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Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Wichtel 65 am Januar 10, 2020, 11:01

Titel: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Wichtel 65 am Januar 10, 2020, 11:01
LIEBES Forum, guten Morgen.
 :zwitscher:
Wie ich finde , immer wieder ein schwieriges Unterfangen.
Wie insuliniert ihr Nudeln,wenn ihr sie abends esst?
Bin jetzt vor einer Weile abends wieder auf Novorapid umgestiegen. Ein Tipp aus einem anderen Forum. Aber so ganz funktioniert das noch nicht! Hab dann immer ne nächtliche hohe Librekurve.
Meine Frage!  Wie macht ihr das?  :lecker:
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Andi am Januar 10, 2020, 13:16
(https://i.imgur.com/dGpGvvr.jpg)

Boah ... ich liebe die Zeitverschiebung  ;D

Nudeln 'versorge' ich auf zwei Boli.
etwa 60-70% direkt und nach etwa 70-90 Minuten dann noch den Rest unter die Haut pusten.
Das dürfte aber sehr individuell sein  :ja:
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Gyuri am Januar 10, 2020, 13:51
Auch ich verwende in Foren ein: "Guten Morgen" bis 11:59. :pfeif:
Danach sage ich einfach nur: "Moin"


Ich mache es ähnlich wie Andi obwohl mein Körper (Typ2) da einiges noch ausgleichen kann.

Bei Nudeln halte ich mich etwas zurück. Wenn es aber reine Nudelgerichte gibt, schaue ich, ob ich es vermeiden kann, die mir selbst gesteckte Grenze von 5 KE zu überschreiten. (immer nur in den Teller hineingeschätzt … wenn ich selbst koche, wird gewogen)
Anders sieht es mit Pizza aus (seit neuestem auch mit der bekömmlicheren Pinsa  :super:).
Vor der Pizza spritze ich wie immer für 5 KE und nach dem Essen schätze ich die KE der Mahlzeit und spritze ein zwei Stunden später mit meinem bekannten Faktor die überschüssigen KE weg.
Wie gesagt, bei mir funktioniert das mit dem Insulin noch etwas. Das bedeutet, dass ich stur nach geschätzten KE spritzen kann und nie etwas aufgrund einer Glukosemessung korrigiere. Nur wenn mir dabei ständig irgendwelche Fehler geschehen würden, müsste ich meinen Faktor ändern.
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Joerg Moeller am Januar 10, 2020, 13:59
Danach sage ich einfach nur: "Moin"

 :super:
Hat man bei uns zuhause (Sulingen, Niedersachsen) auch 24/7 gesagt :ja:

Zitat
Ich mache es ähnlich wie Andi ...

Me2
Ich deck das immer mit meinem Pizza-Bolus ab: 50% sofort, die restlichen 50% über 5 Stunden verteilt. Klappt eigentlich ganz gut.
(Mist, jetzt hab ich Hunger auf Spaghetti  :sad3:)

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Gyuri am Januar 10, 2020, 16:18
Übrigens:
Bei Nudeln und Pizza kommt es bei mir zu den schlimmsten Spritz-/Essfehlern.  :banane:

Reis, primär beim Chinesen, macht zwar bei mir kaum Probleme, dort sind aber die Soßenoft unberechenbar. Es spielt dabei kaum eine Rolle, ob es eine süß-saure Soße ist oder eine scharfe  :teufelchen: Aber beim Chinesen bin ich seltener als beim Italiener.

Zuhause (ich koche leidenschftlich selbst) hab ich alles im Griff, wenn ich alles abwiege.

So richtig heftige Ausreißer gibt es nur wenn die Tochter etwas gebacken hat. Da gebe ich mir gar nicht mehr Mühe im Zielbereich zu bleiben.  :mahl:

Besonders schwer zu insulinieren sind für mich Getränke!
Entgegen gängigen Schulungsweißheiten, rechne ich bei "normalem" Bier 15g KH pro 1/2 Liter
und 20g KH bei alkoholfreiem Bier und bin immer gut damit gefahren. Bei Wein kann man garnichts rechnen, wenn man nicht den Restzucker kennt. Der darf nicht (mehr) auf den Flaschen stehen. Früher gab es mal "Diabetikerwein". Diese Bezeichnung war aber oft irreführend. Auch wird eine KE-Berechnung durch VIEL Alkohol immer unsicherer. Im Extremfall könnte durch viel Alk der Zuckerspiegel sogar fallen. Davon habe ich in der Praxis aber noch nie etas gemerkt.  :prost:

In einer Schulung (lang lang ist's her) meinte die Ernährungsberaterin, man solle (nur im Kopf!) von den BE-haltigen Beilagen wie Kartoffeln, Nudeln, Reis … kleine Häufchen machen, wie man sie mit den Fingerspitzen anhben kann. Jedes Häufchen ist dann eine BE. Heute messen wir in KE bzw. Gramm KH. Bei dieser groben Schätzung darf man getrost KE und BE gleich setzten.

Um jetzt wieder zu Nudeln zu kommen die man vielleicht nicht vorab wiegen konnte:
Wenn ich meine Spaghetti (roh 50cm) auf der Gabel aufrolle, bringe ich mit jeder Gabel eine KE in den (viel zu großen) Mund.  :zwinker:
Fertige Spaghetti wiegen kann nicht klappen. Zum einen sind die mehr oder weniger voll Wasser, zum anderen kommt u.U. noch Soße dazu.
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Wichtel 65 am Januar 10, 2020, 19:00
Hallo Gyuri. ::)
Also ich wiege meine Spaghetti nach dem Kochen ab. Bei grossem Hunger sind es dann 5 KE. Die Sosse mach ich anschliessend drauf, weil ich immer weniger Sosse mag als mein Mann. Komischerweise muss ich den Faktor bei Spaghetti runter fahren und weniger spritzen . Klappt auch ganz gut, bis um 22 Uhr. :mauer: Dann geht die Kurve wieder flott nach oben. Korrigiere dann 1 bis 2 Stunden später, aber er geht dann erst gegen 3 Uhr morgens wieder runter. Muss mir halt wirklich angewöhnen das Insulin zu splitten. :knatschig:
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Gyuri am Januar 10, 2020, 22:19
Hallo Gyuri. ::)
Also ich wiege meine Spaghetti nach dem Kochen ab. (…)

Im Grunde kann man das machen wie man will - man muss es nur immer gleich machen, damit die Faktorenrechnung wieder aufgeht.  :gruebeln:
 :rotwerd: Sicher bin ich mir mit meiner Behauptung aber nicht.
Und darum:
Ich schaue IMMER (wo es geht) auf die Packungen und suche mir die Kohlenhydrate aus. Bei Nudeln geht es immer um rohe Nudeln, also ohne das aufgesogene Nudelwasser.

(https://up.picr.de/37637282rm.jpg)

Meine Spaghetti haben pro 100 Gramm Trockengewicht (!) 71,8 g KH bzw. 7,18 KE

Will ich (nur) 5 KE Nudeln essen, wären das (gerundet) 70 Gramm pro Portion.
(ich habe immer einen Taschenrechner in der Küche)
Essen Leute mit, die kein Problem mit Zucker haben, sollten es schon 100 Gramm Nudeln sein um satt zu werden.  :zwinker:
Ich koche aber meist nur für meine Frau und mich und wiege darum 140 Gramm Nudeln ab. Je nachdem, was es dazu gibt, nehme ich noch weniger Nudeln um bei 5 KE je Portion zu bleiben.

Eine andere, hier im Allgäu weit verbreitete "Nudelform" sind Spätzle. Die mache ich immer selber.
Mein Rezept für 2 Portionen:Die Zubereitung brauch ich mir nicht mehr aufschreiben.  :zwinker:

Auch hier spielt das Wasser überhaupt keine Rolle für die Kohlenhydrate!
Ich könnte jetzt weniger Mehl nehmen um auf 5 KE zu kommen, tu das aber nicht.
Wasser nimmt man nur so viel, dass der Teig die richtige Konsistenz bekommt. Das verbliebene Kochwasser in den Spätzle spielt auch keine Rolle.

