Autor Thema: Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?  (Gelesen 11754 mal)

Offline Trüffel

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Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?
« am: Juli 01, 2011, 19:39 »
Hallo,

ich hab da mal ´ne Frage.

Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?

Ich frage mich, wie lange ein Krampfanfall dauern würde? Ein paar Minuten, halbe Stunde oder...? Und was danach?

Grüße Trüffel
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Offline moewe

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Re: Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?
« Antwort #1 am: Juli 01, 2011, 21:24 »
Hallo Trüffel,

aus der Hüfte geschossen, gibts da nur eine klare Antwort: Das kommt drauf an....... die Faktoren, die das Geschehen beeinflussen, sind so zahlreich, daß man das nicht vorhersehen kann.

Im schlimmsten Fall kann man daran sterben.

Im günstigsten Fall passiert dir gar nichts, weil die Gegenregulation die Zuckerausschüttung der Leber soweit ankurbeln kann, daß du zwar schweißgebadet und zittrig, aber mit dem Schrecken davon kommst.

Bei den Info-Seiten kann man das sicher irgendwo nachlesen.

Ich würde an Deiner Stelle aber nicht freiwillig ausprobieren wollen, wie es bei Dir ausgehen würde. Es ist ganz wichtig, daß man bei den ersten Anzeichen einer Hypo SOFORT reagiert, da vermeidet man unnötige Komplikationen... Als Faustregel kann man sagen (so hab ich es schon vor 37 Jahren gelernt): Jede Hypo mit Bewußtlosigkeit hinterläßt Schäden im Körper oder im Gehirn.

Und noch ein kleiner Tipp von mir: das Gefühl bei einer wirklich schweren Hypo ist so besch...... das möchtest du nicht wirklich testen! Ich hatte erst eine mit kompletter Bewußtlosigkeit, so eine Erfahrung reicht fürs restliche Leben völlig aus und ich will das NIE WIEDER!!!!!

Gruß
Ulrike



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Offline Scrat

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Re: Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?
« Antwort #2 am: Juli 01, 2011, 21:43 »
Zitat
... das Gefühl bei einer wirklich schweren Hypo ist so besch...... ! ... und ich will das NIE WIEDER!!!!!
Darauf gibt es von mir (mit mehreren "bewusstlosen Hypos") aus der Hüfte geschossen, nur eine klare Antwort: Das kommt drauf an....... die Faktoren, die das Gefühl danach beeinflussen, sind so zahlreich... Sicher wünscht sich keiner eine Hypo mit Bewusstlosigkeit - allerdings habe ich jedesmal das Glück gehabt, dass es mir hinterher absolut nicht besch.... ging. Das ist aber wahrscheinlich bei jedem anders. Jedoch ist es aus genannten Möglichkeiten zu vermeiden (so man kann), eine Hypo mit Bewusstlosigkeit zu bekommen. Viel Glück dabei!

Offline Oggy

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Re: Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?
« Antwort #3 am: Juli 02, 2011, 06:33 »
Hallo Trüffel

worauf willst Du eigentlich hinaus? Krampfanfall hat man nicht zwangsweise :nein:
Im schlimmsten Fall gehen einfach ohne Vorwarnung - egal wie und wo - die Lichter aus; wenn Du dann allein bist, wird´s eng :D So ein Anfall wird so lange dauern, solange überschüssiges - zuviel gespritztes Insulin - am arbeiten ist - oder bis Deine Gegenregulation (hoffentlich) anspringt (anspringen kann).
Und was danach? Nun ja - entweder Du kommst (leicht verkatert) aus der Sache von selber raus - oder aber Du wachst nach 2 bis 6h Stunden auf, während fröhlich ein wenig Glucoselösung durch Deine Vene gluckert, weil Dich rechtzeitig jemand gefunden hat, oder aber Du wachst nach langer, massiver Hypo auf - und Dein Hirn ist Gemüsebrei - mit ähnlichem IQ - - oder aber Du weißt, ob das Licht am Ende des Tunnels wirklich ein entgegenkommender Zug oder etwas anderes ist ;D
« Letzte Änderung: März 24, 2012, 07:14 von Oggy »
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Offline Trüffel

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Re: Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?
« Antwort #4 am: Juli 02, 2011, 08:43 »
Ich mußte einem Bekannten neulich eine halbe Glukagonspritze geben, weil er plötzlich zu krampfen anfing.
Ich lagerte ihn zuerst so, daß er sich nicht verletzen konnte und fragte mich, ob das schnell wieder vorbei gehen würde. Er hatte kurz davor noch Traubenzucker und gezuckerte Limo getrunken.
Aber der Zustand änderte sich nicht wirklich und so gab ich ihm eine halbe Elefantendosis aus der orangenen Packung.
Sekunden danach besserte sich sein Zustand.

Ich frage mich halt, wie lange so ein Krampfanfall ohne Glukagon gedauert hätte.


Gruß Trüffel
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Offline Oggy

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Re: Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?
« Antwort #5 am: Juli 02, 2011, 09:51 »
Zitat
Ich frage mich halt, wie lange so ein Krampfanfall ohne Glukagon gedauert hätte.

