Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => CSII - Pumpentherapie => Thema gestartet von: Susanne am April 26, 2007, 09:56

Titel: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: Susanne am April 26, 2007, 09:56
Hallo,

das muss ich Euch erzählen:

gestern war ein 81jähriger Typ 1 Diabetiker bei mir - der nun seit 10 Jahren eine Insulinpumpe hat!

Die hat er damals, auch schon als nicht ganz so junger Mann  ;), von Prof Howorka bekommen - sonst wollt das keiner machen...

Es geht ihm sehr sehr gut, der Zucker stabil, HbA1c-Werte zwischen 6,1 und 6,8 jahraus, jahrein....

Er merkt jetzt, dass der Insulinbedarf um ca 10% zurückgeht, das ist meist bei alten Menschen so.

Und: keine Spätschäden!
Die Augen ok  :banane:, alle Zehen usw noch dran  :banane:, keine Neuropathie  :banane:

Nur Bluthochdruck, den er bis jetzt mit 2 Medikamenten (ATII-Antagonist, Betablocker)  behandelt hat. Weil nun aber die Werte öfter über 120/80 liegen und vor allem weils keine Blutdruck-Absenkung nachts gibt, hab ich ihm abends noch zusätzlich ein drittes, einen Ca-Antagonisten, empfohlen.

Nur die Nierenwerte etwas erhöht- Kreatinin um 2,0, die Clearance pendelt zwischen 30 und 90 ml/min. Ich denk und hoffe, das bleibt auch so die nächsten Jahre...


Insgesamt ein Riesen-Erfolg - vor allem wenn man bedenkt, dass er mehr als die Hälfte seines Diabetiker-Lebens lang kein Messgerät und keine HbA1c-Werte hatte  - und daher "im Blindflug" unterwegs war  ???  -  weils einfach keine gab! er muss das immer prima "nach Gefühl" hingekriegt haben.  :o


Wollt ich Euch erzählten, zum Mitfreuen   :)


Susanne



Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: Joerg Moeller am April 26, 2007, 10:43
 :boah:

Sag ihm mal, daß er mich zutiefst beeindruckt hat!

Das wäre doch mal ein Kandidat für eine genauere Analyse. Mir ist eh schon klar, daß die diabetischen Folgeschäden nicht allein mit der Stoffwechselführung zusammenhängen, aber bestimmt findet sich in seiner Vita irgendwas, was zur Nachahmung empfohlen werden kann. Ich vermute da irgendeinen Zusammenhang mit der Ernährung.

Immer kann sein BZ ja nicht so gut gewesen sein, sonst hätte Prof. Howorka sicher keine Pumpe eingesetzt.

Vielleicht ist es ja tatsächlich so, daß es mehr Doppeldiabetiker (DM1+DM2) gibt, als bisher angenommen wird (falls es überhaupt "angenommen" wird)
Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: dingo1 am April 27, 2007, 01:47
hi:)

meinen höchsten Respekt vor dem Mann. Irgendwie muss er das Wort "dauerhaft" richtig verstanden haben. Warum er allerdings nen Betablocker statt nem Calziumkanalblocker derzeit nimmt, verstehe ich nicht (evtl. liegt es am Alter....ich nehme derzeit selber ATII-Rezeptorblocker, die reichen noch)

Nochmal deutlich: ohne Folgekomplikationen über den Zeitraum.....Respekt!

Verdammt gute Mediziner und verdammt gut motivierter Betroffener!

Im Gegensatz zu Jörg meine ich allerdings, dass die Ernährung da nur sekundär ne Rolle spielt. Über den Zeitraum bekommt man eher Krebs. Da muss es woanders klick gemacht haben. Spitzen-Mediziner, top Betroffener. Es geht also, wenn man nicht nur in Tagebüchern rumkritzelt.

mfG
Dingo1
Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: Gela am April 27, 2007, 09:03

 Das wäre doch mal ein Kandidat für eine genauere Analyse. Mir ist eh schon klar, daß die diabetischen Folgeschäden nicht allein mit der Stoffwechselführung zusammenhängen, aber bestimmt findet sich in seiner Vita irgendwas, was zur Nachahmung empfohlen werden kann.
Bestimmt! Und wenn es der Glauben an sich selber ist.
Eine optimistische  :banane: Einstellung.

Zitat
Ich vermute da irgendeinen Zusammenhang mit der Ernährung.
Sicherlich auch.

Das werden einige Komponenten sein.
Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: Andreas am April 27, 2007, 09:04
Apropos Ernährung: Wie ist das denn mit der These, dass die sogenannte Eiweißmast maßgeblich zu den Spätschäden beiträgt?
Hintergrund: Viele Diabetiker essen ja, um Kohlenhydrate zu umgehen (-> weniger spritzen/bessere Einstellung) und trotzdem satt zu werden, vermehrt die - scheinbar - anrechnungsfreien Eiweiße. Und ein zu hoher Eiweißkonsum führt ja (wie ich irgendwann irgendwo einmal aufgeschnappt habe) zu Gefäßschäden...
Also: Wer klärt auf?  :hilfe:

Gruß, Andreas
Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: Susanne am April 27, 2007, 13:26
hallo

also was ich da noch berichten kann:

Manifestation damals mit SEHR hohen BZ-WErten - und die ersten Jahre sehr viel Eiweiß und möglichst wenig BE, der übliche strikte Essensplan mit Frühstück,Vormittags-BE, Mittagessen, Nachmittags-BE, Abendessen, manchmal waren auch Spät-BE vorgeschrieben. "Nicht immer alles brav eingehalten, aber mit den Jahren ists leichter geworden". Im Grund isst er noch immer sehr regelmäßig, Frühstück, MIttagessen, Abendessen - mit nicht allzuvielen Änderungen in den BE einfach weil ers so gewohnt ist. Aber der Punkt ist: er KANN anders essen, wenns denn mal grad so passt.

Pumpe vor allem wegen ausgeprägtem Dawn, das vorher mit Lente recht gut therapiert war.

Er ist immer noch ein schlanker, sportlich wirkender Herr, und für mich schon "typisch" Typ 1 . Sicherlich sehr diszipliniert, sympathisch ernsthaft was seinen DM anbelangt. Und trotzdem ales andere als ein"Berufs-Diabetiker". Wenn EUhc das interssiert, berichte ich alle paar MOnate, wies weitergeht! (Ich hab ihn natürlich gefragt und  ich hab sein Einverständnis, dass ich Euch das erzähle)

Liebe Grüße
Susanne

Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: Joerg Moeller am April 28, 2007, 10:12
Du weißt ja: mich interessiert so etwas immer. :ja:

Thema Diabetes und Folgeschden: wie wüdest du es eigentlich beurteilen, wie das Verhältnis Folgeschäden zu Übergewicht, bzw. metabolischem Syndrom ist (Metabolisches Syndrom = Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, BZ-Erhöhung, Übergewicht mit Betonung des Bauchansatzes)?
Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: dingo1 am April 29, 2007, 14:50
hi:)

> Im Grund isst er noch immer sehr regelmäßig, Frühstück, MIttagessen, Abendessen - mit nicht allzuvielen Änderungen in den BE einfach weil ers so gewohnt ist

Da liegt nach meiner Meinung der Punkt (natürlich um den Faktor Körpergewicht ergänzt). Was man futtert, ist erstmal egal, gewichtserhaltend sollte es aber sein.

> Aber der Punkt ist: er KANN anders essen, wenns denn mal grad so passt.

Und da liegt der riesen Brocken, wie man an der explodierenden Anzahl der 2-er sehen kann.

Wenn man die Basics richtig macht, klappt das schon. Für die Basics gibt es halt den blauen Pass. Da steht aber auch das Gewicht (vergessen die lieben Mitstreiter
der 2-er Fraktion halt meistens).

Möglichst oft das richtige machen ist bei DM wohl klüger als dauernd das zu machen, was gerade passt.

Je länger man Unsinn macht....desto eher kommt der Hammer der Folgekomplikationen.

Ich bleibe weiterhin dabei, dass die Nahrungszusammensetzung für DM erstmal nur gewichtsneutral sein sollte und der Rest
drumherum deutlich wichtiger ist. Den ganzen Zirkus kann man sogar lernen. Sieht man sehr schoen in der Erziehung von Kleinkindern. Da wird erstmal alles probiert....und
dann kommt der Zivilisationshammer Eltern, die da mittels Erziehung reinpfuschen. Danach kommt dann der antrainierte Geschmack und alles muss so sein.
Fertig ist die Turbo-Alterungsmaschine.

@Andreas: Wenn der Speiseplan gewichtserhaltend ist, ist es imho Wurst. Der betreuende Mediziner sollte halt die Niere regelmäßig checken, dann passt das schon. Der kluge Weg
aber lautet: Gemüse statt Fleisch oder Fett. Naja zumindest auf die Lebenszeit gesehen. Einem Bayern das Fleisch klauen geht wohl nicht wirklich, der verzichtet lieber auf 10 Lebensjahre.

Solange Gewicht passt, redet kein Mediziner in die Ernährung rein. Eng wird es nach frühestens 10-15 Jahren nach der Diagnose Typ-1, da dann durch die fehlerbehaftete Therapie
die ersten Schäden zu erwarten sind. Ne gesunde Niere steckt aber mehr weg als ein gesundes Auge bei Diagnose. Bevor es also wegen Fleisch im Speiseplan knallt, geht eher was anderes über
den Jordan.

@ Susanne: mich würde interessieren, welche Facharztgruppe dem Betroffenen Betablocker verordnet hat und zu welchem Zeitpunkt (Lebensalter bei Verordnung)

mfG
Dingo1
Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: Susanne am April 29, 2007, 22:05

@ Susanne: mich würde interessieren, welche Facharztgruppe dem Betroffenen Betablocker verordnet hat und zu welchem Zeitpunkt (Lebensalter bei Verordnung)



Internist, Carvedilol 25 mg, seit ca 10 jahren, davor glaub ich Atenolol. Find ich schon ok so. Bei der Ergometrie Oktober 06 problemlos 115%.

Susanne
Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: Joerg Moeller am April 30, 2007, 12:21

Ich bleibe weiterhin dabei, dass die Nahrungszusammensetzung für DM erstmal nur gewichtsneutral sein sollte und der Rest
drumherum deutlich wichtiger ist.


Wenn man es nur auf das Gewicht bezieht: ja. Ansonsten macht es aber schon einen Riesenunterschied was man da gerade isst. 50 g KH aus Mahlzeiten mit hohem GI haben genausoviel Kalorien wie 50 g KH aus Mahlzeiten mit niedrigem GI. Letztere sind aber für die Betas deutlich schonender. (und wirken sich dann auch positiver auf das Gewicht aus.

Ähnliches gilt - hinsichtlich Atherosklerose - auf Fett mit gesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren.

Die genetische Komponente kann man nicht verändern. Man kann sie aber durch die Ernährung beeinflussen.
Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: ralfulrich am April 30, 2007, 23:58


Er ist immer noch ein schlanker, sportlich wirkender Herr, und für mich schon "typisch" Typ 1 . Sicherlich sehr diszipliniert, sympathisch ernsthaft was seinen DM anbelangt. Und trotzdem ales andere als ein"Berufs-Diabetiker". Wenn EUhc das interssiert, berichte ich alle paar MOnate, wies weitergeht! (Ich hab ihn natürlich gefragt und  ich hab sein Einverständnis, dass ich Euch das erzähle)



Wäre nicht schlecht, wenn wir ihn hier im Forum mal persönlich kennen lernen könnten damit er seine Erfahrungen berichten kann... :zwinker:
Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: dingo1 am Mai 16, 2007, 18:59
hi Susanne:)

für 1-er halte ich derzeit AT-2-Rezeptorblocker plus Kalziumkanalblocker für klüger.

Die Betablocker pfuschen am Zuckerstoffwechsel rum und DM-Risiko bei gefährdeten Personen steigt.

Solange mir niemand erklärt, ob die Betablocker nur die Erstantwort klauen oder die Unwirksamkeit des
Insulins beschleunigen, halte ich die Dinger nur für Symptompfusch bei (jüngeren...ist so ne
Definitionskiste) 1-ern.

Hypertonie hin oder her. Das sollte auch anders gehen (auch mit zielverträglichen Medikamenten)

hi Joerg

>Wenn man es nur auf das Gewicht bezieht: ja. Ansonsten macht es aber schon einen Riesenunterschied
>was man da gerade isst. 50 g KH aus Mahlzeiten mit hohem GI haben genausoviel Kalorien wie 50 g KH
>aus Mahlzeiten mit niedrigem GI. Letztere sind aber für die Betas deutlich schonender. (und wirken
>sich dann auch positiver auf das Gewicht aus.

Dies sollte man eher der Jugend und den US-Cowboys erklären, da dort Weissmehl und braunes Zuckerwasser
wohl als Anti-Aging verstanden wird. Das ist aber nicht unsere Aufgabe, das wird von der Regierung erledigt;)

>Die genetische Komponente kann man nicht verändern. Man kann sie aber durch die Ernährung beeinflussen.

ich würde Verhalten noch hinzurechnen, da ohne Bewegung ziemlich schnell der Saft weg ist.
Man benötigt eher weniger Cremes und Kuren als viel eher Bewegung. Das Problem ist halt, dass es durch Erfahurng,
Umfeld und falsches Erlernen bei Betroffenen überflüssiger denn je erscheint. Naja,

>Wäre nicht schlecht, wenn wir ihn hier im Forum mal persönlich kennen lernen könnten damit er seine Erfahrungen berichten kann...

dem schliesse ich mich an. Ich bin der erste, der 100 € spendet, wenn dem Betroffenen pc oder I-Net-Zugang fehlt
UND Joerg dafür sammelt.

mfG
Dingo1
Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: Susanne am Mai 16, 2007, 23:03

Halo dingo1


hi Susanne:)

für 1-er halte ich derzeit AT-2-Rezeptorblocker plus Kalziumkanalblocker für klüger.



ach weisst Du, ich werd bestimmt ihm nichts wegnehmen, was sich seit Jahren bewährt hat und was er gewohnt ist...
...immer mal langsam...
...was funktioniert, das ändert man nicht... schon gar nicht bei 80jährigen...(abgebrühte, meinetwegen simple Diabetes- und RR- und Fett - und uswusw - Einsteller-Weisheit)
...hab ihm nun ohnehin den Kalziumkanalblocker dazugegeben, mal sehen, wenn der gut greift, und wenn er den verträgt und mag, vielleicht mag er dann ja was reduzieren... aber ich werd ihn ganz bestimmt nicht verunsichern

und: Carvedilol ist ohnehin der am besten geeignetste Betablocker



Die Betablocker pfuschen am Zuckerstoffwechsel rum und DM-Risiko bei gefährdeten Personen steigt.



nun ich denke, in diesem Fall kann ich DIE Gefahr getrost vernachlässigen  ;)

Grüße, Susanne
Titel: Re: 10 Jahre pumpe - und 51 Jahre DM1 !
Beitrag von: dingo1 am Mai 17, 2007, 03:45
nabend:)

>ach weisst Du, ich werd bestimmt ihm nichts wegnehmen,...

nene, die Reihenfolge ist es;)

>...was funktioniert, das ändert man nicht...

funktionieren? inwiefern? meinereiner hat über 30 esunde jahre im gepaeck, wo allenfalls mal ne aspirin
oder ein schleimloeser fuer husten noetig war. als chronisch kranker habe ich nun die ehre als quasi gesund
zu gelten (davon weiss nur niemand was mit personalverantwortung) und auf anweisungen betreuender mediziner
zu handeln, die aber nunmal dermassen schlecht dastehen, dass ich interessierten laien bessere ergebnisse zutraue.

>nun ich denke, in diesem Fall kann ich DIE Gefahr getrost vernachlässigen

jein, das Alter entscheidet imho. Ne Antwort, ob die dinger, egal, ob selektiv oder nicht, die erstantwort der
bauchspeicheldruese plattmachen oder die unwirksamkeit am periphergewebe foerdern, ist das auch nicht.
mit dem verlust der erstantwort kann ein junger 1-er leben. mit dem rest nicht!

ansonsten stimme ich dir aber uneingeschraenkt zu. was funktioniert, belaesst man besser ( auch,
wenn es suboptimal ist;)

mfG
dingo1
ps: bei dem thema blutdrucksenker spielen in diesere hinsicht vor allem alter und gesamtbild eine rolle.
ohne diese kenntnis/einschaetzung, ist jede uebertragbarkeit auf eigene situationen unmoeglich!