Ich spritze dann "einfach" nicht für 5 sondern 7 KE.
Bei meinem momentanen Faktor von 3 wären das dann 21 I.E. Fiasp.

Essen wir nicht nur Spätzle sondern z.B. Kässpatzen  :mahl: kommt noch einiges an Fett dazu. Das verändert die Bedarfskurve mitunter gewaltig und ich spritze dann irgend wie und/oder was anderes, weil ich weiß dass es später erst zu einem länger anhaltenden Anstieg kommt.
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Wichtel 65 am Januar 10, 2020, 22:42
Hallo Gyuri. Komme aus der Nähe des Bodensees. Ich weiss was Spätzle sind und Kässpatzen einer meiner Lieblingsgerichte. Allerdings wirklich saublöd zum insulinieren
Ich esse das gerade deswegen sehr selten. Schade, aber manchmal muss man auch verzichten. :burger:
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Gyuri am Januar 11, 2020, 07:46
Mit der Dosierung der benötigten Insulinmenge fällt mir jetzt noch was ein.  :gruebeln:

Meine Frau spritzt nicht direkt mit Faktoren. Sie bekam ein Schema verpasst, das für die Bolusbestimmung immer noch Korrekturwerte beinhaltet. Das mag rechnerisch nicht ganz richtig sein, hilft aber ungemein, wenn man es nicht so mit dem Rechnen hat. Der "Nachteil": die Tabelle stimmt nur bei ihr mit 5 KE zu jeder Hauptmahlzeit. Bei Zwischenmahlzeiten und anderen KE's muss man wieder rechnen … und zwar (wie ich meine) viel komplizierter als nur mit Faktoren.
Ich greife jetzt mal die Kässpatzen für Mittag auf.
In ihrem Schema steht da (auszugsweise):
_77 bis  99 mg/dl … 18 I.E.
100 bis 129 mg/dl … 20 I.E.
130 bis 159 mg/dl … 22 I.E.
160 bis 189 mg/dl … 24 I.E.
u.s.w
Wenn es nun 7 statt 5 KE gibt, rechnen wir erst mal im Zielbereich (=100-130mg/dl) den Insulinbedarf
20 I.E. : 5KE * 7KE = 28 I.E.
Liegt ihr Glukosewert außerhalb des Zielbereichs wird davon in Zweierschritten abgezogen bzw. dazu gerechnet.
Das geht einfacher als ich es erklären kann, meine Frau kann das aber nicht mehr selbst rechnen.  :-\
Unsere Diabetologin hat das  auch nicht verstanden, traut aber scheinbar doch meinen Rechenkünsten, … die übrigens nicht auf meinem Mist gewachsen sind, sondern mir in Bad Mergentheim so beigebracht wurden.

Mit dem Energiebedarf rechnen wir der Einfachheit halber überhaupt nicht.
Wir achten nur darauf, dass die KE-Erhöhung über den Tag verteilt in Grenzen gehalten wird.
Normal sind 15 KE täglich … und es sollten nie mehr als 20 KE sein.
Das hat aber indirekt mit unserem BMI zu tun.
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Wichtel 65 am Januar 11, 2020, 08:46
Finde ich prima wie du und deine Frau das macht.  :stern:
Der Endeffekt ist doch der, das jeder Diabetiker sein eigener Doc ist und auch das meiste selbst ausprobieren muss. Hab mir vor Kurzem bei meiner Schildiop. auch mein Management nicht aus der Hand nehmen lassen.
Mein Spaghettiessen gestern Abend ist wieder zur Katastrophe mutiert. Die ganze Nacht auf 215 rum gehüpft. Trotz Korrektur. Gegen morgen gesunken und mit 145 aufgestanden. Das muss ich wieder den ganzen Tag büssen. So ein Mist. :kotz:
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Gyuri am Januar 11, 2020, 18:18
Ich kann am Sonntag mit "Nudel"-Protokollen von meiner Frau und mir dienen!  :super: :super:

Morgen kommt eine Tochter (=Köchin) mit Familie zu besuch.
Sie wollten nicht wie geplant mit uns auswärts zum Essen gehen, sondern haben sich Original-Allgäuer-Kässpatzen vorgestellt. Ich wollte mir die Arbeit nicht machen, :dagegen: aber sie bringt alle Zutaten mit und bat mich nur, in meiner Küche werkeln zu dürfen.  :dafuer:
Mein Sohn (ein guter Esser) kommt auch mit und so werden wir dann sechs hungrige Esser sein, zwei davon sind Diabetiker (T2) - beide mit Libre2.
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Gyuri am Januar 12, 2020, 23:14
So, jetzt habe ich den heutigen Kässpatzentag zusammengefasst.

