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Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Susanne am August 23, 2010, 13:59

Titel: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Susanne am August 23, 2010, 13:59
„gemessen ?!? … naja, das letzte Mal so vor einem Monat…!“

Erfahrene Berater in Diabetes-Ambulanzen schätzen, dass ca. ein Viertel bis ein Drittel aller ihnen bekannten Typ 1 Diabetiker  mindestens einmal im ihrem „Diabetiker-Leben“  eine Zeit lang sich nicht um ihren Zucker kümmern können, dass sie in diesen Zeiten nicht oder nur äußerst selten ihren Blutzucker messen. Manche schaffen es dann noch, halbwegs regelmäßig das Basis-Insulin zu spritzen,  schnelles Insulin wird meist dann gegeben, wenn man spürt, dass man sehr hoch sein muss.

Was dann raten? Klar, in einer idealen Welt beginnt der /die Diabetikerin wieder brav vor jedem Essen zu messen, die BE und das Insulin zu berechnen, alles aufzuschreiben usw usw… DANN ist es ja ganz einfach, korrekte Dosierungs-Empfehlungen  abzugeben… bloss: SO läuft das kaum jemals.

Das Thema  ist mir wichtig, weil ich schon viele Diabetiker begleiten durfte beim „Neustart“. Deshalb möchte ich hier einmal ein paar Gedanken dazu aufschreiben und ein klein wenig zeigen, wie ich damit umgehe (was auch den Erfahrungen anderer Berater, die ich kenne, entspricht). Vielleicht interessiert ja den einen oder anderen hier zu lesen, wie so ein Prozess von Arzt-Seite aus gesehen aussieht. Der Text wird länger, ich lasse bewusst alle Theorie- Überlegungen weg und versuche ganz praktisch zu bleiben. Wichtig: natürlich strebe ich für alle meine Patienten eine gute Einstellung an – die Überlegungen hier gelten nur für die geschilderte Situation, wo lange gar nicht mehr gemessen und nur sehr unregelmäßig „irgendwas“ gespritzt wurde!

 Wenn jemand einige Zeit hindurch sich nicht um seinen Zucker kümmern konnte, dann wird sich das NICHT  „von heute auf morgen“ ändern. Egal was wir uns als Berater wünschen. Ich lasse hier bewusst die Diskussion der Gründe, warum es so oft so kommt, beiseite – das ist ein anderes Thema und für das reine „Einstellungs-Problem“ nicht mal so besonders wichtig.

Wenn jemand in so einer Situation zu Arzt in die Ambulanz kommt, dann ist das ein ganz wichtiger Schritt, der viel Überwindung und Mut braucht. Auch wenn sich der Berater dann vor einem HbA1c weit über 12% erschreckt, auch wenn dem Berater sofort die Diabetiker mit schweren Spätschäden, die er schon gesehen hat, einfallen – hier braucht’s erstmal Anerkennung dafür, dass jemand trotz der Erschöpfung und der Depression, die so hohe Werte mit sich bringen, den Weg zum Berater gefunden hat.

Und nun geht es NICHT um korrekte Blutzucker-Einstellung, regelkonform, ausgewogen undsoweiter ! Sondern erstmal NUR um Verhinderung einer Ketoazidose. Daher:

Was als Erstes? Ich denke, Sinn macht es immer, zu versuchen, irgendeine Art von basaler Insulin-Versorgung anzuregen –  so einfach wie nur irgend möglich – wenn ein Diabetiker zum Beispiel zweimal am Tag Basis spritzen nicht schafft, dann nimmt man halt ein möglichst lange wirkendes Insulin einmal täglich – und es sollte dann gespritzt werden, wenn es noch am einfachsten fällt und am wenigsten Gefahr besteht, dass es „vergessen“ wird. Theoretische Gründe, wann der ideale Spritz-Zeitpunkt wäre, sind JETZT noch ganz egal – ein  zum theoretisch richtigen Zeitpunkt nur an wenigen Tagen  gespritztes Insulin ist immer schlechter als ein zu irgendeinem Zeitpunkt an mehr oder fast allen  Tagen gespritztes…

Damit ist erstmal eine wichtige Grundlage für alles Weitere geschafft. Bis jetzt GANZ OHNE Messen!

Und nun? In einer problemorientierten Beratung wird man danach fragen, was JETZT KONKRET am meisten stört, belastet, Angst macht… da gibt’s natürlich immer das „schlechte Gewissen“ und die diffuse Sorge, Spätschäden zu bekommen – bloß mit so vagen Gefühlen kann man nicht gut arbeiten. WAS GENAU also stört?

Vielleicht stört ja der Durst und das häufige Urinieren bei sehr hohen Werten –dann kann man gemeinsam überlegen, wann das wohl am ehesten vorkommt, und ob da zB ein bisschen schnelles Insulin zu einem größeren Essen dem vorbeugen könnte.

Verblüffenderweise ist aber die häufigste Klage die über HYPOS! Auf „geheimnisvolle Weise“ kommen fast immer sehr bald Hypos, wenn man sich auch nur ein bisschen mehr um seinen Blutzucker kümmert – ich hab Diabetiker erlebt, die jahrelang keinen Hypo mehr hatte,  die aber noch zwischen dem Telefonat, bei dem wir den ersten Beratungstermin vereinbart haben und dem Termin bei mir wieder Hypos erlebten! scheinbar aus heiterem Himmel… und ohne dass sie bewusst etwas geändert hatten… Hintergrund ist natürlich, dass man oft schon in dieser Phase häufiger und konsequenter Insulin spritzt, auch wenn man das selbst gar nicht mehr merkt. Und sehr oft wird da schon länger „einfach draufgehauen“ mit Insulin – weil man „ja eh immer hoch“ war..  und das Insulin „bei mir halt nicht so wirkt wie bei allen anderen“… Diese ersten Hypos sind eine große Gefahr, dass die Bemühungen um eine bessere Einstellung nun gleich wieder aufgegeben werden  - „bei mir geht’s halt nicht, kaum kümmere ich mich drum, schwanken die Werte so arg… ich KANN nicht das machen, was alle Berater emfpehlen… bei mir hat noch nie was geklappt…“ – ein Strudel aus Ärger, Enttäuschung, Selbst-Vorwürfen, argen Minderwertigkeitsgefühlen….

ABER: wenn es eine felsenfeste Regel gibt, dann heisst die:

WO EIN HYPO  - DA ZUVIEL INSULIN

EGAL, wie die Einstellung sonst aussieht – wenn da ein Hypo war, dann gabs genau zu diesem Zeitpunkt (relativ) zu viel Insulin im Blut. Okay, jetzt gibts dabei noch den Fall des Hypos durch zu viel körperliche Anstrengung – danach muss man sehr genau fragen in dieser Situation, aber meist spielt das bei diesen Hypos gar keine Rolle, nicht zuletzt deshalb, weil man bei durchschnittlich wehr hohen Blutzucker-Werten keinerlei Lust und Kraft für Sport u dgl hat. Und Hypos sind unangenehm, belastend, erschreckend…
Daher versuche ich in dieser Situation als Ziel zu vereinbaren: eine Woche ( dann zwei, dann drei…) möglichst ohne Hypos! Dazu muss man irgendwo das Insulin reduzieren – und da meist ohnehin nur das Basis-Insulin halbwegs regelmäßig gespritzt werden kann, kann man auch nur an dieser Schraube drehen und ca 10% rausnehmen.
Bei einem HbA1c über 12 % ist es ein klein wenig angenehmer, mit Werten zwischen 150 und 500 als mit Werten zwischen 30 und 600 zu leben….

Und dann kommt die Zeit, wo diese ersten Ziele erreicht sind:
Basis wird regelmäßig gespritzt UND es gibt keine überraschenden Hypos ohne ersichtlichen Grund mehr! Das Verblüffende: IMMER wenn man dann das HbA1c misst, ist es ein bisschen besser als ganz am Beginn! Manchmal sogar um 1 – 2% besser! Und das immer noch (fast) OHNE BZ-Messungen! Und der Diabetiker fühlt sich ein bisschen besser und sieht, dass sein BZ ja doch reagiert.. und jetzt haben wir oft schon eine gemeinsame Basis, von der aus wir vorsichtig weiter gehen können.

Nun geht’s um die ersten regelmäßigen BZ-Messungen – je nachdem, was leichter fällt, die Werte morgens oder vor dem Schlafengehen – und wenn man beide hat, gibt’s darauf erste Hinweise auf die Mängel der Basal-Versorgung.

Zu diesem Zeitpunkt fangen fast alle Diabetiker ohnehin von selbst an, wieder häufiger zu messen, manchmal auch schon vor dem Essen. Meist sind die Werte sporadisch über die Woche verteilt,  und man kann nicht viel draus machen, aber immerhin – da gibts so was wie eine Art erstes Protokoll!

Einfacher als sich da gleich wieder ganz Schwieriges, wie „vor jeder“ Mahlzeit zu messen ist es dann, sich erstmal auf eine „Standard-Mahlzeit“ zu konzentrieren, zum Beispiel auf das Frühstück, wenn denn eins gegessen wird – weil das meist ohnehin an allen Tagen gleich ist. Und wenn man eh schon einen Morgen-Wert hat, geht es vielleicht auch, aufzuschreiben, was man zum Frühstück gespritzt und gegessen hat – und dann ein- oder zweimal in einer Woche auch nach dem dem Frühstück zu messen – das gibt erste Hinweise auf den Bedarf auf BE-Insulin ( hier dann oft verfälscht durch einen „Morgengupf-Bedarf“, aber um solche Feinheiten kann man sich viel später auch noch kümmern…) .

Oder, wenn das dem Diabetiker wichtiger ist, und er oder sie nun doch wieder mehr Sport macht, kann der nächste Schritt auch sein, miteinander draufzukommen, wie der BZ auf Sport reagiert – besonders auch langsam sich dem Verständnis anzunähern, warum der BZ da derzeit oft noch rauf – statt runtergeht..

Oder man kümmert sich als  nächstes ums Essen bzw Knabbern und Naschen vor dem Schlafengehen – damit man nicht mit so arg hohen Werten in die Nacht geht…

Tja und so rutscht man dann gemeinsam in das „ganz normale Geschäft des BZ-Einstellens“ langsam rein – und das HbA1c ist sicherlich inzwischen schon unter 9%! Jetzt ist meist auch die Zeit gekommen, eine wirklich gute Schulung zu besuchen. Auch wenn man denkt, man wisse schon viel – besonders wenn man als Diabetiekr NUR beim ersten Krankenhaus-Aufenthalt nach der Diagnose eine Schulung hatte, kann man sicher sein, dass man sich da nur wenig hat merken können. und selbst wenn man theoretisch viel weiß, kann eine fröhliche Gruppe mit einem guten Berater eine Menge Auftrieb und Motivation geben.

Diese erste Neustart-Zeit dauert meiner Erfahrung nach einige Monate – und es kann zu jedem Zeitpunkt sein, dass im Moment „mehr einfach noch nicht geht“ – dann gilt es, das bereits Erreichte möglichst beizubehalten und möglichst bald weiter zu machen.

Aber wenn es gelungen ist, langsam über Monate aus dem totalen Chaos rauszufinden und wieder eine gute Einstellung zu bekommen, schaut das ganze Leben wieder anders aus und man weiß wieder, dass man auch aus sehr schwierigen Situationen selbst wieder rauskommen kann und dass man darauf mit recht sehr sehr stolz sein kann!

Und wenns im Diabetiker-Leben wieder mal schwierig wird und man alles schleifen lässt, dann weiß man ja nächstes Mal, wies gehen kann und kann sich rechtzeitig Begleitung holen.

Soweit meine Gedanken dazu

Susanne

Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Labellotom am August 23, 2010, 14:42
Hallo Susanne,
ich habe Deinen Bericht sehr interessiert gelesen und bin von Deiner Vorgehensweise begeistert.  :super:

Ein ganz wichtiger Aspekt ist in meinen Augen der hier:
Wenn jemand in so einer Situation zu Arzt in die Ambulanz kommt, dann ist das ein ganz wichtiger Schritt, der viel Überwindung und Mut braucht. Auch wenn sich der Berater dann vor einem HbA1c weit über 12% erschreckt, auch wenn dem Berater sofort die Diabetiker mit schweren Spätschäden, die er schon gesehen hat, einfallen – hier braucht’s erstmal Anerkennung dafür, dass jemand trotz der Erschöpfung und der Depression, die so hohe Werte mit sich bringen, den Weg zum Berater gefunden hat.
Ich glaube aber, dass es viele Diabetologen, Berater gibt, die hier zwar erkennen, dass der erste Schritt getan wurde (vom Patienten aus), die aber sich dazu verleiten lassen, doch eher auf den HbA1c Wert und die Spätfolgen einzugehen, als den Patienten für seine jetzigen Bemühungen Anerkennung auszusprechen.

So entsteht der Eindruck eines Vorwurfes, der sicher selten so gemeint ist, aber wahrscheinlich vom Patienten so aufgefasst werden kann und auch wird.

Von mir ein ganz großes Lob für Deine Vorgehensweise!
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Susanne am August 23, 2010, 15:13
Ich glaube aber, dass es viele Diabetologen, Berater gibt, die hier zwar erkennen, dass der erste Schritt getan wurde (vom Patienten aus), die aber sich dazu verleiten lassen, doch eher auf den HbA1c Wert und die Spätfolgen einzugehen, als den Patienten für seine jetzigen Bemühungen Anerkennung auszusprechen.

So entsteht der Eindruck eines Vorwurfes, der sicher selten so gemeint ist, aber wahrscheinlich vom Patienten so aufgefasst werden kann und auch wird.

damit hast Du sicher recht - man muss lernen, die eigene Angst und Sorge zu erkennen und von der aktuellen Situation und besonders vom Patienten zu trennen. Dafür hilft Supervision, und gnanz allgemein das Umgehen mit Übertragungs-Phänomenen.

Wir werden in der Ausbildung drauf "gedrillt", dass Spätschäden was Schreckliches sind und unbedingt zu verhindern -was ja teilweise stimmt. Nur dem Patienten den eigenen Schreck "Umzuhängen" bringt genau gar nichts... udn fürs "Spätschäden-Verhindern ist jeder selbst verantwortlich, so gut es halt grad geht...

LG Susanne
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Paula´s Frauchen am August 23, 2010, 15:47
Hallo Susanne,
ich finde Deinen Beitrag sehr gut vor allem bewundere ich wie gut Du Dich in Patienten rein denken kannst  das schafft nicht jeder Arzt. :super:

Zitat
eine wirklich gute Schulung zu besuchen. Auch wenn man denkt, man wisse schon viel – besonders wenn man als Diabetiekr NUR beim ersten Krankenhaus-Aufenthalt nach der Diagnose eine Schulung hatte, kann man sicher sein, dass man sich da nur wenig hat merken können. und selbst wenn man theoretisch viel weiß, kann eine fröhliche Gruppe mit einem guten Berater eine Menge Auftrieb und Motivation geben.
Ich glaube bei DM kann man nie genug lernen und über das gelernte reden ist aus meiner Sicht auch sehr wichtig weil, zu mindestens bei mir, der Stoff dann richtig durchrieselt. Leider lehnen manche das lernen und darüber reden ab weil sie sich dadurch zu sehr an 'die Krankheit' erinnert fühlen  :traurig:. Aber wer ist denn heutzutage längere Zeit kern Gesund?

Grüße
Kerstin
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: blondine am August 23, 2010, 17:09
bin ja "nur" TypII, aber ich wäre glücklich, auch so einen verständisvollen Diab.Arzt zu haben, der offensichtlich nichts anderes kann, als an meinem Gewicht herumzu mäkeln.
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Nightfly am August 23, 2010, 17:29
Hallo Susanne.

Auc ich möchte dir sagen, dass ich es gut finde wie du versuchst den weg mit deinen Patienten zu gehen.
Das Problem ist wirklich, das jede art von "Druck" oft als direkter und frontaler Angriff gewertet wird.
War jedenfalls viele Jahre bei mir so.
Jedesmal wenn ich mich mal aufgerafft hatte einen Diabetologen zu besuchen, ging es direkt rund.
Von aussagen wie: "Mädchen, bist du nicht ganz bei trost mit solchen BZ Werten rum zu laufen"
bis : "na ja hör mal, diabetes ist ja wohl heute keine belastung mehr, das schafft man doch alles im vorbei
gehen".
Und schon fühlt man sich wieder als kleine nieder gemachte Maus, die am besten gar nicht mehr zum
arzt geht.
Was ich aber persönlich sehr wichtig finde, nicht alles schön zu reden.
Meine Diabetesberaterin und mein Diabetologe haben bei mir wirklich kleinst
arbeit geleistet, jeder winzige schritt, eins nach dem anderen, und immer im hinterkopf
mich ja nicht zu überfordern, damit ich keinen "Rückschlag" bekomme.
Aber und nun zu dem punkt, man hat mir immer und immer wieder vor augen gehalten,
das ich mich auf dünnem Eis bewege.
Das ich meinem Körper schade und das risiko von spätfolgen immer mehr steigt, um so länger
ich brauche.
Das war wie gesagt niemals ein Thema was jeden tag auf den Tisch kam, aber ab und an wurde
mir das schon klar gemacht. Desweiteren das man selbst verantwortlich ist.
Das man sich seinem Problem und seinem größten Feind DM selber stellen muss.

Ich bin oft in der erwartung zum arzt gekommen, das ich da mal hingehe und nen
bissl hier und da mache und dann klappt das schon wieder. Ich wollte gerne immer die
verantwortung abgeben, und musste aber dann nach jahren doch feststellen
das man das leider nicht kann.

Für mich ist es heute wichtig, eine ärztliche anlaufstelle zu haben. So ich nicht das gefühl
habe mal eben zwischen tür und angel abgefertigt zu werden.
Das gefühl zu haben, das man es mir nicht übel nimmt wenn es mal nicht so toll läuft.
Und vor allem, das man sich nach dem arztbesuch nicht als vollständiger versager
fühlt.

Aber ich denke das du schon dem einen oder anderen abwegigen DM'ler so wieder ganz gut
auf den Damm geholfen hast. Auch hier Hut ab, es gibt nicht viele Ärzte die sich für solche
"Draufgänger" mit ins Zeug legen. Davon sollte es eindeutig mehr geben.

Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Andi am August 23, 2010, 21:27
Hallo Susanne

Soweit meine Gedanken dazu

Ich kenne Dich nur aus dem Forum und leider nicht persönlich.
Dein Beitrag ist, wenn auch im Moment nicht für mich zutreffend, ein wirklich superschöner Aufsatz aus dem wirklichen Leben geworden.
Gleich nach dem ersten Satz war ich so gefesselt, daß ich nimmer aufhören konnte, weiterzulesen  :ja:
Mach weiter so! :super: :super:

Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Zuckerbär am August 24, 2010, 09:04
bin ja "nur" TypII, aber ich wäre glücklich, auch so einen verständisvollen Diab.Arzt zu haben, der offensichtlich nichts anderes kann, als an meinem Gewicht herumzu mäkeln.

Ich bin meiner Diabetes-Ambulanz auch abtrünnig geworden, weil nach endlosen Wartezeiten mußte ich auf die Waage steigen und wurde aufgefordert abzunehmen.
So bin ich zu meinem Hausarzt ausgewichen, 1min zu Fuß von mir entfernt.
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Paula´s Frauchen am August 24, 2010, 13:14
Zitat
mußte ich auf die Waage steigen und wurde aufgefordert abzunehmen.
kam dabei auch der übliche Flyer mit mehr Gemüse ... mehr Bewegung.
mein Mann (und ich auch) hat sich darüber schon übsendmal aufgeregt, da wir von FDH, Trennkost, ... bis zur 3 wöchigen 0-Diät alles ausprobiert haben, natürlich auch immer mit Bewegung, ohne nennenswerte Erfolge. 
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Zuckerbär am August 24, 2010, 13:27
Nein Flyer bekam ich nicht, aber auf eine Cholesterin-Schulung wollten sie mich schon schicken, ist aber mit Tabletten jetzt auch gut eingestellt.
Und für das nächste Belastung-EKG sollte ich schon das Training aufnehmen.....nein danke!  :kotz:
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Hexe am August 24, 2010, 23:43
Hallo

mein Mann (und ich auch) hat sich darüber schon übsendmal aufgeregt, da wir von FDH, Trennkost, ... bis zur 3 wöchigen 0-Diät alles ausprobiert haben, natürlich auch immer mit Bewegung, ohne nennenswerte Erfolge. 

 mach es doch einfach so wie mit deinen Hunden :), mit gesunder Ernährung, das geht nicht am schnellsten aber aber nachhaltigsten. Und Bewegung ist immer gut, auch um den Stress abzubauen , den man mitunter mit Ärzten oder sonst wem haben kann :)

Liebe Grüsse Vera
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Paula´s Frauchen am August 25, 2010, 09:14
Hallo,
Hallo
 mach es doch einfach so wie mit deinen Hunden :), mit gesunder Ernährung, das geht nicht am schnellsten aber aber nachhaltigsten. Und Bewegung ist immer gut, auch um den Stress abzubauen , den man mitunter mit Ärzten oder sonst wem haben kann :)

Liebe Grüsse Vera
nicht böse sein aber auf dem Gebiet reizen wir schon ziemlich viel aus.
Grüße
Kerstin

Tschuldigung aber beim Satz "Sie müssen Abnehmen" gehe ich regelmäßig in die Luft.
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Joa am August 25, 2010, 12:05
...  Cholesterin  ...  Soja/Tofu ...  Butter ... Sojamagerine ... Fleischige (Hack, Gulasch) ... ungesättigte Fettsäuren ... meine Osteoporose ...

Wie war noch mal das Thema :kratz:

Gruß
Joa

Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Ufuk am August 28, 2010, 15:54
Hallo Susanne,

hast Recht aber bei dem oder beim anderen Menschen ist sein Leben immer anders.

z.B. bei mir ?
Bei mir wegen meinem Schicht kriegt ein Diabetologe meine Werte nicht gerade.
So wie letzte Woche sagte mein Diabetologe :
Ich habe keine Lust mehr !   :unschuldig:
Begründet mein nicht nicht einstellbarkeit mit Insulinpumpe als Typ1'er, " Ihr scheiss Schicht und meine Situation"
Ich habe es mir mein Leben so in dem Art aber nicht ausgesucht. Will das auch nicht.
Aber glaub mir ab bestimmte Zeitpunkt so wie letztens das ich ohne restwirkzeit von Insulin mit 123mg/dl ins bettgehen will und dabei angst haben muss das ich hypo kriege und ess nur eine Milchschnitte vor dem schlafen gegessen habe und geh dann ins Bett.
Steh dann mit 393mg/dl auf,(was im Normal fall höchstens mit ~170mg/dl aufstehen sollte) dann habe ich wirklich keinen LUST mehr.
Was soll ich noch machen. Mein Zeitarbeitsfirma(wenn ich von meinem Typ1 erzählen würde) schmeisst mich raus(Kündigung) grund natürlich kein Diabetes.
Wie beim Militär art, wenn ein Major dich Mobben will hat er immer 1001 Joker auf der hand. Mann muss ein anderen Grund finden.
Ohne Experimente.Ich will nicht mit 40 abkratzen, hab noch leben vor mir. Mir 5000 Menschliche Zukunft Pläne im Kopf das vielleicht Realistisch nur 5% machbar ist und den durch Typ1 Diabetes davon 4% schon wieder gecancelt wird.

Ich bin zu diese Welt sehr dankbar das es noch Menschen, Ärztinnen gibt wie dich der/die nicht wegen Geldgierbessesenheit sein Job macht. Musst solche Menschen auch Verstehen , jeder Mensch hat sein Zereisspunkt, die frage ist ? Ob mann nach bestimmte Zeit davon Geisteskrank wird. Deshalb lässt mann auch einiges so wie BZ Messen, am
(click to show/hide)
das ganze sogar bewusst.

Mann muss andere Initiativ benützen , provokation mäßig.
Viel von Technik berichten , Forschung , was Wissenschaftler machen (Schlafen oder Bastel.....)
so wie Autohersteller der immer einen neuen Modell herausbringt und herausbringen muss sonst ist alles früh oder Später im Konkurz.
Mensch braucht immer ein Kick egal von wo oder wie mann Denkt.

Danke für das Beitrag ,

mich hat es Motiviert das es überhaupt jemandem gibt den das ganze Interressiert obwohl ich aus Deutschland komme.

Liebe Grüße

Ufuk
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Joerg Moeller am August 30, 2010, 09:51
Ufuk, ich glaube du gehst hier von falschen Voraussetzungen aus. Nicht der Diabetologe soll deinen BZ in den Griff kriegen sondern du. Der Arzt kann dich nur dabei unterstützen, wenn er dich nicht 24h am Tag begleitet.

Gerade im Schichtdienst hast du noch ein paar Variablen mehr, die es zu bedenken gibt. Und ohne ein gut geführtes Tagebuch, aus dem man Analysen ableiten kann ist das nur ein blindes Herumstochern, bei dem man hin und wieder mal Glück hat.

Die Variablen kannst du aber reduzieren, indem du aus der Variable 'Essen' eine Konstante machst. Nimm dir Essen von zuhause mit, daß du vorher abgewogen hast. So kannst du immer sagen "das sind 5,5 BE" und musst nicht schätzen (was ein Unsicherheitsfaktor ist)
Dann schreib dir alles auf: wieviel BE hast du genau gegessen, wieviel IE Bolus gespritzt, wie groß war die körperliche Belastung, wie lang dein Drück-Ess-Abstand.
Das musst du dann in Relation zur Schicht setzen: Frühschicht hat andere Zeiten als Spätschicht.
Ich würde in jeder Schicht erstmal 2-3 Tage sammeln um da zu sehen ob ich Gesetzmässigkeiten finde. Wenn ich dann sagen kann "Im Spätdienst bei Belastung XYZ reagiert mein BZ bei 4 BE mit Faktor 1,5 und DEA 15 Minuten so und so", dann kann ich da Anpassungen vornehmen. Vorher ist das ein blindes Ausprobieren.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Yvonne am August 30, 2010, 11:57
Ich arbeite auch im Schichtdienst und ich habe meine BZ-Kurven ziemlich gleichmäßig... Ich nehme mir mein Essen von zu Hause mit, so daß das Schätzen entfällt... Tagebuch ist im Meßgerät drin und wird zu Hause ausgelesen und gespeichert und zum DiaDoc alle 6 Wochen mitgenommen... Da steht dann auch drin, ob Früh-, Spät- oder Nachtschicht, ob Infekt oder Zyklusschwankungen oder sowas... Auch Sport steht drin... Damit ist ne Basis da, mit der Dein Doc und Du arbeiten könnt... Sonst bringt das ganze nämlich gar nix und irgendwann verliert eine Seite die Lust... Dein Doc kann Dir ohne Aufzeichnungen von Dir, leider nicht helfen bzw. er kann Dich nicht unterstützen...

Also führ Tagebuch und wiede ab, um den Unsicherheitsfakror BE-schätzen vorerst auszuschließen... Dann kannsst Du gemeinsam mit Deinem Doc an Deiner Einstellung feilen... Aber bis die stimmt, werden ein paar Tage vergehen...

Viel Erfolg und Geduld wünsch ich Dir
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Paula´s Frauchen am August 30, 2010, 13:16
Hallo Ufuk,
 
Zitat
So wie letzte Woche sagte mein Diabetologe :
Ich habe keine Lust mehr !   
Begründet mein nicht nicht einstellbarkeit mit Insulinpumpe als Typ1'er, " Ihr scheiss Schicht und meine Situation"
Na ja wie wäre es mit einem anderen Arzt der vielleicht etwas mehr Lust und Wissen hat, ansonsten bleibt Dir nur selber büffeln übrig was aber niemals schaden kann.
Paulas Ärzte haben da schon viel eher die weiße Fahne gehisst und was wir da als Alternative erzählt bekommen haben ...  :mauer: und da hatten wir ausführliche Tagebücher dabei, also haben wir uns hingesetzt und gelernt Paulas BZ-Kurve ist noch nicht perfekt aber kein vergleich zu dem was ihre Ärzte hinbekommen haben.

Zitat
wie letztens das ich ohne restwirkzeit von Insulin mit 123mg/dl ins bettgehen will und dabei angst haben muss das ich hypo kriege und ess nur eine Milchschnitte vor dem schlafen gegessen habe und geh dann ins Bett.
Steh dann mit 393mg/dl auf,(was im Normal fall höchstens mit ~170mg/dl aufstehen sollte) dann habe ich wirklich keinen LUST mehr.
vielleicht war die Angst vor der Hypo nicht unbegründet.
Ein Basaltest über Nacht könnte Aufschluss über deine BZ-Kurve über Nacht bringen, als wir das das erste mal gemacht haben sind uns einige Lichter aufgegangen.
Zitat
Mensch braucht immer ein Kick egal von wo oder wie mann Denkt.
OK wir hatten auch Momente wo wir absolut nicht mehr weiter wussten aber dieses Forum  :danke: und Paulas klare braune Augen haben uns immer wieder motiviert noch mehr zu lesen, lernen und auszuprobieren.

DM ist wie ein Tamagotchi es braucht ständig etwas Aufmerksamkeit und einen festen Plan.

Du schaffst das schon.

Grüße
Kerstin

Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Susanne am August 30, 2010, 13:19
Hallo Ufuk

Nicht der Diabetologe soll deinen BZ in den Griff kriegen sondern du. Der Arzt kann dich nur dabei unterstützen, wenn er dich nicht 24h am Tag begleitet.


genau so - Ufuk, ich weiß ja,dass Du arge Schwierigkeiten mi dem Schichtdienst hast.

Ich möchte dazu auch was sagen - aber ich hab grad eine Karte für das U2-Konzert HEUTE in Wien   bekommen!!!!!!!  :banane:

Ich kann bloß an setlists und lyrics denken, aber nicht an Be-faktoren usw....

Ich melde mich aber sicher wieder,

Susanne
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Joerg Moeller am August 30, 2010, 13:43
Ich möchte dazu auch was sagen - aber ich hab grad eine Karte für das U2-Konzert HEUTE in Wien   bekommen!!!!!!!  :banane:

Na super, da hat es ja genau die Richtige getroffen :super:
Ich wünsch dir viel Spaß dabei!

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: ralfulrich am August 31, 2010, 00:30
Hallo Susanne,

Du hast das sehr schön beschrieben, wie jemand an eine Therapie herangeführt werden kann, dem der DM völlig gleichgültig geworden ist. Aber wie ist das mit denen, die direkt am Abgrund stehen, die nur noch zwischen Hass , Angst und Verzweiflung hin und herpendeln... Mit Ratschlägen für ein lückenloses Tagebuch, BE-Berechnung, Folgeschäden oder nötige Insulingaben ist denen nicht geholfen. Das ist dann doch alles egal und für den Betroffenen irgendwie lächerlich...
Gibt es da vielleicht noch etwas das Du ausklammerst, vielleicht so etwas wie geliebt zu werden...? Könnte es jemanden abhalten in den Abgrund zu fallen, wenn er weiss, er wird geliebt...? Ich denke schon. Und das wäre dann ein primärer Ansatz...
Grüsse
Ralf
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: ralfulrich am August 31, 2010, 01:16
Hallo Joa,

ein diabetologischer Ansatz ist es bestimmt nicht. Aber vielleicht ein Ansatz für eine gute Diabetologie...?

Wenn jemandem das eigene Leben so sch.... egal geworden ist, dann kann vielleicht wirklich nur einer helfen, dem dieser jemand ganz besonders wichtig ist... Da hilft dann auch keine Unterbringung...

Grüsse
Ralf
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Joa am August 31, 2010, 01:56
Hallo Ralf,

ich hab ja kurz vor Deiner AW meinen Beitrag wieder weggenommen und wollte Ihn Dir per PM zuschicken.
Mach ich auch noch gleich mal.   :zwinker:
Für das Forum ging er mir dann doch letztlich etwas zu weit in die Grauzonen moralischer Implikationen hinein.

Meine Frage, besser gesagt Meinung, war ja, dass Du hier den Boden der Diabetologie verlassen hast und letztlich in den Bereich der Psychiatrie gekommen bist. Was man auch immer von der halten mag.  :kratz:

ein diabetologischer Ansatz ist es bestimmt nicht. Aber vielleicht ein Ansatz für eine gute Diabetologie...?
Nö. Nicht wirklich. Gute Diabetologie hieße im Eingangsbeispiel, jemanden schrittweise wieder an sein eigene Handlungs- und Steuerungsfähigkeit, bezogen auf das Problemfeld heranzuführen.

