Diabetesinfo-Forum
Diabetesfragen => Der Erklärbär - Ich will's wissen => Thema gestartet von: Trüffel am Juli 01, 2011, 19:39
-
Hallo,
ich hab da mal ´ne Frage.
Wie verläuft eine unbehandelte Hypo?
Ich frage mich, wie lange ein Krampfanfall dauern würde? Ein paar Minuten, halbe Stunde oder...? Und was danach?
Grüße Trüffel
-
Hallo Trüffel,
aus der Hüfte geschossen, gibts da nur eine klare Antwort: Das kommt drauf an....... die Faktoren, die das Geschehen beeinflussen, sind so zahlreich, daß man das nicht vorhersehen kann.
Im schlimmsten Fall kann man daran sterben.
Im günstigsten Fall passiert dir gar nichts, weil die Gegenregulation die Zuckerausschüttung der Leber soweit ankurbeln kann, daß du zwar schweißgebadet und zittrig, aber mit dem Schrecken davon kommst.
Bei den Info-Seiten kann man das sicher irgendwo nachlesen.
Ich würde an Deiner Stelle aber nicht freiwillig ausprobieren wollen, wie es bei Dir ausgehen würde. Es ist ganz wichtig, daß man bei den ersten Anzeichen einer Hypo SOFORT reagiert, da vermeidet man unnötige Komplikationen... Als Faustregel kann man sagen (so hab ich es schon vor 37 Jahren gelernt): Jede Hypo mit Bewußtlosigkeit hinterläßt Schäden im Körper oder im Gehirn.
Und noch ein kleiner Tipp von mir: das Gefühl bei einer wirklich schweren Hypo ist so besch...... das möchtest du nicht wirklich testen! Ich hatte erst eine mit kompletter Bewußtlosigkeit, so eine Erfahrung reicht fürs restliche Leben völlig aus und ich will das NIE WIEDER!!!!!
Gruß
Ulrike
-
... das Gefühl bei einer wirklich schweren Hypo ist so besch...... ! ... und ich will das NIE WIEDER!!!!!
Darauf gibt es von mir (mit mehreren "bewusstlosen Hypos") aus der Hüfte geschossen, nur eine klare Antwort: Das kommt drauf an....... die Faktoren, die das Gefühl danach beeinflussen, sind so zahlreich... Sicher wünscht sich keiner eine Hypo mit Bewusstlosigkeit - allerdings habe ich jedesmal das Glück gehabt, dass es mir hinterher absolut nicht besch.... ging. Das ist aber wahrscheinlich bei jedem anders. Jedoch ist es aus genannten Möglichkeiten zu vermeiden (so man kann), eine Hypo mit Bewusstlosigkeit zu bekommen. Viel Glück dabei!
-
Hallo Trüffel
worauf willst Du eigentlich hinaus? Krampfanfall hat man nicht zwangsweise :nein:
Im schlimmsten Fall gehen einfach ohne Vorwarnung - egal wie und wo - die Lichter aus; wenn Du dann allein bist, wird´s eng :D So ein Anfall wird so lange dauern, solange überschüssiges - zuviel gespritztes Insulin - am arbeiten ist - oder bis Deine Gegenregulation (hoffentlich) anspringt (anspringen kann).
Und was danach? Nun ja - entweder Du kommst (leicht verkatert) aus der Sache von selber raus - oder aber Du wachst nach 2 bis 6h Stunden auf, während fröhlich ein wenig Glucoselösung durch Deine Vene gluckert, weil Dich rechtzeitig jemand gefunden hat, oder aber Du wachst nach langer, massiver Hypo auf - und Dein Hirn ist Gemüsebrei - mit ähnlichem IQ - - oder aber Du weißt, ob das Licht am Ende des Tunnels wirklich ein entgegenkommender Zug oder etwas anderes ist ;D
-
Ich mußte einem Bekannten neulich eine halbe Glukagonspritze geben, weil er plötzlich zu krampfen anfing.
Ich lagerte ihn zuerst so, daß er sich nicht verletzen konnte und fragte mich, ob das schnell wieder vorbei gehen würde. Er hatte kurz davor noch Traubenzucker und gezuckerte Limo getrunken.
Aber der Zustand änderte sich nicht wirklich und so gab ich ihm eine halbe Elefantendosis aus der orangenen Packung.
Sekunden danach besserte sich sein Zustand.
Ich frage mich halt, wie lange so ein Krampfanfall ohne Glukagon gedauert hätte.
Gruß Trüffel
-
Ich frage mich halt, wie lange so ein Krampfanfall ohne Glukagon gedauert hätte.
Wie gesagt:
Entweder greift irgendwann bei ausreichenden Reserven die Gegenregulation - je nach vorhandenem Insulinspiegel - oder eben nicht :nixweiss: Und dann ist Schicht :ja:
-
Kann man alles nicht sagen. Da reagiert zum einen jeder diabetiker anders und auch nicht derselbe Diabetiker in jeder Situation gleich. Vielleicht hätte das auch ohne Spritze gleich aufgehört... vielleicht aber auch nicht. Das weiß man aber vorher nicht.
Und noch als Ergänzung zu dem bisher geschriebenen oben: Man kann bei Vorliegen von Spätschäden an einer schweren Hypo sterben. Da gibt es dann eigentlich keinen Grund, diesen Zustand länger als nötig aufrecht zu erhalten.
Grüße
Anja
-
Um noch eins oben drauf zu setzen: im Zweifelsfall immer die volle Dröhnung ballern, der Notarzt fackelt auch nicht lange. Man kann als Laie nie wissen, womit man es zu tun hat und wie hier schon zu lesen war: im schlimmsten Fall ist der Patient über den Jordan. Zuviel Glucagon gibts nicht, denn das regt ja nur die Leber an, Glucose auszuschütten. Wenn kein Glycogen mehr da ist, hörts auf. Wenn aber, wie bei Langzeitdiabetikern nicht selten, gar kein oder nur ganz wenig Glycogen in den Speichern ist, kann so eine Glucagon-Spritze auch mal wirkungslos sein.
Deshalb habe ich gar nicht erst welches zu Hause. Wenn man innerhalb 10 min keinen Erfolg mit TZ oder Glucagon sieht, bleibt nur die 112 zu wählen. Gleich den Diabetes mit erwähnen, dann lassen die (hoffentlich) alles fallen und kommen...
Man sollte auf jeden Fall, solange der Patient noch schlucken kann, TZ oder Cola versuchen. Was auch geht, ein Plättchen in die Backentasche kleben, das wirkt ja auch über die Mundschleimhaut, wenn es sich auflöst. Auch mit Glucagon: sobald das Bewußtsein soweit ist, das Schlucken geht, TZ hinterherpfeffern und anschließend Knäcke, Zwieback oder irgendwas anderes echtes.
Bei mir damals haben sie 3 oder 4 Glucoseampullen i.V. reingejagt.
Sie haben erst aufgehört, als ich wieder hell wach war und mich anschließend gleich ins KH mitgenommen. Es ist nicht auszuschließen, daß die Gegenregulation dann doch später einsetzt und man ins Koma (anderes Extrem) fliegt, damals gabs ja noch keine BZ-Meßgeräte für uns. Also nach einer schweren Hypo muß man IMMER engmaschig ein paar Stunden den BZ kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren.
Ich wachte auf, schaute in sein Gesicht und er sagte lapidar: Ah, da sind wir ja wieder :zwinker:
Ich war aber die ganze Zeit nicht ganz weg, denn die Krampferei habe ich z.T. mitgekriegt, ebenso den Kampf meines Gehirns, das Bewußtsein wiederzuerlangen. Das meinte ich damit, das Gefühl ist obersch..... so etwa wie extreme Alpträume habe ich das empfunden. Bei mir war das Gehirn leider nicht so gnädig, mich auszuknipsen.
Ich habe auch schon mehrfach Mitpatienten aus Hypos geholt. (passierte damals in Karlsburg regelmäßig, dass einer nach dem Spritzen den Weg von der Station bis in den Speisesaal nicht mehr ganz geschafft hat, oder bei Ausflügen). Da war probates Mittel auch Cola. Cola hat eine Doppelwirkung: jede Menge Zucker in flüssiger Form und Coffein zur Stabilisierung des Kreislaufs.
Vermutlich hatte dein Patient vorher irgendwas fettreiches intus, dann kann gezuckertes auch mal länger dauern. In so einem Fall ,wenn mich eine Hypo nach dem Essen erwischt, lasse ich mir TZ auf der Zunge zergehen und meine Mundschleimhaut arbeiten. Über den Magen würd es ja nicht ankommen, der ist anderweitig beschäftigt.
Soviel aus dem Nähkästchen......
Gruß
Ulrike
-
Die anderen haben ja schon alles gesagt. Wie lange es dauert und was dabei alles passieren kann hängt von verschiedenen Faktoren ab. Genauere Untersuchungen würdest du höchstens bei Dr. Mengele finde, weil ein seriöser Mediziner nicht mit der Stopuhr danebensteht wenn jemand krampft.
Und wie Ulrike schon sagte: nix dosieren - volle Dröhnung und auf jeden Fall den Notarzt rufen. Bewußtlosen aber bitte NIEMALS etwas in den Mund packen, was nicht nach Tubus oder Sauger aussieht.
Auch nicht in die Wangentaschen (Speichelreflex =>Aspirationsgefahr)
Viele Grüße,
Jörg
-
Okay Jörg, das hätte ich explizit hinschreiben müssen. Für mich ist das wohl zu selbstverständlich gewesen :rotwerd:
Gruß
Ulrike
-
Du das kenn ich, geht mir auch of so :zwinker:
Viele Grüße,
Jörg
-
Und noch als Ergänzung zu dem bisher geschriebenen oben: Man kann bei Vorliegen von Spätschäden an einer schweren Hypo sterben. Da gibt es dann eigentlich keinen Grund, diesen Zustand länger als nötig aufrecht zu erhalten.
Grüße
Anja
Wieso kann man bei Spätschäden eher sterben? Ich dachte eigentlich immer solange kein Alkohol im Spiel ist, ist es sehr unwahrscheinlich an einer Hypo zu sterben.
lg
Hella
-
Und noch als Ergänzung zu dem bisher geschriebenen oben: Man kann bei Vorliegen von Spätschäden an einer schweren Hypo sterben. Da gibt es dann eigentlich keinen Grund, diesen Zustand länger als nötig aufrecht zu erhalten.
Wieso kann man bei Spätschäden eher sterben? Ich dachte eigentlich immer solange kein Alkohol im Spiel ist, ist es sehr unwahrscheinlich an einer Hypo zu sterben.
Abgesehen von den Nervenschäden sind alle Arten von diabetischen Spätschäden Schäden an den Blutgefäßen bzw. auf solche zurückzuführen. Das tritt nicht auf eine einzelne Stelle begrenzt auf, sondern global im gesamten Körper. Von den individuellen Unterschieden ist abhängig, wo sie sich zuerst mit Symptomen bemerkbar machen. Man kann also davon ausgehen, dass, wenn irgendwo Spätschäden vorhanden sind, auch Veränderungen an den Herzgefäßen bestehen. Eine schwere Hypo (Fremdhilfe, bewußtlos etc.) ist mit einem starken Adrenalinschub verbunden, der immerhin groß genug ist, die Adrenalinreserven so weit zu erschöpfen, dass nachfolgende Hypos in den nächsten 24 bis 36 Stunden nicht oder nur abgeschwächt bemerkt werden.
Der Adrenalinschub hat auf den Kreislauf auch den Effekt, dass der "Durchsatz" erhöht wird... also deutlich mehr Blut in derselben Zeit durchs Gefäßsystem muss. Die Gefäße am Herzen schaffen das, wenn vorgeschädigt, nicht mehr unbedingt, so dass es zu Kammerflimmern kommt. Kammerflimmern bedeutet, dass der normale Sinusrhythmus des Herzens gestört ist, weil die einzelnen Herzabschnitte sich nicht mehr koodiniert bewegen - jeder macht in seinem Rhythmus. Die Pumpleistung setzt aus. Das kann man mit einem Defibrillator wieder richten... quasi ein Neustart des Herzrhythmus'. So einen Defi hat man aber normalerweise nicht in der Handtasche und das Zeitfenster, in dem er herangeschafft werden müßte, ist sehr klein... deutlich kleiner als bei einem Herzinfarkt.
Man stirbt am Kammerflimmern, nicht an der Hypo selbst. Aber die Hypo hat das Kammerflimmern ziemlich direkt zur Folge. Statistisch gesehen erhöhen zwei schwere Hypos im Jahr das Risiko hierfür bereits exponentiell, weil so ein Vorfall auch Schäden am Gefäßsystem hinterläßt. Zu oft sollte man sich diesen Spaß also nicht gönnen.
Grüße
Anja
-
Ergänzend zur Erklärung von Anja habe ich heute noch diese Artikel gefunden (auch wenn der nicht sehr erklärbärig ist :zwinker: )
http://www.aerztezeitung.de/news/article/662214/diabetes-experte-widerspricht-iqwig.html
Unten bestätigt Prof. Mehnert was Anja sagte:
Bei alten Patienten mit langer Diabetesdauer und vorhandenen Schäden kann der HbA1c durchaus 7,5 Prozent und etwas mehr erreichen. Bei diesen Patienten sollten wegen des erhöhten Infarktrisikos unbedingt Hypoglykämien vermieden werden. Bei drei schweren Hypoglykämien war in einer Studie zudem die Demenzrate verdoppelt
Viele Grüße,
Jörg
-
Hallo Leut,
ist es auch Normal das mann Schwarz/Weiss sieht, ich merk den Hypo auch wenn alles was ich sehe im Zeitlupe geht?
Hypo zeigt sein Gesicht bei mir meist unter 50mg/dl wenn ich überhaupt das merke.
Manche Tage, dauert das nachhinein Zittern fasst 3 Tage :balla:
Lebe dann so duselig und asslig daher. Mir macht dann nichts mehr Spass.
Seltsam ist auch das ich ein 28mg/dl Wert nicht so starke Syptome Körper hatte.
Es ist auch sehr seltsam, komisch, das ich BZ Werte bei 73mg/dl merke das ich Hypo habe, inkl.starke Zittern als hätte ich kein Boden unter Füsse hätte. :balla:
Wieso ist alles so sehr unterschiedlich? Ist jeder Mensch anders?
Kann mann das ganze den Körper irgend wie beibringen wann es Reagieren soll usw.. :duck:
-
Wieso ist alles so sehr unterschiedlich? Ist jeder Mensch anders?
Du hast den Nagel sowas von auf den Kopf getroffen :D Jeder reagiert anders :ja:
Nachwirkungen über Tage kenne ich zum Beispiel nicht :nein:
Niedrigster gemessener Wert bis jetzt war 25mg/dl - und da war ich top fit
Andererseits bin ich auch mal mit gemessenen 45mg/dl umgekippt :nixweiss: