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Allgemeine Infos => Newsflash => Thema gestartet von: Cimba am Juni 26, 2018, 09:58

Titel: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Cimba am Juni 26, 2018, 09:58
Zitat
....Denn Forscher haben endlich eine Methode entwickelt, wie der Blutzucker-regulierende Stoff auch oral verabreicht werden kann. Ihre Insulin-Tablette hat sich in ersten Tests mit Tieren bereits als wirkungsvoll erwiesen.
https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/insulin-tablette-in-sicht/
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Kladie am Juni 26, 2018, 14:03
Hallo Cimba,

ein interessanter Artikel - allerdings glaube ich nicht an Seriosität weil:
1. Das Spritzen nicht abgeschafft wird. Die Tablette ist maximal für die Basalversorgung geeignet. Bolus müsste vermutlich trotzdem injiziert werden. Darüber wird aber nichts geschrieben.
2. Es soll bei T1 und "schwerem T2" eingesetzt werden. Diese Definition ist sicher von keinem Fachmann geschrieben worden, denn Diabetiker T2 haben hohe Resistenz und  keinen schweren T2.

Meine Hoffnung hält sich in Grenzen was die Eignung für Diabetiker betrifft.

Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 27, 2018, 12:23
Das ist mit Sicherheit nichts, was nächstes Jahr schon in der Apo liegt, aber: "Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt".

Allerdings denke ich, dass das zumindest unter DM1 nur die kleine Zielgruppe der Spritzenphobiker betrifft. Für die meisten Diabetiker ist ja nicht die Spritze das Problem, sondern das Messen mit Stich in den Finger.
Und dann wäre noch das Problem zu lösen "wie lange muss die Kapsel im Duodenum bleiben, damit sie ihre Ladung vollständig abgeben kann?".
Stichwort "Kurzdarmsyndrom" bzw. "Durchfall".

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Dirk B. am Juni 27, 2018, 14:47
Und wie dosiert man das? Als Bolus? Beißt man dann ein Stück von der Tablette ab oder muß man passend zur Dosierung essen? Oder bekomme ich 10 Pakete mit unterschiedlichen stärken nach Hause? Ich bin froh das ich mit ICT endlich eine für mich nachvollziehbare Therapie mit vielen Spielräumen gefunden habe.

Ich sehe schon die Diabetiker sich die Tablette mit der Muskatnussreibe auf die Feinwaage bröseln und ins Essen kippen.  :kratz:

Aber im ernst stelle ich mir die Frage der Dosierung schon seit die ersten Gerüchte dazu auftauchten.

Viele Grüße

Dirk
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 28, 2018, 12:11
Aber im ernst stelle ich mir die Frage der Dosierung schon seit die ersten Gerüchte dazu auftauchten.

Warum? Man geht ja auch erst Tapeten kaufen, wenn das Haus fertig gebaut wurde, und nicht schon, wenn es noch eine Idee des Architekten ist.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Berti am Juni 29, 2018, 13:15
Interessant ist auch was diese Tabletten kosten werden und wie die Krankenkassen darauf reagieren.
Kann natürlich schon sein das die sich weigern diese Tabletten zu bezahlen, da heißt es dann wegen der Kostenübernahme vermutlich weiter Spritzen .
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Dirk B. am Juni 30, 2018, 13:48
Aber im ernst stelle ich mir die Frage der Dosierung schon seit die ersten Gerüchte dazu auftauchten.

Warum? Man geht ja auch erst Tapeten kaufen, wenn das Haus fertig gebaut wurde, und nicht schon, wenn es noch eine Idee des Architekten ist.

Viele Grüße
Jörg

??Also wenn ich Insulin spritze kann ich das aufgrund der Dareichungsform sehr genau dosieren. Nehme ich Tabletten und ich habe jetzt Tabletten mit der Wirkung von 1IE flüssigen Insulins dann nehme ich für ein Brunch 22 Tabletten. Haben die Tabletten die Wirkung von 5IE nehme ich 4 und habe zu wenig Insulin oder ich nehme 5 und esse ein wenig mehr Marmelade. Das würde bei mir bedeuten das ich das erste Brötchen mit Tabletten belegen kann.
jetzt mal unabhängig davon das die Resistenzen und dem u.a. daraus resultierende Bedarf der beim 1ser in der Regel anders ist ändert sich nichts an der Problematik.

Leider verstehe ich deine Antwort in dem Zusammenhang gar nicht.

Viele Grüße

Dirk
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Gyuri am Juni 30, 2018, 17:03
Ich meine, wir machen uns hier zu viele Gedanken über ungelegte Eier.

In meiner Zeit als Diabetiker wäre das nicht die erste Neuigkeit die uns geplagte Diabetiker "endlich" erleichtern soll.

