Diabetesinfo-Forum
Diabetesfragen => CSII - Pumpentherapie => Thema gestartet von: cat am Juli 09, 2008, 20:51
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Hallo,
ich bin heute Vormittag in eine Diskussion verwickelt worden. Die Frage war, wie ein Arzt (z.B. Notarzt) handeln soll, wenn er einen bewusstlosen Pumpenträger mit Hypoglykämie vor sich hat.
Die meisten (darunter auch ein Arzt) waren davon überzeugt, dass der Arzt den Katheter rausreißen sollte und danach Glucose intravenös geben sollte. Grund: wenn er die Pumpe weiter laufen lassen würde und irgendwelche Hirnschäden auftreten würden, dann hätte der Arzt ein Haftungsproblem.
Ich bin aber der Meinung, dass der Arzt die Pumpe schon weiter laufen lassen und einfach nur Glucose i.v. geben sollte. Mir fallen auf Anhieb einige Gründe dazu ein, aber mich würde interessieren wie ihr über die Sache denkt.
Schöne Grüße! :huepf:
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Meine Meinung ist auch, er sollte sie weiterlaufen lassen. Zieht er den Katheter, ist auch bei Analoga eine Insulinrestwirkung über etwa 2 Stunden zu erwarten... bis sich das auf die Hypo auswirkt, dauerts. Zieht er den Katheter und gibt Glukose, hat er nach Abklingen der Restwirkung des Insulins eine Insulinlücke, die durch das voraussichtliche zuviel an Glukose noch verstärkt wird. Das arme ohnehin schon hypogebeutelte Schwein hat danach also eine saftige Hyper mit Resistenz, die er möglicherweise noch einige Tage mit sich herumschleppt, und das vollkommen unnötigerweise. Zieht er den Katheter und gibt aber parallel Insulin i.v., weil er das besser steuern kann, ist das etwas anderes, weil dann die Zufuhr nicht unterbrochen wurde.
Was war denn die Fachrichtung des Arztes?
Grüße
Anja
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Hallo!
Danke Anja, das waren unter anderem auch meine Argumente.
Was war denn die Fachrichtung des Arztes?
Das war ein Internist (allerdings nicht in Richtung Diabetologie, sondern Richtung Darm), es war aber auch eine Diabetesberaterin bei der Diskussion mit dabei. Deswegen hatte mich das Ganze doch etwas verunsichert. Denn ein weiteres Argument der „Gegenseite“, das mich etwas ins Schwanken gebracht hatte war, dass es nach der Glucose-Infusion noch einige Zeit dauert, bis das Gehirn wieder genügend Zucker bekommt. Solange würde die Gefahr bestehen, dass man durch eine weitere Zufuhr von Insulin die Hypo noch verstärken könnte und dadurch das Gehirn schädigen könnte.
Außerdem meinte die Diabetesberaterin noch, dass jede Unterzuckerung zu einer Insulinresistenz führen würde und der Tag dann in Bezug auf die Werte sowieso schon gelaufen wäre. Eine Hyperlykämie würde an der Resistenzlage dann auch nichts mehr ändern. Ist mir da etwas entgangen? Ich dachte bis jetzt immer, dass nur Hyperglykämien zu einer Resistenz führen (von einer Down-Regulation mal abgesehen). :kratz:
:naechtle:
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Ich glaube das es ziemlich egal ist ob der Arzt den Katheter kappt oder nicht in einer Unterzuckerung bei der Fremdhilfe.
Von den Auswirkungen ("Fremdhilfe") ist der Tag so wie so gelaufen.
Gruß
Norbert
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dass es nach der Glucose-Infusion noch einige Zeit dauert, bis das Gehirn wieder genügend Zucker bekommt. Solange würde die Gefahr bestehen, dass man durch eine weitere Zufuhr von Insulin die Hypo noch verstärken könnte und dadurch das Gehirn schädigen könnte.
Wenn er dann die Insulinzufuhr schnell genug wieder aufnimmt, bevor eine ernstzunehmende Lücke entsteht...?
Außerdem meinte die Diabetesberaterin noch, dass jede Unterzuckerung zu einer Insulinresistenz führen würde und der Tag dann in Bezug auf die Werte sowieso schon gelaufen wäre. Eine Hyperlykämie würde an der Resistenzlage dann auch nichts mehr ändern. Ist mir da etwas entgangen? Ich dachte bis jetzt immer, dass nur Hyperglykämien zu einer Resistenz führen (von einer Down-Regulation mal abgesehen). :kratz:
Es gibt auch eine posthypoglykämische Resistenz, die aber, wenn ich mich richtig erinnere, nicht bei allen oder nicht immer auftritt. Nach einer Unterzuckerung, die so schwer war, daß sie Fremdhilfe erforderte, ist aber noch einiges im Ungleichgewicht und ich würde eher davon ausgehen, daß auch erneut Hypos entstehen können, u.a., weil auch das Adrenalin erst wieder "aufgefüllt" werden muß, eine sich anbahnende Hypo würde also u.Umständen nicht oder nur atypisch bemerkt werden. Die nächsten 24h sollte dann jemand mit Ahnung ein Auge drauf haben können, Alleinlebende werden dann auch gern einen Tag stationär zur Beobachtung da behalten. Etwas häufigeres Messen und nicht hinters Steuer setzen, sind dann Dinge, die man selbst im griff haben sollte.
Grüße
Anja
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Die meisten (darunter auch ein Arzt) waren davon überzeugt, dass der Arzt den Katheter rausreißen sollte und danach Glucose intravenös geben sollte. Grund: wenn er die Pumpe weiter laufen lassen würde und irgendwelche Hirnschäden auftreten würden, dann hätte der Arzt ein Haftungsproblem.
Das ist korrekt. Ich würde den Kath. auch ziehen.
1. weil ich nicht wissen kann ob die Förderung der Pumpe (BR, temp. BR, verzögerter Bolus) korrekt ist
2. weil ich nicht wissen kann ob das korrekte Insulin enthalten ist (z.B. U100 in einer auf U40 eingestellten Pumpe)
3. weil ich nicht wissen kann ob die Hypo durch einen Defekt der Pumpe ausgelöst wurde.
4. weil ich nicht wissen kann ob die Hypo durch suizidale Absichten entstanden ist
Also: Kath. raus, Glucose i.v. rein und dann ggf. mit Insulin i.v. gegensteuern.
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Das ist korrekt. Ich würde den Kath. auch ziehen.
1. weil ich nicht wissen kann ob die Förderung der Pumpe (BR, temp. BR, verzögerter Bolus) korrekt ist
2. weil ich nicht wissen kann ob das korrekte Insulin enthalten ist (z.B. U100 in einer auf U40 eingestellten Pumpe)
3. weil ich nicht wissen kann ob die Hypo durch einen Defekt der Pumpe ausgelöst wurde.
4. weil ich nicht wissen kann ob die Hypo durch suizidale Absichten entstanden ist
Von Punkt 4 mal abgesehen... wie wahrscheinlich ist das heutzutage? Welche Pumpe kann vom Patienten auf U40 gestellt werden? Welche der modernen Pumpen können Punkt 1 oder 3 erfüllen? Ich habe vor kurzem eine Artikelserie von 1993 von Teupe und Bergis im DiabetesJournal gelesen, bei der Vorstellung der Pumpenmodelle sind zwar bei den Modellen im historischen Abriss noch solche Probleme denkbar, gerade die H-Tron hat aber neue Sicherheitsmaßstäbe gesetzt und selbst die ist inzwischen veraltet. Wenn die Hypo, die den Arzt braucht, durch die Pumpe ausgelöst wurde, dann heutzutage eher, weil das ursächliche Problem hinterm Display saß - sprich Anwenderfehler. Das wäre dann entsprechend Punkt 4... nicht in der Intention, aber hinsichtlich der Ursache.
Grüße
Anja
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dass es nach der Glucose-Infusion noch einige Zeit dauert, bis das Gehirn wieder genügend Zucker bekommt. Solange würde die Gefahr bestehen, dass man durch eine weitere Zufuhr von Insulin die Hypo noch verstärken könnte und dadurch das Gehirn schädigen könnte.
Wenn er dann die Insulinzufuhr schnell genug wieder aufnimmt, bevor eine ernstzunehmende Lücke entsteht...?
Das entstehen einer ernstzunehmenden Lücke braucht ja auch ein paar Stunden. Solange der Patient nicht in der Lage ist, selber Entscheidungen zu treffen, sollte die Versorgung mit Glukose/Insulin eh durch die Notfallmedizin gedeckt werden. Wenn der Patient wieder selber entscheiden kann, sollte er als Pumpenträger dann eigentlich auch ausreichend geschult sein, die nötigen Maßnahmen selber zu erkennen und einzuleiten.
Wenn er das nicht kann, ist eh Hopfen und Malz verschimmelt.
Außerdem meinte die Diabetesberaterin noch, dass jede Unterzuckerung zu einer Insulinresistenz führen würde und der Tag dann in Bezug auf die Werte sowieso schon gelaufen wäre. Eine Hyperlykämie würde an der Resistenzlage dann auch nichts mehr ändern. Ist mir da etwas entgangen? Ich dachte bis jetzt immer, dass nur Hyperglykämien zu einer Resistenz führen (von einer Down-Regulation mal abgesehen). :kratz:
Nicht jede Unterzuckerung führt zu einer Resistenz. Gemeint ist da der Somogyi-Effekt
http://de.wikipedia.org/wiki/Somogyi-Effekt (http://de.wikipedia.org/wiki/Somogyi-Effekt)
der dann eintritt wenn es zu einer schweren Unterzuckerung, so etwa =< 40 mg/dl kommt. Dann tritt die letzte Stufe Nr. 6 der Gegenregulation in Action
http://www.uni-duesseldorf.de/MedFak/insulinoma/mainpage/subpage/physiol_counter.htm#counter (http://www.uni-duesseldorf.de/MedFak/insulinoma/mainpage/subpage/physiol_counter.htm#counter)
Das Ausmaß der resultierenden Resistenz hängt mit der Dauer und tiefe der Hypo-Episode zusammen. Grundsätzlich ist die Resistenzdauer aber recht übersichtlich, etwa um 6 Stunden rum. Sehr ähnlich wie bei einem unzulänglich insulinierten Dawn oder Aufstehphänomen.
Eine Resistenz aufgrund einer Hyperglykämie gibt es dagegen gar nicht. Wenn, dann handelt es sich da um eine Resistenz in der Folge eines längeren, basalen Insulinmangels, der eine "Lipolyse" bewirkt. In der Folge der "Lipolyse" entsteht dann eine extra- und intrazelluläre Fettsäurenresistenz.
Ohne eine gezielte Korrektur (siehe Schema B), kann diese Fettsäureresistenz sehr zäh anhaltend sein.
Gruß
Joa
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Das entstehen einer ernstzunehmenden Lücke braucht ja auch ein paar Stunden.
Also bei mir (Humalog) reichen 3 Stunden aus, mich locker auf 450 zu schießen. Dann auch schon mit anderen deutlichen Symptomen.
Grüße
Anja
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Das entstehen einer ernstzunehmenden Lücke braucht ja auch ein paar Stunden.
Also bei mir (Humalog) reichen 3 Stunden aus, mich locker auf 450 zu schießen. Dann auch schon mit anderen deutlichen Symptomen.
Grüße
Anja
Stimme ich auch zu, bei mir eine Stunde ohne Insulin heißt 90mg/dl hoch.
Das ganze mal 3, 270mg/dl plus 100mg/dl die sein sollte also 370mg/dl hätte ich wenn es über 3 Stunden herum liegen würde. :kotz: Plus Keto +++ das Kotzerei, Durst und auch wenn ich danach mit Korrigieren ins 100mg/dl bereich komm.
Dann gehts mir erfahrungs gemäß so mieß das kann ich nicht zur Wort bringen.
Ich hoffe mir der artigen Fall nie zu erleben und den anderen leuten auch nicht.
Ich hätte den Pumpe nicht abgeklemmt sondern Glukose infussion und sofort ins nächste Krankenhaus.
Weiß eigentlich nicht welches davon Gefährlicher sein würde.
Mit hohem Blutzucker ins Krankenhaus eingeliefert zu werden oder
Mit sehr niedrigen Blutzucker ins Krankenhaus eingeliefert zu werden.
Mein Doc sagte beides ist schlimm.
Aber er würde aufpassen auf zu hohem Blutzucker.
Des wegen soll man sein Diabetes verdammt ernst nehmen.
Gruß
Ufuk
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Von Punkt 4 mal abgesehen... wie wahrscheinlich ist das heutzutage?
Es geht nicht darum ob es wahrscheinlich ist; es geht darum, ob es möglich ist. Wir reden hier von einem medizinischen Notfall... :zwinker:
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Von Punkt 4 mal abgesehen... wie wahrscheinlich ist das heutzutage?
Es geht nicht darum ob es wahrscheinlich ist; es geht darum, ob es möglich ist. Wir reden hier von einem medizinischen Notfall... :zwinker:
Jaaa schon, aber... möglich ist es auch, auf der Zugspitze von einem Dachziegel getroffen zu werden, aber ist es auch wahrscheinlich? Es erinnert mich etwas an die diabetologische Technik der 70er Jahre des letzten Jahrtausends. :zwinker:
Grüße
Anja
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Von Punkt 4 mal abgesehen... wie wahrscheinlich ist das heutzutage?
Es geht nicht darum ob es wahrscheinlich ist; es geht darum, ob es möglich ist. Wir reden hier von einem medizinischen Notfall... :zwinker:
Jaaa schon, aber... möglich ist es auch, auf der Zugspitze von einem Dachziegel getroffen zu werden, aber ist es auch wahrscheinlich? Es erinnert mich etwas an die diabetologische Technik der 70er Jahre des letzten Jahrtausends. :zwinker:
tja nicht auszudenken, wenn dann noch so einer daherkommt mit der Zucker-Spritze:
(http://www.gottwein.de/images/GaudrMars990222.gif)
also ICH würd aber auch jedem N O T - Arzt empfehlen den Katheter zu ziehen - ich denk mir, die meisten schaffen es in der Eile nicht, festzustellen wieviel Insulin die Pumpe grad fördert und da ist Suizid-Versuch nie ganz auszuschließen... (nebenbei: ich hab Diabetiker im Spital erlebt, die versucht haben, sich mit "zu viel" oder "gar kein " Insulin ... ähm... "wegzuräumen"... also beides ist definitiv KEINE empfohlenen Methode, wenns denn schon sein soll...)
Susanne
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Das entstehen einer ernstzunehmenden Lücke braucht ja auch ein paar Stunden.
Also bei mir (Humalog) reichen 3 Stunden aus, mich locker auf 450 zu schießen. Dann auch schon mit anderen deutlichen Symptomen.
Wie auch immer, die Dynamik der Reaktion auf einen absoluten Insulinstop ist sicher individuell verschieden, jedoch sprechen wir hier über eine Situation, in der eine zu große Insulinwirkung zur Handlungsunfähigkeit/Bewußtlosigkeit führt.
Und je nach aktueller Power der Insulinwirkung geht es, der Logik nach, erst mal darum, die mögliche weitere Insulinwirkung zu unterbinden, zumindest so lange, bis der betroffene Mensch wieder einen BZ aufweist, der im Normbereich liegt, und bei dem er möglichst bei Bewusstsein ist.
Ob nun der Betroffene zuvor 50 IE in suizidaler Absicht eingeschoben hat, aus Versehen einen Katheterfüllbolus von 20 IE abgegeben hat, oder ob er einfach eine cerebrale Fehlsteuerung aufweist, die schon bei einem relativ harmlosen 49 mg/dl Wert die Notabschaltung des Gehirns provoziert, ist für Notarzt oder Rettungssanitäter sicher ziemlich uninteressant.
Natürlich fände ich es auch klasse, wenn der Notarzt erst mal aus seinem Bereitschaftskoffer das richtig Handbuch zur verwendeten Pumpe rausholt und die Notfallprüfpunkte abarbeitet. :lachen:
Also bitte schön. Erstmal Katheter raus und basta! :ja:
Die Notfallmedizin ist für die möglichst sichere Behebung eines akut lebensbedrohlichen Zustandes zuständig. Alles andere ist dann die Aufgabe der nächsten Etappe.
Daher wäre was anderes als der sichere Stopp von Insulinzufuhren in solcher Situation nicht ok. :nein:
Eine Diskussion, was im jeweiligen Einzelfall denn doch die etwas "schönere" Performance gewesen wäre ist, denk ich mal, scholastisch.
Gruß
Joa
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Hallo!
Ich finde es schon sehr interessant die verschiedenen Standpunkte zu lesen. Dennoch bin ich noch nicht voll überzeugt.
Zum einen denke ich, dass die meisten schweren Hypos durch einen Bolus, ob nun durch Fehler oder mit Absicht, bzw. durch einen nicht richtig mit Kohlenhydraten abgedeckten Bolus entstehen. Es wird wahrscheinlich niemand versuchen sich mit seiner Basalrate das Leben zu nehmen, sondern mit einem Bolus der rein haut. Da eine Basalrate aber normalerweise keine so großen Mengen (relativ gesehen) fördert, dürfte diese auch nicht allzu viel an der Tiefe einer Hypo ausmachen.
Und dann ist da eben noch die Sache mit der Wirkverzögerung, die Anja auch schon angesprochen hat. Der Wirkbeginn von Analoginsulin beginnt erst nach ca. 10-15min. Das bedeutet aber auch, dass zu dem Zeitpunkt zu dem die Pumpe gestoppt wird, noch 10-15min lang Insulin ganz normal wirkt. Bis dahin sollte aber schon längst die Infusion mit der Glucose laufen, wenn nicht gar schon durch sein. Dann würde aber das Insulin erst aufhören zu wirken, wenn der Blutzucker schon deutlich angehoben wurde. Das Insulin der Basalrate könnte aber mit wenigen ml mehr Glucose ganz leicht ausgeglichen werden.
Die Unterbrechung der Basalrate zusammen mit der Glucose i.v. und der Gegenregulation wird den Blutzucker sehr stark erhöhen und der Patient wird wahrscheinlich noch einige Zeit „Freude“ mit der Resistenz haben. Aber Korrekturen mit einer Verschiebung der Korrekturfaktoren birgt wieder die Gefahr einer Hypo.
Außerdem haben ICTler doch auch Basalinsulin am wirken. Trotzdem schaffen es die Ärzte anscheinend ohne größere Probleme, diese Leute wieder aus der Hypo zu kriegen. Da versucht ja auch niemand eine Antagonisierung des Basalinsulins. Dann müsste es ja auch sehr gefährlich sein, mit einem im Notfall nicht zu stoppenden Insulin zu leben. Das wäre dann quasi ein Freifahrtschein für die Pumpe für alle Insuliner. Ob sich die Krankenkassen darauf einlassen?
Oder habe ich da jetzt irgendwo einen Denkfehler?
Liebe Grüße und Gute Nacht! :stern:
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Oder habe ich da jetzt irgendwo einen Denkfehler?
Ja, hast Du.
Es geht um optimale Begrenzung möglicher Schädigungen bei möglichst maximalen Risikoausschlüssen, nicht um die schöne Blutzuckerkurve trotz vorgehender Bewusstlosigkeit mit "Lalülala".
Wie schon gesagt, alles andere ist Aufgabe der nächsten Etappe, nicht der Notfallmedizin beim Rettungseinsatz.
Gruß
Joa
Nachtrag:
Ansonsten sind die erwähnten Bedenken schon schlüssig. Aber halt nicht praxisfähig.
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Hallo Cat
Zum einen denke ich, dass die meisten schweren Hypos durch einen Bolus, ob nun durch Fehler oder mit Absicht, bzw. durch einen nicht richtig mit Kohlenhydraten abgedeckten Bolus entstehen. Es wird wahrscheinlich niemand versuchen sich mit seiner Basalrate das Leben zu nehmen, sondern mit einem Bolus der rein haut. Da eine Basalrate aber normalerweise keine so großen Mengen (relativ gesehen) fördert, dürfte diese auch nicht allzu viel an der Tiefe einer Hypo ausmachen.
Ich habe jetzt den ganzen Thread nicht wirklich im Kopf ...
Aber würde ich mich absichtlich "runterschiessen" wollen, ohne gute Gegenmaßnahmen treffen zu können, würde ich Basalinsulin verwenden.
Warum?
Bei kurzwirksamem Insulin brauch ich nur kurz (3-4 Stunden) irgendwie mit BE überbrücken, um aus dem Schlimmsten rauszukommen.
