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Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Tarabas am November 30, 2018, 23:43

Titel: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Tarabas am November 30, 2018, 23:43
Ich war die letzten Wochen im Krankenhaus.

Ich will einfach mal ein paar Erfahrungen, wild zusammengewürfelt mit Euch teilen:

Ich habe da meinen Diabetes in der Praxis komplett selber gemanagt. Also Messen (Libre) und Spritzen.

Man wollte für die Akte aber dennoch gerne meine Werte haben. Also auch nicht immer. Und mal mit Bolus, meist ohne. Und irgendwann hat man dann auch verstanden, daß dieser isolierte Wert gar nichts aussagt. War das Frühstück spät und kommt der Wert gerade von oben, dann ist 150 kein Thema. Wenn es noch 4 Stunden nach dem Mittag noch bei 150 liegt, dann ist das irgendwie plöd.  ::)

Als mein fiasp schneller alle wurde als gedacht und ich noch keinen heimatlichen Nachschub erhalten hatte, habe ich einen Tag vor Ende bei den Schwestern angefragt: kann ich morgen eine fiasp Patrone bekommen? Jo, klar. Am nächsten Tag ... fiasp? Ist das Novorapid? oder Humolog? Äh, das ist irgendwie novorapid, nur neuer ... hm haben wir nicht, haben auch rumtelefoniert, hat hier keiner. Naja dann halt ein paar Tage Novo ...  :gruebeln: Und das ganze natürlich als Flexipen, also mußte ich erstmal die Patrone da rausfummeln.  :moser:

Ich hatte in der Zeit wechselnde Zimmernachbarn, viele ältere Herren 70+, mit Diabetes. Einer nur mit Basal, die Werte waren so ganz in Ordnung 100-200. Ein anderer, der nahm morgens Lantus (IIRC) und sonst hatte er ein Korrekturschema, was halt nur bei hohen Werten korrigierte, fürs Essen kein Bolus. Oft kam er sogar auf Werte wie 130 präprandial. Aber sein Zielwert (also ab dem korrigiert wurde und der dann erreicht werden sollte) war 200 (sic!). Oh jott oh jott. (und er war auch öfter bei 250 und so)  :hilfe:

Zum Messen hatten die übrigens ein RIIIEEESEN Gerät. Da mußte erst der Bediener seinen Hausausweis mit scannen, dann wurde der Code des Patienten am Bett oder am Armbändchen gescant und dann erst konnte Blut gemessen werden. Hab aber leider nicht gesehen, welche Marke.

Einmal kam frühmorgens die Schwesternvisite, ich noch schlaftrunken. Geben Sie mal einen Finger her (ne nicht stechen sondern Puls) und dann noch Blutdruck. Dann nahmen sie noch meinen Scanner und maßen schnell. Hm ... ok ... war schlaftrunken, beachtete das nicht weiter. Zu annehmbarer Zeit dann aufgestanden, selber gemessen und wollte mal den Wert von der Visite abrufen ... hm, da ist ja nix? Wo haben die denn den Wert hergehabt!?  :kratz: Nachgefragt: nö wir haben nix gemessen ... ich hatte das im Halbschlaf geträumt   :lachen:

Gespritzt wurden die anderen im übrigen immer nach Nachfrage im Bauch oder Bein. Sowas wie ein Spritzstellen-Schema gab es aber nicht.

