Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: flicker_of_hope am Juli 15, 2008, 17:08

Titel: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: flicker_of_hope am Juli 15, 2008, 17:08
Erstmal hallo,
ich bin neu hier und habe mich angemeldet, da ich etwas Kortisongeschädigt bin.

Kurz zur Vorgeschichte: seit 6 Jahren diffuse, mal stärkere, mal schwächere Symptome (Gangstörung, Muskelschwäche, Kau-, Schluckprobleme, Doppelbilder, Verschwommensehen, hängende Augenlider, ständig aufs Klo müssen, trockene Augen, trockener Mund und Hals, Schwierigkeiten den Kopf gerade zu halten, wegen schwacher Nackenmuskeln, ständig müde und erschöpft usw). Erst im Nov 07 wurde eine Autoimmunerkrankung namens Myasthenia Gravis (belastungsabhängige Muskelschwäche) diagnostiziert. Seit März 08 muss ich 50mg Kortison/Tag nehmen, was sehr gut gegen die Schwäche hilft.

So und jetzt zu meinem Problem. So gut wie das Kortison meinen Muskeln hilft, geblieben sind Doppelbilder, Durst, Trockenheit im Mund und Hals, ständig aufs Klo rennen, extreme Abgeschlafftheit. Ach ja und entgegen aller Logik nehme ich ab, statt zu. Durch den Beipackzettel des Kortisons bin ich auf den Trichter gekommen, dass das mit dem BZ zu tun haben könnte (Apothekentest 3h nach Essen 193). Ich habe meiner Hausärztin davon erzählt, sie hat den HBA1c abgenommen und mir letzte Woche erklärt, dass ich kein Diabetes haben kann, da der HBA1 bei 5,8 und mein Nüchterwert bei 97 liege. Auf mein „aber“ und dem Apothekenwert hat sie mir ein Blutzuckermessgerät mitgegeben. Ich soll nun 1h nach dem Essen messen, mich Kohlehydratarm ernähren, 5 kleine Mahlzeiten essen und ihr Ende dieser Woche meine Werte zeigen.

Nach meinen Messungen hüpft mein Blutzucker wie ein Känguruh:
zwischen 140 (Vollkornbrot mit Butter und Diabetikermarmelade),
179 (gemischter Salat mit 1 Ei, etwas Käse und Essig&Öl) und
230 (nackter Fisch, Gemüse und ganz wenig Vollkornnudeln) alles dabei.
Ich habe mich über KH, glykämischer Index etc. informiert und meine eigentlich doch begriffen zu haben, welche Art KH langsam/ schnell wirken, was viel/wenig hat, aber irgendwie bekomme ich das nicht hin meinen BZ konstant zu halten. Dementsprechend fühle ich mich auch. Hat denn hier noch jemand Ernährungstipps für mich? Kann ich was besser machen, um mich einigermaßen aufrecht zu halten, bis zu meinem Termin?

Danke für Eure Hilfe.
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: Oggy am Juli 15, 2008, 17:27
Hallo erts mal und herzlich Willkommen hier

Dass Dein BZ in diesen Werte herumgeistert ist - Sorry - scheisse!
Da dürfte auch die Ernährung wenig bringen - obwohl das Cortison einiges mitbewirken dürfte; der BZ von 179 bei einem (nach Deinen Angaben) absolut BE-freiem Essen und über 200 nach Volkornnudeln (gegen ja sehr langsam, aber stetig ins Blut) zeugt ja von einem gewissen Insulinmangel.
Schau Dich bitte nach einem Diabetologen in Deiner Umgebung um - ferndiagnosen dürften hier allerdings nichts bringen - Du wirst aber, da bin ich sicher, hierin kurzer Zeit viele, und vor allem versiertere Antworten als meine bekommen...

Allerdings - mit dem postprandialem BZ jenseits der 200 ist - auch wenn Dein 1c gut ist - nicht gut Kirschen essen.

Trotzdem - viel erfolg und Ohren steif halten
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: ♥ Tanja ♥ am Juli 15, 2008, 17:33
Hallo und Willkommen!

Ich mache mich auch gleich aus dem Staub  :wech: weil ich es wie Oggy sehe. Bin nicht geeignet dir diesbezüglich Tips zu geben und weiß, dass da andere was zu sagen können!

Aber eine diabetische Schwerpunktpraxis mit Schulungsmöglichkeit, fände ich sehr gut, denn für MICH ist das ein Diabetes! Aber ich bin nicht der Weißheit letzter Schluss und halte deshalb jetzt besser meinen Mund und begrüße dich nur kurz.

LG Tanni
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: Llarian am Juli 15, 2008, 19:21
Auch von mir Hallo und Willkommen!

Das mit den Werten hat Oggy ja schon treffend in einem Wort zusammengefasst.
Der HbA1c muss nicht bedeuten, daß Du keinen Diabetes hast... es kann gut sein, daß es gerade langsam losgeht.

Zu der Essensabhängigkeit der Werte wäre noch zu sagen, daß es nicht nur interessant ist, wie der BZ eine Stunde nach der beobachteten Mahlzeit ist, sondern auch, wie es davor aussah... auch Fett und Eiweiß brauchen zur Verstoffwechslung Insulin, allerdings über einen deutlich längeren Zeitraum... das können bis zu neun Stunden sein. Wenn Du also eine fett-/eiweißreiche Nahrung zu Dir nimmst, kann der Wert 8 Stunden später dadurch erhöht sein.
Was derzeit eindeutig ist, sind zu hohe BZ-Werte, die angegangen werden müssen. Vielleicht wärs da gut, mal einen Facharzt zu befragen und das nicht vom HA machen zu lassen.

Grüße
Anja
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: flicker_of_hope am Juli 15, 2008, 20:05
Vielen Dank schonmal für Eure Antworten. Das hier keine Diagnosen gestellt werde, ist klar. Erwarte ich auch nicht. Es ging mir jetzt in erster Linie mal darum, ob ich das mit dem KH-arm verstanden habe und ob meine Werte dafür zu hoch sind. Im Grunde habe ich das ja alles schon soweit herausgefunden, wollte nur mal eine Rückmeldung von Profis.  ;D Sinn der Messerei war ja erstmal überhaupt zu "beweisen", dass was im Argen ist. Da meine Hausärztin eigentlich top ist und mich auch schon wegen der MG und meinem Asthma ohne Umschweife zum Spezialisten geschickt hat, wird sie das, hoffentlich jetzt auch tun. Mich hat nur ihre Aussage erschreckt, dass ich, wenn ich das nicht durch Ernährung hinbekomme, wohl vor dem Essen mal ein bißchen Insulin spritzen müßte. Irgendwie erschien mir das mal eben so locker flockig zum Munde herausgelassen, ohne Abklärung. Aber vielleicht wollte sie mich erstmal nicht beunruhigen.

Ich bin im Moment ein bißchen in einem Ausnahmezustand, weil ich gerade erst dabei bin, die Autoimmunerkrankung wirklich zu verdauen. Dann kam vor ein paar Wochen die Asthmadiagnose und jetzt das. Da fällt es mir schwer mal ganz cool den Termin abzuwarten.

LG

flicker
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: Oggy am Juli 15, 2008, 20:30
Abend

Der Weg ist jetzt erst mal festzustellen, weswegen Deine Werte erhöht sind - Deine Pankreas kann ja nur zu wenig produzieren, oder gerade dabei sein die Produktion herunterzufahren oder einzustellen - wie gesagt: einen Experten konsultieren und Deine HA nur ranlassen, wenn Sie diesbezüglich wirklich Ahnung hat. Den ersten Schritt mit selbständiger BZ-Kontrolle hast Du ja gemacht. Abgeklärt werden muss ja ebenfalls, inwieweit Deine jetzige Medikamentation Deinen BZ beeinflusst...

Ich wünsch Dir jedenfalls alles Gute - und nicht gleich :kotz: , wenn Du an Insulin denkst :zwinker:
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: Joa am Juli 15, 2008, 23:05
Hallo Flickeroffhope,
Das hier keine Diagnosen gestellt werde, ist klar.

Nö können wir auch nicht.  :nein:

Aber vielleicht mal kleine Infos zu Cortison.

Cortison ist eines der am stärksten gegen das Insulin anstinkenden Hormone. Unter einer Cortison-Therapie werden die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zur Höchstleistung in Sachen Insulinproduktion angestachelt.

Und wenn die Betas es nicht mehr schaffen der Anforderung gerecht zu werden, vielleicht auch, weil sie sonst noch eine weitere Schwäche haben, nennt man das anhand der Blutzuckerwerte im überhöhten Bereich dann Diabetes.

Und wenn die BZ-Werte bei einer Cortison-Behandlung aus dem Ruder laufen ist es State-Of-The-Medical-Art, die Bauchspeicheldrüse unbedingt mit angemessener Insulinzufuhr von außen zu unterstützen.

Ansonsten bestünde die hochwahrscheinliche Gefahr, dass die Beta-Zellen auch noch zunehmend den Geist aufgeben.  :mauer:
Wodurch sich dann das Problem noch deutlicher verschärfen würde.  :ja:

Also vertrau mal da Deiner Ärztin, die scheint einen ordentlichen Plan zu verfolgen.

Ob in Sachen Autoimmunerkrankung nun auch die Insulinproduktion selber betroffen ist, ist eher etwas scholastisch zu sehen. Wichtig ist diesbezüglich erstmal alleine, den Stoffwechsel insgesamt durch ausreichende Insulinzuführung von außen zu entlasten.

Alles andere wird sich zeigen. Und, auch wenn Du nun noch einen autoimmun bedingten Diabetes dazu bekämst, wäre der wohl kein wirkliches Drama im Kanon der Malessen.

Wir werden hier sicher alle bereit sein, Dir nach Möglichkeiten mit Rat und Post Support zukommen zu lassen, soweit es um Diabetes und das Handling geht.

Gruß
Joa
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: Joerg Moeller am Juli 16, 2008, 12:14
So gut wie das Kortison meinen Muskeln hilft, geblieben sind Doppelbilder, Durst, Trockenheit im Mund und Hals, ständig aufs Klo rennen, extreme Abgeschlafftheit. Ach ja und entgegen aller Logik nehme ich ab, statt zu.

Nein, das ist nicht gegen die Logik, das liegt an deiner Myasthenia. Ich erinnere mich da aus meiner Zeit in der Neurologie an eine junge Patientin, die mit Verdacht auf Anorexia zu uns kam. Als nach ein paar Wochen die Diagnose 'Myasthenia' stand wurde sie ordentlich behandelt und blühte dann richtig auf.

Wenn du immer noch doppelt siehst würde ich da mal versuchen einen Neurologen zu finden, der sich insbesondere mit Myasthenia auskennt. Das kann man nämlich in der Regel medikamentös gut einstellen. (allerdings nicht nur mit Cortison, sondern auch mit Cholinesterasehemmern)

Ansonsten sehe ich das wie deine Ärztin und würde die BZ-Auffälligkeiten weniger als manifesten Diabetes sehen, sondern eher als (cortisonbedingte) gestörte Glucosetoleranz. KH-arme Ernährung sehe ich hier aber nicht als besonders indiziert.

Da Myasthenia nicht sehr häufig vorkommt (und deswegen auch nicht selten mit Anorexia verwechselt wird) würde ich hier einen erfahrenen Facharzt zu Rate ziehen, der dir sicher auch in Sachen Ernährung bessere Tips geben kann.
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: Susanne am Juli 16, 2008, 19:04
hallo

ganz kurze Antwort, weil ich grad Deine Frage überflogen hab, mehr geht grad nicht:

ich bin Ärztin für Allgemeinmedizin und beileibe keine Spezialistin für Myasthenie - aber:
wirst Du nur mit Cortison behandelt?
warst Du da bei einem wirklich guten Neurologen?

zum Zucker: die Werte sind wirklich zu hoch, Cortison ist ein Hormon das ein ganz starker Gegenspeiler des Insulins ist - und da das Insulin ja in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und als EINZIGES Hormon den Blutzucker senkt, führt Cortison dazu, dass die Drüse sehr viel mehr Insulin produzieren muss als früher - und das scheint sie bei Dir nicht mehr so ganz  zu schaffen.

Leuchtet doch irgendwie ein, dass es da klug wäre, ihr ein bisschen dieser "Extra-Arbeit" abzunehmen, oder?
Ich denk, das hat DeineÄrztin gemeint, als sie vom Insuln-Spritzen geredet hat.

Ist fein, so eine Diagnose zu bekommen -und dass Du Dich da schon jetzt so intensiv um den Blutzucker, glykämischen Index, Selbst messen usw suw .. auch kümmerst, find ich eine außergewöhnliche und starke Leistung!

Grüße, Susanne
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: flicker_of_hope am Juli 16, 2008, 20:13
Hallo,
da dies ja ein Forum für Diabetes ist, habe ich meine Geschichte und Medikation der Myasthenie nicht zu ausführlich niedergeschreiben. Aber da Fagen aufkamen, mache ich mal einen kleinen Exkurs zum Thema Myasthenie: ich bin natürlich bei einem Neurologen in Behandlung (der mich wegen dem Blutzucker auf meine Hausärztin verweist), der auf Myasthenie spezialisiert ist. Es war zunächst so, dass ich zwischen Nov 07 und März 08 nur mit Kalymin, das ist der Acetylcholinesterasehemmer, behandelt wurde und damit auch wirklich gut zurecht kam. Als ich im Nov 07 die Diagnose Myasthenie bekam, knickten meine Beine bei jedem zweiten Schritt weg, ich hatte große Probleme mit Schlucken und Kauen etc. Als ich das Kalymin nahm, war das eine Befreiung  :)

Im Februar und März 08 erwischten mich mehrere fieberhafte Infekte (ich bin Elektrotechnikingenieur im Bereich Medizintechnik und arbeite mit Patienten in ganz Europa, so dass ich da eine Menge Viren und Bakterien einsammeln kann  ;D ). Danach gings rapide bergab  :kreisch:, trotz Erhöhung der Kalymindosen. Ich kam also um eine Einstellung mit Kortison und Imurek (Azathioprin) nicht umhin. Kortison nehme ich nun wie gesagt seit Ende April. Ich fing bei 10mg an und erhöhte alle 2 Wochen um 10mg, so dass ich Anfang Juni bei 60mg eine Verbesserung spürte. Bei 60mg konnte ich wieder befreit gehen, meine Arme übern Kopf halten etc.. Das Imurek nehme ich nun noch nicht so lange. Da Imurek etwa 3 Monate braucht bis es eine Wirkung zeigt, bin ich nun in dem Dilemma, das Kortison noch nicht absetzen zu können. Es steht nämlich noch eine OP im August auf dem Programm. Es ist so, dass die Thymusdrüse im Verdacht steht, bei Myasthenikern die Antikörper gegen die Muskelrezeptoren zu bilden, sofern diese vergrößert ist. Bei mir ist sie das. D.h. das Ding muss raus, damit ich große Chancen habe, danach mit möglichst geringer Dosis Imurek, Kalymin und möglichst ohne Kortison (soll ja keine Dauerlösung sein), beschwerdefrei leben zu können.

Damit ist mein Exkurs zuende.  :)

Dass ich mich damit beschäftige, liegt einfach in meiner Natur als Ingenieur  ;D. Ich will immer alles wissen und verstehen, damit ich damit umgehen kann. Und als meine HÄ sagte, ich solle mich kh-arm ernähren, mußte ich erstmal wissen was KH sind, bevor ich das in mich hineinschaufeln kann, äh nicht hineinschaufel.

Und mit dem Selbstmessen: da hatte ich keine große Wahl, da mit meine HÄ ein Blutzuckermessgerät in die Hand drückte, kurz erklärte wie es geht und ich dann daheim vor der Wahl stand, entweder zuzustechen  :o oder eben nicht zu messen.

Morgen ist mein Termin, danach werde ich wissen wie es weitergeht.

