Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Zuckerbär am August 19, 2010, 10:11

Titel: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Zuckerbär am August 19, 2010, 10:11
Von der Österreichischen Diabetikerselbsthilfegruppe ADA erhielt ich die Information, daß eine langjährige Diabetesberaterin vor kurzem selbst an einem Hypo verstorben ist:

Zwanzig Jahre war sie bei einem Pharmaunternehmen für die Betreuung der Selbsthilfegruppen zuständig. Sie schulte DiabetesberaterInnen, und wir kannten sie durch Schulungskurse, Vorträge sowie Auftritte in ungezählt vielen kleinen örtlichen Gruppen und auch Schulungen für Hypos.
Sie starb am 26. Juni 2010 mit knapp 48 Jahren mitten in der Nacht an den Folgen einer Unterzuckerung. Ganz alleine und ohne dass sie noch Zeit gehabt hätte, etwas dagegen zu unternehmen.


Diese Meldung hat mich schon erschreckt, daß so eine "Spezialistin" selbst an einer Unterzuckerung verstirbt.
Wobei ich auch schon Meldungen gelesen habe, daß man an an einem Hypo angeblich nicht sterben kann, aber wie man sieht, ist es doch möglich.
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Joerg Moeller am August 19, 2010, 12:05
Aus der Meldung gehen aber die genauen Umstände nicht hervor.

Die "Folgen einer Unterzuckerung" können auch sein, daß man in einer Hypo mit dem Auto gegen einen Brückenpfeiler rast.

Einer meiner Patienten ist mal an einer Hypo gestorben, weil er Alkoholiker war und sich abends vorher noch durch seine Hausbar getrunken , trotzdem aber sein Insulin gespritzt hat.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Zuckerbär am August 19, 2010, 12:23
Genauere Umstände sind mir leider auch nicht bekannt, aber der Meldung nach hört es sich eher an, als wäre dies zu Hause im Bett passiert.
Einmal konnte ich bei mir eine sichere Unterzuckerung in der Nacht nur knapp vermeiden, als ich schlaftrunken vor dem Schlafengehen beinahe versehentlich statt meinem Basisinsulin den Boluspen schon angesetzt hatte und erst im letzten Augenblick den Fehler noch bemerkte.
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Joerg Moeller am August 19, 2010, 12:29
Selbst wenn man davon ausgeht daß es nicht ein durch Hypo verursachter Unfall war (was auf die meisten Todesfälle in Verbindung mit einer Hypo zutrifft), so weiß man nicht ob da nicht Alkohol im Spiel war, andere Tabletten oder eine Zusatzerkrankung.

Ich habe mir vor 20 Jahren mal in suizidaler Absicht 300 IE Bolus verpasst. Das Ergebnis war eine Mordshypo, aber ich bin nichtmal bewußtlos geworden...

Es reagiert halt jeder anders darauf.
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Zuckerbär am August 19, 2010, 13:01
Ich habe mir vor 20 Jahren mal in suizidaler Absicht 300 IE Bolus verpasst. Das Ergebnis war eine Mordshypo, aber ich bin nichtmal bewußtlos geworden...

WOW, 300 IE Bolus!!!
Das "beruhigt" mich vorerst einmal wieder, daß nicht jede starke Hypo gleich tödlich endet, dadurch ausgelöste Unfälle sind klar.
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Nightfly am August 19, 2010, 15:50
Na ja das klingt schon hart mit der Frau.
Wer weiß was es wirklich für umstände gewesen sind.
Weil ich war auch irgendwie mal auf dem dampfer das schon eine menge von
unglücklicher situationen aufeinander treffen müssen, damit an einer hypo einfach
verstirbt.

@ Jörg
Autsch....
Die Mordhypo danach hat bestimmt auch keinen spaß mehr gemacht
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Joerg Moeller am August 19, 2010, 20:55
Nicht wirklich. Danach war ich gefühlte 5 Liter leichter (und mein Bettlaken 5 Kilo schwerer)
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Nightfly am August 20, 2010, 07:34
Nicht wirklich. Danach war ich gefühlte 5 Liter leichter (und mein Bettlaken 5 Kilo schwerer)

Ja das glaub ich wohl mal.
Hattest du dich denn schnell wieder davon erholt oder hat das seine Zeit
gebraucht?
Ich hatte als Kind so mit 11-12 mal eine so heftige hypo das es mir danach
noch ganze 2 Tage sauübel ging, bevor ich dann wieder zur schule konnte.
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Joerg Moeller am August 20, 2010, 09:46
Na ein paar Stunden hatte ich schon was davon, aber am nächsten Tag war dann alles wie immer.

Aber bitte: das ist jetzt keine Pauschalisierung. Ich wollte damit nur klarmachen daß nicht alle Menschen gleich reagieren.
Und diese Zeitungsmeldung ist reißerisch, aber absolut nicht hilfreich.

Dazu hätte man die genauen Umstände erklären müssen, aber dann wäre u.U. rausgekommen daß sie Bockmist gebaut hat und das hätte dem Artikel das reißerische genommen.

Es sind auch schon Leute im Straßenverkehr umgekommen. Soll man deswegen seine Wohnung nicht mehr verlassen? Oder sollte man sich einfach bewußt sein, daß gewisse Vorsichtsmaßnehmen unerläßlich sind?

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Angela am August 20, 2010, 09:53
Ja da wurde viel darüber geredet was da wirklich passiert ist. Es gibt viele Vermutungen...... Aber die hat sich wirklich sehr gut ausgekannt und noch dazu hat sie bei einer Pharmafirma gearbeitet.
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Joerg Moeller am August 20, 2010, 09:56
Aber die hat sich wirklich sehr gut ausgekannt und noch dazu hat sie bei einer Pharmafirma gearbeitet.

Das heißt aber rein gar nichts. Wenn es nur um Wissen geht müßte ich auch der Päsident des 5er Clubs sein und nie Hypos haben.
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Zuckerbär am August 20, 2010, 10:03
@ Angela:
Weißt Du welchen DM-Typ sie hatte und ob sie Pen oder Pumpe hatte?
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Angela am August 22, 2010, 12:16
Sie war auf jeden Fall Typ 1. Aber ob Pumpe oder Pen weiß ich nicht.  :gruebeln:
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: darkside667 am August 23, 2010, 01:12
Also ordentlich viel Wodka, 300 i.E. und ne Schlaftablette wären mein Ende?

Hoffentlich vergesse ich das schnell wieder, falls ich mal wieder depri bin. ;D
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Susanne am August 23, 2010, 14:16
Also ordentlich viel Wodka, 300 i.E. und ne Schlaftablette wären mein Ende?


Ach herrje - vergiss das bitte wirklich schnell - wir haben im Spital einige Leute gesehen, bei denen das NICHT funktioniert hat - und glaub mir, das ist nicht angenehm dann... übrigens ist auch die andere Variante, also als Typ 1 gar nicht mehr spritzen, einfach scheußlich zu erleben - beginnendes Koma, tierische Kopf-, Bauchschmerzen, immer wieder aufwachen, manchmal über Tage, grausamer Durst aber eventuell zu schwach sein um was zu holen.. das kann lange lange dauern - ich kenn halt  Leute, die beide Varianten versucht haben - NIE WIEDER ist das was alle dann sagen!!!


Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass für manche Menschen es manchmal wichtig ist zu wissen, dass es die Möglichkeit gibt, "selbst den Ausgang zu wählen" - aber BITTE vergesst Insulin als Instrument dafür ganz ganz rasch!!

Susanne
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Richard Wagner am August 23, 2010, 14:42

Und diese Zeitungsmeldung ist reißerisch, aber absolut nicht hilfreich.


Das sind solch Meldungen immer wieder, Journalisten oder die welche sich dafür halten haben halt nicht den nötigen Diabetischen Durchblick. Vor einigen Tagen hatte unsere Zeitung auch von einem "Fall" berichtet.

3 Jährige rettet Diabeteskranke Mutter das Leben. Der Mutter ging es
sehr schlecht, das Kind hat dann in der Nacht Nachbarn herausgeklingelt.
Die Zeitung schrieb dann "Zuckerschock".......Hmm könnte sogar stimmen, wenn es eine Ketoazidose war geht es einem sehr schlecht. Bei einer Unterzuckerung ist Mensch entweder "wech" oder man kann noch Maßnahmen ergreifen ohne das es einem übermäßig schlecht geht.

Es ist nicht ganz einfach an einer Hypo zu Sterben, selbst wenn der Leberspeicher leer ist kann noch Glukose vom Körper besorgt werden. Da sind in solchen Fällen immer mehrere "unglückliche" Gegebenheiten im Spiel.

Gruß Richard

Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Jam am Januar 13, 2011, 21:54
Hi,
ich bin mir nicht ganz sicher ob das hier her gehoert aber ich wusste nicht wohin sonst...
Ich bin seit 16 Jahren Typ 1 Diabetikerin und habe vor ein paar Wochen nachts eine richtig heftige Unterzuckerung erlitten. Ich selber kann mich an kaum was erinnern und bin geschockt was mein Partner mir erzaehlt hat was ich alles gemacht habe!!! Hatte hier schon mal jemand einen solchen blackout??? Ich hab echt Angst seitdem abends einzuschlafen!!!
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Joerg Moeller am Januar 14, 2011, 09:06
Ich kann mir schon gut vorstellen, daß einem das Angst macht. Hattest du das vorher auch schon mal?

Wie sieht denn deine BZ-Stoffwechseleinstellung aktuell aus? Was machst du jetzt um dem vorzubeugen?

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: dramaqueen am Januar 14, 2011, 16:25
Ich bin seit inzwischen fast 34 Jahren Diabetikerin und ich habe sowas wie du beschreibst insgesamt in dieser Zeit 3 Mal erlebt. Diese 3 Male waren alle innerhalb relativ kurzer Zeit zum Ende meiner Schulzeit, also so mit 18/19 Jahren. Ich hatte jedes Mal gemerkt, dass der Zucker sinkt und ich etwas essen sollte, aber dann den Zeitpunkt verpasst, zu dem ich problemlos hätte gegensteuern können.

Zweimal war es so, dass ich selber mich an gar nichts erinnern kann für einen Zeitraum von etwa 15 Minuten schätze ich. Ich kam jeweils erst wieder zu mir, während ich gerade etwas aß.
Einmal war das an einer Endhaltestelle des Busses mit dem ich unterwegs zur Schule gewesen war. Meine Klasse hatte eine Exkursion an dem Tag und ich hatte bevor ich einstieg gedacht: "Ach, ich esse dann nachher im Rreisebus was." Da bin ich dann aber leider nie angekommen und die Exkusion fand ohne mich statt. Ich kam zu mir und realisierte langsam, dass der Busfahrer mich wohl schon geraume Zeit lautstark angesprochen hatte, weil ich aussteigen sollte. In der Hand hielt ich mein angebissenes Pausenbrot und hatte Krümel überall. Wie es dazu gekommen war wusste ich nicht.  :o
Das andere Mal hatte ich eine unvorhergesehen Freistunde in der Schule, hatte gedacht: "Ach, ich hol mir nachher noch was zu essen." und irgendwann vorher schaltete dann wohl mein Hirn ab. Ich lief mit einer anderen klasse in den unterricht, wurde dort vom Lehrer für eine Austauscschülerin aus dem AUsland gehalten, weil ich nichts antworten konnte und lief dann wohl zum Laden in der Näher der Schule wo ich mir etwas mit Zucker holte. Ich kam wieder zu Bewusstsein als ich an einer Bushaltestelle nahe der Schule saß und einen Schokoriegel aß...  :kratz:
Beim dritten Mal habe ich selber noch mitbekommen, wie ich mich völlig absurd verhalte, konnte aber nichts mehr dagegen machen. Erst als ich ein Glas zuckerhaltiges Getränk zu mir genommen hatte ging es dann wieder.  :rotwerd:

