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Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: otto2111 am Oktober 13, 2015, 09:48

Titel: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: otto2111 am Oktober 13, 2015, 09:48
Hallo, mich plagt zur Zeit folgendes Problem. Ich habe am linkem Fuß nach einiger Zeit das Gefühl als ob die Socke starke Falten gebildet hat. Langes gehen und stehen ist damit echt unangenehm. Etwas Entlastung bringt das anziehen der Zehen und laufen auf dem Außenspan was dann wieder zur Krämpfen im Fuß führt und die Gangsicherheit mindert. Die Hüfte macht sich dadurch dann auch bemerkbar.
Da ich einen Beruf habe, in dem ich bis auf die Pausen, nur stehe bin ich zum Arzt gegangen und seit über 2 Monaten krank geschrieben.
Die Hausärztin stellte Spreizfüße fest und verordnete mir Einlagen. Diese brachten keinen Erfolg.
Beim EMG wurde nichts festgestellt. Mein Orthopäde überwies mich zum MRT; bis auf einen leichten Bandscheibenvorfall der nicht auf die Nerven drückt ist auch alles ok.
Jetzt bekomme ich noch ein paar Behandlungen im 2 Zellenbad.

Der Orthopäde schlug mir beim letzten Termin vor, dass ich demnächst nach dem Hamburger Modell wieder arbeiten soll. Ich denke das wird mir nichts bringen ohne eine ordentliche Ursachenforschung was mit dem Fuß los ist und entsprechender Behandlung.
Fakt ist, ich kann max. 1 Stunde auf den Füßen sein und brauche dann eine Pause. Da sich mein Fuß dadurch aber nicht vollständig erholt hat wird die nächste Pause nach ca. 45 fällig sein. Ein 8 Stundentag ist für mich derzeit unvorstellbar.

Hat jemand ähnliche Beschwerden gehabt und wie wurden die erfolgreich behandelt?
Kann ich das Hamburger Modell ablehnen wenn ich aus meiner Sicht keinen Erfolg sehe?
Handelt der Arzt fahrlässig wenn er mich gesund schreibt bzw. arbeiten lässt? Immerhin brauche ich beim Arbeiten einen sicher Stand, da ich Lasten um die 30kg regelmäßig trage oder mit einem schönen scharfen Cuttermesser arbeite.
Mir kam auch schon der Gedanke mich bei der Krankenkasse zu melden damit die mich zum MDK schicken und ein Leistungsbild von mir erstellen. Ich bin mir nur nicht sicher ob das eine gute Ideee ist oder ein Eigentor werden kann.

Ich würde mich über ein paar Ideen und Anregungen freuen.

Gruß
otto
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 13, 2015, 14:03
Missempfindungen (=Parästhesien) an den Extremitäten lassen beim Diabetiker natürlich als ersten an Polyneuropathie denken. Wenn du schon ein EMG hattest warst du sicher auch beim Neurologen, der es dann ja auch diagnostiziert hätte.

Zu diesem Hamburger Modell kann ich nichts sagen, aber was genau arbeitest du denn? Bzw. stehst du nur an einer Stelle oder läufst du?
Wenn es nur eine Stelle ist, dann wäre vielleicht so ein Standhocker eine Idee, um den Fuß zu entlasten: http://www.buerostuehle-4u.de/out/pictures/generated/product/3/380_740_80/a0371_lowres.jpg

Möglicherweise sind auch die Schuhe das Problem. Das könntest du mal bei einem othopädischem Schuhmacher untersuchen lassen.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: otto2111 am Oktober 13, 2015, 17:12
Hallo Jörg, danke für eine Antwort. Ich habe mir heute vom Hausarzt nochmal ein EMG verordnen lassen. Das erste war ein Oberflächen EMG mit den aufgeklebten Elektroden. Nachdem ich dem Arzt gesagt habe wie der Neurologe hieß hat er mir die 2. Überweisung anstandslos ausgestellt. Der Termin ist leider erst Ende November.

Ich arbeite in einer Versandabteilung, das heißt ständig zwischen Warenlager, Packtisch und einem anderen Lager laufen. Sitzen ist leider nicht möglich.

An den Orthopädieschuhmacher habe ich auch schon gedacht aber die Kosten haben mich bis jetzt davon abgehalten. Wenn mein Problem damit gelöst werden kann heißt es ja alle meine Schuhe zu entsorgen und dann nur orthopädische Schuhe zu tragen.
Ich habe aber im Sommer gemerkt, dass Sandalen oder diese Gartenclogs so gut wie keine Probleme machen. Wahrscheinlich weil die Dinger relativ locker sitzen und wenn das Bein beim Schritt angehoben ist, für einen kurzen Moment keinen Kontakt zur Sohle hat. Am besten war natürlich barfuß laufen.

Mir wäre es lieber erst mal eine ordentliche Diagnose zu bekommen. Diese ganzen Behandlungsversuche nerven mich z.Z. echt.

viele Grüße
otto
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 14, 2015, 11:50
Klar, wenn das Kind einen Namen hat fühlt man sich besser. Da wird dir sicher der Neurologe weiterhelfen können.

Wenn du es in Sachen Schuhe erstmal kostengünstiger ausprobieren willst, dann schau doch mal hier rein: http://www.vamos-schuhe.de/damenschuhe-orthopaedische-schuhe/
(Und lass dich nicht von "Damenschuhe" irritieren, die sind auch genauso gut von Herren tragbar)

Das Gute an diesen Schuhen ist, dass einige Modell weich ausgefüttert sind und man sie über den Klettverschluss dem Fuß anpassen kann. Hat mir mal geholfen, als ich mich wegen meines Lymphödems kaum noch in meine normalen Schuhe reinquetschen konnte. Vom Tragegefühl war das dann schon wirklich eher wie "Socke mit fester Sohle".

Die Sache mit dem Orthopädieschumacher heißt ja nicht unbedingt, dass man sündhaft teure orthopädische Schuhe tragen muss (bei denen sich u.U. aber auch die Krankenkasse beteiligen würde). Aber die haben heutzutage manchmal sehr moderne Geräte um Füße zu vermessen, bzw. deinen Laufstil zu analysieren. Und mit den Messwerten kann er sich dann deine aktuellen Schuhe ansehen, ob da vielleicht das Problem liegt und dir Alternativen empfehlen.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: otto2111 am Oktober 14, 2015, 16:23
Die Idee mit der Laufstilanalyse finde ich gut und werde ich bald mal machen lassen. Wenn sich dann zeigt, dass ich eine orthopädische Maßanfertigung benötige wird es wahrscheinlich doch etwas teurer und kompliziert. Für die Arbeit benötige ich Arbeitsschutzschuhe Klasse S3. Die normalen Schuhe zahlt die Firma, bei der Spezialanfertigung sehe ich da schwarz. Dazu kommt dann, dass die Schuhe in der Regel 1 Jahr halten; könnte natürlich bei handwerklich gefertigten Modellen auch länger sein.
Also warte ich jetzt mal diese Analyse ab und dann wird weiter entschieden.

Vielen dank und liebe Grüße
otto
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: Lighthouse am Oktober 15, 2015, 05:42
Guten Morgen otto2111,

ich habe eine PNP die von 1 Neurologen und in 2 neurologischen Krankenhäusern bestätigt wurde mit Missempfindungen der Fußsohlen. Ich komme mir vor als wenn ich auf Matratzen laufen würde.

Mir wurden von meiner Neurologin 4 Paar Schutzschuhe verschrieben für Gesamt 2.700 € Mein Eigenanteil liegt bei ungefähr 250 €. Es sind 2 paar Straßenschuhe, 1 Paar Hausschuhe und 1 Paar Sportschuhe. Die Bewegungsabläufe sind besser geworden. Meine Schuhe sind von der Firma Thanner. Die findest Du im Internet und das Schuhinnenwerk vom Orthopädie Schuhmachermeister vor Ort.

LG Rolf
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 15, 2015, 11:15
Für die Arbeit benötige ich Arbeitsschutzschuhe Klasse S3. Die normalen Schuhe zahlt die Firma, bei der Spezialanfertigung sehe ich da schwarz.

In dem Fall hilft dir die Rentenkasse. Die zahlt ja nicht nur Altersrente, sondern auch Maßnahmen, die zur Erhaltung des Arbeitsplatzes beitragen.
Bei mir hat sie z.B. den besondern Bürostuhl gezahlt (zumindest einen Großteil davon), weil ich mir die knapp 900 Euro allein auch nicht hätte leisten können.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: otto2111 am Oktober 16, 2015, 10:22
Das sieht ja doch bezahlbar aus, ich hatte mit höheren Kosten für mich gerechnet.  Dann kann ich jetzt nur hoffen, dass der Neurologe beim nächsten EMG was feststellt und das hin und her zwischen Neurologe, Orthopäde, Diabetologe und Hausarzt ein Ende hat. Denn wenn ich noch länger krank bin brauche ich mir bald zumindest wegen der Arbeitsschuhe keine Gedanken mehr machen.

Viele Grüße
otto
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 16, 2015, 10:37
Ich drück dir die Daumen! :super:

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: zuckersuesse1975 am Oktober 23, 2015, 18:10
lieber otto,
ich bin jetzt seit dem späten frühjahr mit ähnlichen beschwerden auf verschiedene sachen hin  untersucht und  behandelt worden (venenentzündung, überbelastung, fehlbelastung, mittelfussfrakturverdacht, charcot - fuss verdacht). im endeffekt kam beim mrt (2. durchlauf in bauchlage, ansonsten kam der übliche satz "da is nix") 2 morton neurome raus.
vielleicht ist das bei dir ja auch der fall. bzw. darauf untersucht zu werden, ist eher ein glücksspiel und vielleicht hilft dir der hinweis was....
ich hatte ewig das gefühl, dass meine ats falten bilden (vorderfuss), dann wars wie verstaucht mit einschlafen, kribbeln usw. und bis jetzt nur noch gehstrecke von ca. 50 m ohne massivste schmerzen.
ich muss auch dazu sagen, dass eins der neurome 14 x 9 mm ist, das andere 4 x 8 mm.

ich hoffe, es geht dir bald besser

liebe grüsse
carmen
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: otto2111 am Oktober 31, 2015, 09:56
Hallo Carmen,
vielen Dank für deine Antwort.
Weißt Du, ob die Morton Neurome nur im MRT sichtbar sind? Geröntgt wurde der Fuß vom Orthopäde schon und dabei wurde auch nichts gefunden.
Ich hatte inzwischen mehrere Anwendungen im Zweizellenbad. Dabei sollte, je nachdem wie die Polung des Stroms ist, mal das linke und dann das rechte Bein mehr kribbeln vom Strom spüren. Bei mir kribbelt es nur im gesundem rechtem Bein.
Nächste Woche erfolgt ein neues EMG und ich hoffe dieser Arzt versteht sein Handwerk besser als der vom letztem EMG.

LG otto
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: zuckersuesse1975 am Oktober 31, 2015, 11:37
Hallo Otto,
soweit ich weiss, sind Morton Neurome nur im MRT erkennbar. Ich wurde vorher geröntgt und da war nicht ersichtlich.
Liebe Grüsse und gute Besserung

Carmen
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: otto2111 am November 20, 2015, 16:09
Durch ein zweites EMG und ein NLG wurde nun doch eine Neuropathie festgestellt. Der Neurologe war erstaunt, wie mein erster Neurologe mit seiner zweifelhaften Untersuchung eine Neuropathie so sicher ausgeschlossen hat.
Als Therapie ist erstmal 100 mg Gabapentin täglich vorgesehen. Hat jemand damit schon Erfahrung gemacht?
Ich finde im Internet Bewertungen zu diesem Medikament die mir Angst machen. Die Wenigsten berichten von Heilung bzw. Linderung der Probleme aber fast alle von massiven Nebenwirkungen. Ich werde, wenn überhaupt erst Montag damit anfangen und mir nicht das WE eventuell versauen.

LG otto
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: Gyuri am November 20, 2015, 20:48
(…) Als Therapie ist erstmal 100 mg Gabapentin täglich vorgesehen. Hat jemand damit schon Erfahrung gemacht?
Ich finde im Internet Bewertungen zu diesem Medikament die mir Angst machen. Die Wenigsten berichten von Heilung bzw. Linderung der Probleme aber fast alle von massiven Nebenwirkungen. Ich werde, wenn überhaupt erst Montag damit anfangen und mir nicht das WE eventuell versauen.

LG otto
Ich kann es nachvollziehen, wenn man mir hier nicht glauben mag. Mir wurde das Mittel zwei mal schon verschrieben - beide male nachdem ich keine Ruhe gegeben habe weil ich mir nicht einreden lassen wollte, dass beide meine Probleme nur "eingebildet" seien. (Das ist jetzt nur eine Kurzfassung von zwei verschiedenen Krankheiten) Plötzlich wussten die Ärzte von einem Mittel, dass in der Epilepsy erfolgreich (?) war und dass sich als sehr Erfolgreich gerade bei meinen Beschwerden heraus stellte.
Einmal will ich das ja glauben, aber bei zwei grundverschiedenen Krankheiten wurde ich stutzig und suchte mich durchs Internet. Ich fand auch in ein Forum, in dem von den seltsamsten Nebenwirkungen erzählt wurde. Erinnern kann ich mich z-B. an jemand, der schrecklichen Haarausfall bekam.  :lachen:
Das Forum war aber ganz sicher nur ein Fake. Man konnte nichts unüberprüft dazu schreiben.

Ich suchte dann, was denn in Epilepsy-Kreisen über Nebenwirkungen berichtet wird … Vielleicht bin ich doof? Ich fand überhaupt nichts.

So gab ich in die Suchmaschine einmal "Plazebo Gabapatin" ein, weil mir die Argumente der beiden Ärzte schon sehr seltsam vorkamen. Nach ein paar Links die mich in den "Pillen-Wald" schickten, stieß ich dann auf eine Seite, von der ich mir die wichtigsten Sätze (hier in blau) für den zuletzt verschreibenden Facharzt herausschrieb. Zu einer Diskussion kam es aber nicht mehr, weil es mir sehr verübelt wurde, dass ich kein Vertrauen gezeigt hätte.
Ich weiß nicht, ob es den Link noch gibt, offensichtlich gibt es den Text an der von gefundenen Stelle nicht mehr, und ich habe mir damals den ganzen Text vorsorglich koppiert:
Zitat
Eine randomisierte, doppel-blinde, placebo-kontrollierte Studie kam zu dem Schluss, dass Gabapentin zwar signifikant die Empfindung "unpleasant feeling" reduziert bei anderen "pain descriptors" kann jedoch kein signifikanter Unterschied zu Placebo gefunden werden (Tai et al. 2002). Im Gegensatz dazu zeigte Pregabalin in randomisierten, placebo-kontrollierten, doppel-blinden Studien eine signifikante Verminderung von zentralen neuropathischen Schmerzen (Siddall et al., 2006; Vranken et al. 2008).

Eine offene Langzeitstudie, an der sogenannte therapieresistente Patienten mit postherpetischer Neuralgie oder schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie teilnahmen, zeigte einen analgetischen Effekt von Pregabalin bei Patienten, bei denen Gabapentin in adäquaten Dosen (>1800mg) keine Wirkung erzielen konnte (Gabapentin-Nonresponder). In einer weiteren Kohortenstudie wurden Gabapentin-Responder und Nonresponder mit Pregabalin substituiert. In einer Beobachtungzeit bis zu 12 Monaten ließ sich eine Besserung der neuropathischen Schmerzen um 25% dokumentieren. Daraus kann gefolgert werden, dass bei einigen Patienten die Therapie mit Pregabalin einen Vorteil gegenüber der Therapie mit Gabapentin bietet.



Ganzer Beitrag:
Psychiatrie für Neurologen
Mittwoch, 26. September 2012, 16:00 - 16:30
Stellenwert von Pregabalin vs. Gabapentin bei Schmerzen
R. Baron (Kiel)

Pregabalin und Gabapentin besitzen einen vergleichbaren Wirkmechanismus. Beide Substanzen entwickeln ihre analgetische Wirkung über die Bindung an die alpha2delta-Untereinheit von Calcium-Kanälen im zentralen Nervensystem und verhindern die Freisetzung verschiedener erregender Neurotransmitter. Pregabalin und Gabapentin binden nicht an GABA-Rezeptoren und werden auch nicht zu GABA metabolisiert. Aufgrund der guten Wirksamkeit, des günstigen Nebenwirkungsprofils und der geringen Medikamenteninteraktionen gehören diese Substanzen zum festen Repertoire bei der Behandlung neuropathischer Schmerzen. Pregabalin zeigt in Studien eine Verbesserung des Nachtschlafs und einen angstreduzierenden Effekt, welches einen weiteren Vorteil bei vielen Patienten mit neuropathischen Schmerzen darstellt.
Die Gegenüberstellung der pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Eigenschaften von Gabapentin und Pregabalin zeigt Unterschiede. Im Gegensatz zu Gabapentin kann die Resorption von Pregabalin im therapeutischen Dosisbereich nicht gesättigt werden, wodurch eine linear verlaufende Pharmakokinetik resultiert. Die höhere Bioverfügbarkeit von Pregabalin mit deutlich geringerer inter- und intraindividueller Varianz erlaubt eine im klinischen Alltag bessere Aussteuerung der Therapie. Durch seine unterschiedlichen Resorptionseigenschaften ist Pregabalin weniger anfällig als Gabapentin für Wechselwirkungen durch peristaltik-beeinflussende Medikamente, wie z.B. Opioide (die in der Therapie neuropathischer Schmerzen einen festen Stellenwert als Kombinationstherapeutika haben). Die wirksame Tagesdosis des Gabapentins liegt bei 1200-3600mg/die, verteilt auf drei Einzeldosen, die des Pregabalins bei 300-600mg/die, verteilt auf zwei Tagesdosen, was im klinischen Alltag häufig eine erhöhte Compliance beim Patienten erzielt.
Pregabalin ist im Gegensatz zu Gabapentin auch zur Behandlung zentraler neuropathischer Schmerzen zugelassen. Die International Association for the Study of Pain (IASP) definiert zentralen Schmerz als Schmerz, der durch eine Läsion oder Erkrankung im ZNS entsteht. Zentrale neuropathische Schmerzen entstehen z.B. nach Rückenmarksverletzungen (bei ca. 50% der Patienten, Schlaganfall (bei ca. 8% der Patienten) oder Multipler Sklerose (bei ca. 25% der Patienten). Eine randomisierte, doppel-blinde, placebo-kontrollierte Studie kam zu dem Schluss, dass Gabapentin zwar signifikant die Empfindung "unpleasant feeling" reduziert bei anderen "pain descriptors" kann jedoch kein signifikanter Unterschied zu Placebo gefunden werden (Tai et al. 2002). Im Gegensatz dazu zeigte Pregabalin in randomisierten, placebo-kontrollierten, doppel-blinden Studien eine signifikante Verminderung von zentralen neuropathischen Schmerzen (Siddall et al., 2006; Vranken et al. 2008).
Eine offene Langzeitstudie, an der sogenannte therapieresistente Patienten mit postherpetischer Neuralgie oder schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie teilnahmen, zeigte einen analgetischen Effekt von Pregabalin bei Patienten, bei denen Gabapentin in adäquaten Dosen (>1800mg) keine Wirkung erzielen konnte (Gabapentin-Nonresponder). In einer weiteren Kohortenstudie wurden Gabapentin-Responder und Nonresponder mit Pregabalin substituiert. In einer Beobachtungzeit bis zu 12 Monaten ließ sich eine Besserung der neuropathischen Schmerzen um 25% dokumentieren. Daraus kann gefolgert werden, dass bei einigen Patienten die Therapie mit Pregabalin einen Vorteil gegenüber der Therapie mit Gabapentin bietet.
In den aktualisierten nationalen wie internationalen Leitlinien zur Therapie neuropathischer Schmerzen wird manchmal eine vorrangige Bewertung von Pregabalin verglichen mit Gabapentin erkennbar. Als Gründe hierfür werden insbesondere bislang nicht bewertete unveröffentlichte Studien mit Gabapentin angegeben.


http://registration.akm.ch/einsicht.php?

Wenn es sich auch bei Gabapatin u.U. NICHT um ein Plazebo handelt, so dürfte eine Wirkung für jene, die nicht dran glauben gegen Null gehen.

Mein Hausarzt gab mir zwar nicht Recht, meinte aber dann doch, ich solle das Medikament absetzen, wenn es keine Wirkung zeigt. Die Gefahr von Nebenwirkungen stünde auf jeden Fall nicht in einem Verhältnis zum gedachten Erfolg.
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: otto2111 am November 23, 2015, 09:43
Vielen Dank Gyuri für umfangreichen Infos. Ich glaube ich werde einen Versuch mit Gabapentin wagen. Einerseits sind die Nebenwirkungen vom Beipackzettel schon erschreckend, anderseits soll ich ja nur 100mg täglich nehmen.
Ich hoffe, dass das Risiko von Nebenwirkungen dadurch deutlich geringer ist als bei Patienten mit Tagesdosen im Bereich von 1000 bis 3600mg.
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: Joerg Moeller am November 23, 2015, 11:30
Bei Medikamenten sind die Aussagen anderer Anwender nur ein Hinweis; in etwa so wie Produktezensionen auf Amazon: der eine findest es total mies, für den anderen ist es die beste Erfindung seit Schnittbrot.

Ich würde sowas immer erst bei mir selber ausprobieren. Vor allem, da bei den Meisten eher eine Bereitschaft besteht, negativ zu bewerten. Wer kommt auch schon auf die Idee, nach einem passenden Forum zu suchen um zu schreiben, dass einem dies/jenes gefällt?

Die Neben-/Wechselwirkungen schaue ich mir zwar auch an, aber eher, um daraufhin mich selber gezielter beobachten zu können.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Missempfindungen am Fuß
Beitrag von: Gyuri am November 23, 2015, 17:50
Der Grund ein Forum aufzusuchen muss aber nicht immer mit einer negativen Erfahrung zu tun haben. ;)
Ich trat z.B. einem Forum "Schnarchen und Schlafapnoe" bei, nur um zu schauen, wie andere Schnarcher ihr Beatmungsgerät sauber machen. Bei der Gelegenheit habe ich noch viel mehr über meine Krankheit erfahren.

Ja - doch! Viele kommen in so ein Forum, weil sie Ärger an der Backe haben. Die sind dann aber meist ganz schnell wieder weg und es bleiben dann mehr diejenigen, die sich allgemein für das Forenthema interessieren. Ist ja hier auch in etwa so.

Das Forum zu Gabapatin (das ich entdeckte) machte nicht den Eindruck ein echtes Forum mit verschiedenen Meinungen zu sein. Es wurden Fragen gestellt - schön verteilt - und EINER war dann der große Guru, der alles beantwortete. Danach war meist Ruhe. Aus meiner Sicht war jenes "Forum" nur dazu da, um von Suchenden gefunden zu werden. Mich würde es nicht wundern, wenn es vom Hersteller nur konstruiert wurde.

@otto2111
Bei deiner Dosierung hast du bereits vollkommen erkannt, dass du noch weit von einer optimal wirkenden Dosis entfernt bist. Entsprechend niedrig sind dann auch die Gefahren von Nebenwirkungen. Allerdings: umso länger dauert es bis man überhaupt objektiv etwas bemerken kann. Mir wurde nun statt Gabapatin Vitamin D3 empfohlen.
 :gruebeln: Da kann nicht viel schief gehen - aber ein Erfolg wird auch nicht unbedingt erkennbar sein. Selbst wenn es mir wirklich besser geht kann ich nicht sagen, ob das vom D3 kommt.