Der Stuhl
Neulich war ich wirklich krank,
saß krumm auf meiner Ofenbank
war schlapp und matt - kein Appetit,
auch schmeckte mir das Essen nit,
ich schleppte mich zum Doktor rauf,
dacht', der schreibt mir bestimmt was auf.
„Wo fehlt es ihnen, gute Frau –
beschreiben sie's mir ganz genau.“
„Ach, Herr Doktor, wie soll ich's sagen
Ich muss halt über alles klagen.
Am Schlimmsten ist's in meinen Bauch,
es drückt der Magen, und der Darm zwickt auch.“
Der Doktor fragt: „Ist's ein Gewühl?
Dann brauch ich morgen ihren Stuhl.
Den muss ich erst sehen, dann kann ich sagen,
was da nicht stimmt mit ihrem Magen.“
Ich trab' nach Haus - denk vor mich hin:
„Was bringste bloß für'n Stuhl dahin?
Bei einem fehlt die Farb' und Kissen,
beim anderen ist der Stoff verschlissen.
Damit durch´s Dorf – was denken die Leut?
Ganz vornehme Stühle ham'se heut.
Ich werd mir beim Nachbarn einen borgen,
der hat ganz neue…“, weg waren die Sorgen.
Am nächsten Morgen, so gegen acht
hab ich mich mit dem Stuhl auf den Weg gemacht.
Der Doktor guckt, als ob ich nicht dicht,
„Ihren Stuhl brauch ich, verstehen sie denn nicht?“
Ich denk:“Jetzt haste dich blamiert,
der merkt so was gleich, studiert ist studiert.
So 'nen Stuhl in unseren Haus,
das schließt der Doktor völlig aus.“
Bin dann mit meinem alten rauf,
der Doktor reißt die Augen auf,
er kreischt:“Jetzt red ich deutsch mit dir,
'nen alten Stuhl den bracht'st du mir!“
Ich denk der schlägt mir auf die Backe,
als er schreit: “Ich brauch ihre Kacke!“
Hätt' der das nicht gleich sagen können,
lässt zweimal mich mit dem Stuhl her rennen.
„Morgen, Herr Doktor, mach ich es richtig!“
„Nicht morgen“, sagt er, “das ist wichtig.
Wenn sie in drei Wochen wiederkommen wollen,
ich muss mich erst von ihnen erholen!“
„Gut, Herr Doktor, das sehe ich ein,
ich bring dann das Zeug in drei Wochen rein.“
Die drei Wochen waren um, ich raffte mich auf.
„Vater“, sag ich,“heut geh´ste mit zum Doktor rauf.
Es ist zuviel – pack mal mit an,
ich trag die zwei Eimer, und du trägst die Wann’!!!“