Autor Thema: "Insulinpumoe mit integrierter Glucagon-Spritze?"  (Gelesen 9458 mal)

Offline Llarian

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"Insulinpumoe mit integrierter Glucagon-Spritze?"
« am: September 25, 2007, 11:23 »
Hallo,

die Überschrift ist Titel eines Artikels im aktuellen Insuliner (Nr. 80). Da ich nicht weiß, ob es copyrighttechnisch in Ordnung wäre, hier den gesamten Artikel  her zu stellen, eine kurze Zusammenfassung:
Bei einer Schulung in Althausen und dem Thema gestörte Hypowahrnehmung kommt nach einem Bericht eines Teilnehmers über eine Hypo während der Autofahrt, aus der er im Krankenwagen nach Notarztbehandlung wieder durchkommt, weil wegen des späten Einsetzens der Hyposymptome keine Zeit zum Reagieren bleibt, die Idee einer Pumpe mit integrierter Glucagon-Spritze, bei der auf Durck auf einen Notfallknopf das Glucagon gemischt und abgegeben wird; es wird viel diskutiert, ein Kursteilnehmer erstellt eine Darstellung auf dem Notebook, dem in der dritten Kurswoche anwesenden Mitarbeiter der Firma Roche, der dort für Neuentwicklungen im Diabetesbereich zuständig ist, wird das ganze enthusiastisch vorgestellt, der Herr ist beeindruckt und man hofft jetzt auf Umsetzung.

Hmm... da springen mir jetzt so einige Fragen und Gedanken in den Kopf...
  • Warum um alles in der Welt fährt jemand mit diesem Problem Auto?
  • Wenn man so ein Problem hat und meint, Autofahren zu müssen, warum trifft man dann keine Sicherheitsmaßnahmen (BZ vor Fahrtantritt messenmessenmessen und bei Bedarf erhöhen und alle halbe Stunde testen? Ich setze vor Fahrtantritt auch meine Brille auf und das nicht, damit ich meinen Anblick im Rückspiegel bewundern kann, sondern, damit ich nicht mich oder andere gefährde.
  • Argument für dieses Modell war auch "es wird keine weitere Person in Anspruch genommen, die bei der Ansicht einer Spritze in Panik gerät". Was wird denn da angenommen, wie schnell eine Glucagonspritze im Straßenverkehr wirkt, wenn schon wenige Sekunden ausreichen, einen Menschen totzufahren? Wenn eine Hypo vorliegt, die so schwer ist, daß der Einsatz von Glucagon notwenig ist, dann sollte die verbleibende Zeit zur Schadensreduzierung genutzt werden (von der Leiter steigen, Hinsetzen, Hinlegen, Auto anhalten etc) und nicht zum Fingern an der Pumpe und minutemlangen Warten auf die Glucagonwirkung
  • Wäre es nicht sinnvoller, zuerst das zugrundeliegende Problem anzugehen (gestörte Hypowahrnehmung), bevor man eine millionenschwere Entwicklung anstoßen will? Schulungsinhalt in der ersten Woche in Althausen war auch, daß durch ein penibles Vermeiden von Werten <70 und >140 bei allen Teilnehmern einer Studie, die vorher keine adrenergen Hyposymptome mehr hatten, diese wieder erreicht wurden.


Meinungen, Kommentare?

Grüße
Anja

Offline Adrian

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Re: "Insulinpumoe mit integrierter Glucagon-Spritze?"
« Antwort #1 am: September 25, 2007, 12:29 »
Hallo, ich habe auch bei dem Artikel herzhaft gelacht. Das mit dem Auto habe ich wohl verdrängt.

Naja, technisch gesehen bräuchte man wohl einen 2. Katheter?
Denn  ich möchte nicht, dass mir erstmal das Insulin von 80cm Schlauchlänge (>10IE) in den Bauch gehämmert wird, wenn ich schon eine Hypo habe.

Oder gibt es da geheime Vakuumtechnick, die den Katheter lehrt?

Oder wir währen wieder bei einem Spezialkatheter angelangt, mit 2 Innenschläuchen?
Der könnte dann nicht eifnfach aufgeschraubt werden, da ja verschiedene Anschlüsse passen müssten... Das geht sicherlich sehr stark auf die Zuverlässigkeit des Systems.

