Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: asia am Oktober 15, 2011, 19:40

Titel: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: asia am Oktober 15, 2011, 19:40
Hallo,
Es geht um meinen Mann, 46 Jahre alt. Da er seit einiger Zeit überdurchschnittlichen Durst hat, viel nicht erklärbar abgenommen hat, dauernd müde ist und oft Beinkrämpfe hat, habe ich den Verdacht auf Diabetes gehabt. er wollte nichts davon hören und schon gar nicht vom Arztbesuch, deshalb habe ich ein Blutzuckermessgerät besorgt und gestern Abend hat er freiwillig Zucker gemessen. er hat direkt nach dem Essen gemessen: 230mg/dl, 2 Stunden nach dem Essen: 364 mg/dl und heute nüchtern: 262mg/dl.
Es war ein Schock, wir haben einiges gelesen, uns heute Bücher besorgt und weitere Teststäbchen.
Mein Mann will vorerst nicht zum Arzt, er will versuchen, den Zucker mit der richtigen Ernährung wieder in den Griff zu bekommen und mit Sport. Ich will ihn natürlich dabei unterstützen und auch das richtige kochen usw. Aber ich habe Zweifel, ob das bei den Werten noch machbar ist? Kennt sich da jemand aus? Wir haben noch so wenig Ahnung, was richtig und was falsch ist, was essen, wann Zucker messen.....vor allem aber wüsste ich gerne, ob seine Werte nur mit Ernährung und Sport hinzukriegen sind. Er will ein Paar Wochen probieren und erst wenn sich nichts ändert, zum Arzt gehen. ist das wirklich richtig?
Danke im Voraus.asia
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Herr_Koch am Oktober 15, 2011, 19:47
Hallo Asia

Erstmal toll, dass du deinem Mann mit Eigeninitiative gezeigt hast, dass er nicht gesund ist. Wir brauchen das manchmal. ;)

Es ist löblich, dass er eine Ernährungsumstellung und Sport in Betracht zieht, aber zum Arzt gehört er trotzdem. Ihr wisst ja nicht, was er hat. "Diabetes" gibts nicht. Es ist wahrscheinlich, dass er einen Typ 2 gekriegt hat. Da wären Sport und andere Ernährung natürlich angesagt. Aber ob das reicht? Zumal ihr keine Diagnose habt. Daher: unbedingt zum Arzt! Je früher man geht, desto einfacher wirds. Wenn er sich einen Typ 1 eingefangen hat, dann braucht er schnellstmöglich eine Behandlung.
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: asia am Oktober 15, 2011, 20:11
Vielen Dank für so schnelle Antwort.
Kann es denn überhaupt sein, dass man im Alter Typ I bekommt? Das wusste ich nicht.
Ich vermute auch Typ II, weil es richtig schleichend kam aber ich wäre natürlich auch sehr dafür, das er zum Arzt geht. Eins macht mit auch etwas Sorgen: er hat mittlerweile 80 kg bei 185 cm, hat viel abgenommen (16 kg) und wenn er jetzt so wenig BE essen soll (20), dann wird er noch weiter abnehmen. Das sollte eigentlich nicht passieren, er sieht jetzt schon dünn aus, nur ein wenig Bauchspeck ist noch da.
Lg asia
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Oggy am Oktober 15, 2011, 20:50
Hallo Asia
Dein Mann MUSS zum Arzt - was sich da anbahnen kann ist eine sogg. Ketoazidose  (http://de.wikipedia.org/wiki/Ketoazidose) - und damit ist nicht zu spassen :nein:
Schneller und hoher Gewichtsverlust sprechen in diesem Fall für diese Einschätzung - und auch mein persönlicher, süßer Werdegang :ja:
Wir sind hier keine ärztliche Instanz - aber:
Nach meiner Erfahrung würde ich schleunigst einen Arzt heimsuchen - notfalls morge in einer Notaufnahme aufschlagen - aber bitte NICHT warten
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: asia am Oktober 15, 2011, 21:01
Hallo Oggy,

Das macht mir jetzt doch Angst....nur zur Info, die vielen Kilos hat er nicht so schnell verlosen, es hat ca. 1 Jahr gedauert, aber eigentlich ohne, dass er angestrengt das angestrebt hat, er hat nichts dafür getan...Ketoazidose? Sagt mir jetzt nichts, muss mich gleich informieren...

Danke Dir!
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Oggy am Oktober 15, 2011, 21:05
Hallo :D
In Ordnung - ich habe den Gewichtsverlust als >schnell< verstanden - gut :D
Aber: diese hohen BZ Werte sind nicht mit >Hausmitteln< aufzufangen - zumindestens nicht am Anfang - 80kg bei 189 cm sind ja kein Übergewicht - also wogegen will er angehen :ka:
Nein - da muss eine medizinische Einschätzung her :ja: Und das schnell - mit den hohen BZ Werten nach dem Essen vor allem :ja:
Keiner geht gerne zum Arzt :nein: Aber wat muss, dat muss :D
Wie kommst Du eigentlich auf die beschriebenen 20 BE / Tag ???
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: asia am Oktober 15, 2011, 21:23
Ich bin ja genau der gleichen Meinung: er gehört zum Arzt und zwar so schnell wie möglich!
Das stimmt auch: er hat kein Übergewicht mehr, voran soll er also arbeiten...vielleicht nur an gesunden Ernährung, was wir zugegebenermassen nicht unbedingt gehabt haben bis jetzt (schnelles Essen, Fast Food, wenig Gemüse, zu viel Fleisch...)
das mit 20BE habe ich aus einem Kochbuch, da waren Beispiele aufgelistet, was man so über den Tag essen kann und was es jeweils an BE ausmacht, und zusammengerechnet waren es ca. 20/Tag. Ist es falsch? Wieviel sollten es sein? Mein Mann denkt, je weniger er ist, desto weniger Zucker im Blut er hat. Ich sehe, wir müssen noch viel lernen...danke sehr für so schnelle Antworten, tolles Forum!
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Herr_Koch am Oktober 15, 2011, 21:55
Typ 1 tritt nur im Kindesalter auf und Typ 2 nur bei älteren oder Übergewichtigen. Und dann gibts noch diese frechen Kerle, die sich nicht daran halten. ;)

Wenns so schleichend aufgetreten ist, wirds eher kein Typ 1 sein (was aber grundsätzlich möglich ist), dennoch gehört das abgeklärt. Nur ein behandelter Diabetes kann die Lösung sein. Wie Oggy geschrieben hat, diese Werte bringst du nicht mit gut Zureden und einem Salatblatt runter. Diabetes ist auch keine Krankheit, die man sich angefressen hat und dann wieder losbringt, wenn man abnimmt. Dahinter können zB. auch die Gene stecken. Und die lassen sich leider nicht mit ner Gemüsepfanne kurieren. ;)

Also, spätestens morgen abklären lassen. Man kann sehr gut leben mit Diabetes, aber ohne Arzt wirds recht schwierig.

Bezüglich Ess-Menge würd ich mich auch eher auf die professionelle Hilfe einer Ernährungsberatung verlassen. Hängt auch damit zusammen, wie dein Mann dann therapiert wird.
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Duff Rose am Oktober 16, 2011, 00:40
16kg abgenommen? Uj, ich würde wirklich dringend zum Arzt gehen. Vermutlich läuft er schon eine lange Zeit mit diesen hohen Werten rum, das würde diesen Gewichtsverlust jedenfalls erklären.

Der Arzt beißt nicht, ganz im Gegenteil.  :D

Jetzt selbst therapieren kann funktionieren, aber auch genauso in die Hose gehen. Sollte z.B. momentan keine körperliche Insulinversorgung mehr vorliegen kann man Sport machen und Essen was man will, es wird leider nichts helfen (siehe Ketoazidose).
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Paula´s Frauchen am Oktober 16, 2011, 09:27
Hallo und herzlich willkommen hier im Forum,
das Ihr Euch selber schlau macht ist sehr löblich aber ein Arztbesuch muss trotzdem sein, könnte nämlich auch ein LADA sein (schleichender Typ1).
Wichtig für alle weiteren Schritte, abgesehen was der Arzt sagt ist zu wissen welcher Diabetestyp er ist damit kann man dann recht gut weiter lernen was wichtig ist und was man erst mal ignorieren kann.

Ich finde für Neueinsteiger immer Gustel so schön, leicht und locker http://www.diabetesinfo.de/fuer-einsteiger.html (http://www.diabetesinfo.de/fuer-einsteiger.html)

BE (Broteinheiten = Standardeinheit für Kohlenhydrate (KH) ) findest Du z.B. hier:
http://www.lebensmittel-tabelle.de/Gruppe_3.html (http://www.lebensmittel-tabelle.de/Gruppe_3.html)

Für die Rechnerei von Gerichten nehme ich gern die kostenlose Software von Kaloma oder Kalo24.

Bis Dein Mann vom Arzt kommt müsste das genug Literatur sein  :zwinker:
und keine Panik mit DM (Diabetes mellitus) kann man recht gut leben  :super:

Grüße
Kerstin
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Richard Wagner am Oktober 16, 2011, 12:00

Das macht mir jetzt doch Angst....nur zur Info, die vielen Kilos hat er nicht so schnell verlosen, es hat ca. 1 Jahr gedauert, aber eigentlich ohne, dass er angestrengt das angestrebt hat, er hat nichts dafür getan...Ketoazidose? Sagt mir jetzt nichts, muss mich gleich informieren...

Die Gewichtsabnahme spricht eher für Typ 1. Bei fehlendem Insulin können die Zellen keine Glukose aufnehmen, der Körper "verhungert" sozusagen. Deshalb greift er auf seine Notreserve Fett zurück, beim Aufspalten von Fett einstehen   freie Fettsäuren welche ohne Insulin von den Zellen aufgenommen und verbrannt werden. Leider entsteht dabei auch Aceton und das säuert das Blut an, das ist SEHR gefährlich und führt ohne Behandlung auch oft zum frühzeitigen Ableben. :-( "Die häufigste Todes Ursache bei Diabetes ist eine Ketoatzidose "! Also (ich) würde HEUTE noch in eine Klinik gehen und das Prüfen lassen, in einer Klinik können die Messen ab Aceton im Urin ist und dann entsprechend handeln. Da kann auch das Blut auf Antikörper untersucht werden welche beim Typ 2 nicht nachweisbar sein sollten.

Gruß Richard
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: asia am Oktober 16, 2011, 12:57
Vielen Dank allen für die nette Begrüßung und die ersten Tipps. Damit ist uns schon einiges geholfen, wir müssen uns über einiges informieren und da ist es schön, wenn man gleich die "richtigen" Seiten findet.

Zum Arzt wird mein Mann gehen, dafür werde ich schon sorgen ::) damit man Klarheit bekommt, was er wirklich hat.

Wieviel BE darf man den am Tag essen, wenn man nicht unbedingt abnehmen muss...oder ist es unterschiedlich, je nachdem, wie der Körper auf die Nahrung reagiert?

Lg asia
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Oggy am Oktober 16, 2011, 14:24
Hallo :D
Das kommt auf die Art der allgemeinen Tätigkeit und Belastunga  - udn wie der Körper an sich reagiert :D
Näherungsweise kriegst Du ein Ergebnis auch im Energie(bedarfs)rechner (http://www.diabetesinfo.de/energiebedarfsrechner.html) :D
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Andi am Oktober 16, 2011, 15:54
Hallo, Asia

Schön, daß ihr zwei Beiden Euch Gedanken macht  :super:
Anfänglich gibt es einiges zu verdauen, wird sich mit der Zeit aber in den Alltag "einschleichen" und kaum noch als Erschwernis bemerkbar sein.

Wieviel BE darf man den am Tag essen, wenn man nicht unbedingt abnehmen muss...oder ist es unterschiedlich, je nachdem, wie der Körper auf die Nahrung reagiert?

Meine Wenigkeit versucht sich an 12-14BE je Tag zu orientieren.
Meist lande ich jedoch darüber :(
Mein Tagebuch (SiDiary) der letzten zwölf Monate zeigt mir 15,2BE je Tag.
Ich bin auch etwas zu klein für mein Gewicht. Bei knapp 1,78m wiege ich 97kg ...  :rotwerd:
Zum Abnehmen reicht das leider nicht wirklich. Etwas mehr Konditions-Training wäre bei mir noch angebracht. Kraftsport alleine tuts da nicht :nein:
Mal sehen, was andere Teilnehmer so schreiben.

Viel Spaß hier und auch beim Stöbern von Jörgs Seiten  8)


Gruß Andi
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Herr_Koch am Oktober 16, 2011, 16:13
Ich ess laut Software durchschnittlich 10.5 KE (BE find ich eher mühsam zu berechnen) pro Tag. Da gibts aber Tage, an denen ich über 20 komm (ne Pizza am Abend macht schon gern mal die Hälfte davon) und Tage, an denen ich sehr wenig ess.

Es ist wirklich individuell. Unter anderem Abhängig davon, was dein Mann den ganzen Tag so tut. Und dann funktioniert auch nicht jeder Körper gleich. Dafür empfehl ich eine Ernährungsberatung. Die hilft auch, wenn man keine Gewichtsprobleme hat.

Zuerst gehört da aber ein Arzt hin. Damit ihr wisst, welches Werkzeug bei deinem Mann gebraucht wird. ;)
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Katzenmama73 am Oktober 16, 2011, 16:58
Hallo,

also ich glaube, ihr seit euch nicht um den ernst der lage klar :moser:

Dein Mann gehört wirklich dringend ins Krankenhaus. Für mich klingt das wie ein Typ 1 Diabetes und selbst wenn es ein Typ2 ist, ist der Diabetes entgleist und wird sich nicht so einfach runtergehen...
Da sind so einige Blutwerte im neg. bereich, Elektrolyte usw.. das kann mal ganz schnell aufs Herz gehen.
Bei Werten von 200/300 mg wird Insulin und ne Infusion nötig sein.

Sorry, ich will euch keine Angst machen..aber doch einen ordentlichen tritt in den ....

Viele Grüße
Heidi
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: familieutech am Oktober 16, 2011, 22:04
Hallo,
im April ereilte mich ebenfalls die Nachricht - DM 2.

Auch ich (46 J.) hatte fast die gleichen Symptome und war typisch Mann nicht zum Arzt zu bewegen. Es wird schon ... .
Als es mir aber schlechter ging, ging ich dann doch und dann festgestellte - fast nüchterne - 18 mmol/l (324 mg/dl).

Dann volles Programm - großes Blutbild, Urin, ....

Nun bin ich dank meines Hausarztes und meiner Diabetologin gut eingestellt.  Auch habe ich als Leser hier im Forum viel gelernt.
Nach dem großen Schreck, hieß es lesen, lesen und verstehen. Mein Essverhalten und sportliches Verhalten habe ich komplett geändert. Dank meiner Frau und meinen Kindern fiel mir dies auch leichter.

Eins kann ich Deinem Mann sagen. Es hat nicht weh getan. Mir geht es viel besser und habe nun nach meiner letzten Blutkontrolle einen HbA1c von 5,9.

Ich drücke auch die Daumen und geht zum Arzt.

Gruß Kai
Titel: Re: Diabetes-Neuland und einige Fragen
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 17, 2011, 11:57
Nachdem es hier so viele Vermutungen gegeben hat werfe ich meine auch mal in den Raum: DM2.

Aber eins weiß ich ganz sicher: ein Arzt der sich mit Diabetes auskennt wird den Blutzucker wieder in normale Bahnen lenken können und allein dadurch wird sich dein Mann wesentlich besser fühlen.

Ich kann ihn aber auch verstehen, gehe selber erst zum Arzt wenn's gar nicht mehr anders geht. Und hinterher fühl ich mich so viel besser, daß ich mir ein Monogramm in den Ar... beißen könnte, warum ich das nicht schon eher gemacht habe :zwinker:

Viele Grüße,
Jörg