LG flicker

Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: flicker_of_hope am Juli 17, 2008, 18:50
Hallo,
ich war also heute mit Tablle einer gemessenen Werte bei meiner Ärztin. So hoch hatte sie die nicht erwartet. Ich bekam dann einen Crashkurs in "wie spritze ich Insulin". Ich soll nun essen  :burger: - 1h danach messen - wenn BZ >200 mit 4 iE Actrapid die Spitze runterspritzen. So der Stand. Ich kam heute noch nicht dazu, bin aber gespannt, ob mir es dadurch besser geht.

So long  :wech:

flicker
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: Oggy am Juli 17, 2008, 19:14
Hallo
hmmmmmmmmm - würde Dir trotzdem dringend rate mal nen Diabetologen anzusteuern - mit postprandialen BZ-Spitzen ist nicht zu spassen - zudem hat Actrapid eine Wirkdauer von bis zu 4 Stunden - wenn Du da blind in der Gegend rumkorrigierst kanns übel werden...

Wirst aber sicherlich noch andere Kommentare dazu kriegen...

Viel Glück jedenfalls
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: flicker_of_hope am Juli 17, 2008, 20:38
Actrapid eine Wirkdauer von bis zu 4 Stunden
womit Du meine nächste Frage schon beantwortet hast  :) (ich Frage Ärzte normalerweise Löcher in den Bauch, habe jedesmal ein großes Blatt mit Fragen dabei, aber wenn ich vor neue Tatsachen gestellt werde, fallen mir alle Fragen ein, wenn ich aus der Praxis raus bin  :patsch:)

Zitat
- wenn Du da blind in der Gegend rumkorrigierst kanns übel werden...
Ich wurde von meiner HÄ vor einer Hypo gewarnt und auch wie ich gegensteuern soll.

Ich gebe mir das WE. Wenn das dann nicht hinhaut, stehe ich wieder in der Praxis.

Bin natürlich immer für jeden Kommentar dankbar  :)

Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: Joa am Juli 17, 2008, 20:55
Ich soll nun essen  :burger: - 1h danach messen - wenn BZ >200 mit 4 iE Actrapid die Spitze runterspritzen. So der Stand. Ich kam heute noch nicht dazu, bin aber gespannt, ob mir es dadurch besser geht.

Du hattest ja geschrieben, dass Du tägl. eine 50 mg Dosis eines Cortisonpräparates zuführst? Nun wäre es interessant zu wissen, welcher Menge Prednisolon (Prednisolol) das entspricht. Das Prädnisolonäquivalent ist da sozusgaen die Verrechnungsgröße. Auf alle Fälle hört sich 50 mg nach einer recht ordentlichen Dosis an, die bei einer unzureichenden Insulinabdeckung der Cortisonwirkung nachgehend zu zäher Insulinresistenz über 1 bis 3 Tage führt.

Das erst einmal nachgehende Runterspritzen überhöhter postprandialer Werte scheint mir schon zur Evaluation der Verhältnisse sinnig. Eine Unterzuckergefährdung bei 4 IE halte ich auch für recht gering. Schließlich kann Deine BSD ein Zuviel an Korrekturinsulin noch durch den Verzicht auf Insulineigenproduktion ausgleichen. Und auch der Insulinbedarf des Grundstoffwechsels ist ja in der cortisonbedingten Insulinresistenz deutlich erhöht, so dass ein Teil der Korrekturdosis noch darin aufgebraucht werden dürfte.

Als künstlerisch gefälliger könnte ich mir dann aber ein Vorgehen vorstellen, bei dem bereits durch die Anwendung eines prophylaktischen Kortisonschemas der Insulinzufuhr das Entstehen einer Resistenz möglichst weitreichend verhindert wird.

Nach einem solchen Schema für Typ 1 Diabetiker, also grundsätzlich Diabetiker ohne Eigeninsulin, dass von Doktor Teupe/Bad Mergentheim-Althausen stammt, sähe es so aus, dass für eine Dosis von 50 mg PÄ eine Korrekturdosis Insulin in Höhe von 40% des Insulintagesgesamtbedarfes in 3 unterschiedlichen Teilungen und definierten Zeitabständen gegeben wird.

So ein Schema sollte sich eigentlich ebenfalls für Cortisonbehandlungen bei schwächelnder Bauchspeicheldrüse abwandeln lassen?  :kratz:
Es wird dann auch sicher noch empirisch zu evaluieren sein. Auf alle Fälle aber sollte ein FA ran, der sich mit sowas näher auskennt. Aber vielleicht hat Deine Ärztin das auch im Plan? Frag sie einfach mal.  ;)

Gruß
Joa
Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: Susanne am Juli 18, 2008, 10:17
Hallo Flickr

ich lese aufmerksam mit - und wüpnsch Dir alles Gute und bin sehr beruhigt, dass Du gute Ärzte hast  :) und gute Therapie bekommst. Ich find es gut, das Du die Sache mit Actrapid wenn pp zu hoch übers WE ausprobieren willst, bei 4 iE wird mit den Unterzuckerungen nicht so arg werden - wär ev. interessant, wenn Du das Actrapid spritzt, nochmals nach 2 und 4 Stunden mal nachzugucken was der BZ so macht - wahrscheinlich bist Du dann ohnehin neugierig.

Und wie Joa schon sagte, um was zur Cortison-Wirkugn sagen zu könenn, müsste man wissen welches Cortison.


Hallo Joa!
Als künstlerisch gefälliger könnte ich mir dann aber ein Vorgehen vorstellen, ...

 ;D  "künstlerisch gefälliger" - das ist ja mal ein netter Ausdruck... hast recht  :lecker:

Susanne

Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: flicker_of_hope am Juli 21, 2008, 19:49
Hallo, ich wollte mal wieder den aktuellen Stand berichten und hätte eine Frage.

Zweimal mußte ich bisher Insulin anwenden, da mein BZ pp über 200 war. Genauer um 250. Ich habe jedesmal 4 IE benutzt (mehr habe ich mich noch nicht getraut). Beim ersten Mal weiß ich nicht genau, ob wirklich alle Einheiten subcutan gelandet sind oder nicht auch ein paar auf dem Bauch - habe vor Schreck zu früh rausgezogen  ;D . Mein BZ fiel 1h nach dem Spritzen auf 219, 2h danach auf 128. Beim zweiten Mal mit ebenfalls 4 iE fiel mein BZ 1h nach dem Spritzen auf 189.

Nun ja, ich denke ich brauch noch eine Menge Erfahrung, um die Spitzen richtig weg zu bekommen. Was mich jedoch sehr irritiert ist folgendes: Ich messe ja im Moment immer wieder, auch meinen Nüchternblutzzucker. Dabei ist mir folgendes aufgefallen: ich stehe normalerweise um 7 Uhr auf, um das Kortison zu einem Zeitpunkt zu nehmen, wo es der Körper ja selbst produziert (wird so empfohlen). Meistens trinke ich dann einen Milchkaffee als Frühstück (mehr geht um die Uhrzeit nicht). Mein Nüchternwert liegt um 7 Uhr morgens zwischen 60 und 75 (mehrmals gemessen, ist reproduzierbar).
Mir ist es nun schon zweimal passiert, dass ich verpennt habe (Wecker aus - umdrehen - Kortison ade  :rotwerd:) und um 10 Uhr wach wurde. Ich bin von meiner Natur aus eher Frühaufsteher, aber im Moment so müde, dass ich eigentlich ständig schlafen könnte. Nüchternwert um 100, was sich ebenfalls mit einer Messung in der Praxis meiner Hausärztin deckt (auch Nüchtern).
Nun hatte ich heute morgen den Supergau, um 12 Uhr mittags wach geworden (die Welt hätte heute nacht untergegehen können...) Nüchternwert gemessen - 188!  :kreisch: Habe mich auch so gefühlt  :P Ist das dieser Dawn-Effekt, von dem ich gelesen habe, oder hat den nur jemand der regelmäßig Insulin spritzt? Hat da jemand eine Erklärung?

