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Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Floh am Juni 06, 2019, 09:37

Titel: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am Juni 06, 2019, 09:37
Siehe oben. In meiner allernächsten Zukunft darf meine Schulter in Cortison baden (also innen, nicht außen). Mein uraltes Bookmark zu einer Teupe-Korrekturregel geht nicht mehr, ich bin grad aufgeschmissen.

Hat einer von euch eine praktische Anleitung zur Hand - oder ist einer der vielen Cortison-Insulin-Rechner besonders zu empfehlen?

Der hier http://www.alexeberth.bplaced.net/wordpress/insulindosisanpassung-bei-cortison/ behauptet auf dem Teupeschen Regelwerk zu beruhen.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 06, 2019, 10:33
Was genau meinst Du damit: wird das Gelenk mit Cortison gespült?Dann ist das keine systemische Anwendung (die ist es nur, wenn man Tabletten/Infusionen kriegt), sondern eine topische. Und da kann es im Höchstfall sein, dass ein paar Tropfen ins umliegende Gewebe gelangen.
Ich hatte das vor ein paar Jahren selber (wegen eine "Frozen Shoulder") und auf meinen BZ hat sich das nicht ausgewirkt (ist eben topisch, also in etwa so, als wenn man sich Cortisonhaltige Salbe auf die Haut aufträgt).
Ich hatte für die Dauer der OP meine Pumpe gestoppt (war dem Anästhesisten lieber so; der wollte meinen BZ dann per Insulinperfusor steuern) und kam nach der OP bei 200irgendwas raus. Simple Korrektur gepumpt und dann war alles wieder in Ordnung.
Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am Juni 06, 2019, 11:36
Okay, Grundbeschreibung war zu flapsig. Nein, eine Schleimbeutelentzündung soll durch Cortisonspritze behandelt werden. Der Orthopäde sagte, das wäre einer der Fälle, der sich auf den Blutzucker auswirkt. Konnte aber nicht direkt helfen, was die Insulinmengen anging.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 07, 2019, 11:44
Du hast Post :)
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am Juni 12, 2019, 07:10
Also, ich hab das mal ausprobiert.

Schön ist was anderes, aber so Gelenkinjektionen kann man auch mal machen. Muss man nicht unbedingt, aber geht. Ob's jetzt was geholfen hat oder nicht ist noch offen, hier aber auch nicht Teil der Beschreibung.

Der Blutzucker hingegen, der darf mitspielen. Mein Orthopäde war informiert. Hat selbsttätig darauf hingewiesen, dass bei der Injektion von Cortison in den Schleimbeutel mit Blutzuckeranstieg zu rechnen ist. Die Arzthelferin hat noch einmal nachgefragt, ob ich denn wirklich Insulin spritzen muss und dann betroffen geschaut. Alles gute Anzeichen. Sie haben mir dann die beiden Medikamente (ein Schmerzmittel bekommt man da auch - cool. Beeindruckt den Blutzucker aber scheinbar nicht) gebracht und ich durfte mir alles abschreiben was ich wollte. Das ist nett.
Auch nett: Der Cortisonhersteller kennt seine Pappenheimer auch schon und hat die Äquivalenzdosis eines "Typs" Cortison auf die Verpackung gedruckt. Das ist genau der Teil, den der Internetrechner (siehe oben) haben will.

Der sagte dann: ~15% der Tagesgesamtdosis 3 Stunden nach Cortisoninjektion, ~10%dTGD nach 6h. Schön, dass ein modernes Telefon mir nicht nur die Alarme auswirft, sondern auch noch einen Text dazu. Kann man die Dosis schön mit reinschreiben, dann muss man nicht zwei mal am Tag denken. So was mache ich erstens nur an hohen Feiertagen und zweitens war ich nach 6h im Supermarkt und hatte was anderes im Kopf.

Ein wenig komisch ist es. 15% meiner TGD würden den Blutzucker um entspannte 300 mg/dl senken. Bei einem Startwert von 103 mg/dl ein etwas komisches Gefühl. Hat dafür hervorragend geklappt. Im Lauf des Nachmittages Blutzucker leicht gesunken (~80 mg/dl 1,5 Stunden nach Insulin). Das passt schon. Nichts, was ein Kaffee nicht retten kann.

