Diabetesinfo-Forum
Diabetesfragen => Der Erklärbär - Ich will's wissen => Thema gestartet von: Sabine Baron am Januar 26, 2011, 13:45
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Lieber Erklärbär,
wegen der flacheren Wirkkurve und der Hoffnung auf einen stabileren BZ-Verlauf steig ich jetzt von
Basal NPH auf Levemir um.
Kannst du mir sagen, welche Unterschiede es da sonst noch gibt?
Liebe Grüße
Sabine
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Der wesentliche Unterschied ist die Art und Weise, wie die Verzögerung erreicht wird.
Beim NPH dadurch, daß sich die Insulinmoleküle an das Eiweiß Protamin binden (deswegen auch NPH: Neutrale Protamin Hagedorn (nach dem Entdecker dieses Prinzips) und beim Levemir, weil dort die Grundbausteine (Aminosäureketten) verändert wurden.
Durch diese Veränderung beim Levemir wirkt es gleichmässiger, weil es da u.a. nicht so sehr auf die Durchblutung ankommt. Man könnte Levemir sogar intravenös spritzen und es würde immer noch verzögert wirken (im Gegensatz zum NPH)
Während man beim NPH häufig erst einen guten Wirkverlauf mit 3-4 Spritzen täglich erreicht klappt das bei Levemir schon bei 1-2 Spritzen.
Durch die Veränderung gibt es aber auch Menschen, bei denen es gar nicht wirkt, weil deren Insulinrezeptoren schon sehr genau hinschauen, was ihnen da als Insulin angeboten wird.
Viele Grüße,
Jörg
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wegen der flacheren Wirkkurve und der Hoffnung auf einen stabileren BZ-Verlauf steig ich jetzt von
Basal NPH auf Levemir um.
Kannst du mir sagen, welche Unterschiede es da sonst noch gibt?
Der Vorteil von Levemir liegt darin, dass die zweite Ebene der Verzögerung, die Bindung der Levemirmoleküle nach der Resorption aus dem subkutanen Insulindepot, proportional verläuft.
Es wird immer ein bestimmter, dem Gesamtinsulin entsprechender Anteil von Insulinmolekülen an das Albumin gebunden, wo es biologisch nicht aktiv ist.
Steigt der Spiegel an Levemirmolekülen an, werden sofort mehr davon auch an das Albumin gekettet. Sinkt er werden sie entsprechend auch wieder frei gegeben.
Das ist ganz ähnlich der Bindung von Glucose an Albumin, nur dass sich die Glucose-Albuminbindung im Zeitverlauf unlösbar verfestigt und dann fest mit dem Eiweiß verbindet. Das lässt sich dann später als HBA1c-Wert labortechnisch messen.
Jedenfalls kommt durch dieses Bindungsverhalten von Albumin und der im Insulinmolekül von Levemir (Insulin Detemir) eingebauten Fettsäure (Myristoylsäure) eine recht gutmütige Insulinwirkung zustande, die, weniger als andere Insuline das tun können, zu starken Hypos neigt. Jedenfalls wenn das Insulin halbwegs passend dosiert ist.
Von einem Levemir Überschuss wird einfach mehr Insulin sofort gebunden und inaktiviert, bis der Insulinspiegel wieder sinkt. Erst dann wird es wieder zunehmend freigesetzt.
Gruß
Joa
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Das ist ganz ähnlich der Bindung von Glucose an Albumin, nur dass sich die Glucose-Albuminbindung im Zeitverlauf unlösbar verfestigt und dann fest mit dem Eiweiß verbindet. Das lässt sich dann später als HBA1c-Wert labortechnisch messen.
Du meintest sicher 'Hämoglobin' (der rote Blutfarbstoff), nicht Albumin.
Deswegen heißt es ja HbA1c (Hb = Hämoglobin)
Viele Grüße,
Jörg
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Du meintest sicher 'Hämoglobin' ...
Natürlich. :patsch:
Danke, soweit es die Messung als 1c betrifft. Wer misst schon die Verzuckerung am Albumin? :kratz:
Gruß
Joa
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Herzlichen Dank euch beiden,
wenn ihr das erklärt, kann ich das viel besser verstehen :-).
Liebe Grüße
Sabine
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Gerne geschehen :)
Viele Grüße,
Jörg
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Hallo Lolli,
vielleicht noch eine praktische Ergänzung:
NPH-Insuline haben oft eine höhere Verzögerung bis zum Wirkeintritt, wenn sie in das Unterhautfettgewebe der Oberschenkel gespritzt werden anstatt ins Bauchareal. Bei dem Insulinanalogon Levemir ist das Injektionsgebiet diesbezüglich mehr oder weniger unerheblich.