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Allgemeine Infos => Newsflash => Thema gestartet von: ralfulrich am Mai 06, 2014, 20:02

Titel: Weglassen des Spritz-Ess-Abstandes Typ 2
Beitrag von: ralfulrich am Mai 06, 2014, 20:02
Interessante Studie der Universitätsklinik Jena.
Persönlich halte ich seit Jahren auch keinen SEA mehr ein und spritze direkt vor/bei oder nach der Mahlzeit...

http://www.accu-chek.de/services/de/forschung_studien/grundlagenforschung/nicht_mehr_warten.html

Grüße
Ralf
Titel: Re: Weglassen des Spritz-Ess-Abstandes Typ 2
Beitrag von: pfaelzer am Mai 06, 2014, 22:11
Ganz genau so handhabe ich das auch schon viele Jahre.

pfaelzer
Titel: Re: Weglassen des Spritz-Ess-Abstandes Typ 2
Beitrag von: Alf am Mai 07, 2014, 10:05
Ich frage mich gerade, ob die Studie vom Design her so sinnig ist: Wenn ich ermitteln will, ob sich ein SEA positiv auswirkt, muss ich doch beobachten, ob die kurzfristigen Blutzuckerspitzen sich verändern (und das tun sie ja nachgewiesenermassen).

Wenn ich dann den A1C heranziehe und sage alles ist gut aber weiss, dass der ja genau dieser die kurzfristigen Spitzen gar nicht erfasst, geht's a weng am Thema vorbei!? :-o

Und dann beziehen sie es auch noch auf Normalinsulin, das vom Wirkprofil ja noch länger braucht, um anzufluten und nicht mal auf Analoginsulin (klar T2, Analoginsulin zu teuer).

Aus meiner Sicht: "Thema verfehlt!" :)
Titel: Re: Weglassen des Spritz-Ess-Abstandes Typ 2
Beitrag von: ralfulrich am Mai 07, 2014, 11:36
In der Studie geht es nur um Typ 2, Typ --- ist nicht berücksichtigt... :zwinker: :duck:

Dass bei Typ 2 die BG-Spitzen nach dem Essen nicht so ausgeprägt sind ist ja bekannt, einer gewissen Menge Eigeninsulin sei Dank. Als ich 1997 mit Insulin anfing meinte ich jede Spitze über 140 mg/dl wegbügeln zu müssen und im 5ér Club sein zu müssen.
Das Ergebnis war dann eine B12 Anämie wegen fehlendem Intrinsic-Faktor... :'(

Grüße
Ralf
Titel: Re: Weglassen des Spritz-Ess-Abstandes Typ 2
Beitrag von: Frau_Holle am Mai 07, 2014, 11:51
Als ich 1997 mit Insulin anfing meinte ich jede Spitze über 140 mg/dl wegbügeln zu müssen und im 5ér Club sein zu müssen.
Das Ergebnis war dann eine B12 Anämie wegen fehlendem Intrinsic-Faktor... :'(

Grüße
Ralf

Bedeutet das, dass niedere BZ-Werte bzw. niederer HbA1c das Vermindern des Intrinsic-Faktors verursachen?
Titel: Re: Weglassen des Spritz-Ess-Abstandes Typ 2
Beitrag von: ralfulrich am Mai 07, 2014, 13:22
Ja, Glucosemangel öffnet den Pförtner. Es wird zu wenig Intrinsic gebildet. Es kommt auf längere Sicht zu B12-Mangelzuständen.

Grüße
Ralf
Titel: Re: Weglassen des Spritz-Ess-Abstandes Typ 2
Beitrag von: Joerg Moeller am Mai 07, 2014, 16:24
Alf hat das schon richtig erkannt: die Studie ist Zeitverschwendung!

Um zu wissen, daß kurzfriste BZ-Spitzen sich nicht auf das HbA1c niederschlagen braucht man keine Studie, da reicht ein bißchen Fachwissen in Biochemie (Stichworte: Glykierung, Amadori-Umlagerung) völlig aus.

Wer aber denkt, daß er deswegen vor Spätschäden, besonders vor denen der mikroangiopathischen Seite, bewahrt bleibt, der irrt!

Die BZ-Peaks, die für die schädlichen Auswirkungen der Glucose (man spricht nicht umsonst von Glucotoxizität!) verantwortlich sind, können auch so kurzfristig sein, daß sie es gar nicht erst bis ins HbA1c schaffen.

Vergleichbar in etwa mit Schutzhelmen. Die sollen nach einem Unfall auch immer getauscht werden, auch wenn sie äußerlich keine Schäden aufweisen. Wer da denkt, er könne mal mit dem Hammer draufhauen weil es witzig ist, der kann bei einem echten Unfall schlechte Karten haben.

Auf einen SEA kann man verzichten, wenn der SEA-Test zeigt daß alles in Ordnung ist. Sonst nicht!

SEA/DEA-Test ist ganz einfach: einfach mal auf den PP-BZ 60-90 Minuten nach dem Essen achten. Näheres steht hier: http://www.diabetesinfo.de/fortgeschrittene/grundlagen-fortgeschrittene/spritz-ess-abstand.html

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Weglassen des Spritz-Ess-Abstandes Typ 2
Beitrag von: Joa am Mai 11, 2014, 22:38
Dass bei Typ 2 die BG-Spitzen nach dem Essen nicht so ausgeprägt sind ist ja bekannt
Nu ja. Bei Typ 1 ohne Eigeninsulin sind die Spitzen schon höher zu erwarten, wenn das Insulin zu spät verpasst wird.
Ansonsten hätte ich in der Erinnerung, dass grade die Spitzen nach dem Essen für Typ 2 recht charakteristisch sind, weil die Erstantwort der Betazellen gestört ist. Was wohl insbesondere am ebenfalls defizitiären Inkretin (GLP-1) liegt. Zumindest in früheren Phasen bekommen die Betas das dann über Zeit noch eine Weile hin, den BZ wieder halbwegs runter zu holen.

Ja, Glucosemangel öffnet den Pförtner. Es wird zu wenig Intrinsic gebildet. Es kommt auf längere Sicht zu B12-Mangelzuständen.

Das war mal Thema im Zusammenhang mit vermeintlicher Gastroparese. Die Geschwindigkeit der Magenpassage korrespondiert mit dem Blutzuckerlevel. Bei hohem BZ verzögerte, bei niedrigem schnelle Magenpassage.
Was ja physiologisch Sinn macht. Ich denke aber mal, dass im Rahmen des BZ-Normbereiches vor dem Essen, also so 60/70 - 100 als Basiswerte, die Sache im grünen Bereich bleiben sollte?

Gruß
Joa
Titel: Re: Weglassen des Spritz-Ess-Abstandes Typ 2
Beitrag von: Joerg Moeller am Mai 12, 2014, 12:06
...Die Geschwindigkeit der Magenpassage korrespondiert mit dem Blutzuckerlevel. Bei hohem BZ verzögerte, bei niedrigem schnelle Magenpassage.
Was ja physiologisch Sinn macht. Ich denke aber mal, dass im Rahmen des BZ-Normbereiches vor dem Essen, also so 60/70 - 100 als Basiswerte, die Sache im grünen Bereich bleiben sollte?

Ja, ist richtig. Die ungefähren Grenzwerte sind <70 (MDP beschleunigt) und >160 (MDP verlangsamt)

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Weglassen des Spritz-Ess-Abstandes Typ 2
Beitrag von: Kladie am Juni 21, 2015, 21:25
Hallo zusammen,

heute habe ich etwas im Forum gestöbert und bin auf diesen alten Thread gestoßen. Dazu möchte ich dann doch mal was schreiben denn ralfulrich und Pfaelzer scheinen dieser Studie etwas Wahrheitsgehalt einzugestehen. Jedenfalls halten sie keinen SEA ein.
Ich bin da eher Alfs und Joerg Moellers Ansicht die den HbA1c nicht als Grundlage gelten lassen.
Zusätzlich steht auch folgendes in der Studie explizit drin:
Zitat
Da in dieser Studie nur ein Spritz-Ess-Abstand von 20 Minuten untersucht wurde, sagt sie allerdings nichts über die Wirksamkeit eines längeren Intervalls von beispielsweise 30, 45 oder 60 Minuten. Ebenfalls könne durch das Studienergebnis nicht beantwortet werden, ob Patienten mit schlechter Stoffwechseleinstellung oder einer hohen Dosis von kurzwirksamem Insulin zur Mahlzeit einen Vorteil durch die Verwendung eines Spritz-Ess-Abstandes haben, räumen die Studienautoren ein.

Deshalb gilt: wer nicht sicher ist, ob ein längerer Spritz-Ess-Abstand für die eigene Insulintherapie von Vorteil sein könnte, klärt diese Zweifel am besten mit seinem behandelnden Arzt


Ich mache morgens einen SEA von mindestens 60 Min. damit die BZ Spitze unter 200 mg/dl bleibt. Mein Doc hat mir davon abgeraten 15 IE Analoginsulin zu spritzen und dann 60 Min auf das Frühstück zu warten.... Und ja - ich habe auch schon mal Probleme diese Zeit einzuhalten.
Ich zweifel auch die Kompetenz der Studienautoren ein, denn der Erfolg einer Insulintherapie sollte nicht davon abhängig gemacht werden möglichst bequem für den Diabetiker zu sein. Auch wenn Bequemlichkeit für einen T2 sehr hohen Stellenwert einnimmt.
Wenn es ein T2 bequem haben möchte, dann sollte er einfach nicht mehr messen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Bis die Folgeschäden wirklich zum umdenken führen können ja noch viele Jahre ins Land gehen.
Siehe:
Zitat
Abgefragt wurden außerdem die Lebensqualität und die Zufriedenheit mit der Behandlung.