Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Der Erklärbär - Ich will's wissen => Thema gestartet von: Birgit 55 am Februar 18, 2020, 15:30

Titel: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Birgit 55 am Februar 18, 2020, 15:30
Liebes Hallo ins Forum.

Zu meiner Frage: Gibt es hier im Forum Diabetiker OHNE Medikamente?

Ich höre immer wieder davon.

Wie muß ich mir das vorstellen?

Wird dann z. B. nur durch die Ernährung der Zuckerhaushalt reguliert?

Viele Grüße
Birgit
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Oggy am Februar 18, 2020, 16:59
Hallo Birgit

Betroffene, mitlesende Typ 2er werden sich sicherlich melden.
Deine Frage nach dem WIE werden in den Info Seiten recht anschaulich beantwortet
https://www.diabetesinfo.de
Viel Freude bei uns

Oggy
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Birgit 55 am Februar 18, 2020, 18:19
Vielen Dank für den Link Oggy.
Wünsche noch einen schönen Abend.
Euer Forum ist sehr interessant ,habe schon viele nützliche Tipps gefunden. :)
Neue Lebenssituation mit Diabetes, es gibt unendlich viele Fragen.
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: guest3322 am Februar 19, 2020, 10:06
Hallo Birgit
Ich habe ungefähr 20 Jahre ohne Tabletten meinen Zucker im Griff gehabt. (HbA1c 6.2-6.8)
Es war gewöhnungsbedürftig, Kaffee ohne Zucker, keine Süssigkeiten (nicht immer einfach, wenn andere den feinen Kuchen essen neben dir), das heisst, ich hatte den Zuckerkonsum drastisch reduziert, nur das tägliche Glas Roten hab ich mir nicht nehmen lassen. Ausser, dass ich immer wieder mich erklären musste (dumme Fragen), habe ich so ganz gut gelebt.
Als ich dann infolge meiner Rückenprobleme zuviel Cortisonspritzen bekommen habe, hat es ohne Tabletten nicht mehr funktioniert.
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Joerg Moeller am Februar 19, 2020, 11:10
Wie muß ich mir das vorstellen?

Wird dann z. B. nur durch die Ernährung der Zuckerhaushalt reguliert?

Ja, damit liegst Du richtig. Die Ärzte nennen das "Basistherapie".
Darunter versteht man:

Wenn Diabetestherapie eine Treppe ist, dann ist die Basistherapie die unterste Stufe. D.h. die fällt auch dann nicht weg, wenn man eine Stufe höher steigt. Alle weiteren medikamentösen Maßnahmen sind einfach weitere Stufen, die auf dieser untersten aufbauen.
Für DM2 gibt es mehrere Stufen, wohingegen es beim DM 1 nur 2 gibt: die Basistherapie und Insulin. DM1er fangen auch gleich auf dieser zweiten Stufe an.

Bei DM2 kann man es oft erst mal nur mit Basistherapie versuchen und erst wenn das nicht ausreicht, Medikament hinzunehmen. Meistens steigt man dann mit Metformin ein (https://www.diabetesinfo.de/fortgeschrittene/medikamente/metformin.html) und nimmt dann im weiteren Verlauf (wenn Metformin alleine nicht ausreicht) andere Medikamente hinzu.

Speziell für Einsteiger habe ich das Thema "Diabetes" auf meiner Website mal ganz einfach beschrieben. Das fängt dort auf dieser Seite an: https://www.diabetesinfo.de/einsteiger.html
Diabetes ist nämlich auch eine "Wissens-Krankheit": je mehr man darüber weiß, desto besser kommt man damit klar.

Von daher: danke für Deine Frage. Das wird sicher auch vielen anderen helfen, die hier nur stumm mitlesen :zwinker:

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Birgit 55 am Februar 19, 2020, 16:06

Ich habe ungefähr 20 Jahre ohne Tabletten meinen Zucker im Griff gehabt. (HbA1c 6.2-6.8)

Hallo Renato,

vielen Dank für Deine Zeilen.

Du hast eine enorme Leistung gebracht.
VERZICHT ist wirklich nicht immer einfach und dann noch über so viele Jahre.

Alles Gute weiterhin.

Viele Grüße
Birgit
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Birgit 55 am Februar 19, 2020, 16:12
Wie muß ich mir das vorstellen?

Wird dann z. B. nur durch die Ernährung der Zuckerhaushalt reguliert?





Diabetes ist nämlich auch eine "Wissens-Krankheit": je mehr man darüber weiß, desto besser kommt man damit klar.


Viele Grüße
Jörg



Hallo Jörg,

vielen Dank auch für Deine Zeilen.

Es stimmt genau, je mehr man über seine Krankheit in Erfahrung bringt umso weniger Angst macht sich breit.
Deine Hinweise sind super, ich habe schon einige Stunden hier im Forum verbracht und mich eingelesen.
Ihr leistet gute Arbeit.

Viele Grüße
Birgit
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Gyuri am Februar 19, 2020, 17:02
(…)
VERZICHT ist wirklich nicht immer einfach und dann noch über so viele Jahre.
(…)

Glaube aber ja nicht, insulinpflichtige Diabetiker (primär Typ2) brauchen nicht mehr "verzichten".  :nein:

Ein abschreckendes Beispiel habe ich zuhause sitzen. Meine Frau meint, mit mehr Insulin kann man auch mehr (verbotenes) essen. Zum einen müsste sie auch die maximalen Kalorien beachten, zum anderen "vergisst" man auch bei Naschereien gern mal zu spritzen.

Ich war ca. ein Jahr lang auch Diabetiker, der nur auf Diät achtete. Das lief im Berufsleben mehr schlecht als recht und als ich dann mit Insulin begann (und später in Rente ging) wurden meine Werte zunehmend besser.
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Birgit 55 am Februar 19, 2020, 19:41
(…)
VERZICHT ist wirklich nicht immer einfach und dann noch über so viele Jahre.
(…)

Ich war ca. ein Jahr lang auch Diabetiker, der nur auf Diät achtete. Das lief im Berufsleben mehr schlecht als recht und als ich dann mit Insulin begann (und später in Rente ging) wurden meine Werte zunehmend besser.

Hallo Gyuri,

die Ruhe als Du in Rente gegangen bist hat Deinen Werten sicher auch geholfen sich zu normalisieren nicht nur das Insulin vermute ich mal.
Stress ist für niemanden gut.
Alles Gute weiterhin.
Reinfuttern und dann Arznei nehmen ist kein guter Ratgeber finde ich, ich passe auf jeden "Krümel" auf den ich esse, nicht immer leicht, aber das kennst Du auch.

Viele Grüße
Birgit
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Zottellot am Februar 19, 2020, 20:38
Würde Insulin nicht direkt als Arzneimittel (wie z. B.  Ibuprofen) sehen.

Ich würde es ja selbst produzieren, wenn ich könnte ;)

Als ich nach meiner Diagnose gefragt wurde, was mir am wichtigsten ist, sagte ich, dass ich nach wie vor alles Essen können möchte und Folgeschäden vermeiden will.

Wurde bei meiner ersten Einstellung berücksichtigt und danach richte ich auch meine Therapie aus. Resultat ist ein Hba1c von 5,7 und recht flache BZ Verläufe. (jedenfalls so lange, bis meine Faktoren mal wieder nicht passen   :moser:)

Hab vielleicht auch ein wenig Glück, dass das Insulin bei mir recht vorhersehbar wirkt und keine ausgeprägte Resistenz vorliegt, wie bei einigen anderen. Aber es kann halt auch ohne Verzicht gehen :)
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Joerg Moeller am Februar 20, 2020, 11:04
Würde Insulin nicht direkt als Arzneimittel (wie z. B.  Ibuprofen) sehen.

Ich würde es ja selbst produzieren, wenn ich könnte ;)

Sorry, aber strenggenommen stimmt das nur, wenn Du keine Analoga und kein Basalinsulin spritzt :zwinker:

Der Körper produziert ja nur Normalinsulin (wie z.B. Actrapid oder "Humulin Normal").

Trotzdem gibt es auch in der Medizin den Begriff "Substitutionstherapie". Der gilt nicht nur für Drogen (wenn man z.B. statt Heroin mit Methadon einen Ersatz gibt), sondern auch wenn körpereigene Stoffe nicht mehr (ausreichend) vorhanden sind.
Z. B. Insulin bei Diabetes oder Bauchspeicheldrüsen-Hormone nach einer Entfernung dieses Organs.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Zottellot am Februar 20, 2020, 11:07
Streng genommen hast du ja auch recht.

Trotzdem ist es es was anderes, wenn ich Kuchen esse und Insulin spritze als wenn jemand seinen täglichen Kater mit Aspirin versucht auszuschalten ; o ).

Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Joerg Moeller am Februar 20, 2020, 11:28
Ja, wie gesagt: Substitution. Du kurierst damit ja nicht, du gleichst einen körperlichen Mangelzustand aus.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Birgit 55 am Februar 20, 2020, 13:47

Hab vielleicht auch ein wenig Glück, dass das Insulin bei mir recht vorhersehbar wirkt und keine ausgeprägte Resistenz vorliegt, wie bei einigen anderen. Aber es kann halt auch ohne Verzicht gehen :)

Hallo Zottellot,

da hast Du echtes Glück ohne Verzicht leben zu können.
Alles Gute weiterhin.
Mein Ziel ist es ohne Tabletten und Insulin Spritzen auszukommen.

Viele Grüße
Birgit
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Joerg Moeller am Februar 21, 2020, 10:54
[Mein Ziel ist es ohne Tabletten und Insulin Spritzen auszukommen.

Das würde ich besser als nachgeordnetes Ziel ansehen. Vorrangiges Ziel sollte immer sein, das Risiko für Folgeschäden zu mindern.
Wenn es ohne Medis geht: perfekt! Aber es wäre für mich kein Grund die Medis all zulange hinaus zu zögern.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Birgit 55 am Februar 22, 2020, 19:00
Hallo Joerg,

vielen Dank für den Hinweis, beherzige ich auf jeden Fall.

Viele Grüße
Birgit

Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Ralph111 am September 09, 2020, 07:31
Hallo Birgit
ist das Thema noch akut?
Ich habe seit 3 Jahren Typ 2, mußte am Anfang ( 3 Monate ) Insulin nehmen, dann 3 Monate Tabletten, dann war ich es leid, habe durch Essensumstellung , Bewegung ca 20 kg abgenommen, von vorher 97 auf 77kg, . Also wenig Kohlehydrate, viel Bewegung ( Walking nach jedem Essen ).
Mittlerweile kann ich sogar wieder Kuchen essen, mein HbA1c liegt bei ca 5,4-5,8. ( ohne Medikamente ohne Insulin)
Also es geht, mit dem Libre 2 kann man ziemlich genau sehen, was man essen kann und was nicht.
Falls du noch weitere Infos brauchst bin ich gerne dazu bereit
viele Grüße
Ralph
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Joerg Moeller am September 09, 2020, 10:58
Also es geht, mit dem Libre 2 kann man ziemlich genau sehen, was man essen kann und was nicht.

Das klingt ja interessant: übernimmt das Libre deine KK oder musst Du den selber zahlen?

Meiner Meinung nach sollte jeder Diabetiker von seiner KK die Möglichkeit bekommen, den BZ/Glukose zu messen, unabhängig von der Therapieform.
Zumindest so lange ersichtlich ist, dass er aus den Messwerten seine Rückschlüsse zieht und sich das positiv auswirkt.

Es ist ja auch schon in einer Studie nachgewiesen worden, dass BZ-Selbstmessung (SMBG) unabhängig von der Therapieform positive Auswirkungen hat: https://www.diabetes-deutschland.de/archiv/4711.htm

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: guest4390 am September 09, 2020, 14:56
Zitat
Meiner Meinung nach sollte jeder Diabetiker von seiner KK die Möglichkeit bekommen, den BZ/Glukose zu messen, unabhängig von der Therapieform.
Zumindest so lange ersichtlich ist, dass er aus den Messwerten seine Rückschlüsse zieht und sich das positiv auswirkt.

Davon sind wir noch weit entfernt. Ich muß regelmäßig messen und mich mit dem Essen anpassen. Geht derzeit alles zu meinen lasten.
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Gyuri am September 10, 2020, 02:22
(…) Ich muß regelmäßig messen und mich mit dem Essen anpassen. (…)
Wie wäre es denn anders rum?  :gruebeln:
In meinen Zeiten noch ohne Medikamente war ich bestrebt, regelmäßig zu essen um meine Messungen minimieren zu können.
Je regelmäßiger man isst, desto gleichmäßiger (das ist erst mal nicht zwingend "besser") wird dein Tagesmuster sein. Steht es dann ohne große Schwankungen stabil da, kannst du auf viele Messungen verzichten.

Selbst als ich mit Insulin einstieg, konnte ich noch an wenigen "Messtagen" pro Woche mit vielleicht je sieben Messungen täglich mein Tagesmuster bestimmen. Mir genügten bis zum Umstieg auf das FreeStyle Libre System wirklich (egal ob mit oder ohne Medikamente!) 150 Teststreifen im Quartal … wenn ich mich möglichst gleichmäßig ernährte.

 :zwinker: Vielleicht klappt das bei anderen auch?
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Joerg Moeller am September 10, 2020, 15:40
:zwinker: Vielleicht klappt das bei anderen auch?

Das würde es sicher, aber eigentlich soll ja das Ziel sein, den Diabetes seinem Leben anzupassen und nicht sein Leben dem Diabetes anzupassen (wie es früher noch üblich war).
Man muss dann aber damit klarkommen, dass sich die Insulinempfindlichkeit den Tag über ändert (weil sich auch die Hormonspiegel ändern) und dann wird es mitunter schwierig.
Für eine Einstellungsphase (in der man seinen Basalbedarf und BE-/Korrekturfaktoren testet) ist es aber sehr hilfreich, wenn die einzelnen Tage reproduzierbar sind.
Besonders was die Mahlzeiten angeht (die ich dann auch immer abwiegen würde).
Wenn man da die Regeln des eigenen Körpers kennengelernt hat, dann kann man auch einfacher anfangen zu variieren.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Gyuri am September 10, 2020, 17:38
Damit kein Missverständnis aufkommt. Im Prinzip bin ich der gleichen Meinung.  :ja:
(…) eigentlich soll ja das Ziel sein, den Diabetes seinem Leben anzupassen und nicht sein Leben dem Diabetes anzupassen (wie es früher noch üblich war).
(…)
Ich denke da aber an meine Frau, die IMMER gegessen hat, wonach ihr war und dazu "irgendwas" erst schluckte - dann spritzte und dann irgendwann resignierte "weil nichts besser wurde".
Könnte sie ihr Management selbst führen, täte sie heute noch die gleichen Fehler. Jetzt versuche ich, dass ihre vorgegebene Strategie eingehalten wird. Hält sie sich an die Mahlzeitenregelung:
3 Hauptmahlzeiten mit je 50 Gramm KH und maximal 1600 kcal täglich (was ca. 20 KE täglich entspräche) ist ihr Tagesprofil fast gut.  :super:
Es vergeht aber kaum ein Tag ohne Fresssünden, die man nicht einfach so "wegspritzen" kann.

Ihr jetzt zu sagen: "Du darfst essen was Du willst – Du musst nur die Kohlenhydrate berechnen.", bringt einen nie aus einem Teufelskreis heraus . :teufelchen:

"Essen was man will"  :mahl: kann erst klappen, wenn man ganz genau weiß wie man mit einem "Schema F" anständige Werte hält und so im  grünen Bereich bleibt. So lange ist man gut beraten, regelmäßig zu essen/trinken und seine KE dabei richtig abzuschätzen.
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Joerg Moeller am September 11, 2020, 12:41
"Essen was man will"  :mahl: kann erst klappen, wenn man ganz genau weiß wie man mit einem "Schema F" anständige Werte hält und so im  grünen Bereich bleibt. So lange ist man gut beraten, regelmäßig zu essen/trinken und seine KE dabei richtig abzuschätzen.

Klar, da muss man erst sattelfest werden.
Das klappt aber auch nur, wenn man Insulin spritzt. Wenn man ohne auskommen muss/will, dann geht es nur durch Einschränkungen.

Als ich damals Diabetiker wurde, da war ICT noch ein ziemlich neues Konzept. Ich wurde daher auch gefragt, wie ich mich therapieren will: entweder feste Mahlzeiten zu festen Stunden und dafür weniger messen, oder häufiger messen und dafür freier in der Auswahl sein.
Ich hab mich natürlich für letzteres entschieden.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: guest4390 am September 11, 2020, 23:23
Je regelmäßiger man isst, desto gleichmäßiger (das ist erst mal nicht zwingend "besser") wird dein Tagesmuster sein. Steht es dann ohne große Schwankungen stabil da, kannst du auf viele Messungen verzichten.
Ich habe derzeit das Problem, dass mein Körper total unregelmäßig reagiert. Selbst wenn ich 1 Woche konstant täglich dasselbe esse, fällt mein Blutzucker sehr unterschiedlich aus. Bewegung etc. habe ich ebenfalls berücksichtigt. Stress ist auch nur mäßig vorhanden.
Einzig sicher ist, dass ich keine 2stelligen Werte mehr hin bekomme.

Ich esse nicht was ich will. Ich arbeite derzeit mit ca. 60 g KH am Tag. Ich habe keine Fresssünden. Ich war noch nie ein undisziplinierter Esser und erst recht kein Kohlehydratjunkie. Ich hab also kaum noch eine Möglichkeit mich mit dem Essen anzupassen. Ich esse auch zeitlich recht gleichmäßig, wobei ich mir aufgrund der hohen Werte mittlerweile angewöhnt habe, das Frühstück ausfallen zu lassen, weil ich einfach kein nahezu ketogen ausgerichtetes Frühstück mehr runter bekomme.

Die einzige "Sünde", die ich mir erlaube, ist mein selbst gemachtes Diabetikereis. Das besteht aus Erdbeeren, Birkenzucker und Sahne. Im Thermomix zusammen gerührt kommt da ein leckeres Eis bei raus. Das gibts auch nur außerhalb der "Cortisonphase" also nach 16 Uhr und ca. 2x die Woche. Darauf reagiere ich nur sehr moderat. Räumt auch schön meinen Darm auf ;-)

Am Dienstag habe ich Labortermin und dann 1 Woche später Besprechung der Werte. Solange muß ich noch schauen, dass ich die Werte halbwegs in Schach halte.  Und dann werden wir weiter sehen.

Ich bin auch nicht so unerfahren, was das Einstellen von Diabetikern angeht. Hab das über etliche Jahre in der ambulanten Pflege gemacht. Häufig mußte dann nach einer Einstellphase im KH zuhause unter häuslichen Bedingungen neu begonnen werden mit der Einstellung. Die Hausärzte, die mich kannten, hatten mir da meist recht freie Hand gelassen, weil sie wußten, dass ich das gut hin bekomme. Ich hab meist die Insulin-/Eßschemen ausgeknobelt und sie haben mir die dann unterschrieben ;-)

Was ich nirgendwo hatte, sind diese extremen Ambivalenzen bei den Werten trotz gleicher Nahrungsaufnahme. Wenn ich das in dem Maße bei einem Patienten gehabt hätte, hätte ich vermutlich die Einhaltung der vereinbarten Nahrungsaufnahme angezweifelt und dem Betreffenden damit sehr Unrecht getan.

Ich hoffe, dass das einfach nur aufgrund der Überlastung der Betazellen zustande kommt und sich wieder bessert, wenn Unterstützung durchs Insulin hinzu kommt. Bis sich das eingespielt hat, muß ich aber häufig den BZ kontrollieren. Da komme ich mit 150 Teststreifen nicht weit.

Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Gyuri am September 12, 2020, 04:02
(…) Ich arbeite derzeit mit ca. 60 g KH am Tag.

(…) Häufig mußte dann nach einer Einstellphase im KH zuhause unter häuslichen Bedingungen neu begonnen werden mit der Einstellung. (…)
Ich hoffe, dass das einfach nur aufgrund der Überlastung der Betazellen zustande kommt und sich wieder bessert, wenn Unterstützung durchs Insulin hinzu kommt. Bis sich das eingespielt hat, muß ich aber häufig den BZ kontrollieren. Da komme ich mit 150 Teststreifen nicht weit.
Ich habe es zwar noch nicht versucht, bin mir aber sicher  :kreisch: mit nur 60 g KH täglich zu verhungern. So etwas kann doch keiner auf Dauer durchhalten (meine ich) und von einer "gleichmäßigen" Ernährung kann dann auch nicht gesprochen werden.

Dass dann eine "Einstellung" im KH nicht mehr funktioniert (hat sie denn wenigstens im KH funktioniert?), liegt sicher daran, dass dort bezugsfremd eingestellt wurde und/oder der Patient zu passiv war. Eine zielführende Einstellung muss zwingend so gemacht werden, dass sie im Alltag funktioniert. Das bedeutet aber, dass der Patient im KH und danach "dabei bleibt" und nicht dann was anderes macht. Das bedeutet auch, dass im Grunde der Patient sich (eigenverantwortlich) selbst einstellen muss und nur eine Anleitung erhält, wie das von Statten geht.

Dieses Thema wurde uns (meiner Frau und mir) in Bad Mergentheim zum Schluss eingetrichtert: "Am Ball bleiben!" war der Titel der Lesung.

Als ich schrieb, dass man auf viele Messungen verzichten könne, ging ich davon aus, dass eine anhaltend funktionierende Einstellung (gestützt von aussagekräftigen Messungen!) bereits erfolgt ist.

Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: guest4390 am September 12, 2020, 19:47
Ich habe es zwar noch nicht versucht, bin mir aber sicher  :kreisch: mit nur 60 g KH täglich zu verhungern. So etwas kann doch keiner auf Dauer durchhalten (meine ich) und von einer "gleichmäßigen" Ernährung kann dann auch nicht gesprochen werden.

Sicher kann man das. Kohlehydrate sind nicht essentiell. Kann der Körper sogar selbst bilden und macht er auch teilweise im Überfluß. Erstaunlicherweise reguliert sich bei vielen der Fettstoffwechsel sehr zum positiven. Obwohl man viel mehr Fett konsumiert, sinkt der Cholesterinspiegel und das HDL steigt deutlich an. Ich habe super Fettwerte die ich früher unter normaler Ernährung nie hatte.
Man macht damit sozusagen eine Entziehungskur von den KHs. Was sich bei mir immer sehr positiv ausgewirkt hat. Allerdings habe ich nie lc gelebt zum abnehmen.

LC als Diät wird mittlerweile negativ gesehen. LC nicht als Diät gelebt empfinde ich nicht als negativ. Die angeblich üblichen Heißhungerattacken bei lc kenne ich nicht. Im Gegenteil, wenn ich KH esse habe ich Heißhungerattacken.

Mein aktuelles Problem sind meine Gallensteine. Ich kann nicht ausreichend Eiweiß essen um satt zu werden. Das mag die Galle gar nicht. Ich möchte aber jetzt auch keine OP in Corona Zeiten. Abgesehen davon bedeutet eine OP auch nicht, dass ich anschließend wieder mit mehr Eiweiß klar komme. Immerhin fehlt dann die Gallenblase als Speicher.

Also irgendwie derzeit alles Hickehackehühnerkacke.
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Hexe am September 13, 2020, 06:24
Hallo


LC als Diät wird mittlerweile negativ gesehen. LC nicht als Diät gelebt empfinde ich nicht als negativ...…..

Also irgendwie derzeit alles Hickehackehühnerkacke.

verstehe ich nicht. 1. Wo ist der Unterschied und 2. woher weiss der Stoffwechsel den Unterschied ?

Eine mögliche Folge von Low Carb kann ein schwer einstellbarer Blutzucker sein, verschiedene Werte bei gleichen Bedingungen zum Beispiel.

Liebe Grüsse Vera
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Gyuri am September 13, 2020, 12:50
Ich meine, hier geht es primär um Ratschläge für Diabetiker OHNE Medikamente. Was man mit Insulin alles machen kann, steht auf einem anderen Blatt, trifft aber Diabetker ohne Medikamente überhaupt nicht.

Grundsätzlich, aber besonders bei Diabetikern (mit und ohne Medikamente) kann eine wirkungsvolle Einstellung nur über eine ausgeglichene und regelmäßige Ernährung stattfinden. Alle anderen "Diäten" klappen, wenn überhaupt, nur zeitlich sehr begrenzt, wodurch es auch keine zielführende Dauer-Einstellung geben kann.

Wir können zwar verschiedener Meinung sein, was eine ausgeglichene Ernährung ist, ich gehe aber davon aus, dass die gute alte Ernährungspyramide immer noch seine Bedeutung hat.

Kohlenhydrate gehören dazu, wenns was werden soll. Weglassen kann nur bei bestimmten Krankheiten vorübergend sinnvoll sein, aber nicht auf Dauer und nicht mit dem Anspruch auf eine vernünftige Einstellung.

Schon bei meiner ersten Schulung wurde davor gewarnt, Kohlenhydrate gegen Fett und/oder Eiweiß zu tauschen. "An Kohlenhydraten satt essen!", lautete da für nichtinsulinpflichtige Diabetiger die Parole.

Die einzige Trennkostregel, die ich bereits erfolgreich ausprobiert hatte, lautet: "Keine Kohlenhydrate mehr nach 18 Uhr!". In unserem Rentner-Alltag ist das nicht mehr so einfach einzuhalten, aber ich habe mir schon vorgenommen, es wieder REGELMÄßIG so zu machen. Moderate Werte über die Nacht auch ohne Insulin-Korrekturen werden es mir danken.
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: guest4390 am September 13, 2020, 19:12
Gyuri ich habe zur Zeit doch keine andere Chance. Aktuell habe ich nur die Möglichkeit Metformin zu nehmen und via Ernährung einzugreifen.

Habe gestern mal versucht morgens (9.00 Uhr) KH zu essen. Nüchternwert mit Cortison war 169 mg/dl. Eine Scheibe Vollkornbrot mit gekochten Schinken. Ergebnis war ein BZ von 220 trotz Metformin. Dieser Wert fällt auch nicht ab, sondern hält locker bis ca. 14 Uhr. Dann läßt die Wirkung vom Cortison nach und Metformin senkt den Zucker bis auf 120-130. Ergo esse ich aktuell gar nichts oder streng lc bis nachmittags und mit lc werde ich satt.

Eine Scheibe Vollkornbrot mit gekochten Schinken verpufft hungertechnisch bei mir sehr schnell. Ich hab dann um 12 wieder richtig Kohldampf und wenn ich dann wieder "normal" esse steigt mein BZ noch höher.  Mit Rührei mit Speck oder Gemüse drin werde ich deutlich satter vor allem länger anhaltend. Ich habe das Gefühl, dass KH mich hungrig machen anstatt zu sättigen.

Typ 3 soll essenstechisch wie Typ 2 gehandhabt werden. Wenn ich das mache, habe in 3 Monaten wieder ein HBA1 von 9 und mehr.

Ich muß jetzt erstmal die Zeit bis zum Termin bei meiner Ärztin überbrücken und dann kann ich nur hoffen, dass sich die Ambivalenzen verziehen, weil sonst wirds schwierig mit der Einstellung des Insulins, insofern sie mir welches verschreibt.
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Joerg Moeller am September 14, 2020, 13:56
Ich habe derzeit das Problem, dass mein Körper total unregelmäßig reagiert. Selbst wenn ich 1 Woche konstant täglich dasselbe esse, fällt mein Blutzucker sehr unterschiedlich aus.

Gastroparese vielleicht?
Ich hab auch eine und da fällt der BZ manchmal auch sehr unterschiedlich aus. Mal hab ich die Anstiege vom Abendessen schon in der Nacht, an anderen Tagen dann wieder erst morgens nach dem Aufstehen.

Und es gibt auch noch den sogenannten "Brittle-Diabetes", bei dem es durch hormonelle Ursachen zu unvorhersehbaren Schwankungen kommt.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: guest4390 am September 15, 2020, 15:13
Gastroparese vielleicht?
Ich hab keinerlei Anzeichen dafür.

Bei mir kommt dann eher kein Anstieg des BZ auch nicht nach ein paar Stunden. So als wäre das System völlig gesund und könnte alles perfekt kompensieren, aber leider nur manchmal. Ich habe bisher immer gedacht, dass es starke Schwankungen im Resistenzverhalten sind, welches durchs Cortison erzeugt wird. Das passiert immer außerhalb der Hauptwirkzeit des Cortisons, so ab 8 Std. nach der Einnahme.

Zitat
Und es gibt auch noch den sogenannten "Brittle-Diabetes", bei dem es durch hormonelle Ursachen zu unvorhersehbaren Schwankungen kommt.
Muß ich mal im Hinterkopf behalten.

Heute war ich nur Blutentnahme. Mein Nüchternwert OHNE Cortison lag bei 137. Das ist deutlich höher als noch vor 1 Jahr. Da lag er zwischen 70 und 80 mg/dl.

Bis nächste Woche Dienstag für meinen Gesprächstermin führe ich jetzt mal aufwendig Tagebuch über essen und Werte, weil ich immer das Gefühl habe, dass das ganze sehr unglaubhaft klingt.
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Joerg Moeller am September 16, 2020, 11:36
Du solltest da auch den glykämischen Index berücksichtigen. Es kann durchaus sein, dass ausgepowerte Betazellen mit einem niedrigen GI noch selber klarkommen, bei einem hohen GI aber nicht mehr mithalten können.

Und zu guter Letzt kann man nicht alles erklären. Da sind ja noch mehr Hormone dran beteiligt, die dann auch wieder ihre Auswirkungen auf den BZ bzw. die Resistenzlage haben.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Floh am September 16, 2020, 11:54
Und andere Inhaltsstoffe des Essens. Ich brauch das Äquivalent zu 10g KH an Insulin, wenn ich in der Arbeit einen großen Kaffee trinke. Da ist aber nichts drin, außer Kaffee und Wasser. Koffein steigert angeblich den Blutzucker manchmal (das ist so eine super allgemein brauchbare Aussage aus der Literatur) - bei mir ist das auf jeden Fall so.