Und um dem Rat zum Diabetologen zu gehen gleich vorzubeugen, ich hole mir morgen einen Ü-Schein. Alte Arztbriefe aufzuheben und auch mal wieder durchzulesen lohnt sich. 2005 ging ich mit meinen diffusen Symptomen zum Immunologen. Darunter neben den damals schon vorhandenen mysthenen Symptomen schriftlich erwähnt, extreme Mundtrockenheit, trockener Hals, Nase, Augen und ständig viel Durst. Es wurde damals nichts festgestellt, außer dass das Sicca-Syndrom diagnostiziert wurde, was ja erstmal soviel heißt wie, dass man trockene Schleimhäute hat. Der Arzt sagte mir damals, dagegen kann man nichts tun, außer viel trinken (!), Kaugummi kauen, Bonbons lutschen. Und das könnte mal in eine Kollagenose übergehen. Seitdem schlug ich mich mehr oder weniger wacker Bonbons lutschend und Kaugummi kauend damit durchs Leben. Leider habe ich damals Arztbriefe noch nicht so genau durchgelesen und nicht gegoogelt, wenn mir was unklar war. Sonst hätte ich den Glucosewert von 7,1mmol/l , ich war damals auch Nüchtern (Laborreferenzwert <5,5 gilt als normal) und den letzten Satz "gelegentliche Kontrolle des erhöhten Blutzuckers sowie des erhöhten Kreatinins" nicht so geflissentlich überlesen.  :patsch: (anscheinend mein damaliger Hausarzt auch). Scheint so, als ob ich demnächst hier noch einige Fragen zu stellen habe.  ;)

Schönen Abend und danke für Eure Unterstützung

lg

flicker  :wech:

Titel: Re: Kortison - Ernährungstipps
Beitrag von: Joa am Juli 21, 2008, 23:35
Nun hatte ich heute morgen den Supergau, um 12 Uhr mittags wach geworden (die Welt hätte heute nacht untergegehen können...) Nüchternwert gemessen - 188!  :kreisch: Habe mich auch so gefühlt  :P Ist das dieser Dawn-Effekt, von dem ich gelesen habe, oder hat den nur jemand der regelmäßig Insulin spritzt? Hat da jemand eine Erklärung?
Erklärung wäre etwas viel, aber vielleicht ein paar Gedanken?
Die kontrainsulinären Hormonausschüttungen im Verlauf des frühen Morgens (=Dawn)hat jeder Mensch, wenn auch unterschiedlich ausgeprägt. Das dazugehörige Phänomen erscheint allerdings nur dann, wenn die nötige Insulinabdeckung nicht geleistet wird, egal ob von den Beta-Zellen oder durch medikamentöse Substitution.

An der Steuerung des Blutzuckers sind aber auch noch weitere Hormone beteiligt. Noch nicht so sehr lange weiß man, dass das GLP-1 aus den Darmzellen da eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Gibt es jetzt für Typ 2 Diabetiker auch als Medikament, als "Byetta" am Markt. GLP-1 wird durch die Nahrungsaufnahme moblilisiert.

Wenn Du Dein Cortison zur üblichen Zeit genommen hast und dann deutlich länger geschlafen hast, könnte der fehlende Stimulus für GLP-1 in Verbindung mit der einsetzenden Resistenz des neuen Cortison-Schubes und möglicherweise auch noch der Insulinresistenz aus einem schwächlich von den Beta-Zellen abgedeckten Hormongeschehens des Dawn möglicherweise den ungewöhnlich hohen Nüchternwert plausibel machen.

Ob das jetzt heißt, dass Du eine Sorte von Typ 2 Diabetes hast, kann ich aber nicht sagen.

Nach Deinen weiteren Schilderungen aus dem Aktenstudium täte ich vielleicht an eine Variante von Typ 2, an Typ 1-LADA oder an Typ 3-MODY denken.

Als diagnostisches Vorgehen böte sich IMHO an:

Screenig auf Typ 1-relevante Antikörper
genetisches Screening auf Mody

Wenn beides ohne positives Echo, dann ein Ausgehen von Typ 2.

@all: Weitere Ideen oder Korrekturen?

Gruß
Joa