Autor Thema: "Insulinwirkzeit"  (Gelesen 19096 mal)

Offline sonrisa

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Re: "Insulinwirkzeit"
« Antwort #20 am: November 29, 2006, 16:10 »

Das kann auch daran liegen, daß die Berechnungen ungenügend sind ;)


 :gruebeln: Das kann gut sein. Ist aber zur Zeit für mich die bessere Methode, meinen Diabetes zu behandeln. Hatte ja lange Jahre Probleme, den Diabetes überhaupt zu akzeptieren, was u.a. dadurch kam, daß ich es am Anfang zu perfekt machen wollte und es mich sehr frustriert hat, wenn das Ergebnis nicht auch perfekt war.Da höre ich jetzt lieber mehr auf mein Bauchgefühl und ärgere mich nicht, wenn die Werte mal nicht so toll sind.  :ja:

Das heißt aber nicht, daß ich mich nicht vielleicht doch irgendwann von Euch anstecken lasse  :zwinker:
Vorerst bleibe ich stummer Mitleser!  ;D

lg
Hella
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Offline Milchstraße

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Re: "Insulinwirkzeit"
« Antwort #21 am: November 29, 2006, 17:44 »
Also..... ich möchte das auch nicht abwerten oder so. Ganz und gar nicht! Nur.... hmmm... also es gibt doch einfach so ein paar Sachen, die hab' ich eben aus der Praxis gelernt. Durch zu hohe oder zu niedrige Werte.

Bsp.: wenn ich abends 'ne gute Portion Nudeln esse, brauche ich zur Nacht hin einfach noch einen Schuß von 3 Einheiten. Sonst wird das zum nächsten Morgen hin nix mit 'nem vernünftigen Nüchternwert. Is einfach so  :ja:.

Oder wenn ich morgengs meine Radtour mit Kind und Hund mache, habe ich eben einen Faktor von 1:1 zum Frühstück, statt 1:2.

Nehme ich mir durch die Berechnungen nicht einfach ein Stück Lebensqualität oder Zeit, die ich für andere Sachen besser verwenden kann? Diabetes ist doch nicht alles im Leben....

Und mein Zucker kann ich doch auch ohne Formeln ganz gut in Griff bekommen, so daß er berechenbar bleibt oder?
Viele Grüßlis von der Milchstraße
aus dem Lummerland :-)

Pumpi seit 1998 -htron / Insuman Infusat

Offline Llarian

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Re: "Insulinwirkzeit"
« Antwort #22 am: November 29, 2006, 18:22 »

Also..... ich möchte das auch nicht abwerten oder so. Ganz und gar nicht! Nur.... hmmm... also es gibt doch einfach so ein paar Sachen, die hab' ich eben aus der Praxis gelernt. Durch zu hohe oder zu niedrige Werte.

Bsp.: wenn ich abends 'ne gute Portion Nudeln esse, brauche ich zur Nacht hin einfach noch einen Schuß von 3 Einheiten. Sonst wird das zum nächsten Morgen hin nix mit 'nem vernünftigen Nüchternwert. Is einfach so  :ja:.

Oder wenn ich morgengs meine Radtour mit Kind und Hund mache, habe ich eben einen Faktor von 1:1 zum Frühstück, statt 1:2.

Wenns funktioneirt, ist das ja auch in Ordnung ;)
Ich für meinen Teil mag halt auch ganz gern wissen, warum etwas wie ist und vor allem möchte ich wissen, wann eine Regel eine Ausnahme hat, damit ich dann nicht damit auf die Nase falle.

Zitat
Nehme ich mir durch die Berechnungen nicht einfach ein Stück Lebensqualität oder Zeit, die ich für andere Sachen besser verwenden kann? Diabetes ist doch nicht alles im Leben....

Sagte ich ja schon... ich lauf nicht 24h am Tag rum und jonglier meine Formeln im Kopf... dann würd ich beim nächsten über-die-Straße-gehen vom Auto überfahren, weil ich keine Zeit mehr habe, auf die Autos zu achten. Denkst Du aktiv und bewußt darüber nach, wieviel Gramm Kohlenhydrate eine Scheibe Toast hat? Bei mir läuft das auf dem Rückgrat... aber auch nur, weil ich es irgendwann vor 28 Jahren gelernt habe. Ich denke auch beim Autofahren nicht mehr darüber nach, wie ich den Blinker bewegen muß, damit es rechts blinkt... ich tue es einfach. Das war am ersten Tag in der Fahrschule nicht so  ;D Oder Schnürsenkel binden... wie lange brauchst Du jetzt und wieviel bewußte Gehirnkapazität verwendest Du daraf und wieviel hast Du beim ersten Mal darauf verwendet?
Es nimmt keine Lebensqualität, es gibt mir welche, wenn ich weiß, ich habe ein kleines Quentchen Unsicherheitsfaktor eleminiert.

Zitat
Und mein Zucker kann ich doch auch ohne Formeln ganz gut in Griff bekommen, so daß er berechenbar bleibt oder?

Mit den Formeln sind ja wie schon angedeutet keine absoluten kommastellgetreuen Wahrheiten gemeint. Und wie auch schon erwähnt sollen sie ja nicht minütlich angewendet werden, sondern dazu dienen, sich Abläufe (z.B. Zeitabläufe) besser bewußt zu machen. Diesen Ehrgeiz habe ich auch nicht bei allen Dingen... ich muß nicht wissen, was sich abspielt, wenn ich beim Autofahren einen anderen Gang einlege... ich fahre halt damit.

Grüße
Anja

Offline sonrisa

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Re: "Insulinwirkzeit"
« Antwort #23 am: November 29, 2006, 18:44 »
@Milchstraße
Ich handhabe das genau wie Du. Ich lerne aus der Praxis. Für mich wäre die zusätzliche Berechnung aller Faktoren auch ein Verlust von Lebensqualität. Möchte gar nicht immer so genau wissen, warum alles so ist.

So ist halt jeder anders. Zum Glück!  :ja:


 :rotwerd: ohje, jetzt diskutieren wir hier das Theorie-Board mit solchen Dingen voll. Sorry...wie, war das Thema nochmal?  :zwinker:
LG Hella

Offline Joerg Moeller

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Re: "Insulinwirkzeit"
« Antwort #24 am: November 30, 2006, 15:17 »

 :rotwerd: ohje, jetzt diskutieren wir hier das Theorie-Board mit solchen Dingen voll. Sorry...wie, war das Thema nochmal?  :zwinker:


 ;D ;D

Das ist schon okay. Ich möchte auch nicht, daß hier der Eindruck entsteht, daß nur wer diese ganzen Formeln, Berechnungen, Regeln, was-auch-immer anwendet ein "guter Diabetiker" ist. Ich hab schon so meine Faktoren, die ich berücksichtige (bzw. von meiner Pumpe berücksichtigen lasse), aber im Grunde entscheidet mein Bauchgefühl.
Wenn dann aber mal etwas nicht so klappt wie erwartet, dann möchte ich manchmal wissen, woran das liegen könnte. Oft genug ist es "fehlende Disziplin" oder "BE falsch eingeschätzt".

Es kann aber auch etwas anderes sein, und dann werde ich den Schwachpunkt umso schneller finden, je mehr Variablen ich kenne und abchecken kann. Alle kenne ich bestimmt auch nicht, und dafür ist z.B. dieses Board hier gut :ja:

Aber auch dann gilt (für mich): eine einmalige Entgleisung ist irrelevant. Shit happens und das kann jedem passieren, der keine Maschine ist. Interessant wird es immer dann, wenn ich diese Entgleisung reproduzieren kann.
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Offline Joa

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Re: "Insulinwirkzeit"
« Antwort #25 am: März 17, 2010, 01:04 »
Also ich hole den Thread hier mal wieder nach oben, weil er aktuell  (3/2010) zu der von meinereiner gestellten Frage nach Empfehlungen (von Teupe) zur Vorgabe der Insulinwirkzeit bei Insulinpumpen passt.

siehe: http://www.forum.diabetesinfo.de/forum/index.php/topic,8775.msg231311.html

Bei den Pumpen wird die Einstellungsvorgabe der Wirkzeit eines Pumpeninsulins dazu genutzt, dem Bolusexperten der Pumpe einen Parameter zu liefern, anhand dessen der "Experte" die Größe eines Bolusvorschlages für eine aktuelle Mahlzeit, oder einen Korrekturbedarf berechnet.

Was, je nach Pumpe, durchaus auch noch erstaunlich unterschiedliche Vorschläge ergeben kann.

Wie man hier recht eindrucksvoll dargestellt findet.

Von daher ist es gar nicht sooo theoretisch zu fragen, wie lange denn die Wirkung eines Bolus tatsächlich anhält. Und es ist sicherlich ungemein praktisch, oder pragmatisch gesehen hilfreich, eine Idee zu haben, wie lange denn nun die Wirkung eines vorhergenden Bolus, oder gar mehrerer derselben, so Wirkung zeigen könnte.

Das muss berechnet werden.

Interessanterweise klappt das auch ohne Experten meist auch bemerkenswert gut.  ;D

Unser Zentralrechner, der zwischen den Ohren sitzende, berechnet aus der Summe der Erfahrungswerte ganz ausgeklügelte Expertenratschläge.

Und das Gehirn teilt uns aus der Summe der abgespeicherten Erfahrungsparameter meistens recht verlässlich mit, was aktuell angesagt ist.

Und wir müssen darüber dann noch nicht mal nachdenken. Das läuft intuitiv, mit einem immensen Rechenaufwand im unbemerkten Hinterstübchen. Das wird dann auch Bauchgefühl genannt.

Bolusexperten sind da nur nützliche Idioten, die dem eigentlichen Chef, unserem Gehirn, einen Anlass bieten die einzelnen Parameter, Essensmenge, Vorlaufinsulin etc. einer etwas gezielteren Prüfung zu unterziehen, und somit die unbewussten Hintergrundparameter noch mal einer Eichung zu unterziehen.

Und, unter uns gesagt, nur die wirklichen Idioten unter den Pumpenusern vertrauen einem Bolus-Experten in der Pumpe blindlings.
Wenn unser "Bauchgefühl" dem Experten widerspricht, wem leisten wir dann Folge?

Die Theoriediskussionen neigen natürlich gerne dazu, sich zu verlieren, und damit auch ihren Sinn.

Aber, wie Anja weiter oben sinngemäß meinte, sie können auch hilfreich sein, das Bauchgefühl noch präziser auszurichten, und sei es nur, dass es folglich statt in 97,5% in 98,7% der Fälle in's Schwarze trifft.

Außerdem kann die Theorie ja auch noch Spaß machen. Wenn sie nicht zu absurd wird.  :ja:

Gruß
Joa

p.s. : lektoriert wird der Beitrag evtl. später mal.
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline Joerg Moeller

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Re: "Insulinwirkzeit"
« Antwort #26 am: März 17, 2010, 09:23 »
Sagen wir mal so: ich hab meiner Pumpe gesagt, daß mein Humalog 2 Stunden wirkt. (Hintergrund: bei Humalog traue ich mir zu 2 Stunden pp schon zu korrigieren)

Und jetzt meldet die Pumpe dann auch nach 1:59, daß noch ein Bolus aktiv ist. Egal ob ich 15 IE oder 0,05 IE gebolt habe. Fazit: dieser Aspekt des Bolusrechners ist für mich unbrauchbar. Der Aspekt der mich unterstützt ist bestenfalls der "Nicht vergessen: du hast vor <2 Stunden schon gebolt"-Effekt.

Wenn es rein um die Frage geht "Wieviel Insulin habe ich noch intus, von dem eine BZ-Senkung ausgehen könnte" dann kann man das meiner Meinung nach nicht berechnen.

Die Faktoren, die das beeinflußen können sind zu viele:
- kontrainsulinäre Hormone (wer kennt schon z.B. seinen aktuellen Cortisol-Spiegel? Um nur eins aus dieser Gruppe zu nennen)
- zirkulierende und extravasal aktive "Insulinase"-Menge
- Temperatur (je wärmer, desto aktiver die Resorption)
- Injektionsort (manche sind besser durchblutet als andere)

Wie Joa schon sagte: Bauchgefühl ist wichtig. Nach einiger Zeit beobachten was der BZ tut kriegt man das früher oder später eh raus.
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