Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Marco am November 16, 2009, 21:17

Titel: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Marco am November 16, 2009, 21:17
Ich muss in meiner Erzählung leider etwas ausholen damit man eventuell durchsteigt was ich meine.

Ich schiebe vorweg das ich meine Krankheit bisher auf die leichte Schulter genommen habe und man mich durchaus als Schlampe bezeichnen kann.

Ich bin im Jahr 2000 an Diabetes erkrankt bez. hat mein Hausarzt einen Wert von über 800 bei mir festgestellt. Damals wurden mir dann Tabletten verschrieben (Metformin) diese habe ich dann regelmäßig eingenommen sowie meinen Blutzucker via Urinmesstreifen erstmal gemessen.
Irgendwann nach einer Blutabnahme ca 6 Monate später sagte mir mein Hausarzt, ich solle den Alkohol weglassen da meine Leberwerte sehr schlecht sind. Ich trinke aber gar keinen Alkohol und ich hatte in der Beschreibung der Tabletten gelesen dass diese auf die Leber gehen. Naja meine Werte waren dann so schlecht, dass wir uns Entschieden haben dass ich auf Insulin gehen soll. Das habe ich dann auch sehr lange getan. Allerdings habe ich mehr schlecht als recht Insulin gespritzt. Nach einem Umzug habe ich dann auch einen neuen Arzt aufgesucht.
Mein Langzeitzuckerwert war zu Spitzenzeiten auf 13,3. Im Moment spritze ich Berlinsulin 70/30 und Actrapid.
Mit meinem neuen Hausarzt habe ich damals einen festen Spritzplan ausgemacht. Das heißt ich Messe meinen BZ und Spritze je nach Wert eine bestimmte Menge an Insulin. Zusätzlich Spritze ich Actrapid Morgen 6 und mittags sowie Abend 4 Einheiten.
Meine BZ Werte liegen aber immer über 300 egal was ich Spritze. Ich Spritze nun zu Testzwecken seit ca. 6 Wochen 40 Einheiten Berlinsulin und 50 Einheiten Actrapid immer dann wenn ich über 250BZ bin und das bin ich immer. Zusätzlich nehme ich seit 6 Monaten noch 3x Tag eine Metformin 1000mg Tablette aber auch das lässt meinen BZ nicht sinken.
Mein Hausarzt hat mich nun an einen Diabetologen Überwiesen wo ich nun seit 2 Wochen hingehe. Diese hat mir Zusätzlich noch Victoza Verschrieben das ich jeden Morgen mit 1,2mg Spritze. Aber das lässt meine Werte unverändert. Mein letzter Langzeitzucker war übrigens 10,3 er ist also trotz dieser Werte gesunken.

Zu mir Persönlich etwas mehr.
Ich bin 32 Jahre alt, bin Berufstätig und Arbeite den ganzen Tag.
Ich lebe in einer Beziehung mit meiner Freundin und unserer Gemeinsamen Tochter.
Ich gehe morgens um 7.30 aus dem Haus und komme oft erst gegen 20.30 nach Hause.
Im laufe des Tages nehme ich 1-2 Mahlzeiten auf der Arbeit ein. Pausen habe ich unregelmäßig und manchmal auch gar keine Pause.
Entsprechend ist mein Spritzverhalten auf der Arbeit.
Wenn ich dann abends nach Hause komme, habe ich Entsprechend Hunger und esse was. Ich spritze dann oft einfach meine Mengen.
Aber manchmal bin ich auch so platt das ich keine Lust habe das zu tun.

Entsprechend habe ich auch Übergewicht (138kg bei 1,84) und Bluthochdruck. Dagegen nehme ich 3 Tabletten.

Warum ich das hier schreibe.
Ich frage mich ob es so was wie „Insulin Resistent“ gibt. Ich hatte noch nie eine Unterzuckerung als Beispiel.
Über die ganzen Langzeitschäden weiß ich bescheid.
Nun will ich Anfangen mich drum zu kümmern aber das Insulin hilft nicht mehr.

Der Facharzt will nun erstmal Feststellen welcher Diabetiker Typ ich bin.
Er will mich auch vom Insulin wegholen und auf Tabletten gehen.
Aber ich Spritze weiterhin Insulin nach seinem Rat. Auch dieselben Mengen.
Nur dass ich Victoza nun dazu spritze. Aber ich sehe keinen Unterschied.
Vielleicht bin ich auch zu Ungeduldig.
Aber mich würde die Meinung einiger User hier interessieren.

mfg Marco
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: diotmari am November 16, 2009, 23:32
Guten Abend, Marco - und erst mal willlkommen hier :ja: !

Da hast Du Dir ja ein schönes Päckchen zubereitet!  ::)
Deine "paar" Daten hätt' ich als Halloweengrusel ja schon mal eher erwartet :duck:
Ich persönlich habe leider auch die Erfahrung gemacht, Insulin in rauhen Mengen spritzen zu müssen - ohne sichtbaren "Erfolg"...
Resistenz - Übergewicht  - Rezeptorenmangel...diese Begriffe wirst Du bald des Öfteren hören.  :-\
War bei mir anfänglich nicht anders......
Bei Deinen Werten auf Insulin zu verzichten erscheint mir nicht sehr sinnvoll - das mit anderen Medis zu unterstützen: es kommt auf den Erfolg an! :ja:
Von Victoza hab ich bislang nur gelesen - ich hoffe, Du findest dazu hier ein paar bessere Ansprechpartner :kratz:
Ansonsten gilt: such Dir den besten Diadoc Deiner Gegend - hierbei können Dir sicherlich ein paar Tips gegeben werden.

