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Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Trüffel am Juni 24, 2016, 21:00

Titel: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Trüffel am Juni 24, 2016, 21:00
Ich habe das Gefühl, dass ich mittlerweile mit der Behandlung des Diabetes und den quartalsmäßigen Besuchen beim Diabetologen auf Kriegsfuß stehe.
Momentan gipfelt es darin, dass ich absehbare Zeit vor dem Termin die Werte absichtlich zu hoch halte, um den HbA1c in die Höhe zu treiben. Ich manövriere absichtlich dagegen und das blöde ist, ich weiß, dass das falsch ist und mache es trotzdem.
Gute Werte schaffe ich kaum und wenn dann nur über einen sehr übersichtlichen Zeitraum. Ja, ich habe hohe Ansprüche und wenn ich diese nicht erfüllen kann, bin ich frustriert und dann steuere ich geradewegs ins komplette Gegenteil. Meist habe ich das Gefühl, dass ich dem Diabetes nicht Herr werde, versage, weil ich mich oft nicht beherrschen kann (zwischendurch naschen ohne Insulin abzugeben, auf eine stabile TDD achten) und wenn das schon nicht klappt, erreiche ich den Punkt, wo es mir sowieso egal ist und dann will ich mit Fleiß nicht mehr und mache das Gegenteil (z.B. Bolus weg lassen).

Die HbA1c-Werte sind nun seit etwa zwei Jahren dauerhaft über 7% und mein Diabetologe hat mir einen Klinikaufenthalt nahe gelegt. Die Wahl wohin überließ er mir, ich habe nun Bad Mergentheim anvisiert.


Viele Grüße
Trüffel
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: ralfulrich am Juni 25, 2016, 00:03
Hallo Trüffel,

das liest sich ja gar nicht gut. Wie sieht es denn mit den übrigen Werten aus, Retinopathie, Polyneuropathie, Mikroalbumin....?
Wenn da noch alles unauffällig ist würde ich mir erst mal nicht sooo viele Gedanken machen. :knuddel:

Grüße
Ralf
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Trüffel am Juni 25, 2016, 08:09
Retinopathie und Mikroalbuminurie waren mal im Anfangsstadium da, aber die waren reversibel und nun ist nichts mehr nachweisbar.

Viele Grüße
Trüffel
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: ralfulrich am Juni 25, 2016, 09:57
Ein Psychologe würde vielleicht sagen, Du suchst mit "absichtlich" hohen Werten vor einem Arztbesuch einfach nur Aufmerksamkeit?
Frust und Ratlosigkeit kennt jeder, wenn die Werte nicht da sind wo man sie haben möchte.
Die Ursachen findet man nur wenn das theoretische Wissen vorhanden ist und wenn man es auch anwenden kann.
Ich merke an mir, dass man doch vieles vergisst, wenn man sich nicht immer wieder mal damit auseinander setzt.
Vielleicht hilft tatsächlich eine intensive Schulung?

Grüße
Ralf
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Gela am Juni 25, 2016, 15:52
Selbstbetrafung fällt mir da ein
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Tarabas am Juni 25, 2016, 15:58
Ich muß gestehen, ich kann beide Grundaussagen nicht ganz in Einklang bringen?

Momentan gipfelt es darin, dass ich absehbare Zeit vor dem Termin die Werte absichtlich zu hoch halte, um den HbA1c in die Höhe zu treiben. Ich manövriere absichtlich dagegen und das blöde ist, ich weiß, dass das falsch ist und mache es trotzdem.

Zitat
Gute Werte schaffe ich kaum und wenn dann nur über einen sehr übersichtlichen Zeitraum. Ja, ich habe hohe Ansprüche und wenn ich diese nicht erfüllen kann, bin ich frustriert und dann steuere ich geradewegs ins komplette Gegenteil.

Letzteres klingt danach, Du möchtest gerne gute Werte haben, kümmerst Dich auch drum. Dann klappt es nicht, du bist verständlich frustriert und dann läßt du es laufen. Scheiße, aber wohl nicht völlig unüblich.

Aber oben "absichtlich hoch" "in die Höhe treiben"? Warum genau machst Du das? Anders formuliert: was willst Du in diesem Zeitpunkt damit erreichen?
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Trüffel am Juni 25, 2016, 16:06
Aber oben "absichtlich hoch" "in die Höhe treiben"? Warum genau machst Du das? Anders formuliert: was willst Du in diesem Zeitpunkt damit erreichen?

Weiß nicht genau. Wenn schon schlecht, dann richtig schlecht. Vielleicht eine Mischung aus Trotzreaktion und mehr?


Viele Grüße
Trüffel
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: ralfulrich am Juni 25, 2016, 19:37

Weiß nicht genau. Wenn schon schlecht, dann richtig schlecht. Vielleicht eine Mischung aus Trotzreaktion und mehr?


Ja genau, wie ein waschechter Highlander eben.../cool

Grüße
Ralf
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Kladie am Juni 25, 2016, 19:51
Wer einen Selbstmord plant und durchführt handelt auch nicht rational.

Ich kenne jemanden, der hat wegen Wechseljahrbeschwerden Selbstmord begangen. Das war eine endgültige Entscheidung aber absichtlich schlecht eingestellte Diabetiker müssen vielleicht länger leiden. Das wäre für mich genug Motivation den Diab nicht schleifen zu lassen.
Du solltest auch nicht nur an dich selbst denken denn du hast ja Familie....

Ich wünsche dir, du würdest mit Erfolg wieder auf die richtige Spur gelangen

Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 27, 2016, 13:32
Die Wahl wohin überließ er mir, ich habe nun Bad Mergentheim anvisiert.

Das ist eine gute Idee. Soviel ich weiß haben die da auch Psychologen (Ich hab jedenfalls mal einen getroffen, der dort tätig war)

Für alle anderen, die einen mit Diabetes vertrautem Psychologen suchen: hier gibt es eine spezielle Suchmaschine dafür: http://www.diabetes-psychologie.de/templates/main.php?SID=2798

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Trüffel am Juli 15, 2016, 22:09
Mit Mergentheim wird es leider nichts, da bei meiner Anmeldung was schief gelaufen ist. :moser:
Ich hätte noch Bad Lauterberg/Harz zur Auswahl, wo ich nicht sicher bin, ob mir eine Woche dort reicht.

Momentan kümmere ich mich um meine Einstellung wieder besser. Nur tägliche Hypos, meist zwischen 60 und 70 mg/dl, selten unter 50 mg/dl, manchmal 2-3 mal am Tag) ärgern mich ein bisschen. Also eigentlich nicht mich sondern eher den Diabetologen... Wobei ich prima damit zurecht komme, besser als mit zu hohen Werten wo ich schlapp bin, großen Durst bekomme und häufig aufs Klo muß.


Viele Grüße
Trüffel
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Joerg Moeller am Juli 16, 2016, 19:31
Und wie sieht es da mit einem CGMS aus, bzw. einem Libre?
Samit solltest du den BZ doch besser in den Griff kriegen.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Trüffel am Juli 17, 2016, 20:23
Mag ich nicht, ich habe Schiss vor den (nach meinem Gefühl dicken) Teflon-Nadeln. :knatschig:


Viele Grüße
Trüffel
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Kladie am Juli 17, 2016, 21:46
Hallo Trüffel,

Beim Libre gibt es keine Kanülen.
Tut nicht weh und du hast die totale Kontrolle.....
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Trüffel am Juli 19, 2016, 16:44
Die totale Kontrolle habe ich eben nicht, weil ich nicht steuern kann, ob und wie schnell die Teflon-Nadel rein geht. Wenn ich mir so einen Katheter (mit Stahlnadel) lege, dann pikse ich gaaaanz langsam und wenn es weh tut, piks ich wo anders nochmal. Bei Teflon wird das mit dem Gerät rein geschossen, da kann ich nichts mehr steuern und das verursacht bei mir enormes Unbehagen.

Viele Grüße
Trüffel
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Rüdi am Juli 19, 2016, 19:54
Hallo Trüffel,

da musst Du dir keine Gedanken machen... ich habe schon -zig Sensoren (könnten so 20 mittlerweile sein) "gesetzt" und nicht einmal hat es weh getan.
Man spürt beim Setzen des Sensors praktisch nichts. Ich kann da nur Mut machen.


Gruß
Rüdi
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Kladie am Juli 19, 2016, 19:55
Hallo Trüffel,

beim Libre gibt es kein Teflon, kein Stahl oder sonst eine Kanüle die irgendwohin gestochen wird.
Der Sensor wird auf den Oberarm geklebt. Danach kannst du deinen BZ Verlauf kontrollieren weil er auch ohne eigenes messen grafisch dargestellt werden kann.
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Rüdi am Juli 19, 2016, 20:07
Jedenfalls keine wirkliche Nadel.
http://diabetestechreview.com/wp-content/uploads/2014/10/DTR_Libre_6995.jpg (http://diabetestechreview.com/wp-content/uploads/2014/10/DTR_Libre_6995.jpg)

Gruß
Rüdi
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: lunaiko am Juli 20, 2016, 21:46
Hallo zusammen,

ich schwenke einfach noch mal wieder zu dem Eingangsthema zurück, weit weg von Teflonnadeln oder so ;)

Ich könnte mir bei einem solchen Vorgehen, die Werte absichtlich schlechter aussehen zu lassen als sie sein müßten, vorstellen, dass das evtl. Ausdruck einer Überforderung ist. Und über die Werte, die beim Doc gemessen werden, eine Art Hilferuf.
Den der Doc ja auch damit beantwortet hat, dir einen Klinikaufenthalt zu empfehlen. Ich würde dabei auch schon versuchen, genau dort hin zu kommen, wo ich hin will. Kannst du dich in Bad Mergentheim nicht noch mal anmelden?

Grundsätzlich würde ich auch dazu raten, eine genaue Ursachenforschung zu betreiben. Es muss ja einen konkreten Grund geben. Und es wird leichter etwas zu verändern, wenn man den kennt.
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Ludwig am Juli 20, 2016, 22:19
also korrekt ist, dass es doch eine Nadel gibt beim Libre. Beim setzen wird diese benötigt und ist in der Einführhilfe enthalten. Wenn das Libre auf den Arm aufgesetzt wird (mit etwas Druck) wird der Reaktionsfaden mit der Führungsnadel eingeführt und die Nadel wird sofort zurückgezogen (sehr clever ausgedachtes System!!!!) und ist in der Einführhilfe nicht mehr sichtbar.
Es würde aber nicht möglich sein den weichen Reaktionsfaden unter die Haut zu bekommen wenn da keine Stahlnadel verwendet würde. :nein: Die Nadel ist aber m.E.  dünnner als die vom Quickset und man merkt tatsächlich keinen Schmerz.

Übrigens können die Quickset auch ohne Einfühhilfe (ohne Serter) gesetzt werden, wie ich aus eigener Erfahrung weiss! ;D

LG
Ludwig
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Frau_Holle am Juli 21, 2016, 07:40
... Übrigens können die Quickset auch ohne Einfühhilfe (ohne Serter) gesetzt werden, wie ich aus eigener Erfahrung weiss! ;D
...

schon - aber halt nicht "gaaaanz langsam", weil dann der Teflonschlauch über der Führungsnadel zusammenschrumpeln und abknicken kann, nachdem die Führungsnadel gezogen ist ... und dann ist Insulinmangel möglich, weil der Zugang dicht ist
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Trüffel am Juli 21, 2016, 14:37
Ich könnte mir bei einem solchen Vorgehen, die Werte absichtlich schlechter aussehen zu lassen als sie sein müßten, vorstellen, dass das evtl. Ausdruck einer Überforderung ist. Und über die Werte, die beim Doc gemessen werden, eine Art Hilferuf.
Ich finde es ungerecht, dass man trotz großer Bemühungen einen nicht ausreichenden HbA1c hat und möchte gerne mal einen sehr, sehr guten. Wenn ich einen sehr guten habe (zwischen 6 und 6,5), dann wirft man mir (ohne Protokolle zu sichten) vor, dass sie mit vielen Hypos erkauft wären. Als ich mal fragte, wieviel Prozent Hypos denn "normal/erstrebenswert" wären, sagte man mir "Null". Das kann doch keiner erreichen, weshalb steckt man die erstrebenswerten Ziele dann so hoch????

Zitat
Kannst du dich in Bad Mergentheim nicht noch mal anmelden?
Ja, habe ich vor, vielleicht findet Anfang nächsten Jahres wieder einer statt. Genaue Termine gibt es erst im Herbst.

Zitat
Grundsätzlich würde ich auch dazu raten, eine genaue Ursachenforschung zu betreiben. Es muss ja einen konkreten Grund geben. Und es wird leichter etwas zu verändern, wenn man den kennt.
Als eine der Ursachen haben wir herausgefunden, dass ich gerne selbstbestimmt lebe. Wenn man mir sagt, wie und was ich zu tun habe, erzeugt das bei mir manchmal Widerstand.. Ich halte mich ungern daran und probiere lieber eigene Wege.


Viele Grüße
Trüffel
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: ralfulrich am Juli 21, 2016, 15:03

Ich finde es ungerecht, dass man trotz großer Bemühungen einen nicht ausreichenden HbA1c hat und möchte gerne mal einen sehr, sehr guten. Wenn ich einen sehr guten habe (zwischen 6 und 6,5), dann wirft man mir (ohne Protokolle zu sichten) vor, dass sie mit vielen Hypos erkauft wären. Als ich mal fragte, wieviel Prozent Hypos denn "normal/erstrebenswert" wären, sagte man mir "Null". Das kann doch keiner erreichen, weshalb steckt man die erstrebenswerten Ziele dann so hoch????

Viele Grüße
Trüffel

Ich würde sagen der Diabetologe sollte lernen seine Patienten besser zu motivieren.
Das hört sich an wie: Lieber einen hohen HbA1c als eine Hypo zuviel.
Ein guter HbA1c wird immer mit mehr Hypos verbunden sein. Die Kunst besteht darin die BZ-Linie flach zu halten und Extremwerte zu vermeiden. Dazu muss man aber die Up/Down Regeln möglichst genau befolgen.

Welches Protokoll benutzt Du denn?

Grüße
Ralf
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Kladie am Juli 21, 2016, 18:45
Hallo Trüffel,

Zitat
orginal Trüffel:
Wenn ich einen sehr guten habe (zwischen 6 und 6,5), dann wirft man mir (ohne Protokolle zu sichten) vor, dass sie mit vielen Hypos erkauft wären.
Das kenne ich auch. Gute HbA1c Werte scheinen viele Diabetologen zu erschrecken. Meine Werte zwischen 5,4 und 5,6% sind nach Ansicht meines Diabetologen ebenfalls mit Unterzuckerungen erkauft. Meine Antwort: Was kann ich ändern ohne schlechtere Werte zu bekommen? 5,5 % ist der Wert eines Nichtdiabetikers und dies ist und bleibt mein Ziel. Fertig!

Für einen T1 ist das fast nicht zu schaffen - das ist mir schon klar. Trotzdem würde ich mir von niemandem einreden lassen meine Werte absichtlich zu verschlechtern. Hypos sind ausschließlich unangenehm und schädlich für mich selbst und so lange ich frei entscheiden darf von was ich mich schädige, ziehe ich 80er Werte den 200ern vor.


Zitat
orginal Trüffel:
.... Ich halte mich ungern daran und probiere lieber eigene Wege.
Da haben wir was gemeinsames. Deshalb bin ich hier auch als "Exot" eingeordnet aber damit kann ich leben. Selbstbewusstsein kann man nur schlecht erlernen - aber man kann es intensiv trainieren.  ;D
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: lunaiko am Juli 21, 2016, 19:08
Als eine der Ursachen haben wir herausgefunden, dass ich gerne selbstbestimmt lebe. Wenn man mir sagt, wie und was ich zu tun habe, erzeugt das bei mir manchmal Widerstand.. Ich halte mich ungern daran und probiere lieber eigene Wege.

Es hilft dir aber doch nichts, wenn dieser "eigene Weg" so gefährlich ist, dass du dir die Haxen brichst statt ans Ziel zu kommen.

Ich würde lieber einen Weg gehen, der mich auf angenehme Art an mein Ziel bringt. Und das sind doch eher Werte, mit denen ich zufrieden bin. Wenn der Doc es auch ist, toll. Wenn nicht, egal. Ist ja meine Krankheit und nicht seine.
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Floh am Juli 21, 2016, 21:56
Zitat
Trotzdem würde ich mir von niemandem einreden lassen meine Werte absichtlich zu verschlechtern. Hypos sind ausschließlich unangenehm und schädlich für mich selbst und so lange ich frei entscheiden darf von was ich mich schädige, ziehe ich 80er Werte den 200ern vor.

Hui. Riskant. Ich möchte in mehreren Punkten widersprechen.

- Hypos sind beim Führen von Fahrzeugen nicht nur für dich gefährlich, sondern auch für andere. Das ist - völlig klar - nicht das, was du angesprochen hast. Im Gegensatz dazu ist aber das Führen eines Fahrzeuges mit erhöhtem Blutzucker nahezu unverändert.

- Eine Zeit lang (Monate, nicht unbedingt Jahre) mit höheren Werten als erwünscht herum zu laufen hilft durchaus, etwa die verlorenen Hyposymptome wieder in einen sinnvollen Rahmen zu ziehen. Ob ich eine Hypo bei 30 mg/dl mit Sehstörungen das Erste mal bemerke, oder schon bei 70 mg/dl mit wackeligen Knien und Schweißausbrüchen merke das irgend etwas nicht stimmt macht einen Unterschied. Nicht unbedingt im Wohlbefinden, wohl aber in der Zeit, die Vergeht bis die Hypo "verdaut" ist. Sich zum richtigen Zeitpunkt (und vernünftig begründet) höhere Werte einreden zu lassen kann durchaus Sinn ergeben.

- Viele erhöhte Werte führen früher oder später bei sehr vielen Diabetikern zu Spätschäden. Die typischen, fernsehbekannten Probleme sind amputierte Gliedmaßen, Blindheit, Nervenschäden, etc. etc. Ich gebe dir recht, die will ich nicht haben. Aber: Unterzuckerungen führen (nach einigen Studien, mehrere) zu Hirnschäden, Gedächtnisverlust, Demenz. Jetzt sagt der lustige Kindergartenscherz zwar, dass ein vergessenes Bier besser ist als ein verschüttetes - ich sehe das anders. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: nach Unterzuckerungen können Gedächtnisteile verschwinden. Ich bin mir ausnahmsweise sicher - weil eine Kartennummer für eine Bankkarte etwas häufig benutztes ist. Die vergisst man nicht einfach aus Alter. Wenn so etwas (und Namen von Bekannten, Straßen, Orientierung) nach einer länger andauernden Hypo permanent verschwunden sind, dann ist der Zusammenhang für mich da. Und bedrohlich.

Ich sags mal so ... ich mag beides nicht. Hypos sind schnell zu behandeln und fühlen sich nicht sehr bedrohlich an. Solange man das bemerkt und nicht gerade Kettensägen jongliert sagt mein Gefühl auch immer "das ist die bessere Wahl". Andererseits habe ich in knapp 40 Jahren Diabetes sicher viele Hypers gehabt - und eben noch keine Füße/Augen etc. eingebüst. Der Gedächtnisverlust ist aber da. Und das macht mir inzwischen fast mehr Angst...
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Kladie am Juli 22, 2016, 10:51
Hallo Floh,

Danke für deine Richtigstellungen. Ich stimme dir in fast allen Punkten zu.

Vielleicht noch der Hinweis: Mein Beitrag sollte im Context gelesen werden. Trüffel hat Motivationsprobleme und will alles gleichzeitig. Langsame Verbesserungen mit Inkaufnahme von Kolateralschäden (hier niedrige BZ Werte und keine Hypos) sind das, was ich vorgeschlagen habe. Mir ist durchaus bewusst, dass Hypo- und Hyperglykämien nicht ignoriert werden dürfen.
Außerdem habe ich Trüffel nicht empfohlen immer bis zur Hypogrenze zu gehen. Aber aus Angst oder Sorge vor Hypos lieber > 200er Werte anzustreben ist keine dauerhafte Lösung. Um einen Mittelweg zu finden darf niemand nur gegen niedrige Werte argumentieren.



Zum Schluß:
Zitat
orginal Floh:
Ich sags mal so ... ich mag beides nicht. Hypos sind schnell zu behandeln und fühlen sich nicht sehr bedrohlich an. Solange man das bemerkt und nicht gerade Kettensägen jongliert sagt mein Gefühl auch immer "das ist die bessere Wahl". Andererseits habe ich in knapp 40 Jahren Diabetes sicher viele Hypers gehabt - und eben noch keine Füße/Augen etc. eingebüst. Der Gedächtnisverlust ist aber da. Und das macht mir inzwischen fast mehr Angst...
Hier hat jeder seine eigene Sichtweise. Ich kann besser damit leben mal einen Namen zu vergessen oder Google zu bemühen als die physischen Probleme (Augen, Nieren, Füße und was es sonst noch so gibt) auszuhalten.
Titel: Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
Beitrag von: Joerg Moeller am Juli 22, 2016, 12:23
Als ich mal fragte, wieviel Prozent Hypos denn "normal/erstrebenswert" wären, sagte man mir "Null". Das kann doch keiner erreichen, weshalb steckt man die erstrebenswerten Ziele dann so hoch????

Weil man bescheuert ist :tock:

Eine alte Regel sagt, man soll nicht päbstlicher sein als der Pabst. Unterzuckerungen kommen auch bei Gesunden vor, warum also nicht auch bei Diabetikern (solange es nicht zu häufig ist und man es im Griff hat).
Ich finde so 1-2 leichte Hypos pro Woche akzeptabel. Das sind dann die, bei denen ich mich eher fühlt wie "Ich sollte mal einen Happen Süßes essen". Und die krieg ich dann mit einem Löffel Marmelade oder einer BE TZ schnell wieder in den Griff.

Viele Grüße,
Jörg