Zunächst der Verlauf meiner Frau:
(größer durch CLICK) (https://thumbs.picr.de/37655407sc.jpg) (https://show.picr.de/37655407sc.jpg.html)
btw: Die Nachträge beziehen sich auf die Zeitpunkte der KH-Einträge.

Hier ist es, wie so oft, nicht optimal gelaufen … aber es hätte noch viel schlimmer kommen können.
Es ist mühsam über deren Spritzstrategie nachzudenken. Aber wenn ihr Langzeitwert von ursprünglich 11% auf 8.9% sinkt (mit der Tendenz langsam weiter zu sinken) ist das vielleicht doch auch ein Erfolg.

Bei mir sieht man dem Verlauf kaum an, dass da was außergewöhnliches gegessen wurde - ganz im Gegenteil: So einen geradlinigen Verlauf im Zielbereich habe ich nicht immer.  :super:

(größer durch CLICK) (https://thumbs.picr.de/37655406gy.jpg) (https://show.picr.de/37655406gy.jpg.html)

Der Tag begann um 2 Uhr als ich mit dem Gefühl von Unterzucker aufwachte. :kreisch:
Libre sagte erst 95mg/dl, was ich nicht glauben wollte. Also blutige Gegenmessung: 98 mg/dl  :gruebeln:
 :moser: Nein, das wollte ich nicht glauben. Ich nahm vorsichtshalber 20 Gramm KH in Form von Traubenzucker und scannte noch mal: 88mg/dl. Na ja, ich ging ins Bett um weiter zu schlafen. Den Anstieg auf 148mg/dl verschief ich dann.
Dann ging es kurz vor 11 Uhr mit dem Frühstück los. Alles ganz normal.  :super:
Mittagessen (Kässpatzen) gab es erst um 15 Uhr. Ich schätzte 70g KH und spritzte nach Faktor 3 meine 21 I.E. Fiasp. Im Gegensatz zu meiner Frau verzichtete ich auf Süßes, spritzte gegen 19:30 für 4 KE … die ich aber erst bis 21:30 gegessen hatte. Danach endet die gezeigte Aufzeichnung.
Viel verändert hat sich inzwischen aber nicht: Jetzt um 23:03 bin ich bei 142mg/dl.
Was will man mehr?  :lecker:
Verwunderlich ist nur, dass mein Sohn gut doppelt so viele Kässpatzen gegessen hat und es sich offensichtlich leisten kann. Wir konnten zwar seinen Blutzucker nicht messen, aber ich bin mir sicher, dass er wie immer unter 110 mg/dl geblieben ist. Vor vielen Jahren haben wir das mal bei unseren Kindern gemessen. Die konnten Unmengen essen ohne nennenswerte Veränderungen.
Titel: Re: Nudeln, schwer zu insulinieren?
Beitrag von: Joerg Moeller am Januar 13, 2020, 12:39
Mit der Dosierung der benötigten Insulinmenge fällt mir jetzt noch was ein.  :gruebeln:

Bei mir ist das relativ einfach: ich esse ja eigentlich immer dieselbe Menge und weiß mittlerweile, wieviel Bolus ich dafür brauche (ich rechne da nicht groß etwas aus). Und ich weiß auch, wie mein BZ darauf reagiert, wenn alles gepasst hat (er geht dann auch nie höher als 120). Mein Libre meldet mir, wenn die 120 überschritten sind und dann leg ich noch ein paar I.E. nach. Wieviel, das mache ich vom Trendpfeil abhängig.
Und damit bleibe ich im Regelfall auch unter 140.

Viele Grüße
Jörg