Wie gesagt:
Entweder greift irgendwann bei ausreichenden Reserven die Gegenregulation - je nach vorhandenem Insulinspiegel - oder eben nicht :nixweiss: Und dann ist Schicht :ja:
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Offline Llarian

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Re: Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?
« Antwort #6 am: Juli 02, 2011, 11:44 »
Kann man alles nicht sagen. Da reagiert zum einen jeder diabetiker anders und auch nicht derselbe Diabetiker in jeder Situation gleich. Vielleicht hätte das auch ohne Spritze gleich aufgehört... vielleicht aber auch nicht. Das weiß man aber vorher nicht.
Und noch als Ergänzung zu dem bisher geschriebenen oben: Man kann bei Vorliegen von Spätschäden an einer schweren Hypo sterben. Da gibt es dann eigentlich keinen Grund, diesen Zustand länger als nötig aufrecht zu erhalten.

Grüße
Anja

Offline moewe

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Re: Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?
« Antwort #7 am: Juli 02, 2011, 18:57 »
Um noch eins oben drauf zu setzen: im Zweifelsfall immer die volle Dröhnung ballern, der Notarzt fackelt auch nicht lange. Man kann als Laie nie wissen, womit man es zu tun hat und wie hier schon zu lesen war: im schlimmsten Fall ist der Patient über den Jordan. Zuviel Glucagon gibts nicht, denn das regt ja nur die Leber an, Glucose auszuschütten. Wenn kein Glycogen mehr da ist, hörts auf. Wenn aber, wie bei Langzeitdiabetikern nicht selten, gar kein oder nur ganz wenig Glycogen in den Speichern ist, kann so eine Glucagon-Spritze auch mal wirkungslos sein.
Deshalb habe ich gar nicht erst welches zu Hause. Wenn man innerhalb 10 min keinen Erfolg mit TZ oder Glucagon sieht, bleibt nur die 112 zu wählen. Gleich den Diabetes mit erwähnen, dann lassen die (hoffentlich) alles fallen und kommen...
Man sollte auf jeden Fall, solange der Patient noch schlucken kann, TZ oder Cola versuchen. Was auch geht, ein Plättchen in die Backentasche kleben, das wirkt ja auch über die Mundschleimhaut, wenn es sich auflöst. Auch mit Glucagon: sobald das Bewußtsein soweit ist, das Schlucken geht, TZ hinterherpfeffern und anschließend Knäcke, Zwieback oder irgendwas anderes echtes.

Bei mir damals haben sie 3 oder 4 Glucoseampullen i.V. reingejagt.
Sie haben erst aufgehört, als ich wieder hell wach war und mich anschließend gleich ins KH mitgenommen. Es ist nicht auszuschließen, daß die Gegenregulation dann doch später einsetzt und man ins Koma (anderes Extrem) fliegt, damals gabs ja noch keine BZ-Meßgeräte für uns. Also nach einer schweren Hypo muß man IMMER engmaschig ein paar Stunden den BZ kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren.
Ich wachte auf, schaute in sein Gesicht und er sagte lapidar: Ah, da sind wir ja wieder  :zwinker:
Ich war aber die ganze Zeit nicht ganz weg, denn die Krampferei habe ich z.T. mitgekriegt, ebenso den Kampf meines Gehirns, das Bewußtsein wiederzuerlangen. Das meinte ich damit, das Gefühl ist obersch..... so etwa wie extreme Alpträume habe ich das empfunden. Bei mir war das Gehirn leider nicht so gnädig, mich auszuknipsen.

Ich habe auch schon mehrfach Mitpatienten aus Hypos geholt. (passierte damals in Karlsburg regelmäßig, dass einer nach dem Spritzen den Weg von der Station bis in den Speisesaal nicht mehr ganz geschafft hat, oder bei Ausflügen). Da war probates Mittel auch Cola. Cola hat eine Doppelwirkung: jede Menge Zucker in flüssiger Form und Coffein zur Stabilisierung des Kreislaufs.

Vermutlich hatte dein Patient vorher irgendwas fettreiches intus, dann kann gezuckertes auch mal länger dauern. In so einem Fall ,wenn mich eine Hypo nach dem Essen erwischt, lasse ich mir TZ auf der Zunge zergehen und meine Mundschleimhaut arbeiten. Über den Magen würd es ja nicht ankommen, der ist anderweitig beschäftigt.

Soviel aus dem Nähkästchen......

Gruß
Ulrike

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Offline Joerg Moeller

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Re: Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?
« Antwort #8 am: Juli 04, 2011, 15:22 »
Die anderen haben ja schon alles gesagt. Wie lange es dauert und was dabei alles passieren kann hängt von verschiedenen Faktoren ab. Genauere Untersuchungen würdest du höchstens bei Dr. Mengele finde, weil ein seriöser Mediziner nicht mit der Stopuhr danebensteht wenn jemand krampft.

Und wie Ulrike schon sagte: nix dosieren - volle Dröhnung und auf jeden Fall den Notarzt rufen. Bewußtlosen aber bitte NIEMALS etwas in den Mund packen, was nicht nach Tubus oder Sauger aussieht.
Auch nicht in die Wangentaschen (Speichelreflex =>Aspirationsgefahr)

Viele Grüße,
Jörg
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Offline moewe

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Re: Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?
« Antwort #9 am: Juli 04, 2011, 15:36 »
Okay Jörg, das hätte ich explizit hinschreiben müssen. Für mich ist das wohl zu selbstverständlich gewesen  :rotwerd:

Gruß
Ulrike
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