Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Schäden und ihre Folgen => Thema gestartet von: Lies am August 06, 2011, 01:15

Titel: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Lies am August 06, 2011, 01:15
nachdem ich lange nach einem passenden Thema gesucht habe, stelle ich fest, diese Folgeerkrankung scheint hier zum Glück keine große Rolle zu spielen.

Ich fand also auch kein bereits laufendes Thema das die Medikamentierung bespricht. Darum geht es mir aber, ich benutze Lyrica und mit mehr oder weniger Unbehagen, es nimmt mir zwar die Schmerzen in den Füßen, scheint aber Nebenwirkunen zu haben, die massiv sind.

Eigentlich suche ich also ein anderes gängiges Mittel gegen chronische Schmerzen, die weder Gewichtszunahme noch Atembeschwerden verusachen.
Gibt es dazu hier Erfahrungswerte??
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Yvonne am August 06, 2011, 09:33
Versuch es mal mit Gabapentin... Wir nutzen es in der Klinik bei Tumorschmerzen mit großem Erfolg.. Ich selber bekomm es nach der Schultersteife schon länger ( in Kombination mit regelmäßiger Krankengymnastik) und habe keine Nebenwirkungen.. Unter Lyrica war ich immer sehr müde, aber mit Gabapentin ist das viiiel besser....
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Lies am August 06, 2011, 09:47
Danke Yvonne, Du bist die Zweite, die mir das Mittel empfiehlt.

Am Montag ist Arztbesuch fällig, dann werde ich das einbringen.

Lies
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: sonrisa am August 07, 2011, 18:01
Hallo Lies,

mir hat lange Zeit Amitryptilin (ist ein Antidepressivum) sehr gut geholfen. Jetzt darf ich es leider aus anderen Gründen nicht mehr nehmen.

lg
Hella
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Lies am August 07, 2011, 23:04
Danke Hella

Ich werde beide Mittel anfragen, denn es ist sehr wichtig herauszufinde, wie sie sich mit dem vertragen, was ich sonst noch so nehmen muss, da werden wir dann wohl auf die Suche gehen müssen mein Arzt und ich.

Lies
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: johann am August 09, 2011, 10:33
Hallo „polyneuropathische“ Leidensgenossen,

bei mir wurde vor etwa 10 Jahren eine diabetische periphäre Polyneuropathie(PNP) mit Schmerzen und  Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Pelzigkeitsgefühl und Taubheit in den Füßen neurologisch diagnostiziert.
Da PNP eine progrediente (fortschreitende) chronische Krankheit ist, weiteten sich die Beschweren bei mir auf Beine, Schultern, Hände und Arme aus.
Man sagt, die längsten Nerven sind am ehesten betroffen.

Mein Diabetes (Typ unklar) wurde seinerzeit mit oralen Antidiabetika, für meinen Hausarzt zufriedenstellend (HbA1c um 6%) behandelt. Ein Diabetologe sagte mir jedoch, dass meine postprandialen Peaks ( um  200 mg/dl) bei diabetischer PNP
zu hoch seien und gesenkt werden sollten. Er verordnete mir Insulin. Nach 2 Jahren gar eine Insulinpumpe wegen schwerer PNP.
Medikamentös konnte die PNP bis dahin nicht zufrieden stellend behandelt werden.
Ich nahm anfangs trizyklische Antidepressiva und erhielt regelmäßig Infusionen mit Alpha Liponsäre. Vollkommen vergeblich. Einen leichten Ansatz von Wirkung zeigte das Antiepileptikum Gabapentin. War aber nicht von Dauer.

Erst mit der Insulinpumpenbehandlung bescherte ich mir selbst echt normnahe Blutglukosewerte (regelhaft Werte unter 150 mg/dl). Ich habe nun seit einigen Jahren HbA1c-Werte im unteren 5-er Bereich und was für mich das Wichigste ist:
Erträgliche  PNP-Symptome. An Medikamenten nehme ich ein leichtes Langzeitopioid, Tramal long retard und Benfotiamin(Vitamin B1).

Eine regelhaft normnahe Blutzuckerführung  ist m.E. die Voraussetzung jeglicher erfolgreicher PNP-Behandlung. PNP ist leider noch nicht heilbar, aber kann  ganz gut ausgebremst werden, wenn denn der Diabetes die Ursache ist. Die Palette der heute verordneten Medikamente
( Antidepressiva, Antiepileptika, Analgetika) sind mehr oder weniger  Versuche, die Symptome zu lindern. Das optimale Medikament mit Hilfe eines guten Arztes zu finden, kann sehr langwierig sein.
Oftmals führt auch nur die Kombination mehrerer Wirkstoffe zum Erfolg.




Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Lies am August 09, 2011, 11:20
Das war umfassend Johann...Danke

Danach wäre nur eine Pumpe die Rettung vor all den Tabletten, die alle Neben-und Wechselwirkungen haben.

Frage: Würdest Du die auch noch empfehlen, wenn der Diaetiker bereits 77 Jahre alt ist und Diabetes nicht die einzige Krankheit?

Ich bin in dem Alter, in dem man abwägt, was lohnt sich noch und was sieht danach aus, dass man eher an Alterskrankheiten den Löffel abgibt, anstatt an Diabetes.

Du siehst, ich bin Realistin:-))

Lies

Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: die_mone1 am August 09, 2011, 11:54
mal von den Folgeerkrankungen oder Medikamenten und Sinn und Zweck einer Pumpe abgesehen, bin ich grundsätzlich der Meinung, dass da halt einfach ein bisschen Technik dahinter steckt und ich einfach so dreist bin zu sagen (Erfahrung im persönlichen Umfeld) dass man ab nem gewissen alter nicht mehr fit genug ist.
Bei dir hab ich den Eindruck allerdings nicht und denke dass du definitiv auf Zack bist und wenn die Pumpe wirklich so nützt, schon einen Sinn hat. Man müsste halt anhand einer Probezeit rausfinden, ob du damit klarkommst
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Joerg Moeller am August 09, 2011, 11:56
Ich schließe mich Mone da an. Wichtig für eine erfolgreiche Pumpentherapie ist weniger das körperliche, als vielmehr das geistige Alter. Und da bist du aus meiner Sicht noch meilenweit von 77 entfernt!

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Lies am August 09, 2011, 12:36
Die Einschätzuing meiner geistigen Fitness ist ja erfreulich...grins

Jörg, Du bist doch nicht etwa im Literaturbetrieb unterwegs und meiner ebooks bei Amazon und Apple ansichtig geworden??

Man weiß ja nie, wer die Internetaktivitäten der anderen Mitglieder kennt.
So gesehen bin ich mehr als *unterwegs* das bedeutet, die Füße und Knie haben zwar erkannt, dass Alter nichts für Feiglinge ist, aber der Kopf weigert sich dieser Einsicht (noch) .

Lies
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: sonrisa am August 09, 2011, 14:53
Hallo Lies,

bei mir ist die PNP aufgetreten nachdem ich mich jahrelang überhaupt nicht um meinen Diabetes gekümmert habe. Seit ich meine Werte verbessert habe (HBA1c so um 7) hat sich die PNP allerdings nicht weiter verschlechtert, sie ist am Anfang sogar etwas besser geworden.
Zur Zeit nehme ich auch ein Opiat (Targin) gegen die Schmerzen, Ich brauche das Opiat allerdings auch für meine Rückenschmerzen (schlage quasi 2 Fliegen mit einer Klappe  ;D).

Meine PNP habe ich übrigens seit ca. 14 Jahren.

Ich drücke dir die Daumen, dass du ein geeignetes Mittel findest!

lg
Hella
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Lies am August 09, 2011, 16:15
Hallo Hella

Das beruhigt mich dann ja wieder leicht, dass Du Deine PNP schon so lange hast und niemand etwas an Dir amputieren wollte. :banane:

Mein Hausarzt war heute hier und wir haben besprochen, dass ich mich also aus Lyrica ausschleiche, stattdessen erst mal eine erhöhte Cortisongabe nehme wegen all der Nebenwirkungen, die Lyrica hatte. Das ist dann eine Art Cortisonstoß über drei mal drei Tage und dann werde ich mich in Gabapentin einschleichen.

Alles etwas kompliziert, weil Lyrika auch enorme Hautreaktionen ausgelöst hat, es war höchte Zeit das Zeug los zu werden und die Haut mit Cortison zu beruhigen.

Hoffen wir also das Beste

Lies
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Nedingsnäs am August 09, 2011, 18:10

Das beruhigt mich dann ja wieder leicht, dass Du Deine PNP schon so lange hast und niemand etwas an Dir amputieren wollte. :banane:



Hallo Lies,

wie soll denn eine Amputation bei einer PNP helfen? ODer ist das so gemeint, dass die PNP als Folge Verletzungen herbeiführen kann, die dann letzten Endes in einer Amputation enden?

Liebe Grüße
Nedingnäs
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Lies am August 09, 2011, 20:09
Zitat
ODer ist das so gemeint, dass die PNP als Folge Verletzungen herbeiführen kann, die dann letzten Endes in einer Amputation enden?

Genau das ist gemeint.

Lies
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: johann am August 10, 2011, 10:44
Hallo Lies,

wie schon von anderen geschrieben, nicht die 77 Jahre sind das Kriterium,
noch mit einer Insulinpumpe zurecht zu kommen, sondern die persönliche geistige Fitness. Ich gehöre auch schon zum Club der Siebziger.  :D
Ob eine Therapie sich noch lohnt, ist sicher auch nur sekundär. Niemand kennt den Endpunkt.

Die kontinuierliche Infusionstherapie mit einer Insulinpumpe ist zwar optimal zur Erzielung eines gleichmäßigen normnahen Blutzuckerverlaufs,
aber viele erreichen dies auch zufriedenstellend mit der ICT.
Es muss also nicht immer eine Pumpe sein.
Hauptsache "gut eingestellt".

Zur "Medikamentenfindung" viel Glück!



Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Lies am August 10, 2011, 11:07
Hi Johann

Ich sehe das auch so, obwohl ich im Moment infolge einer umfassenden Medikamentenveränderung Probleme mit dem ICT habe, aber ich kriege das schon wieder hin.
Ich muss nur von der Insulinmenge runterkommen, mit der ich versuche die Spitzen zu drücken.

Das ist das Übel mit der Mehrfacherkrankung..

Gruß Lies
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Llarian am August 10, 2011, 14:30
Ich sehe das auch so, obwohl ich im Moment infolge einer umfassenden Medikamentenveränderung Probleme mit dem ICT habe, aber ich kriege das schon wieder hin.
Wenn Du die Cortisondosen bekommst, wird sich das noch  - vorübergehend - verschlimmern. Es gibt Schemata zur Anpassung der Insulindosis bei Cortison, die sind aber für Typ1, ich weiß nicht, wie weit die für Typ2 übertragbar sind.

Grüße
Anja
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Lotte am August 30, 2011, 10:41
ich habe seit 32 Jahren Typ 2 Diabetes . Seit mehreren Jahren leide ich unter einer polyneuropathie . Ich habe keiner
lei gefühl mehr in den Füßen . Schmerzen weniger , nachts manchmal in kurzen Abständen einen stechenden schneidenen Schmerz und ein zucken im Fuß . Ich könnte dann wahnsinnig werden. Ich nehme schon Jahre
Gabadentin und jetzt zusätzlich Milgamma ein Vitamin speziell für die nerven. Bei mir hat es jetzt geholfen.
       Ich habe jetzt nur ein anderes Problem . Durch die Polyneuropathie habe ich Gleichgewichtsstörungen und kann keine Treppe mehr frei runtergehen muß mich immer festhalten . Ich knicke aus unerklär,lichen Gründen um. <Den linken Fuß habe ich mir schon einige male gebrochen und letztes Jahr den linken Ellenbogen. Z.Zt. bin ich wieder
in Gips und habe einen klomplizierten Fraktur an den Zehen .

Ich trage schon Diabetikerschuhe , ich will mal sehen , ob ich Stiefel bekomme um einen besseren Halt an den Knöcheln zu bekommen. Oder weiß jemand einen anderen Rat ?
Liebe grüße
Lotte





Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Joerg Moeller am August 30, 2011, 11:08
Ich trage schon Diabetikerschuhe , ich will mal sehen , ob ich Stiefel bekomme um einen besseren Halt an den Knöcheln zu bekommen. Oder weiß jemand einen anderen Rat ?

Man könnte es auch mit einer Aircast-Schiene versuchen: http://www.ormed-djo.de/de/produkte/orthopaedietechnik/sprunggelenk/index.php

Die ist ja extra dafür konzipiert, daß man nicht umknickt. Sprech doch mal mit deinem Arzt/Orthopäden darüber.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Llarian am August 30, 2011, 15:07
Ich knicke aus unerklär,lichen Gründen um.
Peroneus-Lähmung? Was sagt denn Dein Neurologe?

Grüße
Anja
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Lotte am August 31, 2011, 10:14
hallo Jörg ich danke für den Tipp. Sobald ich wieder mobil bin ,werde ich mit meinem Orthopäden mal sprechen.
das Umknicken kann ich mir nicht mehr erlauben . Ich lebe jetzt alleine , da wird für mich alles viel schwieriger.
Viele grüße
Lotte
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Joerg Moeller am August 31, 2011, 11:53
Ich knicke aus unerklär,lichen Gründen um.
Peroneus-Lähmung? Was sagt denn Dein Neurologe?

Eine PNP kann ja auch motorische Auswirkungen haben, da wundert es mich nicht daß es zum Umknicken kommt.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Llarian am August 31, 2011, 13:37
Eine PNP kann ja auch motorische Auswirkungen haben, da wundert es mich nicht daß es zum Umknicken kommt.
Genauso sensorisch. Wenn die Ia-Fasern keine Rücmeldung über die Stellung der Gelenke liefern, kann das Kleinhirn die Bewegung nicht koordinieren.
Wo der Ausfall liegt (sensorisch/motorisch/beides, welche Nerven und Innervationsgebiete) kann ein Neurologe messen und Hilfen geben, wie man damit im Alltag umgeht. z.B. kann man beim Physiotherapueten lernen und trainieren, wie man sich bei Einschränkung dieser nervalen Rückmeldungen  trotzdem sicher bewegt.

Grüße
Anja
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Joerg Moeller am August 31, 2011, 14:03
Genauso sensorisch. Wenn die Ia-Fasern keine Rücmeldung über die Stellung der Gelenke liefern, kann das Kleinhirn die Bewegung nicht koordinieren.

Danke, daran hatte ich gar nicht gedacht.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: diabetische Polyneuropathie
Beitrag von: Lotte am November 25, 2011, 10:44
Im August schrieb ich über meine Polyneuropathie und meinem klomplizierten Bruch am Fuß. Nun bin ich immer noch nicht mobil. Meine Maßschuhe bekomme ich nun am 16.12.. Mein Fuß ist immer noch geschwollen , so daß ich noch keine Schuhe anziehen kann. Inzwischen habe ich mitbekommen , daß es sich um einen " Charcot Fuß " handelt ,
infolge der Polyneuropathie,
Nun habe ich eine ambulante Reha hinter mir. Nun muß m,an sich mal vorstellen , ich bin 80 Jahre , gut 3,5 Monate
zu Hause fast nur gelegen mit Gips und Zinkverbänden und bekam nun ein Mammutprogramm 6 - 8 Anwendungen
am Tag . Ich erwähnte das mal beim Arzt , aber es änderte sich nicht viel . Die Lymphdrainage hat sehr gut getan ,
mußte auch darum kämpfen. Am Schluß war ich vollkommen erschöpft und brauchte einige Tage Erholung.
Es ist für mich niccht einfach , zumal ich alleine lebe. Meine Söhne können nicht ständig bei mir sein.
Ich wollte das nur mal berichten was aus einer Polyneuropathie werden kann, wenn man nicht sehr aufpaßt.
Nun ich habe den Diabetes jetzt 32 Jahre.
Einen schönen 1 Advent
Lotte