Mit langwirksamem Insulin muß ich wesentlich länger (~9-12 Stunden) mit BE überbrücken. Mach das mal, ohne irgendwann mehr als satt zu sein ... :mauer:
Jm2C
Am besten aber ignorieren, weils ned wirklich zum Thema passen tut.
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Es geht um optimale Begrenzung möglicher Schädigungen bei möglichst maximalen Risikoausschlüssen, nicht um die schöne Blutzuckerkurve trotz vorgehender Bewusstlosigkeit mit "Lalülala".
Wie schon gesagt, alles andere ist Aufgabe der nächsten Etappe, nicht der Notfallmedizin beim Rettungseinsatz.
Yep :ja:
Alles andere ist wie die Diskussion um mögliche Rippenfrakturen bei Herzdruckmassage. (Ist mir sowas von egal wieviele Rippen ich da breche; Hauptsache die Rea wirkt)
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Hallo!
Alles andere ist wie die Diskussion um mögliche Rippenfrakturen bei Herzdruckmassage. (Ist mir sowas von egal wieviele Rippen ich da breche; Hauptsache die Rea wirkt)
Mit nur einem Unterschied: Rippenbrüche lassen sich bei richtig durchgeführten Herzdruckmassagen häufig nicht vermeiden. Rippenbrüche vermeiden zu wollen, würde bedeuten keine Herzdruckmassage durchzuführen. Ein Patient, der die indizierte Herzdruckmassage nicht bekommt, wird in jedem Fall schwerste Schäden davontragen, sollte er überhaupt überleben.
Aber was hindert einen Arzt daran, den Blutzucker mit Glucose anzuheben, wenn gleichzeitig Basalinsulin wirkt? Der Witz ist ja, dass das Insulin in jedem Fall noch einige Minuten wirkt, auch wenn er die Verbindung unterbricht. Das Insulin hört erst zu wirken auf, wenn die Glucose schon längst im Blut ist. Welche Vorteile bringt eine Unterbrechung des Grundbedarfs, wenn der Blutzucker schon im physiologischen oder gar erhöhten Bereich ist?
Wenn ich dich und Joa richtig verstehe, seid ihr der Meinung, dass ein Patient Schäden davon tragen könnte, wenn der Arzt die Basalinsulin-Versorgung nicht unterbricht?
-> Dann ist konsequenterweise ein im Notfall nicht zu stoppendes Insulin gefährlich für den Patienten.
Nachdem es aber eine einfache Möglichkeit gibt ohne dieses Insulin auszukommen, dürfte dieses Insulin überhaupt nicht eingesetzt werden. Also doch Pumpentherapie für alle Patienten, die Basalinsulin benötigen? :gruebeln:
Schöne Grüße!
P.S. Damit hier nicht ein falscher Eindruck entsteht: ich wäre auf jeden Fall dafür, dass ein Ersthelfer, der eben nicht mal schnell Glucose i.v. legen kann, die Verbindung unterbricht. Bis der Mensch mit der Glucose kommt, können ja schon mal ein paar mehr Minuten vergehen. Aber ich verstehe einfach nicht, was der Vorteil dabei sein soll den Grundbedarf zu unterbrechen, wenn eine viel potentere Therapie schon am wirken ist.
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[tiefschürfende Gedankengänge]
Es gibt halt Holzfäller und Krippenschnitzer. Beide haben was mit Bäumen zu tun.
Vielleicht gelingt es Dir die Zunft der medizinischen Holzfäller davon zu überzeugen, ab und an mal eine Pause beim Waldroden einzulegen, um schöne Krippen zu schnitzen?
Gruß
Joa
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Ein Patient, der die indizierte Herzdruckmassage nicht bekommt, wird in jedem Fall schwerste Schäden davontragen, sollte er überhaupt überleben.
Nein: ein Patient, der die indizierte HDM nicht bekommt bleibt tot! (Das auch nochmal gesagt für die, die sich dann nicht trauen, weil sie Angst haben was falsch zu machen. Töter als tot kann er von einer nicht fachgerechten Behandlung auch nicht werden)
Aber was hindert einen Arzt daran, den Blutzucker mit Glucose anzuheben, wenn gleichzeitig Basalinsulin wirkt?
Der gesunde Menschenverstand. Es ist eine NOTFALL-SITUATION, bei der es durch ein Zuviel an Insulin zu einer schweren Unterzuckerung gekommen ist. Wer da nicht die Insulinzufuhr kappt obwohl er aus könnte setzt sich haftungsrechtlich in eine sehr unbequeme Situation.
(Wenn mein Keller voll Wasser läuft drehe ich ja auch erst den Haupthahn ab, bevor ich ihn trockenlege)
Welche Vorteile bringt eine Unterbrechung des Grundbedarfs, wenn der Blutzucker schon im physiologischen oder gar erhöhten Bereich ist?
Es senkt das Risiko einer erneuten Hypo.
Wenn ich dich und Joa richtig verstehe, seid ihr der Meinung, dass ein Patient Schäden davon tragen könnte, wenn der Arzt die Basalinsulin-Versorgung nicht unterbricht?
Ja. Und daß es dem Arzt da völlig wurscht ist, wie der BZ des Patienten danach aussieht halte ich für okay und nachvollziehbar. Medizinische Notfälle (die nunmal vorliegen, wenn ein Notarzt gerufen wird) haben eine ganz andere Dynamik als ein "Hoppla, mir ist da ein Mißgeschick unterlaufen".
Genau das ist auch der Grund dafür, warum man im Krankenhaus bei Notfällen als erstes die Besucher aus dem Raum bittet. Laien stören da nur.
Aber ich verstehe einfach nicht, was der Vorteil dabei sein soll den Grundbedarf zu unterbrechen, wenn eine viel potentere Therapie schon am wirken ist.
Eine Unbekannte weniger in der Gleichung ist immer eine gute Sache.
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Hallo Jörg!
Aber was hindert einen Arzt daran, den Blutzucker mit Glucose anzuheben, wenn gleichzeitig Basalinsulin wirkt?
Der gesunde Menschenverstand. Es ist eine NOTFALL-SITUATION, bei der es durch ein Zuviel an Insulin zu einer schweren Unterzuckerung gekommen ist. Wer da nicht die Insulinzufuhr kappt obwohl er aus könnte setzt sich haftungsrechtlich in eine sehr unbequeme Situation.
(Wenn mein Keller voll Wasser läuft drehe ich ja auch erst den Haupthahn ab, bevor ich ihn trockenlege)
Aber gerade weil es ein Notfall ist, sollte er sich nicht mit unnützen Spielereien aufhalten und ohne Verzögerung eine wirkungsvolle Therapie einleiten.
Um bei deinem Beispiel zu bleiben: wenn mein Keller nach einem Unwetter mit Wasser voll läuft, hoffe ich, dass die Feuerwehr nicht erst wichtige Minuten vergeudet den Haupthahn zu suchen, sondern ohne zu zögern die Pumpen anschmeißt.
Es senkt das Risiko einer erneuten Hypo.
Ich denke er erhöht das Risiko einer erneuten Hypo. Die Unterbrechung der Basalrate zusammen mit der Glucose i.v. und der Gegenregulation wird den Blutzucker sehr stark erhöhen, eine Resistenz durch den Insulinmangel entsteht, die Korrekturfaktoren ändern sich, der Patient wird den extrem hohen Zucker schnell wieder korrigieren wollen. Dabei ist eine überschießende Reaktion nicht auszuschließen, vor allem wenn der erste Bolus nicht richtig gewirkt hat.
Und während die Glucose in die Vene läuft, werden die geringen Mengen einer Basalrate niemanden im Unterzucker halten. Sonst würden die ICTler in einem solchen Fall durch das nicht zu stoppende Basalinsulin gleich mehrere Stunden (Wirkdauer zwischen 9 und 24 Stunden) nicht aus der Hypo zu holen sein. Davon habe ich aber noch nie was gehört.
Schönes Wochenende!
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Aber gerade weil es ein Notfall ist, sollte er sich nicht mit unnützen Spielereien aufhalten und ohne Verzögerung eine wirkungsvolle Therapie einleiten.
Es mag dir nicht gefallen, aber das ist nunmal die Vorgehensweise und sie ist okay so!