Diabetesfragen > Der Erklärbär - Ich will's wissen
Bei welchen Werten hat man denn eine Hypo?
Joa:
--- Zitat von: Carrie am Juni 23, 2007, 13:32 ---
Ich saß an einem Sonntagvormittag ganz ruhig zu Hause im Wohnzimmer und war am lesen. Von einer Sekunde zur anderen setzten auf einmal heftige Hyposymptome ein. Herzrasen, Schwitzen, Zittern usw.
Sofort habe ich mein Messgerät geholt und der gemessene BZ war 100. ???
--- Ende Zitat ---
Hypos hängen primär von der Glucoseversorgung im Gehirn ab.
Was Du messen tust, ist die Glucosekonzentration im Zwischenzellwasser/Kapillarbult der Blutentnahme.
Es kann also durchaus sein, dass Dein Brain akut unter Glucosemangel leidet, die Fingerspitzen aber noch auf 100 mg/dl stehen.
Es dauert dann eine gewisse Zeit, bis die Glucosekonzentrationen in den verschiedenen Körperregionen sich (halbwegs) einander angeglichen haben (Homöostase).
--- Zitat ---
Die Hyposymptome hielten noch etwas an, ungefähr die gleiche Zeit die ich bis zur Messung gebraucht habe. Das Ganze hat schätzungsweise 3-4 Minuten gedauert, danach waren die Symptome so schlagartig vorbei wie sie gekommen sind. Weil ich wissen wollte, was los war, habe ich sofort nochmal gemessen und der gemessene BZ war dann 74. Meine Vermutung ist, dass der BZ bei einsetzen der Hyposymptome bei ca. 125 lag und dann schlagartig gesunken ist.
--- Ende Zitat ---
Das könnte dafür sprechen, dass der Blutzuckergehalt an Deiner Meßstelle abgesunken ist, weil ein Teil der Glucose homöostatisch in den großen Blutkreislauf und somit in Richtung Gehirn abgezogen worden ist.
Solche relativ blitzartig auftretenden Insulinwirkungseintritte sind grade am Vormittag nicht ungewöhnlich, insbesondere wenn vorangehend hormonelle Ausschüttungen aus Dawn, Aufstehphänomen oder so, nicht ausreichend mit Insulin gedeckt waren.
Gruß
Joa
Joerg Moeller:
--- Zitat von: Joa am Juni 25, 2007, 00:36 ---
Was Du messen tust, ist die Glucosekonzentration im Zwischenzellwasser/Kapillarbult der Blutentnahme.
--- Ende Zitat ---
Nö, nur im Kapillarblut. (Es sei denn man quetscht wie ein Weltmeister das Blut aus dem Finger)
--- Zitat ---Das könnte dafür sprechen, dass der Blutzuckergehalt an Deiner Meßstelle abgesunken ist, weil ein Teil der Glucose homöostatisch in den großen Blutkreislauf und somit in Richtung Gehirn abgezogen worden ist.
Solche relativ blitzartig auftretenden Insulinwirkungseintritte sind grade am Vormittag nicht ungewöhnlich, insbesondere wenn vorangehend hormonelle Ausschüttungen aus Dawn, Aufstehphänomen oder so, nicht ausreichend mit Insulin gedeckt waren.
--- Ende Zitat ---
Prima: und das ganze jetzt bitte nochmal in der Erklärbär-Variante (hier in diesem Board bitte kein Fachchinesisch :zwinker: )
Joa:
--- Zitat von: Jörg Möller am Juni 25, 2007, 13:40 ---Nö, nur im Kapillarblut.
--- Ende Zitat ---
Einverstanden. Der Anteil des Zwischenzellwassers (ZZW) in der Meßsuppe dürfte zu vernachlässigen sein.
--- Zitat ---
... das ganze jetzt bitte nochmal in der Erklärbär-Variante (hier in diesem Board bitte kein Fachchinesisch
--- Ende Zitat ---
:kratz: :kratz: Ok, let's try:
Der Körper ist bemüht, in allen Geweben und Gefäßen den Idealzustand einer einheitlichen Stoffkonzentration überall herzustellen. Das funktioniert über den Blutkreislauf. Enthält das Blut also mehr Glukose als das umliegende Zellgewebe, wandern die Zuckermoleküle durch die Zellwände der Kapillargefäße in das Gewebe und ebenso umgekehrt. Das ganze Geschehen wird fachchinesisch als der Prozess der Homöostase (irgendwas griechisches für Gleichgewicht/Gleichstand) bezeichnet.
Es kann also durchaus vorkommen, dass Du am Finger einen satten 100er Wert ermittelst, während das Gehirn tatsächlich im Unterzucker dümpelt.
Das Gehirn braucht mindestens eine Glucosekonzentration von 40 mg/dl um noch überall rund zu laufen. Dabei ist die Grenze des dem Gehirn zuströmenden Blutes bei mindestens 50 mg/dl anzusetzen. Alles darunter reicht für die grauen Zellen nicht mehr aus.
Das Ganze lehrt uns, dass der gemessene Blutzuckerwert für sich alleine keine Aussage über eine vorliegende Hypo erlaubt. Da hilft nur Deine Wahrnehmung.
Btw. ist der einzige wirklich zuverlässige Indikator für eine Hypo das Prickeln/die Taubheit der Lippen, Zungenspitze (und ggf. auch der Oberkieferzähne), da der versorgende Nerv die direkteste Verbindung zum Gehirn hat.
Wenn Du eine Hypowahrnehmung hast, und einen Wert von 100 messen tust, darfst Du allerdings recht entspannt bleiben weil Du erwarten kannst, dass der Nachschub zur Leitzentrale rollt. In diesem Fall kannst Du dann eher vorsichtig zufuttern.
Enger wird es bei deutlicher Hypowahrnehmung und einem 45er an der Fingerbeere.
Ich täte dann schon mal zu 250 ml Traubensaft greifen. Hängt natürlich auch noch mit den weiteren Faktoren zusammen. Vorangegangene Kohlehydratzufuhr, Insulingabe, Bewegungsniveau etc. etc. ...
Grüße
Joa
nuetzele:
--- Zitat von: Joa am Juni 25, 2007, 19:40 ---
Btw. ist der einzige wirklich zuverlässige Indikator für eine Hypo das Prickeln/die Taubheit der Lippen, Zungenspitze (und ggf. auch der Oberkieferzähne), da der versorgende Nerv die direkteste Verbindung zum Gehirn hat.
--- Ende Zitat ---
Übrigens: Btw. heißt: By the way (englisch) und bedeutet übrigens (deutsch) ;D :heilig:
http://www.dict.cc/deutsch-englisch/%FCbrigens.html
vreni:
so Btw. Joa danke, es ist der erste Beitrag von Dir, den ich glaube zu verstehen :D
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