Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Alex72 am Juni 15, 2011, 10:37

Titel: Blutdrucksenker
Beitrag von: Alex72 am Juni 15, 2011, 10:37
Hallo,
ich war heute mal wieder beim Arzt um das Ergebniss des Langzeitblutdruckmessens auszuwerten.
Ich habe einen 1a Blutdruck, eher niedrig. Nun sagte mir die Ärztin, dass man Diabetikern manchmal vorbeugend Blutdruckmittel - ich glaube sie sprach von ACE-Hemmern - gibt, um die Nieren zu schützen. Bei mir wäre das aber wegen des niedrigen Blutdrucks eher nicht so gut.
Stimmt das? Und wenn ja, sind meine Nierchen dann gefährdet, weil ich eben NICHT ACE-Hemmer nehmen kann? :daumenrunter:
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: die_mone1 am Juni 16, 2011, 12:34
ich kann dir dazu keine Antwort geben aber ich hab das von meinem Arzt auch schon mal gehört, dass man sowas macht.
bei mir würds wahrscheinlich nicht schaden weil ich im normalen Bereich bin und a bissi niedriger is immer gut, allerdings plan ich ja ne Schwangerschaft und deswegen lassen wir das momentan lieber.
Aber ne Antwort darauf würd mich auch stark interessieren, also warum man das gibt und obs schlimm is wenn man keine Betablocker nimmt
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 16, 2011, 13:28
Betablocker sind eine andere Klasse als ACE-Hemmer; andere Baustelle.

Eine schöne Zusammenfassung dazu gibt es hier: http://www.springerlink.com/content/qgb6wxngnnctpagk/ (Vorsicht: Fachchinesisch)

Hier etwas deutscher/kürzer: http://204.225.126.16/info-pharma/ip15.html

Und gefährdert sind die Nieren bei jedem Diabetiker. Ob man da jetzt medikamntös was machen kann/sollte/darf kann nur der behandelnde Arzt entscheiden.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Alex72 am Juni 16, 2011, 14:10
Aahhh, danke Jörg, der zweite Link ist super.
Jetzt versteh ich auch, warum meine Ärztin das nächste Labor abwarten will. Wahrscheinlich um zu gucken, ob Eiweiß im Urin ist...
Wenn ich durch die Einnahme von ACE Hemmern meine Nieren etwas schützen kann und eine möglicherweise beginnende diabetische Nephropathie stoppen kann nehm ich die doch gern, auch wenn ich dann Blutdruckmäßig noch weiter runter fahre.
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Alex72 am Juni 16, 2011, 14:14
Das muss noch sein.... :D
Hier die Stelle, an der sich beim ersten Link bei mir Verwirrung einstellte... :lachen:

  :kratz: Vor einer antihypertensiven Therapie ist es nützlich, den intraglomerulären Druck und die erhöhte glomeruläre Permeabilität über die Proteinurie abzuschätzen, da sie für das weitere Fortschreiten der glomerulären Schädigung mit verantwortlich sind.  :kratz:
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 16, 2011, 16:02
Ein Glomerulus ist ein 'Gefäßknäuel', in dem die eigentliche Urin-Produktion stattfindet.

Permeabilität = Durchlässigkeit

oder:

"Vor einer Therapie gegen hohen Blutdruck ist es nützlich, den Druck in den kleinsten urinproduzierenden Gefäßen der Niere und die erhöhte Durchlässigkeit der Wände in diesen Gefäßen über das Maß der Eiweißausscheidung im Urin abzuschätzen, da sie für das weitere Fortschreiten der Schädigung dieser kleinen Gefässe mit verwantwortlich sind".

Das bedeutet im wesentlichen, daß eine Kreatinin-Clearance (http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/k/Kreatinin-Clearance.htm) empfohlen wird.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Llarian am Juni 16, 2011, 16:05
Das muss noch sein.... :D
Hier die Stelle, an der sich beim ersten Link bei mir Verwirrung einstellte... :lachen:

  :kratz: Vor einer antihypertensiven Therapie ist es nützlich, den intraglomerulären Druck und die erhöhte glomeruläre Permeabilität über die Proteinurie abzuschätzen, da sie für das weitere Fortschreiten der glomerulären Schädigung mit verantwortlich sind.  :kratz:
Proteinurie (also Eiweiß oim Urin) gibt es, wenn a) der Druck im Nierenkörperchen erhöht ist und b) die Durchlässigkeit (Permeabilität) für Eiweiß erhöht. Beides selbst läßt sich schlecht messen... aber die Auswirkung, sprich die Eiweißausscheidung.
Die Sache hat nur den kleinen Schönheitsfehler, dass auch Mikroalbumin erst dann aussagekräftig erhöht ist, wenn schon eine Grundschädigung besteht.
Die niere braucht zwingend intern einen gleichmäßigen Blutdruck im Nierenkörperchen und regelt den Druck unabhängig vom äußeren Blutdruck. Dieser Effekt (Bayliss-Effekt) kann infolge diabetischer Neuropathie geschädigt werden, so dass die Nierenkörperchen permanent einem überhöhten Druck ausgesetzt sind. Das ist der in dem Zitat erwähnte intraglomeruläre Druck. Öffnet man jetzt das Vas efferens, also das vom Nierenkörperchen wegführende Gefäß, wird dieser Druck reduziert... wie beim Staudamm, bei dem man die Abflüsse öffnet, um den Druck auf die Staumauer zu mildern.

Normalerweise wirken ACE-Hemmer derart, dass sie nur erhöhten Blutdruck senken, aber niedrigen nicht weiter absenken. Es reagiert aber jeder verschieden. Und es gibt verschiedene ACE-Hemmer und auch verschiedene Wirkstoffgruppen, die alle das entsprechende hormonelle Regelsystem (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System) betreffen
ACE-Hemmer: AngiotensinConvertingEnzym-Hemmer,
AT1-Blocker: Angiotensin-Blocker,
Renin-Hemmer: ....

Eines davon verträgt man meist problemlos... es kann nur dauern, das zu finden ;)

Grüße
Anja
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Llarian am Juni 16, 2011, 16:14
Das bedeutet im wesentlichen, daß eine Kreatinin-Clearance (http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/k/Kreatinin-Clearance.htm) empfohlen wird.
Die reagiert noch später als das Mikroalbumin. Das Stadium, das die Nieren dann erreicht haben, ist zwar medikamentös stoppbar aber nicht mehr reversibel.

Grüße
Anja
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 17, 2011, 12:09
Du meinst ein Schnelltest auf Mikroalbuminuiie würde da schon reichen?

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Llarian am Juni 17, 2011, 12:39
Ne, keinen Schnelltest. Aber ab welchem Stadium schlägt ein Mirkoalbumintest an, ab welchem ist die Clearance beeinbträchtigt?

Grüße
Anja
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 17, 2011, 13:25
Sagen wir's mal so: eine Mikroalbuminurie hab ich schon seit 20 Jahre, meine Clearance ist immer noch im grünen Bereich...

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: die_mone1 am Juni 17, 2011, 13:30
um euch zuzuhören muss man ja schon fast studiert haben  ;D ;D
Das is ja schon fast wie beim Arzt, da kriegt man ne Rechung und drauf steht Diabetes mellitus Typ1 ohne Komplikationen, Nikotinabusus und Adipositas...
1. bin ich nicht adipös, bei mir gibts nur a bissi mehr zum liebhaben  :lachen: :lachen:
2. bin ich inzwischen Nichtraucher und ich musst erst mal nachgooglen was abusus bedeutet
3. weiss ich immer noch nicht was '"ohne Komplikationen" gemeint ist... Folgeerkrankungen????

Ärztesprache  :dagegen:
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Llarian am Juni 17, 2011, 13:44
Sagen wir's mal so: eine Mikroalbuminurie hab ich schon seit 20 Jahre, meine Clearance ist immer noch im grünen Bereich...
Also wärst Du nach der Clearance kerngesund und hättest anhand der Mikroalbuminurie einen Warnschuss vor den Bug bekommen.

Grüße
Anja
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Llarian am Juni 17, 2011, 13:48
Ärztesprache  :dagegen:
Fachsprache, egal in welchen Bereich (Ärzte, Wissenschaft, Kunst, Strafrecht...) dient dazu, eindeutig zu sein und Doppeldeutigkeiten oder Missverständnisse zu vermeiden.
Wenn der Arzt in der OP nach dem Ding mit der Schneide fragt und die OP-Helferin erst dreimal nachfragen muss, ob er nun das Skalpell, die Schere oder die Säge meint, hat der Patient zwar alles verstanden, ist aber zwischendurch verstorben.

Grüße
Anja
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: die_mone1 am Juni 17, 2011, 13:59
is ja auch völlig ok, die können sich untereinander auch gerne auf suaheli unterhalten wenn se meinen aber ich finde trotzdem für nen Normalsterblichen echt schwierig sich bei sowas durchzukramen. Wenn da nicht Nikotinabusus sondern Missbrauch steht wird man da doch nichts verwechseln oder was ohne Komplikationen heisst versteh ich immer noch nicht, ich weiss schon was eine Komplikation ist aber ich verstehs im Zusammenhang chronische Krankheit nicht, kann mir wie gesagt nur vorstellen, dass damit ohne Folgeerkrankungen gemeint ist.
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Llarian am Juni 17, 2011, 14:40
Komplikationen können ja auch Dinge sein, die die Krankheit "kompliziert" machen...
Wenn wir jetzt gerade bei den Blutdrucksenkern sind: Wenn die Dinger "eigentlich" sinnvoll sind, dann ist ein niedriger Blutdruck (obwohl eigentlich aus medizinischer Sicht toll) eine Komplikation, weil es die Sache erschwert.
Oder: eine bestehende Einschränkung der nierenfunktion ist eine Komplikation, weil nicht mehr bei einer Infektion das Standardantibiotikum verwendet werden kann.
Oder: Jemand hat eine Allergie. Eigentlich harmlos. Eine Komplikation für etwas anderes wird es, wen er dann einige Medikamente oder Pflaster nicht verträgt und die eigentlich vorgesehene Behandlung nicht vorgenommen werden kann.
Diabetes ist so eine Sache, die sich fast überall bemerkbar macht und an so ziemlich jedem Organsystem ihre Spuren hinterlassen kann... und weil jemand, der Diabetes hat, deswegen nicht von allen anderen Krankheiten dieser Welt verschont wird, ist die Behandlung dieser anderne Krankheiten oder Gebrechen meist mit Diabetes komplizierter... aufwändiger.

Grüße
Anja
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: die_mone1 am Juni 17, 2011, 14:42
ahhhh jetzt versteh ich das so halbwegs. Danke!!
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 17, 2011, 15:18
Also wärst Du nach der Clearance kerngesund und hättest anhand der Mikroalbuminurie einen Warnschuss vor den Bug bekommen.

Yep. Und daraus ist mittlerweile ein GdB von 80 mit Merkzeichen G geworden.  :aechz:
Aber meinen Nieren geht es immer noch gut ;D

@Mone: bestimmte Gruppen haben bestimmte Sprechweisen, voll fett krass, Alda... ;D
Hier hast du aber den Vorteil daß du nicht schief angeguckt wirst wenn du etwas nicht verstehst und nachfragst.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Blutdrucksenker
Beitrag von: Llarian am Juni 17, 2011, 17:28
1. bin ich nicht adipös, bei mir gibts nur a bissi mehr zum liebhaben
Beinhaltet ja auch keine ästhetische Wertung...
Was da unter Medizinern vermittelt wird, könnte z.B. sein:
- das Gewicht ist im Verhältnis zur Größe erhöht
- diese Erhöhung ist nicht durch Muskelmasse bedingt (Beispiel: Arnold Schwarzenegger: auch nicht idealgewichtig)
- eine halbquantitative Beurteilung des Gewichts (den Begriffen "mäßig adipös", "adipös" etc sind BMI-Bereiche zugeordnet)

Verbunden damit ist die Kenntnis der damit üblicherweise verbundenen Erkrankungen oder Begleitumstände. Statistisch ist die Lebenserwartung geringer. Es ist häufiger mit Problemen des Bewegungsapparates zu rechnen (Gelenke, Rücken), Blutfette und damit Status der Blutgefäße und des Herz-Kreislauf-Systems sind meist verändert. Die Insulinwirkung ist eine andere bei höherem Anteil Fettgewebe.

Das sind Informationen, die ein Mediziner zieht und damit in Verbindung setzen kann, wenn er auf einem Blatt Papier über einen Patienten dieses Wort liest ;)

Zitat
bin ich inzwischen Nichtraucher
Damit würde ich noch ein paar Monate/Jahre warten ;) Ein Alkoholiker, der nicht mehr trinkt, ist noch ein paar Jahrzehnte Alkoholiker, er ist nur "trocken". Einer Sucht nicht mehr nachzugehen, heißt nicht, dass man alle Spuren im Körper beseitigt hat geschweige denn beseitigen kann.

Grüße
Anja