Für mich waren das natürlich auch sehr heftige Erlebnisse, zumal ich sonst eigentlich wirklich eine gute Wahrnehmung für Unterzuckerungen hatte/habe. Es war letztlich eindeutig Folge meiner Fehleinschätzung, dass es noch Zeit hätte etwas zu essen.
Was ich daraus als Lehre gezogen habe ist, dass ich seitdem beim kleinsten Anzeichen einer Unterzuckerung/schnell sinkenden Blutzuckers messe und/oder esse und das defintiv nicht auf später vertage. Seitdem ist mir zum Glück nichts dergleichen jemals wieder passiert.  :super:
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Scrat am Januar 14, 2011, 16:51
Zitat
habe vor ein paar Wochen nachts eine richtig heftige Unterzuckerung erlitten. Ich selber kann mich an kaum was erinnern und bin geschockt was mein Partner mir erzaehlt hat was ich alles gemacht habe!!! Hatte hier schon mal jemand einen solchen blackout??? Ich hab echt Angst seitdem abends einzuschlafen!!!
Blackouts ja, aber nicht solche! Wenn weg, dann Feierabend (ohne Krämpfe, Zucken, Wutausbrüche...). Ich glaube auch, dabei reagiert jeder anders. Aber wenn ich dass oben lese, denke ich mir sofort: "Es empfiehlt sich immer etwas Glukagon (statt "Appel") im Hause zu haben..." - also ein Glukagon-Notfallset, über dessen "Handhabung" man seine Angehörigen einweist. Eben für den Notfall! Im Übrigen kann ich nicht bestätigen, dass man durch eine Hypo allein zu Schaden kommt. Solange die Gegenregulation noch funktioniert eh nicht und selbst wenn die flöten ging nicht. Zumindest habe ich ohne jeden Schaden 2 "nächtliche" Hypos bewusstlos überstanden - eine hat sogar (dank weiterlaufender und basal injizierender Pumpe) 18 h gedauert...

Gruss Scrat
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Richard Wagner am Januar 15, 2011, 12:14

WOW, 300 IE Bolus!!!
Das "beruhigt" mich vorerst einmal wieder, daß nicht jede starke Hypo gleich tödlich endet, dadurch ausgelöste Unfälle sind klar.


In meinen ersten Diabetiker Monaten bin ich regelmäßig Bewusstlos umgekippt und immer nach 5...10 Minuten von selber aufgewacht. Das geschah dermaßen schnell das ich mich gerade noch auf den Boden legen konnte um mir nichts zu brechen.

Vor etwa einem 3/4 Jahr bin ich nachts neben der Toilette aufgewacht, einfach vom "Thron" gekippt, Ursache unklar als ich wach war lag der BZ bei 120 mg/dl. Möglicher Weise auch ein Kreislauf Versagen. Das hätte böse Enden können, ich lag mit dem Kopf 1 cm neben dem Fliesen vom Duschen Sockel....

Gruß Richard
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Joerg Moeller am Januar 17, 2011, 10:07
"Es empfiehlt sich immer etwas Glukagon (statt "Appel") im Hause zu haben..." -

Nur wenn du jemanden hast, der es dir im Notfall auch verabreicht. Für Singles also völlig überflüssig.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: diotmari am Januar 18, 2011, 09:21
 :nein: ähhhhm, NÖ!!!
Es soll Menschen geben, die sich urplötzlich, aus heiterem Himmel, das letzte Essen noch mal durch den Kopf gehen lassen. Mit nem SEA von 30 Minuten und dem Kopf in der Kloschüssel ist das für mich die einzige Möglichkeit, ner Hypo nicht machtlos ausgeliefert zu sein.
Kleiner Tipp: die halbe Spritze reicht - dann ist einem danach nicht wegen der Spritze noch stundenlang schlecht!

Viele Grüße
Dietmar
Titel: Re: Eine langjährige Diabetesberaterin ist selbst an einem Hypo verstorben
Beitrag von: Joerg Moeller am Januar 18, 2011, 09:49
Ausnahme, die die Regel bestätigt.

Viele Grüße,
Jörg