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Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Memnoch am Oktober 21, 2007, 20:19

Titel: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 21, 2007, 20:19
Hallo!

Bevor ich zum Problem komme, kurz die Vorgeschichte:

Ich bin m, 36 Jahre, seit 1996 Morbus Addison, 1997 Schilddrüsenerkrankung, 2003 Diabetes mellitus Typ 1. Ebenfalls 2003 Schilddrüsenektomie nach thyreotoxischer Krise. Seit 2005 Pumpenträger (Minimed Paradigm 712). Ich spritze Humalog 100.

Bisher war das einzige Problem das ich eine unregelmäßige Restfunktion hatte, die im Laufe der Jahre weiter nachgelassen hat. Dennoch gab es unregelmäßige Schwankungen im Insulinbedarf um +/-10%.

In der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober kam es zu einer Entgleisung des Blutzuckers (der ersten überhaupt), die von mir nicht mehr beherrschbar war. Es fing mit recht unverdächtigen, aber unerklärlichen 240 mg/dL an. Ich habe die aber nicht runter bekommen. Korrekturfaktor ist normalerweise 30. Hab natürlich alles ausgetauscht, Katheter, Reservoir Insulin, etc. Nach vier verzweifelten Stunden und 37 gespritzen IE später war der BZ so bei 300, da habe ich dann einen Krankenwagen gerufen.

Im KH habe ich Altinsulin I.V. gekriegt, was den BZ kurzzeitig gesenkt hat. Es brauchte aber zwei Tage, bis er sich halbwegs stabilisiert hat. Allerdings war der Bedarf für die Basalrate nun plötzlich etwa 30% niedriger als vorher. Wenn ich die alten Profile verwendet habe, bin ich unterzuckert.

Was die mögliche Ursache angeht, war eine Entzündung an einer Zahnwurzel verdächtig, Auslöser zu sein, obwohl sie nur geringfügig und seit etwa 2 Wochen vorhanden war. Ich hätte dann in der Woche einen Termin beim Zahnarzt gehabt. Dann aber kam der Oberarzt. Der hat gesehen, das ich eine Pumpe habe, und da war der Fall für ihn klar: Pumpenfehler! Die Pumpe funktioniert aber einwandfrei! Dennoch: sobald die Krise aus seiner Sicht überstanden war, wurde ich am Freitag sehr kurzfristig aus der Klinik entlassen, mit der Bitte, mir schleunigst den Zahn ziehen zu lassen. Das habe ich am gleichen Nachmittag noch machen lassen. Der Zahn ist raus. Das Problem besteht weiter! Nun ist die Stelle etwas stärker entzündet als vorher, ich bekomme seit gestern Antibiotika.

Aber seither ist der Zucker gleich drei mal wieder entgleist, immer nach kleinen Mahlzeiten, trotz erhöhten BE-Faktoren, aber auch immer von sehr harmlosen Werten aus (160 mg/dL) nach 90 Minuten! (Keto ++/+++) Und man kriegt ihn nur mit sehr viel Insulin wieder runter (Korrekturfaktor jetzt etwa 10 oder sogar weniger). Die BE-Faktoren sind im Gegensatz zur Basalrate deutlich gestiegen. Statt Faktor 2 muß ich mit Faktor 3 rechnen. Das paßt doch alles nicht zusammen! Basal runter, sonst UZ, BE-Faktoren rauf, sonst sofort Keto!

Selbst wenn es gerade halbwegs läuft, messe ich mindestens alle 2 Stunden, auch nachts. Bei Problemen noch häufiger. Von den drei Entgleisungen, die ich diesmal selber in den Griff gekriegt habe, mal abgesehen, waren die Werte mit gesenktem Basal (20 statt 32 IE/d) sehr gut (100 - 120 mg/dL).

Hilfe kann ich vom KH nicht mehr erwarten, und ich schlage mich damit schon das ganze WE durch! Ich bin langsam echt verzweifelt! Hat irgendwer eine Idee, was da los ist? Ich traue mich ja kaum noch zu schlafen oder zu essen!  

     
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: brain am Oktober 21, 2007, 20:38
Helfen kann ich dir da jetzt nicht. Aber ein Tipp, geh damit doch mal zu deinem Diabetologen.

Was mich nur sehr wundert ist, dass du nach dem Essen eine Keto bekommst. Ich dachte eigentlich, dass die nur auftritt, wenn man längere Zeit zu wenig Insulin bzw. kein Insulin hat. Höhere Werte nach dem Essen kommen bei mir auch mal vor, das hat aber nie zu einem positiven Acetonwert geführt. Ist das irgendwie erklärbar oder passt das einfach zu deinem derzeitigen Problem?
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 21, 2007, 20:46
Das finde ich auch ungewöhnlich. Vielleicht muß ich die Geschichte noch etwas präzisieren: Als die erste Krise im KH zumindest scheinbar überstanden war, hatte ich mehrfach hohe Werte, aber nie eine Keto, ich konnte das ganz normal runter spritzen. Seit der Zahn aber raus ist (und die Entzündung etwas schlimmer - vorausgesetzt, dies ist wirklich die Ursache), geht es ganz drunter und drüber! Da reicht der allerkleinste Fehler beim Bolus, und schon bei recht harmlosen Werten wie 160 mg/dL bin ich in der Keto! Und die gehen auch nur mit viel Insulin wieder runter. Aber es fällt schon auf das sich der BZ seit dem Ziehen anders verhält (schlimmer). Diese drei Ketos habe ich aber im gegensatz zur ersten noch selber wieder in den Griff bekommen. Sie kommen schnell, sind aber mit reichlich Insulin wieder beherrschbar. Bis jetzt wenigstens.

Zum Diab gehe ich gleich morgen früh! Ist klar. Der war Freitags nicht mehr da. Noch 12 Stunden......oh Gott! 
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: klausing am Oktober 21, 2007, 20:58
Hast Du die Schilddrüse noch einmal überprüfen lassen? Die kann ja ganze Kreisläufe durcheinanderbringen. Das kann sich dann auf alles mögliche auswirken.
Ist denn die Restproduktion Deiner Bauchspeicheldrüse ganz dahin oder kommt da von Zeit zu Zeit noch was?
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 21, 2007, 21:04
Wie ich geschrieben habe ist die SD seit 2003 ganz raus. Was die Restproduktion angeht: keine Ahnung! Im Laufe der 4 Jahre ist der Basalbedarf auf 29-32 IE gestiegen. Viel Restfunktion wird da wohl nicht mehr sein. Denke ich. Bin 1,84 m, 86 kg.
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: anja am Oktober 21, 2007, 23:27
Hallo Memnoch,

erst mal aus Neugier vorweg: wie sieht denn bei M. Addison Deine BR aus? Wenn das Cortison fehlt, dürften ja nur noch Wachstumsfaktoren bei Dir für tageszeitliche Schwankungen in der Insulinempfindlichkeit wirken...

Zu Deinem Problem: Was Du beschreibst, klingt nach einer Lipolyse. Normale Werte "explodieren" nach einer Mahlzeit und die normalen Korrekturfaktoren reichen trotz einwandfreier funktionierender Technik (Pumpe, Katheter etc) nicht aus, den BZ zu normalisieren.
Nachlesen kannst Du das unter http://www.chrostek.de/wb/pages/startseite/diabetesdorf/curriculum/lipolyse.php
Theoretischer Hintergrund: Durch einen relativen Insulinmangel (in Deinem Fall vermutlich bedingt durch die Entzündung) wurde die Lipolyse nicht ausreichend gebremst (normalerweise Aufgabe der BR). Durch die Lipolyse entstehen freie Fettsäuren, die zu einer zunehmenden Insulinresistenz führen: die normale Insulinmenge reicht nicht aus, was sich insbsondere dann bemerkbar macht, wenn man mehr Insulin braucht: bei Mahlzeiten und Korrekturen.
Der weg daraus: Mehr Insulin, bis die Lipolyseresistenz überwunden ist. Der Arzt, dessen Konzept in dem Link oben dargestellt wir, nennt das Konzept zur Überwindung der Lipolyse Schema B und das Abbruchkriterium sind zwei aufeinanderfolgende Hypos. Also auch weitermachen, wenn die Werte schon wieder normal sind, weil die Resistenz dann noch nicht überwunden ist.
Das ganze sollte mit Deinem Arzt/Diabetologen abgesprochen werden, bevor Du aktiv wirst und es sollten verschiedene Sicheitsmaßnahmen ergriffen werden: keine/wenig Autofahrten, Sicherung für die Nacht, am besten jemanden haben (PartnerIn) zum Aufpassen...

Grüße
Anja
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 22, 2007, 00:02
Also das klingt hochinteressant! Zumindest habe ich jetzt die Hoffnung, das mein Fall doch nicht ganz so skurill ist wie ich zuerst dachte! Zwar weiß ich noch nicht wie sich das mit dem gesunkenen Basal-Insulinbedarf verträgt, aber dafür findet sich sicher ebenfalls eine Erklärung! Übrigens scheint es gegenwärtig deutlich schwerer zu sein als normal, überhaupt eine UZ zu kriegen. Insulindosen, mit denen ich mich normalerweise gnadenlos abschießen würde, führen zwar zu niedrigem BZ (so 60-75), aber die UZ bleibt aus oder verläuft mild. War in den Tagen seit dem Ziehen nur einmal nachts auf 43 mg/dL (während des zweistündigens messens bemerkt).

Was meinst du mit "BR" bei Addison? Nebenbei, subjektiv ist die Entzündung nicht schlimm, aber offenbar ist seit dem Ziehen der Cortisonbedarf deutlich gestiegen. Nehme zur Zeit 50mg morgens und 30 mg abends. War heute morgen und am frühen Nachmittag trotzdem total k.o.!  
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: anja am Oktober 22, 2007, 00:24
Was meinst du mit "BR" bei Addison? Nebenbei, subjektiv ist die Entzündung nicht schlimm, aber offenbar ist seit dem Ziehen der Cortisonbedarf deutlich gestiegen. Nehme zur Zeit 50mg morgens und 30 mg abends. War heute morgen und am frühen Nachmittag trotzdem total k.o.!  

Ich meinte die Basalrate bei jemanden mit M. Addison. Normalerweise wird der tageszeitliche Verlauf der Insulinempfindlichkeit u.a. durch Cortison bestimmt, was in Deinem Fall wegfällt. Ich als Nebennieren-gesunde habe in meiner Basalrate morgens einen Buckel von Cortison und Wachstumshormonen und nachmittags einen von Wachstumshormonen wie in
(http://www.disetronic.com/images/diabetes/abb_4_7.gif)
Deine Basalrate müßte also deutlich flacher sein.

Gr[-e
Anja
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 22, 2007, 01:09
Da hast du allerdings recht. Nur hatte ich das nicht mit MA in Verbindung gebracht!

Ich zeig dir mal mein sehr simpel gestricktes Profil:

00.00  1.10 U/h
08.00  1.50 U/h
22.00  1.40 U/h

Das war's! Und das funzt! Also normalerweise!
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Adrian am Oktober 22, 2007, 01:49

Da hast du allerdings recht. Nur hatte ich das nicht mit MA in Verbindung gebracht!

Ich zeig dir mal mein sehr simpel gestricktes Profil:

00.00  1.10 U/h
08.00  1.50 U/h
22.00  1.40 U/h

Das war's! Und das funzt! Also normalerweise!


Hm, dürfte ich fragen, ob Deine Nebenniere nicht nur kein/wenig Cortisol, sondern auch kein Aldosteron ausschüttest?

LG|Adrian
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 22, 2007, 09:13
Kein Aldosteron, nein! Ich nehme dafür Astonin H.

Um auf die Sache mit der Lipolyse zurück zu kommen:

Gestern habe ich nochmal ein wenig gegessen und reichlich gepritzt. Nach 1 Stunde war ich auf 70 mg/dL. Nur hatte ich diesmal statt des 20er Profils das 32er drin, und jetzt wollte ich es auch mal drauf ankommen lassen! Normalerweise würde ich jetzt Traubenzucker nehmen um nicht zu unterzuckern. Diesmal aber habe ich gar nichts gemacht! Und tatsächlich: er blieb bei 70 mg/dL! Er ging weder höher noch tiefer. Ich habe das Profil gelassen über Nacht, und es blieb soweit stabil, die befürchtete Unterzuckerung blieb aus. Gegen Morgen fing er aber langsam an geringfügig zu steigen, auf 86 mg/dL, trotz der erhöhten Zufuhr. Heute Nachmittag muß ich zum Diab. Ich habe das Gefühl das ich mich mit der Erhöhung des Basalinsulins selber in eine Ecke treibe!

Was ganz anderes: im KH ist mir eine gewisse offene Feindseligkeit einiger Ärzte gegenüber Insulinpumpen aufgefallen! Sobald die mitbekommen haben das ich eine Pumpe trage, wurden alle weitergehenden Untersuchungen zur Ursachenforschung abgeblasen, denn der Fall wäre ja klar! Als ich auf die enorme Menge Insulin hingewiesen habe, die während der Entgleisung wirkungslos verpufft sind, hieß es nur lapidar: "Ach, da war Luft im Katheter!" Klar, sicher doch! Und überhaupt wäre die Krise ja nur duch eine schwache Batterie ausgelöst worden. Denn zwei Tage später hat die Pumpe eine schwache Batterie gemeldet. Na bitte, haben wir es doch! Von dem stark veränderten Verhalten des BZ wollten die dann gar nichts hören, sondern die setzen mich amn WE einfach an die frische Luft, denn der BZ ist ja wieder stabil. Hatte dann am gleichen Abend die erste Keto.

Ich sitze schon die ganze Zeit auf gepackten Taschen.      
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 22, 2007, 09:55

Zufuhr. Heute Nachmittag muß ich zum Diab. Ich habe das Gefühl das ich mich mit der Erhöhung des Basalinsulins selber in eine Ecke treibe!


Nutz mal die Lesetips von Anja. Da wirst du dann feststellen, daß man eine Lipolyse konsequent ausbehandeln muss, sonst kan sich das über Wochen hinziehen.

Zitat
Was ganz anderes: im KH ist mir eine gewisse offene Feindseligkeit einiger Ärzte gegenüber Insulinpumpen aufgefallen! Sobald die mitbekommen haben das ich eine Pumpe trage, wurden alle weitergehenden Untersuchungen zur Ursachenforschung abgeblasen, denn der Fall wäre ja klar!


Ja, ist mir auch aufgefallen. Die haben doch was an der Waffel :balla:
Ich würde dieses KH auf meine schwarze Liste setzen.

Wenn es die Pumpe gewesen wäre hätten sie dich mit Insulin i.v. innerhalb von ein paar Stunden wieder sauber runterholen können. Ich weiß das, ich habe selber schon Patienten auf der Intensiv mit Insulin i.v. behandelt und die lagen am Ende meiner Schicht immer brav bei 120
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 22, 2007, 11:04
Hallo Jörg!

Ja das mit den Lesetipp ist klar! Aufgrunddessen habe ich schon das Basal wieder von 20 auf 32 erhöht (BZ niedrig, aber überraschenderweise keine Hypo). Interessant! Das wäre normalerweise recipe for disaster.

Meinen Kommentar muß ich zum besseren Verständnis mal präzisieren: ich habe mir mal die Woche vor der Entgleisung in Diabass nochmal angeschaut. Da bin ich mehrmals auf 220-240 hochgeschossen (die Kurve sieht interessant aus!), ohne das ich dafür eine Erklärung finden konnte. Trotz das ich schon das höchste Basalprofil laufen hatte sieht man am Kurvenverlauf richtig das ich den BZ immer runter drücken mußte. Ich konnte mir darauf aber keinen Reim machen (wohl mangels Erfahrung und Verwöhnung durch Restfunktion). Meine Reaktion war aber, das Insulin immer weiter zu erhöhen (wie ich jetzt weiß, nicht einmal annährend genug). Trotzdem stieg Zucker immer weiter. Nicht plötzlich oder so. Das war einfach ein höheres BZ-Niveau, aber nicht dramatisch. Mein Kommentar bezog sich darauf das sich trotz Erhöhung des Insulins die Lage (von mir zunächst weitgehend unbemerkt) verschlimmert hat. Als ich also letzte Nacht das basal von 20 zurück auf 30 gestellt habe, bin ich wider Erwarten nicht unterzuckert, sondern der BZ blieb stabil niedrig, stieg dann sogar leicht an, was mich dann zu der Befürchtung verleitet hat, ich würde das Problem damit nicht verbessern, sondern verschärfen. Aber irgendwie bin ich auch ein bißchen hysterisch, das gebe ich zu. Nach zwei Addison-Krisen (eine bei Erstdiagnose, eine durch Lebensmittelvergiftung), einer Sepsis (bei MA Erstdiagnose durch Katheter) und einer thyreotoxischen Krise sollte man meinen, das ich nicht mehr so weinerlich wäre. Aber es ist halt so. Bin halt ein Kerl! ;)

Also was mich an dieser ganzen Geschichte aber wirklich extrem nervös macht ist vor allem das so rasend schnell hochschiessende Keton, und das schon bei völlig unverdächtigen Werten. +++ bei 160 mg/dL innerhalb einer Stunde ist ja wohl nicht ganz normal. Wenn es hier nur um einen gestiegenen Insulinbedarf ginge, wäre die Geschichte ja relativ harmlos und beherrschbar. Aber das Keton beeindruckt mich dann doch!          
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: anja am Oktober 22, 2007, 12:54
Hallo Memnoch,

das mit dem Keton bei "unverdächtigen" Werten ist vergleichsweise normal. Ketone bedeuten immer Insulinmangel und Ketone bei vergleichsweise niedrigen (aber dennoch überhöhten) Werten bedeuten, daß die basale Insulinversorgung drastisch gestört ist. Umgekehrt kann man auch Werte von >600 mg/dl haben ohne Ketone, wenn die Basalversorung paßt und der hohe Wert durch excessive Kohlenhydrataufnahme (z.B. drei Berliner ohne Bolus) stattgefunden hat.
Zuersteinmal brauchst Du einen vernünftigen arzt und da würde ich mal Dein bisheriges Krankenhaus ganz weit hinten auf die Liste setzen. Der Arzt (Diabetologe) sollte auch auf Deine besondere Situation mit Nebenniere und Schilddrüse eingehen können. Auch, daß Dir der Zusammenhang mit dem Cortison nicht bekannt war, bedeutet für mich, daß da die Schulungen bisher nicht so gelaufen sind, wie sie es hätten sollen.
Dein erhöhter Bedarf an Cortison wird durch die Entzündung kommen, dafür ist Cortison im Körper da und bewirkt auch bei anderen ein Chaos im BZ bei Erkrankungen.
Zum Astonin: Hallo Kollege *wink* Ich habe eine gestörte Kreislaufregulation und deswegen auch eine Weile Astonin genommen. Derzeit gehts allerdings ohne. Wie ist das bei Dir?

Und, zu guter letzt: Deine Sorgen um den erhöhten Insulinbedarf sind nicht ganz unbegründet, aber auch kein Grund zur Panik. Bei dem Link, den ich Dir gegeben hatte, gibt es in der Navigation auch einen Abschnitt zu up/down-Regulation. Du wirst Dich gerade in eine Down-Regulation befördern. Das ist aber eine Sache, die man hinterher, wenn sich der Rest des Stoffwechsels wieder eingependelt hat, angehen sollte.
Was Deine Hysterie betrifft: Mach Dir nicht zuviele Sorgen, das wird schon. Ich hoffe, wir konnten Dir ein wenig vermitteln, daß das nicht alles nur ein unergründliches Chaos ist. Aber in einem Forum darf Dir niemand Therapieanweisungen geben oder Diagnosen stellen, Das muß ein Arzt. Und da brauchst Du jetzt einen vernünftigen.
Wenn Du den Kopf wieder einigermaßen frei hast, wäre vielleicht auch eine intensivere Schulung nicht schlecht. Wenn Du ein wenig durchs Forum stöberst, wirst Du öfters auf den Namen Teupe stoßen. Dr. Teupe ist Diabetolgoe in Althausen (bei Bad Mergentheim), die Inhalte auf der verlinkten Seite stammen aus seiner Schulung. Vielleicht wäre das etwas für Dich. Und bevor Du jetzt sagst, daß das ja gar nicht in Deiner Nähe ist: Ich bin vor zwei Jahren aus Lübeck angereist und habe es nicht bereut.

Grüße
Anja
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 22, 2007, 18:10
Hallo Anja!

Also als allererstes mal herzlichen Dank für die Mühe! Du hast mir bereits sehr geholfen! Da ist mir übrigens in der ganzen Aufregung gar nicht aufgefallen das ich hier immer noch ausschließlich mit meinem Nick unterwegs bin! Ich bitte diese Unhöflichkeit zu entschuldigen! Ich bin Nico, und ich bin der Moderator vom Morbus Addison-Forum! http://www.morbus-addison.de/ Wie du ganz richtig erkannt hast, habe ich selbst bei MA noch einige eklatante Wissenslücken. Das liegt zum einen natürlich daran, das MA nicht annährend so gut erforscht ist wie Diabetes, vor allem aber liegt es daran das man gezwungen ist sich alles irgendwie selber anzueignen. Ich bin ja immer sehr bemüht den Mitpatienten so gut es eben geht zu helfen. Aber der allgemeine Wissenstand ist nicht so hoch wie ich es gerne hätte. Darum ist auch leider die Qualität der Hilfestellung nicht annährend so gut wie es hier der Fall ist. Darum sauge ich natürlich jede Information über MA auf wie ein Schwamm!

Zitat
das mit dem Keton bei "unverdächtigen" Werten ist vergleichsweise normal. Ketone bedeuten immer Insulinmangel und Ketone bei vergleichsweise niedrigen (aber dennoch überhöhten) Werten bedeuten, daß die basale Insulinversorgung drastisch gestört ist. Umgekehrt kann man auch Werte von >600 mg/dl haben ohne Ketone, wenn die Basalversorung paßt und der hohe Wert durch excessive Kohlenhydrataufnahme (z.B. drei Berliner ohne Bolus) stattgefunden hat.


Das ist alles sowieso alles ganz seltsam im Moment! Bis gestern, als ich auf 20 IE/d eingestellt war, hatte ich so 100-120 mg/dL nüchtern, aber bei Mahlzeiten geriet alles außer Rand und Band. Jetzt wo ich es auf 32 IE/d gestellt habe (wie gesagt meine normale Dosis), pendelt sich der BZ nach wie vor bei 70 mg/dL ein (und steigt eventuell etwas). Ich hätte die Basalrate gerne noch etwas höher, aber dafür ist wohl kein Spielraum mehr da! Der Diab hätte sie am liebsten sogar etwas gesenkt. Ich hatte vorhin ohnehin echte Schwierigkeiten, den Diab davon zu überzeugen, das es hier wirklich um eine Resistenz geht! Eine große Hilfe war er aber ehrlich gesagt auch nicht. Meinte, BZ mit normaler Menge erniedrigt und BE-Faktoren 50% erhöht wäre noch recht zahm. Ich sollte so weiter machen wie bisher, dann müßte das sich bald normalisieren. Und zum Keton meinte er nur: "Ach, das kann alle möglichen Gründe haben!". Dumm nur das es gegenwärtig zusammen mit dem BZ nur nach Mahlzeiten ansteigt (wenn zuwenig Insulin gespritzt oder Basal zu niedrig). Hat mir auch irgendein Mittel gegen Insulinresistenz aufgeschrieben. Weiß den Namen grad nicht, muß warten bis die Apotheke liefert. Mehr als "Sie machen das schon!" und 50 (!!!) Teststreifen extra hatte er auch nicht mehr beizutragen. Das heißt, doch! Er hat mir erzählt das der Oberarzt der Diabetologie des KH gar keine Zulassung als Diabetologe hätte (allerdings hat dieser auch nicht explizit behauptet, einer zu sein! Er tut halt nur so.). Und das er in der Tat dafür bekannt sei, eine tiefgehende Abneigung gegen Insulinpumpen zu haben. Weil er damit nicht klar käme.

Aber wenn du mal eine richtige Horrorstory lesen willst, dann schau dir mal meinen Bericht an, den ich unter anderem hier gepostet habe (scroll runter zu meinem zweiten Beitrag):

http://tinyurl.com/257g7c

 
Zitat
Zuersteinmal brauchst Du einen vernünftigen arzt und da würde ich mal Dein bisheriges Krankenhaus ganz weit hinten auf die Liste setzen. Der Arzt (Diabetologe) sollte auch auf Deine besondere Situation mit Nebenniere und Schilddrüse eingehen können. Auch, daß Dir der Zusammenhang mit dem Cortison nicht bekannt war, bedeutet für mich, daß da die Schulungen bisher nicht so gelaufen sind, wie sie es hätten sollen.


Nun, der Zusammenhang mit dem Basalspiegel war mir in der Tat nicht bekannt. Allerdings wußte ich wohl das MA ganz klar unter gewissen Umständen ein Störfaktor bei Diabetes sein kann, insbesondere bei verändertem Cortisonbedarf. Ich weiß sogar, daß das bloße Vorhandensein von MA eine Indikation für eine Insulinpumpe ist, und diese dann von der Kasse anstandslos bewilligt wird.

Ansonsten hast du recht! Meine Schulung war tatsächlich sehr oberflächlich. Ich habe mir vieles selbst beigebracht, und auch die Einstellung habe ich alleine gemacht. Der Diab war übrigens ehrlich beeindruckt, wie ich das auch in der akuten Krise gemanagt habe. Ich meinte, mir wäre ja auch gar nichts anderes übrig geblieben, wenn ich mich im KH selbst behandeln mußte, während das Personal deswegen verschnupft reagiert hat, und der Oberarzt rumgemotzt hat, es könne ja nichts werden, wenn ich ständig "wild an der Pumpe rumschraube"! Neid! LOL!  

Zitat
Dein erhöhter Bedarf an Cortison wird durch die Entzündung kommen, dafür ist Cortison im Körper da und bewirkt auch bei anderen ein Chaos im BZ bei Erkrankungen.


Jo! Solange ich im KH war, hatte ich keine Probleme mit Keton und runterspritzen, selbst als ich mal bei 266 gelandet bin.  :-\ Das Cortison ist sonst auf schlappe 15 mg eingestellt, im KH mußte ich auf normale 30 mg hoch. Das hat gereicht. Sonst war ich zu schlapp. Erst nach der Entlassung und nach dem Ziehen ist der Cortisonbedarf deutlich gestiegen. Aber ehrlich gesagt sehe ich noch nicht, wie das dazu führen soll, das der BZ bei normalem Basal sinkt (das war auch schon VOR der Erhöhung so!), und bei gesenktem Basal mit normalen BZ dieser nach der Mahlzeit leicht entgleist! Cortison müßte eigentlich, ganz rein theoretisch,  insgesamt eine gewisse Erhöhung im Bedarf erwirken. Rätsel über Rätsel.  :gruebeln:

Zitat
Zum Astonin: Hallo Kollege *wink* Ich habe eine gestörte Kreislaufregulation und deswegen auch eine Weile Astonin genommen. Derzeit gehts allerdings ohne. Wie ist das bei Dir?


Bei mir ist es natürlich ein Totalausfall des Aldosterons, daher ist eine lebenslange Substitution notwendig. Ist aber eigentlich recht unproblematisch. Im Sommer 50% hoch muß aber schon sein.


Zitat
Und, zu guter letzt: Deine Sorgen um den erhöhten Insulinbedarf sind nicht ganz unbegründet, aber auch kein Grund zur Panik. Bei dem Link, den ich Dir gegeben hatte, gibt es in der Navigation auch einen Abschnitt zu up/down-Regulation. Du wirst Dich gerade in eine Down-Regulation befördern. Das ist aber eine Sache, die man hinterher, wenn sich der Rest des Stoffwechsels wieder eingependelt hat, angehen sollte.
Was Deine Hysterie betrifft: Mach Dir nicht zuviele Sorgen, das wird schon. Ich hoffe, wir konnten Dir ein wenig vermitteln, daß das nicht alles nur ein unergründliches Chaos ist. Aber in einem Forum darf Dir niemand Therapieanweisungen geben oder Diagnosen stellen, Das muß ein Arzt. Und da brauchst Du jetzt einen vernünftigen.
Wenn Du den Kopf wieder einigermaßen frei hast, wäre vielleicht auch eine intensivere Schulung nicht schlecht. Wenn Du ein wenig durchs Forum stöberst, wirst Du öfters auf den Namen Teupe stoßen. Dr. Teupe ist Diabetolgoe in Althausen (bei Bad Mergentheim), die Inhalte auf der verlinkten Seite stammen aus seiner Schulung. Vielleicht wäre das etwas für Dich. Und bevor Du jetzt sagst, daß das ja gar nicht in Deiner Nähe ist: Ich bin vor zwei Jahren aus Lübeck angereist und habe es nicht bereut.


Du hast völlig recht, das wäre sicher sehr sinnvoll! Von Teupe habe ich gehört, bin auch keineswegs abgeneigt. Vorausgesetzt, die wissen da etwas über die mysteriösen Zusammenhänge und Wechselwirkungen von Diabetes und MA. Das Problem sind auch nicht so sehr die 400 km von Braunschweig nach..... wo ist das eigentlich? Franken? Das Problem sind 100% Erwerbsminderung und Grusi! Da ist es mit der Mobilität nicht weit her!  


 
       
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joa am Oktober 23, 2007, 00:20
Moin Nico,


Das Cortison ist sonst auf schlappe 15 mg eingestellt, im KH mußte ich auf normale 30 mg hoch. Das hat gereicht. Sonst war ich zu schlapp. Erst nach der Entlassung und nach dem Ziehen ist der Cortisonbedarf deutlich gestiegen. Aber ehrlich gesagt sehe ich noch nicht, wie das dazu führen soll, das der BZ bei normalem Basal sinkt (das war auch schon VOR der Erhöhung so!), und bei gesenktem Basal mit normalen BZ dieser nach der Mahlzeit leicht entgleist!

Vielleicht spielt da deine eigene Restproduktion an Insulin noch eine Rolle?
Damit meine ich, ein Erklärungsversuch mag darin bestehen, dass die Eigenproduktion leichte Basalschwächen noch puffern kann, aber größeren prandialen Insulinbedarf (Bolus) Bolusbedarf nicht mehr gebacken bekommt? (ggf. zu verifizieren am C-Peptid?)
Zitat

Cortison müßte eigentlich, ganz rein theoretisch,  insgesamt eine gewisse Erhöhung im Bedarf erwirken. Rätsel über Rätsel.  :gruebeln:

Kortison wird wohl auch, ganz praktisch, eine Bedarfserhöhung in der Insulinversorgung bewirken.
Siehe z.B. http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/default.aspx?sid=375041
Die Angaben dort entsprechen auch meinen Notizen aus Althausen (Teupe).

Na ja, bei Dir spielt eine Mehrzahl von Faktoren mit, die natürlich immer zu der Frage führen, ob spontane Ideen denn wirklich sachdienlich sein können.
Jedenfalls finde ich es schon mal toll, dass Anjas Gedanken Dir zur Entwicklung besserer Handlungsstrategieen helfen konnten.

Und, btw. bemerkt, finde ich es schon sehr beeindruckend, wie Du Dich da selber durchbeisst.  :respekt2:

Zitat

[Teupe] ...Vorausgesetzt, die wissen da etwas über die mysteriösen Zusammenhänge und Wechselwirkungen von Diabetes und MA.

Das nehme ich schon an.  :ja:
Aber kannst Du auch selber ergründen, indem Du bei Ihm mal telefonisch anfragst.
Zitat

... wo ist das eigentlich? Franken?

Schwaben. Etwas südlich von Würzburg.
Zitat

Das Problem sind 100% Erwerbsminderung und Grusi! Da ist es mit der Mobilität nicht weit her!  

Der finanziellen Mobilität? Grusi=Grundsicherung?

Na ja, ein anderes Problem ist dann auch noch die Übernahme der Kosten durch die KK.
Die übernehmen zwar den letzten Schwachfug ohne mit der Wimper zu zucken, wenn er dem System entspricht (siehe Deine Schilderung).
Liegt aber was Sinniges außerhalb des genormten Systems, wird es heutzutage richtig schwierig.  :mauer:

Gruß
Joa
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Adrian am Oktober 23, 2007, 01:03


Zitat
Zum Astonin: Hallo Kollege *wink* Ich habe eine gestörte Kreislaufregulation und deswegen auch eine Weile Astonin genommen. Derzeit gehts allerdings ohne. Wie ist das bei Dir?


Bei mir ist es natürlich ein Totalausfall des Aldosterons, daher ist eine lebenslange Substitution notwendig. Ist aber eigentlich recht unproblematisch. Im Sommer 50% hoch muß aber schon sein.

Und das sollte eigentlich auch den Insulinbedarf erhöhen?!
Du bräuchtest also eine Basalrate, die an Deine Aldosteron und Cortiso(l|n) - Tabletten angepasst ist, und auch deren Wirkmaxima etc. berücksichtigt.
Zitat

Du hast völlig recht, das wäre sicher sehr sinnvoll! Von Teupe habe ich gehört, bin auch keineswegs abgeneigt. Vorausgesetzt, die wissen da etwas über die mysteriösen Zusammenhänge und Wechselwirkungen von Diabetes und MA. Das Problem sind auch nicht so sehr die 400 km von Braunschweig nach..... wo ist das eigentlich? Franken?


Nee, in Badenwürtenberg, aber in der Nähe.
Soweit ich weiß, betreut er auch MA-Patienten, aber um sicher zu gehen: einfach mal anrufen!

LG|Adrian
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 23, 2007, 15:05
Ich pflichte den anderen da bei: Hut ab, wie du das bis jetzt gemanaged hast :super:

Aber jetzt wäre wirklich langsam die Zeit für ein bißchen Unterstützung durch einen Diabetologen, der sich auch mit Cortison und dessen Einflüßen auf den Bz auskennt.
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 24, 2007, 15:27
Okay, Zeit, mal Bericht zu erstatten! Also ich zeige wirklich Nerven, das ist sicher. Bin aber, das zu meiner Verteidigung, seit vielen Jahren von Depressionen und Ängsten geplagt. Vorgestern wollte ich noch ein Rezept bei meiner Hausärztin rausholen, da hat die mich gleich zu einer Grippeimpfung verdonnert, obwohl (sie sagte "weil") ich derzeit mit abklingender Kieferentzündung, Antibiotika und BZ-Kapriolen zu kämpfen habe. Gestern war ich auch prompt total platt und hatte erhöhte Temperatur über 38°. Taktisch klug war das wohl nicht.

Der BZ hat sich aber wieder ein wenig normalisiert. Oder so dachte ich zumindest. Habe das Abendessen erstmalig ohne zusätzliches Insulin zu den BE-Faktoren gespritzt, und danach Katheter und Reservoir gewechselt. BZ ging nach 2 Stunden auf (scheinbar gute) 140 runter. Allerdings blieb er dann auch da, und ließ sich auch mit noch so viel Insulin nicht dazu überreden, weiter runter zu gehen (Keton negativ). Das hat bei mir natürlich sofort wieder einen hysterischen Anfall ausgelöst. Um es kurz zu machen: war offensichtlich ein Problem mit dem Katheter, denn etwa 2 Stunden nachdem ich ihn erneut gewechselt hatte war wieder alles normal (war aber auch ein grausamer Zufall!). Okay, war dann ne Hypo (ja, das geht inzwischen wieder!). Aber die Richtung stimmte schonmal.

Mein Bauch sieht aber auch aus wie ein Dartboard! Irgendwie ist es seit MA mit der Wundheilung nicht weit her. Verhärtungen konnte ich aber keine entdecken. Nur ganz viele rote Punkte von den Einstichstellen. Auch das Basal mußte inzwischen von 32 auf 29 runter, sonst Hypo. Aber ich traue dem Frieden noch lange nicht! Und es wird noch länger dauern, bis ich wieder ruhiger werde. Und vermutlich wird es ewig dauern, bis ich mich wieder an eine Pizza rantraue.

@Joa:

Zitat
Vielleicht spielt da deine eigene Restproduktion an Insulin noch eine Rolle?
Damit meine ich, ein Erklärungsversuch mag darin bestehen, dass die Eigenproduktion leichte Basalschwächen noch puffern kann, aber größeren prandialen Insulinbedarf (Bolus) Bolusbedarf nicht mehr gebacken bekommt? (ggf. zu verifizieren am C-Peptid?)


Ja, das klingt zumindest absolut plausibel! Aber ich glaube nicht das sich da schonmal wer bei mir drum gekümmert hat. Bislang war das Vorhandensein der Restfunktion ja auch offensichtlich. Ob das jetzt bei 29-32 IE Basal auch noch so ist, müßte mal genauer erforscht werden.

Zitat
Kortison wird wohl auch, ganz praktisch, eine Bedarfserhöhung in der Insulinversorgung bewirken.
Siehe z.B. http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/default.aspx?sid=375041
Die Angaben dort entsprechen auch meinen Notizen aus Althausen (Teupe).


Das ist interessant! Bei mir sind die Dosen aber sehr viel kleiner, selbst mit Mehrbedarf kratze ich gerade mal am untersten Rand der auf dieser Seite aufgeführten Mengen! Weiterhin ist es ja Substitution, also zumindest theoretisch dürfte nur der Überhang, also die Differenz zwischen eingenommener Menge und tatsächlichem Bedarf relevant sein. Wie gesagt: theoretisch!  

Zitat
Und, btw. bemerkt, finde ich es schon sehr beeindruckend, wie Du Dich da selber durchbeisst.


Vielen Dank! Vielleicht ist die Angst ja manchmal auch zu was nütze, denn dadurch bin ich hoch motiviert! Aber abgesehen davon bin ich ja schon durch MA ans "durchbeissen" gewöhnt! :)

Zitat
Der finanziellen Mobilität? Grusi=Grundsicherung?


Ja, ist Grundsicherung und finanzielle Mobilität.



@Adrian:

Zitat
Und das sollte eigentlich auch den Insulinbedarf erhöhen?!
Du bräuchtest also eine Basalrate, die an Deine Aldosteron und Cortiso(l|n) - Tabletten angepasst ist, und auch deren Wirkmaxima etc. berücksichtigt.


Also bisher habe ich den Eindruck das diese Einnahmezeiten und kleine Dosisänderungen irgendwie im Hintergrundrauschen untergehen. Bevor ich die akuten Probleme hatte konnte ich keinen Einfluß auf den BZ feststellen, bzw. eindeutig darauf zurück führen.

@Jörg:

Zitat
Ich pflichte den anderen da bei: Hut ab, wie du das bis jetzt gemanaged hast


Danke! Ja, ich "macgyver" mich da halt so durch. Allerdings hatte ich auch leichtes Spiel. Ich habe immer gegessen und getrunken wie ich wollte, ganz normale Sachen halt. Habe dann einfach für jedes gezuckerte Heißgestränk auf den Bolusknopf gedrückt und gut war. Da war kein Schema drin oder so. Hatte trotzdem gute Werte. HbA1c immer zwischen 5,0 und 6,0. Und wenn ich gelegentlich mal wider Erwarten auf 240 war, habe ich allenfalls erstaunt eine Augenbraue hochgezogen, 6 IE Korrektur gespritzt, und das Thema war durch! Aber seit der Entgleisung ist nichts mehr wie früher, selbst wenn sich die Stoffwechsellage jetzt wieder normalisieren sollte/wird. Das war das erste mal für mich, das diese Krankheit bei mir die Krallen gezeigt hat, und die Wirkung ist nachhaltig! Vorausgesetzt, das die entzündete Zahnwurzel schuld war (sieht ganz danach aus), finde ich es sehr erschreckend was selbst lächerlich kleine Entzündungen und Infekte auslösen können! Obwohl ich es spätestens seit der Kathetersepsis hätte besser wissen müssen. Von dieser Gefahr hatte ich zwar theoretisch gewußt, aber jetzt ist sie manifest, und die Angst davor ist ein ständiger Begleiter geworden. Die schönen Tage meiner Laissez-faire-Therapie sind wohl endgültig gezählt.    

 
 



         
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 24, 2007, 15:42

Aber seit der Entgleisung ist nichts mehr wie früher, selbst wenn sich die Stoffwechsellage jetzt wieder normalisieren sollte/wird.


Sieh es mal so: wenn es einfach wäre könnte das ja jeder :zwinker: ;D
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joa am Oktober 24, 2007, 20:52

Okay, Zeit, mal Bericht zu erstatten! Also ich zeige wirklich Nerven, das ist sicher.

Das ist auch sehr gut verständlich. Es gibt so Situationen da flutet in Wellen der Gedanke an, man könne es vielleicht nie mehr gebacken bekommen.
Scheiß-Gefühl, dass sich dann breitmacht.    :-\
Zitat

Mein Bauch sieht aber auch aus wie ein Dartboard! Irgendwie ist es seit MA mit der Wundheilung nicht weit her. ...ganz viele rote Punkte von den Einstichstellen.

Vielleicht auch mal gelegentlich einen anderen Katheter antesten?
Eine weitere Möglichkeit bei schlechter Wundheilung kann sein, die bakterielle Belastung am Stichpunkt zu verringern, indem Du um den Kathetereintrittsounkt am Pflaster einen kleinen Ring Betaisodonna-Salbe applizierst (heißer Tipp von Jörg).
Zitat
Zitat
Eigenproduktion und so... (...C-Peptid?)

Ja, das klingt zumindest absolut plausibel! Aber ich glaube nicht das sich da schonmal wer bei mir drum gekümmert hat. Bislang war das Vorhandensein der Restfunktion ja auch offensichtlich. Ob das jetzt bei 29-32 IE Basal auch noch so ist, müßte mal genauer erforscht werden.


Eine aktuelle Entzündung, oder ein Infekt kann schon mal auch die Autoimmunreaktion beflügeln. Wenn das der Fall ist muss man sich danach einfach auf neue Insulinverhältnisse einschießen. Eine nähere Untersuchung würde praktisch eigentlich nix bringen, weil es für die Handlungnotwendigkeiten ohne Konsequenz wäre.
Zitat
Zitat
Kortison wird wohl auch, ganz praktisch, eine Bedarfserhöhung in der Insulinversorgung bewirken.

Das ist interessant! Bei mir sind die Dosen aber sehr viel kleiner, selbst mit Mehrbedarf kratze ich gerade mal am untersten Rand der auf dieser Seite aufgeführten Mengen!

So wie ich das verstanden habe, substituierst Du Kortison vollständig? Der Insulinbedarf für Kortison, eigenes, wie regelmäßig zugeführtes, ist erst mal in der normalen Basalrate enthalten, oder sollte jedenfalls dort sein.

Wenn Du jetzt, wie beschrieben, die Kortisondosis erhöhst wäre m. E. der Mehrbedarf für die größere Dosis nach dem verlinkten Schema zusätzlich zu insulinieren. Dabei ist aber wichtig zu beachten, welches Kortisonpräperat Du verwendest und dieses in Prednison-Äquivalente umzurechnen. Die Angaben des Insulinbedarfes gelten für mg/Prednison(-Äquivalent).

Zitat
Zitat
Der finanziellen Mobilität? Grusi=Grundsicherung?

Ja, ist Grundsicherung und finanzielle Mobilität.

Ja, dann ist die Mobilität schon verdammt eingeschränkt.
Ich glaube sogar, noch einen Kick eingeschänkter als mit ALG 2?

Zitat
Die schönen Tage meiner Laissez-faire-Therapie sind wohl endgültig gezählt.

Das könnte sein.  :embarassed:
Aber Kopf oben behalten!

Es ist wohl immer eine relativ harte Phase, wenn die Insulineigenproduktion sich der untersten Grenze annähert (was ich bei Dir mal jetzt einfach so annehme, allerdings ohne Gewähr).
Vielleicht ergibt sich daraus aber auch eine ganz brauchbare Argumentation, auch unter Berücksichtigung von MA, die KK zu überzeugen, dass jetzt der Zeitpunkt eines eingehenden und grundlegenden Nach- oder Neuschulungsbedarfes besteht.

Solltest Du vielleicht mal mit Deinem Diabetologen besprechen, ob der bereit wäre, das argumentativ und mit entsprechender Verordnung zu unterstützen.
Ich habe meine Überweisungen nach Bad Mergentheim (DK-Klinik, wie Teupe) immer bei Austenat bekommen. Und diese selbst ist in der Diabetologie ja nun auch nicht unter ferner liefen zu sortieren.  :zwinker:

Dr. Teupe ist sicherlich auch bereit, wenn er sich die Zusammenhänge (Protokolle und ggf. Befunde) angesehen hat, mal mit Deinem Diabetologen telefonisch über sinnfällige weitere Schritte zu reden.

Ansonsten vielleicht noch der Gedanke, ob Du Dich schon mal nach den diabetologischen Angeboten in H erkundigt hast?
Ich glaub die dortige Uniklinik bietet auch eine ordentliche Diabetologie? Und liegt näher bei Dir dran!

Gruß
Joa
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 25, 2007, 14:13
Also ich brüte eindeutig immer noch was aus. Ob das die Impfung ist oder was anderes, weiß ich nicht. Merkwürdig.


Zitat
Eine weitere Möglichkeit bei schlechter Wundheilung kann sein, die bakterielle Belastung am Stichpunkt zu verringern, indem Du um den Kathetereintrittsounkt am Pflaster einen kleinen Ring Betaisodonna-Salbe applizierst (heißer Tipp von Jörg).



Also das werde ich definitiv bei erstbester Gelegenheit mal testen! Vielen Dank!  :)


Zitat
So wie ich das verstanden habe, substituierst Du Kortison vollständig? Der Insulinbedarf für Kortison, eigenes, wie regelmäßig zugeführtes, ist erst mal in der normalen Basalrate enthalten, oder sollte jedenfalls dort sein.

Wenn Du jetzt, wie beschrieben, die Kortisondosis erhöhst wäre m. E. der Mehrbedarf für die größere Dosis nach dem verlinkten Schema zusätzlich zu insulinieren. Dabei ist aber wichtig zu beachten, welches Kortisonpräperat Du verwendest und dieses in Prednison-Äquivalente umzurechnen. Die Angaben des Insulinbedarfes gelten für mg/Prednison(-Äquivalent).


Ja, es ist eine vollständige Substitution. Eigentlich müßte das abgedeckt sein, aber in der Praxis ist wie so oft eben alles ein klein wenig komplizierter! Denn der tatsächliche Bedarf ist ja unbekannt, und kann nur anhand grober Richtlinien und subjektivem Empfinden abgeschätzt werden. Dann packt man zur Sicherheit noch etwas mehr drauf. Man kann dann mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, das man dann mehr Cortison nimmt als nötig, aber man weiß nicht wieviel. So wird eben alles zum Ratespiel.

Zitat
Ja, dann ist die Mobilität schon verdammt eingeschränkt.
Ich glaube sogar, noch einen Kick eingeschänkter als mit ALG 2?



Kommt drauf an! Die Regelsätze sind praktisch identisch. Unterschiede gibt es bei den "Spielregeln". Ich habe keinerlei Zuverdienstmöglichkeit, dafür habe ich aber auch keine "Erreichbarkeitsanordnung" oder ähnliche Schikanen. Unterschiede gibt es auch bei den Vermögensfreibeträgen. Die 150 Euro/Lebensjahr Rücklage, die im ALG II erlaubt sind, gibt es in der Grusi nicht. Da bleibt nur ein Taschengeld. Das heißt wer sich mit 50 oder so aus gesundheitlichen Gründen in die Grusi verabschieden muß, der verliert diesen letzten Behalt auch noch. Beiden gemeinsam aber ist das selbst unter idealen Bedingungen eine vernünftige und diabetesgerechte Ernährung kaum möglich ist, spätestens wenn man noch Medikamente bezahlen muß oder so ist es damit vorbei! Auf der anderen Seite erlaubt mir die Ruhe aber eine sehr straffe BZ-Einstellung, so daß ich auf Werte komme, von denen viele andere Diabetiker nicht zu träumen wagen! Nur zur Info: berentet bin ich wegen der Depressionen und nur in zweiter Linie wegen der physischen Erkrankungen. Diabetes spielte bei der Entscheidung gar keine Rolle, weil zu dem Zeitpunkt noch nicht vorhanden. Unterm Strich kann man aber festhalten das es in der Grusi nicht mal ansatzweise so kafkaesk zugeht wie im ALG II. Vor allem ist die Wahrscheinlichkeit einer existenzbedrohenden Sanktion viel geringer und wird auch durch die Rente selbst abgefedert. Dieses Polster gibt es im ALG II nicht, da ist der Entzug von Lebensunterhalt, Miete und KV als Sanktion nicht selten (und trifft nicht nur den Betroffenen, sondern immer die gesamte "Bedarfsgemeinschaft", also meistens Familie).

Zitat
Es ist wohl immer eine relativ harte Phase, wenn die Insulineigenproduktion sich der untersten Grenze annähert (was ich bei Dir mal jetzt einfach so annehme, allerdings ohne Gewähr).
Vielleicht ergibt sich daraus aber auch eine ganz brauchbare Argumentation, auch unter Berücksichtigung von MA, die KK zu überzeugen, dass jetzt der Zeitpunkt eines eingehenden und grundlegenden Nach- oder Neuschulungsbedarfes besteht.



Ich werde da mal am Ball bleiben! Habe mal nach dem fahrpreis für ein Ticket geguckt: 159 Euro regulär hin und zurück. Mit Ermäßigung die Hälfte. Mal schauen was sich machen läßt. Wie du schon sagst, ist das erste Hindernis die KK!


Zitat
Ansonsten vielleicht noch der Gedanke, ob Du Dich schon mal nach den diabetologischen Angeboten in H erkundigt hast?
Ich glaub die dortige Uniklinik bietet auch eine ordentliche Diabetologie? Und liegt näher bei Dir dran!



Ich war dort schon in der Endokrinologie. Die Diabetologie dort kenne ich nicht, ist aber gleich nebenan. Also es ist nicht per se schlecht dort (kann natürlich nur für die Endokrinologie sprechen), aber so wahnsinnig viel machen die inzwischen auch nicht mehr, und man hat fast jedesmal einen anderen Arzt vor sich sitzen, so daß man immer von vorne anfangen muß. Nach allem was ich aber beim "rüberschielen" in die Diabetologie erkennen konnte ist der Ablauf dort identisch.         



Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Llarian am Oktober 25, 2007, 15:44

Zitat
Eine weitere Möglichkeit bei schlechter Wundheilung kann sein, die bakterielle Belastung am Stichpunkt zu verringern, indem Du um den Kathetereintrittsounkt am Pflaster einen kleinen Ring Betaisodonna-Salbe applizierst (heißer Tipp von Jörg).

Also das werde ich definitiv bei erstbester Gelegenheit mal testen! Vielen Dank!  :)

Wenn Du das machst, frag nach Braunovidon Salbe (PZN 2336939). Die 20g Tube reicht ewig und sie hat eine recht dünn ausgezogene Tülle, so daß man einen kleinen Klecks genauer dosieren kann als mit den normalen Tuben.

Zitat
Ich werde da mal am Ball bleiben! Habe mal nach dem fahrpreis für ein Ticket geguckt: 159 Euro regulär hin und zurück. Mit Ermäßigung die Hälfte. Mal schauen was sich machen läßt. Wie du schon sagst, ist das erste Hindernis die KK!

Frag nach einer Fahrtkostenübernahme. In Deiner Situation ist das mehr als angebracht. Hat die Kasse bei mir (damals noch Studentin) anstandlos gemacht.

Grüße
Anja
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 25, 2007, 17:20
Hallo Anja!

Das ist ja schonmal gut mit den Fahrkosten. Werde ich versuchen! Was kommt denn sonst noch an Kosten (Verpflegung, etc)?
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Llarian am Oktober 25, 2007, 17:36

Das ist ja schonmal gut mit den Fahrkosten. Werde ich versuchen! Was kommt denn sonst noch an Kosten (Verpflegung, etc)?

In Althausen sonst nichts, wenn es die Kasse übernimmt. Es kann gut passieren, daß die erstmal ablehen, da muß man dann halt freundlich aber hartnäckig (Lächeln ist die freundlichste Art die Zähne zu zeigen) dran bleiben...
Eine Schulung in Althausen hat den Status einer ambulanten Schulung im Gegensatz zu einer stationären. Es wird also selbst gekocht, sauber gemacht und es kommt auch niemand zum Bettenmachen, Temperaturmessen und nach der Verdauung fragen... Das reduziert einerseits die Kosten, stärkt das Gemeinschaftsgefühl, bereitet aber bei einigen Kassen Probleme, die eine ambulante Schulung nicht im Leistungskatalog haben.

Grüße
Anja
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 25, 2007, 20:28

Beiden gemeinsam aber ist das selbst unter idealen Bedingungen eine vernünftige und diabetesgerechte Ernährung kaum möglich ist,


Das muß man etwas relativieren: wenn man davon ausgeht, daß der DM1 sich mit Vollkost ernähren kann, dann bedeutet das im Rückschluß, daß eine vernünftige Ernährung grundsätzlich mit ALGII erschwert ist. (Und das trifft auf jeden Fall zu!)
Wie sieht es denn bei dir mit Ernährungsmehrbedarf aus? MA ist ja auch häufig mit einem erhöhten Triglyzeridspiegel verbunden. Liegt sowas bei dir vor? Dann lass dir das vom Doc bestätigen, gibt 37.- Euro mehr pro Monat

Zitat
spätestens wenn man noch Medikamente bezahlen muß oder so ist


Da sollte bei dir die Jahresgrenze bei 41,40 liegen. (Ich beziehe ja auch ALGII und da ist das so; trotz Minijob)
Ich bin bei meiner Kasse ins DMP für DM1 eingetreten, was mit 40 Euro jährlich vergütet wird. Also zahle ich effektiv 1,40 dazu und hab dann für den Rest des Jahres Ruhe davor.
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joa am Oktober 25, 2007, 21:19

Also ich brüte eindeutig immer noch was aus. Ob das die Impfung ist oder was anderes, weiß ich nicht. Merkwürdig.

Also vorstellen kann ich es mir nicht, dass der Impfzeitpunkt gut gewählt war.  :nein:


Zitat
Zitat
So wie ich das verstanden habe, substituierst Du Kortison vollständig? Der Insulinbedarf für Kortison, eigenes, wie regelmäßig zugeführtes, ist erst mal in der normalen Basalrate enthalten, oder sollte jedenfalls dort sein.

Wenn Du jetzt, wie beschrieben, die Kortisondosis erhöhst wäre m. E. der Mehrbedarf für die größere Dosis nach dem verlinkten Schema zusätzlich zu insulinieren. Dabei ist aber wichtig zu beachten, welches Kortisonpräperat Du verwendest und dieses in Prednison-Äquivalente umzurechnen. Die Angaben des Insulinbedarfes gelten für mg/Prednison(-Äquivalent).


[Kortison]
Ja, es ist eine vollständige Substitution. Eigentlich müßte das abgedeckt sein, aber in der Praxis ist wie so oft eben alles ein klein wenig komplizierter! Denn der tatsächliche Bedarf ist ja unbekannt, und kann nur anhand grober Richtlinien und subjektivem Empfinden abgeschätzt werden. Dann packt man zur Sicherheit noch etwas mehr drauf. Man kann dann mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, das man dann mehr Cortison nimmt als nötig, aber man weiß nicht wieviel. So wird eben alles zum Ratespiel.


Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir hier in gleicher Logik gedacht haben.
Ich meinte, dass Du normalerweise 15 mg Kortison nimmst. Diese sollten in Deiner normalen Insulinversorgung mit abgedeckt sein, sofern der BZ bis dahin ok war.
Wenn Du nun die Dosis auf 30 mg erhöhst, wären also zusätzliche 15 mg nach dem Kortison-Schema mit Insulin zu bedienen (Frage nach Insulineigenproduktion jetzt mal außen vor gelassen). Ich denke, dass ein *gewisses Zuviel* an Kortison in der Dosis dabei keine abweichende Insulinbedarfsauswirkung ergeben sollte, solange Du die absolute Dosisgrößen kennst.

Wie eine Insulinresistenz im Stoffwechsel allerdings auf den Insulinierungsbedarf von Kortison durchschlägt, weiß ich nicht. Ich würde da mal von einem 1:1 Verhältnis ausgehen. Es mag aber auch sein, dass verschiedene Resistenzgründe auch unterschiedliche Bedarfswirkungen zeitigen. Ich konnte/musste das, mangels Kortisonzufuhr, allerdings auch noch nie bei mir selber beobachten.

Was ich noch im Ohr habe ist die Aussage, dass ein Verpassen des Zeitpunktes der Kortisoninsulinierung zu einer deftigen und ausgesprochen hartnäckigen Insulinresistenz führt, in der das Insulin ziemlich verpufft.

Insofern mögen bei Deiner eingangs geschilderten Resistenzlage mehrere Faktoren konzertant zusammengespielt haben.  :kratz:
Was eh zu vermuten stand. :ja:

Gruß
Joa
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 25, 2007, 22:02


Das ist ja schonmal gut mit den Fahrkosten. Werde ich versuchen! Was kommt denn sonst noch an Kosten (Verpflegung, etc)?

In Althausen sonst nichts, wenn es die Kasse übernimmt. Es kann gut passieren, daß die erstmal ablehen, da muß man dann halt freundlich aber hartnäckig (Lächeln ist die freundlichste Art die Zähne zu zeigen) dran bleiben...
Eine Schulung in Althausen hat den Status einer ambulanten Schulung im Gegensatz zu einer stationären. Es wird also selbst gekocht, sauber gemacht und es kommt auch niemand zum Bettenmachen, Temperaturmessen und nach der Verdauung fragen... Das reduziert einerseits die Kosten, stärkt das Gemeinschaftsgefühl, bereitet aber bei einigen Kassen Probleme, die eine ambulante Schulung nicht im Leistungskatalog haben.

Grüße
Anja


Das wird ja immer besser! Langsam sehe ich meine Chancen wieder steigen! :) Ich werde mich mal umgehend dort melden, mal sehen was bei rauskommt! Jetzt muß nur noch die KK mitspielen. Also ich meine, das ist doch merkwürdig: vor allem wegen MA (war zumindest die offizielle Begründung, aber nicht der einzige Grund) bewilligen die ne sauteure und saunützliche Pumpe, aber die nützt nur eingeschränkt ohne entsprechende Schulung. Und diese oberflächliche Einweisung zählt ja wohl nicht. Wenn die das jetzt nicht bewilligen, dann weiß ich auch nicht!
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 25, 2007, 22:14

Das muß man etwas relativieren: wenn man davon ausgeht, daß der DM1 sich mit Vollkost ernähren kann, dann bedeutet das im Rückschluß, daß eine vernünftige Ernährung grundsätzlich mit ALGII erschwert ist. (Und das trifft auf jeden Fall zu!)


Da hast du absolut recht! Von diesen 3,76 EUR am Tag für 1 Erwachsenen oder was das ist (für Kinder und Jugendliche deutlich weniger) kann man all das ach-so gesunde und empfohlene frische Obst und Gemüse nicht zahlen. Egal ob mit oder ohne Diabetes. Nur das mit der Vollkost sehe ich etwas eingeschränkt: von Pizza und ähnlichen Killern halte ich mich erstmal fern!  ;)



Wie sieht es denn bei dir mit Ernährungsmehrbedarf aus? MA ist ja auch häufig mit einem erhöhten Triglyzeridspiegel verbunden. Liegt sowas bei dir vor? Dann lass dir das vom Doc bestätigen, gibt 37.- Euro mehr pro Monat
Da sollte bei dir die Jahresgrenze bei 41,40 liegen. (Ich beziehe ja auch ALGII und da ist das so; trotz Minijob)
Ich bin bei meiner Kasse ins DMP für DM1 eingetreten, was mit 40 Euro jährlich vergütet wird. Also zahle ich effektiv 1,40 dazu und hab dann für den Rest des Jahres Ruhe davor.


Das mit dem Triglyzerid kann ich jetzt so gar nicht sagen. Allerdings sind die Bestimmungen für die Bewilligung von Mehrbedarfen vor nicht langer Zeit ja erst wieder deutlich verschärft worden. Werde das trotzdem mal checken. Bei den Kosten für Medis habe ich mich in erster Linie auf die vielen kleinen (und manchmal größeren) Dinge bezogen, die man selber zahlen muß. Das läppert sich manchmal ganz schön. Richtig schlimm ist es aber bei Leuten mit Neurodermitis oder Schuppenflechte, nach allem was ich gehört habe. Bei MA betrifft das in erster Linie die Leute, die DHEA nehmen (ick nicht - gibt ne lange Debatte darüber im MA Forum).  
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 25, 2007, 22:31

Also vorstellen kann ich es mir nicht, dass der Impfzeitpunkt gut gewählt war.  :nein:


Ich hatte auch gleich ein echt mieses Gefühl! Der Zucker benimmt sich immer noch ziemlich merkwürdig. Offensichtlich habe ich immer noch einen erhöhten Insulinbedarf. Will ich jedenfalls mal glauben (das Pfeifen im Walde ;)). Bin jedenfalls dabei, die Basalrate anzupassen. Erstmal nur grob. Der Korrekturfaktor ist jedenfalls immer noch absurd niedrig!    



Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir hier in gleicher Logik gedacht haben.
Ich meinte, dass Du normalerweise 15 mg Kortison nimmst. Diese sollten in Deiner normalen Insulinversorgung mit abgedeckt sein, sofern der BZ bis dahin ok war.


So ist es! 15 mg-0-0 Hydrocortison.


Wenn Du nun die Dosis auf 30 mg erhöhst, wären also zusätzliche 15 mg nach dem Kortison-Schema mit Insulin zu bedienen (Frage nach Insulineigenproduktion jetzt mal außen vor gelassen). Ich denke, dass ein *gewisses Zuviel* an Kortison in der Dosis dabei keine abweichende Insulinbedarfsauswirkung ergeben sollte, solange Du die absolute Dosisgrößen kennst.


Und genau da liegt ja das Problem! Der körpereigene Cortisonbedarf ist ja keine feste Größe. Bei Belastungen aller Art steigt er an und muß durch eine erhöhte Dosis abgedeckt werden. Also im Prinzip wäre das ja ebenfalls abgedeckt. Aber ich denke ich weiß schon worauf du hinaus willst: du meinst, das Cortison muß in jedem Fall beim Insulin berücksichtigt werden, Bedarf hin oder her! Richtig? Ich habe es eher so betrachtet, das der Teil des Cortisons, der tatsächlich benötigt wird, nicht relevant für die Insulinmenge ist. Tscha.....drauf wetten würde ich allerdings nicht! Im Zweifel ist es sicher ratsamer, das Cortison immer zu berücksichtigen, wie du es vorschlägst.    


Wie eine Insulinresistenz im Stoffwechsel allerdings auf den Insulinierungsbedarf von Kortison durchschlägt, weiß ich nicht. Ich würde da mal von einem 1:1 Verhältnis ausgehen. Es mag aber auch sein, dass verschiedene Resistenzgründe auch unterschiedliche Bedarfswirkungen zeitigen. Ich konnte/musste das, mangels Kortisonzufuhr, allerdings auch noch nie bei mir selber beobachten.

Was ich noch im Ohr habe ist die Aussage, dass ein Verpassen des Zeitpunktes der Kortisoninsulinierung zu einer deftigen und ausgesprochen hartnäckigen Insulinresistenz führt, in der das Insulin ziemlich verpufft.


Diese Beschreibung klingt vertaut!  ;)


Insofern mögen bei Deiner eingangs geschilderten Resistenzlage mehrere Faktoren konzertant zusammengespielt haben.  :kratz:
Was eh zu vermuten stand. :ja:

Gruß
Joa



Davon gehe ich stark aus! Ist kein schönes Gefühl zu wissen das einem kaum jemand richtig helfen kann. Oder wie es mein Diab mal formulierte: "Also einen normalen Wald-und-Wiesen-Diabetes haben Sie ganz sicher nicht!"
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joa am Oktober 25, 2007, 23:09

Der Korrekturfaktor ist jedenfalls immer noch absurd niedrig!

Darauf kann ich mir erst mal keinen wirklichen Reim machen.  :kratz:

Zitat

Aber ich denke ich weiß schon worauf du hinaus willst: du meinst, das Cortison muß in jedem Fall beim Insulin berücksichtigt werden, Bedarf hin oder her!
Richtig?

Jep!   :ja:
Kennt wohl jeder Typ 1, dass es passieren kann (nicht muss), dass bei 'nem läppischen Infekt der BZ verrückt spielt.
Da stehe wohl die (mögliche) Zusatzkortisonausschüttung hinter, nicht wirklich quantitativ und zeitlich zu berechnen. Morgen und Abend sind zeitlich die Hauptverdächtigen (oder war es Morgens und/oder Abends?)

Wenn wir davon ausgehen, dass die körpereigene Kortisonausschüttung noch als bedarfsgerecht gelten darf, bedarf sie demnach offenbar auch zusätzlicher Insulinierung.

Die Kortisonschwankungen des normalen Stoffwechselrauschens dürften imho weitgehend in selbigem wegverrauschen.

Zitat

Insofern mögen bei Deiner eingangs geschilderten Resistenzlage mehrere Faktoren konzertant zusammengespielt haben.  :kratz:

Davon gehe ich stark aus! Ist kein schönes Gefühl zu wissen das einem kaum jemand richtig helfen kann.


So hart würde ich es nicht formulieren. Nach dem, was man so mitbekommen hat, ist die Auswahl derer, die da über umfassendere Pläne verfügen, allerdings nicht riesig.
Willst Du nicht ein Feldbett im Wartezimmer eines Doc's reservieren, musste halt selber auf Vordermann sein.
Aber wem sage ich das?
Hallo Athen, hallo Eulen!  :zwinker:

Zitat

Oder wie es mein Diab mal formulierte: "Also einen normalen Wald-und-Wiesen-Diabetes haben Sie ganz sicher nicht!"


Hört sich doch so an, als wenn ihr ein ganz einvernehmliches Verhältnis pflegen könnt?
Geh doch mal die Gedankengänge mit ihm durch?

Für Dich kann das Motto zum Stoffwechselmanagement wohl nur heißen:

Gegner ... keine Opfer!  ;D

Ameisen zertreten kann jeder (siehe Jörg oben).  :zwinker:

Gruß
Joa
(Ameisenzertreter)
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 26, 2007, 13:58

Das mit dem Triglyzerid kann ich jetzt so gar nicht sagen. Allerdings sind die Bestimmungen für die Bewilligung von Mehrbedarfen vor nicht langer Zeit ja erst wieder deutlich verschärft worden. Werde das trotzdem mal checken.


Ja: Versuch macht kluch ;D

Frag mal deinen Hausarzt, ob er dir ggf. einen Mehrbedarf wegen Fettstoffwechselstörung bescheinigen würde. Wenn ja, dann kriegst du den auch.
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 27, 2007, 18:57
Das wird ja immer verrückter! Jetzt bin ich plötzlich extrem insulinempfindlich geworden! Rausche von einer Hypo in die nächste, dabei sind Basalinsulin und BE-Faktoren mittlerweile stark gesenkt (etwa 75% des normalen und weniger als 50% dessen, was ich bin vorgestern noch brauchte)! Aber selbst das scheint noch zuviel zu sein. Gab keine besonderen Vorkommnisse, habe gestern den Katheter gewechselt (tut manchmal ganz leicht weh wenn ich drücke). Vielleicht hab ich ja was getroffen. Aber ich bin mir sicher das es schon vorher ziemlich bergab ging! Ansonsten wurden die Fäden gezogen. Das war wirklich minimal. Keine Ahnung was das nun wieder soll.

Auf der positiven Seite: Braunovidon ist drauf! Mal gucken was wird. Und ein erster Kontakt mit Dr. Teupe war auch schon da. Aber nur schriftlich. Ich rufe ihn Montag mal an.

Ich hatte ja gedacht, ich würde zumindest die nötigsten Grundlagen kennen. Aber offensichtlich tu ich nicht mal das! Ich frage mich im Nachhinein, wie ich mich bisher überhaupt durchschlagen konnte. Allein durch diesen Thread und das Lesen diverser Artikel hat sich mein Diabetes-Horizont schon drastisch erweitert. Bei dieser Gelegenheit also gleich nochmal ein herzliches Dankeschön!  :)  

    
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 27, 2007, 20:49
Von Dr. Teupe gab es mal einen Artikel über Insulinanpassung bei Cortisontherapie (erschienen im Insuliner).

Du hast Post :zwinker:
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 27, 2007, 21:11
Ist angekommen! Total genial! DANKE!!!!!  :super:
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 27, 2007, 21:33
Da steht, das Joa recht hat: Mehrbedarf von Hydrocortison bei MA muß extra berücksichtigt werden, physiologischer Bedarf hin oder her!  :ja:
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joa am Oktober 28, 2007, 21:11

Von Dr. Teupe gab es mal einen Artikel über Insulinanpassung bei Cortisontherapie (erschienen im Insuliner).
Du hast Post :zwinker:


Hallo Jörg,

könntest Du mir bitte auch mal postalisch zuzwinkern?  :ja: :ja: :ja:

Dank im voraus!  :super:

Gruß
Joa
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joa am Oktober 28, 2007, 21:25

Das wird ja immer verrückter! Jetzt bin ich plötzlich extrem insulinempfindlich geworden! Rausche von einer Hypo in die nächste, dabei sind Basalinsulin und BE-Faktoren mittlerweile stark gesenkt (etwa 75% des normalen und weniger als 50% dessen, was ich bin vorgestern noch brauchte)! Aber selbst das scheint noch zuviel zu sein.


Das mag an der Eigendynamik der Up-Regulation liegen. Ähnlich wie Du erst mal eine gewisse Zeit erhöhten Insulinbedarfes (z. B. durch Infekt/Entzündung)  brauchst, bis der Rezeptor downreguliert ist, läuft die Up-Regulation dynamisch weiter, wenn sie erst mal angestoßen wurde.

Es könnte natürlich auch sein, dass Du schon begonnen hast, Deine Kortisonmedikamentation angepasster zu insulinieren?
Dann würdest Du an der besseren Insulinwirkung ggf. auch abschätzen können, wieviel Insulin vorgehend im Kortison verpufft ist :kratz:

Zitat

Ich hatte ja gedacht, ich würde zumindest die nötigsten Grundlagen kennen. Aber offensichtlich tu ich nicht mal das! Ich frage mich im Nachhinein, wie ich mich bisher überhaupt durchschlagen konnte. Allein durch diesen Thread und das Lesen diverser Artikel hat sich mein Diabetes-Horizont schon drastisch erweitert.


... aber eins kommt doch meist dabei raus.
Man lernt nie aus!  :nein:  
                                 :zwinker:  
                                         :super:

Gruß
Joa
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joa am Oktober 28, 2007, 23:23

Da steht, das Joa recht hat: Mehrbedarf von Hydrocortison bei MA muß extra berücksichtigt werden, physiologischer Bedarf hin oder her!  :ja:


Gut, dann brauche ich nicht zu vorgehenden Gedanken ergänzen, dass ja auch das normalerweise im physilogischen DAWN-Phänomen beteiligte Kortison eine entsprechende Insulindeckung benötigt. Fehlt die, entgleitet der BZ ja auch ebenso nach oben, durchaus recht insulinresistent.  :zwinker:

Aber mir ist jetzt noch mal die Aldosteron-Substitution aufgefallen.
Ich hatte da bei Adrians Einwürfen nicht so richtig geschaltet.

Aldosteron hat (zumindest auch) was mit dem RAAS (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System) zu tun.

Das ist im Rahmen des Aufstehphänomens (> Aufstehinsulin/Gupf/Aufstehphänomen) bedeutsam.
Dieses Phänomen bedarf einer gezielten Insulinabdeckung.

Nutze mal die Suchfunktion im Forum dazu, falls noch nicht gesehen. Es wurde da schon diskutiert.

Gruß
Joa
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 29, 2007, 13:00

könntest Du mir bitte auch mal postalisch zuzwinkern?  :ja: :ja: :ja:


 :ja: :zwinker:
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 29, 2007, 20:28

Das mag an der Eigendynamik der Up-Regulation liegen. Ähnlich wie Du erst mal eine gewisse Zeit erhöhten Insulinbedarfes (z. B. durch Infekt/Entzündung)  brauchst, bis der Rezeptor downreguliert ist, läuft die Up-Regulation dynamisch weiter, wenn sie erst mal angestoßen wurde.

Es könnte natürlich auch sein, dass Du schon begonnen hast, Deine Kortisonmedikamentation angepasster zu insulinieren?
Dann würdest Du an der besseren Insulinwirkung ggf. auch abschätzen können, wieviel Insulin vorgehend im Kortison verpufft ist :kratz:



Ich werde dir bestimmt nicht mehr widersprechen!  ;) Vermutlich ist es ein bißchen was von allem. Aber ich denke da wird auch mein altes Leiden, das ich eingangs erwähnt habe, ebenfalls eine Rolle spielen, nämlich die (vermutliche) fluktuierende Restfunktion. Das bedeutet das der Insulinbedarf sich nahezu schlagartig ändert. Also genau genommen wechselt der Bedarf von einem "Level" auf einen anderen. Und diese "Levels" sind immer mehr oder weniger gleich, weswegen ich schon feste Profile dafür programmiert habe (etwa 10% rauf oder runter). Ungewöhnlich war nur der plötzliche tiefe Fall vom erhöhten Bedarf auf den niedrigsten Level. Das ist wirklich heimtückisch, weil es zum Beispiel auch zu unvorhersehbaren nächtlichen Unterzuckerungen führen kann. Aus diesem Grund bekomme ich schon 200 Teststreifen extra, damit muß ich jede nacht zweimal messen. Ich weiß nicht mehr wann ich zuletzt eine Nacht durchgeschlafen habe. Aber es hat sich erwiesen das diese Maßnahme bitter nötig ist! Hinzu kommen natürlich auch die von dir erwähnten Faktoren, zum Beispiel habe ich das Cortison inzwischen fast wieder auf die normale Dosis abgesenkt. Plötzliche Schwankungen werden damit aber wohl nicht erklärt.

Ich habe übrigens noch etwas interessantes beobachtet: bislang ist der Bedarf wie oben genannt immer von "Level" zu "Level" gesprungen, aber in letzter Zeit ist es auch vorkommen, das es nur zu einem Anstieg beim Insulinbedarf während des frühen Morgens und frühen Abends gekommen ist, so daß der "normale", relativ flache Verlauf nicht mehr ausreichend war. Nachts und nachmittags gab es keine Änderungen. Momentan scheine ich wieder zu einem flacheren Basalprofil zu tendieren. Ich habe heute angefangen, das in Excel mal zu verwursten, vor allem grafisch. Da werden viele Dinge deutlicher als wenn man nur die Zahlenkolonnen vor sich hat. Es hilft vor allem, Profile zielgerichteter zu entwickeln.

Ich habe übrigens mit Dr. Teupe gesprochen. Also wenn mein Diab und die KK mitspielen, sollte es eigentlich angehen! Wegen der Fahrereri will er mal schauen, das er mir eine Fahrgelegenheit organisiert, also ein Patient aus dem hiesigen Großraum, der mich mitnimmt. Terminlich bin ich ja flexibel, von daher sollte das kein Problem sein.        
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am Oktober 29, 2007, 20:35

Gut, dann brauche ich nicht zu vorgehenden Gedanken ergänzen, dass ja auch das normalerweise im physilogischen DAWN-Phänomen beteiligte Kortison eine entsprechende Insulindeckung benötigt. Fehlt die, entgleitet der BZ ja auch ebenso nach oben, durchaus recht insulinresistent.  :zwinker:

Aber mir ist jetzt noch mal die Aldosteron-Substitution aufgefallen.
Ich hatte da bei Adrians Einwürfen nicht so richtig geschaltet.

Aldosteron hat (zumindest auch) was mit dem RAAS (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System) zu tun.

Das ist im Rahmen des Aufstehphänomens (> Aufstehinsulin/Gupf/Aufstehphänomen) bedeutsam.
Dieses Phänomen bedarf einer gezielten Insulinabdeckung.

Nutze mal die Suchfunktion im Forum dazu, falls noch nicht gesehen. Es wurde da schon diskutiert.

Gruß
Joa


Hmmmmm....gerade dieses Problem sollte es ja bei mir nicht geben. Zwar habe ich wie oben beschrieben einen leicht erhöhten morgendlichen Bedarf festgestellt (ohne Tabletteneinnahme), aber da meine Eigenproduktion völlig am Boden ist, dürfte das ja eigentlich nicht der Grund sein. Wobei mir natürlich bewußt ist, das ich mit meinen Vermutungen hier schon erschreckend oft daneben gelegen habe! ;) Oder meintest du, das die Tablettenneinnahme wie ein verspätetes Dawn-Phanömen wirkt? Davon habe ich nichts festgestellt!  
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Llarian am Oktober 29, 2007, 22:08

damit muß ich jede nacht zweimal messen.


Zitat
Ich habe heute angefangen, das in Excel mal zu verwursten, vor allem grafisch. Da werden viele Dinge deutlicher als wenn man nur die Zahlenkolonnen vor sich hat. Es hilft vor allem, Profile zielgerichteter zu entwickeln.

Ich habe übrigens mit Dr. Teupe gesprochen. Also wenn mein Diab und die KK mitspielen, sollte es eigentlich angehen! Wegen der Fahrereri will er mal schauen, das er mir eine Fahrgelegenheit organisiert, also ein Patient aus dem hiesigen Großraum, der mich mitnimmt. Terminlich bin ich ja flexibel, von daher sollte das kein Problem sein.        

Mach das noch etwas ausführlicher mit Deinen Aufzeichnungen und nimm sie dann ausgedruckt nach Althausen mit. Wenn einigermaßen Datenmaterial da ist, kann er gleich anfangen und muß nicht erst abwarten, bis sich bei ihm Datenmaterial angesammelt hat. Dazu sollten dann Insulin, BEs, Bewegung gehören und auch, wenn Du mit besonders hohem oder  niedrigem GI gegessen hast. Bei Dir außerdem Deine Medikamente bzw, wann Änderungen an den Medikamenten vorgenommen wurden. Wenn Dir noch das geeignete Protokoll fehlt, kann Dir hier sicher geholfen werden ;)

Grüße
Anja
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Joa am Oktober 31, 2007, 02:20

Aber mir ist jetzt noch mal die Aldosteron-Substitution aufgefallen.
...
[ Aldosteron - RAAS -Aufstehphänomen]

Hmmmmm....gerade dieses Problem sollte es ja bei mir nicht geben.
[/quote]

 :kratz: Irgendwo im RAAS steckt, so kann ich es nachvollziehen  (andere auch), ein Grund für entstehende Insulinresistenz, wenn eine Insulinabdeckung fehlt.
Teupe meinte halt im Zellkern selber begründet.
Ob es wirklich das Aldosteron selber ist, wurde hier mal von Jörg in Zweifel gezogen.
Vielleicht ist es auch Angiotensin? Oder weiß der Kuckuck was ... oder welches Wechselspiel? Ich hatte das zwar im Ohr aber nicht aufgschrieben. Und andere nennen auch das Angiotensin. Na ja, geht es nur um Diab., ist es ja auch völlig Schnuppe. Bei MA sieht es da ja schon anders aus.  :ja:

Ich hatte meine Rückmeldung als Hinweis gemeint, mal drauf zu achten, ob Du im Zusammenhang mit Angiotensin einen Insulinbedarf bei Dir orten kannst.
Zumindest vermute ich, dass Adrians Hinweis aus der erwähnten Ecke des Aufstehphänomens/Aldosteron stammt.

Na, wenn das bei Dir mit Althausen klappt, kannst Du ja mal dort weiter nachhaken.
Natürlich kannst Du auch in Althausen nicht erwarten den lieben Gott zu treffen, noch einen Wunderheiler, der durch Handauflegen ...  :zwinker:


Aber nach meiner Erfahrung und Einschätzung einen (mir) sympathischen Typen, der auch in der Lage ist auf Nachfragen eigene Formulierungen zu überdenken, eingehender zu begründen, oder auch mal zu relativieren.

Zitat

Zwar habe ich wie oben beschrieben einen leicht erhöhten morgendlichen Bedarf festgestellt (ohne Tabletteneinnahme), aber da meine Eigenproduktion völlig am Boden ist, dürfte das ja eigentlich nicht der Grund sein.


Ich gehe davon aus, dass Deine gequoteten Bezüge (Tabletteneinnahme/Eigenproduktion) das Angiotensin meinen?
Weiter denke ich, dass Du relativ geregelte Zeiten pflegst?

Es ist sicher schwierig, in einer Menge von (teils noch unbekannten) Faktoren, zu parametrisieren.

Nachvollziehbar deutlich ist für mich, dass z.B. Dawn-Phänomen und Aufstehphänomen zwei Paar Schuhe sind.

Ansonsten könntest wohl für Dich einzelne Fragestellungen isoliern und in Versuchsanordnungen überprüfen?

Angesichts fortgeschrittener Stunde mache ich jetzt aber mal einfach Schluss und
wünsche einen netten heutigen Tag!

Gruß
Joa
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am November 01, 2007, 12:08



Mach das noch etwas ausführlicher mit Deinen Aufzeichnungen und nimm sie dann ausgedruckt nach Althausen mit. Wenn einigermaßen Datenmaterial da ist, kann er gleich anfangen und muß nicht erst abwarten, bis sich bei ihm Datenmaterial angesammelt hat. Dazu sollten dann Insulin, BEs, Bewegung gehören und auch, wenn Du mit besonders hohem oder  niedrigem GI gegessen hast. Bei Dir außerdem Deine Medikamente bzw, wann Änderungen an den Medikamenten vorgenommen wurden. Wenn Dir noch das geeignete Protokoll fehlt, kann Dir hier sicher geholfen werden ;)

Grüße
Anja


Ich hacke jetzt alles fein säuberlich in Diabass rein. Vorher habe ich nur 14 Tage vor Arztbesuchen angefangen, Tagebuch zu führen. Damit ich was vorweisen konnte. Jetzt benutze ich das Ding tatsächlich - und höre die Flöhe husten! Erstaunlich, das eine böse Entgleisung nötig war um mir mal richtig Angst einzujagen, und mir letztendlich Disziplin einzubleuen. Aber wie heißt es so schön: wer nicht hören will.....
Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Memnoch am November 01, 2007, 12:24
@Joa: Also ehrlich gesagt leuchtet mir diese Sache mit dem RAAS und dem BZ-Anstieg noch nicht ganz ein. Okay, Aldosteron ist ein Mineralkortikoid und hat allein deshalb eine BZ-steigernde Wirkung. Allerdings dürfte diese minimal sein. Ich habe auch nach Tabletteneinnahme, also HC und Astonin H, keinen wie auch immer gearteten BZ-Anstieg! Andererseits habe ich bei mir wie gesagt morgens und abends einen Anstieg beim Insulinbedarf bemerkt, der mit steigendem Bedarf überproportional ansteigt. Und zwar ohne Tabletten.

Hier zum Beispiel mein Standardprofil und das abgesenkte Profil, das ich seit heute morgen wegen mehrerer nächtlicher Hypos wieder benutze (letzteres ist nur provisorisch):

(http://i4.photobucket.com/albums/y118/Nico170851821541560/profile.gif)

Die größten Veränderungen gibt es demnach morgens und abends! Nebenbei: BE-Faktoren und Korrekturzahl ändern sich analog! Das alte, eher glatte Profil scheint gar nicht mehr zu funktionieren. Da es also einen (variablen) Anstieg auch ohne Aldosteron/Fludrocortison gibt, bin ich geneigt das erstmal als Ursache auszuschließen.

Titel: Re: Brauche Hilfe! Serie unerklärlicher Entgleisungen
Beitrag von: Llarian am November 01, 2007, 14:26
Andererseits habe ich bei mir wie gesagt morgens und abends einen Anstieg beim Insulinbedarf bemerkt, der mit steigendem Bedarf überproportional ansteigt. Und zwar ohne Tabletten.


Zitat
Die größten Veränderungen gibt es demnach morgens und abends! Nebenbei: BE-Faktoren und Korrekturzahl ändern sich analog! Das alte, eher glatte Profil scheint gar nicht mehr zu funktionieren. Da es also einen (variablen) Anstieg auch ohne Aldosteron/Fludrocortison gibt, bin ich geneigt das erstmal als Ursache auszuschließen.

Da spielen auch noch Wachstumshormone rein, die tageszeitabhängig ausgeschüttet werden und morgens und nachmittags Anstiege verursachen (dawn und dusk). Beim nebennierengesunden kommen halt auch Cortisonausschüttungen dazu.

Die Beobachtung mit den BE- und Korrekturfaktoren ist so auch korrekt und entspricht dem normalen Bild, weil sich de rInsulinbedarf nach der Insulinempfindlichkeit richtet... und die wird eben im Tagesverlauf durch die beschriebenen Vorgänge beeinflußt.

Grüße
Anja