Autor Thema: Nachtdienste und Insulin  (Gelesen 32420 mal)

Offline Gaby4kids

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Nachtdienste und Insulin
« am: Oktober 18, 2007, 15:05 »
Hallo zusammen!

Hier gibt es doch bestimmt auch Diabetiker, die Nachtdienste ableisten. Mich würden Eure Erfahrungen interessieren, wie Ihr das dann mit dem Basalinsulin regelt.

Ich mache meistens nur so drei Nächte am Stück, aber das reicht oft, um mich und meine Einstellung wieder zu irritieren. Normalerweise (Tagdienst oder frei) spritze ich abends 20 und morgens 10 IE Levemir. Gibt es hier jemanden, der das in der Nachtschicht dann einfach tauscht? Und mit welchem Ergebnis? Ich habe jetzt schon mehrfach nachts ein- bis zweistündlich BZ gemessen, fast immer war es so, daß er sehr früh (so ab 1.00 oder 2.00 Uhr etwa) rapide anstieg. Essen tue ich in der Nacht nichts, deshalb spritze ich auch kein NovoRapid. Morgens frühstücke ich dann noch (so gegen 9.00 Uhr mit Levemir und NovoRapid) und wache meistens nachmittags mit unerwartet hohem oder auch tiefem BZ auf. Irgendwie kann ich mich im Nachtdienst auf nichts verlassen und habe deshalb eben auch nicht den Mut, einfach mal zu experimentieren.

Würde mich wirklich sehr über Eure Erfahrungen freuen.

Schöne Grüße
Gaby
Die Leichtigkeit des Lebens
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~©Manfred Schröder~

hjt

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Re: Nachtdienste und Insulin
« Antwort #1 am: Oktober 18, 2007, 15:51 »
Moinmoin,

auch in der Nacht machen Novorapid und Levemir ne ICT ;-)

Und wenn ich messe, dass mein BZ ansteigt, schließe ich messerscharf, dass da Insulin fehlt. Natürlich vergewissere ich mich, wie viel da vielleicht noch an Bolus am Laufen sein könnte, aber dann spritze ich. Setzt natürlich voraus, dass ich weiß, wie weit mein BZ pro IE so zu sinken pflegt und dass ich da dann auch passend nachschaue, wenn ich mir z.B. bei größeren Höhendifferenzen nicht ganz sicher bin.

Woher kommt bloß diese Idee, dass man kurzwirksames Insulin nur zum Essen spritzen sollte/dürfte/müsste? Schließlich esse ich ja auch was ohne zu spritzen, wenn ich meinen BZ bei nem zu hurtigen Abstieg erwische.

Bisdann, Jürgen

Offline Llarian

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Re: Nachtdienste und Insulin
« Antwort #2 am: Oktober 18, 2007, 16:18 »
Hallo Gaby,

Deine Insulinempfindlichkeit ändert sich im Tagesverlauf, das siehst Du z.B. daran, daß Du zu unterschiedlichen Mahlzeiten unterschiedliche BE-Faktoren hast. Genauso ändert sich auch der Basalbedarf im Tagesverlauf. Diesen "circadianen" Rhythmus gibts auch bei anderen Stoffwechselvorgängen. Ausgelöst wird er durch das Einschlafen (da gibts noch einiges an Kleingedrucktem, das lasse ich erstmal weg). Durch Deine Nachtdienste verschiebst Du den Zeitpunkt des Einschlafens und damit auch den Rhythmus. Den allerdings nciht auf den neuen Einschlafzeitpunkt, sondern ersteinmal nur um 2 Stunden pro Tag.
Außerdem ist noch wichtig, daß Du in dieser Zeit nciht liegst, sondern sitzt, stehst oder Dich bewegst. Und darauf reagiert Dein Körper auch wieder mit Hormonen.
Duu kannst jetzt entweder mit Deinem Arzt ein Konzept für die Tage mit Nachtdienst ausarbeiten oder jeweils wie schon von hjt vorgeschlagen, auf steigende Werte reagieren. Wichtig ist dabei aber die schon erwähnte Veränderung der Insulinempfindlichkeit. Du kannst zu diesen Zeiten NICHT Deinen üblichen Korrekturfaktor für diese Uhrzeit verwenden, sondern mußt den nehmen, der dem jeweils aktuellem Rhythmus entspricht. Genausomit dem Insulin beim Frühstück um 9:00 Uhr.
Den Effekt durch das verschobene Einschlafen könntest Du immer erst nach Absprache mit Deinem Diabetologen durch ein Verschieben der Basalspritzen angehen... pro Tag um zwei Stunden (dabei nciht vergessen, daß der Rhythmus bei anschließender Tagschicht nicht von jetzt auf gleich zurückspringt, sondern sich auch wieder mit 2 Stunden pro Tag zurückverschiebt.
Dann bleibt aber noch der Effekt durch das nicht-liegen, der den BZ erhöhen wird. Wie stark das ausfällt, ist sehr unterschiedlich, da kann man Dir schlecht was aus dem Ärmel schütteln. Auf wieviel steigen denn die Werte nachts bei Dir an? Da würde ich dann auch mal mit den gesammelten Aufzeichnugnen zum Diabetologen oder DiabetesberaterIn gehen, etwas Zeit einplanen, und gemeinsam eine Lösung suchen.

Grüße
Anja

hjt

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Re: Nachtdienste und Insulin
« Antwort #3 am: Oktober 18, 2007, 16:42 »
Moinmoin,

danke für den Hinweis, Anja!

Also der übliche Korrekturfaktor is ja das Ding, mit dem man im großen Bogen nach dem nächsten Essen wieder im Zielbereich landen soll.
Der ist allenfalls verschwägert mit dem zur direkten Absenkung eines außer der Reihe zu hohen oder ansteigenden BZ. Um den zu finden, muss man sich schon mal die Systematik antun und zu verschiedenen Tages- und in Deinem Fall auch Nachtzeiten austesten, wie intensiv und lange da dann z.B. 1 IE wirkt.

Bisdann, Jürgen

Offline Gaby4kids

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Re: Nachtdienste und Insulin
« Antwort #4 am: Oktober 18, 2007, 22:10 »
Hallo Jürgen und Anja,

vielen Dank erstmal für Eure Antworten. Hilft mir leider im Moment noch nicht so ganz viel weiter. Okay, wenn der BZ ansteigt, dann könnte ich natürlich auch ohne Essen dagegen spritzen. Habe ich auch schon gemacht, aber dann brauche ich insgesamt über 24 Stunden ja noch mehr Insulin, welches ich doch eigentlich durch Sport und vernünftiger Ernährung einsparen will. Auch da liegt mein Problem bestimmt mit versteckt, ich habe leider manchmal Nächte, in denen ich mir die Füsse wund laufe und dann wieder welche, in denen sitze ich mir den Hintern platt. Und das macht auch ziemliche Unterschiede, die ich aber ja nicht beeinflussen kann.

Vielleicht sollte ich mir doch mal wieder einen Diabetologen suchen. Aber ich war ja im Juli in der Diabetesklinik in Bad Oeynhausen und habe dort die behandelnde Ärztin danach gefragt. Leider bekam ich zur Antwort, daß sie das auch nicht sagen könnte und daß ich mich ja vom Nachtdienst befreien lassen könne. Ansonsten soll ich halt ausprobieren.

Das mit den zwei Stunden Verschiebung muss ich mir mal genau durch den Kopf gehen lassen. Danke für die Info. Schade, es scheint also wohl doch keine einfache Lösung zu geben. Vielleicht hat noch jemand eine gute Idee?

Ich wünsche Euch schon mal ein schönes Wochenende, werde erst Montag wieder im Lande sein.

Liebe Grüße
Gaby

Die Leichtigkeit des Lebens
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hjt

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Re: Nachtdienste und Insulin
« Antwort #5 am: Oktober 19, 2007, 00:17 »
Moin Gaby,

die Leber tanzt bei uns 2ern häufig aus der Reihe und gibt Zucker aus, wenn der gar nicht gebraucht wird. Wenn sie das tut, können wir sie mit einem alten Beinahehausmittel recht wirkungsvoll daran hindern, mit Metformin. Wirkt tatsächlich bei vielen von uns gegen solche BZ-Anstiege, und ganz ohne Hyporisiko. Und für die Verordnung reicht jeder Hausarzt :-)

Bisdann, Jürgen

Offline Gaby4kids

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Re: Nachtdienste und Insulin
« Antwort #6 am: Oktober 22, 2007, 21:16 »
@ Jürgen,

danke für Deine Info. Habe auch schon daran gedacht, vielleicht noch einen Versuch mit Metformin zu starten. Hatte ich auch bis Mai d. J. genommen, bis mir mein Nephrologe dieses wegen Niereninsuffizienz gestrichen hat. Ich muß diese Woche zur Quartalsuntersuchung und hoffe, daß mein Krea wieder in einem Bereich ist, der mir einen letzten Versuch ermöglicht. Allerdings hat er bei der letzten Untersuchung schon von Dialyse gesprochen, das will ich natürlich nicht provozieren.

Wünsche noch einen schönen Abend,
Gaby
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~©Manfred Schröder~

Offline Zuckerbär

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Re: Nachtdienste und Insulin
« Antwort #7 am: November 24, 2007, 01:15 »

Hier gibt es doch bestimmt auch Diabetiker, die Nachtdienste ableisten. Mich würden Eure Erfahrungen interessieren, wie Ihr das dann mit dem Basalinsulin regelt.


Hallo Gaby,

ich mache auch drei Nachtdienste am Stück, spritze zur gleichen Zeit wie immer meine Basis (Insulatard) und falls Hunger auftritt, Bolus (Novorapid), habe keine Veränderungen beim BZ, bin allerdings auch Typ1. :unschuldig:
LG,
Hermann.     :knuddel: