Autor Thema: Typ 1-Diabetes durch Gen-Mutation  (Gelesen 5254 mal)

Offline Joerg Moeller

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Typ 1-Diabetes durch Gen-Mutation
« am: November 15, 2007, 09:01 »
Unter dieser verheißungsvollen Überschrift fand ich einen Artikel bei www.wienerzeitung.at, der mal wieder ein nettes Beispiel für hundsmiserable Recherche gelten kann. Ich zitiere mal:

Zitat
Forscher fanden Schlüssel für Leiden junger Patienten.

Paris. Vor allem um Kinder und Jugendliche ging es am Mittwoch beim Weltdiabetestag. In einem in "Nature" veröffentlichten Beitrag führen Forscher aus, dass die Mutation der Gene HLA-DQB1 und HLA-DRB1 das Risiko des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen erhöht. Die Gene des Human Leukocyte Antigen (HLA), die auf dem Chromosom 6 kodieren, spielen demnach bei der Entstehung des Insulin-abhängigen Diabetes mellitus Typ 1 eine wichtige Rolle.


Bis hierher klingt das alles noch schön wissenschaftlich und gut informiert. Und dann kommts:

Zitat
Diabetes vom Typ 2 hängt im Wesentlichen mit ungesunder Ernährung und Bewegungsarmut zusammen. Diabetes vom Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, an der 90 Prozent der Patienten bereits im Kindes- oder Jugendalter leiden. Bei diesem Krankheitstyp zerstört das körpereigene Immunsystem in einer Entzündungsreaktion die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse und führt nach und nach zu fortschreitendem Insulinmangel.

Derzeit wird weltweit eine Besorgnis erregende Zunahme des Typ-1-Diabetes um jährlich drei Prozent beobachtet. Die Zahl der an Typ 1- und Typ 2-Diabetes Erkrankten wird auf 246 Millionen geschätzt, Hochrechnungen gehen von 380 Millionen im Jahr 2025 aus.

Die Folgen: Durch den hohen Zuckergehalt im Blut, der die Gefäße angreift, führt unbehandelter Diabetes zu Herzinfarkt, Nierenschädigung, Blindheit und Amputationen infolge von Durchblutungsstörungen.


Hallo? Und warum gibt es dann so viele extrem übergewichtige Menschen, die keinen Diabetes haben?
Was ist mit der Zunahme an DM2-Erkrankungen? Die verläuft ebenso dramatisch wie beim DM1.
Und wenn der Artikel schon auf DM1 fokussiert ist: ein unbehandelter DM1 wird keine Probleme mit Amputationen haben, weil er nämlich vorher bereits tot ist! :boese:

 :mauer:
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Offline Llarian

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Re: Typ 1-Diabetes durch Gen-Mutation
« Antwort #1 am: November 15, 2007, 09:30 »

 :mauer:

Schreib nen Leserbrief. Empfehle ihnen vielleicht auch, die Qualifikation des Verantwortlichen mal zu überprüfen...

Grüße
Anja

Offline klausing

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Re: Typ 1-Diabetes durch Gen-Mutation
« Antwort #2 am: November 15, 2007, 09:34 »
Das ist doch wieder die Henne und Ei Diskussion. Bin ich dick wegen meinem Diabetes oder gehöre ich zu der Risikogruppe für Diabetes weil ich dick bin?

Ich glaube aber doch, dass hier keiner anzweifelt, dass eine ganze Reihe von Krankheiten auf der Bewegungsarmut und dem Übergewicht beruhen. Der liebe Gott hat uns halt nicht als mampfende Wesen mit Sitzpolster gebaut! Sonst hätten wir wohl nie den aufrechten Gang erlernt.


Dass diese Krankheit Typ1 zunimmt ist ja wohl auch unbestritten. Bitte kommt mir jetzt nicht wieder mit der verbesserten Diagnostik. Man kann es auch ganz einfach begründen. Es ist nämlich wie bei allen Krankheiten welche besser behandelt werden.

Um es mal ganz platt zu sagen: Bei einer schlecht oder unbehandelten Krankheit sind die Leute früher weggestorben bevor sie sich vermehrt haben. Heute werden Krankheiten besser behandelt, die Menschen leben länger mit einer höheren Lebensqualität.  Daher sind sie jetzt in der Lage die Veranlagung zu solchen Krankheiten an die Kinder weiter zu geben und diese wieder an ihre Kinder usw.  ... ein ganz normaler Vorgang halt.

Offline Joerg Moeller

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Re: Typ 1-Diabetes durch Gen-Mutation
« Antwort #3 am: November 15, 2007, 14:02 »

Das ist doch wieder die Henne und Ei Diskussion.


Nicht wirklich. Man muß sich dazu nur bewußt machen, daß das defekte Stoffwechselgeschehen schon lange vor Ausbruch des DM beginnt. Denk nur mal an die niedrigen Adiponektin-Spiegel bei DM2, die eine Gewichtszunahme begünstigen.

Zitat
Bin ich dick wegen meinem Diabetes oder gehöre ich zu der Risikogruppe für Diabetes weil ich dick bin?


Beides. An der genetischen Komponente lässt sich nichts ändern. An den Katalysatoren Ernährung und Bewegung schon.

Oder anders ausgedrückt: wenn ich schon nicht verhindern kann in einer Benzinpfütze zu stehen, dann wäre es zumindest klug nicht noch mit Streichhölzern rumzuspielen. (Schlimm nur, wenn man auch noch Pyromanisch veranlagt ist...)
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Offline klausing

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Re: Typ 1-Diabetes durch Gen-Mutation
« Antwort #4 am: November 15, 2007, 14:55 »
Zitat
dann wäre es zumindest klug nicht noch mit Streichhölzern rumzuspielen.
Dann ist es doch aber immer noch besser den meisten Menschen dieses rumspielen immer wieder ganz drastisch, plastisch vor Augen zu führen !
Leider ist es dann in der heutigen Zeit so, dass dies dann nur noch mit sehr flachen bzw. stark vereinfachten Erklärungen / Hinweisen / Anspielungen funktioniert. (siehe Deine eigenen immer wieder gut funktionierenden Beispielen)
Wo man früher eine volle Schulstunde im Bildungsfernsehen hatte, dass muss man heute mit einer Überschrift und einem Zweizeiler in der Bildzeitung erreichen.

Offline Joerg Moeller

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Re: Typ 1-Diabetes durch Gen-Mutation
« Antwort #5 am: November 15, 2007, 21:19 »
Das reicht nicht. Der satte Bildungsbürger lehnt sich dabei nur den Kopf und freut sich, daß es bei ihm nicht so ist (Selbst wenn er ein Paradebeispiel dafür abgibt).

Wo man intervenieren müsste ist auf ganz persönlicher Ebene. Aber solange man das nicht ohne Schuldzuweisungen hnkriegt kann man sich diese Mühe auch sparen.

Die lapidare Feststellung (eigentlich in 90% der Fälle eher Hypothese) "Sie essen zuviel" ist völlig kontraproduktiv!
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