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Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Herr_Koch am Mai 06, 2011, 13:06

Titel: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Herr_Koch am Mai 06, 2011, 13:06
Meine Mutter arbeitet in einem Wohnheim für geistig behinderte Menschen. Eine Bewohnerin ist eine Typ-1-Diabetikerin. Sie hatte früher oft ziemliche Probleme mit ihrer Einstellung, weil sie auf die Hilfe anderer angewiesen ist und ihre Mutter dies mehr schlecht als recht gehandhabt hat. Im Wohnheim jedoch wird sehr darauf geachtet und ihre Werte haben sich scheinbar auch massivst verbessert. Dies nur ergänzend.

Meine Mutter hat mir nun vorhin erzählt, dass sie darauf schauen, dass sie mit einem Wert von 21 ins Bett geht. Wörtlich "Wir versorgen sie mit Schwarzbrot und anderen langsamen KH, dass sie nicht unterzuckert gegen Morgen, wie dies früher der Fall war." 21? Also erstmal war ich erstaunt, dass es in der Schweiz auch Leute gibt, die ein mg/dl-Messgerät haben. Aber ok. Ist ja nicht falsch, einfach ungewohnt. Dann hab ich aber mal so grob gerechnet und gemerkt, dass diese Frau dann ja mit einem extremst tiefen Wert ins Bett geht, der aber für sie scheinbar hoch sein soll. Meine Mutter hat dann gemeint, die Frau sei halt auch extrem klein (nicht mal einen Meter oder so, eher wie ein Kind) ... aber das sollte doch keinen Einfluss auf den Zuckerspiegel haben, weil der ja in Relation zum Blutvolumen steht, oder?

Mach ich einen Denkfehler oder hat meine Mutter da was verwechselt? Letzteres glaube ich zwar weniger, weil das Personal ja für diesen Fall geschult worden ist ...
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Oggy am Mai 06, 2011, 13:09
Hallo
ich denke mal, dass da einen Null fehlt :ja: Mit 21 mg/dl bringst Du keinen mehr ins Bett - sondern schurgerade ins Grab :ja:
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Herr_Koch am Mai 06, 2011, 14:01
Hab ichs mir doch gedacht. ;)
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Richard Wagner am Mai 06, 2011, 21:08
Hallo
ich denke mal, dass da einen Null fehlt :ja: Mit 21 mg/dl bringst Du keinen mehr ins Bett - sondern schurgerade ins Grab :ja:

210 mg/dl ist aber auch nicht prall und bedarf eigentlich auch keine "Sicherheits" BE. Außer natürlich die Basal Dosierung und/Oder das Basal Insulin passt nicht zur Patientin.
Das kann man mit anderem Insulin oder anderem Spritzzeitpunkt ändern. Um eine Hypo Nachts um ? 03:00 zu verhindern hat sich damals als ich noch gespritzt habe ein Zwei Dublo bewährt. Das Fett in der Schokolade verzögert die KH Wirkung und schmecken tut das auch. Das hängt natürlich auch von der "Einnahme" Zeit ab.

Gruß Richard
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Herr_Koch am Mai 06, 2011, 23:46
Gut, ich kenn die genauen Umstände natürlich nicht und geh mal davon aus, dass das Ganze schon unter ärztlicher Aufsicht geschieht. Zumal extrem falsche (ob zu tief oder zu hoch) Werte auf Dauer ja massive Probleme verursachen.
Werde das Thema bei Gelegenheit aber nochmal aufgreifen. Rein interessehalber. Weil die Zahl "21" an sich wirkt auf mich schon recht sinnfrei.

Gut, ich bin natürlich auch auf die "tiefen" mmol-Werte geeicht, da stör ich mich natürlich am Zweistelligen mal einfach grundsätzlich ;)
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Erwin Weindl am Mai 08, 2011, 22:38
Auch ich bin mir auch sicher dass da eine Null fehlt. Meine Mutter (85) geht auch mit 200 schlafen weil sie Agst vor einem Hypo hat. Am Morgen hat sie um die 110 und dann läuft der Tag einigermaßen im Rahmen. Ich habe es aufgegeben meine Mutter zu einer Therapieänderung zu bewegen. Sie spritzt 2x 30/70er und hat einen HbA1c von ca 7,2%. Ich lasse es einfach so, weil sie bereits 85 ist. Ich glaube das das im Wohnheim auch so sein wird. Da erfolgt einfach eine Abwägung - auf Spätschäden für eine 85jährige, in meinem Falle, hinzuweisen ist eher Brotlos und bringt nichts.
lg Erwin
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Herr_Koch am Mai 09, 2011, 10:20
Sie hat gestern nochmal steif und fest auf 21 bestanden. Naja ... solangs allen gut geht, schieb ich das mal aufs Messgerät. Weiss ja nicht, was für ein dampfbetriebenes Modell das ist. ;)
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: unknown am Mai 09, 2011, 10:27
Auch 21 mg/dl BZ sind doch möglich. Interessant ist das die Konzentration in der Zelle und im Zwischenzellwasser höher ist da die Zelle bei 4x mg/dl ein Problem bekommt.
Allerdings wirklich Sinnvol sind solche Messwerte nicht wirklich.
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Joerg Moeller am Mai 09, 2011, 10:32
Ich glaube nicht daran, daß jemand einen Patienten bewußt auf 21 mg/dl absenkt. Wenn es darum geht daß sie morgens nicht unterzuckert werden hier wohl eher 21 mmol/l gemeint sein. Aber auch das würde von erschreckend wenig Fachwissen zeugen (ebenso wie bewußt 21 mg/dl anzustreben)

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Richard Wagner am Mai 09, 2011, 15:19
Ich glaube nicht daran, daß jemand einen Patienten bewußt auf 21 mg/dl absenkt. Wenn es darum geht daß sie morgens nicht unterzuckert werden hier wohl eher 21 mmol/l gemeint sein. Aber auch das würde von erschreckend wenig Fachwissen zeugen (ebenso wie bewußt 21 mg/dl anzustreben)

Viele Grüße,
Jörg

An mmol habe ich als erstes gedacht aaaaber  21 mmol ist ein überaus heftiger Wert und sollte wirklich nicht angestrebt werden. :-( Möglich das dort im Heim einfach zu viel Angst, zu wenig Fachwissen und Nachts auch zu wenig Personal zur Verfügung steht. Abgesehen von der schädlichen Wirkung wird sich die Patientin auch nicht gerade Wohl fühlen und eine recht eingeschränkte Lebensqualität haben dürfen. :-(

Gruß Richard
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Herr_Koch am Mai 09, 2011, 15:45
Mmol sinds nicht, das war ja auch mein erster Gedanke. Weil man hier üblicherweise in mmol/l misst. Und der Bewohnerin gehts super. Keine Hypos mehr, guter HbA1c (den ich jedoch nicht weiss, aber der Arzt sei zufrieden).
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Scrat am Mai 09, 2011, 17:12
Die 21 mmol/l hätten eh keinen Sinn gemacht bei gleichzeitiger eventl. Hypovorsorge. Allerdings machen auch die 21 mg/dl keinen Sinn, weil da die Meisten eh schon weggetreten sind und das Abendinsulin (ich gehe in Pflegeheimen mal von CT aus) noch wirkt. Eine Möglichkeit wären 81 mg/dl und es kommt auf die Anzeige an. Wenn die Ziffern nämlich nur aus 7 Elementen dargestellt werden, dann kommt die 8 der 2 schon recht nah (vllt. war sogar noch ein Element defekt!). Bei 81 wäre auch der gute HbA1c und die prophylaktischen "Anti-Hypo-Sachen" erklärbar....
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Oggy am Mai 09, 2011, 17:59
Hallo nochmal
mir stößt eigentlich eine andere Tatsache sauer auf:
Kein Mensch richtet sich einen so krummen Zielwert ein :nein:
Also irgendwo sitzt da ein Fehlerteufelchen :teufelchen:
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Scrat am Mai 09, 2011, 23:05
Stimmt, Oggy, hab' gedacht, die 21 wären der gemessene Wert gewesen...
Zitat
dass sie darauf schauen, dass sie mit einem Wert von 21 ins Bett geht. Wörtlich "Wir versorgen sie mit Schwarzbrot und anderen langsamen KH, dass sie nicht unterzuckert ....das sollte doch keinen Einfluss auf den Zuckerspiegel haben, weil der ja in Relation zum Blutvolumen steht, oder? ... weil das Personal ja für diesen Fall geschult worden ist ...
Der Aufwand, einen festgesetzten Wert zu erreichen, dürfte die Möglichkeiten des Personals etwas überschreiten. Das Versorgen mit Schwarzbrot und anderen langsamen KH bringt absolut nix, wenn die ins Bett gebrachte alte Dame einschläft (was eigentlich der Zweck des Zubettbringens wäre!). Wie die Masseinheiten mg/dl und mmol/l schon ausdrücken, sind es Verhältnisse zum Blutvolumen! :ja: Ganz nebenbei war das Personal vom AKW Tschernobyl auch top geschult - und??
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Herr_Koch am Mai 10, 2011, 10:46
"die ins Bett gebrachte alte Dame"

Sie ist 30. ;)

An ein defektes Display hab ich auch schon gedacht ... dann wärs aber massivst höchste Zeit für ein neues Gerät.

Naja. Solange der Reaktor noch nicht durchbrennt ...
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Paula´s Frauchen am Mai 10, 2011, 13:46
Hallo,
also mmol können es nicht sein und wenn es 210 mg sind dann würde ich mich fragen ob das medizinische Personal dort an diabetischen Hunden ausgebildet wurde, bei Hunden werden oft auch so hohe Werte angestrebt um auf gar keinen Fall ne Hypo zu riskieren, ich find da das Risiko vor Folgeerkrankungen größer als mal ne Hypo zu riskieren.

Grüße
Kerstin
Titel: Re: Extrem tiefe "Normalwerte"
Beitrag von: Scrat am Mai 10, 2011, 15:46
Zitat
"die ins Bett gebrachte alte Dame" - Sie ist 30. ;)
Ich hatte wieder nur im Kopf "Eine Bewohnerin ist eine Typ-1-Diabetikerin" und "Bewohnerin" bringe ich
durch den Fachjargon meiner Ex (Pflegeheimleiterin) immer mit "alten" Leuten in Verbindung.... Sorry!  :-\