Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Theorie => Thema gestartet von: Joa am August 31, 2007, 00:57

Titel: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joa am August 31, 2007, 00:57
ACHTUNG !!!
Jörg hatte hier einen Beitrag aus einem anderen Thread isoliert und verschoben.
Leider habe ich versehentlich den Startbeitrag völlig geändert.
Lässt sich aber nicht reparieren. Weg ist weg.  :mauer:
Ist halt ein Manko dieser Forensoftwar: Keine Undo-Funktion.  :(

Hoffentlich ist noch ein Wenig was nachvollziehbar.
Dieser Beitrag hier ist aber jetzt nur isoliert lesbar:


Unsinn, wie Jörg schon anmerkte. Nicht messen und bei laufendem Bolus zusätzliche BE mit dem aktuellen Faktor abdecken.
> Wieso sollte man dann bei Humaninsulin die längere Wirkdauer berücksichtigen?


So ein kleiner Nachtrag hier, auch wenn das jetzt nur noch schwer im Zusammenhang zu lesen sein wir.

Einmal kann eine größere Bolusgabe von Humaninsulin schon mal merklich über den Restbedarf der Verstoffwechslung einer
Mahlzeit hinausgehen.
Unter Human waren die späten Hypos bei mir was Übliches, unter Analog sind sie fast ein Fremdwort.

Faktoren sind also sowohl die Insulinmenge, wegen der Dauer der Wirkung.
Die Geschwindigkeit der Mahlzeitverstoffwechselung.
Die Siebwirkung, d. h., dass auf eine Insulinwirkung x bei höherer Glukosekonzentration mehr Glukosemoleküle verstoffwechselt werden
können als bei einer niedrigeren Glukosekonzentration.

Sicherlich wird es da im Stoffwechsel auch noch Pufferwirkungen geben. Als solche vermute ich die Glykogenspeicher.
Welche dann bei einem Diabetiker mit eigener Insulinproduktion auch noch via Glukagon ganz gut gegensteuern können.

Aber auch beim puren Typ 1, ohne eigenes Insulin, kann wohl noch was, unterschiedlich allerdings, was darüber laufen.

Hmmm, muss mal wieder einen Althausen Trip in' s Auge fassen???

Gruß
Joa
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joerg Moeller am August 31, 2007, 04:04
Ich hab das mal hierher verschoben, weil wir ja das Erklärbärboard nicht mit endlosen Diskussionen und schon gar nicht mit Fachsimpeleien fluten wollten. Und hier können wir uns so richtig austoben :prost:

Zitat
Die Aussage: "Unsinn" ist nicht ganz korrekt. Sorry  :-\


Dafür fehlen mir immer noch die Belege. Denn...

Zitat
Aufaddierte Insulingaben sind mit Vorsicht zu betrachten.


...ich kenne viele die das so machen (meisten wegen Nachtisch/Nachschlag) und habe noch nie von einem gehört, daß er deswegen eine Hypo hatte

Zitat
Da kommen wir auch wieder auf den alten Streitpunkt zwischen Jörg und Teupe: "warum wird auch eine Mahlzeit ohne Bolus bei funktionierender Basalrate,  über Zeit, wieder zu einem normalen Blutzuckerwert verstoffwechselt?"


Ich weiß nicht wie du da auf Streitpunkt kommst (mir ist da aktuell keiner bewußt), aber ich kann es dir sagen: schlag mal nach bei Nierenschwelle, allgemeiner Flüssigkeitsverteilung und Diffusion (ggf. hydrokolloidosmotischem Druck, aber das würde zu weit führen)

Glucose, die nicht mehr im Blut schwimmt kann auch nicht mehr als BZ gemessen werden.
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: dingo1 am August 31, 2007, 16:36
hi:)

> Nach meiner Erfahrung, kann ich jedenfalls bei überlappenden Boli bei den nachfolgenden Dosierungen recht großzügig niedriger
> dosiert rangehen. Zu beachten ist natürlich die Dauer der Verstoffwechselung der jeweiligen Mahlzeitanteile, im Verhältnis zur
> Wirkzeit von Bolus A und Bolus B.

