Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Diabetes-Technik => Thema gestartet von: Gyuri am Oktober 26, 2019, 11:01

Titel: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Gyuri am Oktober 26, 2019, 11:01
In einer ruhigen Stunde habe ich mir mal den Bolusrechner im Libre2 angeschaut. Ich gehe mal davon aus, dass der im ersten Libre genauso war, mache mir aber nicht mehr Gedanken um Schnee von Gestern.

Ja nun, für einen der davon überzeugt ist, dass er keinen Bolusrechner braucht ist es schwer ihn vernünftig einzustellen.

Zunächst war ich etwas verwundert, dass Fachpersonal im Grunde nur die Insulineinheiten des Bolusinsulins 0,5 oder 1,0 einstellen kann. Ich wollte die beim Gerät meiner Frau die Basaleinheiten auf 2,0IE-Schritte stellen, weil sie 68 IE Tresiba erhält, dessen Pen nur 2er Schritte zulässt. Ach kann man im Libre nicht mehr als 50IE einstellen, was zur Folge hat, dass ich für eine ordentliche Protokollierung bei ihr zwei mal scannen muss um jeweils 34IE einzugeben. Ich hoffte vergeblich, dass dann bei der Eingabe 2er-Schritte vielleicht auch 68IE möglich wären. Aber so etwas hat Abbott selbst nicht für Fachpersonal vorgesehen.

Was zum Einstellen dem Fachmann/der Fachfrau bleibt, ist eben ein Bolusplaner, mit dem aber kein großer Staat zu machen geht.  :daumenrunter:
Meine Frau spritzt selbst nach einem vereinfachten Schema bei dem von konstant 5KE (=50Gramm KH) in drei Mahlzeiten ausgegangen wird.
(https://up.picr.de/37078741vs.jpg)
Ich meine, es sollte einem Fachpersonal schon zumutbar sein, so eine Tabelle in das Liebre einzubauen. Auf einem Blatt Papier können das alle Diabetologen. Der einfachste Bolusrechner ist eben so eine Tabelle. Um Fehler beim Auslesen durch den (dummen  :rotwerd: ) Anwender zu vermeiden, wäre es doch schön, wenn das Libre gleich eine Empfehlung ausgibt, was zu spritzen wäre.

Ich will ja gar nicht so weit gehen das man mit der Tabelle (und etwas Gehirnmasse) auch für Zwischenmahlzeiten und oder andere KH als 50 Gramm zu handeln. Das mache ich für meine Frau nach einer Vorgabe, die ich auf einer Schulung durch Fachpersonal erfahren habe. Dies alles ins Libre zu bauen verlange ich ja gar nicht.
btw:
Dafür habe ich das Schema meiner Frau (etwas unübersichtlich) erweitert, gebe aber zu, dass das außer mir keiner verstehen muss.  :zwinker:
(https://up.picr.de/37078766cc.jpg)

Kurz: Meiner Frau (und allen die nach Schema spritzen) kann durch einen Bolusrechner im FSL nicht geholfen werden.  :daumenrunter:

Dann komme ich noch zu meiner "Strategie".
Mein Diabetologe empfahl mir vor längerer Zeit einen starren Spritzplan, weil ich ja auch meist zu gleichen Zeiten immer genauso viele KH aufnehme. Daraus ergab sich dann zu den Mahlzeiten je ein Faktor. Wollte ich nun mehr oder weniger essen, rechnete ich einfach um. Es zeigte sich über eine gewisse Zeit (siehe Tagesmuster) dass die vorgegebenen Faktoren etwas korrigiert werden konnten um besser den Zielbereich zu treffen. So habe ich jetzt für alle Mahlzeiten einen Faktor 3. Korrigiert wird prinzipiell nur, wenn ich meine den Faktor ändern zu müssen. Jetzt wollte ich meine Strategie ins Libre bringen.  ::) Ich weiß nicht, ob das überhaupt geht. Aber ich bin mir sicher, dass mir dann der Bolusrechner nichts verraten könnte, was ich nicht sowieso besser weiß.
Und somit ist der Bolusrechner auch für mich gestorben.

Wer mit dem FSL-Bolusrechner bessere Erfahrungen gemacht hat (selbst eingestellt oder vom Fachpersonal eingestellt) möge sich hier melden und uns alle "bekehren". :zwinker:
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 28, 2019, 13:09
Kurz: Meiner Frau (und allen die nach Schema spritzen) kann durch einen Bolusrechner im FSL nicht geholfen werden.  :daumenrunter:

Das könnte daran liegen, dass bei deinem Schema nichts zu berechnen ist. Bei "Rechner" würde ich zumindest ein bisschen Arithmetik erwarten.
Du nutzt aber ein Schema, bei dem Du die zu applizierende Dosis einfach in einer Tabelle abliest.

Rechnen ≠ Ablesen  :zwinker:

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Gyuri am Oktober 28, 2019, 13:36
Ist mir schon klar.  :zwinker:
Aber so ein Schema ist doch ziemlich verbreitet für Anwender denen man eine Bolusberechnung nicht zu traut.

Ich stelle mir eine Programmierung, bei der das Programm in so ein Schema rein schaut gar nicht so unmöglich vor. In jeder Tabellenkalkulation könnte man so etwas auch recht leicht machen.
Die Frage wäre nur, wie man so ein Individuelles Schema einhacken könnte oder was man abfragen muss um so eine Tabelle mit den gewünschten Daten zu füllen.

Und da sieht es schon angesichts der sehr eingeschränkten Möglichkeiten, die "Fachpersonal" im FSL-Bolusrechner machen kann, sehr bescheiden aus.

Es läuft darin darauf hinaus, dass ich nur die "BE" oder "KH" für jeweils eine Insulineinheit eingeben kann.  :balla:
Das erscheint mir etwas zu grob. Ich rechne anders rum. So brauche ich für eine KE bzw. 10 Gram KH zurzeit 3 IE. Der Kehrwert wäre dann 1/3 ich kann aber nur 3,0 eingeben.

Aber egal: selbst wenn es gehen sollte, entgeht meinem Verständnis wozu ich solche Rechnereien nicht besser im Kopf rechne. Soooo "kompuliziert" ist das doch wirklich nicht.
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 28, 2019, 13:43
Aber egal: selbst wenn es gehen sollte, entgeht meinem Verständnis wozu ich solche Rechnereien nicht besser im Kopf rechne. Soooo "kompuliziert" ist das doch wirklich nicht.

Für dich nicht, deswegen brauchst Du es ja auch nicht zu verwenden. Es gibt aber (mehr als genug) Diabetiker, die damit total überfordert sind. Deswegen gibt es ja diese Schemen. (Weil die einfacher sind, als mit Faktoren zu rechnen)

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Gyuri am Oktober 28, 2019, 19:25
Ja nun …
Das kann ich schon verstehen.
Es ist aber auch oft das "Fachpersonal" welches uns Diabetiker einfach zu wenig zutraut.
Obwohl ich unserer neuen Diabetologin viel Fachkompetenz zutraue, war ich leicht verwirrt, als sie sofort versuchte meiner Frau ein "einfacheres" Schema vorzuschlagen. Einfacher bedeutet IMMER,dass es nur wenig auf die Bedürfnisse des Diabetikers eingeht und ihn zu fest in so ein Schema einsperrt.
Nicht umsonst gab es in Bad Mergentheim gleich zu Beginn eine Schulung, in der erklärt wurde, wie man mit dem Schema umzugehen hat, will man von den 5KE abweichen oder eine Zwischenmahlzeit einlegen.
Ich fürchte aber, dass nicht alle Kursteilnehmer der Kursleiterin folgen konnten. Da war vielleicht auch zu wenig Zeit für Rechenübungen.

Um so mehr wäre es praktisch, einen „Schemarechner“ gerade im Libre nutzen zu können.

