Autor Thema: Zusammenhänge entdeckt - Nervenzellen und Diabetes (Typ 2)  (Gelesen 4413 mal)

Offline Mischka

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Zitat
Einige Nervenzellen im Gehirn könnten eine bislang nicht bekannte Rolle bei der Entstehung von Diabetes spielen. Das berichtet eine Gruppe um Laura Parton von der Harvard Medical School in Boston (US-Staat Massachusetts). Bereits vor dieser Untersuchung war bekannt, dass die sogenannten pro-opiomelanocortinen Nervenzellen (POMC) aktiv werden, wenn die Glukosekonzentration im Blut nach einer Mahlzeit steigt. Welche Folgen dies jedoch für Körper hat, war bis lang nicht bekannt, heißt es im Journal "Nature".


weiter & Quelle: http://www.n-tv.de/847761.html
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hjt

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Re: Zusammenhänge entdeckt - Nervenzellen und Diabetes (Typ 2)
« Antwort #1 am: September 04, 2007, 11:47 »
Moinmoin,

interessant, wie die Medizin sich langsam umdenkt, und dazu passt auch, was Prof. Dr. Standl im Brennpunkt im aktuellen Diabetes Journal anlässlich der ausführlichen Darstellung der Inkretinwirkung(en) augenfällig demonstriert, auch wenn er sich im Kontext immer wieder wie beschwörend am alten angefressen & angesessen ausrichtet:
Zitat
... belegt der starke genetische Einfluss bei Typ-2-Diabetes, dass man gut beraten ist, mit Schuldzuweisungen an die Adresse der Typ-2-Diabetiker zurückhaltend zu sein.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Medizin in einigen Jahren weiteren medikamentösen Fortschritts in der Lage sein wird, den Blutzucker eines potenziellen Typ2-Kandidaten beinahe so eng wie gesund zu führen, und dass dann wie selbstverständlich verkündet wird, dass der Typ2 viel früher in der BZ-Eskalation diagnostiziert werden und seinen BZ von Anfang an sehr viel enger als ein Typ1 führen müsse, weil er in vielen prädiabetischen Jahren mit immer länger und höher und schädlicher ansteigenden BZ-Spitzen schon sehr viel an Vorschäden gesammelt hat.

Zudem ist bisher noch nicht einmal im Ansatz geklärt, wie die Betazellen ihre Fähigkeit zur ersten der gesund 2-phasigen Insulinantwort auf jeden Glukoseeintrag verlieren und damit einen notwendigen Grund für jeden späteren Typ2 legen. Denn erst mit dem Fortschreiten dieses Versagens startet der BZ seinen zunehmend auffälligen Verlauf, der ihn unbehandelt Jahre später über die alten Typ2-Diagnoseschwellen von 1974 tragen wird.

Und die selben Mediziner, so sie denn dann noch leben, die vor Jahren noch den selbstverschuldeten Lebensstil-DM gegeißelt haben und die heute anfangen, ihre Schuldzuweisungen zu überprüfen, werden dann immer schon gewusst haben, dass ein vielschichtiger genetischer Störungsblock diese Erkrankung sukzessive generiert und in der Vergangenheit von gut gemeinten und in ihren Auswirkungen völlig falsch eingeschätzten Ernährungs- und Therapie-Empfehlungen auf tragische Weise fachoffiziell gefördert worden ist.

Bisdann, Jürgen

Offline Joerg Moeller

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Re: Zusammenhänge entdeckt - Nervenzellen und Diabetes (Typ 2)
« Antwort #2 am: September 04, 2007, 20:07 »
"Schuld" ist in diesem Zusammenhang ohnehin ein sehr dehnbarer Begriff. Niemand wird es sich ausgesucht haben, aber ich denke, daß man eine gewisse Mitverantwortung dabei ebenso wenig schönreden kann wie bei einem Lungenkrebs, wenn derjenige starker Raucher war.

Das ist heute allerdings noch nicht so eng zu sehen wie in 10, 15 Jahren. Denn meiner Meinung nach kann ich nur für etwas (mit)verantwortlich gemacht werden, von dem ich weiß und das ich deshalb hätte ändern können. Und die ganzen Aufklärungskampagnen bezüglich Lebensweise und DM2 fangen ja erst jetzt so langsam an zu laufen und von den Verantwortlichen ernst genommen zu werden.
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hjt

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Re: Zusammenhänge entdeckt - Nervenzellen und Diabetes (Typ 2)
« Antwort #3 am: September 04, 2007, 22:06 »
Moin Jörg,

1. Anlässlich einer Podiumsveranstaltung hier vor ein paar Wochen mit BMG und kranken Kassen war auf mehrfache Nachrage die mehrfache einstimmige Ansage von dort oben, dass der Typ2 vollständig selbstverschuldet sei.

2. Auf meine Nachfrage, wann wir denn mit Typ2-Prävention wirklich ernster machen wie andere Länder, etwa USA, wo seit Frühjahr 2002 der Prädiabetes eine behandlungsbedürftige Diagnose darstellt. Davon sollte ich mich nicht unsicher machen lassen. Der Diabetes liege erst vor, wenn er diagnostiziert werde, und dann greife bei uns die fachlich richtige Therapie.

Bisdann, Jürgen

Offline Mischka

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Re: Zusammenhänge entdeckt - Nervenzellen und Diabetes (Typ 2)
« Antwort #4 am: September 05, 2007, 10:57 »

Der Diabetes liege erst vor, wenn er diagnostiziert werde, und dann greife bei uns die fachlich richtige Therapie.


Murks - typisch deutsches System. Das ist wie beim Schießen auf Polizeibeamte, die dürfen auch erst dann zurückschießen.  :balla:
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Offline Joerg Moeller

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Re: Zusammenhänge entdeckt - Nervenzellen und Diabetes (Typ 2)
« Antwort #5 am: September 05, 2007, 10:58 »
Hast du es darauf beruhen lassen oder hast du die so richtig "satt gemacht"?

Oder waren die zu dritt? (Der eine konnte nichts hören, der andere nichts sagen und der Dritte nichts sehen)
Wenn man den Diabetikern schon eine Mitverantwortung zuweisen will, dann müssen auch die mitverantwortlich gemacht werden, die eine entsprechend frühe Aufklärung verschlafen haben! In Sachen Kostenreduktion denken die Verantwortlichen immer noch zu kurzfristig.
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Offline Willy_Wuff

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Re: Zusammenhänge entdeckt - Nervenzellen und Diabetes (Typ 2)
« Antwort #6 am: September 20, 2007, 22:31 »
Mittverantwordlich ... hmm, das könnte von der Krankenkasse kommen, die die chance nutzen und sagen ... hat selber schuld, der muß mehr selber zahlen :-)

Finde ich mutig soetwas global zu sagen, denn man kann keinen für etwas verantwortlich machen das er nicht weiß.
Und was ist mit den leuten die Verantwortungsbewußt mit ihrem Wissen umgehen ?
Ich hatte das Glück vor ... hmmm rechne .... ca 12 jahren zu erfahren das ich prädesteniert bin mal nen Diabetes zu entwickeln.......
Habe dementsprechend wenigstens große Zuckermengen vermieden ( mehr wußte ich ja nicht und war für mich auch logisch... Diabetes = Zucker )
So hat meine Bauchspeicheldrüse dann noch mal locker 11 Jahre durchgehalten bis der Typ 2 ausgebrochen ist ...... Klar, als er ausgebrochen ist hab ich dann ne ganze Menge dazugelernt....... und mit dem Wissen von heute ..... wer weiß vielleicht hätt sie dann noch mal 5 jahre geschafft und .... wer weiß, vielleicht währ er auch erst in 20 Jahren ausgebrochen.......
Bin ich nun selber schuld das ich nen Diabetes habe ?

So gesehen kann man bei fast allen Erkrankungen im Nachhinein dem Patienten ne eigenverantwortung aufs Auge drücken.
Der Nichtraucher der Lungenkrebs bekommt ist dann auch selber schuld ? Weil er ja in ner Großstadt wohnt, und das die Abgase ungesund sind weiß doch jeder..... hätte ja in die Pampa ziehen können, vielleicht .... aber auch nur vielleicht.... währe er dann nicht erkrankt ?