Autor Thema: sport bei hoher herzfrequenz  (Gelesen 15628 mal)

Offline KatharinaVienna

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sport bei hoher herzfrequenz
« am: Februar 25, 2008, 23:00 »
hey
bin neu hier, hoffe, das thema wurde nicht schon zu oft diskutiert.

ich trainiere tae bo, sprich so ne art aerobic-kampfsport-mode-sport. bedeutet auf jeden fall neben aufwärmung (stepper), technik, kraft und cool/ stretch trainiert man relativ lang bei relativ hoher herzfrequenz, ca. 5-10 min spitze um die 170 rum (gesamte dauer ca. 60-80 min). ich trainiere auch meistens mit "uhr". je nach belastung, ausgangswert, adrenalin, ist bolus wirksam etc., kann es durchaus passieren, dass ich mit einem sehr hohen wert rauskomme oder eben genau auch nicht. am besten klappts 1h vorher was essen, also noch etwas bolus aktiv, dann weiß ich aber nicht so genau, wo ich stehe, trainiere lieber ganz nüchtern. z.B. 120er wert + extraBE vor dem training funktioniert gar nicht. 140 +1E bolus: dito. hohe werte nach dem training sind übrigens mit der hälfte an normaler boluskorr. rasend schnell wieder unten.

hat jemand tipps zur einschätzung/ erfahrung, sowas wie mit 140 rein und kurz vor klimax 1E bolus? wielange wirkt bei anderen vergleichbarer sport nach, sprich bolusminderung? bei mir spürbar ca. 6-8h, plus besserer NWert/ basalkorr. nach unten am abend.

vielen dank
k

Offline diotmari

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Re: sport bei hoher herzfrequenz
« Antwort #1 am: Februar 26, 2008, 08:33 »
Hallo Katharina,

hallo Barbara, und genau diese Erhöhung der Wirksamkeit des Insulins nutze ich gezielt aus, um mit weniger i.E. trotzdem in nen grünen Bereich zu kommen, weit weg von jeder Hypo! Einfach austesten wie viel man sparen kann für ne halbe Stunde radeln! Ich wär sonst, glaub ich, mittlerweile bei 150 i.E./d..... Und gaaaanz langsam scheint der Bedarf zu sinken.
Muß aber auch sagen, daß ich von intensiver Belastung weit weg bin, gemessen an Euch ist das ein Spaziergang für Senioren (80+).  :zwinker:

Viele Grüße
Dietmar
Mitnichten hat Gott sich schweigend zurückgezogen oder ist gar tot!
Er lacht sich nur schlapp über uns - wenn er nicht gerade kotzen muß.
DF

Offline Llarian

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Re: sport bei hoher herzfrequenz
« Antwort #2 am: Februar 26, 2008, 12:07 »
Hallo Katharina,

der Einfluß des wirkenden Bolus' ist Dir ja bekannt... außerdem kommt die aktuelle Stoffwechsellage dazu, je dichter man an einer Lipolyse ist (und damit insulinresistenter), desto mehr steigt der BZ durch Sport. Und ja, dann kommt auch noch die Herzfrequenz dazu... bis zu einem Puls von pi mal Daumen 120-140 senkt der Sport den BZ umso mehr, je höher er ist, danach steigt der BZ mit steigendem Puls  (also: je höher der Puls, desto mehr steigt der BZ)... mit Deinen 170/min liegst Du also deutlich im zweiten Bereich.

Grüße
Anja

Offline manwe

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Re: sport bei hoher herzfrequenz
« Antwort #3 am: Februar 26, 2008, 12:29 »
... außerdem kommt die aktuelle Stoffwechsellage dazu, je dichter man an einer Lipolyse ist (und damit insulinresistenter), desto mehr steigt der BZ durch Sport. Und ja, dann kommt auch noch die Herzfrequenz dazu... bis zu einem Puls von pi mal Daumen 120-140 senkt der Sport den BZ umso mehr, je höher er ist, danach steigt der BZ mit steigendem Puls  (also: je höher der Puls, desto mehr steigt der BZ)... mit Deinen 170/min liegst Du also deutlich im zweiten Bereich.

Grüße
Anja


Hallo Anja,

hängt das mit dem Steigen des BZ ab ca. 150 (pi mal Daumen) auch mit der Insulinrestistenz zusammen oder ist (bzw. sollte) das prinzipiell so (sein). Ich konnte das bei mir noch nicht so feststellen - mein BZ sinkt auch bei längerfristigem Puls über 150. Wenn auch nicht so viel, wie er es in niedrigeren Pulsfrequenzen tut. Was mich immer wieder überrascht. Wenn ich z. B. schwimme (Pulsfrequenz 150 - 170 über mind. 1/2 Stunde) oder Inline-Skate (detto) oder Mountainbike (detto) dann brauche ich nicht so viele Sport-BE's, wie ich vermuten würde. Das würde das erklären.

Aber steigen tut mein BZ beim oder nach dem Sport nie ...

LG
Charly
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Offline Llarian

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Re: sport bei hoher herzfrequenz
« Antwort #4 am: Februar 26, 2008, 12:40 »
hängt das mit dem Steigen des BZ ab ca. 150 (pi mal Daumen) auch mit der Insulinrestistenz zusammen oder ist (bzw. sollte) das prinzipiell so (sein).
Ja... deswegen soll man ja auch nicht versuchen, hohe Werte, die durch Insulinmangel entstanden sind, durch Bewegung zu senken.
Am Gesamteffekt sind also an Faktoren beteiligt: Insulinresistenzstatus, Blutinsulinspiegel, Herzfrequenz... dann kommen z.B. noch bei Wettkampfsportarten Adrenalinschübe dazu, der Traningszustand wird eine Rolle spielen - das sehe ich aber (wenn man es jetzt mal auf die diabetische Sicht beschränkt) als sekundäre Faktoren an... die erstgenannten als primäre. (dieser letzte Teil mit primär und sekundär ist auf meinem Mist gewachsen, also keine Gewähr für gar nix ;) )

Grüße
Anja

Offline Der Süsse

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Re: sport bei hoher herzfrequenz
« Antwort #5 am: Februar 26, 2008, 13:27 »
Hallo Manwe

mit Insulinresistenz hat es nur dann etwas zu tun, wenn vorher eine anlag. Sprich hohe Blutzucker mit entsprechenden Keton im Urin.
heist man geht davon aus, dass bei BZ höher 14 mmol (~250) man erstmal keinen Sport machen sollte.
Das ansteigen oder weniger ZusatzBE als erwartet hängt mit dem Hormonhaushalt zusammen. ab bestimmten Belastungen kommt der Körper in Stress und schüttet die entsprechenden Hormone aus. Diese wirken bekannter maßen dem Insulin entgegen, was dessen Wirksamkeit einschränkt.
mal ganz gröb erläutert

Grüsse Der Süsse
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Offline klausing

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Re: sport bei hoher herzfrequenz
« Antwort #6 am: Februar 26, 2008, 13:38 »
Ich handhabe das so:
Eine Stunde vor dem Sport messe ich, esse etwas und spritze so, dass ich mit ca 130 ne Stunde später beim Sport bin.
Meist beginne ich dann mit einer Stunde Ausdaueranteil. Dabei gönne ich mir immer einen der Drinks die dort angeboten werden. So bin ich nach der Stunde bei ca 120.
Danach kommt der Kraftanteil von ca ner 3/4 Stunde und dann ne Stunde Ausdaueranteil hinterher.
Wenn ich dann zu Hause bin, habe ich meist einen 90iger Wert.

So komme ich dann auch morgens mit Top-werten raus!

Esse ich vor dem Sport nichts, dann spielt meine Leber verrückt und ich kann zusehen wie die BZ-Werte während des Sportes ansteigen. Bei dem hinterher stattfindendem Mix aus leeren Speichern, die Leber kann halt nix mehr abgeben, dem Auffülleffekt der einsetzt, die Zellen wollen ja wieder was bunkern und der gesteigerten Insulinempfindlichkeit nach dem Sport, dann ist es fast immer wie ein Lotteriespiel den Bedarf wirklich richtig zu berechnen.
(puh wat'n Schachtelsatz)

Offline Llarian

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Re: sport bei hoher herzfrequenz
« Antwort #7 am: Februar 26, 2008, 13:50 »
mit Insulinresistenz hat es nur dann etwas zu tun, wenn vorher eine anlag. Sprich hohe Blutzucker mit entsprechenden Keton im Urin.
Fettsäureresistenz durch Lipolyse reicht auch schon, es muß nicht erst eine Keto sein.
Und: eine Keto kann man auch schon mit deutlich niedrigeren Werten haben.


Grüße
Anja

Offline KatharinaVienna

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Re: sport bei hoher herzfrequenz
« Antwort #8 am: Februar 26, 2008, 13:56 »
lieber klausing und anja und süsser und ...,
mann mann mann, schachtelsatz-klausing, das ist aber ein langes training  :D. gerade die effekte nach dem training, wenn man nüchtern reingeht, kann ich absolut bestätigen, finde sie aber nicht so schlimm, weil ich da eigentlich nicht entgleise nach unten, nach oben schon mal gar nicht und die NWerte dadurch im allg. super sind. ich fürchte einfach, das problem bei mir, was auch andere beschrieben haben, ist der "stress"/ hoher puls/ meinetwegen adrenalin - ich verdresche ja imaginäre gegner ... da gehts einfach hoch. wenn ich es so mache wie Du (1h vorher spritzen/ essen) trifft sich das zeitlich im allgemeinen am besten mit der trainingsspitze. diese strategie scheint mir die einzig mögliche, oder versuchen zwar nüchtern, aber mit ca. 160 rein und direkt vorher 1E korr. - ist halt schwer zu timen, leider.

lch denke, dass ich lipolyse oder ketone bei mir ausschließen kann (und wenn, dann wär ich glaub ich nicht in stimmung fürs trainieren). lieber charly, ich glaube 170 meint bei Dir was anderes als bei mir, hängt ja vom trainingsstand/ alter etc. ab, also 175 ist bei mir das absolute maximum, danach lieg ich im koma ...

vielen dank an alle
k

Offline Andreas

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Re: sport bei hoher herzfrequenz
« Antwort #9 am: Februar 26, 2008, 17:17 »
Wie schon in anderen Sport-Threads geschrieben:

- Intervall-Training und Tempo-Dauerlauf (beides bei ca. 90-95% der maximalen Herzfrequenz, bei >182 / Maximalpuls: 194) haben einen deutlich niedrigeren "BZ-Verbrauch" als langsamere Laufeinheiten - vom Steigen kann aber nicht gesprochen werden (ca. halber BE-Verbrauch).

- Abhängig von meinem letzten Bolus habe ich eine enorme Varianz im "BZ-Verbrauch". Beispiel:
+ 35km laufen (~ 3 Stunden, Basalrate auf 70%), morgens nach dem Aufstehen --> 6 BE verbrannt (4 vor dem Lauf, 2 während des Laufs)
+ 10km laufen (~50 Minuten, Basalrate auf 60%), viereinhalb Stunden nach dem Mittagessen --> 5 BE verbrannt (alle vor dem Laufen aufgenommen)

- Ich laufe auch bei BZ-Werten von 280 los, _wenn_ mein Blut-Keton-Wert nicht größer als 0,2 ist. Ich stelle dabei eine vergleichbare BZ-senkende Wirkung fest, wie bei Ausgangswerten von 100-150 (ich esse nur keine BEs vorher).

Da dies alles sehr unterschiedlich ist, gibt es bei mir kein Patenrezept: _Tageszeit_, _Dauer des Trainings_, _Trainingsintensität_, vor allem aber _Größe und Zeitpunkt des letzten Bolus_ bestimmen meine Sport-Einstellung/meinen BE-Verbrauch.
Die Höhe meines Ausgangs-BZ nicht (!), die verrechne ich gemäß meiner Korrekturregeln mit den BEs, die ich sonst aufnehmen würde.

Gruß, Andreas
Eine gute Diabetes-Therapie muss einfach sein.