Manch Schwester wunderte sich am Anfang, warum trotz der Hinweises "Diabetes mellitus" auf den Essenkärtchen (die immer beim Essen bei waren, wohl sowas wie der Packzettel für die Tablet-Bestücker) immer nen Keks, Jogurth oder Eis (immer wieder Sonntag  :banane:) drauf war. Tja, gottseidank wußte wenigstens die Küche, daß wir Diabetiker keine Extrawurst gebraten bekommen.  :lecker: Ach ja, die kcal haben sie immer auf dem Essenplan vermerkt, aber BEs? Fehlanzeige?  :patsch:




Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Gyuri am Dezember 01, 2018, 00:55
Da gehts den Menschen wie den Leuten.  :ironie:

Ich könnte noch ganz andere Horrorgeschichten erzählen … lasse es jetzt aber bleiben.
Meine Frau war auf einer REHA (Schlaganfall) und konnte sich selbst nicht versorgen.
Ihren Spritzplan (ICT) verstanden die dort nicht. Dennoch waren da NUR Fachleute.
Sie gaben damit an, dass im Hause ein berühmter Diabetologe sei. Der ist zwar wirklich bekannt, jedoch hat er meine Frau nie zu Gesicht bekommen.
Meine Frau bekam einen starren Spritzplan mit lächerlich niedrigen Korrekturwerten, die überhaupt nichts bewirken konnten.
Aber das scheint dort keine Rolle zu spielen. Hauptsache kein Wert unter 80mg/dl!!!!!! 300 oder gar 400 mg/dl spielten keine Rolle.

Ich weiß ganz genau, warum ich in jedem kranken Haus bei der Aufnahme schon schreie: "Finger weg von meinem Diabetes-Management! Und bitte KEINE Diabetikerkost!"
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Kladie am Dezember 01, 2018, 10:34
Auch ich habe schon mehrfach erleben müssen, daß in Krankenhäusern die Kenntnisse über Diabetes nur rudimentär vorhanden sind. Selbst die sogn. "Spezialisten" kennen nur die Standard Vorgehensweise. Unterschiede T1 / T2 wenn Insulin gespritzt wird gibt es kaum und ansonsten sind andere Krankheitsbilder wesentlich wichtiger weil Diabetes nichts akutes darstellt.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: guest3322 am Dezember 02, 2018, 11:57
Ja, da hab ich auch meine Erfahrungen gemacht.
Ich bringe ja immer meine aktuelle SiDiary Auswertung mit ins Spital und betone, dass ich meine Diabetes (HbA1c=6) im Griff habe.
Letztes Mal (Versteifung C5/6) kam vor der OP die Diabetesberatung, ich willigte  :moser: dann ein, dass ich die Diabetesschonkoste erhalte.
Nach der OP wurde der Blutzucker gemessen, oh, der ist viel zu hoch (12) und ehe ich (noch etwas bedäppert von der Narkose) reagieren konnte, verpassten sie mir eine Insulinspritze.
Ich protestierte, da es doch ganz normal sei, dass nach der Verwendung von Cortison bei der OP, der Blutzucker steil in die Höhe gehe und sich dann von selbst normalisiere.
Da bin ich bei diesen "Spezialisten" nicht gut angekommen, sie belehrten mich, dass sie schon wissen was sie tun  :patsch:.
Anschliessend bekam ich dann das Mittagessen, das war absolut nicht für Diabetiker und der Dessert (Schwarzwäldertorte) schon gar nicht.
Hab mich dann beschwert und die Diabetesberatung verlangt. Das Gespräch war dann schon etwas heftig, ich hab ihnen vorgeworfen, dass sie keine Ahnung haben von Diabetes.
Anschliessend hatte ich dann etwas Mühe den BZ wieder mit meinen Tabletten zu normalisieren.

Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Tarabas am Dezember 02, 2018, 13:02
Äh, darf ich fragen, mit welchen Tabletten Du deinen BZ normalisierst? Und das mit dem Cortison, das ist ja richtig, daß das den BZ treibt. Aber AFAIK spritzt man dagegen durchaus Insulin und zwar viel und früh. Weil sich der BZ eben nicht so einfach normalisiert.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: guest3322 am Dezember 02, 2018, 17:34
Ich nehme Novonorm 1 mg vor jedem Essen.
Wenn ich Sport treibe, dann muss ich vorher pausieren, damit ich nicht in eine Unterzuckerung hineinlaufe oder  :mahl:.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Tarabas am Dezember 02, 2018, 19:52
Ah, ne BSD-Quetsche :-)
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Kladie am Dezember 03, 2018, 10:08
Zitat
orginal Tarabas:
Ah, ne BSD-Quetsche :-)

Na ja - so ganz stimmt es nicht. Die BSD wird nicht gequetscht sondern schliesst die ATP-abhängigen Kaliumkanäle, damit die Betazellen mehr Insulin abgeben können. Siehe hier:
https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=repaglinid (https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=repaglinid)
Die BSD wird also nicht gequetscht sondern gesaugt. Ausquetschen hört sich so negativ an. So ähnlich funktioniert der Sulfonylharnstoff auch das ist korrekt. Es sollte also nicht mehr Mittel der Wahl sein aber wenn Renato damit zurecht kommt ist es doch OK. Ich persönlich bevorzuge allerdings Insulin weil die Hypogefahr besser beeinflußbar ist.

Dass die Leute im Krankenhaus damit nicht zurecht kommen ist eine andere Baustelle.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 03, 2018, 12:19
Ich hab da auch keine guten Erfahrungen gemacht, weder beruflich noch privat.

Beruflich hab ich zwar immer versucht den Kollegen die Zusammenhänge zu erklären, bin damit aber nicht zu jedem durchgekommen.
Bestes Beispiel war ein DM1er auf unserer Intensivstation: der bekam sein Insulin über einen zentralvenösen Katheter per Spritzenpumpe, war also traumhaft schön zu steuern. Ich hab den zum Schichtwechsel immer schön im Zielbereich übergeben, bekam den zu Beginn meiner Schicht aber immer mit Werten um die 250-300 zurück :-/

Und als Patient kriegten Sie es in dem einen Haus - ausgerechnet in dem, in dem ich meine Ausbildung gemacht hatte - einfach nicht geregelt mir normale Vollkost zu geben. Statt dessen zum Abend immer Weißtbrot (sic!) und dieser Käseimitat.
In einem anderen KH war es - zumindest für mich - deutlich besser: normale Vollkost und meine BZ-Werte wurden von mir erfragt, statt (doppelt) zu messen.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Biene am Dezember 03, 2018, 12:53
Hallo zusammen,

ich habe nach einem Unfall gute Erfahrungen im Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer gemacht. Direkt bei der Einlieferung haben sie meinen Blutzucker gemessen und nach meinem HbA1c gefragt, dann haben sie mir die Therapie weiter überlassen und die Pumpe schön die ganze Zeit drangelassen. Haben sich nur zwischenzeitlich mal versichert, ob alles ok ist. Auch bei der OP war meine Pumpe dabei. Man bat mich vorher, nicht zu knapp zu kalkulieren, weil ich ja eine Weile nicht essen konnte. So soll es sein!  :super:

Liebe Grüße,
Sabine
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: guest3322 am Dezember 03, 2018, 15:29
Ah, ne BSD-Quetsche :-)
Zitat von: Kladie
Es sollte also nicht mehr Mittel der Wahl sein aber wenn Renato damit zurecht kommt ist es doch OK

Nach diversen Versuchen mit anderen Mitteln z.B. Metfin=Oberbauchschmerzen, Invokana, Glavus, Jardiance bin ich bei Novonorm gelandet und bin sehr zufrieden damit.
Bis vor 6 Jahren hatte ich den BZ (etwa 25 Jahre) mit dem Essen im Griff, als ich dann die vielen Cortisonspritzen wegen meinen Rückenproblemen bekam, musste ich mit Medis nachhelfen.

Frage: warum sollte Novonorm nicht mehr das Mittel der Wahl sein.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Kladie am Dezember 03, 2018, 22:03
Hallo Renato,

für dich scheint Novonorm das richtige Mitttel zu sein, denn dein BZ ist OK, du beklagst keine Nebenwirkungen und du kommst damit klar.

Heutzutage gibt es aber eine Unmenge Antidiabetika wovon die allermeisten ein geringeres Risiko einer Hypoglykämie haben. Alle Ärzte habe großen Respekt vor dieser unerwünschten Nebenwirkung und weichen gerne auf andere Medikamente aus.
Auch Sulfonylharnstoff wird nicht mehr so oft verschrieben weil es ähnliche Probleme hat. Bei Tabletten hat man generell nur die Wahl zwischen einnehmen und nicht einnehmen und hat im Fall der Einnahme immer die volle Wirkung. Durch Insulin können zwar auch Hypoglykämien auftreten aber es kann viel besser dosiert werden.
Novonorm hat eine kürzere Wirkdauer als Sulfonylharnstoff und Insulin was auch wieder Vor- und Nachteil bedeuten kann. Es kommt eben immer auf den Einzelfall an.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Tarabas am Dezember 03, 2018, 23:00
und das mit einem Zwinkern gemeinte Ausquetschen kommt daher, daß die halt die BSD dazu treiben, auch noch das letzte zu geben und sie damit ggf überfordern. Und irgendwann geht sie über die Wupper.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: guest3322 am Dezember 04, 2018, 09:41
Besten Dank für eure Erklärungen.

Na ja, mir scheint, dass es bei den Medis ist wie bei den Autos, eigentlich kann man mit allen fahren, aber es haben alle mehr oder weniger Vorteile/Nachteile.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 04, 2018, 12:21
und das mit einem Zwinkern gemeinte Ausquetschen kommt daher, daß die halt die BSD dazu treiben, auch noch das letzte zu geben und sie damit ggf überfordern. Und irgendwann geht sie über die Wupper.

Und zuvor erhöht sich durch die höhere Sekretionslast auch der Spiegel an Pro-Insulin. Das ist die Phase von Insulin, in der das C-Peptid noch nicht abgespalten ist.
(https://www.diabetesinfo.de/fortgeschrittene/grundlagen-fortgeschrittene/insulinproduktion.html)

Das Problem dabei ist, dass dieses unfertige Insulin nur etwa 10% der BZ-senkenden Wirkung hat, aber bereits 100% der adipogenen Wirkung, also Speicherfett aufbaut.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Kladie am Dezember 04, 2018, 12:34
Hallo Tarabas,

Zitat
orginal Tarabas:
und das mit einem Zwinkern gemeinte Ausquetschen kommt daher, daß die halt die BSD dazu treiben, auch noch das letzte zu geben und sie damit ggf überfordern. Und irgendwann geht sie über die Wupper.

Das tun deine Janumet Tabletten im Prinzip auch. Der Wirkstoff ist neben Metformin noch Sitagliptin und das ist ein DPP4 Hemmer der dafür sorgt, dass GLP1 verlangsamt abgebaut und dadurch die Insulinproduktion erhöht wird bzw. bleibt. Siehe hier: https://www.netdoktor.de/medikamente/sitagliptin/ (https://www.netdoktor.de/medikamente/sitagliptin/)

Ist sicher ein anderes Wirkprinzip als bei Novonorm aber erhöht auch die Insulinproduktion. Ansonsten wäre es ja kein Antidiabetikum. Funktioniert auch nur wenn noch eigenes Insulin produziert wird. Ohne eigene Insulinproduktion würde auch reines Metformin reichen.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 05, 2018, 11:30
Zitat
orginal Tarabas:
und das mit einem Zwinkern gemeinte Ausquetschen kommt daher, daß die halt die BSD dazu treiben, auch noch das letzte zu geben und sie damit ggf überfordern. Und irgendwann geht sie über die Wupper.

Das tun deine Janumet Tabletten im Prinzip auch.

