Autor Thema: Typ1 & Marathon ...  (Gelesen 21780 mal)

Offline Angelheart

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Re: Typ1 & Marathon ...
« Antwort #10 am: November 30, 2010, 10:17 »
Ich bin ohne Pumpe bei keiner Art von Sport gut hingekommen. Für mich ist das überhaupt nur mit Pumpe möglich.
Ich mach auch Sport auf 30% und brauch je nach Dauer und Intensität 1-3 BE pro Stunde dazu.
Ich hab´s auch mal auf noch niedrigerer Basalrate versucht, um die SportBEs zu vermeiden, aber das ging gar nicht, der BZ schnellte hoch.

Offline Andreas

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Re: Typ1 & Marathon ...
« Antwort #11 am: November 30, 2010, 13:56 »
Futterst du denn trotz 30% weniger auch noch BEs hinzu?
Zu 90% der Fälle kann ich das planen. Es ist allerdings von vielen Faktoren abhängig: Tageszeit, Abstand vom letzten Bolus, Höhe der Absenkung und Tempo.
Morgens kann ich zum Beispiel nach vier BE Frühstück ohne Bolusabgabe drei Stunden ohne KH-Zufuhr laufen, nachmittags ginge das nicht, da müsste ich die BR-Rate stärker senken.
In der Regel möchte ich aber KH während des Laufs zuführen - nur nicht so viele wie unter ICT.

Gruß, Andreas
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Offline Adrian

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Re: Typ1 & Marathon ...
« Antwort #12 am: November 30, 2010, 15:29 »
Futterst du denn trotz 30% weniger auch noch BEs hinzu?
Zu 90% der Fälle kann ich das planen.

Was sind denn Dinge, die Du nicht planen kannst. Vorher nicht bemerkter Infekt? Fahrtspiel?

Meine Sportbemühungen sind nicht so zielgerichtet. Ich schaue halt, dass ich im Durchschnitt pro Tag über einer Stunde Sport liege.
Bei den Sachen die ich an Bewegung regelmäßig mache (Alltagsradeln, Klettern, Badminton, Wassergymnastik, Ultimate, Kraft), ist eigentlich nur das Krafttraining und das Radfahren einschätzbar. Aber die Form der Mitspieler/Gegner/Trainer ist ja beim Lauftraining egal, oder?

Und ja ich futtere beim Klettern und Wassergymnastik auch zu, obwohl ich die Pumpe komplett ablege (BR-Reduktion auf 0%).
Cozmo mit Humalog 

Offline Andreas

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Re: Typ1 & Marathon ...
« Antwort #13 am: November 30, 2010, 16:30 »
Nun, für mich ist nahezu jeder Lauf neu und anders: Neue Strecke, andere Länge, andere Topographie, andere Intensitäten (teilweise ja auch, wie beim Intervalltraining, wechselnd während des Laufs), wechselnde Vorbelastungen/-ermüdungen, andere Tageszeiten usw. Das ist einfach nicht zu 100% kalkulierbar.

Wenn Du magst, schau Dir mal die Blutzuckerprofile der beiden 34 km langen Läufe auf identischer Strecke in fünf Tagen Abstand bei identischem Tempo an, der eine Lauf morgens, der andere vier Stunden später, gegen Mittag gestartet:
http://www.laufen-mit-diabetes.de/2010/03/10/diabetes-therapie-langer-lauf/

Langer Lauf am Morgen:
    * Sport-BE (vor und während des Laufs): 8 BE – abgedeckt mit einem  Bolus von 1 IE
    * Basalratenreduktion: 70%

Langer Lauf am Mittag:
    * Sport-BE (vor und während des Laufs): 14 BE – kein Bolus
    * Basalratenreduktion: 60%

=> Trotz größerer BR-Reduktion waren 6 BE mehr nötig (also statt 2,6 BE/Stunde waren 4,3 BE/Stunde nötig, um eine Blutzuckerkurve zu erreichen, die dennoch deutlich niedriger ist).

Kombiniere diese grundsätzlich unterschiedliche Therapieanpassung noch mit unterschiedlichen Topographien, laufe den einen Lauf schneller als den anderen und habe das eine Mal am Tag vorher Trainingspause, am anderen Tag ein intensives Intervalltraining absolviert, dann werden die Unterschiede noch viel größer --- und irgendwann kaum mehr kalkulierbar. Von Wettkämpfen ganz zu schweigen ... Wer das planen kann, vor dem erstarre ich vor Ehrfurcht und laufe nie wieder.  :zwinker:

Viele Grüße,
Andreas
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Offline Adrian

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Re: Typ1 & Marathon ...
« Antwort #14 am: November 30, 2010, 17:06 »
Da hätte ich gleich noch 2 Fragen. Du schreibst in den 6 Schritten:

Zitat
Auch nach dem Sport messe ich erst einmal meinen Blutzucker und überlege mir die nun notwendige erneute Therapieanpassung [....] # Bei einem zu hohen Wert korrigiere ich sehr vorsichtig (eine bis zwei Einheiten weniger, als der Korrekturfaktor eigentlich vorsieht),

1) Wie lange wartest Du, bis Du wirklich miss? Der BZ hinkt ja doch einige Zeit dem Sport nach. Bei mir sind es ca. 20 bis 25 min bis die Muskeln auf "nicht mehr Sport" umschalten und sich die Konzentrationen angeglichen haben.
2) Die ein bis zwei Einheiten weniger - wieviel ist das ca. in Prozent. Ich brauche nur ca. 50%-60% des Bolus, da kommt mir ein/zwei Einheiten recht wenig vor (Bei z.B. 6IE, die Du z.b. hier brauchst: http://www.laufen-mit-diabetes.de/wp-content/uploads/2010/03/langer-lauf_09-03-09.jpg).

ciao
Adrian
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Offline Andreas

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Re: Typ1 & Marathon ...
« Antwort #15 am: November 30, 2010, 17:23 »
zu 1)
Ich gehe von dem Wert aus, mit dem ich aufhöre zu trainieren und warte nicht.

zu 2)
Hier noch einmal das Training, um das es geht:


Bei solch langen Läufen muss ich mehr Einheiten abgeben, da hier die Fettverbrennung angesprungen ist und noch ein/zwei Stunden nach dem langen Lauf noch meinen BZ nach oben treibt (das habe ich bei meinen sechs Schritten nicht geschildert, weil ich nicht weiß, ob das so verallgemeinerbar ist), gleichzeitig ist die Insulinempfindlichkeit noch sehr hoch und ich will auch sofort etwas essen.

Meine Rechnung ist in dem Beispiel Pi mal Daumen:

Korrektur        160 BZ -->   0 IE ("normale" Korrektur wären 1,5 IE)
Fettverbrennungsanstieg --> + 2 IE
Nahrungsaufnahme   6 BE --> + 4 IE ("normaler" Bolus wären 6 IE)
----------------------------------------------------------------------------
Summe                         6 IE


Am Ende der Grafik sieht man dann, wie der BZ bereits wieder sinkt.

So gerechnet stimmen die Aussagen - abgesehen vom Fettverbrennungsanstieg, die ich auch nur bei langen Trainingseinheiten (größer zwei Stunden) habe (bei kurzen habe ich immer dann einen Sport-BE-Anstieg, wenn ich in der letzten Stunde vor dem Trainingsende noch Gel o. ä. zu mir genommen habe).

Hat das zur Klärung beigetragen?

Einen schönen Abend,
Andreas
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Offline Adrian

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Re: Typ1 & Marathon ...
« Antwort #16 am: November 30, 2010, 19:04 »

Hat das zur Klärung beigetragen?

Einen schönen Abend,
Andreas

Wunderlieben dank, ja. Wenn man die 2 IE für den "Fettverbrennungsanstieg" wieder rausrechnet, dann sind das glatt meine 50%-60% :)

Auch einen schönen Abend,
Adri*auf zum Badminton*an
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Offline Nordwork

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Re: Typ1 & Marathon ...
« Antwort #17 am: November 30, 2010, 22:45 »
Das mit den Fettverbrennungs IE musst du nochmal etwas genauer erklären,
ich glaube das ist bei mir ähnlich, ich habe vor kurzem angefangen "Vernünftig" zu Trainieren.
http://running.nordwork.de/2010/11/kleiner-bericht-zur-aktuellen-lage/

Und habe jetzt bemerkt das bei den längeren (1,5-2h) Läufen um 80% <- (das ist bei mir z.Z. ein ganz ruhiger Lauf)

Hier ein Beispiel:
7:30Uhr - BZ 315 - 2IE - 22 Lantus
8:40Uhr - Losgelaufen <- Vorher leider nicht mehr gemessen  :moser:
11:00Uhr - BZ 102 - 18km gelaufen Unterwegs zur sicherheit 2BE traubenzucker
13:05Uhr - BZ 250

Heisst das durch den "Festverbrennungspuls" geht der Zucker hoch?

Offline Adrian

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Re: Typ1 & Marathon ...
« Antwort #18 am: November 30, 2010, 23:16 »

Heisst das durch den "Festverbrennungspuls" geht der Zucker hoch?

Habt Ihr eigentlich Zugang zu Meßgeräten um den Laktatwert zu bestimmen?
Denn ich habe so wage im Hinterkopf: Laktat -> Wachstums/Stresshormone -> Insulin wirkt schlechter -> BZ steigt.

Aber das wäre ja gerade das Gegenteil von Fettverbrennung... hmmmmm.
Cozmo mit Humalog 

Offline Andreas

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Re: Typ1 & Marathon ...
« Antwort #19 am: November 30, 2010, 23:38 »
@Nordwork:
Das betrifft bei mir die Phase _nach_ dem Sport. Ich habe den Eindruck, die Fettverbrennung läuft noch auf Hochtouren und verbraucht dabei weiterhin Insulin, was ja aufgrund der BR-Änderung nur in geringerem Maße zur Verfügung. Gleichzeitig wird aber deutlich weniger Energie verbraucht und was beim Gesunden eine Insulinausschüttung auslösen würde. Da diese nicht stattfindet, entsteht ein Insulinloch und der BZ steigt. Deshalb gebe ich bei langen, aeroben Trainingseinheiten dafür ein bis zwei Einheiten ab.

@Adrian:
Gegen das Laktat-Gerede habe ich mir schon einmal im IDAA-Forum gewehrt:
http://www.idaa.de/forum/beitraege//gutenberg_marathon_mainz//2.html

Hier meine Laktatkurve der Leistungsdiagnostik von vor einem Jahr (blau= Herzfrequenz, rot= Laktat):



Ein nennenswerter Laktatanstieg ist erst bei sehr schnellem Tempo zu beobachten, bei mir ist das bei einem Schnitt schneller als 14 km/h, das sind 4:15 Minuten pro Kilometer, was einem Marathon unter drei Stunden entspricht. In diesem Leistungsbereich laufe ich keine langen Trainingseinheiten, das würde mich kaputt machen und nichts bringen. In dem Tempo, in dem ich trainiere (etwa 11-12 km/h) ist die Laktatkonzentration sogar geringfügig niedriger als im Schritttempo bzw. in der Ruhe.

Die auch hier auf diesen Seiten immer wieder aufkommende Laktatdiskussion als ernst zu nehmender Faktor bei der Therapieanpassung ist meines Erachtens quatsch, sie spielt nur bei hochintensiven Belastungen über kürzere Strecken eine Rolle, nur da kommt es zu nennenswerten Laktatkonzentrationen: 12 x 200 m Maximal-Tempo oder 8 x 400 m Maximal. Bei diesen Einheiten beobachte ich einen geringeren Sport-BE-Bedarf, der durchaus auf die ausgestoßenen Adrenaline und das gebildete Laktat zurück geführt werden kann. Hans Otto, der mal Rad fährt, oder ich, wenn ich längere Strecken laufe, haben damit nichts zu tun.

Einen schönen Abend,
Andreas
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