Geliebt werden nützt der/dem Betroffenen da, aus meiner Sicht, nicht allzuviel. Schon gar nicht, die Liebe des behandelnden Arztes/der Ärztin.

Respekt, ernst nehmen und Akzeptanz schon.
Es ist, wie es ist. Was machen wir? Offene Frage. Erste Frage an die eigene Entscheidungsfähigkeit.

Zitat
Wenn jemandem das eigene Leben so sch.... egal geworden ist, dann kann vielleicht wirklich nur einer helfen, dem dieser jemand ganz besonders wichtig ist... Da hilft dann auch keine Unterbringung...

Also ohne was Näheres zu wissen und völlig aus der Übertragung gesagt. Mich würde ein Zuviel an Liebe vermutlich eher über die Klippe treiben, als der Gedanke an eine gesicherte Unterbringung. Und das sogar, wenn ich das eigentlich gar nicht wollen täte.

Mal ohne Übertragung gefragt:

Aus lauter Liebe kann man auch schon mal das Gegenteil bewirken?  :kratz:

Gruß
Joa
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: vreni am August 31, 2010, 05:49
Aus lauter Liebe kann man auch schon mal das Gegenteil bewirken?  :kratz:
Joa
ja, nämlich wenn man glaubt, dieser Liebe nicht gerecht werden zu können oder derer nicht würdig zu sein.
Das treibt geradezu in den Abgrund.............

vreni
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Paula´s Frauchen am August 31, 2010, 08:54
Hallo,
Zitat
wie ist das mit denen, die direkt am Abgrund stehen, die nur noch zwischen Hass , Angst und Verzweiflung hin und herpendeln... Mit Ratschlägen für ein lückenloses Tagebuch, BE-Berechnung, Folgeschäden oder nötige Insulingaben ist denen nicht geholfen. Das ist dann doch alles egal und für den Betroffenen irgendwie lächerlich...
Gibt es da vielleicht noch etwas das Du ausklammerst, vielleicht so etwas wie geliebt zu werden...? Könnte es jemanden abhalten in den Abgrund zu fallen, wenn er weiss, er wird geliebt...? Ich denke schon. Und das wäre dann ein primärer Ansatz...
Ich würde das Wort Liebe hier nicht so auf die Goldwaage legen ich glaube es geht darum demjenigen erst mal zu motivieren (einen Grund zeigen) überhaupt auf diesem Planeten bleiben zu wollen, ein liebender (jemand der sich offenen Herzens um einen sorgt ohne zu klammern) und der Gegenliebe (es wäre schade wenn dieser/diese/dieses verschwinden würde) würdiger Mensch zum Teil auch ein Tier können da für einen festeren Standplatz sorgen, wenn der gefestigt ist kann man mit der Frage nach dem ganzen Diabeteszeug anfangen.

Zitat
Mich würde ein Zuviel an Liebe vermutlich eher über die Klippe treiben,
Wenn die Liebe einen derartigen Druck ausübt ist es auch keine Liebe mehr.

Ist halt meine Meinung.

Grüße
Kerstin
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Yvonne am August 31, 2010, 09:00
Eigentlich braucht man/frau beides... EInen Partner, der einen fängt, wenn es sein muß und einen Doc, der einen zunächst führt und dann auch bei Bedarf mal auf die Paucke haut..

Wer bereits eine gescheiterte Ehe hinter sich hat, der tut sich evtl etwas schwerer sich wieder auf nen Partner einzulassen und Nähe zu zulassen... Allerdings habe ich den Schritt gewagt und mir geht es verdammt gut dabei... Ich hab nen Doc, der bei Bedarf auch auf die Pauke schlägt und gleichzeitig mit langem Zügel führt...Und mein Partner hat auch DM, so daß wir uns gegenseitig stützen können... Allerdings ist der DM nicht DAS Thema... Er bekommt die situationsbezogene Aufmerksamkeit und gut ist....

Es ist schwierig, einen guten DiaDoc zu finden... Ich persönlich kenne 3 sehr gute Doc´s und bei einem bin ich jetzt in Behandlung... Ist für mich wesentlich näher und er sieht in der Behandlung nicht nur den DM, sondern auch das drumherum,wie z.Bsp. Beruf....

Liebe ist ein gegenseitiges eben und Nehmen und fordert von beiden Seiten immer wieder Respekt und beide müssen an der Beziehung immer wieder arbeiten...

Ist meine Erfahrung und meine Meinung
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Brigitte am August 31, 2010, 10:45
Also wenn jemand in einer langanhaltenden, schweren seelischen Krise steckt, dann wird ihm Liebe allein kaum helfen.
Partner, Angehörige sind ja emotional verbandelt, sie leiden mit, haben Angst, beziehen Verhalten auf sich, stellen Bedingungen, werden ungeduldig, genervt usw.
Da sind dann gute Therapeuten gefragt, die eine gute vertrauensvolle Beziehung herstellen können, ohne daß persönliche Gefühle wie Liebe die Grundlage dafür sind.
Daß Liebe alles heilen kann, halte ich für ein Märchen.
Und in die Beziehung zwischen Arzt/Therapeut und Patient gehört keine persönliche Liebe.

Brigitte
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Richard Wagner am August 31, 2010, 12:31
Ich glaube hier wird etwas verwechselt und oder im falschem Zusammenhang gesehen.Menschen welche Psychische Probleme haben, ihr Leben oder (hier) ihr
DM Management geordnet Aufrecht zu erhalten brauchen erst einmal neu eine
gewisse "Eigenliebe". Ohne Eigenliebe "Egoismus", kann Mensch weder Liebe
nehmen noch geben. Wenn es Mensch schon derart "schlecht geht" ist sicher
Ärztliche Hilfe von Not.

Aber ich bin ja jetzt so ~ 40 Jahre Typ 1 und hatte wie jeder der so lange
mit DM herumläuft auch Zeiten in dem ich so lange nur Pi x Daumen mit
dem DM umgegangen bin. Gott sei Dank nie wirklich übermäßig lange, wenns
mir immer Dreckiger ging, konnte ich noch selber erkennen was ich da mit mir mache und rechtzeitig gegensteuern.

Das kann aber halt nicht jeder oder besser gesagt ich hatte wohl Glück. Aber mir ist auch nie jemand (auch kein Arzt) mit bösen Horror Geschichten gekommen. Außer bei der DM Festellung, der Internist hat dabei zu mir (16 Jahre damals) als erstes gesagt jetzt bist Du Impotent und mit 30 sind beide Beine Ab....DEN könnte ich heute noch Notschlachten.

Ich denke Susanne hat das schon ganz richtig formuliert, alles was darüber hinaus geht dürfte sich dann auch individuell von Patient zu Patient unterscheiden.

Gruß Richard
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Joerg Moeller am August 31, 2010, 13:13
Danke Richard! Gut daß ich erst alles gelesen habe, denn sowas wollte ich auch schreiben. Liebe ist schon wichtig, aber als erstes die Liebe zu sich selbst, aus der keine Abhängigkeit werden kann und die dem anderen nicht die Verantwortung für das eigene tun oder nicht-tun aufbürdet.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Paula´s Frauchen am August 31, 2010, 14:13
Hallo ,
Zitat
DEN könnte ich heute noch Notschlachten.
so ähnliche Ärzte kenne ich aus beiden Bereichen human und veterinär, gibt es da irgendeine Möglichkeit denen auf die Finger zu hauen, da ich derartige Aussagen als Verletzung der Psyche sehe die zum Teil schwerwiegender sein kann als die Krankheit selber.

An der Diskussion um die Definition "Liebe" ist eigentlich zu sehen mit wie vielen Missverständnissen und Interpretationen der Begriff Liebe leider belegt ist.

Eigenliebe ist wichtig leider fällt sie weder vom Himmel noch kann man sie sich mit einer Pille einverleiben, da steck meist ein ganzes Stück schmerzhafte Arbeit an sich selbst dahinter und  es tut gut in solchen Zeiten, eine einfach nur hingehaltene Hand, ein zuhörendes Ohr oder jemanden der einfach nur zeigt das er anwesend ist zu haben, den diese Dinge sind auch Liebe.

Grüße
Kerstin
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Joerg Moeller am August 31, 2010, 15:12
Zitat
DEN könnte ich heute noch Notschlachten.
so ähnliche Ärzte kenne ich aus beiden Bereichen human und veterinär, gibt es da irgendeine Möglichkeit denen auf die Finger zu hauen, da ich derartige Aussagen als Verletzung der Psyche sehe die zum Teil schwerwiegender sein kann als die Krankheit selber.

Ich denke nicht. Jedenfalls nicht solange er keine schwerwiegenden medizinischen Fehler macht. Volldepp zu sein ist ja kein Straftatbestand... :zwinker:

Zitat
Eigenliebe ist wichtig leider fällt sie weder vom Himmel noch kann man sie sich mit einer Pille einverleiben, da steck meist ein ganzes Stück schmerzhafte Arbeit an sich selbst dahinter und  es tut gut in solchen Zeiten, eine einfach nur hingehaltene Hand, ein zuhörendes Ohr oder jemanden der einfach nur zeigt das er anwesend ist zu haben, den diese Dinge sind auch Liebe.

Um es konkret zu sagen: ich denke wenn man sich selber nicht liebt kann man sich jemanden suchen, der einem das wieder beibringen kann, einen Psychotherapeuten. Der muß mich nicht unbedingt lieben, aber der muß sich auf mich einlassen können.

Das Schön daran sich selbst lieben zu können ist daß man keinen anderen braucht, der einen definiert. Und daher ist es mir auch sowas von egal was irgendwer über mich denkt. Einfach weil ich weiß wer ich bin. Sich nicht verbiegen zu müssen um irgendwem zu gefallen macht das Leben entschieden einfacher :zwinker:

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Richard Wagner am September 02, 2010, 11:10
Und daher ist es mir auch sowas von egal was irgendwer über mich denkt. Einfach weil ich weiß wer ich bin. Sich nicht verbiegen zu müssen um irgendwem zu gefallen macht das Leben entschieden einfacher :zwinker:

Stimmt, aber gelegentlich "gefällt" Mann auch mal gerne. :-) Außerdem reicht es wahrscheinlich auch schon sich zu selber zu lieben wie ein Araber sein Kamel, (er hasst es nicht all zu sehr)......Einfach Leben und Leben lassen.

Gruß Richard
Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: Joerg Moeller am September 03, 2010, 08:11
Außerdem reicht es wahrscheinlich auch schon sich zu selber zu lieben wie ein Araber sein Kamel, (er hasst es nicht all zu sehr).....

 ;D :lachen:

Titel: Re: Typ 1 - wenn grad nichts mehr geht....
Beitrag von: ralfulrich am September 12, 2010, 00:27
Ups, ja, ja, DM und Liebe ist ein weites Feld...
Wenn man sich selbst genug liebt kommt man gut aus Angst alleine klar.

Doch wenn man sich selbst manchmal hasst, braucht man schon mehr...

Hätte nicht gedacht, dass sich daraus soviel interessantes entwickelt...

Grüsse
Ralf