Autor Thema: Wahl „meiner“ passenden Basalrate  (Gelesen 330 mal)

Offline Gyuri

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 3634
  • Country: de
  • I Got The Blues
  • Diabetestyp: DM 2
  • Therapie: Insulin-Pen
Wahl „meiner“ passenden Basalrate
« am: August 03, 2024, 18:30 »
Weil es wohl für mich ein reines Typ2-Problem ist, oder vielleicht auch nur meine selbst ersonnene Strategie, mit meinen Glukosewerten umzugehen, will ich damit nicht in einem reinen Typ1-Forum auftreten.  Ein anderes Forum (auch) für Typ 2er, als dieses kenne ich leider nicht mehr. :'(
So bitte ich Typ1-Leser (und auch Nicht-ICT-ler) um Nachsicht,  weil es zumindest bei mir "etwas" anders läuft.

In anderen Themen wurde auch hier schon darüber geschrieben, mit welcher Strategie man seinen Basalbedarf ermitteln kann.  Alle Möglichkeiten sind für mich nicht durchführbar, weil sie davon ausgehen, dass immer die gleichen Essgewohnheiten eingehalten werden. Das kann und will ich nicht so richtig.
Und selbst, wenn ich mich ein paar Tage lang zwinge und dann erfahre, wie viel Basal-Insulin ich brauche,  dann muss das nicht bedeuten, dass ich mit dem ermittelten Wert weiter machen könnte.

Beim letzten Diabetologie-Termin fragte ich dann meine Ärztin ob sie nicht eine einfache Lösung wüsste … eine Faustformel vielleicht?

Sie schaute zu diesem Zweck zuerst mal in meine Clarity-Aufzeichnungen.
Im Grunde war sie mit meinen Statistik-Daten voll zufrieden. Nicht nur GMI und Variationskoeffizient seinen im Zielbereich, auch die „Zeit in Zielbereichen“ wären in Ordnung. (siehe weiter unten)
Ich wendete ein, dass meine „Standardabweichung“ in Übersicht, von ≥42 mg/dL auf relativ starke Schwankungen hindeuten, auch wenn ich noch zu >70% im Zielbereich verweile.

Darauf hin schaute sie sich das neue „Insulin-Verteilungs-Diagramm“ von Clarity an.



Es sei für mich besser, wenn sich Bolus und Basal in etwa die Waage hält.

Ich spritzte seit geraumer Zeit 24 IE Lantus … und Fiasp halt immer so viel, wie ich mir bei meinen geschätzten KE auf dem Teller (und im Glas)  über meine Faktoren ausrechnen kann.
Und jetzt meine „Spinnerei“:  Grundsätzlich komme ich immer ohne nachträgliche Korrektur von Insulin und/oder KE aus. Das würde dann auch zu einem noch ungünstigeren Verhältnis führen. 
(Sehr seltene Ausnahmen bestätigen die Regel)

Die einfachste Maßnahme (aber eine grundlegend falsche!) wäre es, mit Fiasp unverändert weiter zu machen. Meine 24 IE Lantus müsste ich dann auf ca. 60 IE zu gehen.

Etwas besser wäre es, meine Durchschnittlichen 84,5 E/Tag auf beide Insuline gleichmäßig zu verteilen.
Das doofe ist aber, der Gesamt-Durchschnitt schwankt sehr und ich müsste dann mein Lantus immer verändern.  :kratz: … was genau genommen nicht geht, weil ich es immer ganz Früh spritze, lange bevor ich weiß, wie viel Fiasp zusammen kommen  wird.

Plötzlich sah ich mich wieder in ganz alte Zeiten zurück versetzt, als mir zu Begin meiner Insulinpflicht Mischinsuline verschrieben wurden.

So entschied ich mich erst mal mein Lantus auf 30 IE zu erhöhen … und zu versuchen, mit etwas weniger Fiasp auszukommen. Meine bewährten Faktoren wollte ich aber noch nicht verändern, sondern nur etwas weniger KEs zu verzehren.



Und Was soll ich sagen? Bereits nach ein paar Tagen wurde mir ANNÄHERND das Zwischenziel 60:40% ausgerechnet.
Natürlich kann das immer etwas schwanken.
So habe ich mein Zwischenziel 60:40% plötzlich überschritten und praktisch schon den ärztlichen Rat von ca. 50:50%  (vorläufig) erreicht.



Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!
Da war bei den letzten zwei Tagen nur jeweils zwei Mahlzeiten mit insg. weniger Fiasp bei gleicher Basalmenge.

So,
Jetzt habe ich zwar erst mal das 50:50 Verhältnis erreicht, aber meine Standardabweichung ist immer noch  > 40mg/dL

Ich fürchte schon, viel besser würde es nur werden, wenn ich mich zwinge, immer zu gleichen Zeiten die immer gleiche Art von KEs zu essen.

Wäre meine Clarity-Statistik schlechter, ich würde mir das überlegen.
Aber so lange diese bestätigt: „Alles in Ordnung!“, sagt meine Diabetologin auch: „Alles in Ordnung!“

Blöd ist halt, dass sich meine Ziele seit Lantus 24 IE zu 30 IE leicht verschlechtert haben. :-\

Ziele bei 24 IE Lantus:



Ziele bei 30 IE  Lantus:




Jetzt habe ich die Wahl:
  • So mit 30 IE Lantus weiter machen und weniger essen  :kreisch:
  • Zurück mit 24 IE Lantus zum "Running System" :coolman:
  • Zurück mit 24 IE aber Faktor 4 - 3 - 3 verringern  :gruebeln:
  • Lantus auf 40 IE erhöhen  :kreisch:

Punkt 4 halte ich für ganz schlimm. Ich hatte auch schon in einem Versuch vor Jahren probiert, ganz ohne Lantus zurecht zu kommen und alles mit Fiasp zu spritzen. Das gab ich im Grunde nur wieder auf, weil man mir dann "ICT" aberkennen würde.  :mauer: (Ende mit Dexcom  :sad1: )
Gruß vom Gyuri
„Miss alles, was sich messen lässt,
und mach alles messbar,
was sich nicht messen lässt.“

Archimedes

Offline Kladie

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 1152
  • Country: de
  • Diabetestyp: DM 2
  • Therapie: Insulin-Pen
Re: Wahl „meiner“ passenden Basalrate
« Antwort #1 am: August 06, 2024, 22:47 »
Hallo Gyuri,

als ein T2 Leidensgenosse kann ich deine Probleme nachvollziehen obwohl ich weder Lantus noch Fiasp benutze. Auch habe ich keine so ausführlichen Statistiken und mir reicht der HbA1c von aktuell 5,4% aus, so daß ich nichts ändere.

Vor ein paar Jahren hatte ich das Gefühl, daß mein Basal so gut wie gar nicht wirkte. Auch eine doppelte Menge brachte keine besseren Werte und weniger verschlechterte meinen NÜBZ auch nicht übermäßig. Mein Diabetologe riet mir das Basal aufzuteilen weil die Wirkzeit nicht immer mit den Herstellerangaben übereinstimmen. Ich habe also mein Levemir Basal in drei Dosen (statt 2) über den Tag verteilt und siehe da: Meine Werte waren OK und ich konnte meinen Bolus etwas reduzieren und dadurch sogar etwas Gewicht reduzieren.

Vielleicht hilft es dir ebenfalls, wenn Du (wie ich) 3 X 15 IE Basal alle 8 Stunden nimmst. Ich halte den Abstand auch nicht immer genau ein aber ich merke keinen Unterschied wenn es mal 6 bzw 10 Stunden Pause sind.

Hast Du das Aufteilen des Basals auch schon mal ausprobiert? Mein NÜBZ ist jetzt meist um die 100 mg/dl und wenn ich den SEA beim Bolus gut schätze komme ich nur selten über die 160 mg/dl nach einer Mahlzeit.
Auch ich esse nicht gleichmäßig viele KH oder zu gleichen Zeiten aber meine Erfahrungen mit der Bolus-Dosierung können das locker ausgleichen.

Offline Gyuri

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 3634
  • Country: de
  • I Got The Blues
  • Diabetestyp: DM 2
  • Therapie: Insulin-Pen
Re: Wahl „meiner“ passenden Basalrate
« Antwort #2 am: August 09, 2024, 13:33 »
Kurzer Zwischenbericht:
Langsam aber sicher werden die Daten, die ich so verfolge wieder besser.

Das kam aber NOCH nicht vom Bolus/Basal-Verhältnis, sondern mehr davon, dass ich erfolgreich versuchte, weniger zu essen um weniger Bolus zu benötigen.
Dass mir das gelang, ist sicherlich auch das Verdienst von Trulicity, was ich regelmäßig spritze und was mein "Hungergefühl" reduziert.

Was die angestrebten 50:50 betrifft, davon wurde mir (von Typ1ern) mehr oder weniger abgeraten.
Heute begann ich wieder mit nur 24 E Lantus.

Die eingangs gezeigten Vergleiche der Statistiken über verschiedene Zeiträume sind mit Vorsicht zu genießen. Es gibt einfach zu viele z.T. nicht erfasste Faktoren, die sich genauso auf die Ergebnisse auswirken … können.

Man "darf" schon einzelne Wochen miteinander vergleichen. Aber je höher die Amplituden über eine Woche, desto unregelmäßiger und somit unsicherer fallen Prognosen aus.
Hingegen hat so ein "Median-Verlauf" über eine Woche schon eine gewisse Aussagekraft.

Hier mal meine letzten 7 Tage im Vergleich zu den 7 Tagen zuvor.



Demzufolge hat sich nach einer "Verschlimmbesserung" vorletzte Woche zum Glück wieder fast alles, was ich beobachte verbessert.  :super:

Trotz meines gesetzten und hohen Alters  :zwinker:
will ich mir nicht das Leben mit zu vielen Regeln einschränken. Jeden Tag das selbe spritzen würde erfordern, auch jeden Tag (nahezu) das selbe/gleiche zu essen.  :nein:

Und so bleibe ich bei/gehe ich zurück zu meiner ICT die sich über mehrere Jahre bewährt hat.

Grundsätzlich genügen mir auch die Zielvorgaben aus dem AGP (für Typ 1 und 2 gleichermaßen empfohlen!) die ich im übrigen ALLE einhalte. So träume ich überhaupt nicht von einem HbA1c <6%  :balla: … wozu auch, wenn alle anderen Ziele (einschließlich GMI <7%) eingehalten werden?

Ich werde (wieder) darauf achten, Zwischenmahlzeiten zu meiden und möglichst nicht über 5 KE pro Mahlzeit zu mir zu nehmen.
So komme ich auf 50 IE Fiasp (oder weniger!) und eben 24 IE Lantus pro Tag.
Meine KE-Faktoren von 4 - 3 - 3 haben sich bereits seit einigen Jahren bewährt.  :super:

Ach ja: Lantus auf mehrmals täglich zu verteilen, hatte ich auch schon probiert. Das hatte bei mir aber rein gar keine Änderung. Ob es wirklich für mich besser ist, dass ich Lantus in der Früh (zw. 4 und 8 Uhr) spritze? Keine Ahnung! Als das vom Diabetologen empfohlen wurde, gab es noch keine lückenlosen Aufzeichnungen. Er musste wohl (aufgrund meiner 7 bis 8 Messungen täglich) auch raten.  :gruebeln:
Aber ich habe mich jetzt daran gewöhnt … und mein Körper vielleicht auch.  :banane:
Gruß vom Gyuri
„Miss alles, was sich messen lässt,
und mach alles messbar,
was sich nicht messen lässt.“

Archimedes