Zum Thema: Abbott hat versucht einen "praktischen" Bolusrechner zu implementieren. Ich frage mich nur, für wen? Wer sich mit der Matherie auskennt, braucht ihn nicht und wer nicht so sehr drin steckt, wird den Bolurechner nicht vernünftig nutzen können. Ich glaube, gerade die engagierten Typ 1er brauchen den Bolusrechner nicht.

Wäre also zu überlegen, ob Abbott nicht besser beraten wäre, sich um die Masse der Typ 2er mit Schema zu kümmern, die mit dem wirklich guten Libre(1 oder 2) eine ECHTE Hilfestellung bekommen könnten und keine nutzlosen Rechenspielchen angeboten bekämen, die zu allem Überfluss sogar dem Fachpersonal vorbehalten sind. Diese "Profis" werden sich aber in den seltensten Fällen mit so einem Bolusrechner großartig beschäftigen und ihren Patienten meist zu "einfacheren" Strategien raten.

Aber bitte: Vielleicht irre ich mich und der Bolusrechner im Libre ist das beste was die Welt je gesehen hat?

Ich würde mich über Diskussionen freuen.  :super:
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Floh am Oktober 28, 2019, 21:05
Zwei Anmerkungen (wobei ich gleich zu Anfang zugebe, dass ich den Libre Bolusrechner nie benutzt habe).

Es gibt Studien, die einen relativ deutlichen "Quality of Life" Fortschritt bei Typ 1 Diabetikern mit Bolusrechner feststellen (https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/193229681200600117 ). Mit Pumpe ist es sogar so, dass der Blutzucker nach dem Essen signifikant richtiger ist (Typ 1): https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/147323000803600531 . Das ist nichtvöllig zu vernachlässigen.

Als betroffener Typ 1: Ich kann das auch im Kopf. Aber meine Faktoren sind gut berechenbar. Bei einem Faktor von 1.35 I.E. / 12 g KH wäre ein Rechner häufig praktisch. Besonders wertvoll ist der "noch aktives Insulin" Rechner, der Korrekturinsulin, welches bei der nächsten Mahlzeit noch aktiv ist bewertet.

Das ist für Typ 1 unglaublich wertvoll. Beispiel zur Erklärung: Wenn ich um 6.30 Frühstücke und den Bolus falsch berechne (falsches Obst im Müsli oder so), dann lande ich um 10.30 (gegen Ende meiner Wirkdauer) bei einem zu hohen Blutzucker. Diesen _muss_ ich korrigieren (bin ja kein Typ 2), mein Korrekturbolus ist dann aber bis ca. 14.30 wirksam. Wenn ich um 12.30 Mittag essen will, dann ist noch Korrekturbolus wirksam, ich messe vor der Mahlzeit aber normal.

Ein guter Bolusrechner würde mir dann den derzeit noch wirksamen Anteil Insulin vom BZ abziehen und eine notwendige Zweitkorrektur richtig berechnen. Das geht nicht wirklich im Kopf, weil die Wirksamkeitskurve nicht wirklich linear ist.

Aber ganz ehrlich: bei einem ganzzahligen Faktor und einer eigenen Restinsulinproduktion wäre mir der Bolusrechner grad wurscht.
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Andi am Oktober 29, 2019, 07:22
Moing Floh

... bei einem zu hohen Blutzucker. Diesen _muss_ ich korrigieren (bin ja kein Typ 2), ...

Kannst Du mir bitte darstellen, warum ein Typ2 seinen zu hohen BZ nicht korrigieren muss?  ???

Ich verstehe Deinen Ansatz hier nicht.  :kratz:
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 29, 2019, 11:41
Besonders wertvoll ist der "noch aktives Insulin" Rechner, der Korrekturinsulin, welches bei der nächsten Mahlzeit noch aktiv ist bewertet.

Das ist aber genau betrachtet kein Rechner, das ist ein Schätzer. Man kann aktives Insulin nicht berechnen, denn dann müsste man als Variablen alle Faktoren mit berücksichtigen, die die Resorptionsgeschwindigkeit beeinflussen.
Und da schätze ich dann lieber selbst. Im Laufe der Zeit kriegt man ja mit, wie der eigene Körper tickt.

