Diabetesfragen > CGMS
Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt
Joerg Moeller:
Die "kontinuierliche Zuckermessung", also die dauerhafte Überwachung des Zuckergehaltes im Gewebe, verspricht Diabetes-Patienten eine bessere Möglichkeit der Stoffwechselkontrolle. Doch wie es scheint, erfüllen sich diese Hoffnungen zur Zeit noch nicht
An die Einführung der kontinuierlichen Glukosemessung, bei der die Zuckerkonzentration im Unterhautfettgewebe überwacht und an ein Empfangsgerät gemeldet wird, knüpfen sich viele Hoffnungen. Insbesondere wenn es gelänge, die ermittelten Zuckerwerte zur Steuerung einer Insulinpumpe zu verwenden, würde man damit einer Art "künstlicher Bauchspeicheldrüse" sehr nahe kommen, die die Diabetestherapie, vor allem bei Patienten mit Typ-1-Diabetes, deutlich erleichtern könnte.
Leider, so Professor Norbert Hermanns vom Diabetes Zentrum Mergentheim, lassen die bislang gemachten Studien nicht erkennen, dass die "CGMS" (Continiuierliche Glukose-Monitoring-Systeme) diese Erwartungen auch erfüllt. So zeigte eine Studie, an der 60 Typ-1-Diabetes-Patienten mit Insulinpumpe teilnahmen, dass die Anwendung der kontinuierlichen Glukosemessung die Blutzuckereinstellung kaum verbesserte....
weiter auf http://www.diabetes-ratgeber.net/Diabetes-Typ-1/Kontinuierliche-Zuckermessung-noch-nicht-perfekt-77721.html
Ich wollte den Artikel mal hier zur Diskussion stellen, weil ich Studien zwar ganz interessant finde, mich die persönlichen Meinungen der Anwender aber eher interessieren.
Also mal konkret die CGMS-Träger gefragt: was hat sich da bei euch verbessert?
Viele Grüße,
Jörg
Joa:
Hier der Link zum vollständigen Text des Artikels in der Zeitschrift "der Diabetologe" 6/2010 auf Diabetes-Kids siehe Link weiter unten
Muss ich aber auch erst mal lesen...
Gruß
Joa
Nachtrag: Der Beitrag auf Diabetes Kids ist nur die Hälfte vom Text hier der ganze Artikel
Tuut:
--- Zitat von: Jörg Möller am Oktober 29, 2010, 10:02 ---Ich wollte den Artikel mal hier zur Diskussion stellen, weil ich Studien zwar ganz interessant finde, mich die persönlichen Meinungen der Anwender aber eher interessieren.
Also mal konkret die CGMS-Träger gefragt: was hat sich da bei euch verbessert?
Viele Grüße,
Jörg
--- Ende Zitat ---
Lieber Jörg,
ich kenne den Originalartikel von Prof. Hermanns erschienen im Diabetologen 2010. Und habe auch die Originalstudie gelesen über die er hier „referiert“. Dass dieser Artikel es auch noch in den Diabetes Ratgerber der Apotheken schafft und damit den Diabetikern, die vielleicht von solch einem System profitieren könnten verunsichert, verärgert mich maßlos – Nein das macht mich wütend!!!
Zumal man mit solchen Verlautbarung auch noch den Kostenträgern, dem gemeinsamen Bundesausschuss und dem IQWIG in die Hände gespielt wird – und vermutlich eine Kostenerstattung für Patienten, die von CGM-Systemen nachweislich profitieren noch lange hinausgezögert wird.
Ich bin seit 10 Monaten endlich eine zufriedene und glückliche Typ-1 Diabetikerin. Beruflich sehr engagiert, extrem eingespannt und zusätzlich sportlich sehr aktiv. Ich gehe sogar so weit zu behaupten: Ich fühle mich durch eine CGM unterstützte Pumpentherapie als geheilt.
Meine persönlichen Vorteile sind:
• Zugewinn an Sicherheit (Rechzeitige Vermeidung von Hypoglykämien)
• Vor allem wurde nachts meine Angst vor drohenden Hypoglykämien eingedämmt.
• Ich werde nicht mehr „genötigt“ aus Angst vor drohenden Hypoglykämien zu hohe Blutzuckerwerte zu akzeptieren
• Ich kann jetzt mutig und ausreichend Insulinieren, weil ich vor drohenden Hypos gewarnt werde.
• Es ist eine unverzügliche Korrektur drohender Hyper- und Hypoglykämien möglich.
• In der Öffentlichkeit muss ich keine herkömmlichen Blutzuckermessungen durchführen (nur noch zur Kalibrierung meines Systems -5 Mal in 5 Tagen).
• Sport ist möglich in einem euglykämischen Bereich
• Ich bin Leistungsfähiger
• Das Tragen des Systems ermöglicht mir einen diskreten Umgang mit meiner Erkrankung
• Und, und, und …..
Was HbA1c-Werte aussagen brauche ich in diesem Forum sicherlich nicht erwähnen. Mein HbA1c ist unter CGM-Anwendung sogar leicht angestiegen.
Sicherlich müssen gewisse Voraussetzungen da sein, um erfolgreich das kontinuierliche Glukosemesssystem anzuwenden. Aber für mich hat Herr Prof. Dr. N. Hermanns schlicht und ergreifend Unrecht.
Herr Hermanns schreibt sogar selbst in seinem Artikel: „Die kontinuierliche Glukosemessung kann nicht nur das aktuelle Glukoseniveau messen, sondern erfasst auch den „Blut“zuckerverlauf, so dass – anders als bei der punktuellen Blutzuckermessung – die Insulindosis nicht nur an die Höhe des aktuellen Blutzuckers angepasst werden kann, sondern auch schnelle Veränderungen des Glukosespiegels potenziell bei der Insulindosierung berücksichtigt werden können“.
Genau hier sehe auch ich meine Vorteile. Was Prof. Hermanns aber vermisst ist, dass diese gemessenen und angezeigten Werte halt noch nicht von einer automatischen Pumpe verwertet werden. Aber ich benötige es nicht wirklich solch einen Automatismus, sondern kann sehr gut eigenständig die Trend- und Verlaufsanzeige meiner Glukoseverläufe interpretieren und daraus folgerichtige Therapieentscheidungen ableiten.
Sicherlich kann und will auch nicht jeder Patient das System so für sich nutzen, dass es ihm wirklich etwas bringt. Wenn ich aber Studien betrachte habe ich immer mehrere Personen, deren Mittelwerte statistisch ausgewertet werden d. h. ich vergleiche zu einem gewissen Maß Äpfel mit Birnen.
Das bedaure ich sehr, zumal ich einige Leidensgenossen auch persönlich kenne die genauso wie ich sagen: Mein CGM-System gebe ich nie mehr her, weil es den Diabetischen Alltag enorm erleichtert.
Ich wünsche mir, dass die CGM-Systeme sich weiter verbreiten und dass der Ein oder andere Patient den Mut findet ein solches System zu testen. Ich wünsche mir aber auch erfahrene Diabetologen, die Patienten hierbei gut unterstützen können. Herrn Prof. Dr. N. Hermanns würde ich persönlich nicht weiterempfehlen.
Nur Mut und viel Erfolg
Tuut
Rob:
Hier lesbar ohne dass man Augenkrebs bekommt.
Wie der sub-Header der Studie suggeriert, geht es wohl um die Einschätzung der Therapieformen unter Verwendung von CGMS. Irgendwie finde ich aber nichts wirklich zu den Therapieformen (außer reaktiv und proaktiv) erklärt. Das ist was ich spannend gefunden hätte - inwieweit kann ich meine Therapieform mit CGMS nachhaltig ändern, verbessern. Denn mir stellt sich die gleiche Frage, wie kann ich die vielen Daten, die ich seit 10 Wochen sammle, sinnvoll auswerten. Mit dieser Fragestellung setzen sich sicher nur Patienten mit "Handlungsdruck" auseinander, wo auch immer dieser her kommen mag - sicher nicht alle Patienten. Mediziner sind tolle Statistiker, wenn es zu Fishertests kommt, was hier aber wohl angesagt ist sind Mustersuchen und Analysen der Verläufe in Abhängigkeit von von x,y,z - um eben Therapien individuell zu gestalten.
Wie auch immer, viel wichtiger ist aber der Gewinn an Lebensqualität. Das ist bei mir ein Gefühl, zu einem nicht geringen Teil beeinflusst wie gut ich mit der Krankheit zurecht komme. Das steigt rasant.
Wie oft messt ihr nicht, weil ihr einfach keinen Bock habt Euch irgendwo in der U-Bahn oder in einer Präsentation auf Arbeit oder beim Laufen im Wald, die Finger aufzupieksen und feinmototisch anspruchsvolle Bewegungsabläufe vorzunehmen? Ich ganz oft nicht - einfach weil ich denke 'och ne, nicht schon wieder'. Aber Informationen sind wertvoll und von daher beruhigt mich mein CGMS ziemlich. Nebenbei verstehe ich immer besser, wie lange ich mit Korrekturen warten muss, was die Eigenarten bestimmter Lebensmittel sind usw - It grows on you. Das ist sicher ein Faktor, der allen CGMS Trägern zu Gute kommt. Manche nutzen ihn um den HbA1c zu senken, andere um leistungsfähiger/bewußter/sicherer unter gleichen Bedingungen agieren zu können.
Aber ich weiß ich kann noch mehr da rausziehen. Das Teil hat wesentlich dazu beigetragen, dass ich im Januar die Schulung in Althausen mitmachen werde.
Joa:
Guten Morgen,
hier noch ein Link zur Veröffentlichung der Studie selbst:
Evaluation of an Algorithm to Guide Patients With Type 1 Diabetes Treated With Continuous Subcutaneous Insulin Infusion on How to Respond to Real-Time Continuous Glucose Levels
Wie der Studientitel nahelegt, ging es der Studienanlage nach nicht (primär) um die Evalutation des Nutzens der Kontinuierlichen Glucosemessung, sondern um die Frage mit welcher Algorhythmik zur Nutzung des RT-CGMS der größere/bessere Erfolg ezielt wird.
Und nun müsste ich die Studie erst mal selbst lesen... und vorher oder dabei erst mal übersetzen. :staun:
Was wohl etwas dauern wir...
Die Auswertung von Herrn Prof. Herrmanns liest sich aus meiner Sicht ähnlich wie die evidenzbasierten Befunde eine Peter Sawicki. Da geht es nicht um den subjektiven Nutzen und Lebensqualität sondern nur und alleine um harte Fakten.
Vielleicht fundierte Herr Prof. Herrmanns mit seiner Veröffentlichung auch eine künftige Bewerbung als Vorsitzender des B-GA?
Mehr zu der Frage von Jörg dann aber späterhin.
Gruß
Joa
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln