Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Angela am Oktober 14, 2005, 10:07

Titel: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 14, 2005, 10:07
Bei uns gibts eine Vereinigung die heißt Gesundes Tulln. Da gabs gestern einen Vortrag: Leichter Leben mit Diabetes. Wenns wem interessiert: http://www.gesundes-tulln.at
Da waren wir auch dabei. War ganz interessant die Leute zu beobachten. Martin mußte ihnen mit Laptop und Beamer (schreibt man den so?) helfen, weil da waren sie etwas überfordert.  ;D Und die Leute durften auch Fragen stellen. Da war ein komischer Mann, der dick war und schwer Luft bekam. Er hat gemeint er habe keinen Diabetes  :kratz: und hat folgende Frage gestellt: Er hat eines Abends Dörrpflaumen gegessen. Eh nur 6 Stück. Am nächsten Tag mußte er zum Arzt und der hat einen BZ von 140 gemessen. Na gut er hat halt diese Dörrpflaumen gegessen, aber warum so hoch? Und am abend war er wieder normal (woher weiß er das? er hat ja ned Diabetes). Naja und irgendwann mußte er wieder zum Arzt und er hatte wieder so hohen Zucker. Woher? Er hat doch nicht Diabetes. Aber der Arzt hat gemeint er hat es doch und hat ihm irgendwelche Tabletten gegeben und er mußte ein BZ-Messgerät kaufen! Und jetzt meine Frage: kann es sein das ich Diabetes von den Tabletten bekam?  ( :balla:) Der Arzt hat momentan etwas komisch geschaut und ihm dann erklärt das das sicher nicht der Fall ist, und hat ihm halt erklärt er kann dazu nichts sagen, weil er ja den Verlauf nicht kennt, aber von den Tabletten kann man keinen Diabetes bekommen. Er hat ihm dann erklärt das Typ 2 sehr langsam kommen kann und warscheinlich hatte er das schon länger.......Meinte er er glaube das schon, weil vorher hatte er ja nix. Das hatte er ja erst, als er die Tabletten nahm.
Neben mir saß eine Frau..... die hatte leicht 150 kg  :kreisch: und sie ist ja so arm, weil sie hat keine Zeit für irgendwas, sie hat nur Stress und weil sie Stress hat nascht sie und sie nimmt einfach nicht ab. Meinte ich, ob sie nicht meint das das alles nur Ausreden sind? Sie soll halt statt was naschen zu Obst greifen. Wenn man es will geht es. Na sie isst eh kiloweise Obst. Hab ich mir gedacht, wenn ich dich so ansehe glaub ich das nicht. Naja, wenn  sie von der stresreichen Arbeit nach Hause kommt muß sie sich mal hinlegen, da hat sie keine Zeit zum Bewegung machen. Meinte ich, ich glaube das ist auch nur eine Ausrede, wenn man will geht es. Ich hab mir gedacht, klar mit dem Gewicht und einem stressreichen Tag - wie sie behauptet - ist sie ja fertig wen sie nach Hause kommt. Meinte ich, es geht alles wenn man will. Mein Freund hat 25 kg abgenommen. Hat sie ihn mit großen Augen angesehen und gesagt: wie hat er das gemacht? Hab ich gemeint, essen umstellen und Bewegung....... darauf wußte sie dann nichts mehr......
Und einer der Vortragenden hat gemeint, es gäbe einen Vortrag: Stressbewältigung. Wenn wer Lust hat..... meinte der nette Herr der durch Tabletten Diabetes bekam: gibts da ein Buffet  :mahl: Meinte der Vortragend lachend: nein sie können aber ins Gasthaus nebenan gehen. Meinte der Typ: nein dann komme ich nicht.  ;D
Und dann wurde das Buffet eröffnet - sowas gabs auch. Und die Leute sind ans Buffet geströmt und haben fleißig gegessen. Es sah zwar gut aus, aber wir sind heim gefahren.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Lies am Oktober 14, 2005, 12:02
Humoriger Bericht zu einem ernsten Thema.

Gut gemacht.
Die Sache mit der Bewegung ist bei 150kg für die Dame sicher sowas wie ein Versuch gewesen, ihr das Leben noch unleidlicher zu machen...lach

Aber es gibt auch nicht nur Ausreden.
Wer Arthrose in den Knien hat, wird aus reiner Schmerzvermeidung nicht jubeln, wenn er sich bewegen soll.

Alles hat zwei Seiten, aber das ändert nichts daran, dass Ernährungsumstellung und Bewegung zehnmal besser sind das Gewicht zu reduzieren als alle Diäten mit JO-JO-Effekt.

Lies
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: maria am Oktober 14, 2005, 12:18
na, ich würde sagen, die beiden sind schon einen Schritt gegangen ....... und zwar zu dem Treffen. Das ist doch auch schon was. Ich kenne DM´ler, die sich noch nicht mal dazu bewegen lassen.  Dieses Desinteresse ist in unserer Gesellschaft leider alltäglich. Nicht jeder, der DM hat, setzt sich damit auseinander.  :ja:
Wir sind da wohl die Elite. Wir stöbern im Internet, setzten Fragen im Forum ab und stellen sogar noch unser Leben um. Das ist doch Stress pur :zunge2:

Zugegebenermaßen fühle ich mich damit jedoch besser und ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt  :super:

Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 14, 2005, 12:32
na, ich würde sagen, die beiden sind schon einen Schritt gegangen ....... und zwar zu dem Treffen. Das ist doch auch schon was.
Sicher, nur ist die Frage ob sie auch was mitgenommen haben von dem Vortrag? Nur hingehen bringt nicht viel. Und der Mann war sicher nur wegen dem Buffet da, hat man ja aus seiner Aussage herausgehört. Ob sie was gegessen hat weiß ich nicht. Hab ich nicht geschaut.
Klar Lies muß man aufpassen wenn man auch andere gesundheitliche Probleme hat, aber ich denke es gibt für alles eine Lösung man muß nur wollen und das ist das große Problem. Viele wollen ja nicht. Im Hinterköpfchen wissen sie es schon, aber es gelangt nicht bis ins Hauptkopfzentrum.  ;D Ich hab ihr auch erzählt, ich hätte eine gute Adresse für sie, aber das hat sie ja auch nicht interessiert. Solche Menschen sind sehr Problematisch. Sie wollen, aber es sollte alles von selber und ohne Anstrengung gehen (weiß ich von mir selber  ;D). Und das funktioniert halt leider nicht.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: LordBritish am Oktober 14, 2005, 12:36
Nicht jeder, der DM hat, setzt sich damit auseinander.  :ja:
Wir sind da wohl die Elite. Wir stöbern im Internet, setzten Fragen im Forum ab und stellen sogar noch unser Leben um. Das ist doch Stress pur :zunge2:

Zugegebenermaßen fühle ich mich damit jedoch besser und ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt  :super:

Ja leider setzen sich zu wenige mit ihrem DM auseinander, aus welchen Gründen auch immer.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: maria am Oktober 14, 2005, 19:43
na, die leben sich halt leicht trotz DM  :nein:

häufig wird dann aber später das Gejammere groß. Warum hat mich keiner aufgeklärt. Was DM kann auch Folgeschäden haben.........das wußte ich doch alles gar nicht. Viele übersehen, dass hier jeder für sich selbst verantwortlich ist. :ja:
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: LordBritish am Oktober 14, 2005, 20:53
Na das mit den Folgeschäden ist doch das erste bzw. eines der ersten Dinge die man auf´s Brot geschmiert bekommt...
Ich habe sogar mit 11 Jahren bei der Diagnose gesagt bekommen mit 25 wirst Du soviel Folgeschäden haben, wenn Du überhaupt noch lebst...

Wahrscheinlich wollen das auch viele verdrängen oder sie nehmen das nicht ganz so Ernst mit den Folgeschäden...
Wird wohl auch daran liegen das sie meinen mir geht es ja jetzt trotzdem gut wieso sollte sich da was dran ändern...
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Wolfgang56 am Oktober 15, 2005, 00:31
Wahrscheinlich wollen das auch viele verdrängen oder sie nehmen das nicht ganz so Ernst mit den Folgeschäden...
Wird wohl auch daran liegen das sie meinen mir geht es ja jetzt trotzdem gut wieso sollte sich da was dran ändern...

Ich will da man gar nicht dick auftragen...aber ich glaube das manche auch nur ihr Gewissen damit beruhigen, zu solchen Veranstaltungen gehen um sich dann, oder auch anderen gegenüber behaupten zu können: "Siehste, ich ich habe mich doch bemüht...habe doch alles getan..."

Alibifunktion!!!  :heilig:

Aber selbst ist die Nase.... :gruebeln: :gruebeln: :gruebeln: :gruebeln: :patsch:
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: LordBritish am Oktober 15, 2005, 11:09
Ich will da man gar nicht dick auftragen...aber ich glaube das manche auch nur ihr Gewissen damit beruhigen, zu solchen Veranstaltungen gehen um sich dann, oder auch anderen gegenüber behaupten zu können: "Siehste, ich ich habe mich doch bemüht...habe doch alles getan..."

Alibifunktion!!!  :heilig:

Aber selbst ist die Nase.... :gruebeln: :gruebeln: :gruebeln: :gruebeln: :patsch:

 :ja: das wird bei manch einem wohl auch so sein,die gehen vielleicht hin und sitzen ihre Zeit bei so einem Treffen ab...
Ist im Prinzip auch egal wie man das macht, man braucht ja nicht unbedingt zu Treffen gehen.
Ich denke aber das einem Treffen, Mailkontakte oder über Foren die Motivation steigt, so nachdem Motto
"Ich bin nicht alleine, andere haben ähnliche Schwierigkeiten und die haben vielleicht einen Tipp"
Ist vielleicht leichter sich wieder zusammenzuraffen und etwas zu unternehmerrn, als wenn man vor sich hin ölt... so sieht man nur das es wieder nicht geklappt hat
und gerät doch immer mehr in einen Teufelskreislauf, weil die Erfolge ausbleiben.
Wenn es dann auch noch "Leidensgenossen" sind ist es ja auch wieder etwas anderes, wenn man sich dann mal  :kotz:

Wichtig ist halt das man sich um seine Werte bemüht und die möglichst in Ordnung sind.
Das die auch mal nicht in Ordnung sind ist vollkommen klar, liegt ja auch teilweise an bestimmten persönlichen Lebensumständen.  :zwinker:

Wahrscheinlich wird auch so manchen nicht klar sein, sie selbst sind für ihren Diabetes verantwortlich und müssen handeln und nicht der Arzt oder andere Menschen,
diese können einen nur unterstützen. Das ganze macht man für sich und nicht für andere  :zwinker:
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 15, 2005, 12:31
"Wenn man will kann man auch"...

Das ist so ein Satz, der mir gar nicht gefällt. Der wird viel zu oft benutzt (meistens von Ärzten oder anderen im Behandlungsteam) um die Verantwortung auf den Patienten abzuschieben. (Er könnte wenn er wollte. Wenn er es also nicht macht ist das seine Schuld, nicht meine)

Der Mensch besteht aber nicht nur aus Körper, sondern auch aus Geist und Seele. Und damit er kann, was von ihm erwartet wird muss schon alles zusammenspielen.
Bei manchen arbeitet das aber gegeneinander, anstatt miteinander.

Wenn man wirklich kann was man will: warum können manche Leute dann Spinnen in die Hand (oder sogar in den Mund) nehmen und andere nicht?
Man muß nicht unbedingt eine Arachnophobie (krankhafte Spinnenangst) haben, um das nicht zu können. Aber bei manchen ist die Angst, der Ekel auch so schon groß genug, um es nicht zu können.

Und Süßigkeiten - oder Essen allgemein - ist auch so eine Sache für sich. Wie oft werden Kinder für etwas gutes mit einem Eis oder einer Tafel Schokolade 'belohnt' und dabei gelobt?
Der Mensch prägt sich das ein: Ich esse so etwas, und dabei fühle ich mich gut.

Fühlt er sich später mal schlecht, dann möchte er sich wieder gut fühlen. Und aus seiner Kindheit weiß er ja, wie man sich wieder gut fühlen kann.

Das nennt man auch "klassisches konditionieren" (http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/LERNEN/KonditionierungKlassisch.shtml)

Eigentlich kommt dieses gute Gefühl eher vom Lob als vom Essen. Aber mann kann diese beiden Reize eben auch voneinander trennen.

Wenn jemand magersüchtig oder buliemisch ist, dann ist jeder bereit das als psychisch bedingte Ess-Störung anzusehen. Ich denke aber, daß bestimmt bei 98% all derer, die zuviel essen eine psychische Ursache ergründbar ist. Nur macht sich da selten jemand die Mühe, diese Ursache aufzudecken.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 15, 2005, 13:35
"Wenn man will kann man auch"...

Das ist so ein Satz, der mir gar nicht gefällt. Der wird viel zu oft benutzt (meistens von Ärzten oder anderen im Behandlungsteam) um die Verantwortung auf den Patienten abzuschieben. (Er könnte wenn er wollte. Wenn er es also nicht macht ist das seine Schuld, nicht meine)

Der Mensch besteht aber nicht nur aus Körper, sondern auch aus Geist und Seele. Und damit er kann, was von ihm erwartet wird muss schon alles zusammenspielen.
Das meine ich auch damit
Bei manchen arbeitet das aber gegeneinander, anstatt miteinander.
Klar und das ist das Problem bei dem ganzen. Der Kopf muß wollen. Nur es ist schwer ihn dazu zu bringen. Aber gehen tut es und so meine ich das auch.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Corinna am Oktober 15, 2005, 13:59
Ganz genau, man muss es selber wollen und es muss im Kopf "klick" machen. wenn man ständig das nur von anderen hört, bringt das nicht viel, man muss selber kapieren, dass man was tun muss.
das war bei mir auch so, habe auch mal 8-10kg mehr gewogen, also 68kg bei einer größe von 1,58m. jetzt halt nur noch 58-60kg, das ist zwar noch nicht perfekt, aber jetzt fühl ich mich jedenfalls besser... aber jedenfalls habe ich irgendwann mal in den spiegel geschaut und gedacht "oh mein gott, so gehts nicht weiter"... und dann hab ich ernährung und bewegung usw. umgestellt... aber das hat halt geklappt, weil ich es selber wollte... ne freundin von mir wurde immer von ihrer mutter zu irgendwelchen diäten gedrängt, hat aber nie was gebracht, weil sie da nicht hinter stand, und hinter dem rücken ihrer mutter dann trotzdem was gegessen hat.
na ja, jedenfalls hats wirklich viel mit der einstellung zu tun..

Lg, Corinna
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 15, 2005, 18:44
Der Kopf muß wollen. Nur es ist schwer ihn dazu zu bringen. Aber gehen tut es und so meine ich das auch.

Das reicht manchmal aber nicht, wenn die Seele da nicht mitspielt. Du kannst z.B. jemanden mit einer Phobie nicht mit Argumenten dazu bringen, seine Ängste abzulegen.

Wäre das alles so einfach, dann bräuchten wir keine Psychotherapeuten.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: LordBritish am Oktober 15, 2005, 19:58
Der Kopf muß wollen. Nur es ist schwer ihn dazu zu bringen. Aber gehen tut es und so meine ich das auch.

Das reicht manchmal aber nicht, wenn die Seele da nicht mitspielt. Du kannst z.B. jemanden mit einer Phobie nicht mit Argumenten dazu bringen, seine Ängste abzulegen.

Wäre das alles so einfach, dann bräuchten wir keine Psychotherapeuten.

Nur weil ich es will kann bzw. geht das noch lange nicht "Ich will auch fliegen können", aber nur weil ich es will geht das noch lange nicht.
Ich bin allerdings auch der Ansicht das es ohne Willen nicht möglich ist Dinge zu ändern oder zumindest einen Teil zu ändern.
Zumindest nicht auf Dauer, kurzfristig mag das vielleihct auch so sein, aber auf Dauer kommen ohne eigene Willenskraft die alten Muster wieder hervor.
Nur weil ich etwas will kann ich mich nicht um 180° drehen, es ist ja auch ein Teil von meiner Persönlichkeit.
Was man aber kann ist zumindest das Extrem zu beseitigen oder halt einen Teil in die andere Richtung bringen, ist aber immer
so eine Sache was wirklich besser ist...
Eines kann ich nur sagen ohne das man es selber möchte geht es nicht  :zwinker:
Das Stichwort was für die Betreuer, Ärzte ect. lautet ist "MOTIVATION beim Patienten wecken"
Eben die Positiven Seiten zur Geltung bringen, wenn man dieses oder jenes so und so machen würde.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 15, 2005, 20:34
Eines kann ich nur sagen ohne das man es selber möchte geht es nicht  :zwinker:

Ja, dem stimme ich absolut zu. So schlimm sich das auch anhört, aber manchmal muß wirklich erst der Leidensdruck groß genug sein, damit man zu einer Änderung bereit ist.

Zitat
Das Stichwort was für die Betreuer, Ärzte ect. lautet ist "MOTIVATION beim Patienten wecken"
Eben die Positiven Seiten zur Geltung bringen, wenn man dieses oder jenes so und so machen würde.

Und da könnte es schon viel bringen, wenn einfach mal einer nachfragt "warum machen sie das so, wie sie es jetzt machen". Ich denke manchen fällt es leichter sich zu öffnen, wenn das Gegenüber bereit ist, auch wirklich zuzuhören.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: LordBritish am Oktober 15, 2005, 21:30
Und da könnte es schon viel bringen, wenn einfach mal einer nachfragt "warum machen sie das so, wie sie es jetzt machen". Ich denke manchen fällt es leichter sich zu öffnen, wenn das Gegenüber bereit ist, auch wirklich zuzuhören.

Psychologisch wäre es zudem auch noch... nicht so wie sie das machen ist das schlecht, sondern auf dem positiven Weg warum...  :zwinker:
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 16, 2005, 12:51
"Wenn man will kann man auch"...

Das ist so ein Satz, der mir gar nicht gefällt. Der wird viel zu oft benutzt (meistens von Ärzten oder anderen im Behandlungsteam) um die Verantwortung auf den Patienten abzuschieben. (Er könnte wenn er wollte. Wenn er es also nicht macht ist das seine Schuld, nicht meine)

Der Mensch besteht aber nicht nur aus Körper, sondern auch aus Geist und Seele. Und damit er kann, was von ihm erwartet wird muss schon alles zusammenspielen.
Bei manchen arbeitet das aber gegeneinander, anstatt miteinander.
Ja damit hast du recht und ich sag ja das es nicht einfach ist. Aus den Gründen die du hier aufzählst. Aber wenn man will geht es
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 16, 2005, 12:54
Nur weil ich es will kann bzw. geht das noch lange nicht "Ich will auch fliegen können", aber nur weil ich es will geht das noch lange nicht.
Ja ok, damit hast recht
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Martin3712 am Oktober 16, 2005, 15:41
Liebe Freunde!

Die Aussagen "wenn es klick gemacht hat" oder "da gehört mehr dazu" beschreiben die Situation eh sehr gut. Wissen, was zu tun wäre, haben viele, aber wieviele haben auch die richtige Einstellung dazu und die Motivation es durch zu ziehen ???  :kreisch:

"Wen man will kann man auch...." wunderschönes Zitat, aber steckt da nicht die "Wahrheit" auch dahinter. Scheitern die meisten "Zielsetzungen" nicht oft am "Nicht-Mehr-Wollen" oder am "Es-Hat-Eh-Keinen-Sinn" oder wie heißen die unzähligen Ausreden, die man sich selber sucht um sein eigenes Scheitern des "Willens" zu kaschieren.  :patsch:

Ehrlich ich habe das auch viele, ja sogar zuviele Jahre auch betireben, viel zu Dick, zu schwer, Träge, Faul, bewegungslos und gut gegessen und dem entsprechend auch den "wohlgeformten" Körper mit 40 Kilo Übergewicht gahabt.
Bewegung - nein, da tun die Knie weh  :rotwerd:
weniger Essen - nein, das braucht der Körper wegen der viele Arbeit  :moser:
träge - Nein, ich doch nicht, im Büro leiste ich eh bis 10 Stunden sehr viel  :moser:
usw. hundertausend solcher Ausreden habe ich selber gefunden und benutzt. Benutzt meinem Gewissen gegenüber und der Umwelt, wobei die Umwelt mir eher egal ist. Der Betrug, den man hier begeht berifft ganz allein "den eigenen Körper" und das "eigenen Gewissen".  :mauer:

Der Arzt bekommt sein Geld ob er dich zum Abnehmen überzeugen kann oder nicht, ob er die zuhört oder nicht, ob er dich motivieren kann oder nicht (die meisten wissen nicht einmal wie sowas gehen könnte), und die im Spital, finden immer wieder neue Wege und die meisten bringen "Geld" - zusätzlich Ernährungsberatung, Ernährungsprotokoll und Auswertung - was haben die nicht alles mit mir angestellt und ich habe alles mitgemacht und der erste und wichtigste Punkt war immer, die "richtige" Antwort, warum das bei mir nicht funktioniert, zu finden.  :kratz:

Doch dann machte es irgendwann klick, nicht wegen einem Arzt, nicht wegen einer Diätassistentin, NEIN klick machte es durch das Kennenlernen eines lieben Wesens, vor welchen ich nicht als "Schwindler", "Selbstbetrüger" oder gar "Versager" dastehen wollte. Ich akzeptierte plötzlich die Krankheit, lernte damit besser umzugehen und machte mich auf den "harten und langen" Weg MEIN Ziel zu erreichen (damals abnehmen und vielleicht weniger Pulver). Und dann machte es wirklich Klick, war es das erste "kleine erreichte Ziel", war es die ersten geschafften Kilometer, wenn man diesen Weg mit einem Marathon vergleichen will, ich weiß es nicht, auf jeden Fall war dann die "Angst" des Versagens oder des "ich Schaff das nicht" weg und es ging viel leichter, weil ich nichts mehr erzwingen mußte sonder fast "von allein ging" (Marathonläufer sagen aj auch ab einer gewissen Kilometerleistung macht es klick und es läuft wie am Schnürchen).  :hilfe:

"Der Wille muß da sein" und "Die richtige Einstellung" zum Weg und zum Endziel (erreichbar über kleine Zwischenziele), nichts ist verboten ausser sich selber zu beschwindeln, dann ist der Weg - wenn auch hart - gangbar und das Ziel - wenn auch in großer Ferne - erreichbar.

"Man muß sich immer in den Spiegel schauen können"  :super:

Liebe Grüße und "Ziel vor Augen"
Martin
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: maria am Oktober 16, 2005, 20:03

"Der Wille muß da sein" und "Die richtige Einstellung" zum Weg und zum Endziel (erreichbar über kleine Zwischenziele), nichts ist verboten ausser sich selber zu beschwindeln, dann ist der Weg - wenn auch hart - gangbar und das Ziel - wenn auch in großer Ferne - erreichbar.


das ist es: erreichbar über kleine Zwischenziele. Wenn diese fehlen, ist das Scheitern vorprogrammiert.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 16, 2005, 20:59
Hallo Martin,

ich hab deinen Beitrag mit Interesse gelesen. Du sagst darin viel wahres! Trotzdem gilt das bei weitem nicht für alle Menschen.

"Man muß sich immer in den Spiegel schauen können"  :super:

Was ist aber mit denen, die gar nicht reinschauen mögen? Weil sie Angst, Ekel oder Abscheu vor dem empfinden, was sie da sehen würden?

Mit Willen alleine ist nicht getan. Man muß auch die dafür nötige Kraft aufbringen können. Leider ist Kraft nicht etwas, was einem im Übermaß zur Verfügung steht, damit müssen viele schon haushalten. Und es kann schon eine Menge Kraft kosten, sich nur eine sichere Umgebung zu schaffen (was ja ein menschliches Grundbedürfnis ist). Da bleibt dann nicht mehr viel übrig für andere Dinge.
Es gibt Zeiten, da ist es schon eine herausragende Leistung, wenn man einen weiteren Tag überlebt hat.

Das alles einfach zu reduzieren auf "Man muß es ja auch wollen" finde ich nicht okay. Das setzt nur die unnötig unter Druck, die es auch gern schaffen würden aber aus teilweise sehr persönlichen Gründen die nötige Kraft nicht aufbringen können.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 17, 2005, 07:50
Was ist aber mit denen, die gar nicht reinschauen mögen? Weil sie Angst, Ekel oder Abscheu vor dem empfinden, was sie da sehen würden?
Ok, aber Leute die nicht in den Spiegel schauen wollen, wollen auch nicht für sich tun. Und in den Spiegel schauen wäre schon mal der erste Schritt dazu
Das alles einfach zu reduzieren auf "Man muß es ja auch wollen" finde ich nicht okay. Das setzt nur die unnötig unter Druck, die es auch gern schaffen würden aber aus teilweise sehr persönlichen Gründen die nötige Kraft nicht aufbringen können.
Das sehe ich nicht so. Wenn man will ist ja auch kein Druck da. Ich seh einen Druck wenn man dazu gnezwungen wird und nicht will.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 17, 2005, 11:03
Erklär das mal einem Menschen, der bei 1,70m Größe 43 kg wiegt und sich zu fett findet (Magersucht).

Ich glaube, du unterschätzt den Einfluss der Psyche. Jemand der einen Spinnen-Phobie hat wird vermutlich wissen, daß so ein kleines Tierchen ihm nichts tun kann. Trotzdem wird er nicht in der Lage sein sie ihn seine Hand zu nehmen.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 17, 2005, 12:50
Erklär das mal einem Menschen, der bei 1,70m Größe 43 kg wiegt und sich zu fett findet (Magersucht).
Ich glaube, du unterschätzt den Einfluss der Psyche. Jemand der einen Spinnen-Phobie hat wird vermutlich wissen, daß so ein kleines Tierchen ihm nichts tun kann. Trotzdem wird er nicht in der Lage sein sie ihn seine Hand zu nehmen.
Ich glaube wir verstehen uns einfach nicht. Das was du hier schreibst sind Extremfälle. Ich kenn mich auf dem Gebiet nicht aus und ich weiß nicht ob man Magersucht oder Spinnenphobie überwinden kann. Keine Ahnung. Aber ich glaube das man im normalen Altag sehr vieles schaffen kann. Es ist nicht einfach, klar, aber gehen tut sicher vieles wenn man nur will. Und um das geht es mir.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: vreni am Oktober 17, 2005, 15:42
Ich gebe Jörg absolut recht, klar es sind Extremfälle, aber die Menschen, die aus anderen Gründen z.B. Depressionen,  Familienschwierigkeiten,  Arbeitslosigkeit ihre ganze Kraft für das Klarkommen mit diesen Schwierigkeiten aufwenden müssen sind alles Andere als selten.
Diese Menschen werden mit solchen  Aussagen sehr vor den Kopf gestossen ...
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Gela am Oktober 17, 2005, 19:26
Ich gebe Jörg absolut recht, klar es sind Extremfälle, aber die Menschen, die aus anderen Gründen z.B. Depressionen,  Familienschwierigkeiten,  Arbeitslosigkeit ihre ganze Kraft für das Klarkommen mit diesen Schwierigkeiten aufwenden müssen sind alles Andere als selten.
Diese Menschen werden mit solchen  Aussagen sehr vor den Kopf gestossen ...

Das sehe ich ebenso.

 In unserer Welt hat man zu funktionieren, fast wie eine Maschine - hier ein Knöpfchen drücken und da, dann musste das ganze laufen.

Menschen sind aber nun mal keine Maschinen, haben ihr Eigenleben und Erleben und sollten dort abgeholt werden, wo sie gerade stehen (mit ihren Eigenarten, Problemen, Vorbelastungen usw.). Aber gerade das zu verinnerlichen, gelingt nur denen, die auch darum bemüht sich in andere hinein zu versetzen.
Diese Arbeit wollen und/oder können sich viele nicht machen. Vorverurteilungen gehen auch leichter von der Hand.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 17, 2005, 19:45
Angela  :knuddel: ging es ganz sicher nicht um Vorverurteilung :nein:

Ich glaube ich weiß auch, wie sie das gemeint hat. Das "Wollen" steht ganz sicher am Anfang, und ohne das geht gar nichts. Es ist eben aber so, daß manche das "können" nicht alleine hinkriegen. Dafür braucht es schon Leute mit viel Einfühlungsvermögen die einem helfen können, den Hindernissen auf den Grund zu gehen.

Ich möchte nur deutlich machen, daß wir hier grundsätzlich für jeden ein offenes Ohr haben und keine Kategorien wie "zu bequem, zu uneinsichtig" oder sonstwas haben.

Es gibt sicher auch einige, die einfach nicht wollen. Man kann sich damit zufrieden geben, oder - und das ist der interessante Part daran - man kann versuchen zu ergründen, warum er/sie nicht will.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: vreni am Oktober 17, 2005, 21:30
Jörg, das weiss ich doch trotzdem kann es har t herüberkommen...
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 17, 2005, 21:57
 :gruebeln: Ist das jetzt ein Vorwurf gegen mich?
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: unknown am Oktober 17, 2005, 22:09
Hallo Angela, @all,

:gruebeln: Ist das jetzt ein Vorwurf gegen mich?

ich würde nein dazu sagen (also das es kein Vorwurf gegen Dich war).

Im Übrigen ist dem von Martin erwähten Wesen

...
 NEIN klick machte es durch das Kennenlernen eines lieben Wesens, vor welchen ich nicht als "Schwindler", "Selbstbetrüger" oder gar "Versager" dastehen wollte
...

zu danken. Und ich hoffe das Martin auch getan hat.

Grüßle

Norbert
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: vreni am Oktober 18, 2005, 07:33
 :nein: Angela sicher nicht , nur aus einer anderen Perspektive gesehen..........  :)
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 18, 2005, 08:12
Im Übrigen ist dem von Martin erwähten Wesen
...
 NEIN klick machte es durch das Kennenlernen eines lieben Wesens, vor welchen ich nicht als "Schwindler", "Selbstbetrüger" oder gar "Versager" dastehen wollte
...
zu danken. Und ich hoffe das Martin auch getan hat.
Ups, jetzt hätte ich das fast falsch gelesen. Ja er dankt es immer (er kocht gut für mich  :mahl:  :zwinker:). Und ich sag oft zu ihm, ich weiß gar nicht was ich gemacht habe? Ich war eigentlich nur immer da. Aber im Grunde hat er alles gemacht und das war sicher nicht einfach. Ich war nur seine Motivation.  :knuddel:
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 18, 2005, 08:13
:nein: Angela sicher nicht , nur aus einer anderen Perspektive gesehen..........  :)
:gruebeln: na gut, klar jeder sieht das irgendwie von einer anderen Seite, aber ich denke so soll es auch sein.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 18, 2005, 09:49
Ich war nur seine Motivation.  :knuddel:

Nur? Nur?

 :tss:

Du kannst die tollsten Ziele und Wünsche haben. Ohne die richtige Motivation schaffst du es einfacht nicht.

Ich geb mal einen Tip ab: Martin hat sich vorher anders ernährt, weil es ihm gut tat, weil es seine Seele gestreichelt hat. Jetzt braucht er das nicht mehr, weil er was besseres hat, daß (die) seine Seele streichelt.

Ich hab schon oft gesehen, daß Liebe ein sehr effektives Schlankheitsmittel sein kann :ja:
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 18, 2005, 12:52
Ja hast schon recht. Martin sagt das auch immer, aber ich bin eigentlich nur da und akzeptier ihn wie er ist. Ich seh wirklich nicht viel Großartiges was ich mache. Aber er sieht und fühlt es und das ist wichtig. Und ich denke für ihn ist auch gut, das ich auch Diabetes habe und ihn verstehe und mitmache mit dem was er macht. Und die Mutter seiner Ex-Freundin hat auch immer gekocht und gut gekocht. Da hat man viel gegessen und dann mußte man schlafen gehen weil man ja müde vom essen war. Und dann gabs natürlich extra was für Martin was kein anderer essen durfte und das war auch gekennzeichnet.  :nein: Naja, also hat er es schon gut bei mir.  :knuddel:
Naja gut hat es ihm eigentlich nicht getan früher (zu seinen Glanzzeiten hatte er 140 kg bei 1,90 m  ;D) , aber geschmeckt. Ein dickes großes Schmalzbrot (wißt ihr was Schmalz ist? ---- pures Fett) und das wenn man um 21:00 von der Firma heimkam und es war ihm wurscht. Dann nach Hause und ins Bett, weil am nächsten Tag mußte man ja wieder früh raus........
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: LordBritish am Oktober 18, 2005, 13:59
Ja hast schon recht. Martin sagt das auch immer, aber ich bin eigentlich nur da und akzeptier ihn wie er ist.

Das ist doch eine ganze Menge unterschätzt das mal nicht wieviel das ausmacht, wenn Du für ihn da bist und
ihn so akzeptierst wie er ist.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Gela am Oktober 18, 2005, 14:59
Martin sagt das auch immer, aber ich bin eigentlich nur da und akzeptier ihn wie er ist. 
Das versuchte ich auch damit ausdrücken, indem ich meinte "jemanden dort abzuholen, wo er steht".



Außerdem glaube ich, das wir als Betroffene nur zu gut verstehen können, wie es anderen gehen kann, weil wir im Laufe der Jahre viele Situationen selber erlebt haben und erleben!

Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 18, 2005, 20:10
Ich seh wirklich nicht viel Großartiges was ich mache.

Aber er sieht viel Großartiges was du bist. :ja:

Nur kurz zur Erklärung:

Die Liebe ist langmütig und freundlich,
die Liebe eifert nicht,
die Liebe treibt nicht Mutwillen,
sie bläht sich nicht auf;
sie verhält sich nicht ungehörig,
sie sucht nicht das Ihre,
sie lässt sich nicht erbittern,
sie rechnet das Böse nicht zu;
sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;
sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
Die Liebe hört niemals auf.

Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 18, 2005, 22:24
Danke für eure Aussagen. Ihr habt eh alle recht.  :knuddel:
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: dramaqueen am Oktober 20, 2005, 01:21
Hallo,

ihr seid ja eigentlich quasi mit dem thread schon ein bisschen woanders gelandet inzwischen. aber trotzdem würde ich gerne noch was dazu sagen. Dafür habe ich mich sogar extra gerade erst registriert :rotwerd: ...
also, ich wollte gerne loswerden, dass ich sehr froh bin, den thread nicht nach den ersten postings schnell wieder verlassen zu haben, obwohl mir zunehmend danach zu Mute war. Froh bin ich deshalb, weil ich dann nicht irgendwann endlich auf das erste posting von Jörg gestoßen wäre und darin etwas 'Trost' oder Beruhigung gefunden hätte.
Ich war ehrlich gesagt ziemlich entsetzt, wie wenig Verständnis einige hier für Menschen übrig haben, die nicht mal eben so mit ein bisschen "man muss nur wollen" all ihre Probleme in den Griff kriegen! Erstaunt war ich auch, als es dann hieß, die Beispiele von Jörg seien ja nur Extremfälle. Was bitte ist denn ein Extremfall, wenn nicht ein Mensch der 150kg wiegt?

Ich gehöre (leider) auch zu den Menschen, die trotz durchaus ausreichender intellektueller Ausstattung und einem sehr starken Willen gepaart mit großer Disziplin in allen möglichen anderen bereichen meines Lebens, quasi komplett versagt, wenn es um meinen Diabetes und mein Essverhalten geht.
Und es ist tatsächlich so, dass ich mich unheimlich vor den Kopf gestoßen fühlte, als ich hier die scheinbar gedankenlosen Äußerungen über die wohl verdummten, unbelehrbaren und gefräßigen Dicken in dieser Veranstaltung las. Es wäre ja so einfach, wenn sie doch nur wollten!

Ich kenne die beiden geschilderten Leute nicht und kann daher nur für mich sprechen: Das sind genau die Sätze, die ich Zeit meines Lebens zu hören bekommen habe und immernoch bekomme! Und das macht mich traurig und wütend gleichzeitig.
Woher will das denn jemand wissen, warum ich so bin wie ich bin und ob das so leicht mit etwas Bewegung und einer kleinen Ernährungsumstellung aus der Welt zu schaffen wäre?

Ich persönlich bin nämlich z.B. genau mit den hohen Anforderungen, die der Diabetes an mich stellt, seit ich mit 2 daran erkrankt bin, offenbar völlig überfordert. Ich kann die Krankheit heute noch nicht für mich akzeptieren, kämpfe täglich gegen diesen Teil von mir und zerstöre mich dabei wohl sehenden Auges nach und nach. Noch habe ich (aus welchem Grund auch immer und viele werden das jetzt sicher ungerecht finden) keine eindeutigen Folgeschäden. Aber seit ich denken kann, lebe ich in der Angst, jeden Tag könnte es soweit sein und es geht los in Richtung Dialyse, Amputation, Erblindung usw..

Ich habe in meiner Jugend eine Essstörung entwickelt (das sog. Binge Eating), da ich nie ein natürliches Essverhalten kennengelernt habe. Irgendwann konnte ich nur noch durch übermäßiges Essen meinen Alltag einigermaßen bewältigen, ohne völlig zusammenzuklappen bzw. durchzudrehen. Ich habe mich nur noch gespürt, wenn mein Bauch so voll war, dass es (fast) wehtat - und sich/den Körper nicht mehr zu spüren ist ein ziemlich gruseliges Gefühl kann ich euch sagen...

Heute habe ich ungefähr 50 kg Übergewicht und wäre bestimmt eine von der viele hier denken/sagen würden: "Wie kann man sich nur so gehenlassen!" Aber genau das habe ich versucht nicht zu tun. Ich habe mit den einzigen Mitteln gekämpft, die ich in dem Moment zur Verfügung hatte, um irgendwie über die Runden zu kommen. Gerade weil ich es schaffen wollte!

Ich mache inzwischen meine dritte Psychotherapie, verteilt über die letzten 15 Jahre und ich gebe nicht auf. ich will es schaffen und wie schon jemand hier sagte, es geht eben nur in kleinen, manchmal winzigen Schritten.
Was mir dabei Mut macht, sind solche Leute wie Jörg und einige andere hier, die sehen, was für ein K(r)ampf oftmals dahinter steckt, wenn einer so aus dem Rahmen fällt.  :ja: Dafür vielen Dank!

dramaqueen  :-\

P.S.: sorry, dass es so lang wurde...
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: vreni am Oktober 20, 2005, 07:27
hallo dramaqueen,

Danke für Deinen Beitrag. Ich bin richtig froh darüber weil ich denke, dass hier Etliche geschwiegen haben, die sehr betroffen von den Aussagen sind.
Ich bitte Dich einfach zu bedenken, dass die ursprünglichen Aussagen keineswegs gegen Menschen gerichtet waren, sondern berechtigt gewissen Diabetiker Mut machen sollten etwas zu unternehmen. Da bin ich mir ganz sicher.

Aber es ist ist vielleicht  wirklich so, was man nicht selber erlebt hat, kann man nicht nachvollziehen, nicht verstehen. Deswegen muss man miteinander reden, um es zu vermitteln.

Ich wünsche Dir einen guten Tag
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 20, 2005, 09:42
Ich war ehrlich gesagt ziemlich entsetzt, wie wenig Verständnis einige hier für Menschen übrig haben, die nicht mal eben so mit ein bisschen "man muss nur wollen" all ihre Probleme in den Griff kriegen! Erstaunt war ich auch, als es dann hieß, die Beispiele von Jörg seien ja nur Extremfälle. Was bitte ist denn ein Extremfall, wenn nicht ein Mensch der 150kg wiegt?
Moment, so war das jetzt aber nicht gemeint!!!!!! Hier hat keiner wenig Verständnis für solche Leute. Ja klar ist ein Mensch mit 150 kg ein Extemfall, aber darauf wollte ich eigentlich nicht unbedingt hinaus
Und es ist tatsächlich so, dass ich mich unheimlich vor den Kopf gestoßen fühlte, als ich hier die scheinbar gedankenlosen Äußerungen über die wohl verdummten, unbelehrbaren und gefräßigen Dicken in dieser Veranstaltung las. Es wäre ja so einfach, wenn sie doch nur wollten!
Auch das hier hat keiner behauptet. Keiner hat was  geschrieben von dummen und gefäßigen Leuten und keiner ist über dicke Leute hergezogen.
Ich kenne die beiden geschilderten Leute nicht und kann daher nur für mich sprechen: Das sind genau die Sätze, die ich Zeit meines Lebens zu hören bekommen habe und immernoch bekomme! Und das macht mich traurig und wütend gleichzeitig.
Woher will das denn jemand wissen, warum ich so bin wie ich bin und ob das so leicht mit etwas Bewegung und einer kleinen Ernährungsumstellung aus der Welt zu schaffen wäre?
Klar gibts auch solche Fälle auch. Wenn dich jemand darauf anspricht, sagst du dann warum du so bist?
Ich persönlich bin nämlich z.B. genau mit den hohen Anforderungen, die der Diabetes an mich stellt, seit ich mit 2 daran erkrankt bin, offenbar völlig überfordert. Ich kann die Krankheit heute noch nicht für mich akzeptieren, kämpfe täglich gegen diesen Teil von mir und zerstöre mich dabei wohl sehenden Auges nach und nach. Noch habe ich (aus welchem Grund auch immer und viele werden das jetzt sicher ungerecht finden) keine eindeutigen Folgeschäden. Aber seit ich denken kann, lebe ich in der Angst, jeden Tag könnte es soweit sein und es geht los in Richtung Dialyse, Amputation, Erblindung usw..
Klar das ist natülich ein Problem wenn man den Diabetes nicht akzeptieren kann. Willst du uns erzählen warum? Ich weiß, ich hab auch lange gebraucht. Und keiner findet es ungerecht das du keine Folgeschäden hast.
Heute habe ich ungefähr 50 kg Übergewicht und wäre bestimmt eine von der viele hier denken/sagen würden: "Wie kann man sich nur so gehenlassen!" Aber genau das habe ich versucht nicht zu tun. Ich habe mit den einzigen Mitteln gekämpft, die ich in dem Moment zur Verfügung hatte, um irgendwie über die Runden zu kommen. Gerade weil ich es schaffen wollte!
Auch das würde keiner hier sagen
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 20, 2005, 12:39
P.S.: sorry, dass es so lang wurde...

Es ist doch grad' so lang, wie es sein sollte. :)

Ich kenne Angela hier im Forum jetzt schon seit 2 Jahren als einen irre lieben Menschen. Ganz sicher gehört sie nicht zu denen, die andere Menschen gering schätzen, dafür leg ich meine Hand ins Feuer.

Psychische Probleme und was sie bewirken können ist nur leider vielen noch immer fremd, weil das zu oft tabuisiert wird. Kaum einer gibt es zu, weil das als Schwäche ausgelegt wird. Für mich ist es vom Stellenwert her gleichbedeutend mit körperlichen Erkrankungen. Es ist nur schwieriger das aufzudecken, weil man es weder im Röntgenbild sichtbar machen noch mit einem Stethoskop abhören kann. Dafür muß man sich schon ein bißchen mehr Zeit nehmen und den Mut haben, mal genauer hinzuschauen.

Wenn sich jemand eine Magen-Darm-Grippe zuzieht, dann wird er das nicht unbedingt verschweigen wollen; bei Ess-Störungen sieht das schon wieder anders aus. Es ist aber wichtig, daß man darüber reden kann, und deswegen haben wir hier im Forum ja auch extra unser Board "Gesprächsrunde". Das ist nur für Mitglieder einsehbar (bzw. überhaupt sichtbar), die wirklich selber in irgendeiner Form betroffen sind und sich austauschen möchten. (Wenn das auf jemanden, der das hier liest zutrifft, dann möge er mir doch bitte eine IM schicken, ich schalte ihn dann dafür frei).

Wie auch immer: du kannst dir hier ziemlich sicher sein, daß dich niemand für das was du bist verurteilen wird. Wunder können wir nicht bewirken, aberes ist doch schon mal eine Sache, ob man etwas über Diabetes/Ernährung liest, oder ob man darüber reden kann. Deswegen würde es mich sehr freuen, wenn du auch weiterhin hier bei uns mitschreibst.

Wir machen alle unsere eigenen Erfahrungen im Umgang mit dem Diabetes, und hier ist ein Ort, wo wir uns darüber austauschen und voneinander lernen können. Deine Erfahrungen sind da ebenso wichtig wie die jedes anderen hier. Und möglicherweise kann davon auch jemand profitieren, der so wie du vorher nur mitliest, sich aber noch nicht getraut hat sich anzumelden und selber seine Ansicht zu vertreten.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: dramaqueen am Oktober 20, 2005, 21:39
Hallo nochmal und danke für die Reaktionen!

Hm, also erstmal noch: Ich wollte mit meinem posting vor allem mitteilen, wie ich als in gewisser Weise 'Betroffene' mich beim Lesen von einigen dieser Äußerungen fühle. Ich möchte auch niemanden damit kränken, habe nur versucht zu sagen, was das in mir auslöst.  :rotwerd:
Gleichzeitig dachte ich, es ist vielleicht auch für den einen oder anderen interessant, was z.B. bei mir tatsächlich hinter der 'dicken Fassade' so abgeht. Das hoffe ich, weil ich eben tatsächlich auch nicht das Gefühl habe, dass die Statements böse gemeint waren. Aber sie können trotzdem ganz schön weh tun - das meinte ich mit 'gedankenlos', dass manche sich bestimmte Gedanken aus Unwissenheit vielleicht gar nicht wirklich machen können.

@Angela: es ist schon auch bei mir angekommen, dass du gute Absichten hast mit dem was du sagst - aber dennoch bleibt bei mir der Eindruck, dass da auch ein gewisses Unverständnis da ist/war für manche Probleme.

Zitat
Neben mir saß eine Frau..... die hatte leicht 150 kg   und sie ist ja so arm, weil sie hat keine Zeit für irgendwas, sie hat nur Stress und weil sie Stress hat nascht sie und sie nimmt einfach nicht ab. Meinte ich, ob sie nicht meint das das alles nur Ausreden sind? Sie soll halt statt was naschen zu Obst greifen. Wenn man es will geht es. Na sie isst eh kiloweise Obst. Hab ich mir gedacht, wenn ich dich so ansehe glaub ich das nicht. Naja, wenn  sie von der stresreichen Arbeit nach Hause kommt muß sie sich mal hinlegen, da hat sie keine Zeit zum Bewegung machen. Meinte ich, ich glaube das ist auch nur eine Ausrede, wenn man will geht es. Ich hab mir gedacht, klar mit dem Gewicht und einem stressreichen Tag - wie sie behauptet - ist sie ja fertig wen sie nach Hause kommt. Meinte ich, es geht alles wenn man will. Mein Freund hat 25 kg abgenommen. Hat sie ihn mit großen Augen angesehen und gesagt: wie hat er das gemacht? Hab ich gemeint, essen umstellen und Bewegung....... darauf wußte sie dann nichts mehr......


In diesem Absatz aus deinem Eingangsposting beschreibst du etwas, dass ich nur allzu gut kenne: Ich arbeite halbtags, studiere ausserdem 'nebenbei', mache Therapie, habe Diabetes und versuche, irgendwie soweit es mir mal möglich ist, ab und zu zur Aquafitness zu gehen. Wenn ich von der Arbeit komme, bin ich dermaßen alle, dass ich mich erstmal hinlegen muss. Ein Privatleben mit Ausgehen o.ä. habe ich so gut wie nicht (obwohl ich wohlgemerkt mit einem Partner zusammenlebe und durchaus Freunde habe), was ich sehr schade finde. Aber leider reicht meine Kraft dafür nicht auch noch und die Zeit wird auch ab und zu knapp. (Das frustriert mich manchmal zusätzlich zu allem anderen.)
Jedenfalls stehe ich manchmal durch diese ganzen Anforderungen und dass was ich den Tag über leiste so sehr unter Druck und Anspannung, dass es mir ganz schön schlecht geht.
Und dann setzt mitunter das ein, was ich mir über Jahre 'fleissig antrainiert' habe: ich esse vielmehr, als ich möchte und sollte. In der Regel passiert das Abends, nachdem ich vorher (ungelogen) den ganzen Tag gar nichts oder höchstens das von dir zitierte Obst gegessen habe.

Die Frau sagt, sie hätte keine Zeit für Bewegung. Könnte ja auch stimmen... Sie müsste sie sich natürlich eigentlich nehmen, wenn sie sich was Gutes tun will/nicht schaden will. Aber vielleicht ist gerade das ein Knackpunkt: Sie kann sich vielleicht nichts Gutes tun, weil sie sich für wertlos hält, oder so. Und wenn du dann sagst: "Das ist ja nur eine Ausrede.", das tut mir dann schon weh, denn es stimmt vielleicht (!) auf eine Art, aber gleichzeitig ist es vielleicht für sie unerträglich, vor sich zuzugeben, dass sie eigentlich ganz anders mit sich und ihrem ganzen Leben umgehen müsste. Weiß nicht, ob sie das mal einfach so dahin sagt, weil es so bequemer ist. Ist es das denn wirklich?

Ich sage auch oft, ich habe nicht genug Zeit für mehr Bewegung und um mich wirklich so intensiv um meine Gesundheit (körperlich+psychisch) zu kümmern wie ich es sollte. Und es stimmt auf eine Art, weil in meinem Alltag wirklich die Zeit dafür nicht vorhanden ist - aber da ist ja auch meine Schuld. Ich müsste sie mir nehmen und mir den Aufwand wert sein, der damit verbunden ist.
Daran arbeite ich halt so gut ich kann und das ist leider manchmal nicht sehr viel.  :-\

Du fragst auch, ob ich sage warum ich so bin wie ich bin, wenn mich einer fragt. Also, das kommt natürlich erstmal drauf an, wer mich fragt und wie derjenige fragt. Warum muss ich erklären, dass ich bin wie ich bin? Fragst du andere Leute öfter, warum sie so aussehen, wie sie eben aussehen? Ist doch nicht unbedingt ein öffentliches Thema, da mit jedem erörtert werden müsste, oder?
Aber davon abgesehn, fragt eigentlich keiner - mich jedenfalls bisher nicht. Man weiß ja auch schließlich, warum jemand dick ist...  ::) (war ironisch gemeint).

Auf jeden Fall stimme ich dir grundsätzlich absolut zu, wenn du sagst, jeder kann es (theoretisch) schaffen.
Das will ich auch schwer hoffen, sonst könnte ich es ja auch lassen. Und dass du für deinen Freund so eine tolle Unterstützung und Motivation bist, finde ich auch toll!
Respekt, dass ihr das zusammen so gut schafft!  :)

@Jörg:
Toll, dass es so ein Unterforum gibt. Was muss man denn tun, um da reinzudürfen? Ich hätte da schon Interesse dran. Bin schon eine Weile auf der Suche nach der Kombination Diabetes+Psyche, aber bisher noch nicht wirklich fündig geworden.

(Es ist ganz schön schwer, meine Gedanken alle so in Schriftform zu kriegen, wie ich sie im Kopf habe. Ich hab mich bemüht! Danke für's lesen!)

lg,
dramaqueen
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: vreni am Oktober 20, 2005, 21:51
Ach einfach Jörg eine Pn schicken , das reicht..... wir lesen  uns dann ausfühlicher   :)
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 21, 2005, 01:54
Jedenfalls stehe ich manchmal durch diese ganzen Anforderungen und dass was ich den Tag über leiste so sehr unter Druck und Anspannung, dass es mir ganz schön schlecht geht.

"Schön schlecht" ist so ein Wortpaar, mit dem sich gut jonglieren lässt. Für manche ist es schlecht, wenn etwas schönes passiert (nach dem Motto "Vorscht vor Griechen, die mit Geschenken kommen"); die stellen sich dann insgeheim auf das vermeintlich "dicke Ende", was nicht selten in 'self-fullfilling prophecy' endet.
Oder ist es wirklich schön, wenn etwas schlecht ist, nach dem Motto "Reinszenierung oder: Gewohntes bietet Sicherheit". (Ist aber eigentlich schon wieder Material für ein paar Thera-Stunden.

Zitat
Und dann setzt mitunter das ein, was ich mir über Jahre 'fleissig antrainiert' habe: ich esse vielmehr, als ich möchte und sollte. In der Regel passiert das Abends, nachdem ich vorher (ungelogen) den ganzen Tag gar nichts oder höchstens das von dir zitierte Obst gegessen habe.

Und das könnte ein möglicher Ansatz sein. Tagsüber hörst du auf deinen Körper (Obst), abends auf deine Psyche (Alles was nicht schnell genug auf die Bäume kommt). Da könnte man ergründen warum. Wo ist der (gefühlsmässige) Unterschied zwischen tagsüber und abends. Vielleicht, weil man abends zu sehr ins Nachdenken kommt, wenn man sich nicht anderweitig beschäftigt (so wie tagsüber)?
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Angela am Oktober 21, 2005, 08:25
@Angela: es ist schon auch bei mir angekommen, dass du gute Absichten hast mit dem was du sagst - aber dennoch bleibt bei mir der Eindruck, dass da auch ein gewisses Unverständnis da ist/war für manche Probleme.
Naja, weißt du, da hast du vielleicht nicht ganz unrecht. Man kann leicht reden über was was einen selber nicht betrifft. Aber ich denke in den Grundzügen habe ich recht und das hast du ja weiter unten auch geschrieben.
In diesem Absatz aus deinem Eingangsposting beschreibst du etwas, dass ich nur allzu gut kenne: Ich arbeite halbtags, studiere ausserdem 'nebenbei', mache Therapie, habe Diabetes und versuche, irgendwie soweit es mir mal möglich ist, ab und zu zur Aquafitness zu gehen. Wenn ich von der Arbeit komme, bin ich dermaßen alle, dass ich mich erstmal hinlegen muss. Ein Privatleben mit Ausgehen o.ä. habe ich so gut wie nicht (obwohl ich wohlgemerkt mit einem Partner zusammenlebe und durchaus Freunde habe), was ich sehr schade finde. Aber leider reicht meine Kraft dafür nicht auch noch und die Zeit wird auch ab und zu knapp. (Das frustriert mich manchmal zusätzlich zu allem anderen.)
Ja ich versteh es schon, und auch wenn du jetzt wieder sauer bist, wenn man will geht es. Wie ich schon geschrieben habe mein Freund hat 25 kg abgenommen als er mich kennenlernte (ok ich war seine Motivation) und er sagt jetzt immer es geht alles viel leichter, er hat mehr Kraft, steht mehr durch und kann viel mehr machen. Und damit will ich nur sagen, ich denke wichtig wäre eine Motivation für dich, weil ich glaube die hast du nicht. Ich versteh schon es ist sehr schwer und ich hoffe es kommt nicht wieder falsch an. Wir versuchen hier zu helfen. Jeder hat eine andere Art. Ok meine ist vielleicht manchmal etwas hart, aber ich meine es gut. Nur ich denke einen richtigen Tip kann dir keiner geben. Nur Anregungen und den Weg mußt du selber finden und genau das ist das schwierige, ich weiß. Du hast geschrieben das du auch zu viele KGs hast. Ich hatte auch ein paar zu viel und ich bin in ein Fitnesscenter gegangen und mein Trainer (der beste alle  :knuddel:) sagte zu mir: setz dir ein Ziel, was möchtest du erreichen? Und ich sagte: ich möchte Levisjeans tragen können, weil die sind so eng geschnitten. Heute trage ich sie.....  :super: Verstehst du was ich sagen will?
Jedenfalls stehe ich manchmal durch diese ganzen Anforderungen und dass was ich den Tag über leiste so sehr unter Druck und Anspannung, dass es mir ganz schön schlecht geht. Und dann setzt mitunter das ein, was ich mir über Jahre 'fleissig antrainiert' habe: ich esse vielmehr, als ich möchte und sollte. In der Regel passiert das Abends, nachdem ich vorher (ungelogen) den ganzen Tag gar nichts oder höchstens das von dir zitierte Obst gegessen habe.
Verstehe ich schon, aber so wie ich oben geschrieben habe, versuche dir ein Ziel zu setzen und versuche es zu erreichen.
Die Frau sagt, sie hätte keine Zeit für Bewegung. Könnte ja auch stimmen... Sie müsste sie sich natürlich eigentlich nehmen, wenn sie sich was Gutes tun will/nicht schaden will. Aber vielleicht ist gerade das ein Knackpunkt: Sie kann sich vielleicht nichts Gutes tun, weil sie sich für wertlos hält, oder so. Und wenn du dann sagst: "Das ist ja nur eine Ausrede.", das tut mir dann schon weh, denn es stimmt vielleicht (!) auf eine Art, aber gleichzeitig ist es vielleicht für sie unerträglich, vor sich zuzugeben, dass sie eigentlich ganz anders mit sich und ihrem ganzen Leben umgehen müsste. Weiß nicht, ob sie das mal einfach so dahin sagt, weil es so bequemer ist. Ist es das denn wirklich?
Siehst du und ich denke so ist es auch. Ist das bei dir auch so? Klar das ist sicher schwierig, wenn man genau weiß was man *falsch* macht, aber ned weiß wie man es richtig machen soll, oder es sich nicht zutraut. Versuch es mal wenn du nach Hause kommst und sag: so jetzt gehe ich noch spazieren. Du hast gesagt du hast einen Partner. Nimm ihn bei der Hand und geht spazieren. Ist sicher eine Überwindung, aber vielleicht macht es dir Spaß wenn du es öfters machst?
Ich sage auch oft, ich habe nicht genug Zeit für mehr Bewegung und um mich wirklich so intensiv um meine Gesundheit (körperlich+psychisch) zu kümmern wie ich es sollte. Und es stimmt auf eine Art, weil in meinem Alltag wirklich die Zeit dafür nicht vorhanden ist - aber da ist ja auch meine Schuld. Ich müsste sie mir nehmen und mir den Aufwand wert sein, der damit verbunden ist. Daran arbeite ich halt so gut ich kann und das ist leider manchmal nicht sehr viel.  :-\
Siehst du du beginnst schon mal richtig. Du weißt es ja, aber es kommt dann immer gleich das große ABER. Lass es mal weg und versuche mal mehr Bewegung zu machen oder einfach was was dir Spaß macht. Aquagym hat diese Frau auch gemacht und dann wieder aufgehört......
Du fragst auch, ob ich sage warum ich so bin wie ich bin, wenn mich einer fragt. Also, das kommt natürlich erstmal drauf an, wer mich fragt und wie derjenige fragt. Warum muss ich erklären, dass ich bin wie ich bin? Fragst du andere Leute öfter, warum sie so aussehen, wie sie eben aussehen? Ist doch nicht unbedingt ein öffentliches Thema, da mit jedem erörtert werden müsste, oder? Aber davon abgesehn, fragt eigentlich keiner - mich jedenfalls bisher nicht. Man weiß ja auch schließlich, warum jemand dick ist...  ::) (war ironisch gemeint).
Nein ich frage Leute nicht warum sie so aussehen wie sie aussehen, sondern ich frage Leute warum es ihnen schlecht geht und ob sie darüber reden wollen. Wichtig ist in erster Linie das Innenleben, die Seele wie Jörg immer sagt und wenn das mal passt schafft man alles andere auch. Und wie ich schon oft gesagt habe, ich weiß das es nicht einfach ist. Ich werde meinen Freund sagen er soll mal was dazuscheiben. Der kann dazu sehr viel sagen
Auf jeden Fall stimme ich dir grundsätzlich absolut zu, wenn du sagst, jeder kann es (theoretisch) schaffen.
Das will ich auch schwer hoffen, sonst könnte ich es ja auch lassen. Und dass du für deinen Freund so eine tolle Unterstützung und Motivation bist, finde ich auch toll!
Respekt, dass ihr das zusammen so gut schafft!  :)
Na siehst du das ist schon mal ein sehr guter Ansatz. Arbeite daran weiter!  :super:
(Es ist ganz schön schwer, meine Gedanken alle so in Schriftform zu kriegen, wie ich sie im Kopf habe. Ich hab mich bemüht! Danke für's lesen!)
Du sagst es!!!!  :ja:

 :kreisch: na das ist jetzt aber viel geworden. Hoffentlich ließt das auch wer
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 21, 2005, 09:41
Wichtig ist in erster Linie das Innenleben, die Seele wie Jörg immer sagt und wenn das mal passt schafft man alles andere auch.

Ja, der Meinung bin ich auch.  :ja:
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: dramaqueen am Oktober 21, 2005, 20:45
Ich finde es wirklich nett, dass/wie ihr versucht, mir hilfreiche Vorschläge zu machen. Danke! :)

Allerdings habe ich eigentlich vor allem über eine grundsätziche Haltung gegenüber Menschen, mit psychischen Problemen bzw. einfach Menschen, die scheinbar nicht so funktionieren, wie sie nach allgemeiner Ansicht sollten, geredet.
Meine eigene Problematik habe ich angerissen, um an diesem Beispiel ein paar mögliche (Hinter-)Gründe für das Entstehen von sowas wie z.B. extremem Übergewicht zu nennen.

Zitat
Tagsüber hörst du auf deinen Körper (Obst), abends auf deine Psyche (Alles was nicht schnell genug auf die Bäume kommt). Da könnte man ergründen warum. Wo ist der (gefühlsmässige) Unterschied zwischen tagsüber und abends. Vielleicht, weil man abends zu sehr ins Nachdenken kommt, wenn man sich nicht anderweitig beschäftigt (so wie tagsüber)?

Soweit ich es derzeit überblicke, ist es leider keineswegs so, dass ich tagsüber auf meinen Körper höre und deshalb gesundes Obst esse.
Es ist vielmehr so, dass ich eben aufgrund meiner Essstörung entweder vorsichtshalber gar nix esse (dann fühle ich meinen Körper nämlich am wenigsten unangenehm, er ist unbeschwert von 'Essenslasten' und rückt nicht dauernd so unangenehm in mein Bewusstsein) oder aber sowas wie Obst oder andere ganz gewöhnliche Lebensmittel in kleinst Mengen, da ich mir eigentlich Essen gar nicht zugestehe - ganz besonders in der Öffentlichkeit soll mich niemand beim Essen sehen... (nach dem Motto "Am besten sollte ich gar nichts essen!" und dass denke ich auch bei einem Salatblatt!)
Am abend ist der größte Unterschied, dass ich dann zu Hause bin - unbeobachtet und in 'Sicherheit'. Dann kommt quasi mein 'inkompetenter, privater' Persönlichkeitsanteil voll zum Zuge, der den ganzen Tag über 'streng weggesperrt' (von meinen ebenfalls vorhandenen sehr kompetenten, professionellen Anteilen) auf diesen Moment wartet.  ::)
Tatsächlich kommen dann Gedanken hoch, die tagsüber verdrängt wurden und auch diverse, oft unangenehme Gefühle. Wenn ich mich dann insgesamt entsprechend belastet fühle, gelingt es mir eben leider oftmals nicht, mit diesen Gedanken und Gefühlen adäquat umzugehen. Dann wird mir das alles zu viel und ich suche nach einer schnellen Lösung für dieses Dilemma. Das Essen ist da natürlich einerseits langfristig eine schlechte Wahl, kurzfristig bringt es aber durchaus Besserung und das ist eines der Probleme, das mich hindert, einfach davon loszukommen...
Leider gibt es bei mir auch noch ein paar andere, teils noch gravierendere von diesen sog. 'dysfunktionalen' Verhaltensweisen. Und so muss ich halt immer austarieren, wo/wie ich in den vielzitierten kleinen Schritten vorsichtig was verändern kann, ohne dass es an einer anderen Stelle dadurch zu einer 'Katastrophe' kommt.
Es ist wohl leider etwas mehr als ein großer, behäbiger innerer Schweinehund, den ich da zu überwinden habe.  :hilfe:

Wie ihr schon so schön sagtet:

Zitat
Wichtig ist in erster Linie das Innenleben, die Seele wie Jörg immer sagt und wenn das mal passt schafft man alles andere auch.

Und da bin ich wie gesagt intensiv dran am arbeiten.

Schönen Abend noch, euch allen!
dramaqueen

P.S.: Angela, ich war in erster Linie verletzt und dann noch ein bisschen wütend.
Titel: Re: Leichter Leben mit Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 21, 2005, 21:32
Ich finde es wirklich nett, dass/wie ihr versucht, mir hilfreiche Vorschläge zu machen. Danke! :)

Also zumindest von mir ist das nicht beabsichtigt, dir in dieser Hinsicht Vorschläge zu machen. Ich kann wohl Gedankenanstöße zum Thema Diabetes machen, aber Vorschläge zu Essstörungen müssen schon von den Betroffenen selber kommen. Aber es kann manchmal ganz hilfreich sein, auch mal andere Gedanken dazu wahrzunehmen.

Zitat
Soweit ich es derzeit überblicke, ist es leider keineswegs so, dass ich tagsüber auf meinen Körper höre und deshalb gesundes Obst esse.

Na sagen wir es mal so: dein Körper verlangt nach Nahrung und du setzt ihm dann was gesundes vor. Wäre es eher deine Psyche die was kriegt wäre das wohl etwas anders.

Zitat
...da ich mir eigentlich Essen gar nicht zugestehe - ganz besonders in der Öffentlichkeit soll mich niemand beim Essen sehen...

Kann ich mir vorstellen.

Zitat
...mit diesen Gedanken und Gefühlen adäquat umzugehen. Dann wird mir das alles zu viel und ich suche nach einer schnellen Lösung für dieses Dilemma. Das Essen ist da natürlich einerseits langfristig eine schlechte Wahl, kurzfristig bringt es aber durchaus Besserung und das ist eines der Probleme, das mich hindert, einfach davon loszukommen...

Ist aber auch schwer. Immerhin machst du das schon ziemlich lange so. Haben dir denn die Thera-Sitzungen ein bißchen was gebracht? (Den Teil können wir aber auch in die Gesprächsrunde auslagern, wenn es dir da lieber ist)

Zitat
Leider gibt es bei mir auch noch ein paar andere, teils noch gravierendere von diesen sog. 'dysfunktionalen' Verhaltensweisen.

Es hätte mich gewundert, wenn das nicht so wäre.