Da haben immer wieder Leute Ideen, fernab von der Realität. Meist geht es darum, uns vor Angst einflößenden Spritzen zu befreien.
Das Spritzen ist aber nicht unser größtes Problem. Nur das versteht ein Gesunder vielleicht überhaupt nicht und lässt sich immer wieder mal etwas einfallen.

Richtige Gedanken mache ich mir vielleicht, wenn es "die Lösung" gibt. So lange mache ich wie gewohnt weiter.
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Joerg Moeller am Juli 02, 2018, 12:33
Leider verstehe ich deine Antwort in dem Zusammenhang gar nicht.

Du versuchst etwas zu dosieren, was es noch gar nicht gibt. Und wo du deshalb auch nicht weißt, in welchen Dosierungen es kommen wird.

Oder wie Gyuri sagt: ungelegte Eier (damit kann man auch kein Omelett machen :zwinker:)

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Dirk B. am Juli 02, 2018, 23:50
Leider verstehe ich deine Antwort in dem Zusammenhang gar nicht.

Du versuchst etwas zu dosieren, was es noch gar nicht gibt. Und wo du deshalb auch nicht weißt, in welchen Dosierungen es kommen wird.

Oder wie Gyuri sagt: ungelegte Eier (damit kann man auch kein Omelett machen :zwinker:)

Viele Grüße
Jörg

Das habe ich jetzt verstanden. ;-) 
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Dirk B. am Juli 02, 2018, 23:52
Ich meine, wir machen uns hier zu viele Gedanken über ungelegte Eier.

[....]
Richtige Gedanken mache ich mir vielleicht, wenn es "die Lösung" gibt. So lange mache ich wie gewohnt weiter.

Dann brauchst du dir keine Gedanken mehr machen. Denn dann haben wir ja eine Lösung.  :wech:
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Gyuri am Juli 03, 2018, 00:00
Ja … nö  :gruebeln:

Dann erst mache ich mir Gedanken, ob so eine Lösung für mich in Frage kommt.  :smoking:
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Joerg Moeller am Juli 03, 2018, 11:04
Rein theoretisch könnte man da jede Dosierung machen, wie man ja auch einen Kaufpreis Centgenau bezahlen kann.

Aber ich sehe da eher das Problem der Bio-Verfügbarkeit, also dass wirklich exakte die beabsichtigte Menge ins Blut übergeht. Ich denke für Diabetiker, die das so genau brauchen wird man um das herkömmliche Insulin nicht herumkommen, egal ob per Pen, Pumpe oder Closed-Loop (die ja auch immer mehr in greifbare Nähe rücken.

Vermutlich werden diese Kapseln eher für DM2er sein, die auch jetzt schon mit Kombi-Insulin behandelt werden/würden, wo es nicht so sehr um Genauigkeit geht.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Dirk B. am Juli 03, 2018, 17:13
.....
Vermutlich werden diese Kapseln eher für DM2er sein, die auch jetzt schon mit Kombi-Insulin behandelt werden/würden, wo es nicht so sehr um Genauigkeit geht.

Viele Grüße
Jörg

Wäre das nicht ein Rückschritt in Richtung des starren CT?

Viele Grüße

Dirk
 
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Andi am Juli 03, 2018, 18:08
Wäre das nicht ein Rückschritt in Richtung des starren CT?

Nö, wenn es Tabletten in unterschiedlichen Dosierungen geben wird?
1er, 2er, 5er, 10er ...
Oder wie auch immer geartet ...  :duck:
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Joerg Moeller am Juli 04, 2018, 10:45
Wäre das nicht ein Rückschritt in Richtung des starren CT?

Warum nicht, wenn es passt? Die CT ist nichts rückständiges. Sie ist einfach nur eine andere Therapieform, die sich besonders für Menschen mit regelmäßigem Tagesablauf eignet. Sie hat den Vorteil, dass man nicht so oft spritzen/messen muss und daher einfacher zu handhaben ist.

Das gehört zu guter Diabetologie: fähig zu sein, die Therapieform dem Menschen anzupassen (und nicht den Mensch in eine Therapieform zu zwängen, die man selber für besser hält).
Hosen gibt es ja auch in mehr als nur drei Größen :zwinker:

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Berti am Juli 08, 2018, 07:49
Hallo und einen schönen Sonntag alle zusammen,
ich denke das es so ablaufen wird,.... die Diabetiker sterben nicht aus, die Weiterentwicklung  bleibt nicht stehen, die Pharmaindustrie wird sich an den Tabletten ( wenn sie denn kommen und das halten was sie versprechen ! ) wieder eine goldene Nase daran verdienen, und es wird alles beim alten bleiben, bis auf den kleinen Vorteil, das für viele das Spritzen ein ende haben wird !
Spritzen ? Eine Hemmschwelle für viele Neudiabetiker
Ich denke das die Tabletten aus rein psychologischer Sicht eher ein Nachteil sein werden, denn dem Diabetiker wird es dadurch immer leichter gemacht sich weiter ungesund zu ernähren, denn der Schrecken " Diabetes " wird ja dann in vielen Fällen nur noch ein tägliches Tablettengeschlucke. Im Klartext muss man sagen das die doch sehr gefährliche Krankheit DM zusätzlich verharmlost wird und noch mehr in den Hintergrund rückt, denn umso einfacher die Behandlung umso weniger kapieren die Menschen wie gefählich das ganze ist.
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Gyuri am Juli 08, 2018, 10:29
Gerade jetzt erst fiel mir dieser Satz auf  :super:
(…)
Das gehört zu guter Diabetologie: fähig zu sein, die Therapieform dem Menschen anzupassen (und nicht den Mensch in eine Therapieform zu zwängen, die man selber für besser hält).
Hosen gibt es ja auch in mehr als nur drei Größen :zwinker:

Viele Grüße
Jörg
Ich bin zwar dagegen von tollen Neuheiten zu sprechen wenn man noch nichts genaues weiß, durchaus aber für Neues offen.
Damit will ich keinen Widerspruch erzeugen - ich denke nur an meine Wandlung vom Saulus zum Paulus mit meinem FS Libre.
Es täte da genauso Not, die Therapie dem Menschen anzupassen und nicht zu versuchen mit altbewährter Therapie völlig neue Messtechniken einzusetzen.

Wer bei der Therapie nicht flexibel sein will/kann, sollte ALLES so weiter machen wie gewohnt.
Warten wir die "Wunderpille" erst mal ab, bevor wir wissen, wie dafür eine Therapie auszusehen hat.
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Dirk B. am Juli 08, 2018, 12:05
Wäre das nicht ein Rückschritt in Richtung des starren CT?

Warum nicht, wenn es passt? Die CT ist nichts rückständiges. Sie ist einfach nur eine andere Therapieform, die sich besonders für Menschen mit regelmäßigem Tagesablauf eignet. Sie hat den Vorteil, dass man nicht so oft spritzen/messen muss und daher einfacher zu handhaben ist.

Das gehört zu guter Diabetologie: fähig zu sein, die Therapieform dem Menschen anzupassen (und nicht den Mensch in eine Therapieform zu zwängen, die man selber für besser hält).
Hosen gibt es ja auch in mehr als nur drei Größen :zwinker:

Viele Grüße
Jörg

OK. Ich lasse mich immer wieder dazu verleiten den Diabetes so zu sehen das man sich damit in soweit auseinandersetzt das ich ihn möglichst flexibel handhaben kann. Leicht verliere ich dann die aus den Augen die das nicht wollen oder können und sich lieber an einem festen Schema orientieren.

Lg

Dirk
Titel: Re: wissenschaft.de - Insulin-Tablette in Sicht?
Beitrag von: Joerg Moeller am Juli 09, 2018, 11:35
OK. Ich lasse mich immer wieder dazu verleiten den Diabetes so zu sehen das man sich damit in soweit auseinandersetzt das ich ihn möglichst flexibel handhaben kann. Leicht verliere ich dann die aus den Augen die das nicht wollen oder können und sich lieber an einem festen Schema orientieren.

Mich hat man damals vor die Wahl gestellt: "entweder das herkömmliche Schema mit festen Spritz- und Essenszeiten oder die neue Basis-Bolus-Therapie, die flexibler ist, aber mehr Aufwand bedeutet."

War für mich auch keine Frage, ich mochte mir ja nicht zum Essen den Wecker stellen.

Dass es auch andere gibt, für die eine CT die bessere Alternative ist, hab ich erst sehr viel später während meines Berufs in der ambulanten Pflege gelernt. Wir sind da auch Pat. angefahren, bei denen lediglich er BZ gemessen und Insulin gespritzt werden musste. Alleine konnten die es nicht, das hätte sie überfordert.

Und auch unter denen, die selber messen und spritzen gibt es die, die ihren Bolus nicht berechnen (können), sondern aus einer vorgefertigten Tabelle ablesen.
("Blutzucker zwischen 150 bis 200 = eine Einheit Insulin zusätzlich").

Und das sehe ich völlig wertfrei. Jedem kann es passieren, dass im Alter die mentale Leistungsfähigkeit nachlässt. Und der IQ hat auch nichts mit dem EQ zu tun.
Deswegen sag ich ja immer: die Kunst ist es, für jeden Einzelnen die zu ihm passende Therapieform zu finden (und ggf. die notwendige Unterstützung).

Viele Grüße
Jörg