Du hast aber eins schon mal kapiert: das mit den Langzeitschäden: Freundin und Kind sollten "es Dir wert sein"!!!
:ja: Und ungeduldig sein: da bist Du nicht der Erste hier!  ;)

Ääähmm - hattest Du denn schon eine Schulung?!?!?!
Viele Grüße
Dietmar
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Joa am November 17, 2009, 00:58
Hallo Marco,

ich schließe mich begrüßend erst mal Dietmar an!  :ja:

Wenn Du wissen möchtest, warum immer mehr Insulin gleichbleibend wenig bis kaum eine Wirkung zeigen kann, dann schau Dir mal folgende Erläuterung an:

 > Down Regulation < (http://www.chrostek.de/neuesalthausen/up-und-down)

Ich möchte fast einen Besen futtern, wenn Du Deine Insulinrezeptoren nicht bis an den Anschlag down-reguliert hast.

Dann kannst Du ohne jede Hypogefahr auch 1000 IE statt 250 täglich zu Dir nehmen. Die Insulinwirkung wird sich kaum unterscheiden.

Gruß
Joa
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Marco am November 17, 2009, 09:53
Hallo ihr beiden!

Vielen dank für die Willkommensgrüße.

@diotmari
Eine Schulung habe ich damals 2000 bekommen hier in unserem Krankenhaus.
Dies lief Ambulant ab und man hat viel über die Krankheit gehört und das man auf seine BE achten muss usw.
Aber alles sehr lange her.
Jetzt ende November habe ich 5 Trainings bei meinem Hausarzt speziell für Insulin Spritzende Menschen an der ich teilnehmen werde.
Daten kann ich dir in Form meiner Excel Tabelle gerne schicken. Du wirst umfallen.

@Joa
Danke für den Link der wirklich super Interessant war. Und wenn ich das so lese, glaube ich auch das ich unter Rezeptorenmangel leide so wie diotmari ja auch schon erwähnt hatte das mir dieser Begriff noch öfters unter kommt.
Wieso sagt mit keiner der Ärzte so was? Ich habe diesen Begriff noch nie gehört. Auch wusste ich nicht, dass Insulin dick macht.
Ok wenn ich das richtig verstanden habe, habe ich durch diese Unmengen an Insulin meine Rezeptoren zerstört. Und wenn ich das richtig verstehe sollte ich weniger Spritzen damit diese sich wieder Regenerieren.
Habe ich das richtig Verstanden?
Heute Morgen lag der Wert bei 275 und ich habe dann wieder 40 Einheiten Berlin, 30 Actrapid und die 1,2 Victoza gespritzt sowie mein Metformin.

Mit freundlichen Grüßen

Marco
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Joerg Moeller am November 17, 2009, 14:31
Auch wusste ich nicht, dass Insulin dick macht.

Dein Diadoc aber schon, wenn ich das hier so lese:

Zitat
Der Facharzt will nun erstmal Feststellen welcher Diabetiker Typ ich bin.
Er will mich auch vom Insulin wegholen und auf Tabletten gehen.

 ;D

Insulin ist schon wichtig und ohne ging es gar nicht. Aber je weniger man davon braucht, desto weniger ist auch vorhanden um die Fettzellen immer weiter vollzustopfen.

Insulin (neben)wirkt an den Fettzellen, indem es zum einen den Abbau von Speicherfett behindert und zum anderen den Aufbau von Speicherfett begünstigt. Und wenn man jetzt reichlich Fettgewebe hat, dann wird auch reichlich Insulin nur dafür verbraten =>Teufelskreis.

Die Kunst ist also, immer nur die absolut notwendige Menge an Insulin zu spritzen und nicht nach dem Motto 'Viel hilft viel'.

Bei dir vermutet dein Diadoc noch eine Eigenproduktion. Da ist es dann so wie mit der Hungerhilfe in den Entwicklungsländern: man kann die von außen mit Exporten (=Insulin) stützen, aber besser wäre es, wenn man die intern in der Infrastruktur unterstützt (wie mit den Tabletten).
Man muß dann allerdings auch die Nebenwirkungen im Auge behalten, d.h. die Leber/Nierenwerte regelmässig überprüfen.
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Joa am November 17, 2009, 20:35
Wieso sagt mit keiner der Ärzte so was?

Das ist 'ne sehr gute Frage!  :staun:

Zumal jeder Mediziner, der auch Medizin studiert hat, irgendwann eigentlich mal gehört oder gelesen haben muss, dass die Hormonrezeptoren des Körpers ihre Aktivität im Verhältnis zur vorhandenen Menge ihres Hormons anpassen (regulieren).

Umso erstaunlicher, wie wenig auch in der heutigen Diabetologie diesem Geschehen ein Gewicht zugemessen wird.
So dass man wohl leider sagen muss, die Ärzte wissen es leider meist nicht.  :nein:

Zitat
Ok wenn ich das richtig verstanden habe, habe ich durch diese Unmengen an Insulin meine Rezeptoren zerstört. Und wenn ich das richtig verstehe sollte ich weniger Spritzen damit diese sich wieder Regenerieren. Habe ich das richtig Verstanden?

Grundsätzlich ja!  :ja: Auch wenn Du keinen einzigen Rezeptor zerstört hast.  :nein:

Die Zellen stellen die Rezeptoren nur nicht mehr in der denkbar größten Anzahl zur Verfügung, sondern in der geringst möglichen.

Wenn der Insulinspiegel wieder sinkt reagieren die Zellen damit, auch wieder mehr Rezeptoren zum "Angeln" nach Insulinmolekülen an der Oberfläche zu postieren.

Daher sind alle Maßnahmen sinnvoll, die den Insulinbedarf senken. Dazu gehört insbesondere Bewegung, da unter Bewegungseinfluss die Zellen je wirkendes Insulinmolekül deutlich mehr Glucose verbraten können. Bis hin zum 4-fachen.

Gruß
Joa
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Joerg Moeller am November 18, 2009, 09:10
Zumal jeder Mediziner, der auch Medizin studiert hat, irgendwann eigentlich mal gehört oder gelesen haben muss, dass die Hormonrezeptoren des Körpers ihre Aktivität im Verhältnis zur vorhandenen Menge ihres Hormons anpassen (regulieren).

Umso erstaunlicher, wie wenig auch in der heutigen Diabetologie diesem Geschehen ein Gewicht zugemessen wird.
So dass man wohl leider sagen muss, die Ärzte wissen es leider meist nicht.  :nein:

Den anderen Ärzten würde ich das nicht unbedingt vorhalten (den Diabetologen schon). Die können ja nicht sämtliche Feinheiten bei sämtlichen Erkrankungen kennen. Mit der Zeit wird man ja in fast jedem Beruf zum "Fachidioten".
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Joa am November 18, 2009, 10:59
Den anderen Ärzten würde ich das nicht unbedingt vorhalten (den Diabetologen schon). Die können ja nicht sämtliche Feinheiten bei sämtlichen Erkrankungen kennen.

Es kommt hinzu, dass die, die es schon wissen, insbesondere die Kliniker, aus der geprägten Alltagspraxis heraus zu vorschnellen Fehleinschätzungen gelangen können.

Wenn da die Typ 2er mit Insulinmengen bis an die 1000 IE/24h in die Klinik kommen, ist das natürlich imponierend. Dagegen sind übliche Typ 1er Regulationen im Rahem von 2 oder 3 IE Basalbedarf/24h schon eher lächerlich wirkend.  :ja:

Und so kommt es wohl, das mir ein Chefarzt und Prof., bis vor kurzem auch in leitender Funktion der DDG aktiv, sagte, dass die Rezeptorregulation beim Typ 1 keine (beachtliche?) Rolle spiele.

Allerdings haben wohl auch Profs. in anderen Kliniken nicht den rechten Plan. Ich meine zu entsinnen, dass ein Mitglied des Forums derartiges aus einer (bzw. der) bekannten Klinik in MeckPom berichtete.

Gruß
Joa







Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Joerg Moeller am November 19, 2009, 14:00
Es läuft eben darauf hinaus, daß wir selber, die wir tagtäglich das beste daraus machen müssen das nur können, wenn wir uns selbst auf dem laufenden halten.
Bei guten Ärzten ist das auch kein Problem. Die können entweder zugeben wenn sie was nicht wissen oder sind auch bereit, von uns mal was anzunehmen.
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: MrMoods am November 20, 2009, 11:33
Daher sind alle Maßnahmen sinnvoll, die den Insulinbedarf senken. Dazu gehört insbesondere Bewegung, da unter Bewegungseinfluss die Zellen je wirkendes Insulinmolekül deutlich mehr Glucose verbraten können. Bis hin zum 4-fachen.

Oha, ich weiß genau, wie ein "Dicker" auf so einen Satz reagiert. Und daher möchte ich etwas aus eigener Erfahrung dazu sagen, um das mal richtig deutlich zu machen:

Ich bin 190cm und wiege 134kg, wir spielen also ungefähr in der gleichen Gewichtsklasse.

Mir haben jetzt 1000 Leute gesagt, ich soll mich mehr bewegen und ich sagte immer nur "jaja". Aber ich habe mich durchgerungen. Und die Erfahrung sieht ungefähr so aus:  :kreisch:

Ich hätte NIE gedacht, was Bewegung ausmacht. Wenn ich im Fitnessstudio auf das Laufband klettere und mit einem Bz-Wert von ca. 130 starte, laufe ich 15 Minuten mit 5 km/h (schnelles Gehen) bei 1% Steigung und bin nach diesen 15 Minuten bei einem Bz-Wert von ca. 70.

Ich möchte das nur mal ganz plastisch vor Augen führen, denn nicht jeder kann mit der Aussage "Bewegung hilft" etwas anfangen. Aber wenn ich sehe, daß ich mit 15 Minuten den Zucker um 50mg/dl senken kann, dann kapiere ich erstmal, was das ausmacht.

Anfangs habe ich mich regelmäßig mit Fahrradfahren und "Gehen" unterzuckert, bis ich dann mal geschnallt habe, daß ich am besten direkt nach dem Mittagessen trainiere und zum Essen dann eben nicht spritze.



Und ich habe festgestellt, daß gehen/laufen die beste Methode ist, um Zucker abzubauen, das haut am stärksten rein. Also für den Anfang würde es schon reichen, wenn Du jeden Abend mal ne Stunde spazieren gehst oder wirklich 500-1000 Meter sehr schnell und zügig gehst. Das ist machbar, egal welche Ausreden man sich jetzt zurechtlegt (hab ich auch immer versucht)! Wenn man sich mit der Zeit dran gewöhnt, kann man das Pensum immer noch erhöhen.
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: diotmari am November 20, 2009, 12:03
Daher sind alle Maßnahmen sinnvoll, die den Insulinbedarf senken. Dazu gehört insbesondere Bewegung, da unter Bewegungseinfluss die Zellen je wirkendes Insulinmolekül deutlich mehr Glucose verbraten können. Bis hin zum 4-fachen.
Oha, ich weiß genau, wie ein "Dicker" auf so einen Satz reagiert. ..... aus eigener Erfahrung dazu ....
...
........denn nicht jeder kann mit der Aussage "Bewegung hilft" etwas anfangen......

Welcome in the club! ;D !
Kann in DER Gewichtsklasse  :duck: nicht ganz mitreden - war aber auf gutem schlechtem Weg dorthin...
Das Ganze kann man aber durchaus auch "lustvoller" gestalten, indem man kurz nach der Mahlzeit durch den Discounter joggt und den Tagesbedarf für morgen einkauft (NEIN! FinggerwechvonneSüssigkeiten)...
Hat mich anfänglich auch an mehrere Hypos herangeführt, bis ich das Prinzip geschnallt habe :ja:....
Als weitere Alternative empfehle ich Fensterputzen, Saugen und Wischen, Rasenmähen, etc ::) ; ok, DAS ist nicht lustvoll - aber bisweilen notwendig.  :wech:

Viele Grüße
Dietmar
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Joa am November 20, 2009, 12:27
Hallo MrMoods,

das hast Du sehr anschaulich bebildert.  :ja:  :super:

Bewegung ist der effektivste Weg zur Insulinmengensenkung. Somit als Werkzeug zu betrachten, um zügig aus einer verfahrenen Situation heraus zu kommmen.

Denn mehr Insulin bringt es absolut nicht mehr, wenn die Insulinmengen die Grenzen der Down-Regulation erreichen.