Gibt es dazu auch ein anschauliches Praxisbeispiel?
Im Jahr 2002/2003 habe ich (mit handelsüblichen Testgeräten und 3000 Streifen vom Arzt) anschauliche Messwerte, die belgen, dass
man nichts machen muss in dieser Situation (da war allerdings noch was an Restsekretion...nicht viel, aber immerhin). Mein
neuer Doc hat darauf keinen Lust (bei Null Sekretion). Dauermessgerät auch nicht verfügbar, dafür ca. 1200 Teststreifen im Mehrbedarf.
Ich kann das gerne mal versuchen nachzuvollziehen, da kommt aber wohl für mich nichts neues raus:(

Wenn ich 2 Brötchen futtere (4 BE, da ich seit mehr als 25 Jahren den inneren Weichkram rausmache) und dann 2 Stunden danach
irgendwas esse, messe ich nicht und spritze seit 5 Jahren stur nach Faktor nach. Ne Ausnahme gebe ich Dir und mir beim Chinamann,
da dort wohl diabetestechnisch nichts klappt. Da messe ich pp und korrigiere auch wegen pp-Werten.

Für den Normalfall hingegen halte ich jegliche Überlegung deinerseits für Erbsenzählerei.
2 Brötchen plus 1 Stück Kuchen nach 2 Stunden funktioniert wohl bei der Mehrheit ohne messen oder Korrektur.

> Na ja, unter diesem Aspekt ist selbstverständlich Humaninsulin länger zu beachten, als Analoges. Ganz besonders vor dem Start
> der Fahrradtour nach Kaffee und Kuchen.

jein, nicht länger. Man muss da nichts beobachten. Bei Humaninsulin hält man halt brav den SEA/DEA von bis zu 30 Minuten ein
und fertig. Dumm, wenn der Dessert gerade auf den Tisch kommt. Nach max. 30 Minuten ist die schönste Kreation der Küche hinüber:(

Der Nachteil von Humaninsulin wird meist mit dem Mangel an Vorausdenken begründet. Für 1-er liegt der Haken aber in der Gesamtwirkdauer!

> ...ich kenne viele die das so machen (meisten wegen Nachtisch/Nachschlag) und habe noch nie von einem gehört, daß er deswegen eine Hypo hatte

jepp, so auch meine Mediziner. Die sagen alle, das sie schlechter waren als die betroffene Person mit die mich beraten hat. Mein
Ex-Doc sagt, dass die Dame nicht dahinpasst, wo sie gerade ist. Therapiert hat sie nicht viel, einige wichtige Fragen geklärt hingegen schon.


also, ich bin gespannt:

Korrektur bzw. abweichen vom Stndardfaktor in Abhängigkeit vom pp-Wert nach einer Mahlzeit in den laufenden Bolus.

zusammenfassend nochmal meine Meinung: nicht messen und einfach stur nach Faktor zuspritzen.

mfG
dingo1
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joa am September 05, 2007, 01:32

 hier können wir uns so richtig austoben :prost:

*ggg* oder auch  ;D
Zitat
Zitat
Zitat
Zitat

Die Aussage: "Unsinn" ist nicht ganz korrekt. Sorry  :-\

Dafür fehlen mir immer noch die Belege. Denn...

Aufaddierte Insulingaben sind mit Vorsicht zu betrachten.

...ich kenne viele die das so machen (meisten wegen Nachtisch/Nachschlag) und habe noch nie von einem gehört, daß er deswegen eine Hypo hatte


Dahinter steht der Vergleich mit dem Rüttelsieb und den Löchern.
Nehmen wir die durch Insulin aktivierten Rezeptoren, bzw. die darüber geöffneten Glukoseschleusen in die Zellen, als Löcher des Siebes.
Die Blutglukose sei der Inhalt des Siebes, z. B. Reiskörner. Die Löcher des Siebes haben genau Reiskorngröße.
Das Rütteln sei die Molekülbewegung im Stoffwechselfluss von Blut und Plasma.

Bei gleichem Rüttelfaktor fallen bei größerer Siebfüllung mehr Reiskörner durch die Löcher, als bei kleinerer Füllung.

Entsprechend entsinne ich mich des Tipps aus anderer Schulung, für Colasüchtige, dass man auf einen größeren Bolus, z. B. im Restaurant, in der Wartezeit auf die Bestellung problemlos ein oder zwei Cola trinken kann, ohne dass diese im pp Wert, bei ansonsten richtig berechnetem Mahlzeitenbolus, nennenswert in Erscheinung treten. Wichtig dabei war, dass das nur mit ausreichend schnellen KH klappt, die auch vor der Magenpassage bremsenden Hauptmahlzeit durchrauschen.
Die werden dann einfach in der Boluswirkung mit weggerüttelt.

Zitat
Zitat
Da kommen wir auch wieder auf den alten Streitpunkt zwischen Jörg und Teupe: "warum wird auch eine Mahlzeit ohne Bolus bei funktionierender Basalrate,  über Zeit, wieder zu einem normalen Blutzuckerwert verstoffwechselt?"


Ich weiß nicht wie du da auf Streitpunkt kommst (mir ist da aktuell keiner bewußt), aber ich kann es dir sagen: schlag mal nach bei Nierenschwelle, allgemeiner Flüssigkeitsverteilung und Diffusion (ggf. hydrokolloidosmotischem Druck, aber das würde zu weit führen)

Glucose, die nicht mehr im Blut schwimmt kann auch nicht mehr als BZ gemessen werden.

Hatten wir mal vor etlicher Zeit als Thema, als es um die Frage der Basalratendefinition ging.
Teupe sagte halt, unter Anführung des Siebbeispiels, dass eine funktionierende Basalrate sich auch dadurch definiert, dass sie eine nicht insulinienierte Mahlzeit über einen längeren Zeitraum auch wieder zu einem Normwert (zwischen 110 und 70 mg/dl) des Blutzuckers verstoffwechseln kann. Das auch unterhalb der Nierenschwelle. Natürlich hat das Ganze auch seine Grenzen.
Eine "funktionierende" BR sollte aber andererseits auch nicht dazu führen, dass sie Hypos verursacht. D. h. die körpereigene Glukosehomöostase, muss noch in der Lage sein (können), Hypos zu vermeiden, sofern nicht zusätzliche Faktoren einwirken.

Eine derart formulierte Basalrate kann man sicherlich als scharfe Einstellungen bezeichnen, die als solche nicht für jeden zu empfehlen ist.

Soweit jedenfalls das, was ich da verstanden und behalten habe.

Gruß
Joa
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joerg Moeller am September 05, 2007, 11:16

Teupe sagte halt, unter Anführung des Siebbeispiels, dass eine funktionierende Basalrate sich auch dadurch definiert, dass sie eine nicht insulinienierte Mahlzeit über einen längeren Zeitraum auch wieder zu einem Normwert (zwischen 110 und 70 mg/dl) des Blutzuckers verstoffwechseln kann. Das auch unterhalb der Nierenschwelle. Natürlich hat das Ganze auch seine Grenzen.


Gut, in dem Punkt gehe ich wirklich noch nicht mit ihm konform.
Ich würde es nicht als Mahlzeit bezeichnen, wenn ich mir die Menge KH zuführe, die meinen BZ so anhebt, daß er immer noch unter der Nierenschwelle liegt. Das ist sicher individuell, aber bei mir sind das ca. 1 - 1,5 BE
Die geringe Restmenge an Glucose wird dann sicher interstitiell verschoben, also nach extravasal. Das Interstitium hat zwar sicher eine größere Kapazität als der Blutkreislauf, aber auch der wird nicht unbegrenzt sein.

Wenn man das Ganze also einschränkt, daß es in Ausnahmefällen so ablaufen kann, dann würde ich das unterschreiben.
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: klausing am September 05, 2007, 12:34
Zitat
nterstitiell verschoben, also nach extravasal.
jetzt habt ihr mich abghängt. Könnt ihr mir die Begriffe erklären?
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joa am September 05, 2007, 13:19

Ich würde es nicht als Mahlzeit bezeichnen, wenn ich mir die Menge KH zuführe, die meinen BZ so anhebt, daß er immer noch unter der Nierenschwelle liegt.

Die Aussage galt auch für eine normale, vollständige Mahlzeit ohne Bolusinsulin.
Solange wie der BZ oberhalb der Nierenschwelle verweilt, ginge ein Teil Glukose natürlich auch über die Nieren ab.
Zitat

Die geringe Restmenge an Glucose wird dann sicher interstitiell verschoben, also nach extravasal. Das Interstitium hat zwar sicher eine größere Kapazität als der Blutkreislauf, aber auch der wird nicht unbegrenzt sein.

Die Hypothese ist interessant, und zwangsläufig, da Glukose grundsätzlich aus dem Interstitium (Zwischenzellwasser) heraus von den einzelnen Zellen adaptiert und verstoffwechselt wird. Die These, dass ein hoher prandialer Blutzuckerspiegel des Blutes nur meßtechnisch (Blutzuckermessung) normalisiert wird, indem die Glucosekonzentration des Interstitiums zu Gunsten (siehe Anmerkung unten) des Blutzuckergehaltes überproportional erhöht wird, widerspricht allerdings dem Prinzip der (Gluko)Homöostase.
Kommt es in einzelnen Geweben zu einem Überschuß an Glukose wird diese wieder an das Blut abgegeben.

@ Klausing: um ehrlich zu sein, ich musste auch nochmal googeln.  ;D

http://flexikon.doccheck.com/Extravasal
http://de.wikipedia.org/wiki/Interstitium_(Anatomie)

Im Ergebnis heißt demnach:
Interstitiell = zwischen den organfunktionellen Körperzellen, z. B. den Muskelzellen
extraversal = außerhalb großer oder kleiner Blutgefäße

Man könnte also auch sagen im Zwischenzellwasser, wohin der Kreislauf die diversen Stoffe durch die Kapillaren homöostatisch verteilt.

Gruß
Joa

Nachtrag und Anmerkung:

"zu Gunsten des Blutzuckergehaltes" ist logisch falsch. Gemeint ist da, dass die Glukosekonzentration im Zwischenzellwasser (Interstitium) nicht unter Abzug von mehr Gklukose aus dem Blut, über dessen Glukosegehalt hinausgehend, erhöht werden kann.
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joerg Moeller am September 06, 2007, 13:59

Zitat

Die geringe Restmenge an Glucose wird dann sicher interstitiell verschoben, also nach extravasal. Das Interstitium hat zwar sicher eine größere Kapazität als der Blutkreislauf, aber auch der wird nicht unbegrenzt sein.

Die Hypothese ist interessant, und zwangsläufig, da Glukose grundsätzlich aus dem Interstitium (Zwischenzellwasser) heraus von den einzelnen Zellen adaptiert und verstoffwechselt wird.


Yep. Zumindest der Teil, der nicht von den Erythrozyten verszoffwechselt wird. (Wir erinnern uns: die können ihre Energie ausschließlich aus Glucose gewinnen)

Zitat
Die These, dass ein hoher prandialer Blutzuckerspiegel des Blutes nur meßtechnisch (Blutzuckermessung) normalisiert wird, indem die Glucosekonzentration des Interstitiums zu Gunsten des Blutzuckergehaltes überproportional erhöht wird, widerspricht allerdings dem Prinzip der (Gluko)Homöostase.


Das sehe ich nicht so, denn...

Zitat
Kommt es in einzelnen Geweben zu einem Überschuß an Glukose wird diese wieder an das Blut abgegeben.


...das ist es ja, worauf ich hinauswill. Ist die intravasale Konzentration höher als die Extravasale ist die Diffusionsrichtung Gefäßsystem -> Interstitium. Das Interstitium ist also so etwas wie ein Zwischenlager für Glucose. Ist es umgekehrt, kehrt sich natürlich auch die Diffusionsrichtung um.

