Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Franc am Mai 21, 2012, 11:04

Titel: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: Franc am Mai 21, 2012, 11:04
Hallo,

mal eine Frage zum Thema Schwangerschaft Diabetes, meine Frau hatte folgendes Ergebnisse beim Belastungstest (in Klammern die Grenzwerte):

Nüchtern: 96 (92)
1h nach Glukose: 115 (180)
2h nach Glukose: 102 (153)

Die Frauenärztin findet die Nüchtern 96 deutlich zu hoch und will das volle Programm abspulen. Jetzt habe ich mal gelernt, dass bei einem gesunden Mensch ein Nüchtern BZ von 100 bis 110 noch ok ist?! Sind die 4 drüber wirklich so schlimm (zumal der Rest deutlich drunter ist) oder gelten für Schwangere andere Nüchternwerte bzw. sind 4mg deutlich strenger zu bewerten???

Gruß
Franc
Titel: Re: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Mai 21, 2012, 11:16
Womit hat sie den BZ denn gemessen? Ich glaube selbst mit einem Profi-Laborgerät sind die 4 mg/dl noch im Bereich der Messtoleranz.

Für Schwangere kenne ich als Nüchterngrenze auch nur <90

Ich würde einfach mal einen neuen NBZ machen und abends vorher eine leichte Fett- und Eiweißarme Mahlzeit einnehmen.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: Franc am Mai 21, 2012, 11:36
Hallo Jörg,

vielen Dank für die rasche Antwort

Womit hat sie den BZ denn gemessen?
Venös: Praxis -> Labor, Gerät?

Für Schwangere kenne ich als Nüchterngrenze auch nur <90
Irgendeine Idee/Erklärung warum der bei Schwangeren tiefer als normal sein sollte???

Gruß
Franc
Titel: Re: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: unknown am Mai 21, 2012, 12:44
@Franc,

ich gehe mal davon aus das deine Frau schwanger ist. Sonst hätte ja der Arzt den Test nicht gemacht.
Ob der der Wert um 4 mg/dl zu hoch ist oder nicht kann ich nicht sagen. Aber einen Grenzwert muss sich der Arzt ja setzten.
Und dann gibt es da keine Grauzone mehr. Wie groß sollte die Grauzone denn sein?
Titel: Re: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: Franc am Mai 21, 2012, 13:07
Hallo unknown,

es geht nicht so sehr um die "Grauzone" als mehr um eine Eigeneinschätzung. Sprich ob man die kritische Grenze so wie der Arzt beurteilt oder sich nicht verrückt macht und sich zusätzliche - wohlwissentlich und selbstbeobachtend - Arztlaufereien spart.

Apropos Grauzone zB. gibt die DDG andere Grenzwerte als die WHO für nüchtern an, genauso wie es scheinbar auch andere Grenzwerte für venös als für kapiläre Blutentnahme gibt... Da bis auf den Nüchtern BZ als ok ist und auch dieser nur leicht überschritten ist stellt sich uns die Frage ob dieser "überschreiter" gleich eine Überweisung zum Diabetologen rechtfertigt oder nur eine Sicherheitsmassnahme/Absicherung des Arztes darstellt.

Gruß
Franc
Titel: Re: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: Oggy am Mai 21, 2012, 13:41
Hallo Franc :hi:
Nun ja - die Einschätzung und Handhabe ist jetzt etwas schwierig :D
Nur so viel: Meine Frau hat diesen Test vor ca 10 Monaten auch gemacht :ja:
Ergebnis: NBZ 98 mg/dl - 1h 102 g/dl - 2h 98 mg/dl
Ich weiß jetzt allerdings nicht die laborspezifischen Grenzwerte (hier in Berlin) - Befund lautete: o.B. - und Tschüss :ja:

Die Strenge der Beurteilung liegt im Auge des Beurteilenden und dessen Erfahrungen :ja: :D

Junior ist kerngesund auf die Welt gekrabbelt :D
Titel: Re: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: maulwurfinchen am Mai 21, 2012, 21:27
als "betroffene" kann ich nur raten, einen guten diabetologen aufzusuchen, also einen, der viel erfahrung mit schwangeren hat. damit der die qualität des OGTTs einschätzen kann, denn, was ich mitkriege, wird der test meistens falsch durchgeführt.
auf jeden fall war der nüchternwert nicht okay, falls der venös war bzw. beim diabetologen mit laborgerät. bei handmessgerät wissen wir alle, dass die ergebnisse für die tonne sind, dann würde ich den test wiederholen.
den nüchternwert bekommt das baby jederzeit ab, daher ist der schon sehr relevant.
je nach vorgabe gilt nüchtern <90mg/dl oder <92mg/dl. 

edit: da die resistenz bzw. intoleranz meistens mit zunehmenden schwangerschaftswochen steigt, würde ich wirklich lieber einen guten diabetologen befragen.
Titel: Re: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: Joerg Moeller am Mai 22, 2012, 11:05
Ich schätze mal die Grenzwerte sind bei Schwangeren strenger eingestellt weil man da nur begrenzt Zeit hat zu reagieren. Um einen Gestationsdiabetes zweifelsfrei zu erkennen kann man ja schlecht sagen 'kommen sie in einem Jahr mal wieder'  :zwinker:

http://www.gestationsdiabetes.de/

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: maulwurfinchen am Mai 22, 2012, 12:07
meine diabetesberaterin meinte aber, dass generell die grenzwerte zur diagnosestellung inzwischen niedriger seien, da man frühzeitig gegensteuern will (also auch bei drohendem typ 2). und bei schwangeren sind die nüchternwerte eben auch extrem wichtig, weil das baby diese werte absolut immer abbekommt. dazu kommt eben, wie gesagt, dass sich das problem im laufe der schwangerschaft noch verstärkt, wer also in der 24. woche schon leicht erhöhte nüchternwerte hat, wird vermutlich (wenn die messung stimmt und korrekt ausgeführt wurde) 6-8 wochen später noch deutlich höhere werte haben.
daher immer lieber einmal zuviel als zuwenig zum diabetologen.
Titel: Re: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: Oggy am Mai 22, 2012, 12:16
Nicht, dass der falsche Eindruck enstanden ist :D
Meine Frau war die ganze Schwnagerschaft - auch in Hinblick auf meine Person - unter andauerneder Beobachtung :ja:
Zucker wurde diesbezüglich regelmäßig mitbestimmt :ja:

Wenn also die behandelnde Instanz ein Einschreiten befürwortet, dann würde ich die sichere Variante wählen :ja:
Titel: Re: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: Franc am Mai 22, 2012, 15:00
Also mal ein kurzes update:

1. Frauenärztin überweist grundsätzlich wenn über Laborgrenzwert, da sie selbst keine Fachfrau ist. Sie rechnet aber bei diesen Werten lediglich mit Ernährungsvorschläge von der Diabetologin...
2. Die Grenzwerte sind angeblich deshalb tiefer, weil das Blut dünnflüssiger ist und man bei Schwangeren mehr als sicher gehen will.
3. Lt. Internet sind 5mg/dl mehr als Grenzwert bei venös gegen kapilär erlaubt.
4. Heute morgen mit handelsüblichen Schätzeisen nüchtern 62 mg/dl.  :)
Irgendwie scheint es aber derzeit wieder eine Kampagne zu geben - gleichzeitig werden die Kosten jetzt von der Krankenkasse übernommen - . Von Bekannten haben wir auch schon Horrorstories gehört: "Info der Ärztin im Kreissaal: Sie wissen schon das sie Diabetes haben (anstatt 92 nüchtern 94...). Nein, dann rechnen Sie damit das Sie spätestens in 5-10 Jahren genauso wie Ihr Baby Diabetes haben werden!" ähnlich unsere Frauenärztin: Wenn Sie Schwangerschaftsdiabetes haben, werden Sie auch ab 50 mit Diabetes rechnen müssen.. Ich empfinde das allgemeine vorgehen hier als unsensibel/panik mache - ist aber natürlich nur meine persönliche Meinung... Andererseits hat Maulwurfinchen recht: "da die resistenz bzw. intoleranz meistens mit zunehmenden schwangerschaftswochen steigt", denke ich könnte man sicher erstmal einfach eine regelmäßige Nüchternzucker-überprüfung empfehlen.

Gruß
Franc

auf jeden fall war der nüchternwert nicht okay, falls der venös war bzw. beim diabetologen mit laborgerät. bei handmessgerät wissen wir alle, dass die ergebnisse für die tonne sind, dann würde ich den test wiederholen.
den nüchternwert bekommt das baby jederzeit ab, daher ist der schon sehr relevant.
je nach vorgabe gilt nüchtern <90mg/dl oder <92mg/dl. 

edit: da die resistenz bzw. intoleranz meistens mit zunehmenden schwangerschaftswochen steigt, würde ich wirklich lieber einen guten diabetologen befragen.
Titel: Re: Grenzwerte Schwangerschaft Diabetes
Beitrag von: maulwurfinchen am Mai 22, 2012, 16:21
eben, es geht doch im endeffekt "nur" drum, dass ein facharzt da einen blick drauf wirft. immerhin wird überwiesen, es gibt leider genug frauenärzte ohne ahnung, die meinen, da könne nur was im argen liegen, wenn das baby schon beinahe makrosom ist. dass auch z.b. das gegenteil der fall sein kann, wird dann ignoriert.
vermutlich ist alles okay, bei meiner besten freundin war ein wert drüber, die musste pro woche ein tagesprofil machen und alle 4 wochen zum diabetologen, war aber immer alles super. klar, es ist dann aufwand, aber better safe than sorry. denn die werte nach der zuckerlösung waren top.

und nein, die KK übernehmen jetzt alle das einfache screening, den richtigen OGTT haben vorher und jetzt aber auch viele KK übernommen. die machen jetzt bloß mit dem einfacheren test groß werbung.  :patsch: und der informationsstand ist leider nicht immer so optimal.
beim großen bin ich im KH an einen oberarzt geraten, für den fest stand diabetikerbaby=makrosom. am US hat er dann so lang gebastelt, neu gemessen und berechnungsmethoden gewechselt, bis "endlich" ein hohes gewicht raus kam.  :balla: und der große war dann nicht super leicht, aber völlig normal.

soweit ich mal gelesen habe, kriegen 20% aller gestationsdiabetikerinnen irgendwann in ihrem leben einen typ 2 diabetes. aber keine ahnung, ob das stimmt und "irgendwann" heisst nicht gleich. aber hauptsache mal panik verbreitet, scheint bei einigen ärzten das motto zu sein.