Nein. Pharmakologisch gesehen treiben Gliptine die Betazellen nicht an (wie es Insulinsekretagoga machen), sondern halten quasi länger die Tür auf. Deswegen zählen Hypos bei den Gliptinen auch zu den eher seltenen Nebenwirkungen (zumindest in Monotherapie)

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Kladie am Dezember 05, 2018, 11:43
Hallo Joerg,

in meinem Link steht: Das (Anmerkung: Sitagliptin) verstärkt die Ausschüttung des blutzuckersenkenden Hormons Insulin.

Auch wenn die Gefahr einer Hypo geringer ist, werden die Betazellen stärker beansprucht. Die Wirkung ist also vergleichbar unabhängig von anderen Parametern oder Einflüssen. Mehr wollte ich nicht sagen und ich finde das auch nicht falsch.

Mich stört der Begriff "ausquetschen": Wenn ein Ventil weiter aufgemacht wird (Kaliumkanäle der BSD werden verändert) und damit der Durchfluß (Insulinproduktion) vergrößert wird kann man schlecht von ausquetschen sprechen.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Gyuri am Dezember 05, 2018, 13:00
(…)
Mich stört der Begriff "ausquetschen":
(…)
:gruebeln:
Aber genau an diesen Begriff kann ich mich erinnern, als es bei einer Diabetiker-Schulung (1995 - 1998 oder so) um die Wirkungen verschiedener Tabletten ging. Ich sehe den dozierenden Arzt noch vor mir, wie er dabei eine Faust bildete.
Glukopage (= Metformin) schenkte man damals ein größeres Vertauen.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 07, 2018, 17:10
(…)
Mich stört der Begriff "ausquetschen":
(…)
:gruebeln:
Aber genau an diesen Begriff kann ich mich erinnern, als es bei einer Diabetiker-Schulung (1995 - 1998 oder so) um die Wirkungen verschiedener Tabletten ging.

Das ist ja auch Fakt. Durch diese erhöhte Sekretionslast kommt es ja gerade zu einem erhöhten Anteil an Pro-Insulin von dem, was die Betas dann sezernieren,
Und das ist auch verständlich; wenn man in der Fabrik seine Leute antreibt, die Akkordrate steigert, dann erhöht sich auch da der Ausschuß. weil es dann häufiger zu Fehlern kommt. Und wie gesagt: Pro-Insulin ist nichts anderes als eine Insulinvorstufe (wie die Silbe "Pro" schon andeutet). In dem Stadium hat es noch die Peptide, die hinterher als "C-Peptid" abgetrennt werden. Fertiges Insulin hat dann nicht eine lange Peptidkette, sondern durch das Rausschneiden der unnötigen Peptide zwei Ketten, die A- und die B-Kette.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Kladie am Dezember 07, 2018, 18:18
.... und was hat das mit ausquetschen zu tun?

Werden die Betazellen auch ausgequetscht wenn ein Nicht-Diabetiker eine große Portion KH ißt und den BZ damit hochtreibt?
Warum werden Unterschiede gemacht wenn unterschiedliche Medikamente oder zusätzliche KH die Eigeninsulinproduktion erhöhen? Ob die Betazellen dabei vermehrt Ausschuß produzieren lasse ich einfach unberücksichtigt. Mir kommt es auf die zusätzliche Menge an Eigeninsulin an und die wird auch mit Einnahme von Gliptinen erreicht. 

Aber mir soll es egal sein. Es ist ein Streit um des Kaisers Bart. Wir sind aber leider vom Thema abgekommen - Sorry
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Tarabas am Dezember 07, 2018, 21:38
Wenn ein Gesunder so viel ißt, dann wird er wohl auch mehr Insulin produzieren als sonst. Aber weil er nicht resistent ist, ist das als Menge wohlmöglich immer noch weniger als ein Typ2er für normales Essen braucht.

