Sie!

Gruß
Joa
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline klausing

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Re: Mehrtägige sportliche Belastung
« Antwort #2 am: Februar 29, 2008, 22:10 »
Zu Befehl Sir Joa  ;)

Also ich mach schon mal größere Radtouren 80 - 120km mit dem MTB und das teilweise mehrfach hintereinander. Da hab ich so meine Erfahrungen sammeln dürfen. Wenn Du Lust hast, kannst Du in meinem Blog ein wenig mitlesen. Dort schildere ich meine Erfahrungen im Zusammenhang mit Diabetes und MTB Touren.
Mich hatten einige andere Diabetiker darauf angesprochen. Sie wollten wissen wie ich das händel. Daher der Blog.
Über diesen Link erreichst Du alle Berichte in denen was zu Diabetes steht.

Ich frühstücke morgens eigentlich ganz normal mit normalem Insulinbedarf. Dann nehm ich während der Tour pro Stunde meist 2-3 BE zu mir um meinen BZ konstant zu halten. So halte ich mich über den ganzen Tag zwischen 4,5 und 6 auf.
Dafür kann ich Bananen empfehlen. Dazu nehm ich bei Bedarf noch ein Balisto. Das Balisto geht relativ schnell ins Blut und hat eine BE pro Riegel.
Auf eine 8-12 Stunden Tour habe ich dann so 3-4 Bananen und 4-5 Riegel dabei. Das reicht eigentlich.
Man kann auch Brausetabletten ins Trinkwasser machen. Wenn man regelmäßig trinkt, dann hält man sich so seinen BZ auch stabil. Allerdings hat man dann immer das Problem mit dem saubermachen der Trinkrucksäcke. Davon wie wenig die süße Brühe den Durst löscht möchte ich hier gar nicht reden.

Ab dem 2. Tag muss man morgens aufpassen, weil die Insulinempfindlichkeit stark ansteigt. (jedenfalls bei mir) Ich kann dann mein Insulin schon fast um ein drittel reduzieren. Das hält aber bei mir auch nur den Folgetag an. 2 Tage später habe ich wieder meinen normalen BE Faktor.

Es gibt auch von Isostar Powerriegel. Die haben 2 BE. Allerdings gehen die mir zu schnell ins Blut. Der BZ fährt dann Achterbahn.
Aufpassen muss man mit allen anderen Kohlehydraten.  Während der eigentlichen sportlichen Aktivität ist zum Beispiel meine Verdauung langsamer. Daher kann es bei sehr langsam wirkenden Kohlehydraten dazu kommen, dass der BZ trotz essen nach unten sinkt und erst ziemlich spät wieder aus dem Keller kommt.
Das merkt man dann aber relativ schnell weil einfach die Kraft weg ist.

Um das KH-mampfen wirst Du aber während des Trainings nicht umhin kommen.

Bei dem ganzen Thema bin ich auch immer noch am lernen. Einflüsse wie Erkrankungen oder sogar verschiedenes Wetter wo man mehr oder weniger schwitzt können sich auswirken.
Allerdings sollte man schon regelmäßig messen, denn die üblichen Sympthome wie schwitzen oder hohen Puls kann man bei sportlicher Aktivität nicht schnell mit Hyposympthomen durcheinander bringen. Gerade am Anfang musste ich da höllisch aufpassen.

P.S. ich trainiere für einen AlpenX mit dem MTB im August dieses Jahres.

Offline breschdlingsgsaelz

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Re: Mehrtägige sportliche Belastung
« Antwort #3 am: März 01, 2008, 13:35 »
Also eigene Insulinproduktion habe ich sicher keine mehr. C-Peptid war unterhalb der Nachweisgrenze bei der letzten Messung und mein Insulinbedarf hat sich seither nicht groß verändert (lediglich durch Sport ist er etwas niedriger geworden). Kam damals ins Krankenhaus mit >850mg/dl.

Dass ich beim Sport essen muss, ist mir schon klar. Aber wenn ich im Training schon 4BE/h verbrauche, wie sieht das erst im Rennen aus? So wie Steffen das macht, hatte ich auch angefangen. Wenn ich abends MTB fahre (Nightride) fahre ich auch mit dem Insulin, das noch vom Tag "übrig ist" und muss daher mehr essen. Der Trick, das Basisinsulin durch ganz wenig Bolus-Insulin zu ersetzen, hat meinen Kohlehydratverbrauch schon deutlich reduziert. Bei ca. 1BE/h lande ich bei um die 60mg/dl, drum nehme ich jetzt so ca. 2BE/h, das klappt besser. Wenn ich morgends normal spritzen würde, würde ich ruck zuck in einer Hypo landen, ausser ich esse wirklich viel.

Einen Teil der KH-Bedarfs decke ich durch Isostar "Hydrate&Perform" sind ca. 3BE/Flasche. Sonst Powerbar-Riegel (4BE), -Gel (ca. 2BE) und "Fitness-Bar" von Plus (ca. 1,5BE) - habe ich alles auch vorher schon immer verwendet und bin damals wie jetzt gut damit gefahren. Bananen sind gut, aber in ausreichender Menge schlecht zu transportieren. Beim MTB-Fahren nehm ich zwar meist einen Rucksack, bin aber nie alleine unterwegs. Beim Rennradfahren (mache ich häufiger, nur im Winter MTB) stört ein Rucksack und die Trikotaschen sind eh meist zu voll.

@klausing: Wenn Du sagst "2 Tage später habe ich wieder meinen normalen BE Faktor", meinst Du dann zwei Tage nach der letzten Einheit oder beispielsweise in einem Vier-Tage-Block am 3. Tag? Falls ersteres, wie handhabst Du das z.B. am vierten Tag eines Vier-Tage-Blocks? Ist der Bedarf dann genauso wie am 2. Tag? Wie machst Du das mit dem Basis-Insulin? Reduzierst Du das auch?

Bisschen off-topic, aber ein gut gemeinter Rat meiner Freundin, die schon mehrere Alpenüberquerungen mit dem MTB gemacht hat: Schau, dass Du spätestens am 1. August nicht mehr weit vom Gardasee weg bist, Punkt 1.8. spriessen nämlich die Wanderer-Horden aus dem Boden und dann macht das alles nicht mehr so fürchterlich viel Spass. Ich selbst kann dazu allerdings nix beitragen, für mich ist das auch der erste. Wo willst Du denn lang fahren?

Ah nochwas: Wenn Du 4 Bananen und 4 Riegel dabei hast, sind das 12 BE. Da komme ich auf einer 12h Tour nicht auf 2-3BE/h. Wie deckst Du den Rest? Nimmst Du eigentlich eine Spritze mit für unterwegs?

Offline klausing

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Re: Mehrtägige sportliche Belastung
« Antwort #4 am: März 01, 2008, 14:28 »
Zitat
meinst Du dann zwei Tage nach der letzten Einheit
ja das meinte ich
Zitat
Wie deckst Du den Rest?
Da der Bedarf bei mir so zwischen 1-4 BE schwankt komm ich mit 12-15BE hin. Meist machen wir zwischendurch mal ne halbe Stunde Pause irgendwo und Trinken nen Kaffee und essen was. Dann passt es schon.
Zitat
Nimmst Du eigentlich eine Spritze mit für unterwegs?
Die hab ich immer bei! Es ist ja auch durchaus möglich, dass man was isst, die folgende Stunde aber nicht so anstrengend wird wie man dachte. Dann hat man einen höheren Zucker und sollte gegenregulieren. Das passiert zwar selten aber ist immer möglich.

« Letzte Änderung: März 01, 2008, 23:48 von klausing »

Offline klausing

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Re: Mehrtägige sportliche Belastung
« Antwort #5 am: März 01, 2008, 23:48 »
Darüber hinaus kann es passieren, wenn man in die angrenzenden Bereiche der Hypo kommt ohne es beim Sport zu merken, dann kann es zu einer Gegenregulation kommen und dann schießt Dein Zucker nach oben.
Zitat
Wo willst Du denn lang fahren?
Von Garmisch zum Gardasee, Überwiegend Wald-   und Schotterpisten. Uinaschlucht , Rabbi-Joch, Durchquerung der Brenta-Dolomiten, Grostenpass
Genauer gesagt Garmisch, Imst, Pfunds, Sesvennahütte, Uitental, Val di Sole via Breznerjoch, Rifugio Graffer, Riva.
Genau nachlesen kann man das in dieser PDF auf der ersten Seite.

Offline Andi

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Re: Mehrtägige sportliche Belastung
« Antwort #6 am: März 02, 2008, 09:13 »
... Uitental, ...

Wenn ich nun nicht ins PDF geguggt hätte ...
Da ist doch freilich das Ultental gemeint ;D
Dann schaut Euch dort mal die Urlärchen noch an und beim Kapaurer gibt's dann auch noch selbstgebranntes :lecker:
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Offline klausing

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Re: Mehrtägige sportliche Belastung
« Antwort #7 am: März 02, 2008, 11:27 »
Das hört sich ja super an. Sag mal, was nimmt man so an Ersatzmaterial mit. Es ist meine erste Tour dieser Art und ich möchte nicht zu viel mitnehmen.
Sind die Strecken dort wirklich so reifenmordend? Mein Kumpel erzählte mir er wollte sogar Schalthebel etc mitschleifen.

Offline Andi

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Re: Mehrtägige sportliche Belastung
« Antwort #8 am: März 02, 2008, 18:06 »
Das hört sich ja super an. Sag mal, was nimmt man so an Ersatzmaterial mit.

Da habe ich keinen Plan, weil mein Bike rund 250kg wiegt :zwinker:
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Offline breschdlingsgsaelz

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Re: Mehrtägige sportliche Belastung
« Antwort #9 am: März 12, 2008, 14:57 »
Ist wohl an der Zeit, mich wieder zu melden. Viele Grüße erstmal aus Mallorca!

Sicherheitshalber habe ich morgens ein wenig Basisinsulin (1/3 der üblichen Dosis) genommen. Abends keins, da hatte ich ja noch eine Menge Bolus vom Abendessen intus - hat gut funktioniert. Morgends habe ich dann im Vergleich zu sonstigen Einheiten die doppelte Menge Insulin, dafür auch die doppelte Menge Essen zu mir genommen. Erster Tag 1BE/h, 2. Tag etwas über 2BE/h, dritter Tag nur geringfügig mehr, alles bei GA1. Am Ruhetag Basis-I. auf 2/3 und Bolus auf 3/4 reduziert. Leider bin ich im 2. Block unglücklich gestürzt und habe mir das Schlüsselbein gebrochen, drum gibts erstmal keine weiteren Daten. Spritze hatte ich zwar immer dabei, aber nie gebraucht. Ich werde sie bei Rennradtouren <200km wohl nicht mehr mitnehmen.

wg Alpencross: Schalthebel und solches Zeug mitzunehmen halte ich für hochgradig bescheuert. Man ist ja nicht abseits jeglicher Zivilisation unterwegs und man muss mit dem Gewicht wirklich sehr haushalten. Bremsbeläge, Schläuche, Kettennieter und -schloss: unverzichtbar, meinetwegen auch schalt-/bremszug. Darüber hinaus muss man sichs gut überlegen. 2-3kg mehr oder weniger spürt man schon deutlich