Die Zelle kann, wenn alle aktiven Rezeptoren mit Insulin gefüttert sind sind den Schnabel halt erst wieder aufklappen, wenn das Futter gekaut und runtergeschluckt  ist.

Vielleicht kann man sich die Up- und Down-Regulation auch so in etwa vorstellen. Der "Magen" der Zelle hat eine begrenzte Kapazität für die Insulinverarbeitung. Ist er voll, muss erst mal die Verdauung das Ihrige tun, um wieder Platz zu schaffen.

Baggern aber die aktiven Rezeptoren immer weiter Insulin hinterher, zieht die Zelle die Notbremse.

(http://www.tierlobby.de/rubriken/Tiergarten/voegel/stopfgans_animal_spirit.jpg)
Sie ist ja keine Stopfgans für Insulin.
  :nein:

Dann bekommen die Rezeptorwerkstätten die Anweisung weniger Rezeptoren zusammen zu bauen, damit von dem vorhandenen Überangebot an Insulin nicht so viel herausgefischt wird.

Wenn das die Grenze erreicht, wo die vorhandenen Insulinmengen in der Lage sind, alle restlichen Rezeptoren zeitgleich abzufüttern,
verpufft die Insulinwirkung im Leeren. Zumindest hinsichtlich der Glucose.

Hinsichtlich der z.B. Adipogenese (Ausbildung neuer Fettzellen) sieht das leider anders aus, die wird nämlich durch das viele Insulin stimuliert. Und Fettzellen selber sind auch prima mästbar. Bis zu einer Größe, dass man sie mit dem bloßen Auge erkennen kann.  :kreisch:

Da hilft es halt nur, das Insulinangebot strategisch und schrittweise zu reduzieren, um die Zelle zu stimulieren wieder mehr Rezeptoren für die Insulinfischerei bereit zu stellen.

Das Therapieziel in dieser Phase ist nicht der "schöne" Blutzucker, sondern weniger Insulin, egal wie. Der Königsweg dahin ist schlicht die Bewegung. Weil schon auf relativ niedrigem Niveau die Wirkung beeindruckend ausfällt.
(Siehe Dietmars heiße Tipps)  :super:

Gruß
Joa
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Marco am November 30, 2009, 13:15
Ich denke das du Recht hast MrMoods ganz ohne Bewegung werde ich es nicht hinkommen. Das suchen nach Ausreden kenn ich. Wobei ich denke das ich ziemlich ehrlich bin in dem ich sage dass einfach abends keinen Bock mehr habe. Ich bin Berufstätig und bin froh wenn ich abends meine Ruhe habe. Der Gedanken mich noch in ein Fitness Tempel zu schleppen löst in mir ein  :kotz: aus.
Nun gut ich habe einen Heimtrainer zu Hause. Habe mittlerweile auch den Staub entfernt und habe mir fest vorgenommen, dass ding auch zu verwenden. Schreibe jetzt gerade auch nach 15min auf dem ding.

Mittlerweile Spritze ich kein Insulin mehr weil egal was ich mache die Werte bleiben bei 300+egal ob ich was Spritze oder nicht.
Der Diabetologe hat mir nun Victoza empfehlen das ich nun fast 3 Wochen Spritze. Einmal kurz waren meine Werte auf 250 aber seit dem Wochenende wieder 300+ und sogar einmal Stand nur HI im Display.
Und ich habe nicht mit dem Essen übertrieben am Wochenende.

Mein Diabetologe war nun 2 Wochen in Urlaub und ich habe auf Anraten eines Kollegen einen anderen Arzt aufgesucht um mir eine 2 Meinung einzuholen.
Das erste was der Arzt sagte " sie sind zu dick" da musste ich spontan  :lachen: und sagte ihm "das hat mir noch keiner gesagt". Naja er sagte mir dann das Insulin Spritzen in Verbindung mit Victoza nicht empfohlen wird.
Ich sollte auch nicht 3 mal Metformin 1000 nehmen sondern eine Reicht.

Nun habe ich das Umgesetzt und es gibt keine direkten Verbesserungen. Bis auf das ich mir einbilde seit dem ich Victoza nehme wirklich weniger Hunger habe und schneller satt bin.

So nun war ich heute bei meinem Hausarzt und der meinte nur 1 Metformin seih zu wenig. Also nehme ich seit heute wieder drei.

Also habe ich nun in den letzten 2 Monaten mehrere Empfehlungen bekommen aber meine Werte bleiben.

 :staun: so nun macht der Papa Sport und hofft das sein Kadaver drauf reagiert  :)
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: MrMoods am November 30, 2009, 20:28
Nur mal so aus Interesse: Hast Du mal spaßeshalber versucht, 1-2 Tage komplett auf Kohlehydrate zu verzichten und trotzdem auf Deinem Heimtrainer zu strampeln? Würde mich mal interessieren, denn dann müsste der Zucker ja drastisch runter gehen.
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Marco am November 30, 2009, 21:57
nein habe ich nicht.
Das könnte eine Option sein.

Ich will die Woche aber mal Testen wie es mit mehr Bewegung ausschaut und zwinge mich nun Abendlich zum Strampeln.
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: MrMoods am Dezember 01, 2009, 17:52
Sehr lobenswert! Und das ist nicht nur so dahingesagt, ich mein das ernst. Kleiner Tipp: Wenn Du nen Kumpel oder die Frau oder wen auch immer dazu animierst, mitzumachen, haltet Ihr Euch gegenseitig bei Laune, das macht mehr Spaß.
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 03, 2009, 11:43
Ich finde Mr. Moods Hinweis auf die Kohlenhydrate genauso spannend wie das mit mehr Bewegung.

