Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => CSII - Pumpentherapie => Thema gestartet von: Ninchen am Oktober 19, 2011, 13:33

Titel: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Ninchen am Oktober 19, 2011, 13:33
Hallo alle zusammen,
ich hoffe ihr könnt mir helfen, denn ich bin mit meinem Latein am Ende und auch mein DiaDoc weiß keinen so rechten Rat. Ich habe seit 3 Jahren Typ I und trage seit 2Jahren n Pümpchen (Insulin: Novorapid). Ich habe seit einiger Zeit schlechte pp-Werte. Mittags und abends besonders--> BE-Faktoren angeglichen--> wird immer besser. :-)

Jetzt zu meiner Frage:
Ich habe meinen BE-Faktor morgens von 1,2 auf 1,0 runtergeschraubt, da ich in der Schule (ich bin Lehrerin) immer genau nach 1,5 Stunden ne Hypo hatte. Jetzt funktioniert der pp-Wert in der Schule hervorragend, am Wochenende aber überhaupt nicht. Da habe ich Werte von mind. 200-300!!! Rat meines DiaDocs die Differenz am Wochenende ausrechnen und einfach vorweg als Korrekturbolus mit abgeben.
Jetzt habe ich gerade Ferien und probiere ohne Stress rum. Ich esse genau das gleiche zu genau der gleichen Zeit ( Wert 108 : 5 BE / 5 IE um 6.30 Uhr) dann habe ich um 8.30 Uhr nen 200er Wert. Zum Vergleich in der Schule: Ausgangswert 123, nach 2 Stunden 133.
Das ist doch zum Haareraufen aarrggg!
Habe ich irgendetwas völlig übersehen?? Ach so, Basalrate aktuell (in den Ferien) super. Habe vor circa nem Jahr auch mal eine in der Schule gemacht (ätzend!!!) und die war auch gut!
Woran kann das alles noch liegen. Klar kann ich mir jetzt immer nen Korrekturbolus geben, aber ich will das verstehen...
Vielleicht fehlt mir die nötige Distanz und jemand von euch hat ne tolle Idee??!!
Ich danke euch jetzt schon mal;-))
LG aus m Norden
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Oggy am Oktober 19, 2011, 13:58
Hallo Ninchen
nun ja - das wird daran liege, dass Du in der Schule definitiv mehr Zucker verbrätst als zu Hause in den Ferien oder am Wochenende :ja:
Wenn Deine >Ferienwerte< mit Deinen >Wochenendwerten< deckungsgleich sind, dann musst Du eben zwei unterschiedliche Profile basteln - aber dazu bestimmt mehr von den Pumpi´s hier :zwinker:
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Ninchen am Oktober 19, 2011, 19:56
Hi Oggy,
danke für deine schnelle Antwort und für s verschieben:-)
Ich wundere mich nur, dass der Wert während der Schulzeit genau 1,5 Stunden nach dem Essen abstürzt, ansonsten aber den Vormittag über stabil bleibt. Daher bin ich ja auch davon ausgegangen, dass das an der Essensinsulinierung liegt. Allerdings hieße das ja, dass ich zwei unterschiedliche BE-Faktoren für morgens hätte - und das haut ja nicht hin, oder??
Ich glaube, ich komme wohl um einen Basalratentest während der Schulzeit nicht drum herum... blöd;-)
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Ina am Oktober 19, 2011, 22:11
Hallo Ninchen,

was machst Du denn zuhause nach dem Frühstück? Bewegst Du Dich etwa so wie in der Schule? - Für "langsam Hin- und Herlaufen" braucht man nur die Hälfte des Insulins welches man für "Sitzen" benötigt -. So als Idee...

BR-Tests während man sich bewegt bringen leider keine Erkenntnisse. Das bringt Dir in der Schule nix. Brauchst Du also auch nicht machen. Und wenn die BR am WE stimmt stimmt sie - Dein Stoffwechsel unterscheidet da nicht (also die Hormone die nach dem Einschlafen die Insulinresistenzen bewirken wegen denen man ein BR-Profil hat). Die unterschiedlichen pp-Werte liegen wl. an irgendwas anderem.

Ade, Ina
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Andi am Oktober 19, 2011, 23:52
was machst Du denn zuhause nach dem Frühstück? Bewegst Du Dich etwa so wie in der Schule? - Für "langsam Hin- und Herlaufen" braucht man nur die Hälfte des Insulins welches man für "Sitzen" benötigt -. So als Idee...

Als erste Idee nicht schlecht, aber ...  :dozent:

Der Teufel steckt im Detail.
Ich mutmaße mal, daß die berufliche Tätigkeit nicht übermäßig Bewegung beinhaltet, sondern vielmehr auch geistige Tätigkeit bedeutet. Und wie die meisten hier wissen, saugt das Hirn am BZ ganz ordentlich, ohne großartig auf Insulin angewiesen zu sein.
Das wäre mal mein Senf zum Thema :)


Gruß Andi
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Ina am Oktober 20, 2011, 08:55
Hallo Andi,

ich habe meine LehrerInnen so in Erinnerung dass sie während des Unterrichts immer hin- und hergelaufen sind. Langsam, aber stetig. Wer einmal die "Sportversuche" in Althausen mitgemacht hat war meistens sehr erschüttert WIEVIEL so ein bisschen Bewegung ausmacht - man braucht dafür tatsächlich nur DEN HALBEN BOLUS! - Und wenn man's nicht ausprobiert hat will man's verständlicherweise kaum glauben.

Ein Grund warum so viele Bolusfaktoren im Alltag nicht funktionieren ist m.E. die mangelnde "Sport"-Anpassung.

Ade, Ina
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 20, 2011, 09:00
Eigentlich wurde hier alles Wesentliche schon gesagt:

Arbeitstag: Novorapid ->Hypo 1½ Std. nach der Mahlzeit = Essensbolus insgesamt zu hoch = BE-Faktor zu hoch.
Nicht-Arbeitstag: Novorapid ->Hyper 2 Std. nach der Mahlzeit = Essensbolus insgesamt zu niedrig = BE-Faktor zu niedrig.

Und die Erklärung ist auch klar: Arbeitstag -> höhere körperliche Aktivität + höhere mentale Aktivität = höhere Insulinsensitivität

Es gibt nur wenige Diabetiker, bei denen die Insulinsensitivität an Arbeitstagen die gleiche ist wie an freien Tagen.

Wir erinnern uns: das Gehirn verbraucht insulinunabhängig Glucose und wenn der Muskel seinen Glucosevorrat wieder auffüllt kann ein Insulinmolekül mehr Glucose in die Zelle schleusen als wenn der Glycogenspeicher gefüllt ist.

Je nach Art/Ausmass der beruflichen Tätigkeit kann sich das auch auf die Basalraten niederschlagen. Deswegen haben alle Pumpen die Möglichkeit mehr als nur ein Basalprofil zu speichern.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Yvonne am Oktober 20, 2011, 09:05
Im Arbeitsalltag habe ich gerade noch 1/3 des "normalen" Bolus, da ich sonst dauerhaft auf Arbeit unterzuckern würde... Schließlich habe mit dem Pflegeberuf einen körperlich sehr anstrengenden Beruf... Dazu kommen Schichtwechsel durch den 3-Schicht-Betrieb und die beeinflussen das ganze System auch.... Mittlerweile lauf ich mit ner temporären BR-Absenkung auf der Arbeit besser al mit dauernden Hypo-BE´s.... So kann ich mir zusätzliches Hüftgold ersparen.nn Aber das muß jeder für sich ausprobieren....Try and Error halt...
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Ninchen am Oktober 21, 2011, 07:31
Vielen Dank für all die Antworten. Wenn ich das so lese, denke ich, hätte ich auch selber drauf kommen können :patsch:
Für mich stellt sich vorerst die Reduzierung des Frühstücksbolus als beste Lösung dar. Ich habe morgens tatsächlich immer den Kopp voll mit irgendwelchem Schulkrams, an das ich denken muss...
Und so komme ich (zumindest vorerst) um einen BSR-Test in der Schule rum - der nervt  ;D
Also noch mal vielen Dank für die Unterstützung - Ärtze sind halt nicht alles  :)
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 21, 2011, 09:10
Für mich stellt sich vorerst die Reduzierung des Frühstücksbolus als beste Lösung dar. Ich habe morgens tatsächlich immer den Kopp voll mit irgendwelchem Schulkrams, an das ich denken muss...
Und so komme ich (zumindest vorerst) um einen BSR-Test in der Schule rum - der nervt  ;D

Wenn es reproduzierbar dabei bleibt (123 ->2h ->133) und sich dann auf dem Level hält sehe ich auch keine Notwendigkeit für einen Basaltest.

@Yvonne: BR auf ein Drittel gesenkt habe ich damals auch, als ich noch im Pflegedienst war.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Yvonne am Oktober 21, 2011, 23:33
@ Jörg: Nicht nur die BR, sondern auch den Bolus... Denn Hypo beim Tracheostoma-Absaugen kommt gar nicht gut.... Aber seit der Nutzung des Bolus-Rechners, gegen den ich mich lange gesträubt habe, ist die Hypo-Geschichte im Ausmaß von 2008 Vergangenheit (Auf dem Pumpentreff 2008 haben wir uns kennen gelernt Jörg).... Auch Dank Teupe, Renner und jetzt Lüddeke... Natürlich rechne ich meine Boli auch immer im Kopf mit aus... Und ich bin ja nicht verpflichtet die Boli-Vorschläge anzunehmen, denn der Bolus-Rechner weiß ja nicht, was noch an Bewegung kommt... Aber vor allem Renner habe ich wieder mein Selbstvertrauen in mich selber zu verdanken, die Vorarbeit dazu stammt von Teupe....

Aber sso geht es jetzt gut und der HbA1c von stabil zwischen 6,4 und 6,9 gibt mir Recht und ich verzichte weiterhin auf Basalratentests... So redet auch Lüddeke... Never Change a running System...

Schönes Wochenende Euch allen, denn der Wecker rappelt um 4:00 zum Frühdienst...
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 24, 2011, 11:11
Denn Hypo beim Tracheostoma-Absaugen kommt gar nicht gut....

Ja kenne ich. Wir haben mal nachts ein Polytrauma aufgenommen und bei mir ging die Hypo los, als wir gerade beim verkabeln waren. Pause machen ging nicht, da blieb mir nur ein Schokoriegel, von dem ich hin und wieder mal abbeißen konnte (Und danach war ich klatschnass geschwitzt).

Pflegedienst ist schon eine von den Arbeitsstellen, die aufgrund der unregelmässigen Pausen eher weniger geeignet sind für insulinpflichtige Diabetiker. Man weiß ja nie was kommt. Sieht total ruhig aus und auf einmal bricht die Hölle los.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Yvonne am Oktober 24, 2011, 12:27
Tja das stimmt... Ist sehr unregelmäßig von Pausen her.... Aber trotzdem klappt es bis auf wenige Ausnahmen gut....

Aber diese Woche hab ich jetzt Zwangsurlaub wegen Virus-Infekt und Nebenhöhlenvereiterung... Kommt für Tracheotomie-Patienten nicht gut, wenn ich da mit meiner Rotznase rumlaufe....

Wünsche Euch ne streßarme Woche und viiieeel Wintersonne

Yvonne
Titel: Re: BE Faktoren total unterschiedlich??
Beitrag von: Trüffel am Oktober 24, 2011, 19:57
Wintersonne???

Jetzt ist gerade mal Herbst!


Gruß Trüffel