[klausing]

Wie das Thema schon sagt, habe ich eine Frage zur Insulinempfindlichkeit.
Am Sonntag habe ich eine 70km Tour mit 1200 Höhenmetern in 5 Stunden mit meinem Mountainbike durch den Taunus gemacht.
Verteilt über diese Tour habe ich 10 BE zu mir genommen ohne auch nur einen einzigen "Schuß" Bolus-Insulin zu benötigen. (Als Typ3 hab ich ja noch Restproduktion und brauche daher kein Basal) Während der ganzen Tour war mein BZ durch die regelmäßige Kohlenhydrataufnahme immer zwischen 5 und 6. Das ganze habe ich stündlich gemessen.
So weit so gut.

Heute am Folgetag merke ich auf einmal, dass sich mein Faktor für die  Bolusrate von 1,5 auf fast 1 verschoben hat. Gemerkt habe ich das gleich beim Frühstück. Bin mit der normalen 1,5er Formel fast direkt in Hyponähe gerutscht. Da ich mir sehr sicher war mich bei den BE nicht so verschätzt zu haben, habe ich zum Mittag  dann nur eine Einheit pro BE gespritzt und bin damit prima hin gekommen. Normalerweise würd ich hier auch 1,5 Einheiten pro BE spritzen.

Hat jemand von Euch schon einmal so drastische Änderungen von einem Tag zum anderen im Faktor erlebt? Wenn ja, wie lange hat das angehalten?
Ich habe schon mehrfach solche Touren gemacht, aber noch nie solche Veränderungen erlebt.

Wie gesagt, ich bringe diese Änderung primär mit der ausgiebigen Fahrradtour in Verbindung. Oder gibt es hier noch andere Faktoren welche solche positiven Schwankungen hervorrufen? Immerhin bin ich mit dem alten 1,5er Faktor schon seit langer Zeit stabil unterwegs.

[LordBritish]

Meine Beobachtung bei Sport waren bisher das es teilweise bis zu 24 h nachwirken kann, aber nicht muss.
Weiterhin scheint es mir so das sich regelmäßiger Sport auch positiv auf die Insulinempfindlichkeit auswirkt.

Eine pauschale Antowrt würde ich darauzs aber nicht ableiten, dass ist bei jedem mit Sicherheit unterschiedlich...

Viele Grüße

Markus

[manwe]

Hallo!

Bei mir ist es so, daß sich die sportliche Betätigung nur auf den Bolus-Faktor des nachfolgenden Essens auswirkt bzw. ich den Faktur nur die nächsten drei bis 6 Stunden (je nach Intensität und Dauer der Belastung) senken muß. Wenn ich z. B. vormittags Sport betreibe, darf ich fürs Mittagessen nur 30 - 50 % spritzen, aber fürs Abendessen wieder die ganze Ladung.

Kurz gesagt muß ich beim dem Sport nachfolgenden Bolus höllisch aufpassen.

Wie auch beim Markus wirkt sich bei mir regelmäßiger Sport auf die Insulinempfindlichkeit aus. In sehr aktiven Zeiten kann ich Basis und Bolus um bis zu 30 % senken. Das ist aber auch keine fixe Regel - ist nicht immer gleich und scheint z. B. im Winter anders zu sein als im Sommer.

Aber ich glaube, das ist wirklich bei jedem individuell und das muß man einfach austesten.

LG
Charly

[klausing]

Den Bolus bei Sport zu senken, das ist bei mir auch so. Allerdings hatte ich es noch nie, dass sich das bis auf den darauffolgenden Tag auswirkte.

[Joa]

Wie das Thema schon sagt, habe ich eine Frage zur Insulinempfindlichkeit.
Am Sonntag habe ich eine 70km Tour mit 1200 Höhenmetern in 5 Stunden mit meinem Mountainbike durch den Taunus gemacht.
 ...

Hat jemand von Euch schon einmal so drastische Änderungen von einem Tag zum anderen im Faktor erlebt?
Wenn ja, wie lange hat das angehalten?

Das ist als ein Standardverlauf bekannt. Eine deftige Ausdauerleistung führt zu einer länger anhaltendenden nachgehend Erhöhung der Insulinsensivität.
Faustformel dafür lautet: bis zu 24 Stunden. Ist aber nicht so genau vorher zu sagen. Nach so einem Actiontag sollte der Basalinsulin benötigende Diabetiker auf jeden Fall die nächtliche Basaldosis runtersetzten oder entsprechend mit langsamen BE's als Betthupferl den BZ deftig anheben.

Woran das liegt habe ich allerdings nicht auf der Pladde. Vielleicht so eine Art temporärer Up-Regulation?  

Gruß
Joa

Nachtrag:
Hab noch 'ne Erklärung aufgetan:
http://www.kosmas-apotheke.de/diabetes/behandlung/bewegung/beweg2.htm

Danach liegt die erhöhte Insulinwirkung, bzw. die stärkere Blutzuckersenkung daran, dass sich die Zuckerreserven in Muskulatur und Leber (Glykogenspeicher) während einer längeren Ausdauerbelastung deutlich leeren, sozusagen abgearbeitet werden.
Sie füllen sich danach wieder aus dem Blutzucker auf, so dass bis zur abgeschlossenen Aufladung mit Glykogen halt mehr Glukose verbraucht wird.

Na ja, da ist mir dann eingefallen, dass diese Erklärung auch in der Schulung so gegeben wurde, wenn ich recht entsinne.  

[Joerg Moeller]

Ich hab dazu auch noch was gefunden: http://www.einsteiger.diabetesinfo.de/bewegung/index.php

[klausing]

super Erklärung! Danke für den Link

[Kajetan]

Ich kenne den Einfluss sogar manchmal 2 - 3 Tage. Das ist z.B. nach einer Woche Skitouren so.
Ich senke dann oft die Basalrate (Pumpe) die Tage auf 80%.

Gruß, Kajetan

[Joerg Moeller]

Ich kenne den Einfluss sogar manchmal 2 - 3 Tage. Das ist z.B. nach einer Woche Skitouren so.
Ich senke dann oft die Basalrate (Pumpe) die Tage auf 80%.

Ja, das hängt sicherlich auch davon ab, wie leer genau die Glykogenspeicher jetzt wirklich sind, bzw. wie lange es dauert, bis die wieder aufgefüllt sind.

[Joa]

Ich kenne den Einfluss sogar manchmal 2 - 3 Tage. Das ist z.B. nach einer Woche Skitouren so.
Ich senke dann oft die Basalrate (Pumpe) die Tage auf 80%.

In Ergänzung zum Glykogenrefill möchte ich noch auf den Gedanken an eine Up- und Downregulation der Rezeptoren hinweisen. 

Gruß
Joa