Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Sabine Baron am Januar 14, 2011, 17:53

Titel: Ketose
Beitrag von: Sabine Baron am Januar 14, 2011, 17:53
Hallo ihr Lieben,

wer im Internet sucht, der findet auch - oftmals aber widersprüchliches oder fachmedizinisches, was ich jedenfalls nicht
auf Anhieb verstehe.
Ist es jetzt für Typ-1-Diabetiker schlimm, wenn sie in eine Ketose kommen?  :kratz:
Wie merke ich das denn?  ???
Ich hab hier gelesen, dass es Streifen gibt, mit denen man das feststellen kann.
Hm, bekommt die jeder? Gehören die zur Grundausstattung?

Liebe Grüße
Lolli
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Richard Wagner am Januar 15, 2011, 11:58
Hallo ihr Lieben,

wer im Internet sucht, der findet auch - oftmals aber widersprüchliches oder fachmedizinisches, was ich jedenfalls nicht
auf Anhieb verstehe.
Ist es jetzt für Typ-1-Diabetiker schlimm, wenn sie in eine Ketose kommen?  :kratz:
Wie merke ich das denn?  ???
Ich hab hier gelesen, dass es Streifen gibt, mit denen man das feststellen kann.
Hm, bekommt die jeder? Gehören die zur Grundausstattung?

Liebe Grüße
Lolli

Die häufigste Todesursache bei Diabetes ist eine Keto Atzidose (wenn falsch und nicht konsequent schnell gehandelt wird). Eine Azidose ist noch relativ harmlos macht den Menschen aber Apathisch, er kann nicht mehr folgerichtig handeln und landet dadurch in eine Keto-Azidose. Diese kann NUR noch im KH mittels großer Mengen Kochsalzlösung und seht viel Insulin behandelt werden!

Eine Azidose bemerkt man durch starken (sehr starken) Durst der auch mit viel Trinken nicht zu löschen ist. Außerdem durch sehr hohen BZ der sich mit normalen Insulin Dosen nicht senken lässt. Kommt dann Aceton hinzu (Ketoazidose) kommt es zu starken stark über säuerten Erbrechen absolute Unfähigkeit zu handeln und letztendlich zu Tot. Wer das mitgemacht und überlebt hat...........

Abhilfe:

Frühzeitig Insulin VIEL Insulin, Durch die Fettverbrennung können die Zellen kaum noch Insulin verwerten. Als Faustregel geht man von 20% der Tages gesamt Insulinmenge für die erste Dosis aus. Nach 3 h messen und wenn der BZ nicht deutlich gefallen ist, noch einmal diese 20%. Das ganze so lange bis der BZ im normalen Bereich ist, ab da dann in etwa die doppelte Normaldosis für Korrektur und Essen Bolus. Der hohe Insulin bedarf kann einige Tage anhalten. Es gilt eine "Hausregel" das nach der 2. Hypo alles wieder im Lot ist. :-)

JA, es gibt Urin Teststreifen, einige Testgeräte können auch Ketone messen.

WICHTIG! Wer sich nicht traut solche großen Mengen Insulin zu spritzen und alleine lebt sollte auf alle Fälle einen Arzt / Notarzt rufen! Man ist derartig schnell nicht mehr Handlungs fähig das man in kurzer Zeit keine Hilfe mehr rufen kann!!

Warum in Schulungen nur Pumpen TrägerInnen darüber ordentlich Geschult werden? Ich hatte 3 x das Vergnügen auf der Intensiv zu landen, immer als Penner. Erst als ich eine Pumpe bekam gab es auch eine entsprechende Schulung.... Ab da war eine Keto für mich kein Thema mehr, beim kleinstem Anzeichen eine ordentliche Ladung Insulin und weg ist die Keto.

Gruß Richard
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Herr_Koch am Januar 15, 2011, 12:07
Ich wurde mit einer Ketoazidose ins Spital eingeliefert, als mein DM festgestellt wurde.

Es ist nichts, was man ein zweites Mal erleben will.
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Ludwig am Januar 15, 2011, 18:41

Warum in Schulungen nur Pumpen TrägerInnen darüber ordentlich Geschult werden? Ich hatte 3 x das Vergnügen auf der Intensiv zu landen, immer als Penner. Erst als ich eine Pumpe bekam gab es auch eine entsprechende Schulung.... Ab da war eine Keto für mich kein Thema mehr, beim kleinstem Anzeichen eine ordentliche Ladung Insulin und weg ist die Keto.

Gruß Richard

Da bist Du aber eher der Ausnahmefall, weil ja bei "Pennern" das Basalinsulin immer vofhanden ist, entgleist der BZ nicht so leicht! Da die Basalrate ja rd. 50% der TGD ausmacht, ist ja relativ viel Insulin ständig wirksam!

Ich bin jedenfalls in den mehr als 40 Jahren meiner Diab-Karriere noch nie in so eine Situation gekommen. Ich mußte auch noch nie zu großen Insulinmengen greifen um hohe Werte wieder einzufangen! Ich splitte aber die Korrekturmenge um die Wirkung zu beschleunigen! Bei den Pumpis ist es ja doch so, daß schlagartig gar kein Insulin vorhanden ist und daher ganz andere Voraussetzungen vorliegen!

lg
Ludwig
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Llarian am Januar 15, 2011, 19:41
Trotzdem scheinen Ketos bei Pennern häufiger aufzutreten, auch wenn es paradox klingen mag. Gründe können vergessene Basalsprotze oder Erkrankungen mit erhöhtem Insulinbedarf sein. Da der Körper nur ein Insulin kennt und nicht zwischen Basis und Bolus unterscheidet, kommt es dann auch immer zum basalen Mangel und es wird Glukose aus der Leber freigesetzt. Ist der BZ dann für mehrere Stunden > 140mg/dl, kommt es zur Fettsäureresistenz und die gegebenen Korrekturdosen verpuffen einfach, der BZ steigt u.U. sogar trotz Korrektur. Das kann dann trotz gegebenem Basalinsulin zum ersten Anfärben eines Ketoteststreifens reichen. Die Insulinsensivität geht weiter runter und wenn nicht irgendwann massiv gegengesteuert wird, kann es auch dann zur Ketoazidose kommen.

Grüße
Anja
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Nicol am Januar 15, 2011, 20:45
Vielleicht habe ich das falsch verstanden, aber ist Ketose nicht was anderes als Ketoazidose?

Mein Artz hat es so (vereinfacht) erklärt:
Ketoazadose entsteht bei zu wenig Insulin wodurch der BZ herheblich ansteigt.
Ketose ist der Zustand worin ein Körper sich befindet wenn Fett nicht volwertig verarbeitet wird wegen weinig Kohlhydrate. Zb. bei ein KH-armer Diät.

Ich wurde mit ein Ketozaidotisch Koma eingeliefert undbin  nach vier Tage aufgewacht, wobei mann mir dann erzählte das ich DM1 habe. Und das wünsche ich Niemanden. Die Erfahrung nicht und die Diagnose nicht.
 
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Llarian am Januar 15, 2011, 21:34
Vielleicht habe ich das falsch verstanden, aber ist Ketose nicht was anderes als Ketoazidose?

Mein Artz hat es so (vereinfacht) erklärt:
Ketoazadose entsteht bei zu wenig Insulin wodurch der BZ herheblich ansteigt.
Ketose ist der Zustand worin ein Körper sich befindet wenn Fett nicht volwertig verarbeitet wird wegen weinig Kohlhydrate. Zb. bei ein KH-armer Diät.
Korrekt. Aus einer Ketose kann aber u.U. eine Ketoazidose werden.

Grüße
Anja
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Sabine Baron am Januar 16, 2011, 12:03
Zitat
Korrekt. Aus einer Ketose kann aber u.U. eine Ketoazidose werden.

Grüße
Anja

Genau so hab ich das auch verstanden. Wie erkenne ich denn nun, ob ich in so einer Ketose drin bin?
Basalinsulin spritz ich ja schließlich immer, das kann ja dann nicht zu wenig sein - weswegen ich dann
doch auch nicht in eine Ketoazidose kommen kann, oder?

Gruß
Sabine
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Richard Wagner am Januar 16, 2011, 12:06

Da bist Du aber eher der Ausnahmefall, weil ja bei "Pennern" das Basalinsulin immer vorhanden ist, entgleist der BZ nicht so leicht! Da die Basalrate ja rd. 50% der TGD ausmacht, ist ja relativ viel Insulin ständig wirksam!

Na ja, ich hatte ein Zwölffingerdarm Geschwür. Dabei treten ähnliche Symptome Starkes Erbrechen mit zu viel Säure auf. Ich mochte / konnte nichts essen und habe deswegen auch wenig (zu wenig)Insulin gegeben ....Irgendwann hat sich das dann verselbständigt. :-( Mit den heutigen Wissen wäre mir das erspart geblieben.

Gruß Richard



Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Richard Wagner am Januar 16, 2011, 12:24
Vielleicht habe ich das falsch verstanden, aber ist Ketose nicht was anderes als Ketoazidose?

Das ist so auch richtig, Ketone entstehen immer wenn Fett abgebaut wird. Also auch z.B. beim Fasten oder Sport ohne Zufuhr von Eiweiß und / oder KH's. Allerdings nur in recht geringen Mengen solange genügend Insulin vorhanden ist. Hält der Zustand allerdings zu lange an, wird das Insulin immer mehr an Wirkung verlieren und um die Zellen ausreichend zu versorgen die Fett Verbrennung verstärkt. Man gerät in eine lipolyse. Das (kann) dann zu einer Ketoazidose führen.

Ob jetzt eine Azedose oder eine Ketoazidose vorliegt hängt von den Keto Messwert ab. Ein ziemlich sicherer Test ist auch eine Insulin Korrektur iv. bleibt die unwirksam stimmt etwas nicht. :-(

Gruß Richard
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Llarian am Januar 16, 2011, 13:28
Basalinsulin spritz ich ja schließlich immer, das kann ja dann nicht zu wenig sein - weswegen ich dann
doch auch nicht in eine Ketoazidose kommen kann, oder?
guckst du drei Beiträge weiter oben....

Grüße
Anja
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Nicol am Januar 16, 2011, 15:31
"Hält der Zustand allerdings zu lange an, wird das Insulin immer mehr an
 Wirkung verlieren und um die Zellen ausreichend zu versorgen die Fett
 Verbrennung verstärkt. Man gerät in eine lipolyse. Das (kann) dann zu
 einer Ketoazidose führen."

Wenn ich das richtig verstehe ist ein KH-reduzierter Diät gut, aber ein
KH-freier/armer Diät auf dauer nicht gesund für ein Diabetiker?
Und warum sollte mann dann ein low carb/high Fat Diät folgen, worüber in letzter Zeit so viel geschrieben wird?
Ich mache ein KH-reduzierter Diät ohne zuviel Fett und Eiweiss. Kann aber keine Studien finden über die Wirksamkeit solches in Vergleich zu
KH-reich/Fett-arm, bzw KH-arm/Fett-reich.

Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Joerg Moeller am Januar 17, 2011, 10:03
Eine Ketose kann man mit Urinstreifen feststellen. (http://www.apomio.de/preisvergleich/ketur-test-50-st-roche-diagnostics-gmbh.html)

Eine Ketoazidose kann man zuhause nicht feststellen, weil da der Blut-pH Wert gemessen werden muß. Und der Normwert liegt in einem sehr engen Bereich (7,37 - 7,43), dazu braucht man schon ein sehr genaues Gerät zur BGA (Blutgas-Analyse)

Ketose-Messung mit + oder ++ sind nicht so dramatisch. Selbst wenn der pH ein bißchen absinkt kompensiert der Körper das über die Atmung dann automatisch. Bedenklich wird es ab +++, weil das die oberste Spitze ist und man ja den pH nicht messen/sehen kann. Da muß man dann schon mit Insulin massiv gegensteuern und wenn das nicht so richtig klappt sollte man schon Hilfe holen.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Sabine Baron am Januar 17, 2011, 10:56
Ihr seid echt total lieb.

Aber bei manchen Themen hab ich noch ne dicke Mauer vor dem Kopf  :mauer:.

Da hilft nur entspannen und in ein paar Tagen, wenn der Kopf wieder frei ist, nochmal
alles von vorne lesen  :).

Dank euch.
LG
Sabine
Titel: Re: Ketose
Beitrag von: Joerg Moeller am Januar 18, 2011, 09:51
Aber bei manchen Themen hab ich noch ne dicke Mauer vor dem Kopf  :mauer:.

Da hilft nur entspannen und in ein paar Tagen, wenn der Kopf wieder frei ist, nochmal
alles von vorne lesen  :).

Oder den Erklärbär fragen :zwinker:

Viele Grüße,
Jörg