Ich würde also auch für Espresso nach dem Abendessen noch einmal nachspritzen oder so.
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Joerg Moeller am September 17, 2020, 11:18
Koffein steigert angeblich den Blutzucker manchmal (das ist so eine super allgemein brauchbare Aussage aus der Literatur)

Davon ist mir nichts bekannt. Ich hab früher literweise Kaffee (schwarz) getrunken und es hat sich auf meinen BZ nie ausgewirkt.

Aber es gibt manchmal BZ-Sprünge, die man nicht direkt erklären kann. Gut möglich, dass bei dir der Kaffee ein paar Hormone ankurbelt, die dann z.B. Glukose aus der Leber freisetzen.

Für solche Dinge ist ein BZ-Tagebuch hilfreich. Insbesondere, wenn man bei einem BZ, der nicht da ist, wo er sein sollte, im Nachhinein mal aufschreibt, was vorher gewesen ist. So kann man am ehesten "Gesetzmäßigkeiten" des eigenen Glukosestoffwechsels herausfinden.
Und alles, was reproduzierbar ist, kann man dann vermeiden (zumindest wenn man Insulin spritzt).

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: Floh am September 17, 2020, 20:16
Ich war jetzt zu faul meine Originalquelle rauszusuchen, gebe ich ehrlich zu. Ein relativ schnelles Link einer Metastudie habe ich immerhin gefunden: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28935543/

Vielleicht habe ich es mir nicht ganz aus den Fingern gesogen - bestätigen kann ich es auf jeden Fall. Das ist wissenschaftlich jetzt net so wirklich bedeutsam mit meiner Stichprobengröße von "naja, ich halt". Aber immerhin,
Titel: Re: Diabetiker ohne Medikamente
Beitrag von: guest4390 am September 18, 2020, 00:33
Du solltest da auch den glykämischen Index berücksichtigen. Es kann durchaus sein, dass ausgepowerte Betazellen mit einem niedrigen GI noch selber klarkommen, bei einem hohen GI aber nicht mehr mithalten können.
Ich achte auf den GI.
Nach meinen Testergebnissen der letzten Tage schaut es so aus, als würden die Betazellen außerhalb der Hauptwirkungszeit des Cortisons noch ein gewisse Menge kompeniseren können, aber offensichtlich nur noch 1x am Tag, dann "Flasche leer". Das scheint in 90% der Fälle noch zu funktionieren. Bei mir scheint der Eßabstand sehr wichtig zu sein. Ich esse derzeit mengenmäßig sehr knapp.  Das macht mir im Tagesverlauf nichts aus aber abends wenn ich zur Ruhe komme. Wenn ich dann abends eine Mahlzeit mit 20-25 kh gegessen habe, passiert es durchaus häufig, dass mein BZ nicht nennenswert ansteigt. Aber wehe ich möchte dann später noch eine Kleinigkeit essen, max. 10 kh, das ist meist eine selbst gemachte Quarkspeise. In der Regel eher pikant, weil ich keinen hohen GI haben will.

Machmal mache ich mir auch ein Eis selbst mit gefrorener Frucht meiner Wahl, Birkenzucker und Sahne. Das in den Thermomix werfen gibt ein leckeres cremiges Eis. Da zählt dann nur die KH aus dem Obst. Birkenzucker ignoriert mein Körper total was den BZ Wert angeht. Hier hab ich dann allerdings durchs Obst bedingt einen hohen GI.

Koffein steigert angeblich den Blutzucker manchmal (das ist so eine super allgemein brauchbare Aussage aus der Literatur) - bei mir ist das auf jeden Fall so.
Das scheint bei mir nicht der Fall zu sein.

Derzeit denke ich darüber nach, ob die Gallensteine dafür sorgen können, dass die Leber derart gereizt wird, dass sie zeitweise zuviel Glucose produziert. Das wäre eine Erklärung für plötzlich BZ-Anstiege obwohl ich nichts gegessen habe und eine Gastroparese nicht vorliegt. Ich unterschätze die Gallenproblematik wahrscheinlich. Ich gehe von aus, dass sie sich nicht so stark bemerkbar macht durch die entzündungshemmende Wirkung des Cortisons, ich also weniger Beschwerden habe als normalerweise üblich.

Abgesehen davon habe ich mir als chronische Schmerzpatientin mittlerweile eine gewisse "Unempfindlichkeit" antrainiert. Diverse Beschwerden müssen schon ein höheres Level erreichen, damit ich sie wirklich bewußt wahrnehme. Ergo kann ich mich auf meine Wahrnehmung nicht mehr wirklich verlassen und es besteht die Gefahr, dass ich eine Situation mal falsch einschätze.