Davon abgesehen nutze ich die Rechner ganz gerne, ist bequemer. Ist für mich dasselbe, als würde ich die Wahl haben die Lautstärke der Musik direkt am Verstärker oder per Fernbedienung zu regeln.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Floh am Oktober 29, 2019, 12:55
Moing Floh

... bei einem zu hohen Blutzucker. Diesen _muss_ ich korrigieren (bin ja kein Typ 2), ...

Kannst Du mir bitte darstellen, warum ein Typ2 seinen zu hohen BZ nicht korrigieren muss?  ???

Ich verstehe Deinen Ansatz hier nicht.  :kratz:

Ich auch nicht, Andi :) Gyuri sagte doch immer, seine Restproduktion regelt alles von alleine und Korrekturen gibt es nicht. Und korrigiert wird eh nicht. Vielleicht wäre mein fehlendes Verständnis ausgesprochen eindeutiger gewesen.
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Gyuri am Oktober 29, 2019, 21:43
(…) :) Gyuri sagte doch immer, seine Restproduktion regelt alles von alleine und Korrekturen gibt es nicht. Und korrigiert wird eh nicht. Vielleicht wäre mein fehlendes Verständnis ausgesprochen eindeutiger gewesen.
:ja: Das stimmt in meinem Fall … aber nur bei mir kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass es so läuft. Bei meiner Frau, deren Strategie ich mit überwache, würde ich mich nie und nimmer zu so einer Aussage hinreißen lassen. Was ich für mich ablehne, die Korrektur von Werten außerhalb des Zielbereichs, ist bei ihr voll im Spritzschema integriert.  Eine weitere Form der Korrektur gibt es bei uns beiden. Zur Untersuchung alle drei Monate empfielt die Diabetologin u.U. eine kleine Änderung. Bei mir tut sie das weniger, weil ich von Haus aus immer nach Faktor spritze was ich auf dem Teller schätze. Komme ich "mittelfristig" damit nicht mehr zurecht verändere ich von mir aus meine Faktoren. Beim letzten  Besuch wurde mir nur empfohlen statt 25 IE Lantus nur noch 24 IE zu spritzen. Die Libre-Tagesmuster über einen längeren Zeitraum sollten dann zeigen ob es was gebracht hat. Ich meine bis jetzt, es bringt nur einen kleinen Vorteil bei der Auslastung des Patroneninhaltes.  :zwinker: 
Bei der Frau empfahl sie, am Mittag durchgängig im Schema um 2 IE zu erhöhen um den Anstieg im Tagesmuster am Nachmittag zu verringern. Sie sagte: "Der Langzeitwert von 9% ist nicht berauschend, aber besser als die 11% die vor Bad Mergentheim galten. Wir versuchen jetzt ganz langsam besser zu werden." Große Hoffnungen machen wir uns mit Viktosa, was sie gut verträgt und was den Appetit etwas zügelt. Ich glaube auch, dass hilft mehr als ständige Korrekturen über einen Bolusrechner oder sonstwie.
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Kladie am Oktober 30, 2019, 12:00
orginal Andi:
Zitat
Zitat von: Floh am 28 Oktober 2019, 21:05:13

    ... bei einem zu hohen Blutzucker. Diesen _muss_ ich korrigieren (bin ja kein Typ 2), ...


Kannst Du mir bitte darstellen, warum ein Typ2 seinen zu hohen BZ nicht korrigieren muss?  ???

Ich verstehe Deinen Ansatz hier nicht. 

orginal Floh:
Zitat
Ich auch nicht, Andi :) Gyuri sagte doch immer, seine Restproduktion regelt alles von alleine und Korrekturen gibt es nicht.

Eigentlich möchte ich hier im Forum nichts mehr schreiben weil ich dem ewigen Mobbing aus dem Weg gehen möchte aber andererseits möchte ich Floh mal loben. Er ist so ziemlich der einzige, der versucht nachzuvollziehen, daß ein T2 eine andere Krankheit ist als ein T1 und entsprechend anders therapiert werden könnte/sollte. Auch wenn er nicht so genau über T2 Bescheid weiss.


Um Andis Frage zu beantworten:

Bei einem T2 wird das Korrekturinsulin von den Betazellen zur Verfügung gestellt (mehr Insulin bei höherem BZ) was in vielen Fällen völlig ausreicht auch wenn es schlechter wirkt wie es sollte. Das geht bei einem T1 natürlich nicht. Kein T1 käme auf die Idee, bei einem BZ von 250 mg/dl zu korrigieren und nach einer viertel Stunde noch einmal zu korrigieren weil der BZ immer noch bei ca 200 mg/dl steht. Für beide Typen würde sich die Gefahr eines zu niedrigen BZs signifikant vergrößern. Wer das Risiko kennt darf es natürlich gerne tun also darf auch ein T2 gerne korrigieren. Ein T2 kann korrigieren wogegen ein T1 es muß!
 
Klar, beim T1 geht das hoch und besonders das runter mit dem BZ viel schneller als beim T2 aber das ändert nichts daran, daß nur die körpereigene Korrektur beim T2 notwendig ist. Gyuri ist wie ich der Meinung, das im Nachhinein ein hoher BZ kein Grund zur Panik ist weil die Betazellen früher oder später den normalen BZ wieder herstellen. Vielmehr sollte jeder aus dem vorher gemachten Fehler lernen und vor der nächsten Mahlzeit diesen (Schätz-)Fehler vermeiden.

Auch wenn ein Häuptling der Meinung ist, T2 bekommen erst Insulin wenn ein Sekundärversagen diese Regelung verhindert sehe ich das etwas anders Das darf aber jeder so sehen wie er will.
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Andi am Oktober 30, 2019, 12:54
... Wer das Risiko kennt darf es natürlich gerne tun also darf auch ein T2 gerne korrigieren. Ein T2 kann korrigieren wogegen ein T1 es muß!

So macht die 'Grundeinstellung' IMHO auch Sinn.
Jedoch war ich definitiv verwirrt, dass ein T2 nicht zu korrigieren habe. Daher fragte ich nach.

Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 30, 2019, 13:15
Jedoch war ich definitiv verwirrt, dass ein T2 nicht zu korrigieren habe. Daher fragte ich nach.

So generell stimmt das ja auch nicht, kommt auf den individuellen Diabetiker an. Siehe Gyuris Frau: die kann bis zum Sankt Nimmerlein Tag warten, da tut sich nichts.
Bei einigen aber schon, wenn auch langsamer.

Wobei es da auch unterschiedliche Sichtweisen gibt: die einen sagen "warten, bis der Körper es selbst reguliert" und die anderen sind dafür, da schon früher einzugreifen, um die Sekretionslast der Betazellen zu senken (und somit deren restlichen Lebenszyklus zu verlängern/erhalten).

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: ralfulrich am Oktober 31, 2019, 08:56


 (und somit deren restlichen Lebenszyklus zu verlängern/erhalten).


Kommt eben drauf an ob ein T2 länger leben will oder nicht...  :zwinker:

Grüße
Ralf
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 31, 2019, 10:12
(und somit deren restlichen Lebenszyklus zu verlängern/erhalten).

Kommt eben drauf an ob ein T2 länger leben will oder nicht...  :zwinker:

Ich denke nicht, dass man das in Relation setzen kann á la "korrigiere mit Insulin und du lebst länger".

Restsekretion vorausgesetzt wird sich das auch ohne externe Korrektur irgendwann einpendeln. Aber die Betas eines DM2 stehen ja je nach Phase auch schon unter teils erheblicher Last. Und das hat zwei weniger schöne Folgen:

Und davon abgesehen: wenn die Nierenschwelle überschritten ist, rennt man häufiger zur Toilette (was ich auch nicht als Zuwachs an Lebensqualität ansehen würde)

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: ralfulrich am Oktober 31, 2019, 17:01
Bei mir pendelt sich ohne Insulin ein BZ Nüchternwert von ~160 mg/dl als Glucose-Toleranzschwelle ein.
Soll ich das jetzt so akzeptieren und auf Korrekturen verzichten?

Grüße
Ralf
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Joerg Moeller am November 01, 2019, 12:02
Bei mir pendelt sich ohne Insulin ein BZ Nüchternwert von ~160 mg/dl als Glucose-Toleranzschwelle ein.

Sorry, ich verstehe nicht, was Du mit Glucose-Toleranzschwelle meinst?

160 als NBZ wäre mir zu hoch. Ich würde da maximal 110 anpeilen.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Gyuri am November 01, 2019, 12:34
Och… ich kann mich schwach an Schulungen erinnern in denen wir gesagt bekamen, dass 180mg/dl postprandial noch in Ordnung seien.
Falls jetzt ralfulrich einen Wert VOR dem Essen meinte, hielte ich 160 auch für viel zu hoch.

Für mich stellt das aber auch noch keinen Grund dar, korrigierend einzugreifen … wenn es ein Einzelfall wäre. Wäre zu diesem Ereignis/Zeitpunkt der Mittelwert/Median über 7 Tage so hoch, würde ich sehr wohl etwas unternehmen diesen "Nüchtern"-Wert zu reduzieren.  :ja:

Nachtrag:
Das müsste aber nicht zwingend bedeuten, dass ich an der Bolusschraube drehen würde.
Entweder würde ich sorgfältiger die KE schätzen und/oder vielleicht bewusst die vorangegangene Mahlzeit verringern. Meinen fixen Faktor würde ich erst nach längerer Beobachtung verändern.
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: ralfulrich am November 01, 2019, 14:54
Die Eckpunkte für Nüchternglucose und Glucosetoleranz:

https://www.diabetes-deutschland.de/archiv/archiv_1955.htm

Da ein T2  immer  mit einer gestörten Glucosetoleranz  einhergeht ist die Verwendung von Korrekturinsulin angezeigt, um möglichst schnell wieder in den Normalbereich zu gelangen.

Aber das gehört ja eigentlich nicht hierher...

Grüße
Ralf
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Gyuri am November 01, 2019, 16:26
(…)

Aber das gehört ja eigentlich nicht hierher...

Grüße
Ralf
Ich meine schon!
Der Bolusrechner, von dem hier die Rede ist, ist für alle nur eine von mehreren Möglichkeiten der Korrektur. Und es darf schon mal laut nachgedacht werden, ob es für T2 nicht auch einfachere Hilfen als den Bolusrechner geben könnte.

Zitat
… ist die Verwendung von Korrekturinsulin angezeigt, um möglichst schnell wieder in den Normalbereich zu gelangen.
(…)
"Korrekturinsulin" ist nur eine von ganz vielen Möglichkeiten für T2 - hingegen für T1 neben einer Regulierung der Kohlenhydrate und Sport so ziemlich der einzige Regulator in beide Richtungen.
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Gyuri am November 01, 2019, 16:44
Die Eckpunkte für Nüchternglucose und Glucosetoleranz:

https://www.diabetes-deutschland.de/archiv/archiv_1955.htm
(…)
Du zitierst aber hier etwas, was mit dem FSL so nicht beobachtet wird. Es geht hier nur um die Betrachtung der "Nüchtern-Zuckers". Und es werden aus statistischen Beobachtungen neue Grenzwerte bestimmt, die dann mehr oder weniger passen sollten. Wenn du vor dem Essen aber etwas zur Korrektur nachspritzt, versuchst du genau genommen, begangene Fehler bei der letzten Mahlzeit hinterherzuspritzen. Den Nüchternwert kannst du im Nachhinein nicht mehr korrigieren und ob der Korrekturwert (der bei der letzten Mahlzeit hätte genommen werden sollen) für die anstehende Mahlzeit richtig wäre ist fraglich. Falls es dennoch klappt, hast du nur gewissermaßen an der Basalrate manipuliert. Dafür gäbe es aber andere Strategien.
Zielführende Korrektur des Bolus kann nur so statt finden, dass man aufgrund vergangener Messungen versucht, die gleichen Fehler nicht noch mal zu begehen.

Was du da versuchst, ist durch (ewiges) Steuern eine funktionierende Regelung zu erzielen.
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Floh am November 01, 2019, 17:05
So Grundsatzdiskussionen finde ich gut. Lerne ich was neues.

Zitat
"Korrekturinsulin" ist nur eine von ganz vielen Möglichkeiten für T2 - hingegen für T1 neben einer Regulierung der Kohlenhydrate und Sport so ziemlich der einzige Regulator in beide Richtungen.

Ich würde hier gerne sauberer auftrennen. Für T1 gibt es in Richtung "niedriger Blutzucker" Insulin und Sport (wenn zumindest etwas Insulin vorhanden ist). In Richtung "höherer Blutzucker" gibt es unglaublich viele Möglichkeiten, aber Kohlenhydrate sind in der Tat einer davon.

Was für Optionen Richtung "niedriger Blutzucker" gibt es für T2 denn noch?

Zitat
Den Nüchternwert kannst du im Nachhinein nicht mehr korrigieren und ob der Korrekturwert (der bei der letzten Mahlzeit hätte genommen werden sollen) für die anstehende Mahlzeit richtig wäre ist fraglich. Falls es dennoch klappt, hast du nur gewissermaßen an der Basalrate manipuliert. Dafür gäbe es aber andere Strategien.

Puuh. Das halte ich für falsch es passt aber hier gerade hervorragend hin, weil es ja ursprünglich um das FLS2 ging. Den Nüchternwert kann man natürlich durch einen Bolus nachts korrigieren. Weil es so wahnsinnig viele Optionen gibt warum der BZ nachts ansteigt (aber "falsch berechnet" natürlich eine relativ wichtige ist), ist der Korrekturbolus nach dem Abendessensbolus schon wichtig. Bei einem Essen zwischen 6 bis 8 ist die Insulinwirkung gegen Mitternacht vorbei. Da bleiben noch sehr viele Stunden bis zum Aufstehen.
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Andi am November 01, 2019, 18:17
Der Bolusrechner, von dem hier die Rede ist, ist für alle nur eine von mehreren Möglichkeiten der Korrektur. Und es darf schon mal laut nachgedacht werden, ob es für T2 nicht auch einfachere Hilfen als den Bolusrechner geben könnte.

Unbedingt :-)
Würde es denn nicht Sinn machen, dafür einen eigenen Fred aufzumachen  :gruebeln:

Es gibt wohl Unterschiede zwischen T1 und T2, aber auch Gemeinsamkeiten, die zur Therapie gehören, wenn wir hier von insulinpflichtigen Diabetikern reden.

Ob man sich nun an eine Tabelle hält die der Arzt ausgetüftelt hat, oder diese Tabelle selber erstellt, weil die Erfahrung dazu schon da ist, ist dann egal.
Auch eine Software, die von einem Istwert zu einem Zielwert führt, wäre eine Möglichkeit.
Ich habe eine Korrekturregel, wo 1IE den BZ um 10mg/dl senkt. Ich weiß aber auch, dass es am Nachmittag empfindlicher ist. Auch weiß ich bei mir, daß die Regel stärker/heftiger eingesetzt werden muss, wenn der hohe Wert schon länger besteht (Von Morgens an bis zum Nachmittag, wenn ich nicht ans Kontrollieren dachte).

Ich denke, dass lässt sich an dieser Stelle fast beliebig fortführen  :ja:
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Gyuri am November 01, 2019, 18:55
Tut mir leid - ich habe jetzt ewig an dem Beitrag geschrieben (Zwischendurch gekocht und gegessen)
So habe ich Andis Beitrag verpasst.  :rotwerd:
Ich weiß nicht, ob es eine passender Überschrift gibt, da es für mich immer noch um den Bolusrechner als solches geht.
Ich füge mich aber gern der Moderation.


(…)
Was für Optionen Richtung "niedriger Blutzucker" gibt es für T2 denn noch?
(…)
Gerade beim T2 sollte man nicht ausschließlich auf Insulin bauen, obwohl ich auch meine, dass das die beste Option ist.
Es fängt erst mal mit Sport an. Dann gäbe es die Reduktion von Kohlenhydraten und/oder erhöhung von Balaststoffen (Stichwort: Hafertage :super: )
Dann habe ich mit Trulicity schon große Fortschritte erzielt. Meine Frau nimmt Viktoza und hat auch Erfolge.
Und nicht zu vergessen Metformin, was die allermeisten T2 bekommen.
Dies alles hat direkt oder indirekt mit Gewichtsabnahme zu tun.

T2 könnten auch nur Tabletten + Basalinsulin bekommen und erfolgreich "nach unten" korrigieren.

Alle diese Starategien haben nebenbei den Vorteil, dass man nicht so intensiv den Zucker messen muss. Warum? Na ganz einfach, weil da nicht so sehr mit schnellem Insulin eine Glukose-Achterbahn gefahren wird. Ich meine dazu eben, man kann mit der Reaktion auf jede kleine "Unstimmigkeit" des Messgerätes vollkommen überreagieren und damit ein übles Auf und Ab provozieren. Seien wir T2 dioch froh, dass wir vieles können was T1er nicht können bzw, was bei denen nichts bringt und lassen als T2 lieber die Finger von Strategien, die für T1 ersonnen wurden. Das sind zwei verschiedene Krankheiten und ein T1 käme wohl z.B. nie auf die Idee Metformin zu schlucken.
Btw: Hafertage soll auch bei einigen T1er Erfolge erzielen, sgte man uns in Bad Mergentheim.

Zum nachfolgenden Schreiben:
Erst mal sind wir zu 100% noch beim Thema "Bolusrechner im FSL"  :zwinker:
Was aber "Bolus" betrifft, verstehe ich in erster Linie das Spritzen unmittelbar vor dem Essen. Schnelles Insulin heißt nicht zwingend Bolus. Man kann auch in vielen kleinsten Injektionen mit schnellem Insulin die Basalversorgung sichern. Mit Pumpen wird das gemacht.
So ist eine nächtliche "Korrektur" gegen den Gupf am Morgen kein Bolus - jedenfalls nicht für mich.
Bei mir (und bei meiner Frau ebenfalls) wurde erfolgreich versucht, einen anderen Zeitpunkt fürs Basalinsulin zu finden Das ging rech einfach, weil sich mit FSL herausstellte, dass es bei uns keinen Gupf gab. Wir spritzen jetzt Basalinsulin in der Früh und haben einen günstigeren Verlauf über den Tag.  :wech: Einen kleinen Gupf gibt es bei uns aber dann doch wie wir durch FSL wissen. So spritzen wir gegen 6 Uhr nicht nur Basal sondern auch eine kleine Dosis schnelles Insulin (aber nicht als Bolus) Frühstück gibt es erst gegen 10 Uhr (na ja, wir sind in Rente) Da ist der Hügel von ca. 7 Uhr längst Geschichte und wir können passend zum Frühstück den Bolus spritzen.
Wie das jetzt mit dem Bolusrechner im FSL aussähe kann ich nicht sagen. Ich will nicht als Versuchskaninchen eine Strategie ausprobieren von der ich überzeut bin, dass sie bei uns nicht funktioniert.
Zum Glück habe ich auch kein "Fachpersonal" im Nacken, das mein FSL2 so einstellt, dass ich mit dem Bolusrechner gegen meinen Willen arbeiten müsste.
 :patsch:


 :zwinker:
Titel: Re: FSL2 Bolusrechner
Beitrag von: Joerg Moeller am November 04, 2019, 13:27
Vielleicht hilft das hier ja, den Begriff "Bolus" zu erklären: https://flexikon.doccheck.com/de/Bolus

Da ist es dann egal, ob es ein Mahlzeiten- oder ein Korrekturbolus ist. Die sollen beide schnell wirken.

Viele Grüße
Jörg