Diabetesinfo-Forum
Diabetesfragen => Der Erklärbär - Ich will's wissen => Thema gestartet von: sascha2 am Mai 19, 2009, 19:27
-
Hallo,
diese Frage beschäftigt mich seit einiger Zeit.
Spontan fallen mir zwei gescheite Antworten dazu ein:
1. zu wenig KH gefuttert
2. zu viel Insulin im Spiel
Aber warum kommt es überhaupt zu einer Hypo?
In der Leber ist so viel Energie gespeichert. Davon kann man einige Zeit "leben"
Der Körper reagiert mit div. Indikatoren auf eine Hypo,
nur nicht mit der Freisetzung von Glucose, oder war es doch Glucagon?
--> Zucker in irgendeiner Form
Hab ich die Antwort übersehen?
gruß und danke,
Sascha
-
Brett vorm Kopf ist jetzt weg. :patsch: :patsch: :patsch:
Zuwenig futtern kann man ja eigentlich nicht.
Bei jedem Essen spritze ich eine gewisse Menge Insulin.
D.h. es immer eine Menge Insulin im Körper, sei es Basal.
Hier stehts doch:
http://www.profi.diabetesinfo.de/komplikationen/hypo.php (http://www.profi.diabetesinfo.de/komplikationen/hypo.php)
Bei Punkt "Was passiert eigentlich bei einer Hypoglykämie?"
Beim Insulinspritzenden Diabetiker wird dies durch das zugeführte Insulin weitgehend verhindert, daher benötigt er im Notfall dieses Hormon auch von außen zugeführt.
-
Genau, gut erkannt :super:
Oder um es Erklärbärmässig auszudrücken: stellen wir uns den BZ mal als ein Wannenbad vor.
Damit das angenehm ist müssen wir warmes Wasser (Glucose) und kaltes Wasser (Insulin) im richtigen Verhältnis mischen.
Im Normalfall (beim Nicht-Diabetiker) wird das von einem Temperatursensor geregelt. Je nach Wassertemperatur (BZ) mischt der eben kaltes Wasser hinzu.
Sinkt die Wassertemperatur zu sehr ab, dann kann er die Kaltwasserzufuhr runterregeln. Dadurch können die Reserven an Warmwasser hinzufließen. (Nicht nur das warme Wasser, daß wir auf dem Herd erwärmen und dann per Eimer in die Wanne schütten erhöht die Temperatur).
Anders ist das, wenn wir auch das kalte Wasser selbst zuführen müssen. Wenn das einmal drin ist, dann wirkt es auch temperatursenkend. (Es ist eben unmöglich aus einer Badewanne nur das Zuviel an kaltem Wasser abzulassen)
Und leider nicht nur das: es behindert auch den Zufluß der Reserven (aus der Leber). Also können wir es nur ausgleichen, wenn wir von außen einen Schuß warmes Wasser hinzugeben.
-
Wir können aber mal Faktoren sammeln, die zu einer Hypo führen können:
1. zu wenig KH gefuttert
Richtig. Zu wenig ist dann relativ zu sehen: "Gemessen am BZ und an der Insulinmenge zu wenig KH gefuttert"
2. zu viel Insulin im Spiel
Hier ebenso: "Gemessen am BZ und an der Insulinmenge zu viel KH gefuttert"
Ich werf mal Punkt 3 dazu: Durchfall!
Wieso kann Durchfall zu einer Hypo führen?
-
Bei Durchfall gehen KH für die ich gespritzt habe vor der Verwertung verloren
HWS
-
Korrekt: Durchfall ist ja fast wörtlich zu nehmen: die Nahrung fällt einfach durch, d.h. die Magen-Darm-Passage ist deutlich erhöht. Dadurch fehlen den Nährstoffen (nicht nur den KH) wertvolle Minuten die sie brauchen würden, um möglichst komplett ins Blut aufgenommen zu werden.
Bei Durchfall sollte man also seinen Essensbolus verringern. Um wieviel ist Erfahrungssache, das sollte man mit seinem Diabetesteam besprechen.
Wer hat noch ein Beispiel für Umstände, die zu einer Hypo führen?
-
Wer hat noch ein Beispiel für Umstände, die zu einer Hypo führen?
Erbrechen.
-
Genau :kotz: ;D
Der Grund: die meisten Kohlenhydrate werden erst im Duodenum, dem Zwöffinger-Darm (erster Abschnitt des Dünndarms) resorbiert (=ins Blut aufgenommen). Und was da nicht ankommt, weil man sich die letzte Mahlzeit nochmal durch den Kopf gehen lässt braucht auch kein Insulin.
Das dumme ist nur: meist rechnet man nicht damit die leckere Sahnetorte ein zweites Mal über die Zunge gleiten zu lassen und hat das Insulin schon gespritzt. Das wird dann auch auf jeden Fall wirken, weil man es ja nicht mehr absaugen kann.
Wie kann man denn da eine scheinbar unvermeidliche Hypo vermeiden?
-
Traubenzucker essen !
Oder ähnliche Produkte, die der Körper (das Blut) aufnehmen kann ...
-
Wie kann man denn da eine scheinbar unvermeidliche Hypo vermeiden?
Traubenzucker essen !
Oder ähnliche Produkte, die der Körper (das Blut) aufnehmen kann ...
Das hilft Dir nicht wenn Du enweder per Durchfall oder erbrechen nichts mehr auf dem Weg aufnehmen kannst.
Wenn kein Arzt mit Glykose intravenös zur Verfügung steht würde ich versuchen die Glykagonspritze rechtzeitig selbst zu subcutan spritzen. In der Hoffnung damit die Leber zu aktivieren. Hilft natürlich bei viel Alkohol auch nicht.
Rechtzeitig wäre für mich beim Absinken des BZ und Unterzuckerungsymtomen, auf jeden Fall nicht zu früh vor dem eintreten.
Grüßle
Norbert
Edit on
Ich habe keine praktische Erfahrung bzw. Erfahrung allgemein mit der Methode. Das ganze wurde nur einmal in einer Schulung diskutiert.
Also sollte Jörg oder Susanne Ihre Meinung als Erfahrene dazu kund tun.
Edit off
-
das sollte man mit seinem Diabetesteam besprechen.
Du kennst MEIN Diabetes Team nicht. Da finde ich es lieber selbst 'raus.
HWS
-
Genau ;D
Wie kann man denn da eine scheinbar unvermeidliche Hypo vermeiden??
Glukagon spritzen, aber achtung, davon bekommt man schnell das :kotz: ... wobei, ist das jetzt nicht eh egal?
-
In Sachen Durchfall würde ich an gelösten Traubenzucker, z.B. in Schwarztee denken.
Damit sollte sich auch bei Dünnpfiff noch eine Hyperglykämie herstellen lassen.
Bei Erbrechen wohl etwas schwieriger, aber auch da wäre eine Tee-Glucosemischung - teelöffelweise zugeführt und lange im Mund behalten - durchaus helfen, einer Hypoglykämie entgegen zu wirken. Traubenzucker wird auch schon über die Mundschleimhäute resorbiert.
Glukagon käme mir wohl erst in den Sinn, wenn ich grade für eine Mahlzeit eine größere Menge Insulin gespritzt hätte.
Gruß
Joa
-
Glukagon spritzen, aber achtung, davon bekommt man schnell das :kotz: ... wobei, ist das jetzt nicht eh egal?
Es sollte im Normalfall auch eine halbe Glukagonspritze reichen, um den BZ anzuheben.
Und nein, mir ist es nicht egal, ob das Brechreiz verstärkt oder nicht. Man muß sich nicht selbst noch mehr bestrafen, als man es in so einer Lage ohnehin schon ist.
-
Es sollte im Normalfall auch eine halbe Glukagonspritze reichen, um den BZ anzuheben.
Und nein, mir ist es nicht egal, ob das Brechreiz verstärkt oder nicht. Man muß sich nicht selbst noch mehr bestrafen, als man es in so einer Lage ohnehin schon ist.
Das mit dem Brechreiz spielt glaube ich keine Rolle mehr wenn man Insulin für ein (grosses) Essen gespritzt hat und das Essen nicht bei sich behalten ist.
Wohl wird man sich in keinem Fall fühlen.
Grüßle
Norbert
-
Aus eigener Erfahrung muß ich noch anmerken, dass die Glucagonspritze alleine nicht ausreicht um einen Hypo dauerhaft zu korrigieren. Da muß man schon noch was hinterherschieben (auf oralem Weg) weil Glucagon ja nur die Reserven aus der Leber mobilisiert und die sind ja nicht endlos! Es besteht die Gefahr gleich wieder zu unterzuckern!
Also die von Joa angesprochene Lösung mit TZ in Schwarztee sollte man auf jeden Fall ausprobieren und falls sie nicht funktioniert hilft wohl nur noch der Notarzt mit intravenöser TZ-Lösung!
lg
Ludwig
-
In Sachen Durchfall würde ich an gelösten Traubenzucker, z.B. in Schwarztee denken.
Damit sollte sich auch bei Dünnpfiff noch eine Hyperglykämie herstellen lassen.
Bei Erbrechen wohl etwas schwieriger, aber auch da wäre eine Tee-Glucosemischung - teelöffelweise zugeführt und lange im Mund behalten - durchaus helfen, einer Hypoglykämie entgegen zu wirken. Traubenzucker wird auch schon über die Mundschleimhäute resorbiert.
