Hallo Zusammen,
sieht so aus, als würde hier eine schöne Diskussion beginnen... Die Autonomie des Diabetikers im KH
Ok... als Krankenschwester habe ich fast 30 Jahre lang in der Psychiatrie gearbeitet (man beachte die Zeitform, aber dazu gleich mehr).
Ich hab bei meiner Arbeit oft feststellen können, dass wir zum einen in vielen Bereichen nicht nur offener waren als die Somatiker, sondern dass wir auch sehr viel selbstverständlicher die Autonomie unserer Patienten zugelassen, gefördert und gefordert haben. Ich kenne es aus den letzten mindestens 15 Jahren nur so, dass
a) jeder Diabetiker mit seinem eigenen Gerät gemessen hat (oft parallel zu unserem wegen der Dokumentation).
b) er seine Insulin-Dosis nach SEINEM Gerät berechnet hat (je nach kognitivem Zustand Kontrolle durch uns)
c) er sich die Dosis selbst verabreicht hat
d) der Injektionsort auf dem BZ-Bogen vermerkt wurde (wegen wechselnder Mitarbeiter)
Wir wären nie auf die Idee gekommen, an der Insulin-Dosierung herum zu spielen.
Wenn möglich, haben wir bei Problemen den behandelnden Diabetologen eingespannt (auch das geht im KH per Konsil).
Was meinen Diabetes angeht, bin ich seit der Manifestation 2003 (vorher war eine Glokosetoleranzstörung bekannt) eher hmm... vermeidend (?) damit umgegangen? Ich hab den DM am ehesten völlig ignoriert. 2003 wog ich bei 165cm Größe um die 60 Kilo, habe 2x die Woche Kampfsport gemacht und bin regelmäßig gejoggt. Also nicht gerade der typische T2-Patient. Meine damalige Internistin hat sich, außer mir die Diagnose an den Kopf zu werfen, mir ein Rezept über Urin-Sticks in die Hand zu drücken und eine lächerliche Ernährungsberatung zu verpassen, nicht weiter um den DM gekümmert.
Erschwerend hinzu kam bei mir zu fast dem gleichen Zeitpunkt die Diagnose Depression, mit der ich seither auch immer zu tun hatte und habe.
So passierte erst einmal lange gar nichts. Bis ich 2009 Professor Schneider aus dem Westdeutschen Diabeteszentrum kennen lernte, als der auf unserer Station eine seiner Patientinnen konsilarisch betreute. Mit ihm habe ich mich ein paar Mal unterhalten und er meinte, ich solle mich mal bei ihm im Zentrum vorstellen.
Seit 2009 bin ich also mit meinem T2 in Behandlung, nehme am DMP teil und war mit meinen Werten bis vor 2 Jahren eigentlich in einem Bereich, mit dem alle gut leben konnten (HbA1c meist um die 6,5%).
Vor 2 Jahren hat wieder mal die Depression voll zugeschlagen. Ich habe damals schon meinen Kollegen gesagt, dass ich nicht mehr wiederkommen werde, wenn ich mich dieses Mal krank schreiben lasse. Und so ist es dann auch gekommen. Die letzten 2 Jahre waren ziemlich turbulent. Ich habe meinen Lebensmittelpunkt aufgegeben und bin wieder zurück in die alte Heimat gezogen. Habe mich mit Krankenkasse und Ämtern herumgeschlagen. Und der Diabetes? Abgesehen davon, dass ich meine Medis genommen, mir hier an meinem neuen Wohnort einen Diabetologen gesucht habe und regelmäßig zu den Terminen gegangen bin, war der mir völlig egal. Es gab Phasen, in denen ich mich mehr oder weniger von Schokolade ernährt habe. Ich bin ein Stressfresser. Wenn ich mit etwas grad nicht klar komme, dann haue ich mir Schokolade ein. Das kann dann auch leicht mal so eine 300g-Tafel sein.
Und das hab ich auch meinem Doc so erzählt...
Inzwischen habe ich (seit letztem Monat) meine EU-Rente durch. Das hat jetzt erst einmal deutlich Ruhe in mein Leben gebracht. Genug, dass ich mich mal wieder mit meiner zweiten Baustelle beschäftigen konnte. Da ich, entsprechend der Absprache mit meinem Doc, seit Mai weitestgehend meine Schoki-Orgien unterlassen hatte, hab ich mal meine Sensoren ausgegraben und ein paar Tage lang gemessen. Die Werte fand ich absolut inakzeptabel und hab dann nach 3 Tagen einen Termin beim Doc gemacht. Und jetzt hab ich halt mit dem Protaphage angefangen.
Aktuell spritze ich seit Donnerstag 6 - 0 - 4 iE
Mein NBZ sinkt darunter laaaaaangsam ab. Fr = 163, Sa = 165, heute =154
Ich denke, dass ich noch 2iE am Abend drauf packe und wieder ein paar Tage schaue, wie sich das entwickelt.
Auch tagsüber sind die Werte noch weit davon entfernt, dass man damit zufrieden sein könnte. Durch die Bank >160 mit postprandialen Spitzen bis an die 300 ran. Da muss auch noch einiges passieren, denke ich. Aber das werde ich dann nächste Woche mit meinem Doc besprechen. Bis dahin werde ich Werte sammeln, damit er sich ein Bild machen kann...