Auf jeden Fall habe ich es so verstanden, daß die eine Medis sagen: Ach, produzier mal bitte noch ein bißchen länger. Und das andere sagt: so, jetzt aber will ich was sehen. Jetzt mal den Output steigern aber dalli!
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Kladie am Dezember 08, 2018, 11:14
Zitat
orginal Tarabas:
Wenn ein Gesunder so viel ißt, dann wird er wohl auch mehr Insulin produzieren als sonst. Aber weil er nicht resistent ist, ist das als Menge wohlmöglich immer noch weniger als ein Typ2er für normales Essen braucht.
Die Insulinproduktion hängt nicht davon ab ob jemand Diabetiker ist oder nicht. Einzig die BZ Höhe ist dafür verantwortlich.

Zitat
orginal Tarabas:
Auf jeden Fall habe ich es so verstanden, daß die eine Medis sagen: Ach, produzier mal bitte noch ein bißchen länger. Und das andere sagt: so, jetzt aber will ich was sehen. Jetzt mal den Output steigern aber dalli!
Ich finde, deine Sichtweise ist etwas einseitig. Gliptine erhöhen die Erstantwort (verursacht durch Hormone) und verlängern nur diesen Zeitraum. Andere schließen Kaliumkanäle und erhöhen so mahlzeitenunabhängig die Produktion. Um wieviel hängt hauptsächlich von der Dosierung ab und die ist bei Tabletten nicht so gut individuell einstellbar.

Ich dagegen denke, dass die Menge des produzierten Insulins die (Über)Beanspruchung der Betazellen ausmacht. Auch Joerg sagt ja, daß die Betazellen wegen der Überbeanspruchung  geschädigt werden. Ob vor, während oder nach der Mahlzeit oder durch Nichtbehandlung von Resistenzen eine erhöhte Produktion erfolgt ist mir persönlich schnuppe. Ich schone meine Betazellen indem ich es möglichst nicht zulasse, daß Sie zu viel produzieren indem ich Insulin zuführe - undzwar so viel, daß möglichst keine erhöhte Produktion anfällt.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Floh am Dezember 08, 2018, 13:43
Zitat
Die Insulinproduktion hängt nicht davon ab ob jemand Diabetiker ist oder nicht. Einzig die BZ Höhe ist dafür verantwortlich.


Schon klar, so war das nicht gemeint. Dennoch: Ich wiederspreche! :P

Meine Insulinproduktion ist Blutzuckerhöhenunabhängig.
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Kladie am Dezember 08, 2018, 18:22
Zitat
orginal Floh:
Meine Insulinproduktion ist Blutzuckerhöhenunabhängig.

Habe ich Trottel wieder vergessen darauf hinzuweisen, daß nur Type 2 mit Tabletten behandelt werden können?  Sorry

Dann füge ich vorsichtshalber auch noch zu, daß die industrielle Insulinproduktion auch nichts mit einer BZ Höhe zu tun hat  ;D
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 10, 2018, 11:44
.... und was hat das mit ausquetschen zu tun?

...Ob die Betazellen dabei vermehrt Ausschuß produzieren lasse ich einfach unberücksichtigt.

Das ist in etwa, als würdest Du als Indikator für ein Feuer die Rauchentwicklung unberücksichtigt lassen.

Vermehrte Sekretion durch vermehrtes Essen ist das eine, aber die Seketionslast pharmakologisch zu erhöhen (die Betas also anzutreiben) IST "Ausquetschen". Und ein mehr als deutliches Zeichen dafür ist nun mal der erhöhte Proinsulin-Spiegel.

Muss dir nicht gefallen, ist aber Fakt!

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetes im Krankenhaus
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 10, 2018, 11:48
Habe ich Trottel wieder vergessen darauf hinzuweisen, daß nur Type 2 mit Tabletten behandelt werden können?  Sorry

Macht nix, das wäre sowieso falsch. Das gilt für Insulinsekretagoga, nicht für alle oralen Antidiabetika. Metformin kann auch bei DM1 Sinn machen (bzw. bei Doppeldiabetes mit hohem Insulinbedarf). Und auch bei Gliptinen gibt es schon Überlegungen, da die eben nicht nur auf die Betas einwirken.

Viele Grüße
Jörg