Bingo, volle Punktzahl!
Insbesondere beim Duchfall geht dem Körper jede Menge Wasser verloren, daß man ohnehin ersetzen soll. Der Hauptunterschied zwischen Durchfall und normalem Stuhlgang ist ja der große Wasseranteil in ersterem. Der würde dem Nahrungsbrei normalerweise im Dickdarm entzogen, damit er dem Körper nicht verlorengeht.
Glukagon käme mir wohl erst in den Sinn, wenn ich grade für eine Mahlzeit eine größere Menge Insulin gespritzt hätte.
Und zur vollen Punktzahl noch ein Extra-Sternchen :zwinker:
Aber machen wir mal weiter...
Bisher haben wir als Hypo-Ursachen:
1. zu wenig KH gefuttert
2. zu viel Insulin im Spiel
3. Durchfall
4. Erbrechen
Ich ergänze um
5. Shopping-Tour nach Feierabend
Warum führt das gar nicht mal so selten zu einer Hypo?
-
5. Shopping-Tour nach Feierabend
Warum führt das gar nicht mal so selten zu einer Hypo?
Hm, irgendwo hatte da Joa mal so eine nette Geschichte gepostet, nur wo? :kratz:
Hypo bei der Shopping-Tour nach Feierabend... da ist meist noch ein klitzekleinwenig Restbolus am ticken und der vervierfacht etwa seine Wirkung durch die Bagatellbelastung.
Ist mir auch schon mal passiert und dann war ich zwei Stunden bei Schnee und Eis in der Stadt, ohne daß ich Zeit und Raum wirklich wahrgenommen hätte. *grusel* :staun:
Weitere Gründe für Hypos:
up-Regulation
vermehrte körperliche Aktivität bei wirkendem Bolus
Schilddrüsen-Unterfunktion
Beginn der Menstruation
großer und/oder später Abendbrotbolus - Hypogefahr in der Nacht
trotz laufenden Bolus korrigiert, Doppelkorrektur (Wirkungsüberlappung von Insulindosen)
Allohol
zu langer DEA/SEA
Ich habe fertig. 8)
-
Sehr schön, Und dann erklär jetzt auch mal was das alles ist und warum es da zu einer Hypo führt... ;D
(ich wußte schon, warum ich mir jeden Faktor einzeln vorgenommen hab... :zunge2: )
-
5. Shopping-Tour nach Feierabend
Warum führt das gar nicht mal so selten zu einer Hypo?
Hm, irgendwo hatte da Joa mal so eine nette Geschichte gepostet, nur wo? :kratz:
:kratz: :kratz: Ich glaub ich entsinne mich. Hab es aber auch nicht mehr finden können. :staun:
Hypo bei der Shopping-Tour nach Feierabend... da ist meist noch ein klitzekleinwenig Restbolus am ticken und der vervierfacht etwa seine Wirkung durch die Bagatellbelastung.
Wenn das MIttagessen mal später, deutlich reichhaltiger oder mit mehr KH ausfällt kann sich der zugehörige Bolus auch schon mal gehörig erhöhen. Dann wirkt das Insulin auch deutlich länger und es ist auch noch mehr da. Wenn da dann die normalerweise unkritische Shopping-Tour im Supermarkt dazu kommt, kann auch der Bolus von 12:00 oder 13:00 Uhr noch ganz schön hypoträchtig hinlangen. Auch mit Analoginsulin.
Gruß
Joa
-
Schilddrüsen-Unterfunktion
Bei einer Unterfunktion gehen doch alle Stoffwechselvorgänge langsamer. Ich hätte da doch eher auf eine Überfunktion getippt :kratz:
Außerdem hab ich grade irgendwo gelesen, das Insulinresistenzen mit L-Thyroxin-Gaben gebessert wurden.
-
Ja Agnese, wenn ich mir den folgenden Link der SHG Linz in Österreich ansehe ...
Schilddrüse und schwankende Blutzuckerwerte (http://www.diabetiker-linz.at/schilddruese_schwankende_blutzuckerwerte.htm)
... dann findet sich da:
"Eine Schilddrüsenüberfunktion führt zu einem überhöhten Blutzucker ...
...
Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann umgekehrt zu ernsthaften Unterzuckerungen führen."
Und klar, wenn eine Unterfunktion mit L-Thyroxin behandelt wird, dann normalisiert sich die hormonelle Fehlsteuerung im Körper und das Problem sollte somit behoben sein.
Ähnlich wie der Zusammenhang von fehlendem Insulin und überhöhten Blutzuckerwerten. ;D
Gruß
Joa
-
äähhhh... ich brauch noch ´n Kaffee...
Mir sind jedenfalls in meinem letzten L-Thyroxinauslassversuch die Werte hochgegangen.