Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: SabineS am Dezember 22, 2010, 15:18

Titel: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: SabineS am Dezember 22, 2010, 15:18
Hallo,

ständig lese ich (auch hier im Forum) von der Problematik mit der "2-Klassen-Medizin". Ich frage mich, warum ich die noch nie erlebt habe, obwohl ich doch relativ viel mit Ärzten zu tun hab? Ich wohne auf dem Land. Kann es sein, dass es in der Stadt anders ist? Ich wohne in Bayern. Kann es sein, dass es in anderen Bundesländern anders ist? Ich stelle mir die Frage wirklich, denn bei den vielen Erfahrungen die ich und meine Familie mit Ärzten machen dürfen, kann es nicht sein, dass ich nur zufällig nichts von der 2-Klassen-Medizin gemerkt habe.

Bei meiner Hausärztin muss ich so gut wie nie im Wartezimmer warten. Termine bekomme ich immer innerhalb ein paar Tage. Wenn ich kurzfristig hin muss, weil akute Krankheit, dann kann ich natürlich immer sofort kommen. Mit Rezeptausstellungen hatte ich noch nie ein Problem. Ärztin und Helferinnen sind immer superfreundlich.

Betreuung bei Teupe läuft sowieso optimal. Die Betreuung bei meinen vorherigen Diabetologen hat mir aus diversen Gründen nicht so gefallen, deshalb der Wechsel. Ich hab damals aber nicht gejammert, sondern mich einfach um einen Arztwechsel gekümmert. Hier ist dann halt auch der Patient gefragt, sich um seine Gesundheit zu bemühen. Ich kann mich nämlich nicht hinstellen und warten, dass mich ein anderer glücklich macht.

Bei meinem Zahnarzt bekomme ich Vorsorgetermine immer erst nach 1-2 Monaten, denn ich gehe da grundsätzlich nur Abends hin. Das sieht so aus, dass ich immer im Januar um einen Termin anrufe und dann im Februar oder März kommen kann. Ist doch in Ordnung, ich kann das entsprechend planen. Bei Zahnschmerzen kann ich sofort kommen. Sowohl bei geplantem Termin als auch bei Notfall-Terminen habe ich in dieser Praxis noch nie länger als 10 Minuten warten müssen. Arzt und Helferinnen sind immer superfreundlich, Arzt berät sehr fair, sprich, er zeigt bei Zahnersatz sehr ausführlich kostensparende Maßnahmen auf.

Terminbestellung und Praxisaufenthalt für Vorsorgeuntersuchungen beim Gyn und Augenarzt läuft genauso unproblematisch wie beim Zahnarzt.

Andere Ärzte suche ich unregelmäßig oder einmalig bei Bedarf auf. Egal ob Dermatologe, Neurologe, Chirurg, ....  noch NIE hatte ich ein Problem mit Behandlungen, Rezepten, Wartezeiten oder sonst was. Noch NIE habe ich mich zweitklassig behandelt gefühlt. Woran liegt das? 

Sicher behandelt ein Arzt einen Privatpatienten lieber als einen Kassenpatienten. Ist doch klar, schließlich verdient er daran mehr. Aber deshalb gleich von 2-Klassen-Medizin zu schreiben? Unter 2-Klassen-Medizin verstehe ich, dass ein Patient ärztlich schlechter behandelt wird als ein anderer Patient. Ich habe so etwas bisher noch nie erlebt und auch von Familie/Freunden/Bekannten noch nie gehört. Ist das Glück oder hat das vielleicht nicht doch etwas mit Anspruchsverhalten zu tun?

Viele Grüße
Sabine

Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Scrat am Dezember 22, 2010, 16:31
Hey Sabine, das kann ich 100%ig bestätigen (okay nur 99% - weil ich noch nie beim Gyn war!  :nein:). Und abhängig dürfte das nicht vom Anspruchsdenken des Patienten, sondern vom jeweiligen Personal sein. Leider ist auch nicht überall "Standard" gleich "Standard" (gottlob habe ich bisher, mit einer Ausnahme, aber auch immer "Schwein" gehabt). (Übrigens wohne ich auch in Bayern - okay Oberfranken - auf'm Dorf, aber nur 15 km von kompetenten KHs entfernt)
Gruss Scrat
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: SabineS am Dezember 22, 2010, 18:58
Hey Sabine, das kann ich 100%ig bestätigen (okay nur 99% - weil ich noch nie beim Gyn war!  :nein:).

 :lachen:

Zitat
Und abhängig dürfte das nicht vom Anspruchsdenken des Patienten, sondern vom jeweiligen Personal sein.

Mei, Personal gibt es ja überall. Wo Menschen arbeiten, da menschelt es. Genauso wie ich schon einmal den Augenarzt wegen seiner dämlichen Sprechstundenhilfe gewechselt habe, hab ich auch schon in einem Autohaus wegen der dämlichen Sekretärin mein Auto nicht zur Reparatur gebracht. Genauso wie ich schon einmal den Diabetologen wegen Desinteresse am Patienten gewechselt habe, hab ich auch schon mal den Versicherungsmakler wegen Provisionsgier gewechselt. Aber ist das 2-Klassen-Medizin? Nö. Ich spreche ja auch nicht von 2-Klassen-Autoreparatur und nicht von 2-Klassen-Versicherungen. Dass man je nach Verdienst am Kunden oder Patienten mal mehr und mal weniger zuvorkommender behandelt wird, ist doch logisch. Da wär jeder von uns genauso.
Aber meiner Ansicht nach hat das nichts mit der Qualität der Behandlung, der Auto-Reparatur oder der Versicherungsleistung zu tun.
Ich weiss nicht, wie ich es am Besten ausdrücken soll, ohne dass sich gleich die Gemüter erhitzen. Ich probiers mal: Ich bin eigentlich ständig von unserem Gesundheitswesen beeindruckt. Gerade bei meinem Vater, der leider an Parkinson und seit Kurzem an Krebs erkrankt ist, sehe ich das zur Zeit wieder täglich, was hier in Deutschland eigentlich alles möglich ist. Aber auch die Behandlung von meinen eigenen Erkrankungen finde ich einfach spitzenmäßig gut. Es gibt nicht allzu viele Länder, wo man sich einfach so mal schnell per Versicherungskarte erstklassig ärztlich behandeln lassen kann. Schaut einfach mal auf die Weltkarte.

Viele Grüße
Sabine
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Mari am Dezember 22, 2010, 19:47
Jetzt melde ich mich auch mal zu Wort um die liebe Sabine zu unterstützen.
Ich habe ebenfalls nie Probleme gehabt, habe mich immer gut behandelt gefühlt, bekomme immer recht schnell einen Termin (außer beim Augenarzt, aber das weiß ich und dann rufe ich dementsprechend früh an) und lange warten muss ich auch selten im Wartezimmer. Oft ist es sogar eher umgekehrt. Da sitzen ein Haufen Leute im Wartezimmer, ich komme rein, sitze 5 Minuten, werde zum Arzt gerufen und alle anderen sitzen da immer noch  :kratz: Da bekomme ich manchmal ein schlechtes Gewissen, obwohl ich ja gar nichts dafür kann  :rotwerd:
Aber nochmal zur geografischen Lage: Ich wohne nicht in Bayern, sondern entegengesetzt, in Niedersachsen, recht weit im Norden, von daher liegt es demnach nicht am Bundesland ^^.
PS: Beim Zahnarzt letztens habe ich einen normalen Termin zur Kontrolle innerhalb von zwei Wochen bekommen, das finde ich beachtenswert, vor allem jetzt zum Ende des Jahres!
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: dramaqueen am Dezember 22, 2010, 23:14
Ich wohne auf dem Land. Kann es sein, dass es in der Stadt anders ist? Ich wohne in Bayern. Kann es sein, dass es in anderen Bundesländern anders ist?
Ich glaube schon, dass diese beiden Faktoren eine Rolle spielen. Ich selber habe als Kassenpatientein zwar noch nicht erlebt, dass ich qualitativ schlechter behandelt worden wäre beim Arzt. Aber die Wartezeiten sind schon extrem und manchmal echt der reine Wahnsinn. Ich lebe seit über zehn Jahren in Berlin, vorher habe ich in einer süddeutschen Kleinstadt gelebt. In der Kleinstadt waren die Wartezeiten auf den und beim Termin immer moderat - damals zumindest. Soweit ich das von Bekannten/Verwandten mitbekomme, ist das aber auch heute noch so.

Hier in Berlin dagegen warte ich regelmäßig mehrere Monate auf einen Arzttermin (da wo ich regelmäßig/geplant hin muss mache ich dementsprechend die Termine natürlich auch immer zwei-drei Monate im Voraus - sonst keine Chance) und wenn ich dann in der Praxis bin kommt es gerade bei der Diabetologin gerne mal zu 1- bis 2-stündigen Wartezeiten - trotz Termin. Bei meiner früheren Diabetologin war es ausnahmslos so, dass ich mindestens 2 bis 3 Stunden im Wartezimmer verbrachte. Und des öfteren habe ich erlebt, dass mir erst mühsam ein Termin in Monaten angeboten werden konnte, während der Privatpatient nebenan/am Telefon dann einen in zwei Tagen bekommen konnte.

Ich denke das alles hat schon was mit der Anzahl der zu versorgenden Patienten zu tun, mit der Dichte an Privatpatienten und vielleicht auch damit, wie viel Geld insgesamt in einer Region vorhanden ist, das eventuell auch in ärztliche Versorgung investiert wird.
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Yvonne am Dezember 23, 2010, 08:48
Hier im LK München ( und auch in München-City) sind die Wartezeiten recht moderat.. Bei meinem DiaDoc warte ich nicht länger als 2,5 Wochen auf nen Termin( Erstgespräch dauerte fast 3h und er ließ sich durch NICHTS aus der Ruhe bringen) und auch Facharzt-Termine bekomme ich hier sehr zügig... Augenarzt-Termin habe ich 2 Wochen gewartet, Gyn 4 Wochen, Zahnarzt auch 4 Wochen und für´s MRT hab ich gerade mal 4 Tage gewartet... Da war ich von NRW doch ganz anderes gewohnt... Und ich bin auch Barmer-GEK versichert...
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Archchancellor am Dezember 23, 2010, 10:26
Dann kommt mal nach Hessen (Darmstädter Raum)
Unter 4 Wochen bei einem Facharzt geht gar nicht. Und da ist es egal ob es ein Augen-, Haut,- Zahn- , oder Orthopäde.
Wobei die Orthopäden bei mir auf der Abschussliste stehen. 6 Wochen wartezeit und dann mit Termin noch mal knappe 3 Stunden zusätzlich warten.
Und als Begründung "Ich habe einen Zwischenfall erhalten zu dem ich musste"

Was freue ich mich das ich im nächsten Jahr endlich Verbeamtet werde und dann Privat versichert bin!! :banane:

Ich kenne nur die 2 Klassengesellschaft was Ärzte angehen.

Archchancellor
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 23, 2010, 10:50
Wobei die Orthopäden bei mir auf der Abschussliste stehen. 6 Wochen wartezeit und dann mit Termin noch mal knappe 3 Stunden zusätzlich warten.
Und als Begründung "Ich habe einen Zwischenfall erhalten zu dem ich musste"

Wir hatten in der Notaufname mal einen, der mit verstauchtem Knöchel warten musste und sich dann drüber aufgeregt hat, daß wir den mit dem halb abgerissenen Daumen zuerst dran genommen haben: "Ich war aber zuerst hier!!!1elf"  :tss:

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Archchancellor am Dezember 23, 2010, 12:38
Das eine ist Notaufnahme, da habe ich keine Probleme wenn so etwas passiert, das sehe ich ja.
Doch wenn ich einen NOTFALL habe, gehe ich nicht zu einer Orthopädischen Praxis.
Zu mal ich den Satz bei 2 Verschiedenen Orthopäden hören durfte. Von 4 die ich in den ganzen Jahren aufgesucht habe. Mittlerweile habe ich einen, bei dem ich in all der zeit insgesamt evtl. 10 Minuten warten durfte.

Archchancellor
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Richard Wagner am Dezember 23, 2010, 12:58

Wir hatten in der Notaufname mal einen, der mit verstauchtem Knöchel warten musste und sich dann drüber aufgeregt hat, daß wir den mit dem halb abgerissenen Daumen zuerst dran genommen haben: "Ich war aber zuerst hier!!!1elf"  :tss:

Viele Grüße,
Jörg


Er hätte sich ja etwas früher den Daumen abreißen können...:-(

Quatsch, ist schon klar das es gewisse Prioritäten geben muss. Genauso das auch in einer normalen Praxis zu Verzögerungen kommen kann und wird. Nur wenn es anscheinend Routine ist die Patienten 3 h Warten zu lassen fällt das natürlich auf. Andererseits jeder beschwert sich wenn der Arzt "nur" 5 Min. für einen Zeit hat, obwohl es sooo viel zu erzählen gibt. :-( Würde der Arzt diese "Zeiten" super genau einhalten, könnten Termine auch ohne langes Warten Eingehalten werden. Allerdings zum (möglichem) Schaden der Patienten.......

Tip's um schnell und zügig zum Doc zu kommen, eine riesen Kinoblaufahne, so schnell war ich noch niee wieder aus der Praxis.  :wech: Oder 10 s vor Annahmeschluss auftauchen, der Doc will auch Feierabend haben.

Gruß Richard


Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Llarian am Dezember 23, 2010, 14:51
Mittlerweile habe ich einen, bei dem ich in all der zeit insgesamt evtl. 10 Minuten warten durfte.
Beim Orthopäden können ja auch Leute mit akutem Bandscheibenvorfall kommen... aber ansonsten ist das auch schlechtes Praxismanagement. Wenn ich einen der frühstmöglichen TErmine um 8:30 nehme, weil ich berufstätig bin, und muß zwei Stunden warten, bis ich für 5 Minuten dran komme, dann ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Ich kann mir doch nicht nur für 5 Mimuten Arztgespräch einen halben Tag Urlaub nehmen. Was glauben die denn, weswegen ich da hin komme? Weil ich sonst grad niv´chts besseres zu tun habe? Ich muß mich später bei meinem Arbeitgebewr für deren Unfähigkeit zum Praxismanagement rechtfertigen. Und wenn man nicht im Warteraum der Privvatpatienten, sondern im Wartebereich der gesetzlichen sitzt, dann bekommt man auch mit, ob vorne am Tresen ein Notfall aufschlägt... da waren in den zwei Stunden Wartezeit keine.

Grüße
Anja
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Franc am Dezember 23, 2010, 15:31
Na dann will ich mal über die "Zustände" im Ländle (BAWÜ) berichten (nicht nur auf Diabetiker bezogen, sondern aus der Erfahrung unserer Familie):

Wartezeiten für Termin:
1. Bei Anruf für Termin kommt generell die Frage: Welche Versicherung? Wenn ich dann TK sage erhalte ich folgende Antworten:
    a) Beim Facharzt entweder
       "Tut mir Leid dieses Quartal dürfen wir keine neuen Kassenpatienten mehr nehmen, rufen Sie bitte nächstes Quartal
         nochmal an, vielleicht gehts dann" oder wenn nicht sofort geblockt wird idR. zwischen 2 und 4 Monaten
     b) Beim Hausarzt hier gibt es bei den meisten eine extra Hotline für die Privatpatienten. Bei den GKV ca. 1-2 Wochen (Gemeinschaftspraxis wenn man einen bestimten Arzt möchte)
     c) In einer Klinik (ambulante Sprechstunde) auch die Frage nach Versicherung und dann bei Kasse idR. nicht unter 3-4 Monaten - selbst wenn der Arzt beim zuständigen Prof. anruft
2. Wartezeiten in den Praxen selber
    a) Beim Facharzt idR. nicht unter 30 Minuten
    b) Beim Hausarzt (meiner ist gut organisiert) ca. 10 Minuten
    c) In der Klinik von 1h aufwärts bis zu 5h
3. Beim Facharzt werden einem dann meist viele gute IGEL Leistungen angeboten, die die Kasse nicht oder nur teilweise übernimmt - die aber undbedingt nötig werden (wie auch immer man das jetzt beurteilen soll?)
4. Die Unterschiede gehen meistens erst richtig in der Apotheke los, wenn dann das Rezept abgegeben wird auf dem grundsätzlich etwas ganz anderes steht als das was der Apotheker dann einem in die Hand drückt (mit der Bemerkung: Ihre Kasse hat das für Sie anders entschieden - oder möchten sie zuzahlen?). Oder das Rezept einbehalten wird, weil die Kasse die Apotheker verpflichtet einen Kostenvoranschlag einzuholen bzw. der Apotheker sich erstmal bei der Kasse erkundigen muss ob dies oder das Präperat für den Kunden auch ausgegeben werden darf.

Also insgesamt würde ich schon von einer Zwei- Klassen Medizin schreiben (mehr ist allerdings meiner Meinung nach bei unserem derzeitigen sozialen System auch nicht möglich).

Gruß Franc
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Scrat am Dezember 23, 2010, 15:58
Hey Franc, schon mal darüber nachgedacht, in ein anderes ("besseres") Bundesland zu ziehen??  ;D
Okay, ich kenne die medizinischen "Verhältnisse" nur aus 3 BL (NRW, Sachsen, Bayern bzw. Düdo, Leipzig, Dresden, Zittau, Nürnberg bzw. Rödental) und habe bis auf (immer mal auftretende) Ausnahmen offensichtlich immer "Schwein" gehabt. Aber nicht vergessen sollte man die Herkunft des Wortes "Patient" (von latein: patiens ‚aushaltend‘, ‚fähig zu ertragen‘ oder wie mir mal eine Sprechstundenhilfe sagte "der Geduldige", aber darüber müssen wir jetzt nicht diskutieren!). Allerdings verstehe ich die ganze "Aufregung" nicht. Zwei-Klassen-Medizin... na und?? Wenn ich abends nur ein Wurstbrot essen und Pfeffitee trinken kann und auch noch Zeit in die Besorgung der Zutaten stecken musste, rege ich mich doch auch nicht über Herrn von Kibutzkibowsky zu Hohenflattern auf, der sich abends generell Caviar-hours-d'oeuvre mit Goldflitter und Champagner gönnt, den ihm seine Wirtschafterin besorgt und zubereitet hat. Letzlich sind wir doch beide satt (okay - manchmal habe ich es auch) und zufrieden. Alles ander wäre für mich Neid (und den kenne ich nicht) oder ich sehe zu, dass ich genau so lebe, wie oben Erwähnter.
Gruss Scrat
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Llarian am Dezember 23, 2010, 22:38
Allerdings verstehe ich die ganze "Aufregung" nicht. Zwei-Klassen-Medizin... na und??
[...]
Letzlich sind wir doch beide satt (okay - manchmal habe ich es auch) und zufrieden.
Mir geht es aber nicht um Pfeffitee. Mir geht es darum, daß ich mehrere Indikationen für ein CGMS erfülle, im letzten Jahr mittlerweise 9 schwere Hypos mit Bewußtlosigkeit hatte, davon fünf mit Notarzteinsatz und werde von meiner Kasse mit Briefen bedacht, in denen steht, daß es noch keine gesicherten Erkenntnissse über den Nutzen von CGMS gibt. Ja danke. Ich möchte gern die Zeit noch bei klarem Verstand erleben, wenn es diese Erkenntnisse einmal gibt. Dagegen lese ich von privatversicherten, die mal so ein CGMS beantragen, es auch bekommen und dann auch über längere Strecken ablegen. Von meinem Augenarzt wurde das Weglassen eienr Avastatin-Spritze bei der Katarakt-OP als Kunstfehler bezeichnet. Trotzdem muß man die 400 Euro pro Spritze selbst zahlen. Wovon bezahlt jemand mit ALG2 so einen Betrag? Gibt ihm eine Bank einen Kredit, wenn er 10 von diesen Spritzen braucht um sein Augenlicht zu erhalten?
Geht es da immer noch um "letztlich beide satt"?

Grüße
Anja
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Scrat am Dezember 23, 2010, 23:38
Hallo Anja, mir ging es in keinster Weise darum, irgendwem ans Bein zu pink**n. Und wenn ich schrieb "letztlich beide satt", meinte ich, dass beide die gleichen Leistungen bekommen. Ich kenne (zumindest vom Erzählen) einige Kassenpatienten, die ein CGMS haben. Warum sich deine KK querlegt - keine Ahnung. Aber das hat doch mit 2-Klassen-Medizin nix zu tun, sondern mit "unmöglicher" KK. Zu Avastatin kann ich nix sagen (ausser, dass ich im wiki etwas darüber las... ???). Wenn man natürlich "notwendige" Dinge nicht bekommt oder dafür zahlen soll, verstehe ich den Missmut schon (wie gesagt - ich habe immer alles bekommen, als Kassenpatient).
Gruss Scrat
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Joa am Dezember 23, 2010, 23:42
Mir geht es darum, daß ich mehrere Indikationen für ein CGMS erfülle, im letzten Jahr mittlerweise 9 schwere Hypos mit Bewußtlosigkeit hatte, davon fünf mit Notarzteinsatz und werde von meiner Kasse mit Briefen bedacht, in denen steht, daß es noch keine gesicherten Erkenntnissse über den Nutzen von CGMS gibt.

Soweit es die Frage betrifft, die GKV zur Kü für ein CGMS zu bewegen habe ich in einer aktuellen Lektüre 'nen Verweis auf einen Beschluss des BvG aus 2005 gefunden.

http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rs20051206_1bvr034798.html (http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rs20051206_1bvr034798.html)

Aus dem Beschluss lässt sich bei bestehenden Indikationen auch eine rechtlicher Anspruch ableiten, den Du eigentlich erfüllen solltest, denke ich mal.

Es geht um den Sachverhalt einer Verfassungsbeschwerde:

"Die Verfassungsbeschwerde betrifft die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung für so genannte neue Behandlungsmethoden in Fällen einer lebensbedrohlichen oder regelmäßig tödlichen Erkrankung im Rahmen der ambulanten ärztlichen Versorgung."

Die lebensbedrohliche Potenz akuter und nicht vorhersehbar vermeidbarer hypoglykämischer Episoden dürfte evident sein.
Das Potenzial eines CGMS diese Gefahr zu beseitigen oder zumindest erheblich zu mindernd dürfte ebenfalls evident sein.

Vielleicht sichtest Du nochmal die Indikationen, Deine bisherige Argumentation und die Ablehnungen der KK, und baust die rechtliche Komponente in Deine Argumentation ein (sofern noch nicht erfolgt)?

Ansonsten gibt es noch eine Mail.  :zwinker:

Gruß
Joa
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: BlueDevilHH am Dezember 24, 2010, 10:00
 :stern: Frohe Weihnachten!!! :stern: :banane:

Wer von Euch hat schon einmal den Wechsel von der gesetzlichen in die private KV durchgemacht?

Ich bin nun seit 5 Jahren privat versichert und muss sagen, dass ich seitdem ganz anders behandelt werde bei den Ärzten. Da ist viel mehr fachliche Erläuterung oder auch mal ein privates Pläuschchen drin . Ich gehe nach jedem Arztbesuch ein bisschen schlauer heraus. :ja:
Als gesetzlich versicherter hatte ich (und das habe ich erst so richtig nach dem Wechsel in die private gemerkt) das Gefühl, dass nur das nötigste gemacht und erläutert wird.

Während ich als "gesetzlicher" im Durchschnitt ca. 20 min in der Sprechstunde war sind es mittlerweile eher 45-60 min. Unter 30 min waren meine Behandlungen in den letzten 3 Jahren nie. Auch Wartezeiten waren minimal (max. 5 min nach meinem vereinbarten Termin), es sei den ich habe in den letzten Tagen mal meinen Termin aufgrund der Wetterlage verpasst, Aber dann ist das ja auch gerechtfertigt: Strafe muss sein. ;D

Aus meiner Sicht ein deutlicher Gewinn für mich als Patient.
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 24, 2010, 12:09
Beim Orthopäden können ja auch Leute mit akutem Bandscheibenvorfall kommen... aber ansonsten ist das auch schlechtes Praxismanagement.

Yep. Das kommt, wenn man sich den Terminplan zu voll packt. Ich hatte mal einen Zahnarzt, da kam man pünktlich zu seinem Termin und musste meist gar nicht erst ins Wartezimmer.

Aber auch mein jetziger ist klasse. Maximal 20 Min. warten, kann dabei Musik hören oder sich auf dem TV das letzte Schalke-Spiel ansehen. Und an den Wänden hänger lauter Tierköpfe aus Plüsch ;D
Ist überhaupt sehr gemütlich eingerichtet, weil er auf dem Standpunkt steht, daß er da ja mehr Zeit als zuhause verbringt.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Conni am Dezember 24, 2010, 12:38
[...]
und werde von meiner Kasse mit Briefen bedacht, in denen steht, daß es noch keine gesicherten Erkenntnissse über den Nutzen von CGMS gibt. Ja danke. Ich möchte gern die Zeit noch bei klarem Verstand erleben, wenn es diese Erkenntnisse einmal gibt. [...]

Ich habe bei meiner Beantragung auf die Ergebnisse des Papers "Continuous Glucose Monitoring and
Intensive Treatment of Type 1 Diabetes" im New England Journal of Medicine verwiesen. Das ist eine verblindete Studie und hat eigentlich ziemlich große Wellen geschlagen und da kann man schon von "gesicherten Erkenntnissen" sprechen.

Zusammen mit dem Verweis auf Schilddrüsenprobleme habe ich daraufhin den Navi für immerhin 6 Monate von der GKV bekommen, und bezahle jetzt die Sensoren aus eigener Tasche...(und musste das Gerät und den Sender nicht zahlen)

Falls du die noch nicht kennst, kann ich dir die mal zukommen lassen..
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Andreas am Dezember 24, 2010, 13:25
Hast Du denn keinen Antrag gestellt (mit der gleichen Begründung wie zuvor), dass Dir die Sensoren weiter gezahlt werden? Die werden - wie ich gehört habe - bei den gesetzlichen doch regelmäßig nur für sechs Monate gewährt und dann warten sie auf einen Folgeantrag.

Viele Grüße,
Andreas
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Conni am Dezember 24, 2010, 15:00
Hast Du denn keinen Antrag gestellt (mit der gleichen Begründung wie zuvor), dass Dir die Sensoren weiter gezahlt werden? Die werden - wie ich gehört habe - bei den gesetzlichen doch regelmäßig nur für sechs Monate gewährt und dann warten sie auf einen Folgeantrag.

Viele Grüße,
Andreas

Öhm...ne das hab ich nicht weiter verfolgt. Müsste nochmal in das Gutachten schauen, meine aber dort wurde empfohlen das Gerät "zur Neueinstellung" für 6 Monate zu bezahlen..
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Andreas am Dezember 25, 2010, 14:17
Dann versuch es mit einem überarbeiteten Folgeantrag, kostet doch nichts - außer Zeit und Nerven. ;-)

Frohes Fest,
Andreas
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: maulwurfinchen am Januar 02, 2011, 20:47
Im Alltag habe ich noch kaum Benachteiligung erlebt, wenn ich einen Routinekontrolltermin bei meiner Gynäkologin will, klar, da dauert es auch 1-2 Monate bis zu einem Termin, bei akuten Problemen oder in der Schwangerschaft gabs immer sofort Termine, genauso bekomme ich auch als Kassenpatientin innerhalb von 24 Stunden einen Rückruf, wenn ich nur eine allgemeine Frage habe, bei dringenden Problemen innerhalb von Stunden und in der Schwangerschaft wurde ich durchgestellt. Beim Diabetologen wird gar kein Unterschied gemacht, meinem Eindruck nach, bei unserem Kinderarzt auch nicht, da werden bloß von den größtenteils türkischstämmigen Helferinnen türkische Familien heftigst bevorzugt, Diskriminierung mal andersrum  :patsch: beim Zahnarzt gibts jeweils maximal nach 2 Tagen einen Termin, wenns einem egal ist, welcher Arzt in der Praxisgemeinschaft.
Beim Augenarzt hätte ich den Termin nach 4 Wochen gehabt, ich musste ihn verschieben und habe den jetzt einen Monat später.

Zum CGMS, das interessiert mich auch, wie man da argumentiert? Wenn ich wieder schwanger bin, will ich das nochmal versuchen. Beim ersten Mal hat sich mein Diabetologe auf den Kopf gestellt, hat mit dem MDK mehrfach telefoniert etc. bis es ihm mündlich zugesichert wurde, dann hat die Kasse abgelehnt und behauptet, dass der MDK dagegen war. Das Ganze hat natürlich ein halbes Jahr gedauert. Ich verstehe nicht, wonach das vergeben wird. Aber die haben statt zu verstehen, dass mein Diabetologe eine Folgeverordnung für die Pumpe ausgestellt hat (die alte hasse Risse und war außerhalb der Garantie) zunächst auch nur eine NEUverordnung für die Schwangerschaft bewilligt  :balla: Die lesen die Anträge und Begründungen wohl meistens nicht, war auch beim CGMS so, die haben nicht eingesehen, dass ich schwanger war  :moser:

Ansonsten bin ich mit der Barmer bisher zufrieden. Immerhin habe ich noch eine Pumpe und bekomme Humalog und trotzdem Metformin gezahlt. Nur das mit dem CGMS hat mich richtig geärgert, weils da auch um die Gesundheit meines Kindes ging, da ich Nachts nunmal nicht so oft gemessen habe.
Titel: Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
Beitrag von: Llarian am Januar 02, 2011, 23:59
Nur das mit dem CGMS hat mich richtig geärgert, weils da auch um die Gesundheit meines Kindes ging
Es geht halt nicht um Deine Gesundheit oder die Deines Kindes, sondern um Zahlen auf einem Blatt Papier.

Grüße
Anja