Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Malou am Oktober 29, 2007, 15:52

Titel: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Malou am Oktober 29, 2007, 15:52
Gibt es in diesem Forum Lehrerinnen und Lehrer???

Ich überdenke gerade meine Einstellung zu meinem Diabetes und suche nach neuen Handlungsmustern im Umgang damit. Also prüfe ich unter anderem gerade meine Verhaltensweisen und überlege, ob ich etwas anders machen kann und sollte :kratz:

Mich würde interessieren, ob ihr euren BZ vor den Kindern messt?

Esst oder trinkt ihr im Unterricht, weil ihr mal wieder keine Pause hattet?

Seid ihr rettungsfähig?

Geht ihr mit Schulklassen auf mehrtägige Klassenfahrt?

Habt ihr Ermäßigungsstunden?

Führt ihr Pausenaufsichten?

Ich würde mich freuen, eure Erfahrungen und Meinungen zu hören.



Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Andreas am Oktober 29, 2007, 17:21
Hm...
Also ich gehe weder bewusst offen damit um, noch verstecke ich meine Pumpe.
Ich trage meine Pumpe in der Hosentasche, man sieht den Schlauch, nehme sie gegebenenfalls auch heraus. Aber: Ich messe nicht während des Unterrichts (dazu nutze ich die Pausen im Lehrerzimmer) und hatte auch - erstaunlicher Weise - noch keine Unterzuckerung während des Unterrichts. In diesem Fall würde ich aber mein Verhalten erklären und ein Schluck Cola o. ä. zu mir nehmen.
Alles andere läuft völlig normal ab (Aufsichten, volle Stundenverpflichtung, Klassenfahrten etc.). Allerdings überlege ich, ob ich nicht versuche einen Schwerbehindertenausweis mit der entsprechenden Prozentzahl zu erlangen, um ein oder zwei Stunden weniger zu unterrichten.

Gruß, Andreas
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Llarian am Oktober 29, 2007, 17:30
Hallo Ihr beiden,

darf ich fragen, was Ihr unterrichtet und wie alt Eure Schüler sind?

Grüße
Anja
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Andreas am Oktober 29, 2007, 18:31
Ich unterrichte Deutsch und Musik, meine Schüler sind Gymnasiasten zwischen 10 und 19 (in extremen Fällen auch mal 22 ;)) Jahren.

Gruß, Andreas
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Malou am Oktober 29, 2007, 18:50
Ich bin Grundschullehrerin mit eigener Klasse (jetzt 3.Schuljahr). Der Job macht mir sehr viel Spaß. :) Ich arbeite gerne mit Kindern. Ich arbeite in einem "Stadtteil mit Erneuerungsbedarf" wie es so schön heißt. Früher sagte man "sozialer Brennpunkt" dazu. Migrantenanteil ca. 80%.

Meine studierten und hauptsächlich erteilten Fächer sind Mathematik, Sport (und Schwimmen) und Deutsch. An der Grundschule muss man recht flexibel sein und deshalb kann es auch vorkommen, dass ich mal ein Schuljahr lang Kunst, Musik oder auch Sachunterricht geben muss.

Leider habe ich vormittags nur selten eine wirkliche Pause. Unangemeldete Elterngespräche, Aufsichten, Kinder mit aufgeschlagenen Knien, Kollegen, die etwas besprechen wollen.... Da kommt es recht häufig vor, dass ich in der Schule weder messe noch etwas esse. Die pp-Werte vom Frühstück korrigiere ich demnach nur äußerst selten und ärgere mich, wenn ich am Mittag zu Hause feststelle, dass ich wieder stundenlang mit 180 rumgelaufen bin.

Außerdem liegt das Frühstück dann Stunden zurück und ich habe am Mittags zu Hause einen Heißhunger und schauffle alles in mich hinein, was ich gerade kriegen kann. Das ist dann nicht gerade gesunde Ernährung. :rotwerd:

Die Schwerbehindertenvertretung sagt, ich solle mich zumindest schon einmal von den Pausenaufsichten befreien lassen. Das schafft zumindest etwas Luft.

Wie sag ich´s meinem Chef? Was sagen die Kollegen?

Ich habe meinen Diabetes nun 8 Jahre und hielt dies bisher nicht für nötig. Falsche Scham? Warum soll ich meine Rechte nicht in Anspruch nehmen? Man hat in der Schule am Vormittag wirklich häufig keine freie Minute. Von allen Seiten ziehen sie an einem.

Das Thema Klassenfahrt ist auch so eine Sache. Wer meint, dass sei Urlaub, der irrt sich gewaltig. 24 Stunden lang die Aufsicht über einen Sack Flöhe haben. Das ist irre anstrengend. Und unter Stress ist es besonders schwierig, seinen BZ unter Kontrolle zu haben.

Auf der Klassenfahrt, die ich zuletzt begleitet habe, hat sich ein Kind am Fenster die Fingerkuppe abgequetscht. Wir haben das Endglied noch gefunden und in einem Beutel mit Eiswürfeln ins Krankenhaus gebracht. (Die Herbergsmutter hatte angeblich kein Eis und verlangte von mir, dass ich ihr Speiseeis dafür abkaufte. Aber das ist ein anderes Thema) Nichts für schwache Nerven. Meine Kollegin ist dann stundenlang allein ( mit einer Referendarin) mit den restlichen 60 Kindern in der Jugendherberge geblieben, bis ich aus dem Krankenhaus zurück war. Damals hatte ich noch keinen Diabetes. Ich weiß nicht, wie ich diesen Stress heute verkraften würde.

Rein rechtlich kann ich die Klassenfahrt verweigern, da ich schwerbehindert bin. Aber hat mein Chef da Verständnis für? Und die Kollegen?

Diabetes ist ja kein Krebs und deshalb nicht so schlimm, ist die Meinung meiner Kollegen. Da ist man halt keine Süßigkeiten mehr und alles wird gut. Schließlich hat Oma X ja auch Diabetes und die ist schon 80 Jahre alt...

Ihr versteht, was ich meine?

Bisher habe ich keine Sonderregeln gebraucht und auch kein besonderes Verständis erwartet.

Aber wie eingangs beschrieben überdenke ich ja gerade meine Handlungsmuster und frage mich, was ich anders machen kann.

Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: hjt am Oktober 30, 2007, 08:58
Moin Malou,

Deine Frage hat sicher mehr als 3 Aspekte, aber:

Sofern Du das Glück des Beamtendaseins hast, macht sich die langsame Gewöhnung des Dienstherren an mögliche behinderungsbedingte Belastungseinschränkungen bisher auf die Dauer in der Weise bezahlt, dass um Zugeständnisse weniger diskutiert werden muss: die Person ist halt nicht uneingeschränkt voll einsatzfähig, und das wird dann überall, und sei es nur in Kleinigkeiten, irgendwie berücksichtigt.

Auf der anderen Seite wird das Bild, das Du von Dir nach draußen darstellst, mit einigem Automatismus auf das abfärben, dass Du dir selbst von Dir machst. Will sagen, auch wenn Du dich heute nicht so behindert siehst, aber gewissermaßen für Deine Umgebung schon mal behindert darstellst, stehen die Chancen günstig, dass Du mit der Zeit in so eine Darstellung gewissermaßen hinein schrumpfst.

Deswegen neige ich zur persönlichen Sicht des DM, auch Typ1, als leichte und leicht ausgleichbare Behinderung und dazu, dass ich nicht meinen Alltag nach irgendwelchen DM-Routinen stricke, sondern meine DM-Routinen so in meinen Alltag ein- und darum herum baue, dass mein BZ auch in den Zeiten in den Grenzen, die ich mir garantieren kann, flach & niedrig verläuft, in denen ich bei wie auch immer wechselnden Tätigkeiten nicht messen und auch nicht planbar essen kann.

So hab ich mal ne Zeit lang 12-14 Stunden am Tag Außendienst gemacht und mich dabei vorwiegend basal und mit Ei, Fleisch und Gemüse ernährt und dabei eigentlich nichts vermisst. Und ich kenne z.B. auch einen Typ1, der wesentlich mit sich selbst darum gekämpft hat in der Bundespolizei zwar mit Pen und nicht mit Pumpe seinen kompletten aktiven Dienst macht.

Bitte jetzt differenziert verstehen: Es geht hier nicht darum, worauf wir mit DM ein Anrecht haben, sondern darum, dass wir dann, wenn wir das für unseren Beruf so wollen, vielleicht nicht in jedem, aber doch in manchem Fall unser DM-Verhalten so anpassen können, dass es unsere gewollte Tätigkeit in keiner Weise behindert. Und wenn man das als Lehrer so am eigenen Beispiel alltäglich nicht zelebrieren, sondern mit seinem ganzen Wesen kommunizieren kann, halte ich das für einen besonderen Glücksfall. Denn das nehmen die Kinder als mögliches Modell für eigenes Verhalten auch dann mit, wenn das nicht jeden Tag und vielleicht sogar nie ausdrücklich thematisiert wird. Darüber, dass sich damit gewissermaßen als Bonus der Zugewinn an eigener DM-Management-Sicherheit und Gesundheit einstellt, hat sich wohl bis jetzt noch niemand beschwert ;-)

Bisdann, Jürgen
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 30, 2007, 09:13
Idee für die BZ-Kontrolle: mach es während des Unterrichts. Dauert mit den heutigen Geräten eh kaum eine Minute inkl. rausholen und wieder verstauen.

Für die Kinder, die das mitkriegen wird Diabetes behandeln dann irgendwann so normal sein wie Brille putzen.
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Siggi©® am Oktober 30, 2007, 10:15
seh ich auch so

gehört ja zu unserem leben dazu, wieso also verheimlichen
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: MaKe am Oktober 30, 2007, 10:48
Hallo zusammen,


Für die Kinder, die das mitkriegen wird Diabetes behandeln dann irgendwann so normal sein wie Brille putzen.


was ja auch in der Hinsicht von Vorteil wäre, wenn mal eines der Kinder mit Typ1 in euer Schule ist.
Wenn bis dahin die Behandlung (Messen und ggf. Spritzen) selbstverständlich geworden ist, hat das Kind auch weniger Probleme damit.

Und deinem "Dienstherren" und deinen Kollegen täte nen bissel Aufklärung da sicherlich auch nicht schlecht....

Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: brain am Oktober 30, 2007, 11:02
Wo wir bei der Aufklärung sind, finde ich das einen guten Punkt. Ich finde schon, dass man das ruhig im Lehrerzimmer oder Klassenzimmer machen kann. Und wenn ein Elterngespräch oder so ansteht, dann können auch die Eltern mal eben die eine Minute warten, bist du dich gemessen und eventuell gespritzt hast oder eben etwas gegessen hast.
Und ansonsten denke ich führt ein offener Umgang nur dazu, dass die Allgemeinheit nicht immer die Augen verschließt und wir von Leuten doof angeschaut werden, wenn wir uns mal messen und spritzen.
Zumindest versuche ich auch so damit umzugehen und bisher hat das gut geklappt, auch bei Jobs dich ich bisher gemacht habe, haben meine Chefs von der Krankheit gewusst. Aber das war überhaupt kein Problem, und zur Not wird eben etwas aufgeklärt und schon ist die Sache kein Thema mehr.
Und wenn deine Kinder das mitbekommen, dann kann man darüber ja auch im Unterricht reden.
Abschließend möchte ich dir nur noch sagen, dass du dir schon einfach mal die Zeiten nehmen solltest, dich um deine Krankheit zu kümmern. Ich weiß das es in der Schule recht stressig ist und man wenig Zeit hat, aber die Zeit solltest du dir dann einfach nehmen.
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Llarian am Oktober 30, 2007, 11:23
Da möchte ich mich brain mal anschließen: Es ist niemandem geholfen, wenn Du während einer Pausenaufsicht zusammenklappst wegen einer vermeidbaren Hypo oder etwas passiert und Du nciht eingreifen kannst. Nimm Dir die Zeiten, wo es paßt, z.B. wie von Jörg vorgeschlagen im Unterricht, wenn danach z.B. eine Pausenaufsicht ansteht. Schau Dir mal gezielt Deine verschiedenen Tagesabläufe an, wo Stellen sind, an denen Du 100% geben mußt und dementsprechend der BZ auch passen sollte, wo Phasen sind, die Du zum Testen und Essen nutzen kannst, auch wenn Du sie vielleicht bisher nicht dafür verwendet hast... Analysier unter diesen Gesichtspunkten mal Deinen Tag.

Was Deine Kollegen betrifft, ist das ganz schön bitter. Gerade von Lehrern sollte man was anderes erwarten. Da würde ich, genau wie auch sonst im Umgang mit Schülern oder Eltern, einen offenen Umgang mit dem DM pflegen. Und wenn sich irgendwo ein falsches Verständnis abzeichnet, mal ein paar erklärende Worte einflechten. Bei den Kollegen kann das vielleicht nicht ganz so einfach sein, ohne daß es belehrend wirkt, aber so, wie es derzeit ist, ist die Situation nicht in Ordnung.Vielleicht ergibt sich da mal eine passende Gelegenheit, die Du dafür nutzen kannst.

Ich kann verstehen, wenn Du wegen Deiner Verantwortung für Deine Schützlinge erst einmal selbst zurücksteckst... nur wenn der BZ dann mit Dir Tango tanzt und Du etwas schräge Essgewohnheiten annimmst, ist damit auch niemandem geholfen. Du bist genauso wichtig und im Vergleich zu Deinen Kollegen hast Du ein "Kind" mehr, auf das Du achten mußt. So, wie Du Deine Situation beschreibst, klingt das für mich mehr nach "irgendwie durchwurschteln"... und Du selbst steckst dabei zu sehr in Deinen Bedürfnissen zurück. Deshalb der Vorschlag, das ganze erstmal wie oben beschrieben zu betrachten und dann etwas Planung und Strategie hineinzubringen. Aus der Ferne leicht gesagt, aber vielleicht reicht das schon mal als Idee.

Grüße
Anja
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: hjt am Oktober 30, 2007, 11:42
Moinmoin,

auch das sollten wir vielleicht ein bisschen differenzierter sehen. Denn Fälle aus dem gewerblichen Bereich, in denen BZ-Messen und Spritzen vor Kunden juristisch abgesegnet unerwünscht ist, gibt es in ausreichender Menge. Und immer wieder stolpert man wenigstens in Veröffentlichungen über starke Männer, die der Anblick eines kleinen Blutstropfens schlicht umhaut.

Kontraproduktiv wäre so z.B. ne Messung am Pult, wo dann 1 Kind von 20 laut iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii.... anstimmt und Ekel ausdrückt und auch nur 2 oder 3 andere mit einstimmen, was dann wenigstens ne halbe Stunde kostet und eine irre Rechtfertigungskette im Kollegium und vielleicht sogar bei der Schulaufsicht und auch bei den Eltern nach sich ziehen könnte.

Deswegen würde ich heute zumindest in der Grundschule bei den Eltern anfangen und etwa bei nem Elternabend um das Einverständnis zu messen bitten und von da aus DM und die Möglichkeit besprechen, dass das auch im Unterricht mal notwendig sein könnte. Ich bin mir sicher, dass in der Situation das Verständnis deutlich mehrheitlich wäre und ohne ausdrückliche Ablehnung bliebe.

Und da Grundschulelternabende noch gut besucht sind, würden dann viele Kinder schon von ihren Eltern vorab informiert, und wenn dann noch nicht informierte aufgeregt vom blutigen Messereignis zuhause erzählen würden, wäre das da schon bekannt und nichts mehr, hinter dem eifrige Eltern investigativ hinterher haken müssten.

Bisdann, Jürgen
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Llarian am Oktober 30, 2007, 11:53

Deswegen würde ich heute zumindest in der Grundschule bei den Eltern anfangen und etwa bei nem Elternabend um das Einverständnis zu messen bitten

Soll man die Eltern auch fragen, ob man im Unterricht eine Brille tragen darf? Könnt ja auch als abstoßend empfunden werden.

Bei aller Liebe... es soll der Gesellschaft allmählich mal vermittelt werden,d aß Diabetes nix mit Aussatz zu tun hat, wo man die Leute vor 1000 oder 2000 Jahren noch ausgesiedelt hat (heute würde man Ghetto sagen). Diabetes ist nichts anrüchiges und es soll ein offener Umgang damit gelebt und gezeigt werden. Und dazu gehört nicht das um Erlaubnis fragen bei den Eltern. Damit wird erst der Eindruck erzeugt, es handle sich um etwas, das einer Erlaubnis bedürfe.
Und zum iiiiieeee der Kleinen: Kinder in dem Alter sind sehr viel aufgeschlossener und weniger vorurteilsbehaftet als Erwachsene. Und vor allem neugieriger. Voruteile gegenüber allem unbekannten und neuen sind etwas, das erst später von den erwachsenen "Vorbildern" gelernt wird.

Grüße
Anja
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: brain am Oktober 30, 2007, 11:59
Da muss ich der Anja voll zustimmen.
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: MaKe am Oktober 30, 2007, 12:41
Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Kinder damit weniger Probleme haben als die Eltern glauben zu wissen....


Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: hjt am Oktober 30, 2007, 13:35
Moinmoin,

also noch mal ganz deutlich: Es geht hier nach meinen unmaßgeblichen Erfahrungen mit 8 Lehrern in der engeren Verwandtschaft nicht darum, worauf man als LehrerIn mit DM ein Recht hat oder was sachlich richtig wäre, denn Schulklassen und Lehrerezimmer stellen sich heute vielfach als die reinsten Kampfarenen dar, in denen es für die LehrerInnen im fortlaufenden Einzelkampf wesentlich ums eigene vor allem nervliche Überleben geht.

Mich wundert häufig, dass dabei überhaupt noch was gelehrt bzw. gelernt wird. Aber in 2 Schulen, die ich aus diesen familiären Schilderungen kenne, würde ich mich als Lehrer wirklich nicht ohne Not als Diabetiker outen wollen - und die Not würde ich so lange irgend möglich nach allen Regeln der mir zu Gebote stehenden Kunst zu umgehen versuchen.

Die jeweilige soziale Machbarkeit vor Ort bestimmt demnach unabhängig von dem, was wünschenswert oder vernünftig oder im Prinzip nützlich wäre, welchen Spielraum man als einzelner Betroffener konkret nutzen kann.

Bisdann, Jürgen
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Llarian am Oktober 30, 2007, 13:51
[...]

Da hat aber jetzt das eine nix mehr mit dem anderen zu tun. Um 11:42 gings Dir um die Erlaubsnis und das Iiiieeee, um 13:35 um das Outing und potentielles Mobbing durchs soziale Umfeld.

Grüße
Anja
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: hjt am Oktober 30, 2007, 15:19
der heute Vormittag angesprochene Weg via Eltern mit Erlaubnis wäre ein möglicherweise gangbarer - nicht Erlaubnis im Sinne von juristische Genehmigung bekommen, sondern von Einpassen ins soziale Umfeld.
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Malou am Oktober 30, 2007, 15:48
Leider habe ich es noch nicht gelernt, zu zitieren.  :rotwerd:Und jetzt habe ich gerade keine Lust zu fummeln.

Aber ich will mal versuchen, auf eure Beiträge zu antworten.

Anja, du hast es absolut auf den Punkt gebracht. Zumindest am Vormittag wurschtle ich mich irgendwie so durch. Trotzdem ist mein HbA1c gar nicht so schlecht und mein Arzt hat die Situation noch nicht gecheckt. Ich bin aber endlich selbst zu der Erkenntnis gekommen, dass es so nicht weitergehen kann und habe mir fachmännische Hilfe geholt. Also versuche ich nun, neue Wege zu finden.

Es geht nun in erster Linie um mich und meine Gesundheit, und erst danach um meine Familie, meinen Job.....

Man ist halt stark in Strukturen eingebunden und bemerkt aus lauter Betriebsblindheit schon gar nicht mehr, dass man fremdgesteuert ist. Ich muss endlich lernen zu bestimmen, wo ich hinwill und welchen Weg ich gehen muss.

Und dazu gehört sicher nicht, dass ich Eltern fragen werde, ob ich bitteschön einmal meinen BZ messen darf. Mit den Kindern habe ich inzwischen offen über das Problem geredet und sie haben überhaupt keine Probleme damit. Sie kommentieren meine Messungen nicht und sie verstehen es, wenn ich gelegentlich außerhalb der Pausen esse. Im Gegenteil. Seitdem ich im Unterricht messe und auch gelegentlich mal eese, weil die Pause wieder für andere Dinge draufging, bekomme ich andauernd etwas zu Essen von Ihnen geschenkt. Wirklich süß, die Kleinen.

Übrigens ist es mitnichten so, dass Grundschul-Elternabende grundsätzlich noch gut besucht sind. Ich habe ja beschrieben, dass wir in einem sozialen Brennpunkt liegen. Auf dem allerersten Elternabend im ersten Schuljahr saß ich mit 6!!!!! Elternteilen im Klassenzimmer. Die Letzten kamen mit einer dreißigminütigen Verspätung, die Ersten mussten nach 60 Minuten wieder gehen. Zwischendurch klingelten drei Handys.So sieht es aus. Sie sind kaum in der Lage, sich um ihre Kinder zu kümmern. Soll ich diese Eltern ernsthaft fragen, ob ich mich um meinen Diabetes kümmern darf?

Mein Problem sind eher die Kollegen und die Frage, wieviel Verständis/Rücksichtnahme ich von Ihnen erwarten und auch einfordern darf? Soll ich Verlangen, von Ausfsichten befreit zu werden? Soll ich die Leitung einer mehrtägigen Klassenfahrt ablehnen, weil ich Angst habe, dass mein BZ Kapriolen schlägt undmir alles zu viel wird?

Neulich brachte eine Kollegin anlässlich ihres Geburtstages Kuchen mit. Ich hatte dummerweise mein Messgerät zu Hause gelassen und sagte ihr, ich würde ungern essen, da ich mein Messgerät nicht dabei hätte. Da ich gerade eine Phase hatte, in der ich gute Vorsätze hatte, wollte ich ungern "blind" schießen. (Sonst mache ich das gelegentlich auch mal :rotwerd:)

Soll ich euch sagen, was eine Kollegin darauf sagte?

"Du hast es gut!!!! Du kommst wenigstens nicht in Versuchung, jetzt Kuchen zu essen. So eine Krankeheit müsste ich auch haben. Vielleicht würde ich dann endlich mal ein paar Kilo abnehmen."

Okay, einige Kolleginnen waren über diese Äußerung genauso entsetzt wie ich. Aber andere stimmten dieser Äußerung auch zu. Ha, ha, ha Welch praktische Krankheit!!!!

Ich war fassungslos. :nein:

An manchen Tagen kann ich so etwas gut wegstecken, an anderen eben nicht so gut.

Manche Kollegen machen aus jedem Wehwehchen (Erkältung oder so) ein Drama und schleichen leidend durch die Gänge. Ich stelle mir manchmal vor, was sie einfordern würden, wenn sie Diabetes hätten.



Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: MaKe am Oktober 30, 2007, 15:59
Hallo Malou,


Mein Problem sind eher die Kollegen und die Frage, wieviel Verständis/Rücksichtnahme ich von Ihnen erwarten und auch einfordern darf? Soll ich Verlangen, von Ausfsichten befreit zu werden? Soll ich die Leitung einer mehrtägigen Klassenfahrt ablehnen, weil ich Angst habe, dass mein BZ Kapriolen schlägt undmir alles zu viel wird?


Ich würde meine Diabetes nicht dramatisieren oder überbewerten, aber schon drauf achten dass ich so lebe/handele/arbeite wie es mir mein Arzt im Hinblick auf die Folgeerkrankungen vorgibt.
Ich würde daher nicht gleich die Leitung einer Klassenfahrt komplett von vorne herein ablehnen, sondern ersteinmal vielleicht nen paar Klassenfahrten als 2. Frau an der Schüppe" mitmachen.
Wobei ich auch noch nicht so recht verstanden habe, warum dein BZ dabei kapriolen schlagen sollte....

Bei den Pausenaufsichten musst du die ja nicht gleich komplett ablehnen. BZ-Messen dauert ja keine 15 Minuten und wenn nen Kollege mal die ersten 2-3 Minuten für dich übernimmt, wird sich wohl niemand nen Zacken aus der Krone brechen, oder?


Neulich brachte eine Kollegin anlässlich ihres Geburtstages Kuchen mit. Ich hatte dummerweise mein Messgerät zu Hause gelassen und sagte ihr, ich würde ungern essen, da ich mein Messgerät nicht dabei hätte.


Genauso werde ich mich auch verhalten, was soll daran verwerflich sein? Ganz im Gegenteil, für mich zeugt es von Stärke!
Vielleicht können einige deiner Kollegen auch damit nicht umgehen?

Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Llarian am Oktober 30, 2007, 16:16

bekomme ich andauernd etwas zu Essen von Ihnen geschenkt. Wirklich süß, die Kleinen.

Übrigens ist es mitnichten so, dass Grundschul-Elternabende grundsätzlich noch gut besucht sind. Ich habe ja beschrieben, dass wir in einem sozialen Brennpunkt liegen. Auf dem allerersten Elternabend im ersten Schuljahr saß ich mit 6!!!!! Elternteilen im Klassenzimmer. Die Letzten kamen mit einer dreißigminütigen Verspätung, die Ersten mussten nach 60 Minuten wieder gehen. Zwischendurch klingelten drei Handys.So sieht es aus. Sie sind kaum in der Lage, sich um ihre Kinder zu kümmern. Soll ich diese Eltern ernsthaft fragen, ob ich mich um meinen Diabetes kümmern darf?

Da können die Eltern vielleicht noch etwas durch ihre Kinder lernen. Ich kann mir vorstellen, daß die Diabetestherapie in den meisten Heimatländern Deiner Schüler anders gehandhabt wird als in Deutschland. Die Eltern leben aber auch hier und sind genauso möglicherweise irgendwann mal betroffen. In meiner alten Diabetologenpraxis gab es eine türkischsorechende Mitarbeiterin (Arzthelferin, MTA? keine Ahnung), die dann immer häufiger bei den Gesprächen mit dem Arzt gedolmetscht hat.

Zitat
Mein Problem sind eher die Kollegen und die Frage, wieviel Verständis/Rücksichtnahme ich von Ihnen erwarten und auch einfordern darf? Soll ich Verlangen, von Ausfsichten befreit zu werden? Soll ich die Leitung einer mehrtägigen Klassenfahrt ablehnen, weil ich Angst habe, dass mein BZ Kapriolen schlägt undmir alles zu viel wird?

Bevor Du da etwas erwarten kannst, braucht es etwas mehr Kenntnis über den Diabetes bei Deinen Kollegen. So werden sie das nicht nachvollziehen können, zwar vielleicht hinnehmen, aber ohne Verständnis, was dahintersteckt, kann das irgendwann Probleme geben.
Der andere Weg wäre, Dich belastbarer zu machen. Bei den viel zitierten Schulungen in Althausenwird z.B. extra auf besondere Situationen eingegangen, bei denen es keine Pannen geben soll... egal, ob nun im Auto, bei Prüfungen, Vorträgen, wichtigen geschäftlichen Veranstaltungen o.ä. Grundlagen davon sind einmal zu wissen, wo man BZ-technisch steht, damit einen nichts aus heiterem Himmel anfällt, zum anderen zu wissen, was aktuell auf den BZ Einfluß hat... aktueller Bolus, Bewegung, Essen... und inwieweit sich das gegenseitig beeinflußt. Dann weiß man auch, wie es etwa die nächsten Stunden weiter gehen wird. Dann kommen noch Sicherheitsmaßnahmen dazu... "Schiß"- oder Sicherheits-BEs, die ein Abrutschen verhindern.

Zitat
Neulich brachte eine Kollegin anlässlich ihres Geburtstages Kuchen mit. Ich hatte dummerweise mein Messgerät zu Hause gelassen und sagte ihr, ich würde ungern essen, da ich mein Messgerät nicht dabei hätte. Da ich gerade eine Phase hatte, in der ich gute Vorsätze hatte, wollte ich ungern "blind" schießen. (Sonst mache ich das gelegentlich auch mal :rotwerd:)

Soll ich euch sagen, was eine Kollegin darauf sagte?

"Du hast es gut!!!! Du kommst wenigstens nicht in Versuchung, jetzt Kuchen zu essen. So eine Krankeheit müsste ich auch haben. Vielleicht würde ich dann endlich mal ein paar Kilo abnehmen."

Tja... die lieben Mitmenschen. Was es aber schön zeigt: Sie hat das auf sich und ihre Situation übertragen und das ganze danach beurteilt... nicht aus Deiner Situation heraus, weil sie die gar nicht kennt und auch nicht nachvollziehen kann. Sie kennt Deine Probleme oder Stolpersteine nicht. Genauso wird es bei den anderen sein und jeder hat seine eigenen Problemchen, jeder wird so eine Sache anders aus seinen Erfahrungen heraus beurteilen.

Zitat
An manchen Tagen kann ich so etwas gut wegstecken, an anderen eben nicht so gut.

Nimms mit Humor... ;) Alles andere bringt Dich nicht weiter.

Grüße
Anja
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 31, 2007, 10:18

Genauso werde ich mich auch verhalten, was soll daran verwerflich sein? Ganz im Gegenteil, für mich zeugt es von Stärke!
Vielleicht können einige deiner Kollegen auch damit nicht umgehen?


Das ist oft so: wenn einer gegen den Strom schwimmt, dann erzeugt das Verwirbelungen im Wasser und die Oberfläche sieht nicht mehr so schön fließend aus. Da ist es für die anderen zweitrangig, wo der eigentlich hin will, solange die Oberfläche nur schön glatt bleibt. :zwinker:
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: MaKe am Oktober 31, 2007, 14:57
Hi zusammen,


Das ist oft so: wenn einer gegen den Strom schwimmt, dann erzeugt das Verwirbelungen im Wasser und die Oberfläche sieht nicht mehr so schön fließend aus. Da ist es für die anderen zweitrangig, wo der eigentlich hin will, solange die Oberfläche nur schön glatt bleibt. :zwinker:


Iss schon klar dass es solche Leute gibt.
Aber wenn sie den Beruf Lehrer ergreifen, dann sollten sie doch nen bissel offener für neues und auch von sich aus Wissbegieriger sein.
Wie sollen die Schüler sie denn sonst noch ernst nehmen (ok, tun die meisten heute schon nicht mehr, aber vielleicht liegt es ja auch zum Teil daran).

Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: hjt am Oktober 31, 2007, 16:23
Zitat
Aber wenn sie den Beruf Lehrer ergreifen, dann sollten sie doch nen bissel offener für neues und auch von sich aus Wissbegieriger sein

Wenn es irgendwo ne Statistik gibt, die berufsbezogen über den Internetgebrauch zum Infofinden Auskunft gibt, wirst Du wahrscheinlich Lehrer noch immer mehrheitlich weit hinten finden ;-)
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Akina am Oktober 31, 2007, 22:30
Hallo,

wenn ich das so lese, fällt mir nur eines ein:

"Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei."

Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Andreas am Oktober 31, 2007, 23:27

"Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei."

Es ist 23:18 Uhr und ich grüße vom Lehrer-Schreibtisch --- nachdem ich von 8:40-14:15 Uhr unterrichtet, von 14:15 bis 15.00 Uhr in der Schule Beamer und Co. eingerichtet, von 17:00-18:30 Konferenz gehabt und von 19:30 bis jetzt an den Vorbereitungen gesessen habe.
Nach diesem Posting werde ich erst einmal schlafen gehen und morgen vor der Schule noch einmal eine Stunde Vorbereitungen dranhängen müssen.

Schade, dass in diesem Thread, dem ein ernsthaftes Anliegen von Malou zugrunde gelegen hat (!), zuletzt auf einem derart niedrigen Niveau geschrieben wird. :-\

Gruß, Andreas
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: MaKe am November 01, 2007, 06:22
Moin moin,


Schade, dass in diesem Thread, dem ein ernsthaftes Anliegen von Malou zugrunde gelegen hat (!), zuletzt auf einem derart niedrigen Niveau geschrieben wird. :-\


Und dass mir blos keiner mehr was gegen Leher schreibt, auch wenn Malou selbst ihre Kollegen nicht so sonderlich positiv beschrieben hat.

Ob der Thread niveaulos ist oder ob er Malou weitergeholfen hat, diese Beurteilung sollte man ihr doch selber überlassen.

Aber wahrscheinlich hatteste auch einfach nur nen bissel arg lange gearbeitet.... :trost:
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Andreas am November 01, 2007, 07:29
[offtopic]
@MaKe: Ich stehe auch ausgeschlafen zu der Kritik. - Aber Dein Streicheln tut trotzdem gut. ;)
Zudem habe ich nicht von dem gesamten Thread gesprochen, sondern nur von den letzten beiden Beiträgen (Zitat: "_zuletzt_ auf einem derart niedrigen Niveau geschrieben wird"), die Beiträge zuvor sind lesenswert, hilfreich und wichtig.
Ich schränke aber ein, dass Akina das sicherlich ironisch gemeint hat, denn ich wusste nicht, dass Akina selbst dem Lehrberuf nahe steht (Danke, Vreni, für den Hinweis!). Mir wurde die Ironie des Beitrags nur nicht so ganz klar ...
[/offtopic]

Gruß, Andreas
 
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: hjt am November 01, 2007, 08:39
OT
na dann will ich auchmal ausgeschlafen zu meiner stehen. Bin seit über 35 Jahren mit Lehrerin verheiratet, habe nen Schwager, der seit C64 einen großen Teil seiner Freizeit in den Aufbau und die Pflege der Bits & Bytes in nem Gymnasium steckt, immer schön auf dem aktuellen Stand - und trotz lieber Ausnahmen kennt auch die Soziologie kaum eine konservativere und wandelresistentere "Volksgruppe" ;-)
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: brain am November 01, 2007, 09:12
Da will ich auch noch mal OT was dazu sagen.
Das mit dem nicht wandelbar mag vielleicht für einen Großteil der älteren Semester zutreffen (ich spreche aus Erfahrung da meine Mutter und meine Tante beide Lehrerinnen sind), aber das trifft sicherlich nicht auf die nachrückenden Generationen zu (und das kann ich auch aus Erfahrung beurteilen, weil eine Ex-Freundin von mir Lehrerin geworden ist und der halbe Freundeskreis auch Lehrerinnen war).
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Joerg Moeller am November 01, 2007, 11:49

Aber wenn sie den Beruf Lehrer ergreifen, dann sollten sie doch nen bissel offener für neues und auch von sich aus Wissbegieriger sein.


Naja, Lehrer sind eben auch nur Menschen. Und ich kenne auch Ärzte und Krankenschwestern, die da genauso sind.
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Malou am November 01, 2007, 21:14
Ihr wollt wissen, was ich über eure Meinungen denke?

Für eure teilweise sehr konstruktiven Tipps und Meinungen bin ich sehr dankbar.  :super:

Aber eines ist mir jetzt klar geworden: Jemand, der keinen Diabetes hat, kann die Ausmaße der Krankheit nicht überblicken. Jemand, der nicht selbst Lehrer ist, kann die Belastung im Lehreralltag nicht überblicken. Soviel habe ich aus diesem Thread gelernt.Und das soll nun wirklich kein Stöhnen sein. Ich liebe meinen Job sehr und ich bin nicht Lehrerin geworden, weil ich es musste, sondern weil ich es wollte!!!

Warum ich Angst habe, dass mein BZ auf der Klassenfahrt entgleist? Weil ich schon jetzt im Alltag nicht in der Lage bin, am Schul-Vormittag ausreichend häufig zu messen und gegebenenfalls ein paar BE zu mir zu nehmen. Auf einer Klassenfahrt hat man rund um die Uhr Aufsichtspflicht und die Verantwortung über ca. 60 Kinder. Der Erste tobt morgens um fünf durch die Flure und weckt alle auf, der Letzte weint sich abends nach 24.00 Uhr in den Schlaf. Dazwischen bist du nonstop im Einsatz. Einer macht ins Bett, der Nächste hat Heimweh, ein Mädchen bekommt zum ersten Mal ihrer Periode, ein anderes Kind hat Zahnschmerzen.
Jeder, der selbst Kinder hat, weiß, wie stressig es ist, wenn man mal zwei Tage hintereinander keinen Schlaf bekommt, weil die Kinder zahnen oder krank sind. Hier sind es 60 Kinder und 5 Tage. Irgendetwas ist immer zu tun. Mir fällt es da halt schwer, zuerst an mich zu denken.

O.K. ich habe meine lieben Kolleginnen und Kollegen nicht sehr positiv rüberkommen lassen. Aber meine Äußerungen bezogen sich auf deren Umgang mit mir und meinem Diabetes.

Ich habe keinerlei Äußerungen über deren Lehrerqualifikationen gesagt. Das sollte man schön trennen.

Unter Lehrern gibt es solche und solche, wie in jeder anderen Berufsgruppe auch.

Aber ihr habt´s ja schon selbst wieder geradegerückt.  :knuddel:

Ich sitze zu dieser fortgeschrittenen Stunde übrigens noch am Schreibtisch, weil ich Beobachtungsbögen ausfüllen muss. Und das, obwohl heute bei uns Feiertag ist.




Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Ludwig II am November 01, 2007, 21:37
Meine Tochter hatte letztes Jahr nen Klassenlehrer und einen Direx,die mit dem DM gar nicht konnten. Das fanden wir, meine Tochter und wir schlimm. Seit es 3 Mädels mit DM an der Schule gibt gehts. Was machen Lehrer mit DMs?
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Gela am November 02, 2007, 10:38
Hier ein Infoblatt für Lehrerinnen und Lehrer (http://www.accu-chek.de/teens/de/media/pdf/infoblatt_lehrer.pdf/) von der Firma Roche.

Die Info kam am Gymi meiner Tochter sehr gut an  :zwinker: .

Und wenn man um die Ecke denken kann ... .

Aber wer nicht (info)willig ist, der (Kollege) wird es auch so nicht schaffen.

Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Malou am November 02, 2007, 13:59

Meine Tochter hatte letztes Jahr nen Klassenlehrer und einen Direx,die mit dem DM gar nicht konnten. Das fanden wir, meine Tochter und wir schlimm. Seit es 3 Mädels mit DM an der Schule gibt gehts. Was machen Lehrer mit DMs?


Was war denn konkret das Problem? Durfte sie nicht im Unterricht essen?

Ich habe leider schon sehr häufig gehört, dass es Probleme in der Schule gibt.  :(

Natürlich hätte ich als Diabetikerin überhaupt kein Problem damit, ein Kind mit Diabetes in meiner Klasse zu haben. Aber ich habe natürlich auch inzwischen ein umfangreiches Hintergrundwissen. Das kann man von den Kollegen natürlich nicht sagen. Es ist schon klar, dass viele Situationen angstbesetzt sind. Ein Lehrer sieht vielleicht zu ersten Mal, dass ein Kind wegen einer Hypo kreidebleich wird und der Schweiß von der Stirn tropft. Dass in dieser Situation Traubenzucker oder süße Getränke sehr schnell helfen, das hat er vielleicht schon einmal gehört oder gelesen, aber das Vetrtrauen, dass dies auch wirklich so ist, muss erst einmal aufgebaut werden. Bei der zweiten oder dritten Hypo geht er die Situation schon viel gelassener an. Und dann ist noch die Sorge vor der Hyperglykämie. Dass diese nicht so plötzlich auftritt, das wissen wir geschulte Menschen natürlich längst. Aber der Lehrer? Der hat Angst, dem Kind Traubenzucker zu geben, weil es ja theoretisch auch eine Hyperglykämie haben könnte. Ich kann schon verstehen, dass er da zunächst sehr unsicher ist.

In meinem Unterricht darf grundsätzlich jedes Kind zu jeder Zeit Wasser trinken. Weil es einfach wichtig ist, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Warum sollte ein Kind mit Diabetes nicht auch essen dürfen? Es würde mich nicht stören, wenn das Kind im Unterricht seinen BZ bestimmt und vielleicht auch etwas isst.

Andersherum stört es meine Klasse ja auch nicht, wenn ich dies tue. Kinder sind da sehr tolerant. Erwachsene tun sich häufig viel schwerer.

Das Problem ist einfach die Angst der Kollegen. Und die ist durchaus begründet, wie ich finde.

Ich habe ein Kind mit Asthma in der Klasse. Das Kind hat sein Notfallspray immer dabei und trotzdem habe ich schon Angst davor, den ersten Asthmaanfall live zu erleben. Ich bin noch nie in eine solche Situation geraten. Natürlich weiß ich in der Theorie, was ich dann tun soll. Und trotzdem habe ich Angst davor. Also kann ich sehr gut nachvollziehen, dass diabetestechnisch ungeschulte Menschen unsicher im Umgang mit dem Diabetes sind und ersteinmal jegliche Verantwortung ablehnen.

Ich finde es wichtig, dass Eltern nicht fordernd auftreten, sondern die Kooperation behutsam und mit viel Aufklärungsmaterial aufbauen. Wir haben Kinder mit Asthma, Pseudokrupp, Neurodermitis, Krampfanfällen, Diabetes...Jede Krankheit hat ihre Tücken und man muss in Notfallsituationen richtig reagieren. Und wir sind keine Mediziner, sondern "nur" Lehrer.  

Ich persönlch bin sehr tolerant und versuche immer, jedes Kind bestmöglich zu fördern. Und dazu gehört für mich auch die Auseinandersetzung mit der Krankheit xy des Kindes.

Natürlich gibt es leider auch Kollegen, die aus Angst vor Fehlern und rechtlichen Konsequenzen dazu grundsätzlich nicht bereit sind und sich deshalb sehr ablehnend Verhalten. Manchmal ist man einfach überfordert. Und ich kann´s auch ein bißchen verstehen.

Und was machen Lehrer mit DM?
Endlich messe und esse auch ich im Unterricht.So, wie ich es von einem Kind mit Diabetes auch gelegentlich erwarten würde. Selbstverständlich... ;)

Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: MaKe am November 02, 2007, 14:38
Hallo Malou,

erst einmal das absolut positive:


Endlich messe und esse auch ich im Unterricht.So, wie ich es von einem diabetischen Kind auch gelegentlich erwarten würde. Selbstverständlich... ;)


Finde ich super dass du es so schnell geschafft hast dich selbst zu überwinden und den Kindern das vernünftig beizubiegen!  :super:


Das Problem ist einfach die Angst der Kollegen. Und die ist durchaus begründet, wie ich finde.
Ich habe ein Kind mit Asthma in der Klasse. Das Kind hat sein Notfallspray immer dabei und trotzdem habe ich schon Angst davor, den ersten Asthmaanfall live zu erleben. Ich bin noch nie in eine solche Situation geraten. Natürlich weiß ich in der Theorie, was ich dann tun soll. Und trotzdem habe ich Angst davor. Also kann ich sehr gut nachvollziehen, dass diabetestechnisch ungeschulte Menschen unsicher im Umgang mit dem Diabetes sind und ersteinmal jegliche Verantwortung ablehnen.


Das es sich hier keinesfalls um eine wünschenswerte Situation handelt dürfte unumstritten sein.
Ich bin als Techniker jedoch ein logisch denkender Mensch (zumindest meistens  :rotwerd:), und stelle mir einfach mal die Situation und die Alternativen vor.

Wenn ich als Lehrkraft am liebsten gar nichts von der Krankheit meiner Schüler wissen möchte (Vogelstrauss), wie will ich ihm dann helfen wenns mal so weit ist? Einfach liegen lassen? Kann ich mir nicht vorstellen.

Anderseits könnte ich natürlich versuchen den Umgang mit solch einem Schüler zu meiden. Als Lehrer aber sicherlich ein eher aussichtsloses Unterfangen.

Wenn ich also im Fall es Falles nichts falsch machen möchte (und ich denke die Ängste die man hat sind genau die blos nichts falsch zu machen), dann muss ich mich mit der Situation bzw. der Krankheit halt vertraut machen. Denn nur wenn ich weiß wie ich in einer Notsituation handeln muss, kann ich ihr auch gelassen entgegen sehen.
Da du ja erwähnst, dass ihr noch andere Kinder mit anderen schweren Krankheiten an der Schule habt (was ja bei genauerer Betrachtung auch logisch ist), mache doch im Kollegium mal den Vorschlag in jedes Klassenzimmer einen Plan zu hängen wie bei welcher Notsituation zu verfahren ist.
Einfach um deinen Kollegen mehr Sicherheit und Rückendeckung zu geben (positiv formulieren).

Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: klausing am November 02, 2007, 19:26
Zitat
Ich bin als Techniker jedoch ein logisch denkender Mensch
Das dachte ich als Datamanager auch, bis mir mal in einem Kaufhaus auf der Treppe eine junge Medizinstudentin in die Arme gefallen ist und ohnmächtig wurde. Ich war so perplex, dass ich im ersten Augenblick nicht wusste was ich machen sollte.
Erst eine weitere Passantin half mir auf die Sprünge ... flach hinlegen und Beine hoch.  So kam sie nach 2 Minuten wieder zu sich. Es stellte sich heraus sie war am Morgen Blut spenden und hatte seit dem nichts gegessen oder getrunken.
Am Ende war es sicher eine ähnliche Situation wie ein Lehrer in der Schule erleben würde. Man steht "hilflos" da von vielen Gaffern / in der Schule sind es Kinder umgeben und muss die Situation bewältigen und will dabei aber auch keinen Fehler machen...

Hätte mich einer vorher gefragt was man in so einer Situation machen muss, hätte ich alles nur so runter gebetet. Aber in der Situation selbst habe ich mich echt hilflos gefühlt. Von daher kann ich den Respekt bzw die Angst vor solchen Situation nachempfinden.
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Akina am November 02, 2007, 21:08
Hallo,

nach meinen Informationen sind die Eltern eines chronisch kranken Kindes verpflichtet, dies bei der Anmeldung ihres Kindes der Schule mitzuteilen.

Ausserdem müssen sie angeben, welche Maßnahmen im Notfall anzuwenden sind und die etwa notwendigen Medikamente den Kindern täglich mitgeben.

Wenn alle Lehrerinnen und Lehrer eines betroffenen Kindes über diese Notfallmaßnahmen informiert sind, wo ist das Problem ?

Man kann doch nicht ernsthaft erwarten, dass sich das Lehrpersonal mit allen chronischen Krankheiten auskennt und bei Komplikationen entsprechend richtig reagiert !

Hier sind die Eltern in der Pflicht und aus dieser Verantwortung darf man sie auch nicht entlassen.

"was wäre Schule schön, wenn da nicht die Kinder und Eltern wären !"
@ Andreas: Ironie
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Ludwig II am November 02, 2007, 22:43
Meine Tochter soll jetzt eine " Notfallspritze " beibringen. Gluckagon?
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Joerg Moeller am November 03, 2007, 01:54

Meine Tochter soll jetzt eine " Notfallspritze " beibringen. Gluckagon?


Ja. Im diabetischen Notfall (Diabetiker wird bewußtlos) würde ich immer Glukagon spritzen, nachdem ich 112 angerufen habe.

Noch besser wäre natürlich Glukose (denn Glukagon mobilisiert die ja erst, was naturgemäß länger dauert).
Das Problem ist aber, daß man Glukose nicht s.c. spritzen kann sondern nur i.v. und das erfordert eine fundierte medizinische Ausbildung. (Jeder der schonmal versucht hat eine kollabierte Vene zu punktieren weiß was ich meine)
Zudem wäre die Konzentration in einer Glucosespritze zu minimal, um etwas zu erreichen; die Glukose müsste infundiert werden. Man kann Glukose zwar sehr hoch konzentrieren, aber dann ist es nicht mehr für einen peripher-venösen Zugang geeignet sondern nur für einen zentral-venösen. (Und den kann erst recht nurein Profi legen)

Von Laien kommt dann oft die Frage: "Was aber ist, wenn der Diabetiker nicht bewußtlos geworden ist weil er zu tief, sondern weil er zu hoch ist?"
Die Antwort ist simpel: dann macht das bißchen mehr an Glukose den Kohl auch nicht mehr fett. Ist der BZ hingegen zu tief kann genau diese Menge reichen, das Bewußtsein wieder herzustellen.

Man sollte dann aber im Umgang mit Glukagon geschult sein. Das gibt es nicht als Fertigspritze, sondern nur mit zwei Komponenten: eine Fertigspritze mit Lösungsmittel (Aqua dest) und einem Fläschchen mit Glukagon in Pulverform: Vor der Injektion muß das Lösungsmittel in das Pulverfläschchen gespritzt werden, die Flasche ein bißchen bewegt werden damit es sich möglichst vollständig auflöst und dann wird wieder die Spritze aufgezogen und injiziert. Das dann allerdings subkutan und da ist es egal wohin.

Das würde ich den Lehrern, die die diese Notfallspritze fordern mal klarmachen, denn ich bin mir nicht so sicher, ob es denen bewußt ist. Für mich als Intensivpfleger wäre es absolut kein Problem in einem solchen Notfall die Ruhe zu bewahren und die Spritze zügig vorzubereiten und zu verabreichen. (Da hab ich schon ganz andere Notfälle gehabt)

Aber ob das auch ein Laie hinkriegt, der das erste Mal damit konfrontiert ist?

Ist schon ein paar Jahre her, da hab ich das mal im Freundeskreis mit einem abgelaufenen Set getestet. War natürlich nicht vergleichbar, denn es war ja kein echter Notfall, aber der Kollege hat ewig gebraucht die Spritze klarzumachen. Hat sich z.B. minutenlang damit aufgehalten die Luftblasen zu entfernen, was völlig unnötig ist.

Ich finde es gut, daß die Lehrer deiner Tochter überhaupt über einen Notfallplan nachdenken. Aber das sollte dann auch vernünftig ablaufen und nicht auf der bloßen Scheinsicherheit beruhen "Kann nix passieren, wir haben ja eine Spritze".
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Malou am November 03, 2007, 09:42

Ausserdem müssen sie angeben, welche Maßnahmen im Notfall anzuwenden sind und die etwa notwendigen Medikamente den Kindern täglich mitgeben.

Wenn alle Lehrerinnen und Lehrer eines betroffenen Kindes über diese Notfallmaßnahmen informiert sind, wo ist das Problem ?



Natürlich gibt es an dieser Stelle eher kein Problem. Traubenzucker bereitliegen zu haben, notfalls einen Krankenwagen zu rufen und bei Bewusstlosigkeit die stabile Seitenlage anzuwenden oder auch die Beine hochzulagern-je nach Art der Erkrankung und Situation halt... Dazu sollte jeder imstande sein. Alles andere wäre ja schon unterlassene Hilfeleistung.

Ich denke aber, dass Eltern chronisch kranker Kinder meistens schon etwas mehr erwarten. Zumindest würde es sie sicherlich sehr beruhigen und sehr freuen, wenn der Lehrer von sich aus Interesse und Kooperationsbereitschaft bekunden würde.

Wenn dein sechsjähriges Kind mit Diabetes ins erste Schuljahr kommt, würdest du dich sicher freuen, wenn der Lehrer nicht nur das BZ-Messen vor dem Schwimmunterricht dulden würde, sondern wenn er sich vielleicht auch noch davon überzeugen würde, dass das Kind auch tatsächlich gemessen hat und der Wert im grünen Bereich liegt. Mich als Mutter würde dies jedenfalls extrem beruhigen.  :super:

Aber man darf dieses Verhalten natürlich nicht als selbstverständlich erachten und einfordern. Da würde ich als Lehrerin auch erst einmal eine Abwehrhaltung einnehmen. :zwinker:
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: klausing am November 03, 2007, 10:12
Zitat
die Glukose müsste infundiert werden
was bedeutet infundiert  :staun:
Zitat
Hat sich z.B. minutenlang damit aufgehalten die Luftblasen zu entfernen, was völlig unnötig ist.
ich glaub das würde wohl 90% so gehen. Immerhin gab es ja genug Krimis wo die Leute gelernt haben, dass eine Luftblase einen Menschen töten kann  :kreisch: naja und diese entstehen halt wenn man beim auflösen schüttelt, was die meisten wohl in der Hektik machen würden.
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Joerg Moeller am November 03, 2007, 11:51

Zitat
die Glukose müsste infundiert werden
was bedeutet infundiert  :staun:


Infundiert = per Infusion gegeben.

Zitat
Zitat
Hat sich z.B. minutenlang damit aufgehalten die Luftblasen zu entfernen, was völlig unnötig ist.
ich glaub das würde wohl 90% so gehen. Immerhin gab es ja genug Krimis wo die Leute gelernt haben, dass eine Luftblase einen Menschen töten kann  :kreisch: naja und diese entstehen halt wenn man beim auflösen schüttelt, was die meisten wohl in der Hektik machen würden.


Das Schütteln ist schon okay. Besser wäre natürlich ein Rollen, aber mit Schütteln gehtes auch.

Man kann einen Menschen schon mit einer Luftinjektion killen, aber dann müsste es schon sehr viel Luft sein (IIRC ab 50ml aufwärts) und die müsste i.v. gegeben werden (Führt dann zur Luftembolie (http://de.wikipedia.org/wiki/Luftembolie))

s.c. wird die Luft ganz normal resorbiert und gut iss. Solche kleinen s.c. Luftansammlungen findet man in der Unfallchirurgie häufiger und die machen rein gar nix.
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Gela am November 03, 2007, 13:36


Gesetzlich vorgeschrieben sind  "Ersthelfer im Betrieb" http://www.vnr.de/vnr/recht/arbeitsrecht/praxistipp_14592.html  
Die Anzahl der vorgeschriebenen Ersthelfer
beträgt in Betrieben mit bis zu 20 anwesenden Beschäftigten mindestens 1 Ersthelfer!

     
Unter die anwesenden Beschäftigten fallen diejenigen, die sich zu den betrieblichen Arbeitszeiten am Arbeitsplatz befinden. Die Anzahl der Beschäftigten des Unternehmens insgesamt ist also nicht maßgeblich.


Wie sieht es damit aus? Der erste Ansprechpartner vor Ort bei Notfällen; wisst ihr, wer für derartige Maßnahmen euer Ansprechpartner ist?
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Malou am November 04, 2007, 16:10
Klar haben wir spezielle Ersthelfer. Außerdem zwei Sicherheitsbeauftragte.

Da sich jeder von uns aber auch mal mit seiner Klasse von der Schule entfernt, kann jeder mal in so eine Notsituation gelangen. Da kann man sich nicht auf Kollegen xy verlassen. Jeder sollte schon selbst wissen, was zu tun ist.

Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Llarian am November 04, 2007, 16:28

Außerdem zwei Sicherheitsbeauftragte.

An einer Grundschule? Was machen die denn bzw wofür sind sie da?

Grüße
Anja
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Gela am November 05, 2007, 11:44

 Jeder sollte schon selbst wissen, was zu tun ist.

Dann ist dir ja alles klar!
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Malou am November 05, 2007, 16:16


Außerdem zwei Sicherheitsbeauftragte.

An einer Grundschule? Was machen die denn bzw wofür sind sie da?



Sie halten ihre Augen und Ohren offen.

Werden die Brandschutzbestimmungen eingehalten? Sind die Fluchtwege und Notausgänge frei? Gibt es besondere Gefahren auf dem Schulgelände? Marode Bäume? Sind die Erste-Hilfe-Kästen gut ausgestattet? Sind die Sportgeräte in der Turnhalle in einwandfreiem Zustand? Fehlen irgendwo Schrauben oder sind welche locker? Ähm, ich meine jetzt nicht die der Lehrer und Schüler... :zwinker:

Außerdem hat jede Schule inzwischen einen Amokplan oder sie ist gerade dabei, einen solchen zu erstellen. Auch hier werden die Sicherheitsbeauftragten involviert. Ja, soweit ist es leider schon gekommen... :'(
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Matthias Widner am November 07, 2007, 10:28
Hi,

ich stehe auch ganz kurz vor meiner Lehrerkarriere, aber von Sicherheitsbeauftragten oder Erst-Helfer hab ich noch nie gehört, bzw. in der Schule etwas davon mitbekommen. Oder heißt das erste hier nur Hausmeister?

Diese Frage war jetzt nicht ironisch oder böse gemeint. Sondern ernst. In welchen BL bist du denn Grundschullehrer?
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Malou am November 07, 2007, 13:40



... aber von Sicherheitsbeauftragten oder Erst-Helfer hab ich noch nie gehört, bzw. in der Schule etwas davon mitbekommen. Oder heißt das erste hier nur Hausmeister?

Diese Frage war jetzt nicht ironisch oder böse gemeint. Sondern ernst. In welchen BL bist du denn Grundschullehrer?

Ich bin Lehrerin in NRW.

Der Hausmeister ist in der Regel Kraft seines Amtes Sicherheitsbeauftragter. Es muss aber mindestens noch einen Zweiten geben. An größeren Schulen vielleicht sogar noch mehr, das weiß ich nicht genau.

Erste-Hilfe ist so ein Thema. Die einen Lehrer machen in der Ausbildung (hier bei uns zumindest die Sportlehrer!) einen umfangreichen Kurs mit schriftlicher Prüfung. An manchen Schulen wird dann regelmäßig nachgeschult (interne Fortbildung) oder die Kollegen kümmern sich privat um Nachschulungen. Das hängt natürlich auch  ein wenig davon ab, wie sehr der Schulleiter,die Schulaufsicht oder auch die Sicherheitsbeauftragten da hinterher sind.
Titel: Re: Lehrer mit Insulinpumpe
Beitrag von: Matthias Widner am November 08, 2007, 09:36
Ehrlich gesagt, hab ich von einem 2. Sicherheitsbeauftragten bei meinen Praktika in MV noch nicht viel gesehen. Aber gut. Vielleicht ist das auch an mir vorbei gegangen. Was die medizinische Nachschulung angeht, waren meine polnischen Kollegen wirklich fit. Dort kannten sich sogar die Deutsch- und Englischlehrerin grundlegend mit Diabetes aus. ;)