Im Grunde ist es aber so: um von A nach B zu kommen kann ich einen Ferrari (weniger Kohlenhydrate) oder eine freie Autobahn (mehr Bewegung) nutzen. Aber ich denke das Optimum wäre, wenn ich mit dem Ferrari über die freie Autobahn rase.... :zwinker:
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: MrMoods am Dezember 03, 2009, 13:21
Im Grunde ist es aber so: um von A nach B zu kommen kann ich einen Ferrari (weniger Kohlenhydrate) oder eine freie Autobahn (mehr Bewegung) nutzen. Aber ich denke das Optimum wäre, wenn ich mit dem Ferrari über die freie Autobahn rase.... :zwinker:

Der Hinweis mit den KH kam von mir, weil ich gerne mal wissen würde, was bei diesem Test rauskommt. Es muss ja irgend nen Grund haben, daß der BZ so hoch ist. Ich bin zwar kein Mediziner und hab auch kaum Ahnung, aber ich bin Handwerker (Elektriker). Und wenn ich irgendwo zuviel Strom habe, dann muss der irgendwo her kommen. Also nehme ich die Batterien raus. Wenn der Strom dann weg ist, dann waren es die Batterien schuld. Aber was, wenn sich nix ändert?

Worauf ich hinaus will: Vielleicht gibt es ja irgendwelche Krankheiten, die diabetesähnliche Symptome haben (hoher BZ) aber was ganz anderes sind? Ist der Blutzucker wirklich wegen einer Insulinstörung zu hoch? Oder ist der Stoffwechsel an einer anderen Stelle kaputt? Vielleicht produziert der Körper selbst viel zu viel Zucker, weil das Unterzuckerungs-Notprogramm dauerhaft aktiv ist? Und deswegen wirkt dann auch das Insulin nicht...

Aber naja, wie gesagt, ich bin kein Mediziner und weiß nicht mal, ob meine wirren Fantasien überhaupt realistisch sein könnten. Wäre aber mal einen Test wert, oder?
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 03, 2009, 14:05
Also du kannst sicher sein, daß bei 300+ ein Diabetes vorliegt. Es gibt auch Erkrankungen, die auf den BZ-Spiegel wirken, aber davon kann nichts so extrem sein, daß die gesunde BSD es nicht geregelt kriegt.

Wenn das hier weiterhin nicht in den Griff zu kriegen ist würde ich mal eine Spezialklinik für Diabetes vorschlagen, wo man sich das mal in Ruhe bei einem stationären Aufenthalt ansehen kann. Wenn man erstmal weiß was da genau vorliegt, dann kann man auch Wege finden es in den Griff zu kriegen!
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Marco am Dezember 03, 2009, 19:16
Ich habe den Test am Dienstag und Mittwoch gemacht.
Ich habe an den beiden Tagen keine KH zu mir genommen.
Ich habe gegen 13.00 einen Salat mit Tomate,Gurke,Bohnen und Kopfsalat zu mir genommen. Dann den ganzen Tag nichts mehr.
Am Abend hatte ich 170BZ und mir war kotz schlecht. Ich bin um 20.00 schlafen gegangen und am nächsten Morgen mit 145BZ aufgewacht.
Dann habe ich am Mittag wieder den gleichen Salat gegessen.
Abend beim Arzt während der Schulung habe ich dann gemessen und hatte 136BZ.
An den Tagen je 1,8mg Victoza und 3x Metformin 1000.
Also es bringt schon etwas KH wegzulassen aber es ist dann eben kein Lebensgefühl mehr da.
Das kann also nicht die Lösung sein.

Also heute Morgen168 BZ Aufgewacht.
Zum Früshtück ein Körnerbrötchen mit etwas Butter und Putenbrust..
Mittags eine kleine Portion Nudeln mit Tomatensoße das galt heute bei uns in der Kantine als das Leichte Gericht.
Leider konnte ich weder den BZ Messen noch meine Tablette Mittags nehmen da ich im Meeting war und meine Sache vergessen hatte.
So nun 19:09 habe ich 179BZ.

Ich Spritze die ganze Woche schon kein Insulin.
So gleich hole ich meine Frau von der Arbeit. Anschließend bringt sie die kleine ins Bett und ich Schwinge mich auf das Fahrrad.

Ich muss aber sagen, dass ich mich MOrgens schlechte fühle mit Werten unter 200 als mit 200 und mehr.


So noch mal eine ganz andere Frage an euch.
Was trinkt ihr so am Tag?
Nicht umbedingt die Menge sondern welches Getränk?
Früher habe ich sehr viel Cola Light getrunken. Aber seit 3 Monaten trinke ich keine mehr.
Ich trinke Wasser mit Geschmack.
Habe so einiges Ausprobiert und bin eigentlich jetzt beim Wasser mit Zitrone von Aldi hängen geblieben.
Aqua Plus Zitrone heißt das. Allerdings ist hier Zucker drin. Zwar weniger wie in der Apfel Version aber dennoch ist welcher drinPro 100ml 3g und 3g KH.
Normales Minneralwasser schmeckt mir nicht.
Was anderes trinke ich nicht kein Alkohol, Kaffee oder Tee.

Meint ihr das ist schlecht für mich? Trinke eine Flasche 1,5l am Tag davon auch in der Nacht wenn ich Durst habe.

Ich habe bisher noch kein Wasser mit Geschmack gefunden das ohne Zucker ist.

Kennt ihr eines?
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Hexe am Dezember 03, 2009, 22:08
Hallo Marco

 ich trinke ausser Wasser( ohne Kohlensäure) viel Tee ( Kräutertee/Roibosch etc) den Tee trinke ich auch kalt. Manchmal mache ich einen Spritzer Zitronensaft ins Wasser damit es nicht so langweilig wird ( habe eine Tante die macht noch einen Spritzer Süssstoff dazu, ist mir aber zu süss). Oder ich "verfeinere" das Wasser mit einem Zweig Waldmeister oder ein paar Blättern Zitronenmelisse oder einem Stück Ingwer, jeweils über Nacht einfach in die Wasserflasche stecken.
Ein Würfel Zucker wiegt ca 3-4g. Ein normales Glas Wasser sind meist 200 ml und da 2 Würfel Zucker reingerührt, würdest du das so dann trinken ? Ich finde das ist schon recht viel und wenn du davon dann ca 1,5Liter am Tag trinkst.... Wenn du nichts anderes trinkst, ist das etwas zu wenig, habe jetzt nicht so im Blick wie alt du bist, aber 2 Liter solltest du schon trinken, wenn du keine anderen gesundheitlichen Einschränkungen diesbezüglich hast.