Spannend ist es trotzdem, weil die relativ hohe Dosis ja die Resistenz bekämpft. Diese also nicht auftritt und deswegen der nachmittägliche Sport nicht durch einen praktische Resistenz aufgehalten wird. Und ich halt mit dem Radl nach Hause muss und trotzdem noch Restbolus im Blut habe. Das war jetzt nicht ganz so toll - Unterzucker versuche ich ja eher zu vermeiden.

Also: Zusammenfassung: Internetrechner geht. Arzt liefer alle Infos die man braucht. Bolus klingt zwar hoch, klappt aber. Es steht aber eine riesige Insulinmenge im Blut zur Verfügung, die bei Sport immer noch einschlägt wie Bombe. Eher keinen Marathon nach Cortison planen.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 12, 2019, 12:25
Danke für die tolle und anschauliche Beschreibung. Den Beitrag werde ich dann in Zukunft weiterempfehlen, wenn jemand nach dem Stichwort "Cortison" fragt! :super:
Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am Juni 12, 2019, 14:00
Freut mich, dass meine Selbstversuche nützlich sind.  :)

Was mir noch methodisch fehlt ist eine Unterscheidung welches Cortison sich auf den BZ auswirkt. Ich bin da (dieses Mal) angenehm überrascht, weil mein Orthopäde selbstständig was gesagt hat. Aber auch in unserer Diskussion (also @Jörg) war ja noch nicht direkt klar, ob das für Schultergelenke auch stimmt.

Ich bleibe (für mich) erst mal bei der Einstellung: Bei jeder Gabe den Arzt noch einmal ausdrücklich befragen. Zur Not mit dem Hinweis "ich bin insulinpflichtiger Diabetiker, muss ich Auswirkungen erwarten". Das sind Profis, die können das. Nur kann ich mir auch vorstellen, dass es mal einer vergisst. Menschen und so.. kommt vor.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: ralfulrich am Juni 12, 2019, 14:07
Da gibt es noch ein PDF von Chrosteks Seiten für Schema Kortison... :gruebeln:

Grüße
Ralf
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am Juni 12, 2019, 14:35
Nur, wenn man so schlau war es vorher herunterzuladen. Ich bekomme auf Chrostek.de derzeit leider nur ein "Baustelle - die Homepage wurde geschlossen".
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: ralfulrich am Juni 12, 2019, 14:57
Stimmt, Chrosteks Seiten sind geschlossen.
Ob ich das PDF hier einstellen darf... :gruebeln:

Was meint Jörg dazu?

Grüße
Ralf
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 13, 2019, 10:16
Ob ich das PDF hier einstellen darf... :gruebeln:
Besser nicht. Ich hab es Floh auch privat geschickt.
Und was die Auswirkungen von Cortison angeht: man kann da unterscheiden zwischen topische Gabe (auf die Haut, ins Gelenk usw.) oder systemische (wenn das primäre Ziel der Gabe ist, dass das Cortison ins Gefäßsystem übergeht, also Tabletten, i.v. Injektionen und Infusionen).
Auswirkungen auf den BZ hat es nur bei systemischer Gabe. Da sollte man dann - wie dieses Beispiel zeigt - am besten den Arzt fragen, ob er das systemisch oder topisch einsetzt.
Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joa am Juni 15, 2019, 20:57
Hallo beieinander,

ich habe auch mal wieder ein Blick in das Forum gewagt und bin direkt über den Cortison Thread gestolpert.

Matthias hatte sein Material nach Abschalten der Homepage auf Dropbox eingestellt. Da gab es auch einen einfachen Zugang, den ich aber nicht greifbar habe.
Na ja, vielleicht hat er das nun auch eingestellt (mangels Zugriffen?). Ich habe ihn mal angefragt.

Ansonsten findet sich das Cortison-Schema auch unter dem Link:
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/article/375041/schema-insulininjektion-kortikoidtherapie.html (https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/article/375041/schema-insulininjektion-kortikoidtherapie.html)
wo schamhaft verschwiegen ist, dass es sich um das Teupe-Schema handelt.

Unter einem anderen Link findet sich auch noch ein Insulindosisrechner zum Cortison-Schema:
http://www.alexeberth.bplaced.net/wordpress/insulindosisanpassung-bei-cortison/ (http://www.alexeberth.bplaced.net/wordpress/insulindosisanpassung-bei-cortison/)

Wer dort unten auf den Link klickt, landet bei dem ausführlichen Teupe Artikel zum Schema, wie im Insuliner mal veröffentlicht.

... was die Auswirkungen von Cortison angeht: man kann da unterscheiden zwischen topische Gabe (auf die Haut, ins Gelenk usw.)

Da Thema hatten wir schon mal am Wickel. Lt. Auskunft vom Dorfarzt wirkt in Gelenke gespritztes Cortison systemisch, also volle Blutzuckerauswirkung.
Auch retardiertes (verzögertes) Cortison unterscheidet sich nicht relevant in der Handhabung zum Start, kann oder wird aber was länger auf den BZ durchschlagen.
Genauere Angaben hat Teupe da nicht gemacht. Na ja, es war auch nur eine Nachfrage by the way.

Gruß
Joa


Nachtrag: Ups, sehe eben erst, dass letzterer Link schon von Floh im OP erwähnt war.  Vielleicht lässt sich der dortige Rechner auf Plausibilität prüfen, wenn man einmal zu Fuß rechnet und dann Ergebnisse vergleicht? Ich denke jedoch, dass der Eberth-Rechner richtig rechnen wird.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am Juni 16, 2019, 07:38
Der Nachteil an so länglichen Fäden.

Ja, bei meinem Medikament stimmt der Internetrechner mit dem, was mir Jörg aus dem Teupe-Buch sagte überein. Die Kurzzusammenfassung wäre: Arzt Fragen ob wirksam, Medikament erfragen, Internetrechner nutzen, sich an die Angaben des Rechners halten, vermehrt testen (aber der letzte Teil war eh klar, oder)?
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 17, 2019, 10:25
Da Thema hatten wir schon mal am Wickel. Lt. Auskunft vom Dorfarzt wirkt in Gelenke gespritztes Cortison systemisch, also volle Blutzuckerauswirkung.
Wie gesagt: mein Schultergelenk wurde arthroskopisch mit Cortison gespült und auf meinen BZ hat sich das nicht ausgewirkt. So pauschal scheint das also nicht richtig zu sein.
Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joa am Juni 19, 2019, 00:41
Hi Jörg,
Wie gesagt: mein Schultergelenk wurde arthroskopisch mit Cortison gespült und auf meinen BZ hat sich das nicht ausgewirkt. So pauschal scheint das also nicht richtig zu sein.

Interessante Information. Es stellt sich mir die Frage, ob es bei einer Spülung einen Unterschied zu einer Injektion gibt?
Mit Spülung verbinde ich einen Durchfluss, also rein aber auch wieder raus oder hindurch. Würde eine Cortisonlösung durchgespült, also die Lösung auch wieder abgesaugt werden, wäre die Cortisonwirkung wohl tatsächlich nur auf den Gelenkhäuten, somit topisch zu erwarten? Wird Cortison dagegen eingespritzt, dann wird es wohl verbleiben und dann auch systemisch wirksam resorbiert werden?

Gruß
Joa

Aber vielleicht kann Floh ja auch mal berichten, wie seine Gelenkbehandlung BZ-technisch über die Bühne kommt...
Ich für meinen Teil hatte bislang noch nicht das (zweifelhafte) Vergnügen, mich mit Cortison praktisch befassen zu müssen.

Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am Juni 19, 2019, 09:29
@Joa: Tat ich bereits, war aber bisher langweilig (siehe etwas weiter oben: https://www.forum.diabetesinfo.de/forum/index.php/topic,13945.msg368972.html#msg368972 ). Mit den vergleichsweise großen Insulinmengen, die der Internetrechner ausgespuckt hat war mein BZ-Verlauf sozusagen flach. Keine Änderungen, die ich nicht auch normalerweise an einem Nachmittag erwarten würde.

Von daher: ich ergänze, wenn noch jemand an meiner Schulter herumschraubt. Bisher ist aber alles recht einfach (und langweilig und erstaunlich schmerzhaft).
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Juni 19, 2019, 10:57
Ich hab hier noch was gefunden: https://de.wikipedia.org/wiki/Topisches_Arzneimittel
Zitat: "Aber auch eine Injektion in ein Gelenk stellt eine topische (lokale, intraartikuläre) Behandlung dar."
Bei einer Spülung wird sicher ein Großteil der Spüllösung wieder abgesaugt, aber ein Rest verbleibt da doch noch im Gelenk.Ich würde da jedenfalls auf Nummer sicher gehen und es so machen wie Floh: vorher den Arzt fragen, ob sich das auf den BZ auswirkt.
Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joa am Juli 02, 2019, 00:22
Ich hab hier noch was gefunden: https://de.wikipedia.org/wiki/Topisches_Arzneimittel
Zitat: "Aber auch eine Injektion in ein Gelenk stellt eine topische (lokale, intraartikuläre) Behandlung dar."

Da scheint die Definition als "topisch" einen Unterschied zu haben zur Auswirkung, die nicht nur nach Teupes Angabe sondern auch nach der geschilderten Erfahrung von Floh volle Kanne systemisch rüberkommt.

Den behandelnden Arzt vorab zu fragen, ist sicher ein guter Tipp, allerdings sollte man ihn auch zuvor noch fragen, ob er überhaupt einen Plan zu den Auswirkungen auf den Glucosehaushalt hat und wie solche vermieden werden können. Ich fürchte mal, das da nur relativ wenige Orthopäden fit sind.

Wie leider heutzutage auch noch etliche Diabetologen?

Gruß
Joa
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Juli 02, 2019, 11:10
Naja, der bei dem ich damals war hat mich nach dem Schildern der Symptome als erstes gefragt, ob ich Diabetiker bin (weil dieses "Frozen Shoulder" bei Diabetikern fast 5 mal häufiger auftritt als bei Nicht-Diabetikern).

Gute und Schlechte gibt es in jedem Beruf. Aber wenn einer seine Hausaufgaben gemacht hat sollte er schon wissen, wie sich systemisches Cortison auf den BZ auswirkt. Und bei Floh war das ja auch was anderes (Injektion in den Schleimbeutel bei ihm, Gelenkspülung bei mir)

Zitat
...allerdings sollte man ihn auch zuvor noch fragen, ob er überhaupt einen Plan zu den Auswirkungen auf den Glucosehaushalt hat...

Ja, ist eine gute Idee. Man wird in den seltensten Fällen der erste Diabetiker sein, den er behandelt.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am Juli 02, 2019, 18:24
Im Gegensatz zu meinen beiden Vorrednern finde ich den Zusammenhang eigentlich halbwegs einleuchtend. Das scheitert nur daran, dass ich halt keinerlei medizinische Ausbildung habe und nicht weiß, wovon ich rede.

Ich vermute: In meinem Fall (Cortison im Schleimbeutel) ist das System durchblutet und demnach landet alles auch im Blutkreislauf. In Jörgs Fall (Cortison zwischen Knochen 1 und Knochen 2 im trockenen Raum) blutet es wenig und entsprechend wirkt es mehr auf die dort vorhandenen sonstigen Häute/Gewebe/etc.

Demnach würde ein Cortinson-Tampon im Gesäß auf den Blutzucker wirken, ein gemeiner Angriff mit dem cortisonhaltigen Eiszapfen ebenso - wenn mir einer damit die Blase spült wäre ich aber fein raus.

So ... und nun darf ich noch einmal auf Zeile 1 hinweisen. Fragt einen, der sich damit auskennt  ;D
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Juli 03, 2019, 11:59
Demnach würde ein Cortinson-Tampon im Gesäß auf den Blutzucker wirken, ein gemeiner Angriff mit dem cortisonhaltigen Eiszapfen ebenso - wenn mir einer damit die Blase spült wäre ich aber fein raus.

Yep! :ja:

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am Oktober 16, 2019, 20:51
Soderl, die Damen und Herren.

Teil 2 der Cortisonsaga. Diesmal nicht als Injektion, sondern als Tabletten. Hat mich heute morgen kurz aus der Bahn geworfen, weil der Rechner der im ersten Post dieses Fadens verlinkt ist von "Cortison i.v." spricht. Die Tabletten waren naturgemäß nicht i.v.

Der Rechner ist trotzdem richtig. Sehr spannend. Erneut einen Haufen Insulin 3 Stunden nach Einnahme, einen halben Haufen 6 Stunden danach. Blutzucker im Rahmen der normalen Schwankungen i.o. Heute abend nach 20 Uhr (also etwa 14 Stunden nach Einnahme) war keine Resistenz mehr zu bemerken und ich hatte prompt einen kleinen Unterzucker nach dem Abendessen.

Zusammenfassung: Der Rechner ist auch für in Tablettenform eingenommenes Cortison geeignet (zumindest bei Prednosilon - mehr Tests habe ich noch nicht).

Frage an die Runde: Heute war naturgemäß meine Tagesgesamtdosis 20% höher als sonst (das sagt ja der Rechner). Diese 20% sind in Prinzip dafür da, die Resistenz des Cortisons zu bekämpfen. Weiß irgend wer, ob sich damit zusätzlich auch eine Downregulation zu erwarten ist? Dann wird das mit den 30 Tagen Cortison nämlich spannend. Wenn keiner was sagt, kann ich ja in ein paar Tagen panische Daten (mit n=1) liefern.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: guest3322 am Oktober 19, 2019, 23:05
Bin zwar (noch) nicht auf Insulin, aber auch ich hab dauernd wieder mal Probleme mit dem BZ nach den Cortison Spritzen.
Vor 5 Wochen hat mir mein Rückenspezialist sechs Cortisonspritzen ins ISG verpasst um zu beweisen, das mein ISG das noch nicht behandelte Problem ist. In den letzten Tagen kehrt nun wieder so langsam der Normalzustand meines BZ zurück. Hilfe habe ich weder von diesem Arzt, noch vom Hausarzt bekommen.
Als ich dem Hausarzt die SiDiary-Statistik geschickt habe, kam als Antwort:

sieht erschreckend aus - stay cool!

Das Cortisondepot wird sich noch einige Tage bemerkbar machen. Ich würde
aber die etablierte Zuckertherapie nicht ändern, das reguliert sich von
selbst. Vorübergehend erhöhte Werte sind unbedenklich!…
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am Oktober 22, 2019, 09:24
Ich schließe mich Renato an.

Weil das aber ein wenig wenig Information ist, noch meine Zusammenfassung.

Heute sind es sieben Tage mit Cortison in Tablettenform. Ich halte die Behandlung weiterhin für sinnvoll - so ganz umsonst verschreibt es ja keiner. Aber für den Blutzucker ist das alles großer Mist.

Meine Tagesgesamtmengen sind von ~45 I.E. auf nun ~75 I.E. angestiegen - und es reicht immer noch nicht. Der Blutzucker ist permanent zu hoch und Korrekturen wirken praktisch nicht. Mir ist irgendwie schon klar, dass das bedeutet das ich nicht rechtzeitig genug Insulin verabreiche, weil ich in einer permanenten Resistenz schwebe (hey: Vorteil: ich beginne etwas mehr Verständnis für Typ 2 zu entwickeln). Leider fehlt mir derzeit die Zeit den zweiten Weg zu versuchen die Resistenz zu bekämpfen - ich werde heute Abend mal den Wagen anspannen und mit den beiden Viechern durch den Wald rasen. Vielleicht hilft Sport.

Ansonsten: Der Rechner aus dem ersten Post erscheint mir für die längerfristige Tablettenversion nicht ausreichend aggressiv (und _das_ finde ich schon fast bedrohlich). Ich bleibe jetzt für die nächste Woche bei den beiden Bolusgaben und erhöhe zusätzlich die Basalrate um 50%. Mal sehen, ob wir dem nicht beikommen.

Andere Vorschläge nehme ich immer noch gerne, übrigens.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 22, 2019, 12:10
Zusammenfassung: Der Rechner ist auch für in Tablettenform eingenommenes Cortison geeignet (zumindest bei Prednosilon - mehr Tests habe ich noch nicht).

Das war zu erwarten: die genaue Form der Applikation ist dabei gehupft wie gesprungen. Es kommt darauf an, ob das Cortison systemisch angewandt wird, d.h. ob es ins Blutsystem übergeht.

Im Gegensatz zu systemisch steht "topisch", d.h. lokal begrenzte Anwendung, wie z.B. Cremes. Die wirken sich nicht auf den BZ aus. Spritzen ins Gelenk gehören eigentlich auch dazu, aber dabei kommt es doch manchmal zu Auswirkungen auf den BZ. Ich hatte aber auch schon eine Gelenkspülung mit Cortison und das hat meinen BZ nicht im geringsten beeinflusst.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am Oktober 22, 2019, 13:55
Den Teil mit systematisch zu topisch hatten wir schon hier im Faden. Ich war vor allem deswegen überrascht, weil sich der Zeitpunkt nicht ändert.

Ich kenne mich ja nur mit Insulin und Milchkaffee so einigermaßen aus.

Bei einer Injektion i.v. hätte ich bei Cortison eine ähnliche Reaktion erwartet wie bei Insulin. Wirkt praktisch ab Zeitpunkt der Injektion. Die Tabletten zählten für mich eher wie Milchkaffee: erst kauen, dann schlucken, dann irgendwann Resorption. Wenn nun die erste Bolus-für-Cortison-Abgabe 3 Stunden später errechnet wird, hätte ich bei den Tabletten vielleicht etwas später einen Bolus erwartet. Und war fast schon drauf gefasst, dass ich vorher in den Unterzucker rutsche.

Das war zum Glück nicht der Fall.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 22, 2019, 14:06
Bei allem was oral aufgenommen wird, kommt es immer drauf an, wie schnell die Magen-Darm-Passage ist.
Die kann sich ja auch ändern: bei einem leeren Magen oder einem niedrigen BZ geht es schneller, bei vollem Magen, viel Fett oder hohem BZ geht es langsamer.

Und dann kann man als Diabetiker auch eine Gastroparese haben, d.h. da ist die Passage dann sehr verlangsamt. Bei mir schlägt z.B. die Hauptlast des Abendessens von 18-20 Uhr erst nachts gegen 2-3 Uhr so richtig durch. Da würden dann auch Tabletten erst später anschlagen als bei einem, der das nicht hat.
(Gastroparese wird ausgelöst durch eine autonome Neuropathie, d.h. anders als bei einer PNP sind da nur bestimmte Nervenstränge beeinträchtigt)

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: guest3322 am Oktober 23, 2019, 21:37
Aus meiner Sicht ist es viel schwieriger bei DM2 und Tabletten den BZ wieder innert kurzer Zeit auf Normalwerte zu bringen.
Habe ich einen erhöhten Wert, weil ich mal wieder gesündigt habe, kann ich das mit der Ernährung sehr schnell wieder ins Lot bringen.
Bei Cortisonspritzen hilft weder Erhöhung der Tablettendosis, noch die Ernährung umstellen.

Leider werden innerliche und äusserliche Kortisonpräparate noch heute von manchen Ärzten unverantwortlich verwendet. Das "beste" Beispiel sind die wiederholten Kortison-Depotspritzen, die im Frühjahr gegen Heuschnupfen oder auch gegen orthopädische Probleme in den Po oder ins Gelenk gespritzt werden. Siehe: https://www.drbresser.de/behandlungsverfahren/kortison/

Ich musste immer wieder feststellen, dass die Ärzte, wie auch das Pflegepersonal in Spitälern, sich nicht bewusst sind, welche Auswirkungen Cortison bei Blutzuckerkranken haben und wenn man sie darauf anspricht mit Unverständnis reagieren. Noch weniger können Sie zwischen DM1 und DM2 unterscheiden.

Wer Insulin spritzt wird das viel besser und schneller in den Griff bekommen, da er mehr messen muss und die gespritzte Dosis Insulin anpassen kann.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Gyuri am Oktober 23, 2019, 21:45
(…)

Wer Insulin spritzt wird das viel besser und schneller in den Griff bekommen, da er mehr messen muss und die gespritzte Dosis Insulin anpassen kann.
Ja nun,
Wer oder was hindert dich, dir einen Diabetologen zu suchen, der bereit ist, dir Insulin zu verschreiben?

Ich habe vor 21 Jahren nach einem erfolglosen Jahr mit Diät und nach erfolglosen 5 Jahren meiner Frau mit Tabletten-Therapie beschlossen, "einfach" gleich mit Insulin zu beginnen … habe es allen Unkenrufen zum Trotz nie bedauert. Meine Frau machte es mir sogleich nach und war recht froh, von dem Tablettenzeug etwas weg zu kommen…
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 24, 2019, 11:28
Wer oder was hindert dich, dir einen Diabetologen zu suchen, der bereit ist, dir Insulin zu verschreiben?

Sagen wir mal so: wer oder was informiert dich, dass man da den Entgleisungen mit Insulin vorbeugen kann?

Ich kannte mal einen DM2er, bei dem sich der DM2 erst durch eine Cortisontherapie manifestierte. Der war wohl vorher schon in einem prädiabetischem Stadium und dann hat der Cortisonhammer den Stein erst ins Rollen gebracht.

Ich schließe mich da Renato an: wenn Ärzte/Assistenzpersonal schon nicht über die Auswirkungen auf den BZ informiert sind, wie soll man das dann von Lieschen Müller mit Ihrem "Alterszucker" erwarten können?

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: guest3322 am Oktober 24, 2019, 12:00
Zitat
Ich kannte mal einen DM2er, bei dem sich der DM2 erst durch eine Cortisontherapie manifestierte. Der war wohl vorher schon in einem prädiabetischem Stadium und dann hat der Cortisonhammer den Stein erst ins Rollen gebracht.

Ich kenne das auch. Hatte den BZ über 20 Jahre mit mit angepasster Ernährung und etwas Bewegung/Sport ohne Probleme im Griff.
Dann kam ein arger Bandscheibenvorfall, der monatelang mit Cortison behandelt wurde, das war dann der Beginn der Tabletteneinnahme. Nach fünf Rückenoperationen sind die Schmerzen immer noch da und die die Ärzte wissen ja nichts anderes als Cortison zu spritzen. Immer mehr bin ich der Meinung, dass das Gesundheitswesen den Menschen mehr schadet als es nötig wäre.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Gyuri am Oktober 24, 2019, 12:35
Wer oder was hindert dich, dir einen Diabetologen zu suchen, der bereit ist, dir Insulin zu verschreiben?

Sagen wir mal so: wer oder was informiert dich, dass man da den Entgleisungen mit Insulin vorbeugen kann?
(…)
Diese "Information" fehlt mir natürlich komplett. Ich ging aber davon aus, dass Renato durchaus Recht haben könnte, weil man ganz sicher mit Insulin viel feinfühliger auf Extremwerte reagieren kann als mit irgend welchen Tabletten (die nahezu alle höhere Halbwertszeiten haben) … vorausgesetzt man weiß, was man mit Insulin steuert/regelt.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: guest3322 am Oktober 24, 2019, 17:58
Zitat
Wer oder was hindert dich, dir einen Diabetologen zu suchen, der bereit ist, dir Insulin zu verschreiben?

Natürlich hindert mich niemand auf Insulin umzusteigen.
Aber so lange ich mit relativ wenig Tabletten meinen BZ um 6 behalten kann, sehe ich keinen Grund dies zu tun.

In der Schweiz muss jede ältere Person ab 75 (bis vor kurzem ab 70) alle 2 Jahre eine verkehrsmedizinische Kontrolluntersuchung absolvieren, sonst darf er kein Fahrzeug mehr führen. Wird Diabetes festgestellt, muss man das alle Jahre machen und zudem alle nötigen Utensilien im Fahrzeug mitführen. Mein Hausarzt ist da bei dieser Untersuchung sehr kulant und sagt mit einem HbA1c von 6 ist man kein Diabetiker.  ;)
Dass ich immer mehr Mühe habe mit diesen Cortisonspritzen, besonders wenn man noch Depots anlegt, ist mein Problem.

Da hier fast alle Teilnehmer Insulin spritzen und sich die Diskussionen dadurch in diesem Rahmen halten, wollte ich mal die Diskussion auf DM2 und Cortison bringen.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Oktober 25, 2019, 11:14
Da hier fast alle Teilnehmer Insulin spritzen und sich die Diskussionen dadurch in diesem Rahmen halten, wollte ich mal die Diskussion auf DM2 und Cortison bringen.

Ja, das ist da ein besonderes Problem. Ich kenne zwar das Cortison-Regelwerk von Dr. Teupe (https://www.yumpu.com/de/document/read/448501/therapieanpassung-an-kortisonbehandlung), aber ob man das auch ohne Anpassungen für DM2 anwenden kann weiß ich auch nicht. Gleiches gilt auch für den Cortison-Rechner, der auf den Teupe’schen Regeln beruht: https://www.alexeberth.bplaced.net/wordpress/insulindosisanpassung-bei-cortison/

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Floh am November 06, 2019, 10:10
Altes Thema, ich belebe es trotzdem noch einmal kurz wieder.

Ich habe noch eine Ergänzung. Mittlerweile bin ich bei Tag 23 einer Cortisonbehandlung mit Tabletten. Diese wurde (ich vermute, wie immer) mit hoher Konzentration begonnen und danach "ausgeschlichen". Und in meinem persönlichen Fall ist der Rechner gut, aber noch nicht ideal.

Bei 20 mg Prednisolon war die errechnete Dosis etwas zu niedrig. Ich habe 8 der 10 Tage mit hohen Resistenzen bis in den Nachmittag und Abend gekämpft.
Bei 10 mg Prednisolon lag der Rechner fast ideal richtig.
Bei 5 mg Prednisolon errechnet die Webseite die selbe Insulinmenge wie für 10 mg. Dies war deutlich zu viel.

Meiner Ansicht nach ist es wichtig, die Resistenz aus Corisonbehandlung nicht zu unterschätzen. Ich hätte gleich am zweiten Tag die Insulindosis deutlich erhöhen müssen. Ebenso gilt, dass die veränderte Tagesgesamtmenge tatsächlich eine Rolle spielt. Am dritten Tag (dann, wenn die Resistenz am Nachmittag halbwegs unter Kontrolle ist) sollte man den Rechner erneut bemühen.

Ich fühle mich jetzt ganz gut in der Lage mit Cortison zu arbeiten - nach Murphy werde ich es vermutlich mehrere Jahre nicht mehr brauchen und alles vergessen.
Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joa am Dezember 04, 2020, 02:28
Hallo ihr Lieben beisammen,

ich bin mal wieder auf diesem Thread gelandet, der sich seit meiner letzten Heimsuchung noch weiterentwickelt hat.

Da hier fast alle Teilnehmer Insulin spritzen und sich die Diskussionen dadurch in diesem Rahmen halten, wollte ich mal die Diskussion auf DM2 und Cortison bringen.

Dazu mein Gedanke, dass Dr. Teupe mal berichtete, dass er das Cortisin-Schema selbst an eigenem Leib anwendet.
Er ist zwar weder Typ1 oder 2 Diabetiker, steht aber angelegentliche aufgrund anderer Schwierigkeiten unter hochdosierte Cortison-Therapie.

Er meinte, dass das Prinzip der Resistenzvermeidung zum Schutz der Beta-Zellen auch bei Nichtdiabetikern von Nutzen sein könnte.
Somit sollte das wohl erst bei T2D sinnig sein?

Wer es vorsicht angeht könnte wohl mit reduzierten Insulinmengen starten? Wer sich traut geht volle Kanne ran und hat ausreichende Mengen schneller
Kohlehydrate  (und Teststreifen) griffbereit, da Vorsicht bekanntlich die Mutter der ....  :)

Gruß
Joa


Titel: Re: Cortison zu erwarten
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 04, 2020, 11:18
Er meinte, dass das Prinzip der Resistenzvermeidung zum Schutz der Beta-Zellen auch bei Nichtdiabetikern von Nutzen sein könnte.

Da stimme ich mit ihm überein, zumal mir ein Diabetiker im Gedächtnis geblieben ist, bei dem der Diabetes erst nach einer hoch dosierten Kortisontherapie entstanden ist.

Das Problem dürfte nur sein einen Arzt zu finden, der einem Nicht-Diabetiker Insulin verschreibt.

Viele Grüße
Jörg