Bezieht man dann noch die These mit ein, daß ein zu hoher BZ Ausdruck eines Insulinmangels ist und der Körper dann auf Lipolyse umspringt (Laut Dr. Teupe schon, wenn der BZ längere Zeit über 140 liegt, dann bezweifle ich ernsthaft, daß man sich einen Gefallen tut wenn man mit einer "Die BR wirds schon richten"-Mentalität da herangeht. :nein:
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joerg Moeller am September 06, 2007, 14:05

Zitat
nterstitiell verschoben, also nach extravasal.
jetzt habt ihr mich abghängt. Könnt ihr mir die Begriffe erklären?


inter = Zwischen (Interstitium = Zwischen den Körperzellen; bei einer Mauer wäre das der Raum, der mit Mörtel gefüllt ist)
intra = innen liegen
extra = außen liegend
vasal = die Gefäße betreffend
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joa am September 06, 2007, 20:04

...das ist es ja, worauf ich hinauswill. Ist die intravasale Konzentration höher als die Extravasale ist die Diffusionsrichtung Gefäßsystem -> Interstitium. Das Interstitium ist also so etwas wie ein Zwischenlager für Glucose. Ist es umgekehrt, kehrt sich natürlich auch die Diffusionsrichtung um.

Jawoll.  ;D
Das ganze ist halt Teil der Homöostase.
Allerdings kann in deren Sinn dann nicht in der Geweberegion X der Glukoseghalt des Zwischenzellwassers (Interstitium) über den Glucosegehalt des Blutes weiter ansteigen und umgekehrt?

Von der Ausgangsfrage ausgehend also folgende Situation:
Person X, Diabetiker Typ 1, hebt seinen Blutzucker mit einer BE um 50 mg/dl an.
Er nimmt bei einem Ausgangswert von 80 mg/dl nun 4 BE Traubensaft zu sich, ohne diese mit Bolusinsulin abzudecken.
Der Magen sei leer, so dass der Saft blitzartig durchrauscht.
Nach 2, max. 3 Stunden ist dann wohl die Glukose vollständig durch die Blutbahn gerauscht und weitgehend homöostatisch verteilt.
Was nun im Sinne von Homöostase erfolgt sichert einen weitgehenden Gleichstand der Glukose in allen Körperregionen und im Blut.

Der Wert nach 3 Stunden sei dann 250 mg/dl.
Diese werden lt. Teupe von einer funktionierenden BR dann wieder auf irgendwas zwischen 70 und 110 mg/dl runtergefahren, aber über etliche Stunden.

Zitat

Bezieht man dann noch die These mit ein, daß ein zu hoher BZ Ausdruck eines Insulinmangels ist und der Körper dann auf Lipolyse umspringt (Laut Dr. Teupe schon, wenn der BZ längere Zeit über 140 liegt,

Im gesetzten Fall ist der erhöhte BZ rein pp-bedingt, bei funktionierender Basalrate. Also bei einer basalen Insulindosis, die die Lipolyse ausreichend in Schach hält. Ein aufgrund basalem Insulinmangels über, ich glaub es waren so ab 3 bis 4 Stunden, im Bereich von 140 mg% dümpelnder BZ allerdings spricht dann für eine resistenzwirksam begonnene Übersäuerung durch eine beginnend überschießende Lipolyse.

Zitat

dann bezweifle ich ernsthaft, daß man sich einen Gefallen tut wenn man mit einer "Die BR wirds schon richten"-Mentalität da herangeht. :nein:


 :ja: ACK. Einen Gefallen tut man sich damit in keinem Fall. Schon alleine nicht wegen der unvermeidlichen Steigerung der glykierten Eiweiße, d. h. dem somit zwansläufig erhöhten HBA1c.

Und es ist ja auch kein Rezept zum Diabetesmanagment, sondern *eine* Aussage zur Charakteristik einer "funktionierenden" Basalrate nach Teupe.

Gruß
Joa
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: dingo1 am September 06, 2007, 20:13
hi:)

immerhin habe ich den thread nun gefunden...diese verschieberei ist eher was für beamte...
ich muss das erstmal lesen (und evtl. verstehen;)

danke aber für den versuch der erhellung:)
mfG
dingo1
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joerg Moeller am September 07, 2007, 00:53

Allerdings kann in deren Sinn dann nicht in der Geweberegion X der Glukoseghalt des Zwischenzellwassers (Interstitium) über den Glucosegehalt des Blutes weiter ansteigen und umgekehrt?


Sicher: wenn man in dieser Region die Gesetze der Physik außer Kraft setzt. :zwinker:

Zitat
Der Wert nach 3 Stunden sei dann 250 mg/dl.
Diese werden lt. Teupe von einer funktionierenden BR dann wieder auf irgendwas zwischen 70 und 110 mg/dl runtergefahren, aber über etliche Stunden.


Mit anderen Worten: ganz interessant aber für die tägliche Praxis nicht verwertbar.

Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joa am September 07, 2007, 01:51


Allerdings kann in deren Sinn dann nicht in der Geweberegion X der Glukoseghalt des Zwischenzellwassers (Interstitium) über den Glucosegehalt des Blutes weiter ansteigen und umgekehrt?

Sicher: wenn man in dieser Region die Gesetze der Physik außer Kraft setzt. :zwinker:


Hä?  :kratz:
Nachfrage: kann im Sinne von Homöostase, somit nach physikalischen Gesetzen, bei einer Ausgangssituation von 110 mg/dl Glukose im Blut und im
Zwischenzellwasser der eine oder der andere Wert tatsächlich, bei entsprechender Absenkung des jeweils gegenständigen Wertes auf 150 mg/dl ansteigen.   :kreisch:

Zitat
Zitat
Der Wert nach 3 Stunden sei dann 250 mg/dl.
Diese werden lt. Teupe von einer funktionierenden BR dann wieder auf irgendwas zwischen 70 und 110 mg/dl runtergefahren, aber über etliche Stunden.

Mit anderen Worten: ganz interessant aber für die tägliche Praxis nicht verwertbar.


Korrekt.  :ja:
Es ist eine eher theoretische Größe, mit der sich allerdings z. B. überpürfen ließe, ob die BR tatsächlich funktional ausformuliert ist.
Aber nur, wenn Teupe da recht hat.  :kratz:
Was ich mal weiterhin denken will. (siehe auch "Schiss-BE's).  :ja:

Gruß
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joa am September 07, 2007, 02:14
Also irgendwie war ich noch unruhig und muss noch was los werden:

Wenn eine funktionierende Basalrate tatsächlich in der Lage ist unter Normbedingungen

a) einen überhöhten Blutzucker ohne Bolusinsulin auf Normwerte zu senken
    und
b) eine Hypoglykämie unter Normbedingungen zu jeder (Tages)Zeit zu verhindern
    und, wie sich auch aus a) ergibt
c)  den Blutzucker ohne Essenseinfluss nicht über Normwerte ansteigen zu lassen

dann ist die funktionierende Basalrate die Kernaussage von Teupes Lehransatz.

Das Regelwerk drumherum dient derer Aufrechterhaltung nach Möglichkeit.
Und natürlich für noch ein paar Kleinigkeiten. *gg*

Gruß
Joa
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: diotmari am September 07, 2007, 07:58
Mir geht es im Moment wie Klausing, fühle mich abgehenkt.... :kratz:
Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, ist die Gesamtbasalrate die richtige, die es schafft, auch Ausrutscher im BZ, zu einem späteren Zeitpunkt diesen in die Schranken zu bringen?
Dann hab ich das ja in den letzten Wochen intuitiv richtig gemacht, als mein BZ pp davonflog. Denn zur nächsten Mahlzeit (abends) war er nicht mehr so unangenehm hoch. So janz verstäh ick dös net...

Viele Grüße
Dietmar
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joa am September 07, 2007, 09:16

Mir geht es im Moment wie Klausing, fühle mich abgehenkt.... :kratz:
Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, ist die Gesamtbasalrate die richtige, die es schafft, auch Ausrutscher im BZ, zu einem späteren Zeitpunkt diesen in die Schranken zu bringen?

Im Prinzip ja. Sofern Du Ausrutscher, bedingt durch Essenseinfluss meinst.
Für Ausrutscher durch fehlendes Basalinsulin ist das nicht anzuwenden.

Zitat

Dann hab ich das ja in den letzten Wochen intuitiv richtig gemacht, als mein BZ pp davonflog. Denn zur nächsten Mahlzeit (abends) war er nicht mehr so unangenehm hoch. So janz verstäh ick dös net...


Deine Erfahrung lässt sich hier jetzt nicht so ganz als Beispiel nehmen, weil Deine eigene BSD ja noch mit ihrem Insulin +/- dazu regeln kann.
Die Frage ist, ob das Siebbeispiel, bezogen auf Insulin (=Löcher im Sieb) und Glukose (=Siebinhalt), grundsätzlich anwendbar ist.

Gruß
Joa
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joerg Moeller am September 07, 2007, 11:43

Nachfrage: kann im Sinne von Homöostase, somit nach physikalischen Gesetzen, bei einer Ausgangssituation von 110 mg/dl Glukose im Blut und im
Zwischenzellwasser der eine oder der andere Wert tatsächlich, bei entsprechender Absenkung des jeweils gegenständigen Wertes auf 150 mg/dl ansteigen.   :kreisch:


Nicht ohne Intervention. Ziel der Diffusion ist ein Ausgleich. Ist dieser Ausgleich vorhanden fehlt die treibende Kraft für die Diffusion.

Zitat
Es ist eine eher theoretische Größe, mit der sich allerdings z. B. überpürfen ließe, ob die BR tatsächlich funktional ausformuliert ist.
Aber nur, wenn Teupe da recht hat.  :kratz:


Ich denke schon, daß er da recht haben könnte. Allerdings habe ich keine Lust es auf diese Art auszuprobieren. Ich greife da lieber zum herkömmlichen Basaltest. Und beim letzten (vor drei Monaten oder so) schwankte der BZ bei mir zwischen 80 und 110.
Warum sollte ich mich also freiwillig für ein paar Stunden hochtreiben nur um zu sehen, ob er von allein wieder runterkommt :kratz:
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joerg Moeller am September 07, 2007, 11:48

...dann ist die funktionierende Basalrate die Kernaussage von Teupes Lehransatz.


Das ist nicht nur bei Teupe so. Bei jedem, der ein bißchen Ahnung von der Materie hat steht und fällt die ganze Einstellung mit den Basalraten. Wenn die (noch) nicht stimmt brauche ich mir gar nicht erst die Mühe zu machen meine BE-Faktoren und Korrekturregeln zu finden. Du kannst ein Haus nicht auf Treibsand bauen :zwinker:
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: dingo1 am September 09, 2007, 07:26
morgen:)

> Wenn eine funktionierende Basalrate tatsächlich in der Lage ist unter Normbedingungen

> a) einen überhöhten Blutzucker ohne Bolusinsulin auf Normwerte zu senken

kann ich bestätigen!
   
> b) eine Hypoglykämie unter Normbedingungen zu jeder (Tages)Zeit zu verhindern
>    und, wie sich auch aus a) ergibt

kann ich nicht allgemeingültig bestätigen (evtl. kenne ich aber auch nicht alle
Möglichkeiten der Hypoerkennung)

> c)  den Blutzucker ohne Essenseinfluss nicht über Normwerte ansteigen zu lassen

Nein, ne optimale Basalrate fängt auch keinen fehlenden/vorhandenen Kick auf!

> dann ist die funktionierende Basalrate die Kernaussage von Teupes Lehransatz.

Die funktionierende Basalrate ist der Grundpfeiler der ICT/CSI. Teilweise sogar
unter OAD. Wie man das hinbekommt ist egal. Wenn man das nicht hinbekommt...siehe Jörg.

mfG
dingo1
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joa am September 09, 2007, 12:05


...dann ist die funktionierende Basalrate die Kernaussage von Teupes Lehransatz.

... steht und fällt die ganze Einstellung mit den Basalraten. Wenn die (noch) nicht stimmt brauche ich mir gar nicht erst die Mühe zu machen meine BE-Faktoren und Korrekturregeln zu finden. Du kannst ein Haus nicht auf Treibsand bauen :zwinker:


Klaro. :ja:
Mal wieder schön in's Bild gesetzt!  :respekt2:
Letztlich ist die "Kernaussage" von Teupe eben keine mysteriöse Zauberformel, sondern verdammt einfach, fast banal.
Was sich bei ihm unterscheidet ist insbesondere die Faktorenanalyse der Zusammenhänge und deren praktisch orientierte Vermittlung.

Die Aussagen zu den Bedingungen einer funktionierenden BR fand ich aber schon beeindruckend.
Daran wurde mir erst so richtig bewußt  :patsch:, was für ein verdammt stabiles Grundgemäuer eine funktionierende BR darstellt, auf dem sich dann die weiteren Stockwerke mit guter Verlässlichkeit aufbauen lassen (siehe Regelwerke).

Nebenbei halt auch die Folgerung, dass die Normalisierung eines überhöhten BZ alleine aufgrund BR-Wirkung, z. B. im Nachtverlauf, nicht zwingend bedeutet, dass die  Insulinwirkung *zu groß* ist.

Zitat von: Dingo1

> b) eine Hypoglykämie unter Normbedingungen zu jeder (Tages)Zeit zu verhindern
>    und, wie sich auch aus a) ergibt

kann ich nicht allgemeingültig bestätigen (evtl. kenne ich aber auch nicht alle
Möglichkeiten der Hypoerkennung)

Nur noch mal zur Klarstellung angemerkt:
"unter Normbedingungen" bedeutet dabei auch, keine die individuelle Gegenregulationskapazität überschreitende körperliche Aktivität.

Ansonsten sollte die Fähigkeit zur Hypovermeidung mittels Gegenregulation (Glukohomöostase) insbesondere von der
Funktionsfähikgeit der hormonellen Antworten von insbesondere

Adrenalin
und ggf.
Glukagon

abhängig sein.

Ist die Adrenalinantwort durch Überreizung (zu viele und zu lange niedrige BZ-Perioden < etwa 70 mg/dl) desensiblilisiert,
klappt das System nicht mehr. Dann greifen erst die Gegenregulationen auf weiterer Ebene, nämlich durch Hormone, die eine
deutlicher kontrainsulinäre (resistenzauslösende) Wirkung haben.
Funktioniert die Adrenalinantwort merkst Du eine deutliche Unterzuckertendenz zuerst an den adrenalinbedingten Symptomen.

Gruß
Joa
Titel: Re: Insulinwirkungen war: Re: Wirkungsweise von Insulinarten
Beitrag von: Joerg Moeller am September 09, 2007, 14:00

Nur noch mal zur Klarstellung angemerkt:
"unter Normbedingungen" bedeutet dabei auch, keine die individuelle Gegenregulationskapazität überschreitende körperliche Aktivität.

Ansonsten sollte die Fähigkeit zur Hypovermeidung mittels Gegenregulation (Glukohomöostase) insbesondere von der
Funktionsfähikgeit der hormonellen Antworten von insbesondere

Adrenalin
und ggf.
Glukagon

abhängig sein.

Ist die Adrenalinantwort durch Überreizung (zu viele und zu lange niedrige BZ-Perioden < etwa 70 mg/dl) desensiblilisiert,
klappt das System nicht mehr. Dann greifen erst die Gegenregulationen auf weiterer Ebene, nämlich durch Hormone, die eine
deutlicher kontrainsulinäre (resistenzauslösende) Wirkung haben.
Funktioniert die Adrenalinantwort merkst Du eine deutliche Unterzuckertendenz zuerst an den adrenalinbedingten Symptomen.


Ja, das sehe ich auch so. Ich wollte da auch erst wie Dingo widersprechen, aber wenn man sich deine Aussage mal wirklich auf der Zunge zergehen lässt stimmt das schon. Funktionierende BR heißt ja, daß sie unter Basalbedingungen (keine Mahlzeiten und keine den normalen Rahmen sprengende körperliche Aktivität) den BZ "konstant" halten kann. ("", weil es da natürlich schon Schwankungen geben darf, solange sich die im Zielbereich bewegen. Bei mir war es eben 80-110)

Verlässt der BZ trotz Basalbedingungen den Zielbereich ist die BR zu überdenken, ganz gleich ob nach oben oder unten.

Insbesondere DM1er sollten das bedenken, wenn sie meinen ihre BE-Faktoren /Korrekturregeln anpassen zu müssen. Änderungen der Insulinempfindlichkeit äußern sich nur selten darin, sondern meist generell. Und dann natürlich auch im Basalbedarf.
Anders schon wieder beim DM2/3/4 mit Restsekretion (Oder DM1 in der Remission, die ja auch nicht immer linear verläuft)