Was für eine Salatsosse hast du zum Salat gegessen ? Und was für Bohnen...
Satt dem Körnerbrötchen würde ich dir empfehlen Vollkornbrötchen oder Vollkornbrot zu essen (die Menge der Kohlenhydrate ist die gleiche, aber die Geschwindigkeit mit der sie ins Blut gehen ist bei Vollkorn langsamer und die Ballaststoffe tun ihr übriges um den Darm in Schwung zu halten und damit dich Fit. Außerdem sind im Vollkorn noch ein paar mehr Vitamine und Mineralstoffe,wenn auch nicht viel)

Sprich mal mit deinem Diabetologen und deiner Diabetesberaterin über ein paar Tage Saft- oder Heilfasten. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht den Blutzucker wieder in den Griff zu bekommen.
Solltest du aber nicht allein machen!!!! Ein paar Tage ohne Essen hält man ganz gut durch, auf Dauer auf Kohlenhydrate zu verzichten ( oder drastisch zu reduzieren) schränkt nicht nur die Lebensqualität ein, sondern fördert auch nicht gerade die Gesundheit! Ich kenne das aus eigener Erfahrung und auch von Klienten in meiner Ernährungspraxis.

Ich hatte lange ein ähnliches Problem, bekam den Blutzucker einfach nicht unter 200 konnte machen was ich wollte, erst nach Wochen mit Insulin und rumexperementieren mit meiner Hausärztin und verschiedenen Insulinen wurden meine Werte langsam niedriger. Mir kam es auch so vor, als ob es mir mit Werten über 200 besser gegangen ist. Das liegt wohl daran, das man daran gewöhnt ist/war. Das "neue" Gefühl ist einfach nur fremd. Je niedriger und besser meine Werte wurden desto besser habe ich mich gefühlt.
Jetzt ist es so, das ich hohe Werte spüre, weil es mir dann nicht gut geht :) . Also nicht aufgeben, dran bleiben.
Bewegung ist nicht nur für den Blutzucker gut, auch um Stress abzubauen, was dann indirekt auch wieder dem Blutzucker zu Gute kommt und dem restlichen Stoffwechel genauso.

Liebe Grüsse Vera

 
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: MrMoods am Dezember 04, 2009, 00:23
Ich habe den Test am Dienstag und Mittwoch gemacht.
Ich habe an den beiden Tagen keine KH zu mir genommen.

Ok, aber bitte nicht dauerhaft machen. Für den Test war das mal ok.

Am Abend hatte ich 170BZ und mir war kotz schlecht.

War das wirklich "schlecht" als wenn Du was fieses gegessen hast? Oder war das mehr schlecht/schwindelig als wenn Du besoffen bist? Ich würde wegen der niedrigen Werte eher auf "besoffen" tippen. So äußern sich bei mir Unterzuckerungen. Meist torkel ich dabei auch ein wenig. Und denk mal drüber nach, ob Du geschwitzt oder gezittert hast.

Wenn das alles zutrifft, dann hast Du wohl grade zum ersten mal den Anfang einer Unterzuckerung gespürt. Das liegt daran, daß Dein Körper dauerhaft mit Werten jenseits von gut und böse konfrontiert wird und sich daran gewöhnt hat. Ich hatte anfangs Werte, die um die 300er-Marke schwankten. Als ich mich das erste Mal auf die 100 zubewegte (ich glaub es war 120), fing das bei mir auch an.

Also es bringt schon etwas KH wegzulassen aber es ist dann eben kein Lebensgefühl mehr da.
Das kann also nicht die Lösung sein.

Nein, die Lösung kann das definitiv NICHT sein, da Du damit Deinen Körper kaputt machst. Der Zucker muss LANGSAM gesenkt werden. Nicht so abrupt, wie es jetzt passiert ist. Du solltest das jetzt also nicht über längere Zeit fortsetzen. Die zwei Tage zum Testen waren aber dennoch sehr aufschlussreich. Du siehst jetzt, daß der Wert wirklich extrem von Deiner Ernährung abhängt.

An Deiner Stelle würde ich jetzt den nächsten Schritt einleiten, den mir mein logisches Denken nahelegt. Wenn das Essen den Wert verursacht, musst Du wissen, was Du isst. Ich würde Dir empfehlen, mal ein paar Tage lang oder vielleicht auch eine ganze Woche normal zu essen wie bisher auch, dabei aber GENAU Buch zu führen. Du solltest genau mit Uhrzeit aufschreiben, was und wieviel davon Du gegessen hast, wie Dein BZ-Wert vor dem Essen und genau 1 Stunde nach dem Essen war. Auch, wenn Du Dir zwischendurch mal eben nur eine Erdnuss reinwirst, schreib es auf! Das hört sich übertrieben an, aber es ist die einzige Möglichkeit, mal live vor Augen zu sehen, wie sich das Essen auf den BZ auswirkt. So kannst Du später genau sagen: Hey, die Portion Spaghetti war lecker, aber der Wert danach ging durch die Decke. So wirst Du mit jeder Mahlzeit einen Schritt mehr herausbekommen, wo die BZ-Werte herkommen. Und in Zukunft kannst Du dann vielleicht die Ernährung (nur ein klein wenig) anpassen. Vielleicht futterst Du dann nur noch die halbe Portion Spaghetti und verdoppelst dafür den Salat oder sowas. Oder Du isst ein wenig(!) Obst als Nachtisch.

Das hört sich jetzt sehr aufwändig an, aber mit der Zeit bekommst Du ein Gefühl dafür. Ich selbst hätte am Anfang mit der ganzen BE-Berechnung und -Schätzung auch fast nen Amoklauf hingelegt. Aber das bessert sich. Und Du bist Deinen Ärzten einen Schritt voraus, denn dann kennst Du das Wann und Warum.

Und wenn Du hier und da ein Quäntchen am Essen veränderst, wird sich Dein Zucker bessern. Allerdings ist es ab und an ein schwieriger Kampf gegen den inneren Schweinehund, das alles beizubehalten. Aber es ist zu schaffen.

Zum Früshtück ein Körnerbrötchen mit etwas Butter und Putenbrust..
Mittags eine kleine Portion Nudeln mit Tomatensoße das galt heute bei uns in der Kantine als das Leichte Gericht.

Hier müsstest Du Dich schonmal fragen, ob Du nicht statt Brötchen irgendwas dunkles isst, zum Beispiel Vollkornbrot. Ich hab letztens erst im Fernsehen gehört, daß viele dunkle Körnerbrötchen eigentlich heller Teig sind (fiese BZ-Werte), der künstlich nachgedunkelt wird.

Zur Kantine ist da nix zu sagen. Du solltest nicht auf "leicht, light, diät" und sonstigen Schmarrn gucken. Leicht ist ja gut und schön, allerdings solltest du an der Stelle bedenken, daß ein dickes Rumpsteak, ein fetter Braten und andere ähnliche Sachen zwar "schwere" Gerichte sind, sich allerdings völlig anders auf den BZ auswirken. Nudeln sind eine Kohlehydratbombe. Ebenso Pommes, Kartoffeln, Pizza und alles andere, was Zucker oder Stärke enthält, denn Stärke ist nix anderes als Zucker mit einer etwas anderen chemischen Verbindung. Ein Universalrezept für die Kantine gibt es aber nicht. Man sollte schon normal essen, aber dann eben auf die Menge achten und vor allem sollte man es mit Bewegung ausgleichen. Wenn Du die Möglichkeit hast, 1 Stunde Pause zu machen, dann nutze eine halbe Stunde zum Essen und die andere Hälfte, um einmal um den Block zu gehen oder sowas.

Wenn sich Deine Werte bessern, wird sich über kurz oder lang auch Deine Insulinresistenz bessern. Ich musste anfangs für jeden Mist spritzen. Heute kann ich auch mal zu Mittag essen, ohne zu spritzen. Da liegt dann nach einer Portion Kartoffeln mein BZ unter 140. Die Bauchspeicheldrüse hat sich erholt und kann ab und an auch mal wieder ein wenig selbst arbeiten. Allerdings übertreibe ich es damit nicht. Ich will sie ja nicht gleich wieder überlasten.

So nun 19:09 habe ich 179BZ.
Ich Spritze die ganze Woche schon kein Insulin.

Also so eine Aussage, diese beiden Sätze zusammen, das sollte Dir eigentlich Hoffnung machen. Weißt Du, wieviele Diabetiker literweise Insulin spritzen und von solchen Werten träumen? Ok, KH auf null runterfahren ist nicht der beste Weg. Aber Du weißt, daß das Ziel erreichbar ist.

Ich muss aber sagen, dass ich mich MOrgens schlechte fühle mit Werten unter 200 als mit 200 und mehr.

Wie schon gesagt, Dein Körper hat sich an hohe Werte gewöhnt. Und Du solltest Dir Zeit lassen und den Wert langsam senken. Schnell geht auch, ist aber extrem ungesund. Wenn Du Pech hast, gehts auf die Augen (http://de.wikipedia.org/wiki/Diabetische_Retinopathie).

Was trinkt ihr so am Tag?
Nicht umbedingt die Menge sondern welches Getränk?
Früher habe ich sehr viel Cola Light getrunken. Aber seit 3 Monaten trinke ich keine mehr.

Ich habe vor der Diagnose pro Tag ca. 3 Liter pure Coca Cola getrunken. Ich habe öfter mal den Umstieg auf Wasser versucht, aber wenn man so an zuckerhaltige Getränke gewöhnt ist, dann kriegt man regelrecht Entzugserscheinungen. Mein Arzt sagte mir irgendwann, ich solle doch mal die Light oder Zero Produkte durchtesten. Das wäre zwar auch nicht grade gesund und das Gelbe vom Ei, aber zumindest wäre es ein massiver Fortschritt in Sachen Diabetes, weil Süßstoff den BZ nicht beeinflusst.

Ich bin dann umgestiegen auf Mezzo Mix Zero. Das bekam meinem Geschmackssinn am besten und somit fiel auch die Umstellung leicht. Und ich muss sagen, wenn man das erst mal akzeptiert hat, dann erkennt man nach einiger Zeit kaum noch, ob man grade gezuckerte Cola oder Cola Light trinkt. Wenn wir unterwegs sind und bestellen Getränke, bin ich immer sehr mißtrauisch, ob das jetzt auch wirklich ne Light ist. Ich lasse dann meist meine Freundin probieren, bevor ich trinke. Ich bin da sehr mißtrauisch geworden, da ich festgestellt habe, daß 2-3 Schluck pure Cola meinen BZ innerhalb weniger Minuten auf fast 300 ansteigen lassen (habe mal Cola als Hypohelfer benutzt).

Ich trinke Wasser mit Geschmack.

Oops. Böse Falle. Wenn Du das dauerhaft trinkst, dann weißt Du auch, wo Deine Werte herkommen. Ist zwar immer noch besser als Cola, aber geht schon schwer in die Richtung.

Allerdings ist hier Zucker drin. Zwar weniger wie in der Apfel Version aber dennoch ist welcher drinPro 100ml 3g und 3g KH.

Genau das ist das Problem. Rechne das mal hoch. Du darfst nicht nur den Zucker zählen. Der ist auf dem Etikett bei den KH enthalten. Du musst immer den Wert nehmen, der bei KH steht. Das sind in diesem Fall 3g/100ml. Rechnest Du das hoch auf 1 Liter, bist Du schon bei 30g. Wenn Du jetzt noch 3 Liter pro Tag trinkst, bist Du bei 90g Zucker.

Ich hab hier grad ein Paket Dextro Energen (http://apo-sale.de/images/product_images/popup_images/0976014.jpg) liegen. Das ist Traubenzucker. Kennst Du bestimmt. Ich hab das mal umgerechnet. 1 Liter von Deinem Wasser enthält ca. 6 Täfelchen von diesem Traubenzucker. Wenn Du jetzt mal überlegst, daß ich 2-3 Täfelchen als Hypohelfer benutze, um mich aus einer Unterzuckerung zu holen... Weiterhin musst Du einrechnen, daß in dem Wasser kein Traubenzucker sondern normaler Zucker ist. Dieser braucht länger bis er wirkt, wirkt dann aber auch länger als der Traubenzucker. Wenn Du Traubenzucker einwirfst, wirkt der sich nach wenigen Minuten auf den Blutzucker aus, ist dann aber auch nach ca. 1 Stunde wieder verpufft. Normaler Zucker braucht (geraten) ca. 20 Minuten bis er wirkt, wirkt dann aber auch gleich doppelt und dreifach so lang. Der nächste Schritt wäre langkettiger Zucker (Stärke usw.), aber der interessiert hier nicht. Dein Wasser treibt Deinen Zucker also mäßig über einen Zeitraum von ein paar Stunden nach oben. Denke mal nach: Hier mal ein Schluck, da mal ein Schluck... Du trinkst ja nicht die ganze Flasche auf einmal.

Normales Minneralwasser schmeckt mir nicht.
Was anderes trinke ich nicht kein Alkohol, Kaffee oder Tee.

Alkohol ist für einen Diabetiker extrem gefährlich. Er verursacht (je nach Art zuerst extreme BZ-Anstiege und dann) extremes Absacken des BZ. Man kann sich quasi ins Hypo-Koma saufen. So einen hatte ich auf meiner Schulung. Am Wochenende vorher wurde er im Zuckerkoma ins Krankenhaus eingeliefert, weil er über den Abend verteilt ne ganze Flasche Wein alleine getrunken hatte.

Meint ihr das ist schlecht für mich? Trinke eine Flasche 1,5l am Tag davon auch in der Nacht wenn ich Durst habe.

Ja, ich denke es ist schlecht. Später, wenn Du Deinen BZ im Griff hast, kannst Du es vielleicht mit einplanen, aber um die Werte erst mal in den Griff zu bekommen, solltest Du darauf verzichten. Die KH im Wasser sind eine unnötige Zugabe, die Dein Körper nicht braucht. Er bekommt seine KH über das Essen.

Ich habe bisher noch kein Wasser mit Geschmack gefunden das ohne Zucker ist.
Kennt ihr eines?

Nein, kenne ich nicht. Aber ich lege Dir hier nochmal die Light- und Zero-Produkte ans Herz. Irgendwas gibt es bestimmt, was Deinen Geschmack zumindest ungefähr trifft. Achte einfach mal darauf, daß auf dem Etikett bei den KH eine 0 oder zumindest <0,1 oder sowas in der Art steht. Und dann sammel einfach mal ein paar Flaschen kreuz und quer von jeder Marke und probier solange in Ruhe durch, bis Du was gefunden hast. Du glaubst gar nicht, wieviele Türen Dir bei genauem Hinsehen offen stehen. Wie gesagt, gesund sind die sicher nicht alle, aber hier mal eine kleine Auswahl:
Pepsi Max, Mezzo Mix Zero, Fanta Zero, Sprite Zero, Coke Zero, Coke Light, Coke Light Lemon, Coke Light Green Tea, Mineralwasser mit Kohlensäure, ohne Kohlensäure, mit wenig Kohlensäure, diverse Light-/Zero-/Blablabla-Produkte anderer Hersteller.

Pass auf bei Säften! Die hauen fast genauso rein wie pure Coca Cola! Das ist zwar meist "nur" Fruchtzucker, aber auch Fruchtzucker ist Zucker. Vergleichbar mit Traubenzucker.

Vielleicht hast Du ja irgendwann mal Lust und Zeit und bist enthusiastisch genug, mit einem Zettel und einem Stift in einen Getränkemarkt zu gehen und dort mal die Regale zu durchforsten und auf den Etiketten nach dem KH-Gehalt zu schauen. Dann machste mal ne Liste, was alles in Frage kommt und suchst Dir da was schönes raus.
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: Hexe am Dezember 04, 2009, 06:45
Hallo


Hier müsstest Du Dich schonmal fragen, ob Du nicht statt Brötchen irgendwas dunkles isst, zum Beispiel Vollkornbrot. Ich hab letztens erst im Fernsehen gehört, daß viele dunkle Körnerbrötchen eigentlich heller Teig sind (fiese BZ-Werte), der künstlich nachgedunkelt wird.


Es kommt nicht auf die Farbe an, wie du schon bemerkt hast. In der Bäckerei nach Vollkornbrot/ Vollkornbrötchen fragen! Weizenvollkorn oder auch Dinkelvollkorn sind recht hell vom Teig her ! Bei abgepacktem Brot /Brötchen muss das Wort Vollkorn drauf stehen, dann aber drauf achten, ob da nicht auch der Teig nachgedunkelt ist, wird oft mit Sirup gemacht. Wenn in der Zutatenliste Maltose/Maltosesirup oder so steht, Finger besser weg davon lassen.

liebe Grüsse Vera
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: hws am Dezember 04, 2009, 12:30
Hast Du toll gemacht Moody
HWS
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: MrMoods am Dezember 04, 2009, 12:58
Hast Du toll gemacht Moody

 :kratz:
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: pfaelzer am Dezember 04, 2009, 13:51
Hast Du toll gemacht Moody
HWS

Tja, also, wirklich auch meinen Respekt. Das war schon eine kleine wissentschaftliche Abhandlung!

pfaelzer

Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: MrMoods am Dezember 04, 2009, 17:09
Irgendwie hab ich grad den Eindruck, daß Ihr mich veräppelt...  :duck:
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: hws am Dezember 04, 2009, 17:46
Bist Du immer so "gschamig", wenn Dich einer (oder zwei) lobt?
HWS
Titel: Re: Insulin hilft mir nicht mehr
Beitrag von: MrMoods am Dezember 04, 2009, 17:51
Ja.