Vom Gewicht her: Mein Hypokit wiegt 14 Gramm, und da ist auch noch eine Menge Glas dabei. Aber die Mechanik des "schüttelns"... Naja, vielleicht kann man ja einfach den Vibrationsalarm verbessern ;-)

LG|Adrian
Cozmo mit Humalog 

Offline maulwurfinchen

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Re: "Insulinpumoe mit integrierter Glucagon-Spritze?"
« Antwort #2 am: September 25, 2007, 12:34 »
ich stimme deinen gedanken schon zu. einzigen vorteil sähe ich im verhindern von nächtlichen hypos, wobei es meiner ansicht nach ausreichen würde, wenn man kontinuierliche glucosemessung mit alarm verbreiten würde. ich persönlich habe eine ziemlich gute hypo wahrnehmung, aber merke selbst, dass nächtliche hypos mir später auffallen als tagsüber. aber glucagon als lösung?!

ich finde es auch heftig, wenn man technische lösungen für teils hausgemachte probleme sucht. obwohl ich selten auto fahre, wenn ich fahre, messe ich auch sehr regelmäßig, esse eher zu und achte besonders darauf, wie ich mich fühle. denn weder mit meinem, noch mit dem leben anderer gehe ich leichtfertig um.

pumpi seit 11 jahren - paradigm 722 - typ 1 seit 1999 - humalog + 2x850mg metformin


Offline Joerg Moeller

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Re: "Insulinpumoe mit integrierter Glucagon-Spritze?"
« Antwort #3 am: September 25, 2007, 12:43 »

Aber die Mechanik des "schüttelns"... Naja, vielleicht kann man ja einfach den Vibrationsalarm verbessern ;-)


 :lachen: :lachen:

Sowas ähnliches habe ich mir beim Lesen auch gedacht. Insbesondere die Erwähnung des Roche-Vertreters fand ich witzig. (Daß er die Idee weiterleitet glaube ich gern ;D )

Meiner Meinung nach wirft dieser Artikel kein gutes Licht auf die Qualität dieses speziellen Lehrgangs. Da hätte vielmehr jemand von den Verantwortlichen eingreifen und die Argumente von Anja und dir einwerfen sollen. :tss:

Das ganze erinnert so ein bißchen an eine Phantasiemaschine, wie sie Kindergartenkinder entwickeln.
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Offline Joa

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Re: "Insulinpumoe mit integrierter Glucagon-Spritze?"
« Antwort #4 am: September 25, 2007, 14:01 »

[enthusiastische Notfallpumpe mit Glukagon-Knopf]
Meinungen, Kommentare?


Hallo Anja,

erst mal Dank für den Erheiterungsbeitrag!  :lachen:  

Wie Du merkst, lässt die Darstellung aber insbesondere, m. E. berechtigte, Zweifel aufkommen. :kreisch:
Wenn das tatsächlich so im Insuliner steht, wäre es allerdings eher eine recht effektive Negativwerbung.

Motto: Jetzt dreht xyz oder der Insuliner durch!

Das hinter dem Gedanken der Glukagonpumpe eine tiefe Weisheit steckt, die wir nur alle nicht kapieren, glaub ich nicht so recht.  :gruebeln:

Aber vielleicht könnte die Insulinerredaktion den Artikel mal online stellen, oder einem Vollzitat zustimmen?

Gruß
Joa
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Offline Number6

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Re: "Insulinpumoe mit integrierter Glucagon-Spritze?"
« Antwort #5 am: September 25, 2007, 15:23 »

Das ganze erinnert so ein bißchen an eine Phantasiemaschine, wie sie Kindergartenkinder entwickeln.


Sonntags gibt's nur zwei Schulungs-Einheiten. Da wird's manchem etwas langweilig.  ;D

Offline klausing

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Re: "Insulinpumoe mit integrierter Glucagon-Spritze?"
« Antwort #6 am: September 25, 2007, 15:39 »
naja dass ein Vertreter Interesse heuchelt und so gar sagt er gibt es weiter wäre doch wohl nicht da erste mal. Ist einer der am häufigst angewendeten Verkäufertricks. Man fühlt sich gut aufgehoben und für voll genommen .... und das sorgt letztendlich für Kundenbindung. Ziel erreicht.
Technisch ließe sich sicher auch für dieses Problem ne Lösung finden, da bin ich mir sicher. Aber über die Sinnhaftigkeit wurde hier ja schon einiges angemerkt.

Offline Llarian

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Re: "Insulinpumoe mit integrierter Glucagon-Spritze?"
« Antwort #7 am: September 25, 2007, 15:47 »

Aber vielleicht könnte die Insulinerredaktion den Artikel mal online stellen, oder einem Vollzitat zustimmen?

Ich hake morgen mal nach...

Ansonsten: Ich glaube nicht, daß "die Verantwortlichen" da zuviel mitbekommen haben. Wenn das ganze beim nach-der-SChulung-in-der-Küche-sitzen und drüber diskutieren entstanden ist, einer der beteiligten eben nebenan aus seinem Zimmer den SChleppi geholt und das ganze zeichnerisch umgesetzt hat, dann kann sich mit genug Enthusiasmus ein Selbstläufer entwickeln. Das hat das Team vielleicht nur am Rande mitbekommen. Außerdem scheint niemand der Beteiligten an sich oder bei anderen schoneinmal Wirkung/Wirkdauer/Wirkeintritt von Glucagon beobachtet zu haben.  Das ganze hat auch seine putzigen Seiten, aber mir rollen sich bei dem Auto-Teil der GEschichte eher die Fußnägel hoch...

Zitat
Motto: Jetzt dreht xyz oder der Insuliner durch!

Da sollte man vielleicht erwähnen, daß das ein Leser-Beitrag ist und weder eine Meldung aus Industrie ist noch etwas, daß die Meinung der Redaktion widergibt. Der Insuliner lebt von Beiträgen der Mitglieder und diese Beiträge sind öfters mal kontrovers. Ich hätte meine Meinung auch als Artikel in den nächsten Insuliner setzen können, aber die zeitnahe Diskussion zum Thema ist bei 3monatiger Erscheinungsweise etwas eingeschränkt ;)

Grüße
Anja

Offline Llarian

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Re: "Insulinpumoe mit integrierter Glucagon-Spritze?"
« Antwort #8 am: September 25, 2007, 15:49 »

Technisch ließe sich sicher auch für dieses Problem ne Lösung finden,

kontinuierliche BZ-Messung und Alarm, wenn bei zügiger Abwärtstendenz ein Grenzwert unterschritten wird.

Grüße
Anja

Offline Mario Nikodemusz

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Re: "Insulinpumoe mit integrierter Glucagon-Spritze?"
« Antwort #9 am: September 25, 2007, 16:22 »
Hallo zusammen,

eine Meinung eines derjenigen der die Diskussionen und auch die Meinungen der "Verantwortlichen" tatsächlich gehört hat.
Da ich, auch durch meine ständige Anwesenheit im Diabetesdorf, öfter an den Schulungen teilnehme habe ich die Diskussion auch mitbekommen und mitunterstützt. Leute, was glaubt ihr denn, wie neue Entwicklungen entstehen können. Kinderkram? Ja manchmal auch das! Den Insuliner hab ich leider noch nicht gelesen, aber ich gebe Euch definitiv recht, dass eine solche "Spielerei" im Auto wirklich das allerletzte Mittel wäre. Die Beispiele könnten evtl in diesem Artikel etwas von dem, was tatsächlich diskutiert wurde abweichen. So gab es zum Beispiel die Anwendungsfälle "Vortrag" oder "Prüfung". Oft ist man so nervös, dass man einfach vergisst sich Traubenzucker einzupacken, ungeachtet dessen, dass man seine Unterzuckerung zu spät merkt. Dann würde evtl nicht mal so eine Zusatzeinrichtung was bringen.

Zum Thema Katheter kann ich Euch nur die Website www.myomnipod.com empfehlen, bei einer solchen Pumpe gäbe es sicher kein Problem mehr mit Katheter leeren, oder füllen oder sowas. Was die Menge der Injektion angeht, ist das Standard Glucagon Set sowieso überdosiert.

Aber nochmal zum Thema "Den Leuten sei langweilig" und "Neuentwicklungen auf Kindergartenbasis". Sicher ist die Idee noch nicht ins Detail ausgereift, auch fraglich ob sowas jemals tatsächlich entwickelt wird, nur möchte ich auch ganz vorsichtig darauf hinweisen, dass schon ganz andere Ideen zuerst ausgelacht wurden und sich später als das Werkzeug oder Idee der Zukunft ausgebildet haben. Oft werden Dinge entwickelt, durch die man neue Erkenntisse bekommt, einen aber in eine ganz andere Richtung bringen, dennoch sollte man diese Diskussion fortführen, da nur durch Kritik auch der konkrete Wille entsteht Ideen voranzutreiben. Im übrigen war es kein Vertreter, der anwesend war... Es war ein Mitarbeiter, also ein Vertreter seiner Firma. (Klar kann das auch falsch verstanden werden.)

Naja, um meine eigene Meinung zu bilden werde ich mir die Tage den Insuliner mal zu Gemüte führen.
Ohne Diskussion, auch mir streubt sich der Gedanke so eine "Erfindung" als Freikarte zum "schlampern" zu sehen. Vielmehr sollte es für Menschen eine Hilfe sein aus Situationen glimpflich heraus zu kommen, wo sie ohne die Hilfe anderer nicht herauskommen würden.

Viele Grüße,
Mario